William und Joanna ~ 1171

"Ich hoffe es zumindest sehr. Verdient haben die Beiden dieses Unglück nicht.", erwiderte John ein wenig besorgt, genoss aber dann den vertrauten Moment, als sie seine Hand über ihren Bauch führte. Diese Schwangerschaft hatte sie noch mehr verbunden und einander vertrauter gemacht. Er kannte jede ihrer kleinen Eigenheiten, die sich in den letzten Monaten entwickelt hatten, weil er diesmal bei ihr hatte bleiben können. Das war so schön für sie beide gewesen. Und auch für Cathie. Sie alle freuten sich wahnsinnig auf den Familienzuwachs.
"Hey, jetzt boykottierst du schon meine Komplimente, das ist nicht nett.", protestierte John scherzhaft und fing sie in einem langen Kuss. "Nein, aber ich fühle mit dir mit.", erklärte er grinsend und erhob sich, um zu seinem Schreibtisch hinüber zu gehen und den Brief für den Bischof aufzusetzen. Solche Formalitäten waren für ihn schon seit langer Zeit kein Problem mehr.

"Das haben sie wirklich." stimmte Constance ihm zu und lächelte dann. "Aber mein Lieber, ich wollte doch kein Kompliment boykottieren. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mich immer noch wunderschön findest, trotz meines Umfangs. Doch wir müssen auch ein klein wenig realistisch bleiben. Immerhin sorgen unsere beiden Süßen hier nun einmal dafür, dass ich recht ausladend geworden bin."
Sie gab John noch einen Kuss, ehe der sich erhob und folgte ihm mit dem Blick zum Schreibtisch hinüber. Wie sehr sie ihn doch liebte! Und sie war so überglücklich, dass sie während dieser Schwangerschaft so viel von ihm gehabt hatte. Es hatte ihr wirklich gut getan, zwar war die Schwangerschaft sehr unkompliziert, doch waren es nun einmal Zwillinge und das schränkte Constance doch noch mehr ein als es das damals bei Cathie getan hatte.
Sie rückte das Kissen unter ihrem Kopf etwas zurecht und beobachtete John dann bei seiner Arbeit, während eine Hand wie gewohnt auf ihrem Bauch lag und die leichten Bewegungen darin spürte.

Joanna saß auf der Fensterbank, den Kopf an den Rahmen gelegt, die Beine angezogen, und schaute hinaus. Das Wetter passte zu ihrer Stimmung. Der Himmel war grau und es regnete in Strömen. Auch ihr liefen immer noch hin und wieder vereinzelte Tränen über das Gesicht. William war gerade fort und so konnte sie einfach ohne Rücksicht ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Es war furchtbar für sie, mit diesem Wissen zu leben. Sie war zwar bei ihrer Familie, aber niemand wusste, wie lange sie das noch sein konnte. Wenn William nichts erreichte, würde sie vor de Kirchengericht landen. Und selbst wenn er es hatte, würde man sie weiterhin des Mordes an ihrem ersten Gemahl anklagen. Sie würde doch noch in den Tower wandern. William konnte nicht alles von ihr fern halten.
Joanna schluchzte leise auf. Das alles hatte sie nicht kommen sehen. Sie hatte geglaubt, wenn William nur frei kam, wäre endlich alles gut, hatte sich ein paar freie Tage mit ihm erhofft.
Doch nun würde sie das Haus nicht mehr verlassen dürfen, es sei denn, er kam mit ihr. Es war eine solche Demütigung für sie, die ihre Freiheit doch so liebte. Eingesperrt in ihrem eigenen Haus. Natürlich konnte sie es verlassen. Aber dann fand sie sich noch heute Abend im Tower wieder.

Constance klopfte an die Tür zu dem Gemach ihrer Freundin und wartete eine Weile bis eine Antwort kam. Sie konnte sich schon gut vorstellen in welchem Zustand sie Joanna vorfinden würde und das bestätigte sich auch als sie eintrat und die Tür hinter sich schloss.
Langsam ging sie zu ihrer Freundin hinüber und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Ach meine Liebe." murmelte sie. "John hat mir alles erzählt. Lass den Kopf nur ja nicht hängen."
Sie wusste, dass das leichter dahin gesagt war, als tatsächlich getan, aber genau diesen Rat musste sie ihrer Freundin einfach geben. Joanna durfte jetzt nur nicht einknicken, sonst war alle Mühe umsonst. "Wir schaffen das schon zusammen, meinst du nicht? Du musst da schließlich nicht alleine durch."

Joanna schwieg eine Weile, als Constance zu ihr trat und die Hand auf ihre Schulter legte. "Ich weiß. Irgendwie muss es schließlich weitergehen. Aber es ist so ungerecht..ich will doch einfach nur in Frieden leben. Ist das so viel verlangt?"
Joanna schluckte. "Aber ich bin ja auch selbst schuld. Wenn ich nicht immer so aufmüpfig und unkonventionell wäre, dann würde man mich auch nicth beschuldigen eine Hexe zu sein.", murmelte sie geknickt, schaute Constance dann aber verzweifelt an. "Constance, ich will leben! Ich will nicht im Tower landen! Und jetzt, jetzt bin ich eingesperrt hier. Ich darf das Haus ohne William nicht verlassen. Und ich muss in London bleiben. Ich will doch einfach nur nach Hause...ich dachte, der Albtraum hätte nun endlich ein Ende. Stattdessen wird es immer nur noch schlimmer...ich will nicht mehr. Ich will nicht mehr kämpfen, das tue ich doch mein ganzes Leben lang schon."

Constance nickte nachdenklich. "Ich weiß wie du dich fühlst." erwiderte sie langsam und legte eine Hand auf ihren runden Bauch. "Bevor ich John kennen gelernt habe, hatte ich so gut wie keinerlei Gewalt über mein Leben. Egal was ich wollte, wohin ich wollte ... ich konnte einfach nicht tun und lassen was ich wollte. Und dabei war es doch mein einziger Wunsch, endlich einmal frei zu tun wonach mir der Sinn stand."
Constance seufzte leise und sah ihre Freundin mitfühlend an. "Ich weiß, was du meinst. Aber du kannst jetzt nicht einfach aufgeben, egal wie verlockend es sein mag. Das hier wirst du durchhalten müssen ... und mit unserer Hilfe, wirst du das auch. Und vielleicht habt ihr dann auch endlich eure wohl verdiente Ruhe."

Joanna seufzte. "Ich habe nie daran gezweifelt, dass du mich verstehst, Constance. Deshalb bin ich auch froh, dich hier zu haben. Allerdings...habe ich das Gefühl, William versteht mich darin nicht so gut. Wir werden sehen, vielleicht täusche ich mich auch darin. Aber ich habe einfach Angst, Constance. Dass ich jetzt doch noch alles verliere. Dass ich sterben muss und meine Familie nie wieder sehe oder den Rest meines Lebens im Tower verbringen muss. Es ist wie eine eiskate Hand, die nach mir greift und mich bewegungsunfähig macht. Du weißt, dass ich nie aufgebe. Aber manchmal bin ich wirklich kurz davor. Allerdings habe ich ja einen Grund zu kämpfen."
Joanna griff nach Constances Hand.
"Ich danke dir, dass du mir beistehst. Aber es ist einfach schwer für mich, das alles hinzunehmen. Ich kämpfe immer und gebe alles, um Williamzu helfen und am Ende reißt es mich selbst hinein. Ich weiß nicht, was ich getan habe, dass man uns so prüft."

Constance drückte Joannas Hand aufmunternd. "Ich weiß. Aber das wirst du nicht. Du wirst sehen, es wird noch ein wenig dauern, aber dann werden wir alle wieder zusammen in Cornwall sein und unsere Ruhe haben. Du wirst weder in den Tower kommen, noch wirst du sterben. Das werden wir alle nicht zulassen."
Irgendwie musste die Sache einfach gut ausgehen. Über eine andere Option durfte Constance gar nicht nachdenken, sonst regte sie sich nur fürchterlich auf.
Als sie einen kleinen Tritt in ihrem Bauch spürte musste sie kurz lächeln. "Ich glaube, ich sollte mich besser ein wenig setzen." bemerkte sie und ließ sich langsam im nächsten Sessel nieder.
"Warum das geschieht, weiß wohl nur Gott allein." seufzte sie und dachte nach. Ja, es war wirklich eine gute Frage, wieso den beiden immer wieder aufs neue etwas unterkam, was sie auf die Probe stellte ... andererseits ... William war ohne Zweifel kein einfach Mann. Er gehörte zu den einflussreichsten und mächtigsten Männern Englands und der Normandie. Und große Macht brachte oft eine Menge Probleme mit sich.

Joanna nickte langsam, aber nicht sehr überzeugt. "Wenn es in eurer Macht steht, das zu verhindern...", bemerkte sie leise, sah dann aber auf und fuhr sich durch das Gesicht. "Siehst du, mir fällt noch nicht einmal mehr so etwas auf...es tut mir leid. Ich biete dir noch nicht einmal einen Platz an, obwohl ich doch weiß wie anstrengend es für dich gerade ist. Verzeih mir..."
Joanna drehte sich ein wenig, damit sie Constance besser ansehen konnte. "Mir wächst das einfach alles über den Kopf, weißt du. Ich habe das Gefühl, dass meine Kraft langsam aufgebraucht ist. Aber wahrscheinlich sollte ich mich einfach zusammen reißen. Außer mir kann ja auch niemand etwas dafür."
Jetzt war Beaumont schon endlich tot, da wurde es trotzdem nur schlimmer. "Irgendwie schaffe ich das schon."

Constance lächelte ruhig. "Ach was, mach dir darum keine Gedanken. Ich denke schon ständig genug darüber nach, das reicht für uns beide." erwiderte Constance schmunzelnd und strich sich über den runden Bauch. "Ich kann jetzt noch besser nachvollziehen, wie du dich damals mit den beiden Mädchen gefühlt hast. Es ist in der Tat fast doppelt so anstrengend." bemerkte Constance und versuchte Joanna mit dem Thema auch ein wenig abzulenken.
"Ja, man staunt manchmal, wie weit über seine eigentlichen Grenzen man tatsächlich noch gehen kann, wenn man dazu gezwungen wird." stellte Constance düster fest. "Aber verzage nicht. Du musst immer daran denken, dass du in dieser Sache nicht allein bist."

Joanna lächelte schwach. "Ich danke dir...für alles. Auf dich kann ich mich immer verlassen." Und ihre Fruendin hatte ja recht. Solange sie nicht allein war, würde sie es schaffen. Sie hatte ja William an ihrer Seite und auch ihre Freunde unterstützten sie. Irgendwie würde alles andere sich ergeben. Irgendwie...
"Ja, ich weiß. Man hat irgendwann das Gefühl, der Rücken zerbricht unter der Last, nicht wahr? Aber bald hast du es ja geschafft. Das geht vorüber und immerhin findest du noch etwas zum anziehen. Das ist eine Kunst für sich.", ließ Joanna sich schließlich auf den Themenwechsel ein, um sich abzulenken. "Was wünschst du dir denn?"

Constance lächelte aufmunternd. "Ich tue nur, was du auch für mich getan hast. Dir in einer schweren Zeit beistehen. Und ich würde es immer wieder tun."
Sie war froh, dass Joanna auf ihren Themenwechsel einging und nickte. "Ziemlich. Die beiden hier sind schon ganz schön schwer geworden." bemerkte sie und strich sie über den Bauch. "Aber zum Glück ist unser Schneider mit meinen Maßen nicht völlig überfordert. Sonst hätte ich wahrlich nichts passendes mehr. Die Kleider, die ich kurz vor Cathies Geburt getragen habe, passen schon seit Wochen nicht mehr."
Dann wurde sie ein klein wenig nachdenklich. "Ich weiß zwar, dass John sagt, ihm wäre es egal und er würde sich ohne Zweifel auch über zwei Mädchen freuen. Aber ich wünsche mir, dass wenigstens eines davon ein Junge wird. Ich würde ihm so gerne einen Erben schenken, er würde sich darüber freuen, das weiß ich."

"Nun ich denke, er müsste es ja schon gewohnt sein. Zur Not hättest du dir einfach etwas von mir geliehen.",meinte Joanna ein wenig entspannter. Es war gut, dass Constance sie von ihren Problemen ablenkte, so konnte sie wenigstens nicht mehr im Selbstmitleid versinken. "Das kann ich verstehen. Aber immerhin brauchst du dich nicht unter Druck zu setzen. Du weißt, dass John sich auf jeden Fall freuen wird, solange die Beiden nur gesund zur Welt kommen. Und dir nichts passiert. Ich bin sicher, dein Wunsch wird sich erfüllen. Schließlich habe ich ja bereits zwei Mädchen bekommen, wenn du auch noch Mädchen bekommst, wäre das ein ziemlicher Zufall. Und selbst wenn nicht, dann versucht ihr es einfach noch einmal.", schlug sie lachend vor.
"Es wird schon werden, Constance. Und bald hast du es geschafft."

"Ja, das ist wirklich ein beruhigendes Gefühl. Wir können wirklich froh über unsere Männer sein." bemerkte Constance lächelnd. "John ist ein wundervoller Vater ... und wir freuen uns alle schon darauf, wenn es endlich soweit ist. Ich kann es kaum noch abwarten die beiden endlich in den Armen zu halten. Und Cathie möchte endlich eine große Schwester sein." erzählte sie leise lachend. Ihre Tochter war so niedlich, wenn sie von ihren Geschwistern sprach und sich ausmalte, was sie alles mit ihnen machen würde.
Im nächsten Moment lächelte Constance vielsagend. "Oh, ich denke, selbst wenn es beides Jungen werden sollten, werden wir es nochmal versuchen." bemerkte sie und zwinkerte Joanna zu.

Roger de Pont l'Eveque

Der Bischof von York wartete bereits ungeduldig auf den Besuch, der sich eben angekündigt hatte. Ein Brief hatte ihn erreicht, ein Brief des Lordkanzlers, dessen Prozess auch er mit großem Interesse verfolgt hatte. So wie es klang war er freigesprochen worden, doch er wusste nicht, was dieser Mann nun von ihm wollte, warum er das Gespräch mit ihm erbat.
Doch er war ein wenig neugierig, er hatte den Earl of Cornwall bisher noch nicht persönlich gesprochen, kannte ihn nur vom sehen.
Er trank einen Schluck Wasser und stellte sich schließlich mit auf dem Rücken verschränkten Händen vor das Fenster, sah nachdenklich hinaus in die Ferne. Was ging bloß in England vor sich?

William klopfte an die Tür, die ihn noch vom Erzbischof trennte und wartete auf eine Antwort, die ihn herein bat.
Als er einen Moment später vor Roger de Pont l'Eveque stand, verneigte er sich ganz so, wie man es erwarten konnte. "Vielen Dank, Exzellenz, dass Ihr mich so kurzfristig empfangt." begrüßte er den Bischof.
"Ihr fragt Euch sicher, weshalb ich das Gespräch mit Euch so dringend suche ... es geht um meine Gemahlin." begann William dann ohne Umschweife. "Wie Ihr sicher wisst, wurde mir der Prozess gemacht für eine Tat, die ich nie begangen habe. Während dessen wurde jedoch ein Zeuge vorgebracht, der die Lüge verbreitet hat, meine Gemahlin hätte ihn zum Mord an Roger de Beaumont überredet. Meine Ritter sind bereits dabei Beweise für ihre Unschuld zu sammeln und versuchen herauszufinden, wer tatsächlich Schuld an dieser Sache ist, denn ich versichere Euch, meine Gemahlin ist unschuldig." weihte er den Erzbischof in die bisherigen Geschehnisse ein. "Allerdings wurde sie während meines Prozesses auch als Hexe beschuldigt und meine Sorge ist, dass ihr Fall deswegen fälschlicherweise Euch vorgetragen wird. Euer Exzellenz, meine Gemahlin ist keine Hexe ... sie ist eine wundervolle Ehefrau und eine noch wundervollere Mutter. Sie hat eine Familie die sie braucht. Ich kann nicht riskieren, dass sie unschuldig verurteilt wird, auf Grund irgendwelcher falschen Aussagen."

Roger de Pont l'Eveque

Roger de Pont l'Eveque drehte sich um und musterte den Mann, der vor ihm stand, mit großem Interesse. Das war also der Lordkanzler von England. Nun, man sah ihm die Strapazen der letzten Woche noch an, er wirkte blass und mitgenommen, aber doch sprühte der Tatendrang aus seinen Augen.
"Nun, es klang wichtig, was Ihr mit mir zu besprechen hattet, Mylord. Und ich war schon lange neugierig darauf Euch kennenzulernen." Roger gestattete sich ein knappes Lächeln, bot William dann aber einen Stuhl an, ehe er ihm zuhörte und nachdenklich den Kopf zur Seite legte.
Als er geendet hatte, wurde das Lächeln eine Spur breiter. "Ihr liebt sie sehr, nicht wahr?" Er hatte selten erlebt, dass sich ein Mann von seinem Stand so sehr für seine gemahlin einsetzte, selbst, wenn er sich an deren Anklage selbst die Finger verbrennen konnte. Es war schließlich für den Lordkanzler nicht hinnehmbar mit einer Frau verheiratet zu sein, die als Hexe verklagt wurde. "Ja, ich habe von Eurem Prozess gehört.", erklärte er schließlich ernster. "Wenn man sie wirklich als Hexe beschuldigt, muss es dafür doch einen Grund geben. Wenn sie nichts getan hat, warum dann diese Vorwürfe? Schließlich genießt sie als Eure Frau doch einen gewissen Schutz, nicht wahr? Ihr seid sehr überzeugt von ihrer Unschuld. Dabei hört man, sie war einst mit dem Earl of Warwick verheiratet..."

William gestattete sich kurz ein Lächeln und nickte. "In der Tat, Exzellenz. Auch wenn es sehr verträumt klingen mag, aber sie ist die Liebe meines Lebens." erklärte er dann. "Und ich möchte sie nicht wieder aufgeben müssen."
William wurde wieder ernst und überdachte seine Worte genau, bevor er weiter sprach. "Das war sie in der Tat, doch das spielt heute keine Rolle mehr. Der Earl of Warwick wurde damals für Tod erklärt - was sich nun im Nachhinein als eine grausame Tat seines Sohnes herausstellte - und es hat acht Jahre gedauert bis ich sie schließlich zur Frau nahm. Und unsere Ehe wurde erst kürzlich erneut vom Papst persönlich bestätigt. Meine Gemahlin hätte also keinen Grund solchen Groll gegen Roger de Beaumont zu hegen. Außerdem würde sie nie einem Menschen etwas zu Leide tun und erst recht niemandes Leben beenden." führte William aus und nickte dann erneut. "Ich bin fest davon überzeugt und diese Vorwürfe sind haltlos, Exzellenz. Meine Gemahlin ist eine kluge Frau und ... öffnet für manche Männer wohl zu oft den Mund. Man hat mich des Öfteren schon danach gefragt, wieso ich eine Frau geheiratet habe, die sich den ... üblichen Regeln doch eher widersetzt ... doch glaubt mir, sie ist so manchem Mann mit ihrer Klugheit bei weitem überlegen und ich höre mir deshalb nur gerne ihren Rat an. Allerdings passt ihr Verhalten nun einmal nicht jedem in seine Vorstellungen hinein ... doch deswegen ist sie noch lange keine Hexe, Exzellenz."

Roger de Pont l'Eveque

"Ich verstehe..." Der Bischof überlegte eine Weile und es herrschte Schweigen zwischen ihnen. "Ich sollte diese Art an Eurer Frau wohl nicht gut heißen, aber ich denke, wenn Ihr damit zurecht kommt, kann es so schlimm nicht sein. Und es schadet nichts, wenn ein bisschen Verstand Dummheiten verhindert. Ich gehe davon aus, dass Ihr von mir wollt, dass ich eine solche Anklage als unbegründet abweise, wenn sie jemand erheben sollte. Das stünde natürlich in meiner Macht, aber Ihr müsst verstehen, dass ich darin nicht nur auf Euer Wort vertrauen kann, dass sie keine Hexe ist und niemandem etwas zuleide tut. Allerdings....gäbe es da eine Möglichkeit. Stellt sie mir vor. Dann kann ich mir selbst ein Bild davon machen. Und auf mein Wort werden sie vertrauen, wenn es so kommt und ich sicher bin, dass sie keine Hexe ist.", erklärte er langsam.
"Ihr wisst, was auf sie zukäme, wenn der Prozess zu laufen beginnen würde."

William hörte dem Erzbischof aufmerksam zu und verkrampfte innerlich, bemühte sich jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. Langsam nickte er dann. "Das weiß ich." erwiderte er trocken. "Und genau deshalb, will ich verhindern, dass es überhaupt erst so weit kommt. Denn ich schwöre bei allem was mir heilig ist, sie ist unschuldig, Exzellenz. Ich würde dafür mehr als nur meine Hand ins Feuer legen."
William atmete durch und nickte abermals. "Da gibt es nur ein Problem, Exzellenz. Der König hat eine Verfügung erlassen, dass sie London nicht verlassen darf, solange diese Sache nicht geklärt ist ... ich würde mich also geehrt fühlen, wenn ich Euch in meinem Heim empfangen dürfte." lud William den Erzbischof dann ein, immerhin konnte er Joanna nicht nach Canterbury bringen.

Roger de Pont l'Eveque

Roger nickte und seufzte leise. "Ich weiß, dass Ihr die Hand für sie ins Feuer legen würdet. Nur würdet Ihr das auch sagen, wenn sie schuldig wäre, das wisst Ihr. Weil Ihr sie schützen wollt." Er dachte einen Moment nach. Das gefiel ihm zwar nicht, aber so konnte er sich eigentlich auch über den Ausgang des Prozesses informiert halten. Er wollte ohnehin wieder einmal nach London reisen. "Ich wollte ohnehin einmal wieder nach London. Ich werde nach London reisen und dort im Bischofspalast bleiben, bis der Prozess vorüber ist. Ich werde Euer Haus aufsuchen...allerdings nicht offen. Das wäre im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit meines Urteils sehr kontraproduktiv, das vertseht Ihr sicher. Aber die meisten Londoner kennen mein Gesicht ohnehin nicht, solange ich kein Bischofsgewand trage."

William lächelte schuldig und nickte. "Ja, da habt Ihr wohl recht, Exzellenz. Aber ich versichere Euch, dass ich es dieses Mal nicht nur tue, um sie zu schützen." erwiderte er.
Nun, das klang zumindest nach einer Chance. Dieses Gespräch hätte deutlich schlechter laufen können, das war William sehr wohl bewusst. "Ich danke Euch, Exzellenz. Ich weiß es sehr zu schätzen, was Ihr für uns tut." erwiderte er und neigte leicht den Kopf.
Er hatte sehr darauf gesetzt, dass der Erzbischof ihm entgegen kommen würde. Hätte dieser nun abgeblockt, hätte William zunächst nicht gewusst, wie er weiter hätte verfahren sollen ...

Roger de Pont l'Eveque

"Wir werden sehen. Nun denn, ich werde meine Sachen packen und ein paar Dinge regeln. Wir sehen uns in einigen Tagen in London, Mylord. Und dann macht Ihr mich mit Eurer Gemahlin bekannt, die Eure Mühe hoffentlich auch wert ist.", erklärte der Bischof mit einem Lächeln.
"Eine gute Reise wünsche ich Euch.", verabschiedete er sich schließlich.
Und er war gespannt, was ihn in London erwarten würde. Wie diese Frau so war, die einen so mächtigen Mann so fesselte und in ihren Bann zog, dabei aber so rechtschaffen sein sollte.
Ja, das weckte sein Interesse wirklich. Man würde sehen, was dabei heraus kam.

William fuhr sich über das Kinn, ehe er das Gemach betrat in dem Joanna auf ihn wartete. "Da bin ich wieder." bemerkte er überflüssigerweise und nahm sie in die Arme, um ihr einen Kuss zu geben. "Wie fühlst du dich? Sollen wir vielleicht einen Spaziergang machen? Es tut mir Leid, dass du so lange hier drinnen verharren musstest." murmelte er und gab ihr noch einen Kuss.
Er strich ihr liebevoll über die Wange und versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. "Der Erzbischof war recht zugänglich. Er hat sich alles angehört und sich bereit erklärt nach London zu kommen, um mit dir zu sprechen, so dass er sich ein Bild von dir machen kann. Ich denke, wenn er dich erst einmal kennen gelernt hat, wird er uns helfen." versuchte William Joanna mit den Neuigkeiten aufzuheitern.

Joanna schaute auf, als William eintrat und endlich von seiner Reise nach Canterbury zurückkehrte. Inzwischen hatte sie sich halbwegs gefangen und dank Constance wieder Mut gefasst. So musste sie William auch nicht ganz so sehr zeigen, wie sehr sie die Situation belastete. Sie schlang einfach die Arme um seine Mitte und schmiegte den Kopf an seine Brust.
"Du kannst ja nichts dafür. Wenn ich im Tower wäre, könnte ich mich gar nicht mehr frei bewegen. Wir können gerne einen kleinen Spaziergang machen. Ein bisschen frische Luft täte mir gut. Ich hasse es eingesperrt zu sein. Aber ansonsten geht es. Constance hat mich ein bisshen aufgebaut.", erzählte sie leise. Allerdings wusste sie nicht, ob sie über den Besuch des Bischofs erleichtert oder frustriert sein sollte.
"Er will sich ein Bild von mir machen...ich bin doch kein Tier, dass er sich nach belieben anschauen und bestaunen kann, weil es so etwas besonderes ist!", protestierte sie, während ihre Laune erneut dem Tiefpunkt entgegen sank. "Ich bin keine Hexe.", murmelte sie. "Und ich hoffe, das wird er auch so sehen."
Sie wusste, dass es sein musste. Aber eigentlich wollte sie nicht mit diesem Mann reden, sich nicht von ihm verhören lassen, wie eine Verbrecherin, die sie doch nicht war.