William und Joanna - 1193

Robert nickte. "Aber vielleicht hat er jetzt eine zweite Chance bekommen. Und wenn es so ist, bin ich umso zufriedener." Er warf Rob einen amüsierten Blick zu. "Dann geht ihr ruhig Giselle besuchen, ich werde in der Küche Bescheid geben, dass sie für heute Abend etwas besonders Gutes kochen sollen und dann wieder zu euch stoßen."
Rob führte seine Großeltern indes zu seinen Gemächern. "Schau Liebes, ich habe Besuch mitgebracht." Giselle wandte geübt ihren Rollstuhl vom Fenster ab und schob sich dem Besuch ein Stück entgegen. Sie lächelte fröhlich. "Wie schön, dass ihr zurück seid!"
Rob bedachte sie mit einem stolzen Blick. "Nun, das ist der Grund, warum ich mich sorge...man sollte es mir nicht zu übel nehmen."

"Ja, vielleicht. Wir werden sehen. Ich hoffe, dass du Recht hast, besonders um Claires Willen. Sie hat einen anständigen Mann an ihrer Seite verdient und so ungern ich das sage, Edward kann in dieser Hinsicht nicht so sehr glänzen wie du zum Beispiel. " erwiderte William, machte dann aber eine kleine abwinkende Geste. "Mach dir keine Umstände, wir sind unten in der Halle direkt Madeleine in die Arme gelaufen. Sie wird sich schon um alles kümmern. " Berichtete William ehe er Rob zusammen mit Joanna folgte um nach Giselle zu sehen.
William lächelte als sie das Gemach betraten und er sah wie geschickt und scheinbar mühelos Giselle sich mit ihrem Rollstuhl herum drehte. Es war wirklich eine segensreiche Idee gewesen, es musste für saß Mädchen wirklich eine Bereicherung sein wenigstens ein bisschen Mobilität gewonnen zu haben.
Als sie sich nun jedoch herum gedreht hatte, stockte William beinahe der Atem, denn sein Blick war an Giselles rundem Bauch hängen geblieben. "Du ... du bist schwanger." Murmelte er überrascht und sah zu Rob. "Nun, ich schätze ... nun kann ich deine Sorge nachvollziehen." Bekannte William und legte seinem Enkel eine Hand auf die Schulter "Glückwunsch ihr beiden. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet." Bekannte er offen. "Was sagt John dazu?"

Robert hob die Schultern. "So ist es. Aber ich habe meine perfekte Frau schon gefunden. Und letztendlich müssen sie miteinander auskommen. Vielleicht überrascht Edward uns...er hat sich auch verändert durch den Kreuzzug. Er ist ernster...Lass uns abwarten."
Rob war indes mehr als gespannt, wie sein Großvater auf Giselles Schwangerschaft reagieren würde. Er wurde auch nicht enttäuscht und strahlte ihn zufrieden an.
"Ja...wir waren selber ganz überrascht, dass es geklappt hat. Ich...hatte mich fast schon damit abgefunden.", erwiderte Giselle lächelnd.
Rob seufzte leise. "Nun ja, seitdem habe ich so manche schlaflose Nacht verbracht. Aber ich danke dir für die Glückwünsche. Giselle hat mich genauso überrascht wie dich, als sie es mir gesagt hat. John sieht alle paar Tage nach ihr und kontrolliert, ob alles gut ist. Bisher läuft alles normal, aber die Niederkunft macht ihm ein bisschen Sorge. Wir können einfach nicht absehen, wie es verlaufen wird."

William musterte seinen Enkel und dessen Gemahlin mit einem Lächeln. Wie gut die beiden doch zusammen passten und er wünschte ihnen wirklich, dass sie dieses Kind bekommen konnten ohne einen hohen Preis zahlen zu müssen. Sie hätten es beide so verdient.
"Das ist gut, bei John bist du in guten Händen. Er hat ja schon so manches Wunder bewirkt." erwiderte William möglichst zuversichtlich. Er konnte verstehen, dass Rob in beständiger Sorge um Giselle war und er nahm sich auch vor bei nächster Gelegenheit mit John zu sprechen, er wollte gern selbst dessen Meinung hören. Die Niederkunft würde vermutlich wirklich schwierig werden. "Aber es ist gut, wenn bisher alles so positiv verlaufen ist. Daran sollten wir uns halten, denkt ihr nicht? Gott wird sich schon aus einem bestimmten Grund so entschieden haben." beschied William dann lächelnd. Es musste einfach gut gehen.

Rob nickte. "Ich glaube, ohne John wäre ich noch viel aufgeregter als ich es ohnehin schon bin. Er nimmt mir wenigstens einen Teil meiner Sorge.", erwiderte er dann und schenkte Giselle ein Lächeln. "Du hast allerdings Recht. Wir sollten uns daran halten, dass Gott es so veranlasst hat. Vielleicht soll uns einfach Nachwuchs gegönnt sein. Wir haben schließlich schon viele Dinge geschafft, an die niemand von uns geglaubt hat."
Niemand hatte auch je geglaubt, dass Giselle je allein reiten oder dass sie jemals wieder etwas in ihren Beinen spüren würde.
"Was das Gottvertrauen angeht, ist Giselle mir aber um Einiges voraus. Sie ist wirklich gelassen. Mir fällt es so schwer darauf zu vertrauen, dass alles gut gehen wird."

"Das glaube ich dir. Aber wenn jemand wirklich fähig ist, dann ohne Zweifel John und die anderen Ärzte im Hospital. Ich bin wirklich froh, dass aus unserer einst so kleinen Idee etwas so großes und nützliches geworden ist." William nickte lächelnd. "Das habt ihr und darauf könnt ihr wirklich stolz sein. Es ist etwas besonderes zwischen euch und gemeinsam gelingen euch die wunderbarsten Sachen."
William bedachte Giselle mit einem kurzen Grinsen und sah dann einen Moment lang zu Joanna hinüber. "Tja, das ist einfach so mein Junge. Du musst akzeptieren, dass die Frauen in unserer Familie schon immer die klügeren waren und so ist es bei euch auch. Giselle tut das einzig richtige: sie vertraut auf Gott und tut das, was ihr möglich ist ohne sich dabei den Kopf so sehr zu zerbrechen, dass sie in beständiger Sorge lebt."

Edward hatte Claire nach Truro gebracht und sich dann mit ihr gemeinsam in die Vorbereitungen gestürzt. Auch Gabriel, Mary, Charles und Will würden zur Hochzeit anreisen, sie wollten es sich nicht entgehen lassen. Gabriel hatte allerdings gleich angekündigt, dass er nach der Feier am nächsten Tag wieder abreisen wollte.
Und nun waren wohl offenbar auch seine Eltern wieder im Lande. Er hatte schon geahnt, dass er seinem Vater erst einmal würde erklären müssen, was es mit dieser Ehe auf sich hatte. Robert hatte ihn vorgewarnt.
Nun betrat er die Gemächer seiner Eltern und lächelte gewinnend. "Vater, Mutter, wie schön, dass ihr wieder da seid. Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Reise hierher? Gibt es Neuigkeiten von Richard und Bea?"

William und Joanna hatten noch etwas Zeit mit Rob und Giselle verbracht, doch dann hatten sie sich in ihre Gemächer zurück gezogen, um sich etwas auszuruhen, die von der Reise beanspruchten Kleider gegen frische zu tauschen und etwas zu essen.
Sie saßen gerade zusammen am Tisch und genossen die kleinen Köstlichkeiten, die Madeleine ihnen gebracht hatte als es an der Tür klopfte und nur einen Wimpernschlag später Edward mit seinem so typischen Lächeln auf den Lippen den Raum betrat.
William bedachte seinen Sohn mit einem Stirnrunzeln, aber er sah auch sofort, dass Robert Recht gehabt hatte. Er kannte seinen Sohn nun schon so lange und so gut, dass ihm dieser eigentümliche Ausdruck in Edwards Augen sofort auffiel. Es war dieses Mal wirklich etwas anderes.
"Ja, und wie es scheint ja auch gerade nich rechtzeitig. Dein Bruder hat und schon von deiner geplanten ... eigenwilligen Hochzeit berichtet." bemerkte William.
"Die Reise war recht vergnüglich, danke. Und was unseren König betrifft ... nicht wirklich viel. Heinrich hält ihn nach wie vor auf Burg Trifels gefangen. Wie es um sein Lösegeld steht weißt du vermutlich besser als ich."

Edward nickte langsam und grinste flüchtig. "So ist es wohl. Wir hatten einen Boten zu euch geschickt, aber der hat euch wohl gerade verpasst. Mit dem euch eigenen Gespür seid ihr genau zum richtigen Zeitpunkt heim gekehrt.", erwiderte er dann gut gelaunt und ließ sich seine Nervosität nicht anmerken. "Eigenwillig, so kann man es durchaus nennen...aber ich konnte nichts dafür, es hat mich einfach erwischt, ich war...machtlos."
Edward nickte. "Ja vielleicht...ich dachte, Bea hätte vielleicht etwas berichtet. Das Lösegeld kommt mühsam zusammen, aber es kommt zusammen. Nicht so schnell, wie ich mir wünschen würde, aber wir werden es schaffen."
Und dann würden sie Richard endlich heim holen können.

William nickte langsam und ließ seinen Sohn dabei keine Sekunde lang aus den Augen. Edward gab sich große Mühe gelassen zu wirken, aber William erhaschte dennoch einen Blick auf das, was unter dieser Maske lag: sein Sohn war nervös und das letztlich auch zurecht, denn diese Hochzeit war - wieder einmal - ein handfester Skandal.
"Ja, das sind wir wohl. Aber du scheinst ja auch wie üblich wieder mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, wenn ihr schon in zwei Wochen heiratet." bemerkte William und sah Edward mit lauernder Miene an. "Oder gibt es bereits einen handfesten Grund für diese Eile?" Überraschen würde es ihn nicht wirklich, Edward war weder sonderlich geduldig, noch gut darin enthaltsam zu leben.
William lächelte matt. "Ja, ja. Du bist immer machtlos, wenn es dich erwischt. Aber ausgerechnet Claire? Edward, ich weiß, Moral und Anstand haben für dich nur bedingt einen hohen Stellenwert, aber sie ist deine Nichte. Obendrein könnte sie vom Alter her deine Tochter sein. Bist du dir sicher, dass du dir das genau überlegt hast?" William wusste, dass er letztlich nichts dagegen unternehmen konnte, trotzdem behagte ihm diese Sache nicht allzu sehr.
William deutete ein Schulterzucken an. "Es geht Richard soweit gut, er wird anständig behandelt. Aber natürlich ist er ungeduldig, er will nach Hause, aber es wird sich vermutlich noch etwas ziehen."

Edward ahnte, dass sein Vater die gelassene Fassade ein wenig durchschaute, es sich nur nicht ganz so anmerken ließ. Er seufzte und verdrehte leicht die Augen.
"Nein, gibt es nicht. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe sie nicht angerührt. Ich wollte es dieses Mal richtig machen und sie nicht in Schwierigkeiten bringen. Aber ich will nicht mehr warten. Ich liebe sie und ich will sie an meiner Seite haben."
Er lächelte leicht und schüttelte den Kopf. "Ich dachte, es würde nie wieder werden wie mit Julia. Dass ich nie wieder so tief lieben könnte...aber Gott ist offenbar nicht fertig mit mir. Isabella hatte recht...." Edward hob die Schultern. "Ich wusste nicht, wer sie ist, als ich sie kennenlernte und es war....Liebe auf den ersten Blick. Ich hörte sie hinter einer Hecke lachen und da war ich schon verzaubert. Dann lief Askan ihr vor die Füße und ich sah sie....und es war passiert. Ich habe erst später erfahren, wer sie ist...Da war es zu spät. Zudem ist Philippe nur mein Halbbruder, wir haben gar nicht so viel gemeinsames Blut. Ich habe einen Dispens erwirkt vom Papst, es ist also alles legitim. Und das Alter ist dir doch völlig gleich, sonst hättest du Charles nicht Mary gegeben, Will nicht Isabella und Sybilla nicht Geoffrey. Also mach mir nichts vor, dahingehend suchst du nur einen Vorwand. Ich habe es mir ausgiebig überlegt. Glaub mir, leicht gemacht habe ich es mir nicht. Ich habe viele schlaflose Nächte verbracht."

William lehnte sich zurück und atmete leise durch. Er musste zugeben, dass Edward ihn ein wenig überraschte, er hatte nicht erwartet, dass er von Claire bisher wirklich die Finger gelassen hatte. Sein Blick glitt von Edward zu Joanna hinüber. William war daran gewöhnt, dass Edward ihn, wie keins seiner Kinder, immer wieder an den Rand des Wahnsinns trieb, es meisterlich verstand ihn in Rage zu bringen. Aber trotzdem liebte er Edward so innig und auf so besondere Weise, dass all dessen Schandtaten und Fehltritte nie wirklich einen Keil zwischen sie getrieben hätte.
Und William wusste auch, dass er ihm diese Sache mit Claire nicht wirklich übel nehmen konnte. Nicht, wenn das bedeutete, dass Edwards Augen weiterhin so strahlen würden, wie sie es getan hatten als er von seiner ersten Begegnung mit Claire erzählt hatte.
William löste seinen Blick ein wenig mühevoll wieder von Joanna und sah seinen Sohn an. "Worüber reden wir hier eigentlich, hm? Es steht doch sowieso schon alles fest." bemerkte er und konnte ein kleines Lächeln nicht länger zurück halten.
Ob es am Alter liegt, dass er mich mittlerweile mit so wenigen Worten bereits weich bekommt?

Edward verfolgte den Blickwechsel seiner Eltern beinahe ein wenig mit Sorge. Er hoffte aber zugleich, dass es ihm und Claire eines Tages auch vergönnt sein würde, so mühelos Botschaften ohne Worte zu tauschen. Einfach nur mit einem Blick.
Er atmete tief durch, als sein Vater so erstaunlich ruhig reagierte. "Meine Güte und ich Dummkopf dachte, du würdest mir en Kopf abreißen.", murmelte er erleichtert. "Aber du hast ja Recht. Es steht fest und ich werde mich nicht davon abbringen lassen. Dir muss ich schließlich nicht erzählen, wie machtlos man gegen die Liebe ist."
Aber er war dankbar, dass er nicht wieder neuen Hader in seiner Familie zu verschulden hatte. Das hatte er oft genug. "Und außerdem habe ich mich auch von Helene im Frieden getrennt. Ich habe meine Verhältnisse so gut geklärt, wie es eben geht."

William deutete ein Schulterzucken an. "Vor fünfzehn Jahren hätte ich das vielleicht, wer weiß?" bemerkte er ein wenig amüsiert. Dann ergriff William Joannas Hand und drückte sie leicht. "Du hast Recht, mir brauchst du das nicht zu erzählen. Und das ist auch dein Glück, denn sonst wärst du damit sicher nicht so leicht davon gekommen. Aber wenn ihr beide damit glücklich werdet, soll es so sein. Ich hoffe nur, dass du dich auch nach eurer Hochzeit noch so gut zusammen nehmen wirst, wie du es im Moment offenbar tust. Claire hat es verdient."
William schlug die Beine übereinander und sah Edward überrascht an. "Tatsächlich? Und dabei habe ich von deinem Bruder doch eine ziemlich verrückte Geschichte über Helene und dich gehört. Wie hast du das denn wohl wieder gerade biegen können?"

Edward nickte. "Vielleicht hättest du das. Aber Mutter hat dich gezähmt, scheint mir. Ja, ich weiß. Ich danke dir für dein Verständnis. Und ich werde mich bemühen, so gut ich eben kann. Du hast Recht, Claire hat es verdient und ich habe wirklich sehr gute Vorsätze dieses Mal."
Und Claire würde es ihm leicht machen sie zu halten, da war er ganz sicher.
Edward grinste flüchtig und nickte. "Mein Bruder hat wie immer Recht. Die Geschichte ist zweifelsohne wahr." Er hob die Schultern. "Sagen wir, mein großer Bruder war eine große Hilfe. Der Priester kam her um Gabriel nach Helene zu fragen. Robert hat ihn nach Kent vermittelt, weil Charles einen Kaplan und Lehrer für seine Kinder brauchte. Ich erfuhr es schließlich und...habe arrangiert, dass Helene Mary einen Besuch abstattet. Sie ist jetzt Marys Zofe und recht zufrieden damit. Mary behandelt sie wie eine Schwester. Und ich habe unsere Söhne für eine Weile zu ihnen gebracht."

"Gut so. Ich schätze auch, dass du nichts zu lachen hättest, solltest du doch auf die Idee verfallen Claire das Herz zu brechen. Ihr Vater wäre sicher nicht erbaut darüber. Und ihr Großvater auch nicht." bemerkte William mit unschuldigem Lächeln.
Dann zog William überrascht die Augenbrauen in die Höhe und starrte Edward einen Moment lang sprachlos an. Wenn er ehrlich war, war das so ziemlich das letzte, was er von seinem Sohn erwartet hatte. "Ich ... bin wirklich beeindruckt, Edward." gestand er langsam. "Es hat ganz den Anschein als hätte es dich wirklich schwer erwischt, dass du zu einer solchen Tat fähig bist." Dass Edward Helene so etwas zugestanden hatte, sprach fast noch mehr dafür wie verliebt er wirklich war als alles andere. Aber es war auch zweifelsohne einer von Edwards schönen Charakterzügen, dass er zwar ein leicht entflammbares Temperament hatte, aber sein Groll auch meist ebenso schnell besänftigt war.

"Nein, das glaube ich allerdings auch. Es würde mir nicht gut bekommen, wenn sie unglücklich sein sollte." Edward lächelte beinahe ein wenig stolz, als sein Vater so beeindruckt reagierte. "Ich kann dich also tatsächlich auch noch im positiven Sinne überraschen. Glaub mir, es hat mich wirklich schwer erwischt. Und ich weiß, das Helene es mit mir nie leicht hatte. Warum sollte ich ihr also nicht ein kleines bisschen Glück gönnen, wenn ich selber es mir so einfach nehme?"
Helene hatte ein gutes Leben verdient. Und vielleicht war Gott ein bisschen wohlwollender mit ihm, wenn er so großzügig war. Dann würde er vielleicht endlich die Frau gefunden haben, mit der er in Frieden alt werden konnte.

William sah zu Joanna als sie beide wieder alleine waren und schüttelte leicht den Kopf. "Ich hätte nie erwartet, dass er mich noch einmal so überrascht, wenn ich ganz ehrlich bin." räumte er ein und erhob sich dann um nachdenklich ein wenig in dem Raum auf und ab zu wandern.
"Wie lange waren wir fort, hm? Wie kann es sein, dass sich plötzlich so viele Dinge geändert haben?" überlegte William dann. Es schien ihm als wären alle hier in ihrer Abwesenheit noch ein ganzes Stück erwachsener geworden und vor allem Edwards Veränderung hatte William mehr als überrascht. Sicher, er wusste wie sein Sohn in seiner Ehe mit Julia gewesen war, aber William hatte nicht geglaubt, dass Edward noch einmal eine Frau finden würde an die er sein Herz so bedingungslos verschenkte.
William hielt in seiner Wanderung inne und sah zu Joanna. "Und wann bin ich eigentlich so ein sentimentaler, alter Narr geworden, dass ich es nicht einmal mehr fertig bringe, unserem Sohn das Fell zu gerben, wenn er wieder einmal einen gewaltigen Skandal losbricht?"

Joanna erwiderte den Blick ihres Mannes, als sie allein waren und nickte dann. "Das geht mir ganz genauso. Ich hätte nicht gedacht, dass er diese Sache so abgeklärt handhaben kann." Sie folgte seinem Lauf mit den Augen und seufzte.
"Es waren nur ein paar Monate, aber es ist viel passiert. Hier wie auch in Bordeaux. Es scheint so, als hätten der Kreuzzug und auch Claire das Wunder vollbracht, Edward endlich erwachsen werden zu lassen. Etwas, das nichts bisher hat erreichen können. Und es freut mich auch wirklich für ihn, dass er so glücklich ist."
Joanna stand auf und legte ihm die Arme um die Hüfte, während sie lächelte. "Ach, ich glaube, es hängt auch damit zusammen, dass unser Sohn alt genug ist. Und vielleicht wird der Skandal gar nicht so gewaltig, er hat immerhin einen Dispens. Ich glaube, es ist nur gut, dass du dich nicht mehr über alles so aufregst. Es geschieht ja doch..."

"Ja, er scheint am Ende doch noch erwachsen geworden zu sein ... unser enfant terrible." murmelte William und legte die Arme um Joanna als sie zu ihm trat. "Wenn es wirklich so ist, bin ich froh darum. Es tut ihm gut ein wenig vernünftiger zu sein. Und ich bete zu Gott, dass Claire und er glücklich werden. Edward ... hat es so verdient." Nach allem, was der Junge schon durchgestanden hatte.
William strich Joanna über die Wange und gab ihr einen Kuss. "Vielleicht. Irgendwann müssen wir ja aufhören ständig über ihre Schritte zu wachen, hm? Trotzdem, manchmal fällt es mir noch schwer. Aber dieses Mal scheint er ja doch alles richtig zu machen. Ich kann kaum glauben, dass es wirklich Edward ist, der dieses Chaos so geschickt gelöst hat." Alleine diese verrückte Geschichte mit Helene. William hatte eigentlich gedacht, so etwas würde viel größere Wellen schlagen.
"Wir scheinen letztlich ja doch nicht alles falsch gemacht zu haben." bemerkte er lächelnd.

"So ist es. Ich hätte nicht gedacht, dass wir diesen Tag noch erleben würden. Und ich wünsche es ihm so sehr. Mein armes Kind hat zu viel Leid in seinem Leben gesehen und zu wenig Beständigkeit gehabt. Julias früher Tod war für ihn der Weg ins Chaos. Wenn er das nun hinter sich lassen kann, bin ich zufrieden."
Edward war immerhin ihr erstes leibliches Kind und sie hatte viel erlebt, als sie mit ihm schwanger gewesen war, daher hatte er einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen.
"Mir fällt es genauso schwer sie loszulassen, aber was bleibt uns schon. Und vielleicht haben wir Edward unterschätzt und er ist doch ein brauchbarer Diplomat. Seine Grafschaft führt er ja immerhin auch recht anständig."
Joanna lachte auf und erwiderte seinen Kuss. "Nein, das scheint mir auch so. Die Kinder sind alle hervorragend gelungen, wir scheinen passable Eltern zu sein."

William strich Joanna zärtlich über den Rücken und nickte langsam. Es hatte ihm selbst fast das Herz gebrochen zu sehen, wie Edward unter Julias Tod gelitten hatte. Das war zweifellos ein Grund weshalb er nun heute so nachsichtig reagiert hatte, er wollte für Edward nur noch das Beste in seinem Leben.
"Nichts bleibt uns. Das ist das Los aller Eltern, sie müssen zusehen wie ihre Kinder erwachsen werden und eigene Entscheidungen treffen und alles was uns bleibt ist, einen Schritt zurück zu gehen und es geschehen lassen." murmelte William.
Er grinste als Joanna auflachte - es war ein Laut, der sein Herz noch immer dazu brachte einen freudigen Hüpfer zu machen, auch nach all den Jahren noch. "Ganz passabel, das denke ich auch. Und ich denke, angesichts all diesen Trubels hier, warte ich noch ein wenig bis ich Robert darin einweihe, was ihn erwartet sobald Richard zurück ist. Bringen wir erst einmal diese Hochzeit hinter uns."

Joanna nickte zustimmend und lächelte wehmütig. "So ist es...Sie müssen ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Aber ich bin zuversichtlich für unseren Nachwuchs. Auch Will hat einen guten Anfang gemacht, mal sehen, wohin es ihn verschlägt."
Sie grinste zurück. "Das wäre vielleicht ratsam, sonst bekommt der Arme noch Panik. Er wird seine Sache wunderbar machen, aber er traut es sich nie so recht zu. Er wird sich selbst überzeugen. Aber ist schon lange soweit, er tut es ja auch, wenn du nicht da bist."
Sie gab ihm einen sanften Kuss.
"Ja, erst einmal diese Hochzeit. Ich bin gespannt darauf die Beiden als Paar zu sehen. Vielleicht lässt allein das alle Zweifler schon verstummen."

"Ja, ich auch. Bis auf Will haben sie ja auch alle bereits ihren Platz gefunden. Und er wird es auch noch tun. Ich bin sehr gespannt darauf ihn wieder zusehen. Charles' Briefe waren in dieser Hinsicht ja ausgesprochen positiv in letzter Zeit." Und wenn sein Jüngster bei dem Earl of Kent zufrieden qar, freute es William besonders. Er schätzte Charles sehr und war überzeugt davon, dass Will noch viel von ihm würde lernen können.
William Nichte entschlossen. "Die Grafschaft ist bei Robert in den allerbesten Händen. Das sehe ich jedes Mal, wenn wir lange weg waren, er weiß einfach ganz genau was er zu tun hat und die Leute hier schätzen ihn." William seufzte leise. "Ich bin froh, dass es hier alles in meinem Sinne weiter gehen wird. Auch wenn ich irgendwann einmal nicht mehr bin."
William erwiderte zärtlich Joannas Kuss. "Ich bin gespannt, was sie sich alles ausgedacht haben für das Fest. Zweifler wird es vermutlich immer geben, aber wohl nicht hier. Und das ist auch nur gut so." Am Hof wurde immer viel und gerne getratscht, aber hier würde es kein allzu großes Aufsehen wegen dieser Hochzeit geben.

"Das denke ich auch. Es war eine sehr gute Entscheidung ihn zu Charles zu schicken. Seit Charles ihn auf seine Seite gezogen hat, entwickelt sich der Junge offenbar richtig gut. Ich freue mich ihn bei der Hochzeit wiederzusehen."
Joanna neigte den Kopf. "Oh ja. Sie schätzen seinen klugen Kopf und seine Güte. Er ist immer fair zu ihnen. Und mit Josephine hat er eine wunderbare Frau an seiner Seite, die sich genau in die einfachen Menschen hinein versetzen kann. Hm...wenn du nicht mehr bist...Sag so etwas nicht. Es wird noch lange dauern, bis es dazu kommt."
Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es ohne William an ihrer Seite sein sollte...sie brauchte ihn und sie wollte kein Leben ohne ihn.
"Oh, sicherlich Einiges. Doch es ist sicher klug hier zu heiraten."