William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

 

Seit feststand, dass Henry zu einem kleinen Feldzug gegen die Waliser aufbrechen würde, hatte Edward schlechte Laune, denn es schien ganz so als wäre ausgerechnet er derjenige, der hier bleiben musste. Und dabei hatte er sich in den vergangenen Wochen wirklich die größte Mühe gegeben alles richtig zu machen. Er hatte gearbeitete, trainiert und alles ohne zu Murren, ohne Widerworte und hatte jede Aufgabe gewissenhaft erfüllt, denn er wollte es wirklich nicht darauf ankommen lassen, dass Henry ihn nach Hause schickte.
Deshalb hatte er auch seine Enttäuschung herunter geschluckt und gewissenhaft alle Sachen für Henry gepackt, die er für den Feldzug brauchen würde. Jetzt allerdings hatte der König ihn rufen lassen und Edward klopfte an die Tür zu dessen Gemach, wartete bis er von einem Diener herein gelassen wurde und sank dann vor Henry auf ein Knie hinab.
"Ihr wolltet mich sehen, Sire?"

Henry musterte seinen Knappen einen Moment und forderte ihn dann auf sich zu erheben. "Setz dich, Edward. Ist alles vorbereitet für die Abreise morgen? Ist mein Sattelzeug in Schuss und mein Pferd versorgt? Meine Waffen bereit?", fragte er und wollte alles ganz genau wissen.
Edward glaubte bisher, er würde hier bleiben und Henry war sich auch noch nicht ganz sicher gewesen. Jetzt stand seine Entscheidung zwar, aber er wollte erst herausfinden, ob Edward seine Aufgaben alle gewissenhaft erledigt hatte.
"Sieh zu, dass morgen früh alles bereit liegt. Ich muss zeitig aufbrechen."

 

Edward erhob sich auf Henrys Zeichen hin und nickte dann. "Es ist alles vorbereitet, Sire. Ich werde Euer Pferd morgen eigenhändig satteln und dafür sorgen, dass es rechtzeitig bereit steht." versprach er eifrig. "Und Eure Waffen habe ich vorhin extra noch einmal überprüft und gereinigt. Wenn Ihr sie noch einmal selbst in Augenschein nehmen wollt ... ich habe sie bereit gelegt und kann sie Euch holen, Sire."
Edward hatte sich vorgenommen ja nicht den kleinsten Fehler zu machen. Sein Vater hatte ihm immer gesagt, dass besonders vor einem Feldzug die gesamte Ausrüstung einwandfrei sein musste und man einen kleinen Fehler bereits mit dem Leben bezahlen konnte also hatte Edward alles doppelt und dreifach überprüft.
Edward nickte erneut. "Ich werde mich um alles kümmern, mein König, seid unbesorgt. Morgen früh wird alles zu Eurer Zufriedenheit sein."

 

Henry nickte zufrieden. "Gut gemacht, Edward. Ich vertraue dir bezüglich der Waffe. Ich werde sie ja noch einmal sehen, wenn ich sie morgen anlege. Du kennst ja inzwischen die Dinge, auf die es ankommt.", erklärte er dann.
"Aber eines hast du vergessen.", begann er dann und machte eine bedeutsame Pause. Er wusste genau, wie nervös Edward werden würde, überlegend, was er bloß vergessen hatte.
Doch er ließ ihn nicht allzu lange schmoren und lächelte leicht.
"Du hast deine Sachen noch nicht gepackt. Ich schätze, ich werde einen guten Knappen brauchen können auf diesem Feldzug."

 

Edward lächelte fast ein wenig stolz über die lobenden Worte des Königs, doch im nächsten Moment wich sämtliche Farbe aus seinem Gesicht und sein Magen zog sich zusammen. Er hatte etwas vergessen? Das konnte nicht sein, das war unmöglich! Er hatte doch alles wieder und wieder kontrolliert, ihm konnte dabei kein Fehler unterlaufen sein, nein, ihm durfte kein Fehler unterlaufen sein!
Er öffnete gerade den Mund, um Zweifel zu äußern als Henry weiter sprach und dafür sorgte, dass Edward für einen Augenblick der Mund offen stehen blieb.
"Ihr ... Ihr wollt mich mitnehmen, Sire?" fragte er ungläubig, war er doch bis gerade eben davon ausgegangen, dass er hierbleiben würde. Sein Herz begann heftig zu klopfen und ein freudiger Glanz trat in Edwards Augen. "Es wäre mir eine Ehre Euch begleiten zu dürfen, mein König." erwiderte er ein wenig heiser.

Henry amüsierte sich ein wenig darüber, wie Edward die Farbe wechselte und lächelte vor sich hin. Als Edward schließlich begriff, nickte er.
"Ja, ich möchte, dass du mich begleitest. Ich kann einen Knappen brauchen und du hast dir in den letzten Wochen viel Mühe gegeben, deine Fehler auszumerzen. Diese Bemühungen habe ich beobachtet und sie sollen belohnt werden. Also geh und pack deine Sachen, dann geh schlafen. Wir alle müssen morgen früh ausgeruht sein, nicht wahr?"
Henry erhob sich, er würde nun auch zu Bett gehen. "Und nun verschwinde schon, bevor ich es mir noch anders überlege."

 

Am liebsten hätte Edward laut gejubelt, doch diese Blöße durfte er sich vor dem König natürlich nicht geben, also grinste er nur breit und nickte eifrig. "Ja, Sire, dass müssen wir." stimmte er zu und verneigte sich tief vor Henry. "Ich danke Euch wirklich für diese Gelegenheit, mein König." fügte Edward hinzu und nahm dann die Beine in die Hand, um Henrys Anweisung zu folgen.
Er hatte nicht viel, das er packen musste, aber er wollte heute Abend alles fertig haben und dann rasch ins Bett, um morgen früh genug auf den Beinen zu sein.
Edwards Herz raste vor Aufregung und er fühlte sich merkwürdig leicht vor Euphorie. Endlich machte es sich bezahlt, dass er sich so zusammen genommen hatte in den letzten Wochen und wenigstens Henry wusste das zu schätzen. Und vor allem sah der König in ihm nicht einfach nur den kleinen Jungen, den es zu Hause zu behalten galt, wie es in Truro immer der Fall gewesen war. Zu den wirklich spannenden Dingen hatte er nie mit gedurft, aber nun kam seine Chance, endlich konnte Edward beweisen, dass er kein kleiner Junge mehr war!

Henry ließ den Blick über das Schlachtfeld gleiten und schwieg eine Weile, während Edward zu ihm aufschloss und sich neben ihn stellte.
"Nun, Edward, du hast die Wahl. Du kannst beim Tross bleiben und helfen ihn zu beschützen oder du kannst mit mir in diese Schlacht reiten auf die Gefahr hin, dass deine Mutter uns beide umbringt. Sei gewarnt, du wirst heute Dinge sehen, die dich nie wieder loslassen."
Henry atmete durch.
"Nun, was sagst du?" Joanna würde ihn umbringen, wenn sie erfuhr, dass er Edward mit hierher genommen hatte.

 

Edward zügelte Chouchou, so dass der Rappe neben dem mächtigen Schimmel des Königs zum Stehen kam. Er sah vom König über das, was sich in Kürze in das Schlachtfeld verwandeln würde auf dem die Waliser den Truppen des Königs entgegen traten.
Edward war angespannt, aber seine Entscheidung fiel dennoch im Bruchteil einer Sekunde. "Mein Platz ist an Eurer Seite, Sire." erklärte er entschlossen. Er würde Henry beweisen was er konnte und das hier war nun die Gelegenheit schlechthin.
Über seine Mutter wollte Edward jetzt besser nicht zu genau nachdenken, überhaupt versuchte er die Gedanken an seine Familie zurück zu drängen. Wichtig war das, was nun vor ihnen lag.

Henry nickte langsam und warf einen Seitenblick auf seinen Knappen. "Gut, wie du willst. Hoffen wir, dass Gott mit uns ist."
Darum bat er vor jeder Schlacht. Eigentlich war dies hier eine klare Angelegenheit. Sie waren zahlenmäßig weit überlegen, aber die Waliser waren zäh und würden sich hartnäckig wehren. Spätestens morgen würde die Entscheidung hier fallen. Nun aber hieß es warten, bis die Waliser sich zum Kampf herab ließen.
"Hast du ein Schwert, Edward?", fragte Henry seinen Knappen, während er sein Pferd langsam wendete und sah ihn fragend an.
"Falls nicht, lass dir vom Waffenmeister eines geben, das dir gute Dienste tun wird."

 

Edward nickte. Seit sie aufgebrochen waren bat er Gott jeden Morgen und jeden Abend darum, dass er seine schützende Hand über sie hielt. Nicht, weil er Angst hatte, sondern weil er wusste, welche Gefahren ein solcher Feldzug mit sich trug und dass einige der Männer ihr zu Hause nie wieder sehen würden - eine Möglichkeit die auch für ihn Bestand, aber er hoffte inständig, dass er sich bewähren würde und an der Seite des Königs wieder Heim kehrte.
"Das habe ich." erwiderte Edward und klopfte leicht auf die Klinge, die an seiner linken Seite hing. "Ich habe es mir gestern geben lassen. Sicher ist sicher." erklärte er und grinste kurz. Der Waffenmeister hatte ihn kurz verdutzt angesehen, als er gestern nach einem Schwert fragte, ihm dann aber bereitwillig eines gegeben, schließlich hatten die Kundschafter gestern schon die feindlichen Linien ausmachen können, also hatte Edward eine passende Begründung für seine Bitte gehabt.

Henry sah sich ein wenig gehetzt um. Sie befanden sich mitten in der Schlacht, unter dem Beschuss mit Brandpfeilen waren die Pferde durchgegangen und sie Beide hatten es bevorzugt, die Pferde außer Gefahr rennen zu lassen, nachdem sie aus dem Sattel gesprungen waren.
Es sah so aus, als würden sie den Sieg davon tragen und sie waren zwei Walisern im Gefecht zwischen zwei brennende Hütten gefolgt.
Henry war bereits in einen Kampf verwickelt und hatte den ersten der Beiden erledigt, als der Zweite sich auf ihn stürzte, weil er ihn wohl erkannt hatte.
Und Henry war so konzentriert, dass er nicht mehr auf seine Umgebung achtete. Nicht auf das bedrohliche Knacken der Holzhütten, nicht auf die Jubelrufe von der Mitte des Schlachtfeldes...

 

Das Blut jagte so rasch durch Edwards Adern, dass er ein leises Rauschen in seinen Ohren hören konnte. Und das, obwohl um ihn herum noch immer der Schlachtenlärm tobte.
Edward war strikt an Henrys Seite geblieben und auch jetzt, da sie ihre Pferde hatten laufen lassen müssen, war er beim König, der sich weiter durch die nahenden Feinde kämpfte.
Im Gegensatz zu Henry hörte Edward das verräterische Knacken, der Holzbalken und sah zu dem Gebäude in dessen unmittelbarer Nähe sie die letzten Waliser bekämpften. Dann erklang ein Laut, der Edward durch Mark und Bein ging und der junge Knappe hatte gerade noch Zeit einen Warnschrei aus zustoßen, wusste jedoch, dass der König nicht schnell genug reagieren würde und ohne weiter darüber nachzudenken sprang Edward nach vorne und warf sich gegen den König, um diesen aus der Reichweite des brennenden Balkens zu stoßen.
Er selbst spürte im nächsten Augenblick einen harten Schlag auf den linken Arm um den Rücken, der ihn mit aller Macht zu Boden drückte und Edward fast umgehend das Bewusstsein raubte.

Henry war völlig darauf konzentriert dem Waliser den Garaus zu machen, sodass er auch den Warnruf seines Knappen nicht hören.
Erst als er umgestoßen wurde, registrierte er, dass etwas falsch lief. Der Waliser hatte längst die Flucht ergriffen, als er sich mühsam aufgerappelt hatte. Henry brauchte einen Augenblick, um die Situation zu erfasen. Sein Knappe lag da auf der Erde, ein noch glühender Balken schräg auf ihm.
Henry schnappte nach Luft. Ganz offensichtlich hatte der Bengel ihm gerade das Leben gerettet und sein eigenes dabei riskiert. William würde ihn umbringen.
Mit ganzer Kraft stemmte er den Balken von dem Jungen herunter. Er sah dem Jungen ins Gesicht. Er war bewusstlos. Und so hob der König ihn kurzerhand hoch, um ihn vom Schlachtfeld zu tragen. "Halt bloß durch, du verrückter Bengel. Wenn du stirbst, wird dein Vater mich umbringen und dein Heldenmut war völlig umsonst.", raunte er seinem Knappen beunruhigt zu und beschleunigte seinen Schritt.

 

Edward gelangte wieder ein wenig zu Bewusstsein, als die niederdrückende Last von seinem Körper verschwand und ein leises Stöhnen kam über seine Lippen als er hochgehoben wurde. Er versuchte die Augen ein wenig zu öffnen und meinte den König erkennen zu können. "Sire?" murmelte er leise und stöhnte erneut auf als ein jäher, brennender Schmerz seinen Arm hinauf jagte und sich bis über seinen Rücken zog. Er hustete leise und versuchte sich an die Brust zu fassen, aber seine Linke wollte ihm nicht recht gehorchen.
"Haben ... haben wir ... gesiegt?" fragte er mit rauer Stimme, wenngleich er kurz davor war erneut das Bewusstsein zu verlieren.

Henry seufzte leise. "Ja, ich bin es.", sagte er leise. "Bleib ganz ruhig. Ruhig atmen, gleich kannst du dich hinlegen und etwas trinken, dann wird es besser."
Auch wenn er wusste, dass das nur zum Teil stimmte. Sein Knappe hatte sicherlich Verletzungen davon getragen, gerade auch am linken Arm, der nicht gehorchen wollte. Das war offensichtlich.
"Ja, ich denke, wir haben sie das Fürchten gelehrt.", murmelte er. "Keine Sorge." Das wurde immer deutlicher, je näher er seinem Lager kam. Die Engländer jubelten und sammelten sich langsam. Als sie ihn entdeckten, eilten einige Ritter auf ihn zu und einer nahm ihm seine Last ab.
"Bringt ihn in mein Zelt und holt den Arzt.", befahl er. "Er soll gut versorgt werden."
Er selbst musste sich erst noch einmal ein bisschen um seine Männer kümmern. Dann würde er nach Edward sehen.

 

Edwards Lippen verzogen sich halbwegs zu einem Lächeln, das von Erleichterung sprach. "Euch geht es gut?" murmelte er undeutlich und atmete tief durch. "Ich war nicht zu langsam." bemerkte er erleichtert, froh darüber, dass er nicht zuspät gehandelt hatte, er hatte seine Aufgabe erfüllen können.
Den Jubel, der im Lager tobte, drang nur undeutlich an Edwards Ohr und er war bereits erneut dabei das Bewusstsein zu verlieren als der König ihn an seine Männer übergab und diese ihn in das große königliche Zelt brachten.
Kaum hatte man ihn dort auf das Lager gelegt, bekam Edward bereits nichts mehr von dem mit, was um ihn herum geschah, was vermutlich auch ein Segen war, schien er doch nicht unwesentlich verletzt worden zu sein.

Henry lächelte flüchtig. "Ja, mir geht es gut. Du warst großartig, Kleiner.", erwiderte er noch, dann brachten seine Männer den jungen Cornwall fort. Erst nach einer Stunde schaffte Henry es, sich selbst in sein Zelt zurück zu ziehen. Da sein Knappe außer Gefecht war, befreite er sich mühsam selbst aus seiner Rüstung und trank einen Schluck Wein, ehe er sich neben den bewusstlosen Edward setzte um über ihn zu wachen.
So widerspenstig er auch eine Weile gewesen war, seine Treue war bemerkenswert. "Du kommst wahrlich auf deinen Vater...", seufzte Henry.
"Sieh ja zu, dass du wieder auf die Beine kommst."

 

Edward war kurz zu Bewusstsein gekommen als der Wundscher nach ihm gesehen hatte - eine wahrlich qualvolle Erfahrung, die ihm auch rasch wieder das Bewusstsein geraubt hatte als der Arzt versuchte ihn von seinem Hemd zu befreien. Ein scheinbar nicht ganz leichtes Unterfangen, schien der Stoff an Edwards verbrannter Haut zu kleben.
Nur flüchtig nahm er wahr, dass der Arzt ihm einen Becher an die Lippen setze und er trank artig, weil er danach endlich wieder Ruhe bekam.
Edward war sich nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war, als er schließlich mühsam wieder die Augen öffnete. Er blinzelte mehrfach bis er wieder deutlicher sehen konnte. "Wasser ..." murmelte er leise und versuchte den Kopf ein wenig zu drehen. Er lag auf dem Bauch und hatte auch nicht den Eindruck sich groß bewegen zu können - jede Faser seines Körper schmerzte fürchterlich.

Henry schreckte aus dem leichten Schlaf hoch, in den er gesunken war, als Edward sich regte. Behutsam strich er dem Jungen eine Strähne aus der Stirn. "Ganz ruhig...ich bringe dir Wasser."
Er schenkte einen Becher voll und half Edward dann vorsichtig, sich ein wenig aufzurichten, damit er den Becher an die Lippen setzten konnte.
Der König half ihm vorsichtig dabei. "Ganz langsam, Edward...immer mit der Ruhe." Er bettete seinen Knappen vorsichtig wieder auf das Lager.
"Schlaf ein wenig, morgen wird es schon besser gehen." Und der Arzt hatte sicher etwas gegen die Schmerzen.

 

Edward wartete geduldig bis der König ihm den Becher an die Lippen setzte und trank dann zunächst ein wenig gierig, wurde aber langsamer als der König ihn zur Ruhe gemahnte. Dann sank er zurück auf sein Lager und stöhnte leise.
"Der Balken ..." murmelte er leise. "Ich habe versucht Euch zu warnen ..." erinnerte Edward sich. Er war nach vorne gesprungen, hatte Henry zur Seite gestoßen und danach ... danach hatte er nichts weiter mitbekommen außer den Schmerzen, die er litt.
"Was ... was hat der Arzt ... gesagt?" fragte Edward schließlich heiser. "Habt Ihr ... mit ihm gesprochen?"

Henry nickte langsam. "Ja...ich habe es nur einfach nicht wahrgenommen, ich war zu konzentriert auf den Kampf. Aber du hast mich gerettet, Junge. Ich verdanke dir mein Leben. Das werde ich dir nicht vergessen.", erwiderte Henry und beute sich leicht nach vorne, stützte die Ellenbogen auf die Knie.
"Das habe ich. Eigentlich hattest du noch Glück im Unglück. Auch wenn du so dumm warst dein Leben für mich aufs Spiel zu setzen, bist du recht glimpflich davon gekommen."
Er musterte Edward nachdenklich.
"Dein Arm ist zumindest angebrochen und dein Rücken halb verbrannt. Deshalb hast du auch solche Schmerzen. Doch der Arzt hat eine Brandsalbe da gelassen, die dir helfen wird. Bald bist du wieder auf der Höhe, Edward."

 

Edwards Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. "Das habe ich." murmelte er fast etwas verwundert. "Ich konnte ... Euch doch nicht ... sterben lassen, Sire." nuschelte er und schloss kurz die Augen.
Glück im Unglück. Das sollte wohl positiv klingen. Edward versuchte sich Mut zu machen, aber wenn er ganz ehrlich zu sich war, hatte er Angst. Angst, dass er sterben würde, Angst, dass er seine Familie nicht wieder sehen würde ... seine Geschwister und seine Eltern, seinen Vater, seine Mutter ... Edward schluckte leicht und zwang sich die Augen wieder zu öffnen.
Er versuchte ein wenig den Kopf zu schütteln. "Das war nicht ... dumm. Sondern notwendig." erwiderte er. "Ihr seid der König, ich nur ... Euer Knappe." Edward sprach furchtbar schleppend und das störte ihn angemein, aber er konnte nichts dagegen machen, egal wie sehr er versuchte seine Zunge zu zwingen.
"In Ordnung." murmelte er dann. Hoffentlich war es wirklich so. Glück im Unglück.

"Nein...nein, das konntest du wohl nicht." Henry musste lächeln. Edward war so sehr wie sein Vater, es war unglaublich. Und es war gut so. Ein aufrechter Mann würde aus ihm werden und solche Männer konnte er brauchen.
"Trotzdem hättest du dein Leben nicht für mich aufs Spiel setzen sollen. Du bist noch so jung, hast dein ganzes Leben noch vor dir. Ich hätte mir nie verziehen, wenn du gestorben wärst. Aber das bist du ja glücklicherweise nicht."
Er legte Edward die Hand sanft auf die unverletzte Seite des Rückens.
"Schlaf ein bisschen, Edward. Das wird dir gut tun. Ruh dich aus." Und er würde indes William schreiben.

 

"Aber ... es ging nicht anders." murmelte Edward dann. "Ihr seid doch der König und ich musste etwas tun. Es ging nicht anders." Er hätte es sich nie verziehen, hätte er nur daneben gestanden und wäre der König deshalb gestorben. Er hatte handeln müssen.
Edward fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und nickte dann knapp. "Wenn Ihr ... meinen Eltern schreibt ... lasst es ... gut aussehen." bat er dann leise. "Meine ... meine Mutter wird sich sonst ... zuviel Sorgen machen. Schreibt ihr Grüße von mir und ... dass ich bald wieder ... auf den Beinen bin." bat Edward schließlich. Joanna würde wahnsinnig werden, wenn sie erfuhr, was passiert war und das wollte Edward um jeden Preis verhindern. Sie sollte sich nicht so viele Sorgen machen.