William und Joanna - 1193

Laura

Laura ergötzte sich an Sébastiens Lachen und lehnte sich leicht an ihn als er den Arm um ihre Schultern legte. Sie wusste, dass diese Heirat eher aus Zweckmäßigkeit heraus kam und auch, dass Sébastien sicher kein Mann war, wie man ihn aus irgendwelchen Ritterromanzen kannte. Aber sie selbst war ja auch keine feine Dame, die mit so etwas umworben werden wollte. Und Laura war realistisch: ihr Vater hätte sie früher oder später an einen Kerl verschachert, der keine zu hohe Mitgift wollte und dann hätte sie froh sein können, wenn er ihr nur untreu war. Nein, sie wusste schon zu schätzen, was sie an Sébastien hatte.
Als sie nun das Wohngemach in dem großen Haus betraten und Sébastiens Eltern gegenüber traten, schlug Lauras Herz dennoch bis zu Hals. Doch ehe sie irgendetwas sagen konnte, erhob sich Amelie mit einem strahlenden Lächeln, trat zu ihr und schloss sie in die Arme. "Willkommen in der Familie, mein Kind." murmelte sie als sie Laura an sich drückte. Dann wandte sie sich Sébastien zu und strich zärtlich über die Wange. "Gut gemacht, mon petit chérie."

Sébastien

Sébastien war überaus erleichtert über den herzlichen Empfang, den seine Mutter ihnen bereitete. Viel Anderes hatte er von ihr auch nicht erwartet, denn sie war eine sehr großherzige Frau und ganz sicherlich froh darüber, eine Schwiegertochter ins Haus zu bekommen, die auch bald für einen Enkel sorgen würde. Die Familie wuchs, das war ganz sicherlich in ihrem Sinne.
Laura bedankte sich bei seiner Mutter und dann kam diese zu ihm. Er lief rot an, als sie ihn so vertraut ansprach, als wäre er noch ein kleiner Junge.
"Ach, maman....du sollst mich nicht so nennen. Ich bin erwachsen, weißt du?", protestierte er halbherzig, küsste sie aber auf die Wange.
Er liebte seine Mutter wirklich sehr, aber vor Laura war ihm diese Szene dann doch ein wenig peinlich. Das konnte ja heiter werden.

Amelie lachte heiter als sie die Röte auf Sébastiens Wangen sah. "Ach, sei nachsichtig mit mir, hm? Ich werde Großmutter, da darf ich solche Dinge tun. Außerdem wirst du das auch noch in 40 Jahren sein, mein kleiner Junge." Und sie war so froh, dass Sébastien sich für eine Ehe mit Laura entschieden hätte, andernfalls hätte das wohl zum endgültigen Bruch mit seinem Vater geführt.
Amelie machte eine einladende Geste. "Kommt ihr Lieben, setzt euch, dann können wir ein bisschen planen. Es ist Sommer, wir werden also um ein beschauliches Fest mit reichlich Bier nicht herum kommen, fürchte ich." bemerkte sie augenzwinkernd. "Und wenn wir so etwas planen verschwinden auch endlich die Falten von der Stirn deines Vaters." raunte sie Sébastien halblaut zu.

Sébastien

Sébastien seufzte und gab schließlich nach. Es half ja nichts. Wenn Laura hier einzog, würde sie solche Dinge ja ohnehin mitbekommen.
"Na gut, ist ja schon in Ordnung..." Er ließ sich zusammen mit Laura am Tisch nieder und nickte dann. "Ja...ein Fest ist wohl Pflicht, sonst werden die Stallburschen sehr enttäuscht sein." Und er wollte Laura eine schöne Hochzeit bieten, wie sie es verdient hatte. Noch würde ja niemand tuscheln, man sah noch nicht, dass sie ein Kind erwartete.
"Die Falten sind doch schon verschwunden, weil er mich ziemlich schnell dazu gekriegt hat zu tun, was er gehofft hat.", bemerkte Sébastien spöttisch. "Aber mir steht noch eine höchst lästige Pflicht bevor...Ich sollte ihren Vater wenigstens anstandshalber fragen..."

Laura

Laura unterdrückte ein Grinsen. Es war faszinierend Sébastien so mit seiner Mutter zu sehen, kannte sie ihn doch nur als den verwegenen Draufgänger, den er der Welt immer präsentierte.
Sie setzte sich neben ihn an den Tisch und drückte kurz seine Hand. "Ihr solltet euch nicht zu viele Umstände dafür machen. Etwas Essen und Bier, damit alle aus dem Gestüt und dem Dorf etwas abbekommen, dann werden sie schon zufrieden sein." warf sie ein, denn es machte sie etwas verlegen, dass ihretwegen ein Fest gefeiert werden sollte.
Laura warf dem Stallmeister einen flüchtigen, leicht besorgten Blick zu, doch der lächelte nur nachsichtig über den Spott seines Sohnes. "Da könntest du sogar Recht haben. Endgültig verschwunden werden sie aber erst sein, wenn ihr verheiratet seid und du dich nicht doch noch aus dem Staub gemacht hast." bemerkte Philippe, wenngleich er seine Worte nicht wirklich ernst meinte. Er wusste, dass Sébastien zu dem stehen würde, was er gesagt hatte.
Laura seufzte leise. "Ich hoffe nur, er wird nicht dahinter kommen ..." Die Eile mit der sie heiraten würden, würde ihrem Vater möglicherweise verdächtig vorkommen.

Sébastien

Sébastien schenkte Laura ein Lächeln und schüttelte dann den Kopf. "Unsinn...es gehört dazu und das Dorf wäre schwer enttäuscht, würden wir kein anständiges Fest feiern. Außerdem nutzen sie gern jeden Anlass um sich zu betrinken.", erwiderte er grinsend.
Er hob die Schultern. "Ach, das wird nicht passieren...Du weißt doch, wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, ziehe ich es auch durch. Wie du..."
Sébastien bedachte seine zukünftige Frau mit einem beruhigenden Blick. "Und wenn schon...Was soll schon passieren? Er wird schon zustimmen. Und ihm bleibt ja auch nichts Anderes übrig, wir verhindenr immerhin einen Skandal um seinen guten Namen. Er soll sich nicht anstellen."

Laura

Laura lachte leise. "Das ist wahr. Gib ihnen ein Bierfass und sie sind glücklich." Aber sie mochte die unkomplizierten Dorffeste sehr, es war diese ungezwungene Atmosphäre in der sie aufgewachsen war und die sie lieben gelernt hatte.
Sie warf Sébastien einen Blick zu und strich ihm flüchtig über den Oberschenkel. "Nein, ich glaube auch wirklich nicht, dass du noch einmal davon läufst." stärkte sie ihm schmunzelnd den Rücken, doch bei dem Gedanken an ihren Vater verdüsterte sich ihre Miene etwas. Was sollte er schon tun, sagte Sébastien und in gewisser Weise hatte er recht, aber sie legte auch keinen Wert darauf sich mit ihrem Vater wegen dieser Sache zu überwerfen.
"Vielleicht sollten wir das einfach schnell hinter uns bringen. Je eher desto besser, zumal ja auch nicht mehr viel Zeit bis Sonntag ist."

Sébastien

"So ist es. Aber es ist schön so...und vergiss nicht, wie wir uns kennengelernt haben." Laura hatte ihm auf einem dieser Feste schöne Augen gemacht und er hatte nicht widerstehen können. So liefen die Dinge im Dorf nun einmal...
"Na gut, du hast ja Recht...also komm, lass uns gehen. Ich will diese Sache hinter mich bringen.", bekannte er, nahm ihre Hand und verließ sein Elternhaus wieder, um sich auf den Weg zum Bäcker zu machen. "Ich werde ihn einfach um deine Hand bitten und dann werden wir sehen...."
Das Wetter war schön, es würde nichts gegen eine rasche Hochzeit sprechen. Sollte ihr Vater sich doch auf den Kopf stellen...."Geh voraus, Laura."

Laura

Laura bedachte Sébastien mit einem amüsierten Blick. "Wie könnte ich das je?" Denn nach ihrem Kennenlernen waren ein paar stürmische Wochen gefolgt und nun saßen sie hier, würden bald heiraten und Eltern werden. Das hätte sie sich auf dem Fest wirklich nicht erträumen lassen, damals hatte sie einfach ein wenig Spaß haben wollen.
Laura nickte und verließ dann zusammen mit Sébastien das Haus, damit sie ihren Vater aufsuchen konnten. "Ich hoffe nur, dass er nicht auf die Idee kommt, dir das Fell gerben zu wollen." murmelte sie. Oder ihr ... ihr Vater war schließlich nicht dumm, er wusste, dass er mit Sébastiens körperlichen Kräften kaum mithalten konnte, vermutlich würde er sich eher darauf verlegen seine Tochter für ihren Frevel zu züchtigen, sollte sein Temperament mit ihm durchgehen.
Sie atmete tief durch als sie das Haus erreicht hatten, dann öffnete sie die Tür und trat ein. "Vater?" Vermutlich war er noch in der Backstube, die direkt an die Wohnräume der Familie grenzte und bereitete für morgen schon etwas vor. Sie gab Sébastien ein Zeichen ihr zu folgen und betrat das Refugium ihres Vater. "Vater ... dürfen wir dich einen Moment stören?"

Sébastien

Sébastien schnaubte verächtlich. "Das soll er doch mal versuchen..." Er war ein großer, kräftiger Kerl und er konnte zulangen. Er hatte keine Scheu vor ihrem Vater.
Er folgte ihr vorsichtig durch dass Haus und schließlich in die Backstube. Neugierig schaute er sich um, richtete den Blick dann aber auf ihren Vater, einen kleinen, rundlichen Mann mit einer halben Glatze. Der Bäcker lächelte seine Tochter an und nickte eifrig.
"Natürlich, Kind, ich habe das Brot gerade im Ofen, Zeit genug also. Was führt dich und deinen Begleiter her?" Sébastien trat einen Schritt vor. "Master Peter, ich bin hier um Euch um die Hand Eurer Tochter zu bitten.", begann er dann auch sogleich, nachdem er seinen Mut zusammen gesucht hatte.

Laura & Peter

Lauras Herz stolperte leicht als ihr Vater ihr zulächelte. Hoffentlich würde er das gleich auch noch tun. Sie wollte ihm gerade antworten als Sébastien sie überraschte und vor trat. Jetzt, da er sich einmal entschieden hatte, schien er auch wirklich nicht zu zögern.
Peter sah seine Tochter und dann ihren Begleiter an, Überraschung malte sich auf seinem Gesicht ab. "Nun, mein Junge, du verschwendest auch keine Zeit, was?" bemerkte er verblüfft angesichts der Tatsache, dass der Sohn des Stallmeisters so ohne Umschweife sein Begehr vorgetragen hatte.
Peter kratzte sich am Hinterkopf und lächelte leicht. "Nun, ich schätze, ich wüsste nichts, was dagegen spräche." erklärte er und bemühte sich nicht zu sehr zu zeigen, dass er geschmeichelt war. Laura war ein hübsches und gescheites Kind, aber dass ausgerechnet Sébastien um ihre Hand anhalten würde, hatte Peter nicht erwartet. Die Familie des Stallmeisters hatte großen Einfluss hier in Truro und war alles andere als arm - Sébastien als Erbe seines Vaters würde irgendwann all das übernehmen, es war also eine mehr als gute Partie für Laura.
"Ich könnte später bei euch vorbei kommen, dann können wir mit deinem Vater zusammen alles Wichtige wie zum Beispiel die Mitgift regeln. Und natürlich einen Termin aussuchen ... am besten noch im Laufe des Sommers, hm? Da lässt es sich besser feiern."

Sébastien

Sébastien fuhr sich ein wenig verlegen über den nacken, grinste dann aber matt. "Nein, Master. Warum auch kostbare Zeit verschwenden? Außerdem...bin ich leider kein Freund großer Worte.", gab er dann zu und versuchte trotzdem möglichst gewinnend zu wirken.
Er war erleichtert, als Peter so vorbehaltlos zustimmte,ahnte aber schon nichts Gutes, als dieser über einen Termin reden wollte.
"Das freut mich wirklich sehr zu hören, Master. Und mein Vater ist jederzeit erfreut über Euren Besuch um alles zu besprechen. Was den Termin angeht...nun ja....das dachten wir auch." Er gab sich einen Ruck. "Hal würde uns gern am Sonntag trauen, Master. Das passt ihm gut und wie Ihr schon sagtet, ich verliere nicht gerne Zeit. Ich würde sie gern am Sonntag nach Hause führen."

Peter

Peter nickte unverbindlich. "Das merke ich wohl." Aber im Grunde war es ihm gleich, ob der junge Kerl nun stundenlang geschwafelt hätte oder direkt zum Punkt gekommen war, es machte für Peters Entscheidung eigentlich keinen Unterschied.
Was dann jedoch folgte, ließ die Bäcker stutzen. "Du hast bereits mit Hal gesprochen? Bevor du überhaupt meine Erlaubnis hattest? Deine Zielstrebigkeit in allen Ehren, aber das erscheint mir doch mit etwas unwürdiger Hast begangen." Doch was ihn wirklich die Stirn runzeln ließ, war nicht so sehr, dass Sébastien schon mit dem Priester gesprochen hatte, es war das Datum. "Am Sonntag? Bist du noch bei Trost? Du kannst meine Tochter doch nicht einfach von heute auf morgen aus dem Haus holen." So schnell wollte Peter sich dann doch nicht trennen, außerdem hatte er Lauras Arbeitskraft in den nächsten Wochen noch fest eingeplant.

Sébastien

Sébastien wurde unbehaglich, als der Bäcker so ungehalten reagierte. Wie sollte er ihm das nur erklären ohne gleich die Wahrheit zu sagen?
"Naja, ehrlich gesagt hat mein Vater mit ihm darüber gesprochen...Sie fanden den Termin gut und ich schätze, mein Vater will nicht, dass ich kalte Füße bekomme. Was nicht passieren wird...", stellte er dann klar.
"Laura kann Euch doch trotzdem zur Hand gehen, Master. Sie ist ja nicht fern, wir werden in das Haus meiner Eltern ziehen. Was spricht also gegen eine rasche Hochzeit?", versuchte er dann das heikle Thema zu umschiffen.
Der Bäcker würde nicht sehr begeistert sein, wenn er erfuhr, dass seine Tochter schwanger war.

Peter & Laura

Peter war nicht besonders glücklich über diese Eile. Im Grunde wollte er sich natürlich trotzdem nicht gegen diese Hochzeit stellen, denn diese Verbindung wäre nicht nur für seine Tochter gewinnbringend, sondern auch für ihn und seine Familie. Sie würden an Ansehen und Einfluss gewinnen und wenn Laura derart wohlhabend werden würde, würde sie ihre Familie sicher nicht vergessen, wenn es gerade im Winter einmal etwas knapper wurde.
Trotzdem ... "Dagegen spricht, dass man so ein wichtiges Ereignis nicht mit so unwürdiger Hast begeht. Wenn von einem Tag auf den anderen geheiratet wird, heißt es im Dorf hinterher noch ihr -" Peter brach ab und mit einem Mal wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht des Bäckers. Er hatte sagen wollen, dass man im Dorf tratschen würde, Sébastien und Laura hätten die Finger nicht voneinander lassen können und nun sei Eile nötig, damit das Kind kein Bastard würde.
Als ihm die ganze Tragweite klar wurde, lief Peter nun feuerrot an und ließ den Blick hektisch zwischen seiner Tochter und Sébastien hin und her. "Es ist wahr, oder?" bemerkte der Bäcker und seine Stimme überschlug sich beinahe vor Aufregung. "Man würde zurecht über eure Eile tratschen!"
Laura schluckte schwer und trat einen kleinen Schritt vor. "Bitte Vater, lass es mich erklären ..." begann sie sanft und zugleich flehend.

Sébastien

Sébastien konnte förmlich zusehen, wie er die richtigen Schlüsse zog und bereitete sich auf einen Sturm väterlicher Entrüstung vor. Es war natürlich nicht gerade optimal gelaufen, aber immerhin würde er sie heiraten, also kein Grund, völlig aus der Haut zu fahren.
Er trat ebenfalls einen Schritt vor und sah Peter an, nickte dann. "Würde man wohl, ja...aber ich war eine Weile fort. Wir könnten einfach sagen, wir wäre vorher schon verlobt worden, dann würde der rasche Termin niemanden stören.", schlug er vor.
Peter war indes auf seine Tochter fixiert und trat drohend auf sie zu. "Du kleines Luder! Hast du denn gar keinen Anstand gelernt?" Er hob die Hand um Laura zu ohrfeigen, als Sébastien bestimmt sein Handgelenk ergriff.
"Master...wenn Ihr zornig sein wollt, dann auf mich. Laura kann nichts dafür."

Peter & Laura

"Pah! Das würde doch niemand glauben! Wieso sollte ich über solch eine Verlobung zuvor kein Wort verloren haben?" erwiderte Peter gallig.
Laura konnte sich nicht daran hindern einen Schritt zurück zu weichen als ihr Vater auf sie zutrat und sie zuckte zusammen als er sie so beschimpfte, machte sich schon auf die Ohrfeige gefasst und sah dann überrascht zu Sébastien als dieser die Hand ihres Vaters so mühelos abfing.
Peter funkelte seinen Gegenüber verärgert an. Es interessierte ihn nicht, dass Sébastien mehr als einen Kopf größer war als er und obendrein wesentlich stärker. "Zu dir komme ich noch, Bürschchen!" prophezeite er. "Jetzt weiß ich auch, wieso dein Vater dich so lange weg geschickt hat, obwohl du ihm sonst im Gestüt doch so kräftig hilfst."
Laura überwand ihre Furcht und trat wieder neben Sébastien. Ihr Blick ruhte auf ihrem Vater. "Vater, bitte. Es ist doch nicht nötig, dass es zu solch einem Streit kommt. Sébastien und ich haben beide viel darüber nachgedacht, wir beide haben Buße getan - und wir werden heiraten, so dass doch im Grunde kein Unheil geschehen ist."

Peter & Sébastien

"Es könnte eine Vereinbarung zwischen Euch und meinem Vater sein. Das tun viele Leute. Und im Übrigens geht es die Anderen doch auch gar nichts an, oder?", schlug Sébastien vor und versuchte Peter zu besänftigen. Das war nun gar nicht seine Stärke. "Mein Vater hat mich weggeschickt deswegen, ja. Aber nun bin ich wieder hier und ich will sie heiraten."
Peter war immer noch ausgesprochen wütend, aber letztendlich gab es ja keine andere Möglichkeit die Schande gering zu halten.
"Buße? Du könntest dafür nie genug Buße tun! Wie konntest du dich ihm nur unverheiratet hingeben? Das ist eine schwere Sünde! Du kannst hoffen, dass Gott dir das Kind lässt, das so in Sünde gezeugt wurde!", brauste er auf.

Laura

Laura senkte den Kopf. Es war nicht leicht für sie diesem offenen Zorn ihres Vaters zu begegnen und sich dagegen zu stellen, denn Zeit ihres Lebens hatte sie immer getan, was er wollte. Die Gelegenheiten bei denen Peter ernsthaft verärgert über sie gewesen war und sie mit einer Ohrfeige gezüchtigt hatte, konnte Laura an einer Hand abzählen und es war nie wirklich schlimm gewesen, denn ihre größten Vergehen, die sie in den Armen von ein, zwei Burschen im Dorf begangen hatte, waren immer unentdeckt geblieben - bis jetzt.
Ihr Kopf ruckte wieder hoch und sie starrte ihren Vater aus schreckensgeweiteten Augen an. Ganz instinktiv schlang sie ihre Arme um ihren Körper, so als wolle sie das Ungeborene in ihrem Leib vor dem Groll seines Großvaters und vor allem anderen Übel in der Welt schützen.
"Ich habe Buße getan." erwiderte sie dann entschieden. Sie hatte ihre Vergehen immer in der Beichte gestanden und hingenommen, was Hal ihr als Buße aufgetragen hatte, so hatte sie es von klein auf gelernt und es auch bei diesen etwas größeren Sünden so gehalten. "Wie kannst du nur so etwas hässliches sagen! Es ist immerhin auch dein Enkelkind!" führte sie ihm vor Augen. Ihr wurde vage bewusst, dass es genau diese Haltung ihres Vaters war, die sie so in Panik versetzt hatte als sie ihre Schwangerschaft entdeckt hatte. Aus diesem Glauben und der Furcht heraus war sie zu Elena gegangen.

Peter & Sébastien

"Es ist in Sünde gezeugt und Gott sieht es! Ein erster Schritt, wenn du gebeichtet hast, aber das Kind ist sündig! Auch wenn es mein Enkel ist.", rief Peter, der schon streng gläubig erzogen worden war und daher nicht gerade nachsichtig in diesen Dingen.
Sébastien legte beschützend den Arm um Lauras Schultern und schaute Peter ruhig an. "Ihr habt zugestimmt. Ich gehe davon aus, das tut Ihr immer noch, allein um Eures Rufes Willen. Wir werden also Sonntag heiraten. Ihr habt keinen Grund Laura Angst zu machen, es ist wie sie sagt. Wir haben gebüßt und es ist eine Sache zwischen uns und Gott.", erklärte er.
"Also hört auf mit ihr Streit zu beginnen, das macht euch Beide nur unglücklich. Geht zu meinem Vater und sprecht mit ihm wie geplant."

Laura

Laura biss die Zähne aufeinander. Sie suchte noch nach einer passenden Erwiderung als Sébastien plötzlich einen Arm um ihre Schultern legte. Überrascht sah sie ihn an und ihr Herz stolperte ein klein wenig angesichts dieser so offenkundigen Zuneigung. Laura atmete zitternd durch und lehnte sich etwas an ihren Verlobten. Es war erstaunlich welch ein Gefühl der Sicherheit er ihr mit einem Mal vermitteln konnte.
"Pah, mir ist es gleich was sie tut oder nicht. Ich kann kaum glauben, dass sie wissentlich so viel Schande über unser Haus gebracht hat ..." brummte Peter ungehalten und bedachte Sébastien mit einem abschätzigen Blick. "Und glaub ja nicht, dass ich auch nur einen Penny an Mitgift für das kleine Luder zahle. Du hast sie dir auf unerlaubte Weise ergaunert also behalt sie auch und erwarte nicht noch einen Preis dafür." beschied Peter und wandte sich brüsk ab.
Laura starrte ihrem Vater nach, der in den hinteren Teil der Backstube stiefelte. Das konnte er doch nicht tun! Sprachlos starrte sie Sébastien an, dann gab sie sich einen Ruck, machte sich vom ihm los und schickte sich an ihrem Vater zu folgen. "Vater! Das kannst du nicht tun, du kannst ihm nicht einfach meine Mitgift vorenthalten!" Sie wusste genau, dass ihr Vater schon lange ihre Mitgift zusammen gespart hatte und ihre Familie war auch nicht arm, es würde ihn also nicht über Gebühr schmerzen sie zu zahlen.

Sébastien

Sébastien ließ bereitwillig zu, dass Laura sich an ihn lehnte. Es war mit einem Mal einfach ihr Schutz zu bieten, wie er es als Ehemann eben sollte. Sie gehörte jetzt zu ihm und sie trug sein Kind, also würde er nicht zulassen, dass sie jemand schlecht behandelte. Auch nicht ihr eigener Vater, vor dem er nun wirklich keine Angst hatte.
Ihr Vater stiefelte davon, schimpfte aber weiter. "Natürlich! Er hat sie nicht verdient, er hat sie verwirkt." Sébastien seufzte leise, schüttelte aber den Kopf.
"Lass ihn doch, Laura.", besänftigte er sie. "Ich brauche diese Mitgift nicht unbedingt, es ist schon gut...wir sind schließlich keine armen Leute."
Und er wollte Peter deswegen nicht noch mehr verärgern.

Laura

Laura war hin und her gerissen, doch schließlich gab sie nach und sah davon ab ihrem Vater zu folgen und kehrte zu Sébastien zurück. Sie atmete tief durch und schlang dann für einen Moment die Arme um Sébastiens Taille. "Ich danke dir." murmelte sie leise und gab ihm einen kurzen Kuss. "Ich dachte wirklich, er verpasst mir gleich die Prügel meines Lebens." seufzte Laura, ehe sie sich wieder von Sébastien löste, seine Hand ergriff und ihn hinaus führte. Sie wollte wirklich nicht länger als unbedingt nötig hier in diesem Haus bleiben, auch wenn sie jetzt ein klein wenig ratlos war, was sie tun sollte. Offensichtlich musste sie sich bis Sonntag noch eine schickliche Lösung einfallen lassen, denn zu ihrem Vater wollte sie nach diesem Streit ganz sicher nicht wieder zurück.

Sébastien

Sébastien schüttelte leicht den Kopf und strich Laura beruhigend über den Rücken. "Nein, nein, das hätte ich nie zugelassen. Du gehörst jetzt zu mir und ich beschütze dich. Dich und das Kind. Er hat kein Recht das zu tun."
Er folgte ihr aus dem Haus und dachte nach. Das verkomplizierte die Sache ein wenig, aber letztendlich gab es ja auch keine andere Möglichkeit als zu heiraten und ihren Ruf zu retten.
"Du solltest vielleicht Elenas Angebot annehmen und ins Hospital ziehen, bis wir heiraten. Dann kommt niemand auf dumme Gedanken und sie reden nicht noch mehr als sie es ohnehin schon tun."
Sébastien fand, das war eine ganz gute Lösung.

Laura

Laura sah Sébastien in die Augen und wusste, dass er die Wahrheit sagte. Er mochte ein Rumtreiber und Filou sein, manches Mal auch ein Taugenichts, aber ihr und ihrem Kind würde kein Leid geschehen, das Sébastien verhindern konnte. Diese Erkenntnis traf Laura in gewisser Weise unvorbereitet und es rührte sie so sehr, dass ihre Kehle einen Moment lang eng wurde.
Als sie draußen waren und Sébastien seinen Vorschlag machte, hatte auch Laura sich wieder gefangen und nickte. "Ja, daran hatte ich auch gedacht. Das wäre die beste Lösung, ich kann ja kaum jetzt schon zu euch ziehen." Elena strich Sébastien sachte über die Brust. "Wenngleich ich nichts dagegen hätte unsere Hochzeitsnacht vorzuziehen." Wisperte sie leise. Dass Sébastien ihretwegen ihrem Vater so die Stirn geboren hatte, fand Laura ungemein anziehend.