William und Joanna - ab 1184 bis 1185

Isabella lachte leise und schmiegte sich für einen Moment in die wohltuende Wärme und die Geborgenheit, die ihr Vater ihr immer vermittelte. Das hatte sich ganz gewiss nicht verändert.
"Ja, wir sind endlich wieder hier. Es hat aufgrund der Umstände ein wenig länger gedauert als geplant, aber jetzt sind wir endlich zurück. Ich hatte schon Sorge, wir würden es nicht mehr schaffen. Dabei wollte ich doch so gern, dass das Kleine hier zur Welt kommt. Ich habe euch so vermisst..."
Sie küsste ihn Vater auf die Wange.
"Dann habe ich wirklich Glück gehabt. Jetzt sind William und ich wieder hier, alles wird gut. Wenn du uns jetzt noch mit Henrys Gemüt ein bisschen unter die Arme greifst. William möchte einen Treueeid schwören..."

William schüttelte lachend den Kopf. "Du bist wirklich verrückt. Diesen Sturkopf hast du zweifelsfrei von deiner Mutter." neckte er sanft.
Dann wurde er eine Spur ernster, nickte jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen. "Selbstverständlich. Allerdings glaube ich, dass das kaum nötig sein wird. Henry weiß, was Ihr für seinen Sohn getan habt und Ihr seid ein aufrichtiger Mann, so wie es ihn nur selten gibt. Das weiß Henry zu schätzen, seid versichert, Ihr braucht Euch keine Sorgen machen." erwiderte William. "Aber natürlich werde ich Euch in dieser Sache unterstützen, Ihr habt die Chance wahrlich verdient."

"Natürlich habe ich den von Mutter. Aber immerhin hast du nun einen Leidensgenossen. Will hat auch erfolglos versucht mich von diesem Vorhaben abzubringen. Ich habe mich durchgesetzt.", erwiderte Isabella grinsend.
William indes verneigte sich leicht vor seinem Schwiegervater und legte den Arm um Isabellas Schultern. "Ich danke Euch und fühle mich geehrt, dass Ihr eine solch hohe Meinung von mir habt. Ich habe nur getan, was meine Pflicht war. Ich möchte mich darum kümmern, wenn das Kind da ist und ich sicher sein kann, dass Beide wohlauf sind.", erklärte eretwas besorgt.
"Und du wirst dich jetzt ausruhen, Bella.", beschloss er bestimmt. Doch seine Frau spürte selbst, dass ihre Kräfte zur Neige gingen.
"Mary, willst du mich begleiten?"

William legte seinem Schwiegersohn eine Hand auf die Schulter. "Ehre, wem Ehre gebührt. Ihr habt Euch immer aufrichtig verhalten und habt zu Eurem Eid gestanden, ich weiß so etwas sehr zu schätzen ... und Henry ebenfalls. Aber nun solltet Ihr Euch auch ein wenig ausruhen, ihr seid ein wenig blass." Etwas, das William nur zu gut verstehen konnte, wenn er an die Sorgen und Ängste dachte, die sein Schwiegersohn an Isabellas Seite ausgestanden haben musste.
Mary lächelte und nickte. "Natürlich. Komm, ich bringe dich in euer Gemach." stimmte sie zu und hakte sich bei Isabella ein, um ihr auf dem Weg ein wenig helfen zu können. "Und heute Abend erzählst du mir ausgiebig von eurer Reise, hörst du?" bat sie mit leuchtenden Augen als sie ihre Schwester aus dem Gemach ihrer Eltern führte.
Doch zunächst würde sie an der Reihe sein und Isabella berichten, was alles vorgefallen war.

William Marshal nickte dankbar. "Wir haben einen weiten Weg hinter uns und ich bin froh, dass wir wohlbehalten am Ziel angekommen sind. Nun kann ich mich etwas ausruhen, vorher werde ich aber sehen, was unser Gepäck macht."
Isabella küsste ihren Mann auf die wange und ließ sich dann von Mary begleiten. Je mehr sie zu Ruhe kam, desto schwieriger wurde es für sie sich aufrecht zu halten. Als sie sich schließlich in einen bequemen Sessel sinken ließ, seufzte sie erschöpft auf. "Endlich....ja,wenn ich ein bisschen geruht habe, werde ich dir heute Abend alles erzählen, was du wissen möchtest. Aber jetzt erzähl mir, warum du mit den Kindern hier bist undnicht in Essex."

Mary setzte sich neben ihrer Schwester in einen der Sessel und seufzte leise. "Das ist eine ... wirklich lange Geschichte." warnte sie Isabella und fuhr sich kurz mit der Hand über die Augen. "Du hast ja selbst noch mitbekommen, dass Vater Gerard verboten hatte mich zu sehen, also bin ich hier geblieben bis die Kinder auf die Welt gekommen sind." Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen. "Zwillinge, Bella. Ein Junge und ein Mädchen. Du musst sie nachher kennen lernen." fügte sie hinzu, ehe sie den Faden wieder aufnahm. Gerard hatte sich wirklich Mühe gegeben und an sich gearbeitet, also bin ich mit ihm und den Kindern wieder zurück nach Essex. Ich habe ... mit ihm darüber gesprochen, dass ich nach den Zwillingen dringend eine Pause benötigen würde und er war einverstanden, also habe ich begonnen einen Trank zu nehmen, dessen Rezept ich von der Hebamme gekriegt habe." Mary machte eine kurze Pause, denn das was jetzt kam, war wirklich ein düsterer Abschnitt in ihrem Leben. "Es lief eigentlich gut zwischen und beiden, ein paar kleine Streitereien, aber nichts, was sich nicht schnell bereinigen ließ und Gerard hatte sich im Griff, aber irgendwann ... du weißt ja, dass es ihm schon immer schnell ein Dorn im Auge war, wenn ich am Hof mehr Vergnügen gefunden habe als er und er kam auf die Idee, dass eine weitere Schwangerschaft mich ja in Essex halten würde. Also hat er versucht die Kräuter für meinen Trank heimlich auszutauschen und ich ... ich habe ihn dabei erwischt." Marys Blick wanderte kurz zum Fenster hinüber. "Wir haben furchtbar gestritten und mein Vertrauen in ihn war so erschüttert, dass ich die Kinder genommen habe und an den Hof gereist bin." Hier brach sie ab, weil sie nicht genau wusste, wie genau sie weiter machen sollte. Wie sie in Worte fassen konnte, was Charles in dieser Zeit für sie bedeutet hatte.

Isabella lauschte ihrer Zwillingsschwester aufmerksam und legte den Kopf zur Seite. "Natürlich ist sie das, William und ich waren lange fort. Zwillinge?" Sie lächelte. "Wundervoll. Ich will sie wirklich gern sehen, nachher. Ich hoffe, die Beiden werden so unzertrennlich wie wir es immer waren. So sehr man seine Geschwister auch liebt, der Zwilling ist immer etwas Besonderes. Aber ich hätte ahnen müssen, dass es mit Gerard nicht auf Dauer gut gehen würde. Es wundert mich schon, dass Vater dich hat gehen lassen."
Kleine Streitereien waren normal in jeder Ehe, die hatte sieauch mit William. Aber sie wusste trotzdem, dass sie sich immer auf ihn verlassen konnte. Bei Gerard hatte man das nicht können.
Sie musterte Mary forschend.
"Du bist also geflüchtet. Und wie kommst du hierher? Er hat dich doch sicher nicht einfach kommentarlos am Hof gelassen."

Mary lächelte sanft. "Es sind so goldige Kinder. Den Jungen habe ich nach Gerards Vater Roland getauft, das Mädchen heißt Juliana." erklärte sie stolz.
Mary atmete geräuschvoll aus. "Hat er nicht. Aber er hat mir lange Zeit gelassen. Zu lange, um genau zu sein. Ich habe in der Zeit viel nachgedacht und habe dabei den Earl of Kent kennen gelernt, der mir eine wichtige Stütze in der Zeit war. Wir haben einmal sogar ... einen Kuss geteilt. Aber wir wussten natürlich beide, dass das nicht sein durfte und nichts dergleichen ist noch einmal vorgefallen." erklärte Mary langsam. "Am Hof hatte ich das Gefühl wieder atmen zu können, es hat so unglaublich gut getan. Und dann kam Gerard, um mich zurück zu holen. Wir wollten ein paar Tage noch am Hof bleiben und dann nach Essex zurück, aber ... es kam alles ganz anders." Marys Stimme war ein wenig leiser geworden und sie musste sich räuspern, um wieder klar weiter sprechen zu können.
"Gerard und ich haben uns wieder einmal gestritten und ich habe das Gemach verlassen. Völlig durch den Wind bin ich durch die Gänge gelaufen und" Mary seufzte leise, sprach dann aber weiter. "Und Charles in die Arme gelaufen. Dem Earl of Kent." fügte sie erklärend hinzu. "Er hat mich in sein Gemach gebracht, mich getröstet und mir Mut zugesprochen und dann ... dann kam eins zum anderen. Ich ... ich wollte einfach wissen, wie es sich anfühlt, Bella." erklärte Mary heiser und senkte den Blick. Sie war sich nicht sicher, ob ihre Schwester verstehen konnte, was Mary gefühlt hatte, immerhin hatte sie in William ja bereits den perfekten Mann gefunden, der sie auf Händen trug und über alle Maßen liebte. "Ich wollte wenigstens einmal so bedingungslos geliebt werden." flüsterte sie und versuchte mühsam die Tränen zurück zu halten.

"Das ist gut. Und Gerard hat endlich seinen Sohn bekommen, das hat es dir sicher viel leichter gemacht, was?" Mary hatte hart mit Gerards Unzufriedenheit zu kämpfen gehabt, dass sie ihm nur Mädchen gebar und Isabella war mehr als froh, dass sie sich niemals darum Sorgen machen musste.
"Gott steh dir bei, Mary...", flüsterte sie schockiert. Das hatte sie ihrer Schwester nun wirklich nicht zugetraut.
"Ich dachte, du liebst Gerard so sehr? Ich hätte dir niemals zugetraut, dass du ihn betrügst." Das war nun wirklich völlig außerhalb ihrer Vorstellungskraft gewesen. "Charles also....Oh Mary, das kann doch nur Unglück mit sich bringen."
Sie legte die Hand auf Marys Arm. "Hast du wenigstens gefühlt, was du erfahren wolltest? Liebt er dich oder nur die Möglichkeit mit dir ins Bett zu gehen?" Sie seufzte schwer. "Gerard....weiß es?"

Mary biss sich auf die Unterlippe. Natürlich passte das nicht wirklich in Isabellas heiles Weltbild, etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet. Dennoch musste sie schwer schlucken.
"Das habe ich ja auch ... ihn geliebt. Aber ihr habt doch selbst alle bei jeder Gelegenheit gesagt, wie schlecht er eigentlich für mich ist und ... mein Vertrauen in ihn war einfach nicht mehr das Gleiche." erwiderte sie leise. Dann lächelte sie traurig und schüttelte den Kopf. "Das hat es ja schon, Unglück mit sich gebracht, meine ich."
Mary griff nach Isabellas Hand und bei der Erinnerung an diese eine Nacht mit Charles wurde ihr warm ums Herz. "Ja, das habe ich. Er liebt mich wirklich und ist um mein Wohlergehen besorgt." erklärte sie mit sanfter Stimme. Charles. Charles war derjenige, der ihr Halt gab und sie konnte es kaum erwarten, dass sie endlich diese Nähe zulassen durfte, dass sie beide zusammen sein durften.
Mary schluckte schwer. "Er hat es herausgefunden. Gleich am nächsten Morgen und dann ... er hat in dem Streit völlig die Kontrolle verloren und mich sogar bewusstlos geschlagen. Er" Mary stockte, weil es ihr schwer fiel all das auszusprechen. "Er dachte schließlich, er habe mich in seiner Wurt erschlagen und ... und damit konnte er nicht umgehen." Mary schloss einen Moment die Augen. "Er hat sich umgebracht, Bella." wisperte sie leise und sah ihre Schwester an. "Meinetwegen ist er tot."

Isabella schwieg eine Weile entsetzt, nachdem Mary fertig erzählt hatte. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit diesen schockierenden Neuigkeiten. Das musste sie erst einmal verarbeiten. Gerard war tot, das hatte sie ihm wahrlich nicht gewünscht. Wie verzweifelt musste er gewesen sein...
Ohne weiteres Nachdenken schloss sie Mary in die Arme und drückte sie vorsichtig an sich. "Oh Mary, es tut mir so leid. Für dich und die Kinder...."
Sie konnte kaum glauben, dass Marys Leben ausgerechnet während ihrer Abwesenheit so turbulent gewesen war.
"Wie geht es jetzt weiter mit dir und den Kleinen"?"

Mary schwieg und wartete bangend auf Isabellas Reaktion. Doch dann schloss ihre Schwester sie in die Arme und bei Mary brachen alle Dämme. Sie legte die Arme um Isabella und weinte sich an der Schulter ihrer Zwilingsschwester aus. "Oh Bella, es war so fürchterlich ..." schluchzte sie leise und drückte ihr Gesicht an Isabellas Hals. "Ich bin so froh, dass du wieder hier bist."
Es dauerte ein kleines Weilchen bis Mary sich wieder im Griff hatte, dann löste sie sich wieder von ihrer Schwester, fuhr sich über die Augen und fand langsam wieder ihre Fassung wieder.
"Vorerst bleiben wir hier. In Essex ist ein fähiger Verwalter eingesetzt, der mir regelmäßig Nachricht schickt und zusammen mit Vater gehe ich seine Briefe durch. Bis meine Trauerzeit zu Ende ist, werden wir es so beibehalten. Danach ... werde ich nach Kent gehen." erklärte Mary und trotz der Trauer, die noch immer an ihr nagte, stahl sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. "Charles möchte für mich und die Kinder sorgen. Er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte."

Isabella strich durch Marys Haar, flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr und ließ sie sich ausweinen. "Ich weiß, Liebes, ich weiß....Und es tut mir so leid, dass ich dir in der schwersten Zeit nicht beistehen konnte, weil ich nicht hier war. Ich bin auch so froh wieder hier zu sein, bei euch allen."
Sie küsste Mary auf die Stirn und seufzte leise.
"Das ist gut. Dann ist wenigstens das geregelt und du kannst zur Ruhe kommen.Und dann....Kent also. Dein Charles scheint ein anständiger Mann zu sein, wenn er Verantwortung übernimmt. Und er scheint dich wirklich zu lieben. Ich freue mich darauf ihn kennenzulernen. Erzähl mir von ihm, wie ist er so? Wie lange währt deine Trauerzeit noch, Mary?"

Auch nach dieser langen Trennung war es sofort wieder wie früher und Mary entspannte sich in Isabellas Umarmung. Es tat so gut ihr endlich alles zu erzählen und sich bei ihr auszuweinen. Das hatte sie so sehr vermisst.
Mary atmete tief durch und lächelte dann. "Ja, das ist er." bestätigte sie und drückte leicht Isabellas Hand. "Er wird dir gefallen, Bella. Er erinnert mich ein bisschen an deinen Mann ... ähnlich vernünftig." Sie lachte kurz. "Es war von Anfang an so anders mit ihm. Er steht fest im Leben, weiß, was er sich vorgenommen hat, was er erreichen will und was ihm wichtig ist. Und er ist so wundervoll mit den Mädchen umgegangen. Vor allem aber interessiert er sich wirklich für mich, für das was ich möchte, wovon ich träume ... er würde mich nie einsperren wollen." erzählte Mary und bemerkte gar nicht so wirklich, wie sie ins Schwärmen geriet.

Isabella lächelte leicht. "Es freut mich, dich so reden zu hören. Du hast immer über mich gegrinst, mit meinem ach so perfekten, reifen Mann. Jetzt siehst du selbst die Vorzüge. Und Liebes, du bist einfach bis über beide Ohren in diesen Charles verliebt."
Und sie gönnte es ihrer Schwester von ganzem Herzen. Sie hatte unter Gerard genug gelitten inden letzten Jahren.
"So sollte es auch sein, Mary. Dass er dich versteht und du nicht zurückstecken musst. Dass du ihn unterstützen kannst bei seinem Streben, aber nicht kämpfen musst darum es tun zu dürfen. Und ich bin sicher, er wird den Mädchen ein guter Vater sein. Hat er Kinder? Bis zur Hochzeit werde ich aber wieder in der Lage sein dabei zu sein, oder?"

Mary wurde ein wenig rot und warf ihrer Schwester einen strafenden Blick zu, lachte dann aber. "Ja, das bin ich wohl, da hast du recht." räumte sie ein. Dann nickte sie. "Einen Sohn. Ich habe ihn einmal kurz kennen gelernt, ein netter Junge. Allerdings wusste er da natürlich noch nichts von Charles' und meinen Plänen und so soll es auch noch ein Weilchen bleiben. Ich könnte mir vorstellen, dass ich ihm so etwas wie eine große Schwester sein könnte, der Junge wird dieses Jahr immerhin schon dreizehn."
Mary lachte und gab Isabella einen Kuss auf die Wange. "Aber natürlich! Und wenn ich sie nur deinetwegen verschieben müsste! Aber keine Angst, meine Trauerzeit dauert noch etwas mehr als zwei Monate. Danach werden Charles und ich uns verloben und dann heiraten ... du hast also genügend Zeit, dein süßes Kind zur Welt zu bringen."

Isabella grinste. "Das wird vermutlich ein guter Weg sein. Dann wird er nicht das Gefühl haben, dass du seine Mutter ersetzt. Ich bin ganz froh, dass ich das mit William zusammen ergründen kann. Er freut sich so sehr auf das Kind, er hat sich solche Sorgen um mich gemacht und wir haben so viel diskutiert. Ich glaube, ich habe ihm den letzten Nerv geraubt."
Isabella lachte auf.
"Das ist gut. Ich glaube, wenn ich mich hier auch nur einen Moment zu früh aus dem Bett begebe, fesselt William mich eigenhändig daran. Aber ich bin ja froh, dass er sich so um mich sorgt. Und ich bin so sehr gespannt darauf ihn als Vater zu erleben."

Mary schüttelte leicht den Kopf. "Kein Wunder! Du bist ja auch völlig verrückt eine solche Reise anzutreten in dem Zustand. Ein Wunder, dass du hier gesund angekommen bist. Aber ich weiß, wie du dich fühlst." Gerade eine Niederkunft wollte man nicht irgendwo in der Fremde erleben, schon gar nicht die erste.
Mary grinste. "Und ich werde ihm dabei helfen, glaub mir. Nach diesen Anstrengungen und dem, was dir noch bevor steht, hast du die Ruhe wirklich bitter nötig. Ich denke auch, ich sollte dich langsam alleine lassen, damit du dich hinlegen kannst. Ruh dich aus, Bella. Ich helfe dir aus deinem Kleid und dann schläfst du etwas, in Ordnung?"

Isabella lächelte, als sie ihre Nichten bei ihrem Spiel im Garten beobachtete. Endlich konnte sie das wieder ohne Bitterkeit tun, jetzt, da sie selbst wieder Nachwuchs erwartete und diesmal alles gut zu gehen schien. Sie hatte am Grab Jesu dafür gebetet, dass Gott ihr ein gesundes Kind schenken würde und offensichtlich hatte er ihren Wunsch erhört.
Einige Tage waren sie nun hier und Isabella hatte sich ein wenig von den Strapazen erholt. Gerade rechtzeitig, wie ihr schien, denn offensichtlich wollte das Kleine nicht mehr warten. Zwei, drei Wochen zu früh, aber möglicherweise hatte sie sich in all der Hektik der Reise auch verrechnet. Noch waren die Wehen nicht sonderlich drängend, nur ganz leicht als Anbahnung zu spüren. Und da sie ahnte, dass entweder William oder Mary sich gleich zu ihr gesellen würde, blieb sie einfach hier sitzen, bis sie jemand fand.

Mary hatte es genossen Isabella wieder an ihrer Seite zu haben. Sie hatten unglaublich viel Zeit zusammen verbracht und sich gegenseitig alles erzählt, was in den letzten zwei Jahren geschehen war. Mary war ganz verzückt gewesen von all dem, was Isabella auf ihrer Reise erlebt hatte und Isabella hatte mit großer Freude ihre Nichten und ihren kleinen Neffen genauer kennen gelernt.
So war sie auch heute mit den Kindern schon in den Garten vorgegangen und Mary folgte ihr nun, da sie mit ihrem Vater die letzten Dinge für Essex besprochen hatte.
Die Mädchen tobten durch den Garten und Roland und Juliana saßen vor Isabella im Gras und spielten andächtig zusammen - es war ein wundervoller Anblick.
Mary ließ sich lächelnd neben Isabella nieder. "Ein schöner Anblick, nicht wahr?"

Isabella hatte es geahnt und lächelte, als Mary sich zu ihr setzte. "Das ist es und ich freue mich darauf, dass mein Kleines sich dazu gesellen kann. Mir scheint allerdings, es möchte heute gern den ersten Schritt dazu tun. Wenn Edith in der Nähe ist, wäre ich sehr dankbar, wenn du mich nach drinnen begleiten würdest, Mary. Ich glaube, ich habe Wehen.", sagte sie recht entspannt.
Sie wusste selbst nicht, warum sie so gelassen dem entgegen sah, was da noch kommen würde. Aber eines wusste sie: Gott hatte sie und ihr Kind diese ganze weite Reise lang beschützt, warum sollte er jetzt hier damit aufhören? Ihr würde nichts geschehen, da war sie sicher.
"Meinst du, wir sollten es William jetzt schon sagen?"

"Ja, das wird wundervoll und ich freue mich schon darauf Tante für dein Kleines spielen zu können." erwiderte sie und zog dann eine Augenbraue in die Höhe. "Na du bist mir eine. Wie oft kommen sie schon?" erkundigte Mary sich und ließ den Blick kurz durch den Garten schweifen. "Edith wollte hinten im Kräutergarten nach dem Rechten sehen, ich gehe sie holen. Ich bin gleich zurück." Mary erhob sich und lachte dann leise. "Ich würde dir davon abraten. Solange du es nicht unbedingt willst, würde ich damit warten bis das Kleine da ist. Sonst macht er sich nur unnötig verrückt." riet Mary ihrer Schwester und machte sich dann zügig, aber nicht übermäßig eilig auf den Weg, um Edith zu holen. Sie hatten immerhin noch etwas Zeit und würden in Ruhe in die Burg zurück kommen.

"Das ist gut, denn ich hatte gehofft, du würdest seine Patin werden." Isabella schenkte Mary ein Lächeln. "Oh, alle paar Minuten. Ich denke,wir haben noch ein klein wenig Zeit. Sie sind noch nicht sehr heftig, soweit ich in der Lage bin das zu beurteilen."
Sie überlegte kurz und lachte auf.
"Vermutlich hast du recht. Er hat sich so schon genug Sorgen gemacht, lass es uns ihm ein bisschen ersparen. Allerdings hat er ein geradezu unheimliches Gespür für mich. Es würde mich nicht überraschen, wenn er sich doch bald einfindet, weil er glaubt, etwas stimme nicht."
Jetzt aber wartete sie erst einmal geduldig auf Marys Rückkehr.

Mary strahlte über das ganze Gesicht und hauchte Isabella einen Kuss auf die Wange. "Oh, es wäre mir eine Ehre." erklärte sie glücklich, dann machte sie sich auf den Weg, holte Edith, damit diese bei den Kindern blieb und half Isabella dann auf die Beine.
"So oder so, er wird es früh genug erfahren. Wenn wir in dein Gemach kommen ohne dass er es merkt, ist ein wichtiger Schritt schon mal getan." erklärte sie und zwinkerte ihrer Schwester verschwörerisch zu, während sie ihr in die Burg half. Dort hielt sie den ersten Diener an, der ihr begegnete und schickte ihn los, um ihrer Mutter Bescheid zu geben, damit diese die Hebamme holen und John verständigen konnte - und das möglichst unauffällig.

Isabella war letztendlich doch froh, als sie sich auf ihrem Bett niederlassen konnte und Marys tröstende Gesellschaft ebenso genießen konnte wie die ihrer Mutter und Johns beruhigende Aura. Sie war ein bisschen aufgeregt, aber Angst hatte sie keine. Sie fühlte sich gut aufgehoben.
"William weiß noch nichts?", fragte sie nach, konzentrierte sich dann aber auf die rasch heftiger werdenden Wehen. Bald würde es soweit sein und sie würde ihr Kind bekommen.
Endlich...
Isabella lächelte leicht, atmete durch und harrte der Dinge, die da kamen.