William und Joanna - ca. 1186 - ?

Helene

"Nicht wahr? Das finde ich auch." Helene liebte dieses Kleid aus dem wunderschönen, violetten Stoff, das sich so anschmiegsam anfühlte. Sie hatte es angezogen zu diesem Treffen, damit sie sich wenigstens ein bisschen geschützter fühlen konnte.
Sie beobachtete, wie er die Kinder fort schickte und wandte sich ihm dann ganz zu. "Ich lege keinen Wert auf eine Ehe, aber da mir keine Wahl bleibt...Was wollt Ihr überhaupt mit einer Französin? Steht Euch der Sinn nicht viel eher nach einer netten Engländerin, die Euch wenigstens nett findet? Ihr seid in meinen Augen ein arroganter Wichtigtuer und daran wird sich nichts ändern. Gebt Euch keiner Illusion hin. Ich finde mich mit dieser Ehe ab, nicht aber mit Euch. Und nun entschuldigt mich..."

"Mir ist es vollkommen gleich woher eine Frau kommt. Mir steht der Sinn nicht gerade nach einer neuen Heirat, aber die Kinder brauchen jemanden, der ihnen die Mutter ersetzt. Alle vier haben wahrlich genug durchgemacht und sind dabei noch so klein, sie brauchen einfach eine Stiefmutter. Und da der König auf dieses Bündnis wert legt, werde ich Euch heiraten, aus keinem anderen Grund. Ich brauche keine Engländerin, die mich nett findet." Die eine Frau, die er hatte haben wollen, hatte er verloren und er glaubte nicht, dass es irgendeine Frau auf dieser Welt gab, die Julia ersetzten konnte, also wollte er es auch gar nicht versuchen.
Als Helene sich abwenden wollte, griff Edward nach ihrem Handgelenk und hielt sie auf. "Eins solltet Ihr Euch aber dennoch merken, Mylady, ich lasse nicht zu, dass Ihr mich wie einen Narren dastehen lasst, weil Ihr Euch benehmt wie eine Furie. Denkt daran, ich werde derjenige sein, der bestimmt, was Ihr zu tun und zu lassen habt, welche Freiheiten ihr habt ... ich bin derjenige, der Euch das Leben zur Hölle machen kann, wenn Ihr versucht es mir schwer zu machen. Überlegt Euch gut, ob Ihr das wirklich wollt oder ob Ihr nicht doch lieber irgendwann von Eurem hohen Ross herunter kommen wollt." riet Edward ihr eindringlich. Er hatte sicher nicht vor sich von ihr auf der Nase herum tanzen zu lassen.

Helene

Helene schüttelte leicht den Kopf. "Das wäre ich wohlmöglich in der Lage zu tun. Eine Stiefmutter zu sein. Auch, wenn ich mit Kindern nur wenig Erfahrung habe. Aber ich sehe, wie verstehen uns. Ich lege wenig Wert darauf Eure Frau zu sein. Aber eine Wahl bleibt mir nicht, weil auch mein König auf dieses Bündnis wert legt."
Sie entzog ihm mit einem Ruck ihren Arm, als er sie aufhielt. "Fasst mich nicht an.", zischte sie. "Ich werde mich benehmen, wie ich es für richtig halte und Ihr könnt mir nichts antun, vor dem ich mich fürchten würde. Ich bestimme selbst. Freiheiten...ich werde als verheiratete Frau ohnehin kaum Freiheiten haben, was also wollt Ihr mir da noch nehmen? Mein Leben wird zur Hölle an dem Tag, da ich Euch heirate..." Sie trat einen Schritt zurück.
"Also dann, Monsieur...das Spiel möge beginnen. Und das wird es spätestens bei unserer Hochzeit."

Edward nickte knapp. Wenn der König rief ... sie beide hatten keine wirkliche Wahl und er wusste, dass Helene sie noch weniger hatte als er, aus dem einfachen Grund heraus, dass sie eine Frau war.
Mein Leben wird zur Hölle an dem Tag, da ich Euch heirate.
Obwohl er es nicht wollte, trafen ihn ihre Worte. Es war wie ein kleiner Stich ... nur eine dünne feine Nadel, die aber zielstrebig sein Herz durchbohrte. Noch nie hatte ihm eine Frau solch strikte Ablehnung entgegen gebracht und es war durchaus betrüblich, dass es nun ausgerechnet die Frau doch tat, die er heiraten würde. Doch er gab sich alle Mühe sie das nicht merken zu lassen und verneigte sich kurz vor ihr.
"Möge der bessere gewinnen, Madame." erwiderte Edward und wandte sich dann ab, um noch einmal zu den Kindern zu gehen und Helene stehen zu lassen. Oh, Henry war ihm nun wirklich etwas schuldig, so viel war sicher!

Aileen

Aileen wanderte betrübt durch die Gänge, allein, einfach um sich die Zeit zu vertreiben. Sie war immer noch in London. Ihr Brief hatte Lady Joanna erreicht und die Lady hatte sich wirklich bemüht sie nach Truro zu holen, aber ihr Vater, dieser sture Bock, hatte sie nicht aus den Augen lassen wollen, nachdem Harry schon wie vom Erdboden verschluckt war.
Immer noch wusste Henry nicht, wo Harry zu finden war und trotz mehrfacher Nachfrage hatte sie es ihm nicht verraten. Doch nun war sie hier gefangen und kein Harry in der Nähe um sie zu trösten.
Sie seufzte leise, sah dann aber auf, als sie Schritte hörte. Aileen wurde blass, als sie erkannte, dass John ihr entgegen kam, diesen Elias im Schlepptau.
Jetzt würde sie sicher wieder hässliche Worte zu hören bekommen.

Elias

Nachdem Elias Aileen geholfen hatte Harry zu finden und noch einmal zu treffen, hatte sich ihr Kontakt allerdings schnell wieder auf ein absolutes Minimum reduziert und mittlerweile musste er sich eingestehen, dass ihn das störte. Er konnte noch nicht genau sagen, wieso, aber er empfand jedes Mal ein leises Bedauern, wenn er Aileen sah und sie ihn mehr oder weniger wie Luft behandelte.
Heute war er mit John unterwegs nach draußen, als er Aileen entdeckte, die ihnen entgegen kam. Sie hatte sie beide noch nicht bemerkt, doch über Johns Lippen war bereits ein gehässiges Lächeln gehuscht, das Elias einen kurzen Schauer über den Rücken jagte.
"Ah, wen haben wir denn da? Das kleine Hurenkind." bemerkte John und versperrte Aileen geschickt den Weg. "Na, was ist, hast du schon Nachricht von deinem missratenen Bruder? Oder hat er sich möglicherweise doch endlich in der Themse ersäuft, weil er sonst nichts zu Stande bringt, hm?"
Elias biss die Zähne aufeinander und ballte unbewusst eine Hand zur Faust. Wie konnte John nur so unfassbar hässlich zu seiner Halbschwester sein?

Aileen

Aileen zögerte, als John ihr entgegen kam und schluckte schwer. Sie hatte gewusst, dass sie nicht ungeschoren davon kam und sie behielt recht. Kaum war er nahe genug, kamen auch schon ausgesprochen gehässige Worte über seine Lippen und Aileen presste die Lippen zusammen.
"Meine Mutter war keine Hure!", widersprach sie heftig, als er ihr den Weg versperrte. Wütend wollte sie an ihm vorbei gehen, doch er ließ sie einfach nicht.
"Was geht es dich an, was mit Harry ist? Es geht ihm gut. Wenn sich jemand ersaufen sollte, dann du, weil du es nötig hast zu deiner Schwester so zu sein! Ich habe dir nichts getan, warum bist du so? Lass mich doch einfach in Ruhe."

Elias

John lächelte geringschätzig. "Ja, red dir das nur ein. Aber irgendwann musst du die Augen öffnen und feststellen, dass sie sehr wohl eine wahr. Und der Apfel fällt ja bekanntlich auch nicht weit vom Stamm, nicht wahr?" erwiderte er mit einem diebischem Vergnügen, das Elias eine leichte Übelkeit bescherte.
Betroffen senkte er den Blick, um Aileen nicht ansehen zu müssen. Es beschämte ihn regelrecht, dass John so mit ihr umging, besonders nachdem Elias ihr geholfen hatte ... es fühlte sich jetzt noch verkehrter an als vorher.
"Ah, es geht ihm also gut, ja?" wiederholte John lauernd. "Und woher willst du das wissen, hm?" Er machte einen Schritt auf Aileen zu und griff nach ihrem Arm, damit sie nicht zurück weichen konnte. "Hast du ihm etwas geholfen abzuhauen, du kleine Schlampe?" zischte John ärgerlich und dieses Mal konnte Elias nicht länger still daneben stehen. Dass John Aileen so beschimpfte ließ ihn alles andere als kalt.
"John!" Er trat einen Schritt vor und ehe er darüber nachdenken konnte, hatte er Johns Handgelenk gepackt und seinen Griff von Aileens Arm gelöst. "Komm schon, es reicht ... lass uns gehen." unterbrach er Johns beginnende Hasstriade und sah seinen Freund mit düsterer Miene an.

Aileen

Johns abfällige Art über ihre Mutter zu reden, trieb Aileen die Tränen in die Augen. "Das ist eine Lüge! Und wenn Vater dich so reden hört, wird er dich bestrafen. Du weißt ganz genau, dass er sie sehr geliebt hat. Es ist ungerecht von dir, so etwas über sie oder mich zu sagen."
Aileen versuchte zurück zu weichen, als er sie am Arm packte. Seine aufdringliche, grobe Art machte ihr Angst.
"Nein! Ich weiß es einfach, weil er mein Bruder ist. Ich fühle, dass es ihm gut geht. Harry findet immer einen Weg. Ich habe ihm nicht geholfen!", widersprach sie eingeschüchtert. John war gut einen Kopf größer als sie und wirkte ziemlich bedrohlich auf sie.
Doch schließlich bekam sie Hilfe von einer Seite, die sie nicht erwartet hatte. Elias griff ei...war er am Ende doch kein so übler Kerl?
John drehte sich für einen Moment wutschnaubend zu Elias herum, als Aileen die Gelegenheit nutzte und sich an ihnen vorbei durch den Gang drückte. "Danke..", wisperte sie Elias zu und eilte davon. Sie würde ihm nachher allein noch einmal in Ruhe danken müssen.
"Was soll das, Elias?! Misch dich da nicht ein, das ist immer noch meine Angelegenheit! Das kleine Miststück hat es nicht anders verdient. Stolziert hier herum wir eine Prinzessin, dabei war ihre Mutter nichts als eine Hure, die meinem Vater eine Zeit lang das Bett gewärmt hat. Sie ist nur ein Bastard."

Elias

Elias war erleichtert als Aileen die Chance ergriff und verschwand. Er deutete nur ein Kopfnicken an als sie sich leise bedankte, dann galt seine Aufmerksamkeit wieder John, der nun sichtlich verärgert war.
Elias hob beschwichtigend die Hände. "Oh nun komm schon, sie stolziert hier nicht herum, das weißt du genau." erwiderte er und runzelte leicht die Stirn. "Na und? Auch wenn sie nur ein Bastard ist, ist sie doch trotz allem ein Mensch, oder nicht? Und obendrein zumindest deine Halbschwester. Sie hat nicht verdient, dass du so mit ihr redest." beschwor Elias seinen Freund, wenngleich er genau wusste, dass das wohl wenig helfen würde. Und dass er sich mit seinem Einschreiten ziemlich in Schwierigkeiten gebracht hatte. Dennoch ... er würde es wieder tun, stellte er ein wenig verblüfft fest.

John

John grollte leise. "Natürlich tut sie das! Sie benimmt sich, als würde sie hierher gehören, aber das tut sie nicht. Sie ist ein Niemand, sie hat Vaters Aufmerksamkeit nicht verdient. Meine Halbschwester? Nur ein unbedeutender Bastard. Ich betrachte sie nicht als Schwester. Und woher willst du überhaupt beurteilen können, ob sie es verdient hat? Du kennst sie doch gar nicht!"
Seine Augen verengten sich misstrauisch.
"Hat dich die kleine Hure etwa auch schon um den Finger gewickelt? Wie ist ihr das gelungen? Hat sie ein bisschen mit ihrem Arsch gewackelt und du bist ihr verfallen?"

Elias

Elias schnitt eine leichte Grimasse. "Aufmerksamkeit bekommt sie von deinem Vater ja wohl kaum, oder? Dann betrachte sie halt nicht als Schwester, aber dennoch solltest du sie nicht so schikanieren, wirklich ... ich kenne sie kaum, da hast du Recht, aber ich kenne dich und ich weiß, dass du so etwas überhaupt nicht nötig hast. Willst du dich wirklich auf eine solch niedrige Stufe stellen, nur um ihr das Leben unnötig schwer zu machen?"
Elias spürte einen Kloß in seinem Hals, schluckte und schüttelte dann entschieden den Kopf. "Unsinn, sie hat mich nicht um den Finger gewickelt!" protestierte er entschieden. "Und verfallen bin ich ihr erst Recht nicht. Ich denke nur, dass du deine Zeit mit besserem verbringen kannst als damit ein wehrloses Mädchen zu verhöhnen."

John

"Du hast ja keine Ahnung...hast du nicht gesehen, was Harry für Aufmerksamkeit von ihm bekommen hat? Das ist bei seiner Schwester kaum ein Unterschied. Ich schikaniere sie nicht, ich sage ihr die Wahrheit. Wenn du das nicht verstehst, halt dich da raus. Sie muss einfach lernen, wo ihr Platz ist und da das sonst niemand in die Hand nimmt..."
John schnaubte verächtlich. "Natürlich hat sie das, sonst würdest du sie nicht so verteidigen. Lass die Finger von ihr, du bist viel zu gut für eine kleine Schlampe wie die. Schlag sie dir aus dem Kopf, auch wenn sie nicht schlecht aussieht."

Elias

Elias hob beschwichtigend die Hand. "Schon gut, schon gut. Ich weiß ja, dass du die beiden nicht gerade innig liebst. Ich wollte nur verhindert, dass du unnötig mit ihr aneinander gerätst." entgegnete Elias und biss dann die Zähne aufeinander.
"Ich brauche sie mir nicht aus dem Kopf zu schlagen, weil sie nicht darin ist. Mach dir keine Sorgen, ich lasse schon die Finger von ihr." versicherte er dann eilig. Eine völlig absurde Idee, dass er irgendetwas von Aileen wollte! Er hatte dem Mädchen einen Gefallen getan und war gerade eingeschritten, weil John sich ihr gegenüber ungerecht verhalten hatte. Das hätte er auch getan, wenn es nicht Aileen gewesen wäre, davon war Elias überzeugt.

Aileen

Aileen hatte gewartet, bis sie sicher sein konnte, dass Elias allein in seinem Gemach war. Sie hatte sich durch die Gänge geschlichen und an seine Tür geklopft, nervös.
Als er sie herein bat, schaute sie ihn zunächst ein bisschen unsicher an, zwang sich dann aber zu einem zaghaften Lächeln.
"Ich wollte mich noch bei Euch für Eure Hilfe bedanken. Es ist nicht selbstverständlich, dass mich jemand gegen Johns Anfeindungen verteidigt und das bedeutet mir wirklich viel.", sagte sie leise.
"Ich hoffe, Ihr habt nicht allzu viel Ärger mit ihm meinetwegen bekommen. Ich weiß, er hasst mich..."

Elias

Elias war ein wenig überrascht als es zaghaft an seiner Tür klopfte, doch er bat den Besuch herein - nur um Aileen im nächsten Moment verblüfft anzustarren. Sie war so ziemlich die Letzte, die er hier erwartet hätte.
Als sie jedoch lächelte, verspürte Elias ein eigentümliches Kribbeln im Bauch und konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern. "Ach, das war doch nicht der Rede wert." entgegnete er ein wenig verlegen. "Ich fand es einfach nicht richtig, dass er Euch aus heiterem Himmel so angegangen ist ... ein schöner Ritter wäre ich, wenn ich nichts dazu gesagt hätte, denkt ihr nicht auch?"
Elias fuhr sich kurz über den Nacken und zuckte dann mit den Schulter. "Ach was, er hat sich etwas darüber beschwert, aber wirklichen Ärger habe ich nicht gehabt deswegen. Macht Euch keine Sorgen." Er zögerte einen Moment, unsicher, ob es unverschämt wäre, sie danach zu fragen, tat es aber letztlich doch. "Habt Ihr ... etwas von Eurem Bruder gehört?" erkundigte er sich dann. "Geht es ihm gut?"

Aileen

Aileen schlang ein wenig unbeholfen die Arme um ihren Oberkörper.Sie wusste, sie sollte nicht hier sein, aber sie hatte das Gefühl gehabt sich bei Elias bedanken zu müssen. Er hatte ihr die Chance zur Flucht verschafft, als er John von ihr abgelenkt hatte.
"Doch, das war es. Ich bin Hilfe von jemand Anderem als Harry nicht gewohnt. Ich bin schließlich nur ein Bastard und mein Vater hält sich von mir fern, wenn er es kann. Wer weiß, wie grob John mich noch angefasst hätte, hättet Ihr ihn nicht aufgehalten. John ist auch ein Ritter..."
Sie seufzte leise.
"Nein, noch nicht. Aber ich warte jeden Tag auf einen Brief von ihm. Ich bin sicher, es geht ihm gut."

Elias

Elias hob leicht eine Augenbraue in die Höhe. "Schlimm genug. Es wurde wirklich Zeit, dass Ihr auch von jemand anderem einmal Hilfe bekommt." erwiderte er und zuckte leicht mit den Schultern. "Dabei spielt doch auch gar keine Rolle, ob Ihr nun ein Bastard seid oder nicht. Ihr seid ein Mensch wie jeder andere auch und verdient eine solche Behandlung nicht."
Elias nickte langsam und stellte fest, dass es ihn seltsam betroffen machte, Aileen so zu sehen. So niedergeschlagen. Es war wie damals als er sie im Gang angetroffen hatte ... er hatte einfach nicht an ihr vorbeigehen können, so traurig wie sie gewesen war.
"Das denke ich auch. Ich bin sicher, es dauert nur ein wenig bis sein Brief Euch erreicht. Ihr solltet Euch keine Sorgen um ihn machen." versuchte Elias sie ein wenig aufzumuntern und schenkte ihr ein sanftes Lächeln.

Aileen

"Ich danke Euch für Eure Güte. Ihr sprecht wie Eure Eltern es tun. Auch sie haben mir nie gezeigt, dass ich nur ein Bastard bin. Ich war immer genauso wichtig wie meine Geschwister. Und sie haben sich viel um uns gekümmert, als ich noch klein war."
Aileen lächelte ihn dankbar an. "Ich werde Euren Rat beherzigen. Ich denke, wäre ihm etwas zugestoßen, hätten wir es schon erfahren und die Reise nach Aquitanien dauert auf eigene Faust eben etwas länger. Harry findet immer einen Weg."
Sie musterte Elias mit seinen außergewöhnlichen, grünen Augen einige Momente schweigend. "Ihr seid wirklich völlig anders als John es ist. Ich frage mich, warum Ihr Euch so gut mit ihm versteht."

Elias

Elias grinste schief. "Vielen Dank für das Kompliment. Ich schätze, nicht alles, was sie versucht haben mir beizubringen, ist an mir vorbei gegangen. Vielleicht erzählt Ihr ihnen irgendwann einmal davon, damit sie wissen, dass das schwarze Schaf der Familie auch seine guten Seiten hat." entgegnete er amüsiert.
Das Lächeln, das auf ihren Lippen erschien, sorgte dafür, dass Elias schlucken musste. Seine Fingerspitzen kribbelten ein wenig und er musste dem Drang widerstehen Aileen in die Arme zu schließen, um ihr noch ein wenig Beistand zu liefern.
Dann holten ihre Worte ihn jedoch wieder auf den Boden zurück und er runzelte leicht die Stirn. "Naja, das ist etwas komplizierter, schätze ich." erwiderte er langsam. Sollte er wirklich seine dunklen Abgründe vor ihr offen legen? Vermutlich würde sie dann kein Wort mehr mit ihm reden.

Aileen

"Das glaube ich auch nicht. Ich werde ihnen gewiss davon erzählen, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Ihr das schwarze Schaf seid. Dazu seid Ihr zu besonnen und zu freundlich. Ihr wart immer freundlich zu mir."
Aileen hätte es nie geglaubt, aber sie mochte diesen Jungen irgendwie. Er war anders als John oder ihre Brüder und er beachtete sie. Selten fand sie Beachtung außerhalb ihrer Zofe. Meistens war sie einfach nur der überflüssige Bastard. Mit Harry konnte man etwas anfangen, er hätte ja für seinen Vater Kriege führen können. Aber sie? Wer wollte den Bastard des Königs schon heiraten?
"Komplizierter? Warum? Wenn Ihr...es mir sagen wollt, ich habe Zeit. Ich muss nicht so schnell wieder zurück."

Elias

Elias betrachtete Aileen einen Moment lang, dann schmunzelte er leicht. "Nun ja, wenn Ihr meine Geschwister kennen würdet, wüsstet Ihr, dass es so ist. Besonnen und freundlich reicht in meiner Familie nicht aus, um hervorzustechen." Und dann war da der Umstand, dass er sich John angeschlossen hatte - etwas, das niemand innerhalb seiner Familie verstehen konnte.
Elias kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum und fühlte sich mit einem Mal reichlich unwohl in seiner Haut. Diese Dinge jemandem anzuvertrauen fiel ihm nicht gerade leicht und bei Aileen schien es noch schlimmer zu sein. "Ich ... ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Es wirft nicht gerade ein gutes Licht auf mich und Ihr werdet hinterher vermutlich nicht mehr viel von mir wissen wollen ..." erwiderte er bedrückt.

Aileen

Aileen schüttelte leicht amüsiert den Kopf. "Oh, das glaube ich nicht. Man muss nur in Eure Augen sehen und weiß, dass Ihr besonders seid. Ich glaube nicht, dass Ihr ein schwarzes Schaf seid. Das passt nicht zu Euch."
Sie spürte, wie unbehaglich ihm dieses Thema war und fragte sich unwillkürlich, warum das so war. "Ganz wie Ihr möchtet, ich will Euch nicht in Verlegenheit bringen. Aber es braucht mehr als das um meine Meinung von Euch zu ändern. Ihr seid ein guter Mann. Doch die Entscheidung, ob Ihr mit mir sprechen wollt, liegt ganz bei Euch."

Elias

Elias war ein wenig erstaunt, dass Aileen in ihm so unbeirrbar etwas gutes sah und es machte ihn beinahe etwas verlegen.
Dann wandte er sich nachdenklich ab und trat für einen Moment ans Fenster. Er verschränkte die Arme vor der Brust und rang mit sich, während er nach draußen starrte. Es dauerte ein Weilchen und es hätte ihn nicht gewundert, wenn Aileen gegangen wäre, doch sie blieb und schließlich gab Elias sich einen Ruck. "Es ist, weil ... er mich versteht." begann er langsam und drehte sich dann wieder zu Aileen herum. "Er versteht, was in mir vorgeht und wie ich mich fühle. Versteht, wie es ist, wenn man erfolgreiche große Brüder hat, die alles erreichen, was man nur erreichen kann und für einen selbst bleibt nichts weiter übrig." Elias schluckte leicht. "Egal was ich tue, egal was ich erreiche, einer meiner Brüder hat es vor mir schon getan. Und wenn ich mir überlege, was aus ihnen geworden ist ... Robert wird Cornwall bekommen und verdient sich jetzt schon eine goldene Nase mit seiner Pferdezucht. Edward ist bereits Earl of Oxford und James ist noch nicht einmal lange Priester, aber er hat einflussreiche Gönner in Rom und ist nun die rechte Hand des Bischofs von London und wird wohl sein Nachfolger werden. Es macht mich krank zu sehen, was sie alle haben und ich ... habe nichts. Mein Erbanteil wird auch etwas Gold bestehen und das wars. Keine ertragreichen Ländereien, kein Titel ... für mich ist irgendwie kein Platz mehr übrig und niemand erwartet große Dinge von mir, da alle nur auf meine Brüder schauen. Und niemand außer John kann das nachvollziehen, er hingegen weiß ganz genau wie sich das anfühlt und er gibt mir die Möglichkeit etwas zu erreichen, er will mir helfen."

Aileen

Aileen hatte sich schon beinahe damit abgefunden, dass er ihr nicht genug vertraute, um es ihr anzuvertrauen, da begann er doch noch zu sprechen.
Sie erwiderte seinen Blick aufmerksam und nickte langsam. "Vielleicht ist genau das aber auch eine Chance. Niemand erwartet große Dinge von Euch, also könnt Ihr sie tun, wann immer sich die Gelegenheit ergibt. Ihr könnt alle Erwartungen übertreffen. Aber wisst Ihr..."
Aileen trat einen Schritt näher. "Ich verstehe Euch viel besser, als Ihr glaubt. Besser vermutlich sogar als John es je könnte, denn John ist der Liebling unseres Vaters und wird bevorzugt, wo es nur geht. Das ist eine Tatsache, die nicht einmal Ihr bestreiten könnt. Aber für mich...für mich ist in dieser Welt auch kein Platz, wenn Euch das tröstet. Aus Harry kann man noch einen Ritter machen, aber aus mir? Ich bin nur das überflüssige Bastardmädchen...." Sie lächelte traurig. "Das Hurenkind... Ich bin nicht gut genug. Nicht einmal dazu, an einen Vasallen aus Bündniszwecken verschachert zu werden. Nicht, dass mich das wirklich traurig machen würde, aber dennoch bin ich einfach...nutzlos. Ihr seht also, ich kann Eure Gefühle sehr viel besser verstehen, als Ihr glaubt und warum sollte ich deswegen schlechter von Euch denken?"