William und Joanna - ca. 1186 - ?

Elias

Elias schluckte leicht als Aileen näher trat und ließ sie nicht aus den Augen. Was sie sagte, berührte ihn ungemein und als dieses traurige Lächeln auf ihre Lippen trat, wünschte er sich nichts sehnlicher als dafür zu sorgen, dass es wieder verschwand. "Ihr seid nicht überflüssig, nicht nutzlos." widersprach er leise. "Ihr habt ein unglaublich gutes Herz, seid so gütig und obendrein seid ihr klug und habt einen Sinn für Kunst." Elias betrachtete Aileen und spürte den Drang ihr sanft über die Wange zu streicheln, um sie zu trösten, doch er hielt sich davon ab.
"Ihr solltet schlecht von mir denken, weil ich neidisch auf meine Brüder bin. Mitunter sogar auf meine Schwestern, die auch immer alles richtig zu tun scheinen. Ich bin missgünstig und manchmal ... manchmal habe ich den Eindruck, dass diese Gefühle mich förmlich von innen heraus auffressen. Ich weiß oft gar nicht wohin mit mir vor lauter Wut." erwiderte Elias gepresst und senkte den Blick. So schonungslos hatte er wohl noch nie in seinem Leben über sich gesprochen und es war ihm unheimlich, dass Aileen ihn so leicht dazu gebracht hatte.

Aileen

Aileen lächelte und errötete leicht. "Es ist sehr nett von Euch, solche Dinge zu sagen und mir Komplimente zu machen, damit ich mich besser fühle." Und sie spürte eine ungeahnte Zuneigung für diesen jungen Mann, der so viel mit ihr gemeinsam zu haben schien.
"Ich denke nicht schlecht von Euch. Ich kenne Eure Gefühle und Eure Selbstvorwürfe. Jeden Zweifel...ich habe meine Geschwister so oft beneidet, weil ausgerechnet ich der Bastard geworden bin. Und ich war wütend. So wütend, dass ich meinem Vater am liebsten ins Gesicht geschrien hätte, warum er mir das angetan hat. Aber ich hatte wenigstens noch Harry. Harry hatte ein ähnliches Los, er war immer für mich da. Und jetzt, jetzt geht er seinen eigenen Weg."
Sie trat einen Schritt näher und strich ganz flüchtig über seine Hand. "Ich sollte nun gehen...aber vergesst nicht, wenn Ihr jemanden braucht,der Euch versteht, braucht Ihr dazu nicht John."

Elias

Elias schüttelte leicht den Kopf. "Nicht damit Ihr Euch besser fühlt, sondern weil es die Wahrheit ist und Ihr verdient habt sie zu hören." erklärte er und war überrascht als Aileen weiter sprach. Als sie ihm offenbarte, dass sie ihn verstand, dass sie seine wirren und eigentlich verbotenen Gefühle kannte.
"Ich ... bin sicher, dass Ihr auch eines Tages Euren eigenen Weg gehen werdet, so wie Euer Bruder es jetzt tut." erwiderte Elias und hielt unbewusst den Atem an als Aileen noch näher trat und mit einem Mal ihre zarten Finger kurz über seine Hand strichen. Eine Berührung so zart und flüchtig, dass er fast dachte, er hätte sie sich eingebildet, aber nein, das Kribbeln in seiner Hand machte ihm deutlich, dass sie da gewesen war, diese kurzer Berührung. Der Wunsch Aileens Hand zu nehmen und sie an sich zu ziehen, wurde beinahe übermächtig und Elias war fast erleichtert, dass sie erklärte, dass sie gehen musste. So würde er wenigstens nichts Dummes mehr anstellen. Andererseits betrübte es ihn, dass sie gehen würde.
Elias lächelte leicht und nickte. "Ich werde daran denken, Mylady." erwiderte er zum Abschied.

Evelyn

Evelyn schmiegte den Kopf an Elias' Brust und seufzte zufrieden. Gedankenverloren streiften ihr Finger über die nackte Haut, dann drückte sie sich auf einem Ellenbogen hoch, um Elias ansehen zu können. Ein diebisches Lächeln huschte über ihr Gesicht.
"Du bist verändert, Schatz...du hast John heute nur ein einziges Mal erwähnt, das ist ungewöhnlich für dich. Umso häufiger hast du von einer jungen Dame gesprochen. Das ist ebenso neu. Gefällt sie dir, die junge Lady Aileen? Ein hübsches Mädchen, Schätzchen, nicht wahr?"
Sie war wirklich neugierig, aber es war auch zu erwarten gewesen, dass der Kleine sich irgendwann wirklich verlieben würde.

Elias

Elias lag müde und durch und durch zufrieden im Bett, einen Arm um Evelyns Taille geschlungen. Er brummte leise als sie über seine Brust strich und sah auf als sie sich etwas aufrichtete. "Verändert?" wiederholte er und zog dann eine Augenbraue in die Höhe. "Spreche ich denn sonst wirklich so viel von ihm?" fragte er ein wenig verwirrt, wurde im nächsten Moment jedoch rot. "Ich ... sie ist nett und sie tut mir Leid. Ich weiß, dass John sie und ihren Bruder nicht leiden kann, aber dass er sie deshalb so schikaniert ist einfach falsch. Dabei ist sie eigentlich ein herzensguter Mensch." murmelte Elias und strich Evelyn nachdenklich über den Oberarm.
Hübsch? Ja, hübsch war sie auch, aber darum ging es ja gar nicht ... dachte er zumindest bisher immer.

Evelyn

Evelyn grinste ihn an. "Das tust du. Weil du ihn so sehr verehrst, Elias. Du erzählst mir fast nur von ihm oder von deiner Familie. Dass du von einem Mädchen erzählst, ist neu. Und es gibt bei Hof viele hübsche Mädchen."
Sanft strich sie ihm über die Wange. "Kein Grund rot zu werden. Natürlich ist es falsch sie zu schikanieren. Und in dir kommt der Ritter zum Vorschein. Und noch so viel mehr. Ach, Schatz, es freut mich dich so zu sehen. Du bist wirklich bis über beide Ohren in die Kleine verliebt. Das ist so süß. Du musst versuchen sie für dich zu gewinnen, wenn du sie magst."

Elias

"Hm." Es war eine Selbsterkenntnis bei der Elias nicht genau wusste, welche Gefühle sie in ihm auslösten, dass er Evelyn offenbar mit John förmlich in den Ohren gelegen hatte.
"Mich wie zu sehen?" fragte Elias, bekam dann jedoch schon gleich die Antwort und starrte Evelyn entgeistert an. "Verliebt? Ich bin nicht verliebt in sie. Wirklich nicht!" widersprach er heftig und hörte Johns Stimme dabei in seinem Kopf, die auf ihn einredete und ihm sagte, er solle die Finger von Aileen lassen.
Elias schluckte leicht. "Außerdem würde das nie gut gehen." Aileen war die Bastardtochter des Königs und John würde obendrein die Wände hochgehen, wenn er erfuhr, dass Elias etwas für Aileen übrig hatte. Ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass Aileen sicher nicht verliebt in ihn war. Sie fand ihn vielleicht nett und war dankbar, weil er ihr geholfen hatte, aber darüber hinaus ...

Evelyn

Evelyn nickte und grinste dann breit. "Oh, Schatz, natürlich bist du das. Du magst sie, du schwärmst von ihr, du findest sie nett. Und ich habe sie schon gesehen, sie ist ein ausgesprochen hübsches Mädchen." Sie lachte auf und strich Elias durch den dunklen Schopf, ehe sie ihm einen Kuss auf die Wange gab.
"Warum sollte es nicht gut gehen? Hast du Angst vor John? Sie ist immer noch seine Schwester. Und auch wenn sie nur ein Bastard ist...sie ist ein königlicher Bastard, das ändert sie Sache grundlegend, Elias. Du musst sie für dich gewinnen, bevor jemand anders merkt, was für ein tolles Mädchen sie ist.", ermutigte sie ihn.

Elias

Elias schwieg einen Moment lang. Verliebt? Er? Und das ausgerechnet in Aileen? Andererseits würde das auch dieses Kribbeln erklären, das er in letzter Zeit in ihrer Nähe verspürt hatte und den Drang sie vor John und sämtlichen Schlechtigkeiten in dieser Welt beschützen zu wollen.
"John wird die Wände hochgehen vor Wut, wenn er davon erfährt." erwiderte Elias unbehaglich. "Er kann Aileen absolut nicht ausstehen und hat mir schon einmal geraten die Finger von ihr zu lassen." Elias runzelte leicht die Stirn. "Sie für mich gewinnen? Und wie soll ich das anstellen?" Von solchen Dingen hatte er nun wirklich nicht die geringste Ahnung, so viel war sicher.

Evelyn

"John sollte dir in diesem Punkt egal sein. Entweder er akzeptiert es oder er ist nicht dein Freund.Es gibt nichts schöneres als wirkliche Liebe, Elias. Du wirst sehen, es ist ander als alles, was du kennst. Und wenn du es einmal kennst, willst du es nie wieder missen. John kennt die Liebe nicht, er wird nicht verstehen. Aber wenn sie es für dich wert ist, dann kämpf um sie."
Evelyn lachte leise.
"Oh, Schatz, das ist nicht schwer....sprich mit ihr, mach ihr Komplimente, hilf ihr, wenn sie Hilfe braucht. Schenk ihr eine Kleinigkeit, damit sie sieht, dass du an sie denkst. Erkundige dich, wie es ihr geht. Lächele sie an....deinen grünen Auge kann ohnehin kein Mädchen widerstehen. Streng dich einfach ein bisschen an, Elias."

Elias

Elias dachte nach. Angestrengt sogar und ihm wurde klar, dass Evelyn recht hatte. Eine ganze Zeit lang war er ihr förmlich verfallen gewesen, fast verliebt, so hatte er gedacht, aber das, was er für Aileen empfand überstieg seine Gefühle für Evelyn bei Weitem. Er konnte es gar nicht in Worte fassen.
"Ja ... vermutlich hast du Recht." murmelte er langsam.
Er betrachtete Evelyn ein wenig versonnen, dann lächelte er leicht. "Ich werde mir Mühe geben, ich versprech's." Er strich Evelyn über den Rücken und gab ihr dann einen Kuss, ehe er seine Lippen zu ihrem Ohr wandern ließ. "Weißt du eigentlich, dass ich dir ewig dankbar sein werde? Für alles, was du schon für mich getan hast?" murmelte er sanft.

Evelyn

Evelyn lächelte vergnügt. "Natürlich habe ich Recht, Schätzchen. Ich habe schon so viele Menschen kennengelernt, glaub mir, ich kann so etwas einschätzen." Es war zwar schade, wenn Elias dann nicht mehr kam, aber wenn er dafür wirklich verliebt war, hatte er das auf jeden Fall verdient.
"Das ist gut. Wirf diese Chance nicht weg, wenn sie schonmal gewährt wird. Manche treffen niemals die Richtige."
Sanft erwiderte sie den Kuss und kraulte seinen Nacken. "Vielleicht kommt der Tag, an dem ich einmal deine Hilfe brauche. Dann kannst du dich revangieren. Bis dahin bin ich zufrieden, wenn du glücklich bist. Und das wirst du mit ihr sein."

Edward atmete tief durch, dann klopfte er an die Tür zu Helenes Gemach. Er wusste, dass sie gleich wohl wieder aneinander geraten würden, konnten sie doch scheinbar kein normales Gespräch führen, aber angesichts der ihrer baldigen Hochzeit gab es nun einmal ein paar Dinge zu besprechen.
Als von drinnen Antwort kam - hätte sie gewusst, dass er vor der Tür stand, hätte sie vermutlich nicht reagiert - betrat Edward Helenes Gemach und verbeugte sich kurz vor ihr.
"Helene, habt Ihr ein paar Minuten Zeit für mich? Ich würde gerne ein paar Dinge mit Euch besprechen." erklärte er und sprach bewusst Französisch, weil er sich jetzt nicht auf eine Debatte über das ach so grauenvolle Englisch einlassen wollte.

Helene

Helene bemitleidete sich immer noch ein wenig, weil sie Edward würde heiraten müssen. Die Könige waren gerade begeistert von der Aussicht und da Edward sich nicht quer stellte, weil sie gut zu den Kindern war, blieb ihr keine andere Wahl.
Als es klopfte, erhob sie sich aus dem Sessel vor dem Feuer und bat den Besuch herein. Das bereute sie im nächsten Moment beinahe, als es ihr Zukünftiger war, der eintrat. Immerhin begrüßte er sie auf Französisch. Sie knickste höflich.
"Wenn es sein muss.", erwiderte sie seufzend. "Was wollt Ihr mit mir besprechen, Mylord?" Widerwillig bot sie ihm schließlich den zweiten Sessel an.

Edward spürte ihren Unwillen, merkte, dass sie gerne an jedem anderen Ort wäre, nur nicht hier mit ihm. Und er rechnete es ihr hoch an, dass sie dennoch halbwegs die Höflichkeit wahrte und ihm schließlich sogar anbot sich zu setzen.
Er nickte langsam und ließ sich auf dem Sessel nieder. "Ich wollte ein paar Dinge bezüglich der Hochzeit besprechen, immerhin müssen die Vorbereitungen langsam in Gang kommen." erklärte er und schlug die langen Beine übereinander. Er musterte Helene einen Moment lang, dann gab er sich einen Ruck. "Ich weiß, dass Ihr keinen Wert auf diese Hochzeit legt, dennoch möchte ich Euch gerne ein schönes Fest bereiten. Ich würde Euch bitten, dass Ihr Euch Gedanken darüber macht, was Euch für diesen Tag wichtig ist, es soll möglichst alles nach Euren Wünschen ablaufen und ... morgen kommt der Schneider der Königin, seid so gut und sprecht mit ihm. Sucht Euch einen Stoff aus und erklärt ihm, wie Ihr Euer Kleid haben möchtet. Gold spielt dabei keine Rolle, also sucht Euch wirklich das aus, was Euch am besten gefällt." Edward hatte lange darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er Helene diesen Tag so angenehm wie möglich machen wollte, also sollte sie sich auch aussuchen was sie wollte.

Helene

Helene verzog leicht das Gesicht. "Ich will mit den Vorbereitungen nichts zu tun haben, ich will einfach nur meine Ruhe." Sie würde sich erst damit befassen wollen, wenn dieser elende Tag gekommen und sie ihr Ja-Wort geben musste.
Allerdings musste sie zugeben, seine Bemühungen es ihr angenehm zu machen, überraschten sie. Und vielleicht stimmte es sie für einen Moment etwas milder. Sie wollte gar nichts damit zu tun haben, aber womöglich war es besser die Chance zu nutzen und so ein wenig mitzubestimmen. Skeptisch musterte sie Edward und sie legte den Kopf zur Seite.
"Ich will keine Bettlegezermonie. Das ist schon schwer genug, da brauche ich nicht noch irgendwelche Gaffer. ", erklärte sie bestimmt. Mit dem Schneider würde sie sich schon arrangieren.
"Kein riesiges Fest... nur so viel, wie nötig."

Edward zog eine Augenbraue in die Höhe, sparte sich jedoch einen Kommentar und war sichtlich erleichtert als Helene sich dort dazu durch rang einen Wunsch zu äußern. Ein Lächeln huschte über seine Lippen und er nickte. "Selbstverständlich. Ich finde, dass das ohnehin ein furchtbar albernes Ritual ist." willigte er ein und kurz schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass sie beide vielleicht doch das ein oder andere gemeinsam hatten, doch er verwarf den Gedanken umgehend wieder.
Edward nickte noch einmal. "Ich werde sehen, was sich machen lässt. Und sollte Euch noch etwas einfallen, scheut Euch nicht es mir zu sagen. Oder schickt meinetwegen Eure Zofe zu mir, wenn Ihr nicht selbst mit mir sprechen wollt." bot Edward mit einem schiefen Grinsen an.

Helene

Helene neigte dankbar den Kopf. Wenigstens darin waren sie sich einig, das war gut. Vielleicht würde die Hochzeitsfeier dann nicht ganz so unerträglich werden.
"Ich werde es mir überlegen. Vielleicht werden mir noch ein paar Kleinigkeiten einfallen. Den Rest überlasse ich allzu gern Euch. Ich will nicht nur so viel damit zu tun haben, wie ich muss. Ich hoffe, man zögert das Ganze nicht allzu lange hinaus. Dieses elende Warten ist noch schlimmer alsdie Gedanken an diese Ehe. Aber..."
Helene zögerte eine Weile, ehe sie weitersprach. "Wenn Euer Jüngster sich einmal langweilt, würde es mich freuen, wenn er mir Gesellschaft leistet."

"In Ordnung." Edward lehnte sich etwas zurück und betrachtete seine Verlobte eingehend. "Macht Euch keine Sorgen, ich werde alles möglichst schnell in die Wege leiten und sobald die Hochzeit hinter uns liegt, werden wir erst einmal nach Oxford zurück kehren. Ich denke, Ihr werdet sehen wollen, wo Euer zukünftiges zu Hause ist, nicht wahr?"
Aufmerksam sah er sie an als sie so offensichtlich zögerte, dann überraschte sie ihn mit ihrer Bitte. Edward lächelte beinahe zärtlich und nickte. "Ich werde es ihm sagen." erklärte er und entschied für sich, dass er Gabriel gleich heute Nachmittag zu Helene schicken würde. Er war ja froh, wenn sie mit den Kindern gut zurecht kam und besonders der kleine Gabriel brauchte noch so viel mütterliche Zuwendung, er würde sicher aufblühen, wenn Helene ihm ihre Zeit widmete.

Helene

Helene nickte leicht. "Ich danke Euch.", brachte sie ein wenig unwillig über die Lippen. Aber da die Hochzeit ohnehin beschlossen war, sollte sie ihre Kräfte wohl besser für die Auseinandersetzungen sparen, die dann noch folgen würden.
"Es wird sicherlich interessant sein zu sehen, ob Oxford mein schlechtes Bild von England noch ein kleines bisschen retten kann. Auch, wenn ich das stark bezweifle. Ob es mein Zuhause wird, werden wir sehen..", konnte sich nicht verkneifen.
Sein zärtliches Lächeln irritierte sie und sie unterdrückte jeden Funken Zuneigung für diesen Mann. "Gut. Vielleicht möchte er ja vorbei kommen..."

Elias

Elias hatte selbstverständlich an der Hochzeitszeremonie seines Bruders teilgenommen und fehlte nun auch auf dem Fest nicht, das in der großen Halle statt fand. Zu seiner eigenen Überraschung war er in Gedanken recht versönlich mit Edward gewesen und hatte den Groll gegen seinen großen Bruder zumindest für heute hinten anstehen lassen.
Doch schon seit geraumer Zeit war es nicht sein Bruder, der Elias' Aufmerksamkeit hatte, sondern ein ganz bestimmtes Mädchen. Er hatte lange gezögert, immer wieder zu ihr hinüber gesehen, doch nun gab er sich doch endlich einen Ruck und stand auf.
Zielstrebig ging er zu Aileen hinüber und deutete eine Verbeugung an. "Mylady." begrüßte er sie lächelnd. "Dürfte ich Euch womöglich um diesen Tanz bitten?" Er war ungemein stolz auf sich, dass seine Stimme nicht zitterte, obwohl sein Herz doch wie verrückt in seiner Brust schlug, so laut, dass es zweifellos alle anderen hören mussten.

Aileen

Da die Hochzeit des Earl of Oxford bei Hofe statt fand, war natürlich auch sie eingeladen. Zumal sie Edward von früher kannte... Aileen genoss den Trubel und die fröhliche Stimmung, einfach ein wenig Ablenkung von dem tristen Alltag.
Und noch mehr Ablenkung schien zu winken, als plötzlich ein junger Mann vor ihr stand und sich verbeugte. Elias...Dieses Lächeln brachte sie dazu es zu erwidern und sie spürte, dass er ein wenig unsicher war. Das machte es in ihren Augen nur noch charmanter, dass er sie trotzdem um einen Tanz bat und so erhob sie sich bereitwillig.
"Sehr gern, Mylord." Sie reichte ihm ihre Hand und ließ sich zur Tanzfläche führen, sich der Blicke ihres Bruders und ihres Vaters sehr bewusst. "Wie komme ich zu dieser Ehre?"

Elias

Elias strahlte zufrieden als Aileen einwilligte und ihm ihre Hand gab. Seine Beine schienen ein wenig weich zu werden, als er sie zur Tanzfläche führte, doch er ging völlig sicheren Schrittes hinüber. Allerdings spürte er auch den leichten Kloß im Hals, denn er wusste, dass er sehr genau beobachtet wurde und er wusste auch, dass John außer sich sein würde. Aber das spielte jetzt keine Rolle, jetzt war nur Aileen an seiner Seite wichtig.
Er sah sie an und seine grünen Augen funkelten leicht. "Wieso nicht? Eine Ehre, die Euch sehr wohl gebührt. Irgendjemand muss Euch doch zum Tanz auffordern, wenn die anderen Holzköpfe es schon nicht tun." erwiderte er und bevor er darüber nachdenken konnte fügte er noch hinzu: "Außerdem gebt Ihr auf der Tanzfläche sicher einen noch hinreißenderen Anblick ab."

Aileen

Aileen erwiderte sein Lächeln und ließ sich nur zu gern von ihm führen. Sie fühlte sich wohl in seiner Nähe, auch wenn sie das nie gedacht hätte. John war ihr egal, den ging das alles gar nichts an. Sie schaute ihm in die Augen.
"Ich danke Euch sehr." Sie errötete leicht. "Ihr macht mich ganz verlegen mit Euren Komplimenten.", gab sie zu und begann dann wie selbstverstäändlich mit ihm zu tanzen, als die Musik einsetzte. Sie ergänzten sich erstaunlich gut,musste sie feststellen.
"Ihr seid ein guter Tänzer. Wir sollten uns von den Blicken, die uns erdolchen, gar nicht beeindrucken lassen und den schönen Abend genießen." Wie schön wäre es, wenn der Tanz niemals endete. Endlich fühlte sie sich einmal geachtet. Hier war sie nicht nur die Bastardtochter...

Elias

Als diese zarte Röte auf Aileens Wangen trat, hätte er am liebsten die Hand ausgestreckt und mit den Fingern darüber gestrichen, hätte liebend gern ihre Wange berührt, doch er riss sich zusammen und lächelte nur sanft. "Ihr solltet nicht verlegen sein, Ihr habt diese Komplimente wirklich verdient." erwiderte er leise, ehe sie zu tanzen begannen.
Elias hatte das Gefühl als würde ihm dabei ein wenig schwindelig, so wunderbar fühlte es sich an und er hoffte, dass es nicht bei diesem einzelnen Tanz bleiben würde.
"Ich danke Euch. Für irgendetwas muss meine höfische Erziehung ja gut sein." erwiderte er amüsiert, sah dann jedoch flüchtig zu John hinüber, der ihn mit finsterer Miene beobachtete. "Das sollten wir." erklärte er dann. "Denn solange ich mit Euch tanzen darf, sind mir alle bösen Blicke herzlich egal."