William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Eric

Eric seufzte leise. "Mag sein, aber noch bin ich jung genug. Und ich kann auch in zehn oder zwanzig Jahren noch eine Familie gründen. Sieh dir zum Beispiel deinen Großvater an, er war 43 als sein jüngster Sohn zur Welt kam, ich habe also nicht wirklich den Eindruck als würde mir die Zeit schon davon laufen." Dann sah Eric Aliz für einen Moment verblüfft an. Das war so ziemlich das Letzte, was er erwartet hatte. "Mein Ruf?" echote er ungläubig und verspürte mit einem Mal in seltsames Unbehagen bei dem Gedanken daran, dass Aliz ihn für einen Weiberheld halten könnte. "Tatsächlich? Nun, ich ... schätze, das ist reichlich übertrieben. Ich breche keine Herzen, ich mache nie ein Geheimnis aus dem was ich will und somit auch nie jemandem falsche Hoffnungen." versuchte er sich halbherzig zu rechtfertigen.
Dann grinste Eric wieder leicht. "Stimmt. Dich kleines Federgewicht würde ich schon noch tragen können." neckte er und zog eine Augenbraue in die Höhe als Aliz die Hände in die Hüften stemmte. Wenn man Aliz so sah, hätte man nur zu gut meinen können, dass sie die leibliche Tochter des Earl of Oxford war, zumindest hatte sie ein ähnlich aufbrausendes Temperament. Vielleicht zählte das Blut in dieser Hinsicht nur bedingt und es war das Gefühl der Verbundenheit und zum Teil auch Gewohnheit und die Art und Weise wie man aufwuchs, die einen Menschen so prägten, ging es Eric durch den Kopf. Dann sah er Aliz mit funkelnden Augen an und zuckte scheinbar gleichmütig mit den Schultern. "Bevor du mich nicht im Rennen geschlagen hast, glaub ich es dir zumindest nicht." bemerkte er amüsiert.

Aliz

"Das ist ein Argument. Aber ein Vater mit Großvaterqualitäten sollte doch eher die Ausnahme sein, hm? Trotzdem kann ich dich verstehen. Ich verstehe auch nicht ganz, warum sie dich so drängt." Aliz grinste, als sie erkannte, wie unbehaglich Eric aussah.
"Ist dir das etwa peinlich?", scherzte sie. "Aber ich hatte auch nicht erwartet, dass du das tust. Du bist eine ehrliche Haut, Eric. Da warst du schon immer. Du würdest nie jemandem absichtlich weh tun. Das würde nicht zu dir passen."
Aliz lächelte und hob dann die Augenbrauen. "Das ist aber ungerecht, Eric. So kann ich es dir ja niemals beweisen, wenn du dich nicht traust mit mir allein auszureiten! Wie soll ich dich da im Rennen schlagen? Aber ich bin mir ohne Zweifel sicher, dass Ria das mühelos schafft."

Eric

Eric deutete eine leichte Verbeugung an. "Ich danke vielmals für Euer Verständnis, Mylady." entgegnete er lächelnd und nur mit ganz sanftem Spott in der Stimme. Er wusste es durchaus zu schätzen, dass Aliz nicht noch in die gleiche Kerbe hieb und ihm vorhielt, Claire hätte mit ihrem Ansinnen ja ganz Recht.
Er zog leicht die Schultern in die Höhe. "Nicht direkt peinlich, nein. Es ist nur so, dass ich ... hm, sagen wir, dass ich nicht will, dass ein völlig falscher Eindruck von mir entsteht, nur weil manche Leute den Mund nicht halten können. Außerdem ... bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich schicklich ist, solche Dinge mit dir zu erörtern." fügte er grinsend hinzu.
Eric schürzte spöttisch die Lippen. Aliz forderte ihn heraus und bei all den Bedenken, die er hatte, konnte er einfach nicht länger widerstehen. Und was war letztlich schon dabei? Es war ein Ausritt, nicht mehr und es blieb bei dem, was er Edward gesagt hatte, er hatte nicht vor mit Aliz irgendwelche Spielchen zu spielen, sie verstanden sich einfach nur gut.
"Nun, wenn das so ist ... wie schnell kannst du satteln?" fragte er lauernd.

Aliz

Aliz nickte. "Hm, verständlich. Aber lass sie reden. Die wichtigen Menschen wissen doch, was für ein Unsinn das ist, nicht wahr? Die Anderen sind in der Tat unwichtig. Und was mich angeht...Ich bin doch nicht in einem Käfig aufgewachsen, so empfindlich bin ich nicht. Ich höre die Leute doch auch reden..."
Sie sah es in ihm arbeiten und grinste dann breit, als er schließlich doch noch zustimmte.
"Gib mir zwei Minuten.", sagte sie überzeugt und eilte dann davon, um Sattel und Zaumzeug für ihre Stute zu holen.
Sie würde Eric schon zeigen, dass sie nicht nur die feine Dame war, die er in ihr sah. Sie scheute sich nicht davor auch mal das Kleid schmutzig zu machen oder im Herrensitz über die Wiesen zu preschen, wenn keiner zu sah. Und natürlich hatte sie auch im Damensattel ihr Pferd hervorragend im Griff.

Eric

Eric nickte mit einem leisen Seufzen. "Das hoffe ich zumindest, ja." entgegnete er und begann zu lachen als Aliz Kehrt machte. Er selbst strich der Stute noch einmal sachte über die Nüstern und machte sich dann seinerseits daran, Sattel und Zaumzeug zu holen, damit er am Ende nicht sogar beim Satteln noch langsamer war als Aliz.
Während er sein Pferd fertig machte, musste er grinsen. Dieser Nachmittag hatte eine überraschende und ausgesprochen angenehme Wendung gefunden. Er konnte Aliz gut leiden, sie war früher schon ein aufgewecktes Mädchen gewesen, das eine Menge Flausen im Kopf hatte und er war froh, dass sie diese Ungestümtheit nicht gänzlich verloren hatte in ihrer Zeit in Pembroke.

Aliz

Aliz beeilte sich und sattelte ihre Stute selbst. Es zahlte sich aus, dass sie das gern selbst tat, denn so hatte sie Übung und war zeitgleich mit Eric fertig.
"Und wie sieht es aus, Gentleman, hilfst du mir in den Sattel?", fragte sie ihn mit einem spitzbübischen Lächeln.
Sie freute sich auf den Ausritt und vor allem darauf, sich mit Eric zu messen. Sie war froh, dass er die Angst vor seinem Dienstherrn ein wenig hinter sich gelassen hatte.
"Dann kannst du mir gleich ein bisschen die Umgebung zeigen, ich war noch nicht so oft draußen, seit ich hier bin."

Eric

Eric zollte Aliz mit einem kleinen Nicken Respekt als sie beide ihre Pferde zur gleichen Zeit hinaus in den Innenhof führten. Ihr spitzbübisches Lächeln ließ ihn eine Augenbraue in die Höhe ziehen. "Wie könnte ich nicht, Mylady?" fragte er und trat zu ihr. Ein Lächeln umspielte Erics Lippen als er Aliz in den Sattel hob und er schickte ein kleinen Stoßgebet gen Himmel, dass sie beide niemand beobachtet hatte. Wenn das jemand sah und es Edward erzählte, war es aus mit ihm, so viel war sicher.
Eric schwang sich nun selbst in den Sattel und nahm die Zügel locker auf. "Gerne. Allerdings brauchen wir wohl mehr als nur einen Ausritt, wenn du die Umgebung auch nur halbwegs gut kennen lernen willst." erklärte er und ließ sein Pferd antreten. "Aber wer weiß, falls du wirklich so gut reitest, wie du mir weiß machen willst, nehme ich dich ja vielleicht noch einmal mit ..."

Aliz

Aliz ließ sich in den Sattel helfen und nahm sofort die Zügel auf, um ihr Pferd dann in Bewegung zu setzen. Es dauerte nicht lange, da hatte Eric wieder zu ihr aufgeschlossen.
"An mir soll es nicht liegen. Wenn wir fertig sind heute, wirst du mich gar nicht oft genug mitnehmen können, da bin ich mir sicher. Ria und ich werden dir schon zeigen, dass wir mehr sind als nur feine Damen." Sie tätschelte ihrer Stute zärtlich den Hals.
Aliz musterte ihn. "Sag mal, vermisst du deinen Bruder eigentlich war nicht, wenn du ihn so selten siehst? Bei Zwillingen ist das sicher schlimm. Ich vermisse schließlich sogar meine Brüder schon, die sehe ich ja schließlich kaum."

Eric

Eric lachte als er zu Aliz aufgeschlossen war. "Denkst du, ja? Nun, du scheinst dir deiner ja sehr sicher zu sein. Ich bin gespannt, ob du mich auch tatsächlich so überzeugen kannst." erwiderte er amüsiert.
Eric ließ die Zügel ein wenig durchhängen als sie durch das Torhaus ritten, dann sah er Aliz verblüfft an. "Lucas?" fragte er und dachte kurz über ihre Frage nach. "Naja, schon. Aber mittlerweile bin ich ja auch fast mein halbes Leben lang schon hier, ich schätze, ich habe mich daran gewöhnt ihn nicht allzu oft zu sehen. Aber trotzdem fehlt er mir natürlich dann und wann. Allerdings ist Lucas ein sehr emsiger Briefeschreiber. Ich bekomme ausgesprochen regelmäßig ewig lange Episteln von ihm, die mich über alles im Bilde halten. Das macht es vermutlich leichter." überlegte Eric mit einem kleinen Grinsen.
"Und wie steht es mit dir? Hörst du ab und zu etwas von deinen Brüdern?"

Aliz

"Oh, das bin ich, keine Sorge. Sogar mein Vater war beeindruckt. Pembroke bietet sich an für lange Ausritte, die Landschaft ist herrlich. Ich hatte ausreichend Gelegenheit mich also im Reiten zu üben und ich bin durchaus überzeugt davon, dass ich mit dir mithalten kann und vielleicht sogar besser bin als du."
Sie nickte langsam, als er ihren Themenwechsel aufgriff.
"Schön, dass ihr euch so damit arrangiert habt. Nun, jeder von euch hat sein eigenes Leben. Aber ich finde es schön, dass ihr so in Verbindung bleibt. Briefe lassen einen oft teilhaben. Wundervoll...Meine Brüder sind darin nicht so gewandt...Thomas noch weniger als Jonah. Aber beim nächsten Besuch in Truro werde ich Thomas ja vielleicht einmal wieder sehen. Und ich hoffe, dass Gabriel bald nach Hause kommt. Ich hatte mich so auf ihn gefreut und er ist nicht hier..."

Eric

Eric grinste schelmisch. "Besser wage ich dennoch in Zweifel zu ziehen, aber wir werden es ja bald herausfinden." scherzte er heiter.
Dann glitt sein Blick kurz den Weg vor ihnen entlang, doch bei aller Mühe konnte Eric auch jetzt das verräterische, flegelhafte Grinsen nicht zurückhalten. "Tja, ich schätze, ich kann die beiden verstehen. Lucas muss auch öfter auf Antwort warten. Er schickt mir mindestens doppelt so viele Briefe als ich zu Stande bekomme." Wenn nicht sogar noch mehr. Lucas hatte ihn einmal als schreibfaulen Hund bezeichnet als sie sich gesehen hatten und Eric hatte mit einem langen Bericht Abbitte leisten müssen, aber letztlich kannten die Zwillinge sich einfach ganz genau, sie wussten, was sie voneinander zu erwarten hatten und was dahinter steckte.
Eric legte den Kopf ein wenig schief. "Wie geht es Jonah eigentlich? Dadurch dass Thomas in Truro ist und uns die Gäule vermittelt, höre ich über ihn ja doch ab und an ein bisschen was." erkundigte Eric sich, ehe er nachdenklich nickte. "Das glaube ich. Aber ich schätze, er wird bald kommen. Gabriel hat ... ein wenig mit der Ehe seines Vaters gehadert. Es war für ihn nicht so einfach, dass ausgerechnet seine Milchschwester nun seine Stiefmutter geworden ist. Ich vermute er, wollte sich ersparen zu sehen wie -" Eric brach ab als er sich bewusst wurde, was er da gerade Aliz gegenüber hatte sagen wollen. "Naja, egal, er kommt sicher bald wieder." schloss er dann mit einem aufmunternden Lächeln in Aliz' Richtung.

Aliz

Aliz hob die Augenbrauen und lachte dann. "Das passt auch zu dir, du Flegel. Wenigstens besteht dein Bruder auf den Kontakt, sonst würdet ihr wohl viel zu selten etwas voneinander hören."
Aliz seufzte leise. "Ja, es ist wirklich schade, dass sie so weit weg sind. Aber Jonah geht es gut...Er mag seine Ausbildung und seinen Dienstherrn, er fühlt sich wohl. Ab und zu schreibt er mal. Ich bin gespannt, wann sein nächster Brief kommt, ich habe ihm geschrieben, dass ich wieder in Oxford bin. Und Gabriel...ich schätze, ich kann ihn durchaus verstehen. Es ist sicher sehr befremdlich für ihn. Aber ich muss sagen, mir ist vor allem wichtig, dass Vater glücklich ist. Und das ist er mit Claire...ich habe ihn lange nicht mehr so glücklich gesehen." Sie bedachte ihn mit einem schiefen Blick.
"Nun komm schon, seit wann bist du so schüchtern? Früher hattest du doch auch keine Hemmungen...Außerdem bin ich doch kein prüdes Mauerblümchen."

Eric

Eric antwortete mit einem breiten Grinsen und zuckte beiläufig mit den Schultern. Vielleicht war er auch einfach so, weil Lucas und er sich dadurch so ergänzten? Der Gedanke war ihm schon öfter gekommen. Sie beide machte weniger aus, dass sie sich ähnlich waren, sondern viel mehr, dass sie in vielen Dingen so unterschiedlich waren, dass sie die Vorlieben und Abneigungen des anderen perfekt ausglichen ... so als würden sie gemeinsam ein großes Ganzes bilden.
"Das freut mich. Und ich bin sicher, er wird bald wieder schreiben und wissen wollen, wie deine Rückkehr nach Oxford war." erwiderte Eric schließlich und nickte dann entschieden. "Das ist er in der Tat. Ich stehe nun wirklich schon lange in seinem Dienst, aber so wie im Moment habe ich ihn noch nie erlebt. Er ist ... wie verwandelt. Als wäre er ein völlig anderer Mann." Und manchmal fand Eric das fast ein wenig unheimlich, auch wenn er seinem Dienstherren das Glück natürlich von ganzem Herzen gönnte.
Eric sah Aliz an und schürzte dann spöttisch die Lippen. "Das nun nicht, aber ... ich dachte, du willst vielleicht lieber doch nicht hören, wie ich deinen Vater mit einem Karnickel vergleiche ..." wandte Eric mit einem flegelhaften Grinsen ein.

Aliz

Aliz nickte. "Ich denke auch. Und vielleicht kommt er ja mal zu Besuch. Aber wir haben es schon gut getroffen. Wäre Vater nicht, wären wir Bauern, Handwerker oder Wirtsleute geworden. Mir graut es davor wie meine Mutter früher von früh bis spät zu schuften, ohne Rücksicht auf eine Schwangerschaft, mit einem Mann zu leben, der mich behandelt wie Dreck. Ich bin dankbar, dass mein Vater mir das erspart." Edward war nur ihr Stiefvater, aber er war der einzige Vater, den sie kannte.
"Das ist er. Ich mochte Helene gern, sie war mir immer eine gute Stiefmutter. Aber sie waren einfach nicht glücklich miteinander."
Aliz grinste breit. "Zugegeben, schmeichelhaft ist es nicht, aber ich bin hart im Nehmen. Und es ist ja letztlich nur die Wahrheit."
Sie wartete einen Moment, dann zeigte sie in die Ferne. "Wie ist dieser Weg? Sieht nach einem guten Platz für unser Vorhaben aus. Der große Baum könnte das Ziel sein."

Eric

"Bestimmt. Jetzt wo alle wieder hier sind, lohnt sich die Reise nach Oxford für ihn ja umso mehr." Entgegnete Eric lächelnd, dann wurde seine Miene ernst und er nickte nachdenklich. Er wusste natürlich wie es besonders bei den armen Leuten manchmal zuging, aber im Grunde waren ihm diese Missstände völlig fremd. Er war immer behütet aufgewachsen und hatte eine ausgesprochen harmonische Familie vorzuweisen. "Ja, es ist wirklich gut, dass euch das erspart geblieben ist. Du bist auch ohnehin viel zu schade, um an irgendeinen tumben Bauernlümmel verschachert zu werden." Bemerkte Eric ernst.
Dann weiteten sich seine Augen ein wenig. Sicher wusste er, dass Aliz kein zimperliches Pflänzchen war, aber dass sie so reagierte verschlug ihm schlichtweg die Sprache.
Umso dankbarer war er für den Themenwechsel. "Sicher, warum nicht? Nur gib Acht, manchmal kann sich auch noch Eis unter dem Schnee verbergen ..."

Aliz

Aliz nickte, bedachte Eric dann aber mit einem überraschten Blick. "Danke..." Dass Eric so offen äußerte, dass er sie viel zu schade fand, bedeutete ihr durchaus etwas. Er war ihr immer ein guter Freund gewesen, beinahe wie ein weiterer großer Bruder.
Sie grinste verwegen. "Ria ist trittsicher, wir passen auf. Und nun komm schon, los geht's! Ich werde dir schon zeigen, wie gut wir sind."
Sie wartete auch gar nicht länger, sondern setzte ihr Pferd in Bewegung und gab der schlanken Stute die Zügel vor. Ria streckte sich auch sogleich willig und legte an Tempo zu.
Sie wollte Eric zeigen, dass sie mehr als fähig war mit ihm mitzuhalten.

Eric

Eric grinste schief. "Nicht dafür, ich habe nur die Wahrheit gesagt." erklärte er und lachte auf als Aliz ihre Stute sogleich angaloppieren ließ. Eric schnalzte leise und auch sein Wallach nahm das schnellere Tempo willig an, um Aliz und ihrer Stute zu folgen.
Anfangs hatte Eric noch überlegt, ob er Aliz vielleicht den Sieg schenken sollte, aber ihm wurde schnell klar, dass sie tatsächlich eine ernste Herausforderung war und er sich wirklich anstrengen musste, um vernünftig mitzuhalten. Die beiden Pferde schienen das Rennen ebenfalls sehr zu genießen und keins der beiden machte den Anschein als wäre es gewillt, sich mit dem zweiten Platz zu begnügen.

Aliz

Aliz genoss den Wind in ihrem Haar und beugte sich dicht über den Pferdehals. Ria beschleunigte noch mehr, vom Ehrgeiz gepackt. Die Stute gab nie auf und sie wollte nicht hinten an stehen, sie wollte siegen. Doch Aliz war durchaus klar, dass es ein wirklich knappes Rennen werden würde. Eric und sein Wallach waren wirklich gut.
Sie schnalzte leise und lachte dann freudig auf. Sie genoss es in vollen Zügen, dass er diesen Ausritt mit ihr unternommen hatte.
Die Konsequenzen waren doch egal... Sollte ihr Vater doch böse sein, das hier war es in jedem Fall mehr als wert.

Eric

Eric musste neidlos anerkennen, dass Aliz in der Tat so gut ritt, wie sie angekündigt hatte. Sie bildete mit ihrer Stute nahezu eine Einheit und Eric war nicht wenig beeindruckt davon, wie die zwei gemeinsam über den schneebedeckten Waldboden zu fliegen schienen. Es war ein knappes Rennen, sie beide lagen Kopf an Kopf und sie hatten den Baum beinahe erreicht.
Als Aliz auflachte, wandte Eric ihr den Blick zu und musste unweigerlich lächeln. Ihr Lachen war so voller Lebensfreude, ihm wurde beinahe richtig warm ums Herz bei diesem Laut. Aber Aliz hatte auch allen Grund dazu, wenn er ehrlich war. Es war ein herrlicher Tag und dieser Ausritt einfach genau das richtige ... besonders mit diesem Rennen hier, das Gefühl, wie der Gegenwind an Haaren und Kleidung zerrte, man konnte gar nicht anders als sich lebendig fühlen.

Aliz

Aliz machte weiter bis zum Schluss, ließ nicht nach und auch ihre Stute hielt davon nicht allzu viel. Aber letztendlich erwiesen die Pferde sich als gleich gut und der Schnee erschwerte den Lauf natürlich auch ein wenig.
Aliz richtete sich auf und parierte Ria behutsam durch. Der muskulöse Hals glänzte vor Schweiß und die Stute schnaubte.
"Ich würde sagen, das war unentschieden. Wir sollten es auf jeden Fall nochmal wiederholen, wenn der Schnee geschmolzen ist. Aber habe ich zu viel versprochen oder habe ich dich überzeugt von meinen Reitkünsten?"

Eric

Erics Atem ging rasch und bildete kleine Wölkchen vor ihm als er seinen treuen Vierbeiner zügelte. Sie beide waren außer Atem und Schweiß glänzte auf dem weichen Fell. Eric lachte und nickte zustimmend. "Denke ich auch. Und ja, du warst sehr überzeugend. Ich könnte mir gut vorstellen, dich noch ein oder zweimal mitzunehmen." erklärte er augenzwinkernd und versuchte hinter seiner lockeren Fassade zu verstecken, wie tief Aliz ihn tatsächlich beeindruckt hatte.
Sicher, Eric war nicht unbedingt in traditionellen Haushalten aufgewachsen, er wusste, dass so manche Frau ihren ganz eigenen Kopf hatte und mehr zu bieten hatte als ein hübsches Äußeres. Dennoch war er von Aliz' Ritt wirklich beeindruckt.
"Aber du wirst sehen, noch viel mehr Spaß wird es machen, wenn der Sommer erst da ist und wir über die Wiesen reiten können. Man muss nur ab und zu ein paar Schafen ausweichen, aber sonst ..."

Aliz

"Das freut mich sehr zu hören.", erwiderte Aliz lächelnd. Sie war stolz, dass Eric ihre Leistung anerkannte und sie nun noch das ein oder andere Mal mitnehmen würde.
"Aber du warst auch nicht schlecht. Ich mag dein Pferd, er ist ein Sportsmann, scheint mir, lässt sich nicht beeindrucken."
Aliz tätschelte Ria den Hals.
"Darauf freue ich mich sehr. Ein paar Schafe stören mich nicht, davon gibt es in Pembroke auch wirklich viele. Aber du wirst mir schon die schönsten Strecken hier zeigen, wie haben den ganzen Sommer Zeit dafür. Und Vater soll sich nicht anstellen, wir kennen uns schon so lange."

Bernard

Bernard starrte finster in seinen Becher hinab. Er hatte sich eine abgelegene, dunkle Ecke in der Halle gesucht, wo er hoffentlich ungestört blieb bis der König ihn endlich empfing. Vor einigen Stunden war er in Paris angekommen und hatte um ein Treffen mit dem König gebeten, allerdings war Bernard sich nicht einmal sicher, ob der Stewart ihn überhaupt schon angekündigt hatte, der unverschämte Kerl hatte ihn nämlich mit wenigen Worten zum Warten verdonnert.
Und nun saß er hier und versuchte möglichst wenig aufzufallen, denn er wollte nicht, dass sich seine Anwesenheit schon in ganz Paris herum sprach noch ehe er den König auch nur gesehen hatte.
Er hob den Becher an die Lippen und nippte an dem schweren Rotwein.
"Wir können nachher zusammen essen, Martha, ich muss nur noch einmal diesen Tee für die Lady Eleonore kochen." Bernard wäre beinahe zusammen gezuckt als der Name seiner Frau fiel. Möglichst ohne aufzufallen schielte er in die Richtung aus der die gedämpfte Stimme gekommen war. Nur ein paar Schritte entfernt standen zwei Mägde und steckten die Köpfe zusammen. "Die Arme ist immer noch ziemlich blass um die Nase, die Fehlgeburt hat sie wirklich mitgenommen." fuhr die jüngere der beiden Mägde fort und erntete ein leichtes Kopfschütteln. "Adlige Damen, ich sag es dir, die halten nichts wirklich aus."
"Ach Martha, das stimmt doch gar nicht, es war wirklich grässlich ... ich hoffe, sie erholt sich bald wieder gänzlich -" Mehr hörte Bernard nicht mehr, denn das Rauschen in seinen Ohren war unglaublich laut geworden. Eleonore hatte eine Fehlgeburt gehabt. Sie war schwanger gewesen! Dieses unverschämte Luder hatte sich nicht nur gegen ihn aufgelehnt, versucht ihn umzubringen und ihn lächerlich gemacht, nun setzte sie ihm auch noch Hörner auf und hatte sich hier in Paris irgendeinen Kerl gesucht, der sie besprang!
Bernard stellte den Becher ab, bevor er ihn womöglich noch zerbrach, so weiß wie seine Fingerknöchel geworden waren. Er schluckte einmal schwer, dann fasste er einen Entschluss und stand auf. Er würde sie suchen und finden und dann würde sie bezahlen, dieses kleine Miststück!

Eleonore hatte die Fehlgeburt ohne größere Schwierigkeiten überstanden, aber sie erholte sich nur langsam. Sie trauerte um ihr Kind, aber auch Guillaumes Anwesenheit gab ihr Kraft. Und es half ja nichts, das Leben ging weiter und es wurde Zeit, ein paar Erfahrungen mehr zu sammeln.
Nun aber musste sie endlich auch wieder zu Kräften kommen. Den Blutverlust hatte sie noch nicht ganz verwunden, aber dank der Kräuteraufgüsse der Hebamme, die sie auch den Mägden gegeben hatte, wurde es besser.
Sie hatte beschlossen, Philippe einen kleinen Besuch abzustatten. Es war nicht weit, das würden ihre manchmal noch etwas weichen Knie sicherlich schaffen.
Sie ging an der Wand entlang, damit sie sich zur Not abstützen konnte, aber es würde schon gehen. Sie musste endlich wieder ein normales Leben führen. Es war zwar erst ein paar Tage her, aber der Ehrgeiz hatte sie gepackt. Immerhin hatte sie noch Louis, Louisa und Géraud, um die sie sich kümmern musste.

Bernard

Bernard hatte sich auf den Weg gemacht, um Eleonore zu finden. Er würde endlich mit diesem kleinen Luder abrechnen und sie würde bezahlen für all das, was sie ihm angetan hatte! Und wenn sie aus dem Weg war, würde er die kleine Zofe wieder mit zurück nehmen, immerhin war das Kind sein Sohn und bis er eine zweite Ehe eingegangen und einen weiteren Sohn gezeugt hatte, musste dieses Kind als sein Erbe herhalten.
Er bog gerade um die Ecke in den Gang, der zu den Gemächern des Königs führte, als er sie entdeckte. Die Mägde hatten Recht, sie war blass um die Nase, aber zumindest wieder auf den Beinen und allein ihr Anblick sorgte dafür, dass der Zorn in Bernard erneut hoch kochte.
Eleonore klopfte an eine Tür und schlüpfte hinein und in seiner Wut realisierte Bernard zunächst gar nicht, wessen Gemach es war in das er seiner Gemahlin nun eilig folgt. Er war nur wenige Schritte hinter ihr und packte sie am Arm, kaum dass er das Gemach betreten hatte. "Hab ich dich, du kleines Luder!" zischte er leise und riss sie zu sich herum.