William und Joanna - ab 1190 bis 1191

Helene

Helene hatte gewusst, dass Alexander kommen würde. Er sorgte sich immer um sie und er hatte ganz sicher gesehen, dass sie sich nicht wohl fühlte. Kurze Zeit später trat er tatsächlich zu ihr hin und sie war unendlich dankbar, dass er die Haltung bewahrte und sie so vor unliebsamen Beobachtern schützte. Helene stützte sich ein wenig auf den angebotenen Arm und folgte ihm in die Sakristei, wo er sie auf einen Stuhl drückte.
Als er die Hände an ihre Wangen legte, schloss sie einen Moment die Augen. Wie sehr sie ihn doch liebte... "Mir ist nicht wohl, ich dachte während der Messe, ich müsse mein Frühstück wieder loswerden, daher bin ich an die frische Luft gegangen.", sagte sie leise.
Wie sollte sie ihm das nur sagen? Was sie trieben, war schon Sünde. Aber es war eine Sache. Was nun folgen würde, war eine gänzlich Andere.

Alexander

Alexander musterte Helene besorgt und strich ihr kurz prüfend über die Stirn, aber auch diese war nicht auffällig warm. "Fieber hast du keins ... hast du dir womöglich den Magen verdorben? Heute früh irgendetwas gegessen, was dir nicht gut bekommen ist?" mutmaßte Alexander und strich Helene sanft über die Wangen. "Du bist ganz blass, ruh dich noch ein wenig hier aus, dann begleite ich dich hinüber zu deinen Gemächern und lasse nach einem Arzt schicken. Er wird dir sicher helfen können." schlug Alexander dann mit ernster Miene vor.
Nie hätte er für möglich gehalten, dass er jemals einen Menschen so sehr ins Herz schließen würde, dass schon eine Übelkeit ihn in Sorge versetzte. Aber Helene hatte sein Herz im Sturm erobert und Alexander war trotz aller guten Vorsätze einfach machtlos gewesen.

Helene

Helene schüttelte matt den Kopf. "Das, was ich sonst auch esse. Alexander, du solltest keinen Arzt rufen. Ich bin nicht krank, ich brauche nur etwas Ruhe. Niemand kann mir helfen."
Je weniger die Leute wussten, desto besser. Irgendwann würde sie es ohnehin nicht mehr verbergen können. Was sollte sie nur tun? Zunächst aber musste sie es ihm sagen. Vielleicht würde er sie dann fallen lassen, weil es seine Vorsätze erst recht über Bord warf, aber er hatte ein Recht darauf es zu erfahren. Es brachte ihn schließlich auch in Teufels Küche.
"Alexander...ich trage dein Kind.", sagte sie leise, es war kaum ein Flüstern. Es war ungeheuerlich das auszusprechen, aber es war so. Sie hatte bereits zwei Söhne, daher hatte sie die Anzeichen der Schwangerschaft bald entdeckt. Das lag allerdings auch daran, dass es keine sehr leichte Schwangerschaft war. Seit Tagen war ihr ständig übel, aber sie versuchte es zu verstecken.

Alexander

Alexander lächelte sanft. "Unsinn, wieso sollte dir niemand helfen können? Du ruhst dich etwas aus und der Arzt wird etwas für dich finden, da bin ich sicher." versuchte er Helene aufzumuntern.
Er wollte sich gerade erheben um Helene etwas Wasser zu holen als sein Name kaum hörbar über ihre Lippen kam. Alexander hielt inne und sah sie an als sie weiter sprach. Vier einfache Worte. Vier Worte, die doch solch eine Tragweite hatten, dass sie Alexander schier die Sprache verschlugen.
Ich trage dein Kind.
Schwanger. Helene war schwanger und er war der Vater.
Alexander ließ sich zurück sinken, setzte sich vollkommen erschlagen von diesen Neuigkeiten auf den Boden und richtete den Blick kurz zur Decke. "Großer Gott, vergib mir. Was war ich nur für ein Narr." wisperte er. Wie hatte er glauben können, dass alles einfach gut gehen würde? Dass er sich selbst in Gefahr brachte, ja sicher, dessen war er sich bewusst und er hatte es in Kauf genommen. Aber nun wurde ihm klar wie wenig er daran gedacht hatte, in welche Schwierigkeiten er Helene brachte. Seine geliebte Helene, was hatte er ihr nur angetan!
Alexander schluckte und sah Helene wieder an. Er griff nach ihren Händen, drückte sie leicht, um ihr zu zeigen, dass er noch immer bei ihr war. "Wie lange weißt du es schon?" fragte er leise. Wie viel Zeit sie wohl noch hatten, um sich einen Plan zu überlegen? Wie viel Zeit bis es nicht mehr nur die verräterische Übelkeit sein würde, sondern sich Helenes Bauch für die Welt sichtbar runden würde.
Schwanger.
Alexander war noch zu erschüttert, um wirklich zu begreifen, was das bedeutete. Nur langsam, ganz langsam sickerte der Gedanke zu ihm durch, dass er Vater werden würde.

Helene

Helene schüttelte den Kopf. "Es wäre unklug einen Arzt zu holen. Das will ich vermeiden, solange es geht. Und wenn ich die Hebamme konsultieren muss, muss es vorerst so geschehen, dass niemand es merkt. Aber es wird erst einmal alleine gehen. Es muss."
Sie konnte sehen, wie schockiert Alexander diese Nachricht aufnahm und das konnte sie nachempfinden. Sicher hatte sie um das Risiko gewusst, aber sie hatte nicht geglaubt, dass sie so schnell schwanger werden würde. Sie hatte auch nicht wirklich ein schlechtes Gewissen Edward gegenüber, aber sie wollte nicht, dass die Leute redeten. Schon der Kinder wegen nicht.
"Es gibt nichts zu vergeben, ich kannte das Risiko." Sie fühlte sich ein wenig besser, als er ihre Hände drückte. Sie hatte ihn richtig eingeschätzt. Er war nicht der Mann, der sie einfach im Stich ließ.
"Ein paar Tage....und seit ein paar Tagen ist mir schon nicht gut, aber heute war es schlimmer. Es wird vergehen, da bin ich sicher."
Sie seufzte leise und schaute ihn an. "Was tun wir jetzt?"

Alexander

Alexander nickte nachdenklich. Also war die Schwangerschaft noch nicht so weit fortgeschritten, sie würden ein bisschen Zeit haben, um Maßnahmen ergreifen zu können. Er atmete tief durch und hob leicht die Schultern. „Ich weiß nicht … lass mich einen Moment nachdenken.“ bat er leise. Erst einmal musste er sich mit diesem neuen Umstand vertraut machen.
Alexander sah einen Moment lang schweigend auf ihre ineinander verschränkten Hände und dachte nach. Es war ausgeschlossen, dass Helene hier blieb während der Schwangerschaft. Es würde einen himmelschreienden Skandal geben und das wollte er niemandem zumuten. „Du wirst nicht hier bleiben können, während der Schwangerschaft.“ begann er langsam und sah wieder zu Helene auf. „Wir müssen einen sicheren Platz finden, wo du solange bleiben kannst bis das Kind da ist.“ Er schwieg einen Moment, dachte nach, dann hellte sich seine Miene ein wenig auf. „Ein Kloster außerhalb der Stadt. Ich kenne den Abt eines kleinen Klosters hier in der Gegend. Ein Doppelkloster, das sowohl Mönche als auch Nonnen beherbergt. Offiziell willst du die Zeit nutzen, um Gott ein wenig näher zu kommen. Dein Gemahl tut das mit glorreichen Heldentaten im Heiligen Land, du hier vor Ort für euer Seelenheil. Niemand hier wird Verdacht schöpfen, im Gegenteil, sie werden dich für deine Frömmigkeit preisen.“ erklärte Alexander.

Helene

Helene ließ das Schweigen bereitwillig bestehen, denn solange sie nicht sprachen, hielt das die Realität noch ein wenig fern. All die Gedanken, die durch ihren Kopf geisterten....
"Nein, vermutlich werde ich das nicht. Eine Weile wird es noch gehen. Ich kann weiter fallende Kleider tragen und ein wenig den Bauch kaschieren. Am Anfang wird es dem Kind nicht schaden, wenn ich ein wenig mit Binden nachhelfe."
Sie lauschte ihm aufmerksam. "Das hieße....du könntest mitkommen." Alleine würde sie die Zeit nicht überstehen. "Das ist eine gute Idee...Was Edward kann, kann ich auch. Sag dem Abt, er soll einen Preis nennen für sein Stillschweigen. Geld spielt keine Rolle, wenn mein Zustand das Kloster nicht verlässt."
Helene schloss einen Moment die Augen.
"Was ist mit meinen Kindern? Ich würde Michael und Raphael zumindest mitnehmen müssen...sie sind noch so klein, sie brauchen mich. Gabriel kann ich zu jemandem schicken, damit er ein wenig seine Ausbildung beginnt und einmal von Zuhause fort kommt."

Alexander

Alexander löste eine Hand von ihren und legte sie dafür wieder an Helenes Wange. „So ist es, ich könnte mitkommen. Und nicht einmal der Teufel könnte mich daran hindern dich zu begleiten.“ erklärte er. „Dich und unser Kind.“ fügte er hinzu und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen als er es aussprach. Wie verrückt die Welt war. Er war nicht unbedingt mustergültig, hatte sich zwar nie übermäßig mit Frauen vergnügt, aber dennoch hatte Alexander ausgeschlossen, dass er einmal eine Familie haben würde. Das war einfach unmöglich in seinem Stand. Vielleicht einmal irgendwo einen Bastard von dem er selbst aber wohl nie erfahren würde, aber nun plötzlich war alles anders.
Er nickte leicht. „Ich werde ihm später einen Brief schicken und meinen Besuch ankündigen. Das kläre ich am besten persönlich. Mach dir keine Sorgen, ich regle das alles mit ihm.“
Er spürte, wie sich die Faust, die sich im ersten Moment um sein Herz geschlossen hatte, etwas zu lockern begann. „Sicher, warum auch nicht? Falls jemand nachfragt, sagst du einfach, du willst die Zeit nutzen, um herauszufinden, welcher der beiden besser für den geistlichen Stand geeignet ist. Sicher, sie sind noch klein, aber gerade Adlige geben ihre Kinder doch schon in jungen Jahren zur Erziehung gern ins Kloster. Und da Gabriel der Erstgeborene ist, wird keiner Verdacht schöpfen, wenn einer der beiden später Geistlicher werden soll. Und ich glaube, gerade Gabriel würde es gut tun, einige Monate wo anders zu sein. Du kannst ihn zu Edwards Familie nach Truro schicken oder eine seiner Schwestern kontaktieren, immerhin sind sie alle mit angesehenen Earl vermählt. Es gibt für ihn also genügend Möglichkeiten.

Helene

Helene schmiegte die Wange in seine Handfläche. "Das erleichtert mich so sehr. Ich würde es nicht ertragen allein zu sein mit all dem." Ein zaghaftes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. "Unser Kind...ja." Und es war ein wundervolles Gefühl. All das würde platzen, wenn Edward zurückkehrte. Aber bis dahin war ja noch Zeit.
"Und wenn ein wenig Gras darüber gewachsen ist, könnte ich das Kleine als Pflegekind mit herbringen. Zumindest bis Edward zurückkehrt. Aber gut, wenn du das regeln kannst. Ich hoffe wirklich, er verrät uns nicht."
Erleichterung machte sich in ihr breit. Es schien tatsächlich einen Ausweg zu geben. Ein Lügenkonstrukt, aber eine Chance für ihre Liebe.
"Ausgezeichnet. Ich könnte die Beiden nie allein zurück lassen. Und ich werde meinen Schwiegereltern schreiben, ob sie Gabriel eine Weile zu sich nehmen wollen. Thomas lebt auch dort und Gabriel freut sich sicher seinen großen Bruder wiederzusehen."
Sie atmete durch und gab Alexander dann einen Kuss. "Ich liebe dich..."

Alexander

Das zaghafte Lächeln auf Helenes Lippen wärmte Alexander das Herz und vertrieb die dunklen Schatten. Gemeinsam würden sie auch diese Hürde bewältigen und das Kind würde sie auf immer verbinden. Es würde nicht leicht werden, besonders, wenn Edward zurück war, aber irgendwie würde sie auch das zusammen meistern.
„Genau. Wir werden eine anständige Amme suchen, die sich um das Kind kümmern wird und wenn du sie in deinen Haushalt aufnimmst, wird niemand etwas dazu sagen, dass das Kind häufig bei dir ist.“ ermunterte Alexander seine Liebste und schüttelte dann den Kopf. „Das wird er nicht. Ich kenne ihn schon lange, er ist ein anständiger Kerl und wird uns weiterhelfen.“
Mit deutlich leichterem Herz erwiderte Alexander den Kuss und lehnte seine Stirn kurz an Helenes. „Und ich liebe dich.“ Ein verschmitztes Lächeln trat auf Alexanders Lippen und er legte eine Hand auf Helenes flachen Bauch. „Und unser Kind.“

Helene

Helene nickte zuversichtlich. "Das ist eine ausgezeichnete Idee. So werden wir es machen. Und wenn du deine Beziehungen spielen lässt, wird alles gut gehen. Edward kann sich ruhig noch etwas Zeit lassen mit seiner Heimkehr. Allerdings glaube ich nicht, dass er in der Position ist mir Vorhaltungen zu machen. Schließlich ist er derjenige, der schon zwei Bastarde hinter meinem Rücken in die Welt gesetzt hat, obwohl er versprochen hatte es nicht zu tun."
Sie legte die Hand auf Alexanders, als er die Seine auf ihren Bauch legte. "Ich auch. Und ich freue mich auf das Kind. Darauf, wieder Mutter zu werden. Und dann ist es auch noch dein Kind. Mit Edward war es immer so schwierig, aber die Liebe zu dir ist so wunderbar unkompliziert."

Richard war viel zu unruhig, um an der Hohen Tafel Platz zu nehmen. Stattdessen lief er rastlos daran entlang, immer wieder die Tischreihe auf und ab, wartete mit wachsender Ungeduld darauf, dass ihm die Ankunft von Beatrice und Guillaume gemeldet wurde. Sie sollten heute hier in Messina ankommen und in einer Woche würden hoffentlich auch seine Mutter und Berengaria hier eintreffen. Dann konnten sie von hier aus endlich aufbrechen.
Als sich die Tür öffnete, fuhr Richard herum.
„Sire, die -“ Die Wache an der Tür brach ab als Richard einfach wortlos an ihm vorbei stürmte. Er wusste ja welche Nachricht der Mann brachte und er wartete schon so lange, er wollte hier nicht unnötig mehr Zeit verschwenden.
Richard eilte hinaus in den Hof wo gerade die ersten Reiter zum Halten kamen. „Beatrice!“ Sie hatte kaum ihr Pferd gezügelt als Richard schon bei ihr war, ihr aus dem Sattel half und sie direkt in seine Arme zog. „Beatrice …“ lachend drehte er sich mit ihr im Arm herum, scherte sich nicht im Geringsten darum, was die Leute wohl denken würden. Dann hielt er inne, zog sie fest an sich und gab ihr einen mehr als unschicklichen Kuss, der jedoch weniger Empörung, sondern viel mehr heiteren Jubel unter seinen Männern hervor rief.

Beatrice hatte diese Reise mit Guillaume unternommen, weil sie ihren Ältesten heiraten sehen und ihn bei diesem schwierigen Schritt unterstützen wollte. Vor allem aber wollte sie Richard wieder sehen. Sie vermisste ihn so sehr, es war eine willkommene Gelegenheit gewesen.
Kaum hatten sie Messina erreicht und sie ihr Pferd angehalten, stand ihr Mann schon bei ihr und half ihr aus dem Sattel.
Ohne zu zögern schmiegte sie sich in seine Arme und vergrub einen Moment das Gesicht an seiner Schulter, um die Tränen zu unterdrücken. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als die Männer johlten, weil er sie so ungestüm küsste. Dieser Kuss hatte so gar nichts Zurückhaltendes, aber das war ihr vollkommen egal.
"Richard...Zuhause würden sie wohl die Nase rümpfen, aber hier ist alles ein wenig anders, scheint mir." Sie legte die Hände an seine Wange.
"Bei Gott, ich bin so unfassbar froh dich zu sehen."

Richard sah seine Gemahlin ein wenig zerknirscht an, konnte die reuige Fassade aber nicht lange aufrecht erhalten. "Es tut mir Leid, ihr seht fantastisch aus und alles war für einen würdigen Empfang vorbereitet und ich habe es mit meiner unwürdigen Hast ruiniert." bemerkte er, grinste aber bereits wieder.
"Hier ist alles ein wenig anders." bemerkte er heiter und küsste Beatrice noch einmal auf die Stirn. "Das kann ich nur zurück geben. Ich habe mich so auf diesen Tag gefreut." murmelte er und zog Beatrice noch ein letztes Mal an sich. "Ich liebe dich so sehr." wisperte Richard in ihr Ohr, ehe er sie endlich freigab, um auch seinen Sohn begrüßen zu können.
Er sehnte sich schon danach, wenn sie gemeinsam in seinen Gemächern saßen und sich in Ruhe austauschen konnten. Richard schenkte Guillaume ein Lächeln und legte die Hände auf seine Schultern. "Mir scheint, als wärst du in meiner Abwesenheit endgültig zum Mann geworden. Sieh dich nur an ..." Richard schüttelte etwas ungläubig den Kopf, dann zog er auch seinen Sohn kurz in seine Arme und klopfte ihm ein wenig brüsk auf den Rücken, um nur ja nicht zu rührselig zu wirken.

Beatrice lachte leise und fuhr Richard durch den roten Schopf. "Ich meinte eigentlich die Reaktion deiner Männer, cheri. Ich wäre enttäuscht gewesen, wärst du nicht so hastig gewesen und hättest mich hier abgefangen. Das beweist mir, dass du mich wirklich genauso vermisst hast wie ich dich.", erklärte sie ein wenig amüsiert.
Sie küsste ihn auf die Wange. "Und ich liebe dich." Wohlwollend betrachtete sie,wie Richard Guillaume begrüßte.
"Das wurde ja auch Zeit, schließlich soll ich bald heiraten. Und...ich werde bald zum zweiten Mal Vater." Er erwiderte die Umarmung seines Vaters.
"Wie ist sie so?"

Richard grinste und ließ den Blick einen kleinen Moment lang schweifen. "Sie freuen sich halt für uns." bemerkte er amüsiert und strich Beatrice über die Wange. "Natürlich habe ich dich vermisst. Und ich will nachher alles ganz genau hören, wie es in England läuft, in Bordeaux, wie eure Überfahrt war ... einfach alles." Und er würde Beatrice die schönen Ecken Messinas zeigen und ihr berichten, wie es für sie hier bisher gelaufen war.
Richard bedachte seinen Ältesten mit einem langen Blick und lächelte leicht. "Da hast du Recht. Für einen zukünftigen Bräutigam ist es nur gut, wenn er den Kinderschuhen entwachsen ist." bemerkte Richard, zog dann aber die Augenbrauen in die Höhe. "Tatsächlich? Das freut mich für dich. Und es lässt mich hoffen, dass du auch in deiner Ehe bald für Nachwuchs sorgen wirst." erklärte er augenzwinkernd, klopfte Guillaume auf die Schulter und deutete dann auf den Eingang zur Halle. "Kommt, lasst uns hinein gehen." entschied er und bot Beatrice seinen Arm an.

Beatrice saß dicht neben ihrem Mann, einen Becher Wein in der Hand, und genoss einfach nur seine Nähe. Die Zeit war ihr fürchterlich lang geworden und so wollte sie nun jede Sekunde nutzen, die sie mit ihm haben konnte.
Sie saßen mit Guillaume zusammen und tauschten ein paar Neuigkeiten aus, es war ein recht belangloses Gespräch. Aber es tat so unendlich gut.
"Zuhause läuft alles gut. Robert hat Englands Verwaltung gut im Griff, wenn deine Mutter nicht da ist und ich kann mich in Ruhe um das Festland kümmern. Eleonore hat mir geschrieben, dass sie ein Kind erwartet. Unsere Kinder werden also langsam alle flügge und gründen eigene Familien. Bei Jonathan habe ich bis dahin ja noch etwas Schonfrist. Und wo ist eigentlich Stephan?"

Richard hatte einen Arm locker um Beatrices Taille gelegt und ließ den Blick immer wieder zwischen ihr und Guillaume hin und her schweifen. Es tat gut die beiden wieder zu sehen und ihren kleinen und großen Neuigkeiten zu lauschen.
"Sehr schön. Ich war mir sicher, dass er genau der richtige für diese Sache ist. Zusammen mit William Marshal hat meine Mutter zwei wirklich verlässliche Männer an ihrer Seite, um sich um Englands Belange zu kümmern." Versonnen strich Richard Beatrice über den Rücken und lächelte leise. "Wirklich? Kaum zu glauben, dass mein kleines Mädchen schon so erwachsen geworden ist ..." Ein wenig ungläubig schüttelte Richard den Kopf. "Wie macht Jonathan sich denn? Geht es ihm gut in Bologna?" erkundigte Richard sich neugierig.
Dann schnitt er eine kleine Grimasse und lachte leise. "Der hat sich mit deinem Neffen zusammen getan und sie beide haben den armen Edward so lange traktiert bis der sich bereit erklärt hat mit ihnen auszureiten. Und so wie ich deinen Bruder kenne, ist er nun Schuld daran, dass sie zu spät kommen, weil er selber ein fürchterlicher Kindskopf ist." bemerkte Richard spöttisch, aber mit einer gewissen Wärme in der Stimme. Er hatte viel Gefallen an Beatrices Bruder gefunden, Edward und er verstanden sich hervorragend und er hatte in dem jungen Earl of Oxford einen wirklich loyalen und überaus fähigen Mann gefunden.

"Ja, das ist wahr. Die Beiden werden ihr Bestes geben um England gut zu verwalten und sie sind für deine Mutter und für mich eine unentbehrliche Stütze. Es war sehr klug, William Marshal mit Pembroke an dich zu binden. Loyalere Männer wirst du kaum finden."
Beatrice lehnte sich an Richard, als dieser ihr über den Rücken strich. Wie sehr hatte sie diese kleinen Zärtlichkeiten doch vermisst...
"Ja, das ist sie. Und sie hat ihren Ehemann gut im Griff, wie mir scheint. Eleonore lässt sich nicht herum schubsen, sie ist wie ihre Großmutter. Jonathan scheint sich sehr wohl zu fühlen. Er vermisst Philippa, aber das Studium macht ihm Spaß und er ist endlich einmal nicht schlechter als die Anderen, weil er eine Hand weniger aufzuweisen hat. Es war eine gute Entscheidung ihn dorthin zu schicken."
Schließlich lachte sie auf. "Das ist typisch für Edward. Aber Rob und Stephan haben ihren Spaß, warum also nicht...Ich werde ihnen ja nicht davon laufen. Du verstehst dich gut mit Edward?"

Richard bedachte Beatrice mit einem zärtlichen Blick. "Ja, das stimmt wohl. Vielleicht sollte ich mir einmal Gedanken machen, womit ich Robert seine Mühen danken kann, wenn ich zurück bin." Am liebsten hätte Richard es natürlich gehabt, er könnte Robert zum Earl of Cornwall erheben, aber solange William am Leben war und nicht freiwillig den Titel abtrat, war das unmöglich.
Er grinste leicht. "Und wie ihre Mutter, scheint mir. Aber nur gut so, ich will es dem Kerl auch geraten haben sich zu benehmen." Zufrieden lauschte Richard dem Bericht seiner Gemahlin und seufzte leise. "Das ist gut. Ich freue mich wirklich für den Jungen. Dass er sich in Bologna so wohl fühlt, aber auch dass er das Mädchen gefunden hat."
Beatrices Lachen entlockte Richard ein regelrecht verliebtes Lächeln. Wie wunderschön dieses Lachen doch klang und wie sehr er es vermisst hatte! Bevor er ihre Frage beantwortete, gab es ihr einen Kuss und zog sie etwas enger an sich. Dann nickte Richard. "Ja, das kann man wohl getrost so sagen. Wir sind uns in vielen Dingen recht ähnlich und dein Bruder ist einer der fähigsten Kommandanten, die ich habe. Ganz davon abgesehen, dass er mir wirklich treu ergeben ist."
Es machte sich bezahlt, dass Richard Männer in seinem Alter in wichtige Positionen einsetzte, Männer, die ihm verbunden waren und keine alten Zauderer, die noch immer an den Erinnerungen und der Politik seines Vaters festhielten.

"Dir wird sicher etwas einfallen, womit du ihm eine Freude machen kannst. Auch, wenn er das sicher gar nicht erst erwartet, so wie ich ihn kenne. Er ist dir loyal ohne etwas dafür zu erwarten." Beatrice lächelte leicht.
"Findest du? Ich weiß nicht, ob ich dich wirklich immer im Griff habe. Ich versuche es zumindest. Aber ja, ich glaube, er benimmt sich anständig und sie scheint glücklich zu sein. Es war eine schöne Hochzeit, nur ihr habt gefehlt. Und Jonathan ist wunschlos glücklich. Ich bin auch froh für ihn, dass er Philippa hat. Er hat sich so schwer damit getan ein Mädchen kennenzulernen. Und ihr ist es egal, wie er aussieht, weil ihr sein Herz aus Gold aufgefallen ist."
Sie weidete sich an diesem Lächeln und ließ sich bereitwillig näher ziehen. "Gut, dass ihr euch versteht. Darauf habe ich gebaut, denn ihr seid euch wirklich ähnlich. Und wenn du einmal seine Treue gewonnen hast, hast du sie sicher. Er hat schon deinem Vater unerschütterlich bei gestanden, er wird es noch lieber bei dir tun."

"Sicher erwartet er es nicht, aber das ist genau ein Grund mehr weshalb er es verdient hat." erwiderte Richard und lachte dann. "Ja, das denke ich durchaus, meine reizende Königin. Und es freut mich, wenn meine Kinder ebenfalls in den Genuss solch wunderbarer Ehen kommen sollten, wie wir sie haben." Und besonders für Jonathan freute es ihn, dass der Junge ein solches Mädchen gefunden hatte. Manchmal hatte Richard das Gefühl gehabt, sein Sohn sah einfach ein wenig zu gut für diese Welt und er hatte gefürchtet, dass er in einer arrangierten Ehe nie glücklich werden würde. Glücklicherweise hatte sich das nun von ganz allein erledigt.
Richard nickte versonnen. "Ja, da hast du wohl Recht. Er ist ein bemerkenswerter Mann." Und Richard war froh, dass er Edward für seine Sache hatte gewinnen können.

Berengaria

Berengaria war überaus nervös, als sie sich dem Ziel ihrer Reise immer mehr näherten. Man traf schließlich nicht jeden Tag seinen künftigen Ehemann. Wie er wohl war, Guillaume Plantagênet? Ein stattlicher, mutiger Mann, hörte man. Sie hoffte, er war auch wirklich so anständig zu ihr, wie man von so jemandem erwarten konnte.
Sie ließ sich aus der Sänfte helfen, die sie mit der Königinmutter geteilt hatte und sah sich neugierig um. Eleonore war eine nette Gesellschaft gewesen, die ihr ein wenig von ihrem Enkel erzählt hatte und fortwährend versuchte ihr die Scheu vor ihm zu nehmen. Dass Berengaria ihn heiraten würde, stand völlig außer Frage, man erwartete es schließlich.
Sie hoffte nur, ihr Los blieb annehmbar.

Guillaume

Seit fast einer Woche war Guillaume mit seiner Mutter nun hier in Messina und er hatte es hier durchaus genossen. Heute war nun aber der Tag an dem es für ihn ernst werden würde und er stand ein wenig angespannt im Hof und beobachtete wie sich der Platz mit lauter Pferden und Menschen füllte.
Sein Blick blieb schließlich an der Sänfte hängen, die sowohl seine Großmutter als auch Berengaria beherbergte und Guillaume hielt unbewusst den Atem an als sich die Vorhänge teilten und seine zukünftige Braut heraus kam.
Mit etwas schuldbewusster Erleichterung stellte er fest, dass sie durchaus eine Schönheit war, blieb nur zu hoffen, dass ihr Charakter ihrem Äußeren entsprach.
Langsam trat Guillaume auf dem Sänfte zu, begrüßte zuerst seine Großmutter, so wie es sich gehörte und wandte sich dann Berengaria zu. "Prinzessin, willkommen in Messina." begrüßte er sie lächelnd, griff nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. "Ich hoffe, Eure Reise hier her war nicht allzu beschwerlich und ihr seid wohl?"

Berengaria

Berengaria richtete den Blick auf den Prinzen, der gerade seine Großmutter begrüßte und sich schließlich ihr zuwandte. Er war wirklich ein gut aussehender Mann mit Manieren, das gefiel ihr und es nahm ihr ihre größte Sorge.
Bereitwillig ließ sie ihn gewähren und knickste dann leicht. "Ich danke Euch, mein Prinz. Oh nein, die Reise war angenehm. Ich reise gern, man sieht viel von der Landschaft und trifft interessante Menschen. Jedenfalls habe ich mich darauf gefreut Euch persönlich zu treffen, Eure Großmutter hat mir bereits viel von Euch erzählt."
Es war erstaunlich leicht mit ihm zu sprechen und sie hatte jedenfalls eine gute Erziehung genossen. Sie wusste genau, was sich gehörte.