William und Joanna ~ 1171

"Ja." Joanna ging mit William die Stallgasse entlang und war nur froh, dass er sie wirklich nicht losließ. Seine Nähe gab ihr Sicherheit und half ihr dabei, ihre Schritte nicht allzu zögerlich werden zu lassen.
Joanna atmete tief durch, als sie den letzten Schritt tat und hob dann erst den Blick. Es war nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Als der junge Hengst ihr fast vorsichtig die Nase entgegen streckte, so, als hätte er ein schlechtes Gewissen, spannte sich jeder Muskel in ihrem Körper an. Vor ihrem inneren Auge spielte sich erneut die Szene im Wald ab und sie wusste noch allzu gut, welche Schmerzen sie danach hatte durchstehen müssen.
Ganz langsam streckte Joanna die zitternde Hand aus, um Chouchou über die Nüstern zu streicheln. Und im nächsten Moment begannen die Tränen zu laufen... Was sollte das nur werden?

William schloss kurz die Augen als er die Tränen in Joannas Augen schimmern sah, die einen Moment später über ihre Wangen liefen. Dann zog er Joanna an sich und strich ihr beruhigend über den Rücken. "Das wird schon wieder werden." murmelte er leise.
"Lass uns gehen, ja? Für heute war es genug. Morgen können wir ja vielleicht mit Esperance und Cuivre etwas spazieren gehen." schlug William vor und strich Joanna sanft über die Wangen, um die Tränen weg zu wischen, ehe er ihr einen Kuss gab.
"Alles ist gut, meine Schöne." murmelte er gegen ihre Lippen.
Er hatte befürchtet, dass so eine Reaktion kommen würde, wenn sie erst einmal wieder vor dem Hengst stand. Immerhin war der Schock doch wahnsinnig groß gewesen, hatte der Hengst sie vorher doch so zuverlässig getragen.

Joanna klammerte sich erst einmal an William fest und ließ den aufgestauten Tränen freien Lauf. Erst nach einer Weile gelang es ihr sich wieder halbwegs zu beruhigen und sich auch auf seinen Kuss einzulassen.
"Ich weiß auch nicht, warum ich mich so anstelle...ich weiß doch, dass er eigentlich nichts dafür kann. Er ist eben ein junges Pferd. Aber wenn ich ihn sehe..."
Sie löste sich von William und strich noch einmal fahrig über die weichen Nüstern, ehe sie sich abwandte. William hatte Recht, für heute war es genug. "Ja...vielleicht können wir das."
Sie nickte leicht und folgte ihm dann die Stallgasse entlang. Sie musste erst einmal durchatmen. Dass sie auf Chouchou so heftig reagieren würde, hatte sie nicht erwartet.

"Dein Verstand sagt das, doch dein Gefühl ist sich dessen einfach noch nicht sicher. Es ist ganz normal, dass du so reagierst." erwiderte William.
Dann begleitete er sie die Stallgasse hinunter und bleib erst wieder stehen als sie vor dem Stallgebäude in der Sonne standen. Dort legte William die Arme um Joanna und hielt sie fest. "Nimm dir so viel Zeit mit diesen Besuchen wie du sie brauchst." murmelte er. "Und wir fangen erst einmal damit an, dass du dich vom Boden aus um Esperance kümmerst. Alles weitere wird sich dann irgendwann finden. Dieser Unfall war immerhin ein ziemlicher Schock."
Er gab ihr einen Kuss und sah sie einen Moment lang lächelnd an. Wie froh er doch war, dass Joanna jetzt hier mit ihm vor dem Stall stehen konnte.

"Wenn du meinst...ich hoffe, es wird irgendwann wieder besser." Joanna lehnte sich haltsuchend an William und schloss für den Moment die Augen. So konnte sie sich am einfachsten völlig beruhigen.
Sie nickte leicht. Sie wusste selbst, sie würde Zeit brauchen und vom Boden aus wieder Vertrauen zu fassen, war wohl erst einmal der beste Weg. Zumal ihre Hand auch noch nicht wieder in Ordnung war. Joanna wusste ganz genau, dass William sie wieder zum Pferd bringen wollte, aber sie war sich nicht so sicher, ob sie das konnte.
"William...ich weiß nicht, ob ich mich je wieder auf ein Pferd setzen werde. Ich habe Angst davor...Angst, dass es wieder passiert. Und wenn meine Hand sich nicht erholt, werde ich ein durchgehendes Pferd noch weniger halten können. Wenn ich Chouchou sehe, sehe ich wieder die Bilder aus dem Wald vor mir. Manchmal träume ich davon...ich will, dass es aufhört. Dass es besser wird. Aber was, wenn es das nie wird?"

William fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und versuchte sich die Worte sorgfältig zurecht zu legen, ehe er antwortete. "Ich werde manchmal nachts wach und brauche einen Moment zum zu realisieren, dass ich nicht in Irland bin ... oder an einem der anderen Orte." begann er dann. "Es kann sein, dass du immer wieder daran erinnert wirst. Aber du lernst mit der Zeit auch damit zurecht zu kommen, auch wenn du im ersten Moment immer noch Angst bekommst."
Er legte eine Hand an ihre Wange und atmete leise aus. "Du musst erst einmal nicht wieder aufs Pferd steigen. Wenn du dich irgendwann dazu bereit fühlst, dann helfe ich dir dabei. Wenn nicht, dann nicht. Mach dir darüber aber jetzt noch keine Gedanken, wir machen ganz einfach einen Schritt nach dem anderen."

Joanna schluckte schwer. "Ich hoffe, bei mir wird es auch irgendwann so. Ich liebe die Pferde wirklich, aber im Moment verursacht mit der Gedanke daran, wieder auf ein Pferd zu steigen, Panik und regelrecht Übelkeit. Und dabei sagt mein Verstand mir, dass diese Reaktion völlig schwachsinnig ist. vielleicht hast du recht und ich brauche einfach nur Zeit."
Sie seufzte leise und gab ihm einen langen Kuss. "Danke...wenn ich es irgendwann wagen will, dann nur mit dir gemeinsam. Es wird mich Überwindung kosten, auch wenn Espérance nie einen falschen Schritt tun würde. Ein Spaziergang ist gut für den Anfang, schätze ich...damit ich mich langsam wieder daran gewöhne..."

William hatte das gute Wetter am Morgen genutzt und war mit seinem jungen Rüden und Filou hinunter ins Dorf gegangen, um mit dem Schmied ein paar Dinge zu besprechen. Nun machte er auf dem Rückweg noch einen kurzen Abstecher durch den Garten, um ein paar Äpfel zu pflücken und sie Joanna und den Kindern mitzubringen.
Allerdings kam er nicht einmal bis zu dem Apfelbaum, da er John im Schatten einer Buche sitzen sah ... ganz offensichtlich schlafend.
Mit hochgezogenen Augenbrauen ging William neben ihm in die Hocke und legte ihm die Hand auf die Schulter.
"Ich weiß ja nicht, aber ich denke schon, dass es bequemere Orte zum Schlafen gibt ..." bemerkte er grinsend.

John schrak zusammen, als ihn etwas an der Schulter berührte und öffnete blinzelnd die Augen. Beruhigt stellte er fest, dass es nur William war, der neben ihm in die Hocke gegangen war.
"Oh...ja, das finde ich auch..ich muss eingenickt sein.", erklärte er kopfschüttelnd und fuhr sich müde über die Augen. "Ich bin im Moment nur ein wenig übernächtigt.", winkte er ab.
"Was führt dich hierher? Ein Spaziergang?" John verzog das Gesicht, als WIlliams junger Rüder schwanzwedelnd näher rückte und ihm mit der Zunge durchs Gesicht fuhr.
"Danke, ich bin doch schon wach!", protestierte er und schob den Hund zur Seite.

William zog eine Augenbraue in die Höhe. "Übernächtigt. So so ... na Hauptsache du schläfst nicht ein, wenn du die Kinder unterrichtest." bemerkte William spöttisch und ließ sich neben John ins Gras sinken.
"Ich war mit den Hunden im Dorf, um mit dem Schmied ein paar Dinge zu besprechen und wollte auf dem Rückweg ein paar Äpfel mitnehmen." erklärte William dann, ehe er seinem Hund einen mahnenden Blick zuwarf worauf hin der Rüde von dem Versuch abließ John erneut mit der Zunge über das Gesicht zu fahren und sich stattdessen hinsetzte.
"Wer ist es denn, der dich um deine Nacht bringt? Deine Frau oder deine Kinder?" fragte William dann grinsend.

"Nein, keine Sorge. So weit habe ich mich dann doch noch im Griff.", erklärte John. Wenn er die Kinder unterrichtete, war er auch abgelenkt von seiner Müdigkeit. Das machte es doch deutlich einfacher.
John war doch recht dankbar, als William seinen Hund dazu brachte, von ihm abzulassen und fuhr sich mit dem Ärmel über die Wange. "Schön, dass der Hund mich offenbar so gern hat, aber das hätte nun wirklich nicht sein müssen. Nicht wahr, du Rüpel?", sprach er den Hund an und strich ihm sanft über den Kopf, ehe er sich William widmete.
John hob spöttisch eine Augenbraue und grinste dann.
"Wenn es Erstere wäre, hätte ich dagegen auch nichts einzuwenden. Nein, es sind die Zwillinge...sie zahnen und halten uns damit so ziemlich jede Nacht wach. Wir sind Beide froh, wenn das vorbei ist und wir vielleicht endlich wieder durchschlafen können. Constances Nerven liegen auch schon blank. Alle anderen nächtlichen Aktivitäten scheiden allein schon deshalb aus, weil wir zu müde dazu sind."

"Sei doch froh, dass er nicht wie sein Vater ist." feixte William und warf einen Blick auf Filou, der sich neben ihn gelegt hatte und John missmutig beäugte. Auch wenn der Hund seine offensichtliche Abneigung gegen John deutlich besser im Griff hatte als früher, so waren die beiden dennoch nie wirklich warm miteinander geworden.
William nickte und lachte leise. "So habe ich es auch bereits vermutet. Ich würde euch beiden ja anbieten die Kinder einmal für eine Nacht zu uns zu nehmen, aber da das im Moment ja doch eine ziemliche Strapaze zu sein scheint, muss ich das doch zunächst einmal mit Joanna besprechen." bot William dann immerhin einen kleinen Hoffnungsschimmer. "Damit ihr beide mal wieder durchschlafen könnt."

"Das bin ich. Glücklicherweise sind seine Töchter auch nicht so, sonst hätte ich Zuhause überhaupt keine ruhige Minute mehr, mit gleich zwei von ihnen..."
Auf Williams Angebot hin sah John ihn überrascht an, lächelte dann aber. "Danke für das Angebot, aber das kann ich euch nicht zumuten. Außerdem wollten wir es ja so haben...es geht vorbei...ich schätze, in ein paar Tagen dürfte die Sache erst einmal ausgestanden sein. Mal abgesehen davon, dass Constance die Kleinen im Moment nicht hergeben würde. Es könnte ja etwas Unvorhergesehenes passieren oder sie könnte etwas Wesentliches verpassen." Er hob leicht die Schultern. "Ich werde es überleben. Zur Not muss ich eben hin und wieder tagsüber ein Nickerchen machen."
Er seufzte leise. "Cathie hat damals kaum geschrieen, als sie ihre ersten Zähne bekommen hat. Aber nun ja...Wie geht es Joanna? Hat sie sich von den Folgen ihres Sturzes gut erholt? Ich habe sie in den letzten Tagen nicht viel zu Gesicht bekommen, ich konnte sie nicht fragen."

William lachte und zuckte dann mit den Schultern. "Joanna würde mir jetzt wahrscheinlich erzählen, dass es daran liegt, dass die beiden keine Mädchen sind wie Cathie und dass Frauen doch von Natur aus viel schmerzunempfindlicher sind als Männer." erklärte er lachend und klopfte John auf die Schulter.
"Ich meine es ernst. Eine Nacht wäre sicher kein Problem. Ich werde es Joanna vorschlagen und du kannst Constance ja versuchen zu überreden, dass sie auch einmal eine Nacht Ruhe gebrauchen könnte. Himmel, wir haben immerhin acht Kinder, da werden eure zwei eine Nacht bei uns schon gut überstehen."
Bei Johns Frage seufzte William leise und fuhr sich durch die dunklen Haare. "Besser zumindest ... aber wir haben wohl noch einiges vor uns. Gestern waren wir das erste Mal wieder bei den Pferden und es hat nicht viel gefehlt, dann hätte sie einen Nervenzusammenbruch bekommen, so sehr hat sie das mitgenommen. Aber vielleicht kannst du dir bei Gelegenheit noch einmal ihre Hand ansehen. Es scheint ihr noch immer Probleme zu bereiten."

John grinste. "Möglich. Aber vielleicht hatte es Cathie auch nur einfacher. Und dass sie allein war, hat den Geräuschpegel doch etwas gesenkt." Er überlegte kurz und nickte dann. "In Ordnung, ich werde sie fragen, was sie davon hält und meine diplomatischen Fähigkeiten ein wenig bemühen." Eine ruhige Nacht war so unendlich verlockend. Er hatte nach beinahe zwei Wochen ruheloser Nächte wirklich das Gefühl, selbst auf dem Zahnfleisch zu gehen, so dünn waren seine Nerven geworden.
"Ich zweifle auch keinesfalls daran, dass sie bei euch gut aufgehoben wären. Aber Constance ist im Moment trotz aller Strapazen am liebsten selbst bei ihren Kindern. Nun ja, vielleicht ist ein bisschen Ruhe inzwischen für sie auch verlockend genug."
Er lauschte Williams Worten und nickte langsam. "Ja, so etwas dachte ich mir schon. Es war klar, dass der Schock noch sehr tief sitzt. Aber wenn sie öfter bei den Pferden ist und auch irgendwann wieder in den Sattel steigt, wird das vergehen. Sie darf sich nur nicht verkriechen, sonst steigert sie sich nur noch mehr in diese Angst herein. Bleib einfach an der Sache dran. Ihre Hand..." John seufzte leise. "Ich kann sie mir gern noch einmal ansehen, aber ich befürchte, tun kann ich nicht viel. Es muss von selbst besser werden. Das Einzige, was sie tun kann, ist, sie trotzdem möglichst normal zu bewegen, damit vielleicht das Gefühl vollends zurückkehrt. Es gibt keinen offensichtlichen Grund, warum ihre Hand sich nicht erholen sollte. Eigentlich ist sie körperlich wieder fast gesund..."

William seufzte leise. "Vermutlich. Wobei Joanna sich im Moment nicht einmal sicher ist, ob sie überhaupt wieder aufs Pferd steigen möchte." erzählte William langsam. "Ich habe ihr gesagt, dass sie darüber noch nicht so viel nachdenken soll und das wir erst einmal ganz langsam wieder anfangen, aber ... ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob das von Erfolg gekrönt sein wird."
Bei Johns nächsten Worten nickte William gedankenverloren. Er konnte nur hoffen, dass Joannas Hand tatsächlich von alleine wieder besser werden würde, ansonsten würde das noch eine Schwierigkeiten bereiten. Denn Joanna würde mehr als große Probleme haben so eine Einschränkung zu akzeptieren.

"Sie wird. Irgendwann...sie hatte immer so viele Freude daran. Und wenn sie in einer Woche noch keinen Schritt in diese Richtung gemacht hat, bring sie mit ein wenig Nachdruck dazu und stell sie vor vollendete Tatsachen. Geh mit ihr auf den Platz und setz sie auf ihr Pferd oder auf irgendein Pferd, von dem du sicher weißt, dass es absolut brav ist. Sie hat ihren Stolz. Es passt nicht zu ihr, dann einfach zu fliehen, weil sie zu große Angst hat. Sie wird sich auch vor dir keine Blöße geben wollen. Wenn das letztendlich das einzige Mittel bleibt...nicht schön, aber vielleicht die einzige Möglichkeit. Sie muss das Trauma überwinden. Irgendwann wird sie wieder in die Verlegenheit kommen, sich auf ein Pferd setzen zu müssen. Und dann ist es besser, du kannst mit ihr hier einen Schritt nach dem Anderen machen.", erklärte John nachdenklich. "Wenn ihre Hand sich nicht bald bessert, wird sie sich wohl daran gewöhnen müssen, so schwer das auch ist. Ich mache dir nichts vor, viel Hoffnung habe ich diesbezüglich nicht. Aber wenn man bedenkt, was ihr sonst noch hätte passieren können...sie hätte gelähmt sein können. Und im Vergleich dazu, nicht mehr selbstständig laufen und sich fortbewegen zu können, ist eine eingeschränkt nutzbare Hand ein kleines Opfer. Mach ihr das klar. Sie wird vielleicht Hilfe annehmen müssen. Aber irgendwann wird sie Wege finden, es sich einfacher zu machen. Alles eine Frage der Kreativität.", meinte er schließlich lächelnd. "Was passiert jetzt mit Chouchou? Wirst du dich nochmal an ihm versuchen? Joanna wird es sicherlich nicht wieder tun."

"Ja, wahrscheinlich hast du recht. Ich bin mir nur nicht sicher, was die schwerere Aufgabe wird ... Joanna wieder aufs Pferd zu bekommen oder sie dazu zu bringen zu akzeptieren, dass sie immer etwas Probleme mit ihrer Hand haben wird." William seufzte und stützte die Hände auf dem Rasen ab, um sich etwas zurück zu lehnen. "Wir werden morgen mit ihrer Stute spazieren gehen, vielleicht findet sie so wieder ein wenig Vertrauen zu ihr."
William fuhr sich mit der Hand über das Kinn und nickte dann. "Darauf wird es vermutlich hinaus laufen. Erst einmal muss er wieder gesund werden, aber danach wird er nicht einfach nur auf der Weide herum stehen können. Er muss sich sein Futter auch irgendwie verdienen ... mal sehen, vielleicht kommen wir irgendwann doch noch zurecht."

"Ein Schritt nach dem Anderen. Wenn es nicht besser wird, wird sie es irgendwann von selbst hinnehmen müssen. Kümmer dich lieber erst einmal darum sie wieder aufs Pferd zu bekommen. Selbst wenn du sie am Anfang nur führst. Hauptsache, sie verliert ein bisschen die Angst."
John zog ein Knie an und legte den Arm darum, ehe er William wieder ansah. "Das ist eine gute Idee für den Anfang. Sie langsam wieder daran zu gewöhnen...das bekommt ihr schon hin, du wirst sehen. Und irgendwann werdet ihr wieder zusammen ausreiten können, wenn es auch seine Zeit braucht, bis es soweit ist."
John nickte langsam. "Vielleicht, ja. Aber leg es nicht darauf an dir die Knochen zu brechen. Dieses Pferd scheint mir sehr nach Uriel zu kommen und hat wohl einen ebensolchen Dickkopf. Wir wissen nicht, was ihn bewogen hat, ausgerechnet Joanna so bereitwillig zu dulden...also sei vorsichtig mit ihm. Vielleicht hat er jetzt noch mehr Angst. Wenn es zu schlimm wird...ist es vielleicht besser ihn herzugeben, bevor jemandem etwas Schlimmeres passiert. Aber ja, erst einmal muss er wieder gesund sein."

William nickte gedankenverloren und starrte auf die Grashalme zu seinen Füßen, während er in nachdenkliches Schweigen verfiel. Erst nach ein paar Minuten brach er es und sah wieder auf. "Ja, du hast recht. Irgendwie werden wir das schon hinbekommen, wenn wir es langsam angehen lassen."
William erhob sich wieder und seufzte. "Und wegen des Gauls lasse ich mir schon noch was einfallen." Er klopfte John auf die Schulter und grinste dann. "Und du, such dir mal einen bequemeren Schlafplatz, ja?" empfahl er John lachend.
Sein Freund hatte recht, es half alles nicht ... sie mussten voran kommen.

John grinste matt zurück. "Das tue ich, bevor ich wieder hier einschlafe. Nachdem du mich ja erfolgreich vor schmerzenden Knochen bewahrt hast. Vielleicht mache ich einfach ein kleines Schläfchen Zuhause, bevor ich zum Unterricht gehe. Und ich werde mit Constance sprechen wegen den Zwillingen. Vielleicht sind ihre Nerven auch schon so blank, das sie sich darauf einlässt."
Auch John stand auf und drückte erst einmal den Rücken durch.
"Manchmal glaube ich wirklich, ich werde alt.", erklärte er lachend, als es knackte und schüttelte dann den Kopf.
"Nun denn, ich wünsche dir viel Glück und viel Geduld mit Joanna. Ihr habt schon so Vieles hinbekommen, daran werdet ihr sicherlich nicht scheitern. Das kann ich mir nicht vorstellen."

William hatte sich vorgenommen mit Joanna umgehend über die Zwillinge zu sprechen. Auch wenn es für ihn eine anstrengende Nacht werden würde, so war er doch der Meinung, dass John und Constance es verdient hatten.
Als er das Zimmer betrat hielt er kurz inne und lächelte als er Joanna zusammen mit James und Elias auf dem Boden sitzen sah, während Lizzy auf dem Bett einige Puppenkleider ausgebreitet hatte und scheinbar dabei war eins nach dem anderen ihrer Puppe anzuziehen.
Er schloss die Tür hinter sich und begrüßte erst seine Tochter mit einem Kuss auf der Stirn, ehe er sich zu den anderen auf den Boden setzte, um Joanna einen Kuss zu geben und den beiden Jungs über den Kopf zu streicheln.
"Na, spielt ihr alle fein?" fragte er lächelnd. "Sind die Zwillinge mit Cathie unterwegs?" erkundigte er sich nach seinen beiden Töchtern, die er eigentlich auch hier erwartet hatte.

Joanna beobachtete zufrieden ihre Kinder beim Spiel und griff nur ab und zu einmal ein. Sie genoss viel mehr einfach das ruhige Beisammensein und den ganz gewöhnlichen Alltag nach der letzten Zeit. Es war angenehm, sich nur mit kleinen Problemen auseinandersetzen zu müssen.
Sie lächelte, als William sich zu ihr setzte und ihr einen Kuss gab, nickte dann aber.
"Natürlich, wo sonst? Die Drei sind irgendwo unterwegs und ich bin gespannt, welchen Unsinn sie als Nächstes anstellen. Sie kommen ja immer auf die absurdesten Ideen. Aber wir spielen hier ganz nett zusammen.", erklärte Joanna dann. "Schön, dass du dich zu uns gesellst. Hast du im Dorf alles erledigen können?"
Sie reichte Elias beiläufig eines der Holzpferdchen, das im Eifer des Gefechts zu ihr hinüber geflogen war, richtete ihre Aufmerksamkeit aber mehr auf ihren Mann.

William grinste. "Die drei sind wirklich unzertrennlich geworden." stellte er amüsiert fest. Wenn immer die drei Mädchen Zeit hatten, nutzten sie diese, um zusammen etwas zu unternehmen.
Dann nickte er. "Ja, es hat alles funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe. Und rate mal, wen ich auf dem Rückweg schlafend unter einem Baum gefunden habe ... John." berichtete William lachend und leitete damit direkt zu seinem Anliegen über. "Er und Constance kriegen momentan wohl kaum ein Auge zu, weil die Zwillinge zahnen ... ich habe gedacht, vielleicht könnten wir die beiden kleinen Mal für eine Nacht zu uns nehmen? Einfach damit die zwei mal wieder durchschlafen können. Was meinst du?" schlug er dann vor.

"Ja, das sind sie. Aber wenn sie so gute Freundinnen sind, umso besser." Joanna hörte William zu nickte beiläufig, sah dann überrascht auf. "John? Er hat unter einem Baum geschlafen? Meine Güte, dann muss er ziemlich übernächtigt sein.", bemerkte sie lachend, war von seinem Vorschlag allerdings nicht ganz so begeistert.
"Ohje...und ich war gerade froh, dass Elias aus der Sache heraus ist.", seufzte sie leise. "Aber wenn du dir das antun willst, meinetwegen. An mir soll es nicht hängen, solange es nur eine Nacht ist. Ich kann sie ja sehr gut verstehen...die Beiden sollen ruhig eine Nacht durchschlafen können. Ich kann nachvollziehen, wie erholsam das doch sein kann...vielleicht fühlen sich die Zwei ja auch ganz wohl bei uns. Aber stell dich schonmal darauf ein, dass unsere Nacht nicht sehr ruhig sein wird."