William und Joanna ~ 1171

William knirschte kurz mit den Zähnen, lächelte dann jedoch. "Ja, das wissen wir wohl beide, nicht wahr? Es gibt sicher auch noch den ein oder anderen Boten, den ich zu dieser Zeit empfangen habe und der meinen Aufenthalt in meinem Heim wird bestätigen können. Aber wie Ihr ja gerade bereits betont habt, spielt mein Aufenthaltsort in dieser Sache tatsächlich so gut wie keine Rolle." fasste William zusammen und nickte dann umgehend.
"Natürlich bin ich das. Ich wasche meine Hände in Unschuld und habe nichts zu verbergen. Sie sollen frei sprechen und Ihr werdet sehen, dass ich die Wahrheit sage. Sie werden nichts gefunden haben, was meine Schuld bestätigt, denn ich habe Roger de Beaumont nicht getötet."
Williams Blick glitt kurz zu Henry hinüber, der ausgesprochen besorgt wirkte und unweigerlich fragte er sich, ob das an dem Prozess im Ganzen lag oder daran, dass seine Männer vielleicht etwas ungünstiges aufgetan hatten.

"So sei es denn." Der Richter nickte leicht und ließ dann die beiden Männer herein bringen, die vornehmlich für Henry nach dem Mörder von Roger de Beaumont gesucht hatten. Joanna hoffte einfach, dass sie etwas sagten, dass ihn entlastete, damit endlich jeder erkannte, dass er unschuldig war. Damit sie endlich wieder nach Hause gehen konnten.
"Was habt Ihr zu sagen?", fragte er die Beiden nun. "Wir haben den Tatort gründlich untersucht, und haben keine wirklichen Kampfspuren entdecken können. Dafür aber Fußspuren. Die eines Mannes und die einer Frau, die auf jeden Fall nicht von denen stammen, die den Leichnam gefunden und abtransportiert haben. Wir haben im nahegelegenen Dorf nachgefragt und nach einiger Suche sind wir mit einem Mann ins Gespräch gekommen."
Er machte eine bedeutungsvolle Pause. "Er sagte, er wisse, wer Beaumont getötet habe. Und auch, wer ihn dazu angestiftet hätte. Der Mann belastete sich selbst. Er sagte, er habe ihn getötet und ihm die Kehle durchgeschnitten, weil er ihn hasste, da dieser versucht hatte, sich an seiner Schwester zu vergehen. Aber er sagte auch, er wäre nicht allein auf die Idee gekommen einen Adeligen zu töten. Eine Frau hat ihn ausfindig gemacht und ihm ein Angebot gemacht, dass er nicht ausschlagen konnte. Mit dem Geld hätte seine Familie sich nie mehr Sorgen machen müssen. Der Lordkanzler ist unschuldig. Aber die Frau, die ihn anstiftete, hasste Roger de Beaumont. Und sie hatte rote Haare."
Joanna wurde kalkweiß. Sie wusste, was nun folgen würde.

William atmete leise aus und warf einen erleichterten Blick zu Joanna hinüber, während der Mann weiter sprach. Er sah zu Henry hinüber und wollte gerade fordern ihn endlich von diesen Ketten zu befreien als ein Ruck durch ihn ging und William sich schlagartig bemühen musste nicht zu Joanna hinüber zu sehen. Das hätte nur unnötig verdächtig gewirkt.
Aber alle Anwesenden hatten ohnehin den gleichen Gedanken ... "Rote Haare sagt Ihr?" wiederholte der Richter langsam und der Mann nickte. Als der Blick des Richters langsam zu Joanna wanderte, brach William der Schweiß aus, das durfte doch wohl nicht wahr sein!
"Mylady, verzeiht mir die indiskrete Frage, doch Ihr werdet sicher verstehen, wieso das nötig ist. Wäret Ihr so frei nach vorne zu treten, um uns zu verraten wo Ihr in der entsprechenden Zeit gewesen seid?"
William machte einen raschen Schritt nach vorne. "Das ist doch Unsinn, Sir. Sie war bei mir und sie würde nie einer Menschenseele etwas antun. Wo ist dieser Kerl mit dem sie angeblich gesprochen haben soll? Warum hat man ihn nicht her gebracht? Er wird schließlich bezeugen können, dass es nicht meine Gemahlin war, die ihm Geld geboten hat. Rote Haare hin oder her."

Joanna registrierte nur am Rande, dass einer von Henrys Männern William von seinen Ketten befreite. Sie fühlte sich viel mehr wie das berüchtigte Kannichen vor der Schlange, als sie schluckte und langsam nach vorne trat, den Blick nicht von dem Richter abwendend. Sie hatte das Gefühl, als breche ihr der Boden unter den Füßen weg. Warum konnte nicht einfach alles gut sein? Warum verdächtigte man nun sie? So einfach würde sie nicht mehr aus dieser Sache herauskommen.
Joanna schluckte die aufsteigenden Tränen herunter und gab sich selbstbewusst. "Nein, ich verstehe nicht, wieso das nötig ist. Mein Gemahl spricht die Wahrheit, Sir. Ich war in Truro, bei meinem Mann und bei den Kindern. Wenn ich einfach stundenlang verschwunden wäre, hätte das irgendjemandem wohl auffallen müssen. Nur weil ich zufällig rote Haare habe, ist das kein Grund mich des Mordes zu verdächtigen." "Vielleicht nicht, aber die Tatsache, dass Ihr einmal mit diesem Mann verheiratet wart, doch umso mehr. Und Ihr hattet keinerlei Interesse, dass diese Ehe fortgeführt wird."
Joanna schüttelte den Kopf. "Deshalb werde ich nicht zur Mörderin."
Der Richter beugte sich vor. "Oh doch, der Mann ist hier.", entgegnete er William ein wenig lauernd. "Auch wenn Euch das Wort nicht zusteht, Mylord." Er gab einen Wink und der Mann trat ein wenig unsicher herein, sah sich hektisch um. Er kam einige Schritte auf den Richter zu und erstarrte dann, scheinbares Entsetzen im Blick, als er mit zitternder Hand auf Joanna deutete. "Das ist sie!"

"Verzeiht, Sir, aber das ist einfach eine -" William brach ab als der Mann herein gebracht wurde und drehte sich zu ihm herum. Der Mann wirkte völlig verunsichert und schien nicht recht zu wissen was er tun sollte, ehe er Joanna entdeckte und genau das tat, was William befürchtet hatte.
"Lügner!" fuhr er ihn wütend an und löste sich von Johns Seite, um zu dem Mann zu gelangen. Doch bereits auf halber Strecke wurde er von zwei der Wachen aufgehalten und an den Armen ergriffen. "Lasst mich los." fuhr er die beiden wütend an, doch auf ein Kopfschütteln von Henry blieben die zwei unnachgiebig. "Der Mann ist ein Lügner!" begehrte William auf und sah zu dem Kerl hinüber, der gerade dabei war seine Welt zu erschüttern. "Erzähl die Wahrheit du Dummkopf! Sie kann es gar nicht gewesen sein, sie war bei mir. Sie ist unschuldig!"

Joanna sah den Mann direkt an, der gerade ihr Leben zerstörte und war nicht überrascht, dass er ihrem Blick aufwich. Sie wusste nicht, warum er ein Interesse daran hatte sie aus dem Weg zu räumen. Es war einfach eine Tatsache, dass er es versuchte. Und so wie es gerade aussah, hatte sie auch wenig Chancen es zu verhindern.
Sie warf William einen warnenden Blick zu. Es brachte nichts, wenn er sich auch noch in Schwierigkeiten brachte. "Hör auf. Die Kinder brauchen dich.", mahnte sie ihn leise, ehe sie die Stimme wieder erhob. "Ich weiß nicht warum, aber dieser Mann lügt. Ich schwöre bei Gott, dass ich niemals einen Menschen getötet habe.", erklärte sie eindringlich.
"Sie lügt!", rief einer der Zuschauer, aber Joanna wandte sich nicht um. "Sie schwört falsch in Gottes Namen! Sie muss eine Hexe sein!" Joanna schloss einen Moment die Augen. Vor so etwas hatte sie sich schon lange gefürchtet. Weil sie sich eben anders verhielt, als man es von Frauen ihres Standes erwartete.

William atmete geräuschvoll aus als Joanna ihn an die Kinder erinnerte und ließ in seinem Widerstand für einen Moment nach. Genau so lange bis das Wort Hexe fiel. "Das ist doch Wahnsinn!" begehrte er auf. "Henry, ich bitte dich! Lass uns vernünftig sein und in Ruhe darüber sprechen! Das hier ist mein Prozess gewesen und ich wurde frei gesprochen, sie hat hier heute nichts verloren!"
William sah seinen Cousin eindringlich an. "Ich bitte dich."
Wenigstens dieses Mal musste er ihm entgegen kommen. Er musste ihm einfach noch Zeit geben, diese Anschuldigungen waren Wahnsinn!
"Sir, bitte, gebt uns etwas Zeit." wandte er sich dann an den Richter.

Mit einem Mal hatte Joanna wirklich Angst. Wenn man sie wirklich als Hexe anklagte, gab es kaum noch ein Entkommen für sie. Dann war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sterben musste. Wenn sie Glück hatte, würde man sie als Gemahlin des Lordkanzlers noch allein sterben lassen und nich vor einer schaulustigen Menge. Es sei denn, man ließ ihr die Wal stattdessen ins Kloster zu gehen um sich zu läutern und Satan zu entsagen. Aber ihre Hoffnung, lebend aus diesem ganzen Szenario heraus zu kommen, schwand langsam. Sie war doch keine Hexe, das war doch offensichtlich! Sie hatte nie jemandem etwas zuleide getan!
Sie sah, wie Henry sich zu dem Richter beugte, der neben ihm saß und ihm eindringlich etwas ins Ohr sagte. Der Andere nickte knapp.
"Wie Ihr sagt, dies war Euer Prozess. Ihr seid frei gesprochen und für unschuldig befunden. Heute wird nicht über Lady Cornwall verhandelt. Sie wird im Tower auf ihre Verhandlung warten. Und diese Verhandlung liegt möglicherweise auch nicht in der Hand des königlichen Gerichts."
Nein...wahrscheinlich nicht. Beinahe hätte Joanna bitter gelächelt. Du wirst mich der Verantwortung der Kirche überstellen.

William schloss kurz die Augen und atmete dann geräuschvoll aus, ehe er einen Schritt weiter auf den Richter zu machte. "Das wird nicht möglich sein." erklärte William mit entschlossener Stimme, doch längst nicht mehr so aufgebracht wie noch kurz zuvor. Dieses Mal hatte er sich im Griff und er wusste vor allem genau, was er tat.
"Dadurch, dass ich frei gesprochen wurde, übe ich auch mein Amt wieder ohne Einschränkungen aus. Wenn also eine Anklage erhoben werden soll, dann fordere ich mein Recht ein mir diese Anklage schriftlich abgefasst zu übergeben, damit ich über den weiteren Verlauf entscheiden kann. Immerhin liegt die oberste Gerichtsbarkeit bei mir, der einzige, der mir diese Forderung also verwehren könnte, wärt Ihr, mein König." Bei dem letzten Satz hatte er sich an Henry gewandt und vor ihm leicht das Haupt geneigt. Er durfte jetzt keinen Fehler machen.
"Ihr habt diese Entscheidung also nicht zu treffen, Sir. Sobald mir die Anklage vorliegt, werde ich darüber entscheiden. Sollte dann noch jemand der Meinung sein mein Urteil anzweifeln zu müssen, so hat er sich direkt an den König zu wenden oder an die Kirche, deren Vertreter ohne Zweifel an den Erzbischof von York zu wenden, da dieser derzeit unserer Kirche vorsteht. Immerhin befindet sich Thomas Becket im Exil und hat hier keine Verfügungsmacht."
William atmete tief durch. "Und solange hat Lady Cornwall auch nicht im Tower zu verbleiben, da es dafür keinen Anlass gibt. Und Ihr wisst, dass ich mit meinen Ausführungen Recht habe."

"Nun, ich sehe das ein wenig anders. Es mag sein, dass Ihr über den Fortgang der Anklage zu entscheiden habt, aber eine Hexe untersteht nicht Eurer Gerichtsbarkeit, sondern der der Kirche. Ob sie nun Eure Frau ist oder nicht. Und was ihren Aufenthalt im Tower angeht. Es besteht Fluchtgefahr, so wie ich das sehe. Bei dem, was ihr blüht, wird sie sich - wohl mit Eurer Hilfe - aus dem Staub machen."
Joanna knirschte wütend mit den Zähnen. "Wie wäre es, wenn Ihr aufhört so zu reden, als sei ich nicht anwesend?", begehrte sie auf, obwohl sie wusste, dass es klüger gewesen wäre zu schweigen.
Henry unterbrach die Debatte mit einer energischen Geste. "Sie wird bei ihrer Familie bleiben. Nicht im Tower, aber sie wird in London bleiben und die Stadt nicht verlassen, sich in der Stadt nur in Begleitung ihres Mannes bewegen. Der Lordkanzler wird dafür haften, dass sie diese Auflagen einhält. Ich denke, damit können wir alle erst einmal zufrieden sein, bis er entschieden hat, wie es weitergehen soll. Oder bis Anklage beim Bischof erhoben wurde. Dann sehen wir weiter.", entschied Henry.

"Wenn sie nicht meiner Gerichtsbarkeit untersteht, dann auch nicht der Euren und so habt Ihr in dieser Sache keinerlei Entscheidungsgewalt!" erwiderte William harsch und war kurz davor dem Richter noch so manches andere an den Kopf zu werfen, doch Henry kam ihm mit seiner Antwort zuvor.
William knirschte mit den Zähnen, warf seinem Cousin jedoch einen dankbaren Blick zu. Wenigstens hatte Henry in dieser Lage nicht völlig irrational gehandelt. "Ich danke Euch, mein König." erwiderte William etwas angespannt.
Es gefiel ihm rein gar nicht, dass diese Geschichte solche Wellen schlug. Wie konnte es sein, dass dieser Kerl sie selbst nach seinem Tod in Schwierigkeiten brachte.
"Wenn man uns nun entschuldigen mag, die Zeit war lang und ich würde mich gerne zurück ziehen und meine Familie begrüßen." Ohne eine Antwort abzuwarten nickte William Henry zu und ergriff Joanna dann am Arm, um sie mit nach draußen zu führen.
"Dieser Widerling. Erinnere mich daran, dass ich ihn des Amtes entheben lasse, sobald das hier vorbei ist." brummte William leise vor sich hin, während sie auf die Tür zusteuerten.

Joanna bekam das Gespräch fast gar nicht mehr mit, sie stand ein wenig unter Schock. Natürlich, sie konnte bei ihrer Familie bleiben. Das tröstete sie gewaltig und erleichterte sie. Aber sie durfte nicht mehr nach Hause und bald würde man ihr den Prozess machen, obwohl sie doch unschuldig war. Sie ließ sich von William einfach mitziehen, während John ihnen folgte, erwiderte aber nichts und kaum hatten sie das Gebäude verlassen, liefen ihr stumm die Tränen über das Gesicht.
Das durfte doch nicht wahr sein. Sie wollte doch einfach nur nach Hause. Sie wollte nur zurück nach Cornwall. Sie hatte sich so gefreut Williams Freiheit feiern zu können. Aber jetzt war ihr eigenes Schicksal in Gefahr. Was hatte sie denn je so Schlechtes getan, dass sie diese Strafe verdiente?
DIese fortwährenden Prüfungen. Sie wollte einfach nicht mehr.

Als sie ein Stück weit von dem Gebäude entfernt waren, blieb William endlich stehen und drehte Joanna zu sich herum. "Hör zu, ich bringe dich jetzt nach Hause, damit ich weiß, dass du dort in Sicherheit bist. Und ich will die Kinder begrüßen. Danach werde ich umgehende einen Boten losschicken, um den Erzbischof ausfindig zu machen. Wenn ich de Anklageschreiben zuvor komme, haben wir bessere Chancen. Ich werde ihn um ein Treffen bitten, so kann ich dem Ganzen vielleicht vorbeugen.
Danach werde ich zu Henry, vielleicht zeigt er sich ja dieses Mal großzügiger. Es tut mir Leid, dass ich dich schon wieder alleine lassen muss, aber ich bin heute Abend zurück. Nur bleibt uns in dieser Sache keine Zeit, um müßig zu sein, wenn wir verhindern wollen, dass dir etwas passiert, verstehst du?" erklärte er Joanna besorgt.
Roger de Pont L'Evêque war seine einzige Hoffnung. Er musste den Bischof zuerst erreichen, sonst war die Mühe vermutlich auch umsonst.
"Komm." forderte er sie auf und warf John einen kurzen, besorgten Blick zu.

Joanna nickte. Natürlich hatte sie verstanden. "Du kannst mich nicht nach Hause bringen. Nach hause darf ich nicht gehen." Hätte er sie nicht einfach einmal in den Arm nehmen können? Sie trösten? Nein, er redete durchgehend nur davon, was er jetzt unternehmen musste. Sie konnte doch auch nichts dafür.
"Tu, was getan werden muss. Immerhin geht es um mein Schicksal.", murmelte sie, ehe sie ihm mit gesenktem Blick folgte. Sie wollte sich jetzt nur noch verkriechen und nicht mehr herauskommen, bis William wieder da war. Ihn würden jetzt ohnehin erst einmal die Kinder in Beschlag nehmen, sie hatten ihren Vater so vermisst. Und er hatte sie vermisst. Das konnte sie sehr gut verstehen.
Wenn sie doch nur wüsste, ob diese Sache gut für sie ausgehen würde.

William hielt inne und seufzte leise ehe er Joanna an sich zog. "Ich weiß. Und es tut mir Leid, dass ich dich nicht ganz nach Hause bringen kann, sondern nur in unser Haus hier in London." murmelte er und gab ihr einen Kuss. "Wir schaffen das, in Ordnung? Lass den Kopf nicht hängen, wir bekommen auch das noch hin. Vertrau mir einfach." murmelte er und strich ihr über den Rücken ehe er sich wieder von ihr löste. "Aber jetzt müssen wir uns erst einmal beeilen." erklärte er und wandte sich im Gehen an John.
"John, wisst Ihr, wo der Erzbischof sich gerade aufhält? Ist er in York?"
William war sich noch nicht ganz sicher, ob das von Vorteil wäre oder nicht.

Ein paar mehr Tränen kullerten über ihre Wangen, als er sie schließlich endlich in die Arme nahm. Das war schon besser. So konnte sie wieder Kraft schöpfen, die sie jetzt brauchte. "Ich vertraue dir immer. Blind. Das weißt du doch. Und es ist schön, endlich wieder die Nacht an deiner Seite verbringen zu können. Ich wünschte nur, ich müsste es nicht mit Angst um mein Leben tun."
Sie schob die Hand in seine um ihre Finger mit seinen zu verschränken, während sie zum Haus zurück gingen. John seufzte leise und überlegte schließlich kurz.
"Soweit ich weiß, ist er gerade in Canterbury. Das ist gut für uns, dort seid Ihr rasch. Bis nach York hätte es zu lange gedauert. Und Ihr wisst, dass Joanna in dieser Zeit das Haus nicht verlassen darf. Denkt Ihr, er lässt mit sich reden? Ich bin nicht so sicher, ob er dafür empfänglich ist. Außerdem müssten wir beweisen können, dass dieser Zeuge lügt."

"Das brauchst du auch nicht. Du brauchst dir keine Sorgen um dein Leben zu machen. Wir werden das alles hinbekommen." murmelte William beruhigend und gab ihr noch einen kurzen Kuss.
William hörte John aufmerksam zu und nickte dann. "John, kann ich Euch bitten eine Nachricht an den Bischof in meinem Namen aufzusetzen, dass ich ihn zu sehen wünsche? Dann kann der Bote sie unmittelbar überbringen und ich kann ihn sobald wie möglich treffen." bat er ihn dann und seufzte. "Ich weiß es nicht genau. Pont L'Evêque war immer ein recht vernünftiger Mann, aber die Hand möchte ich mittlerweile für niemanden mehr ins Feuer legen."

"Ich hoffe, du behältst recht. Ich will endlich wieder in Ruhe leben können, verstehst du das? Ich will leben!" Einmal wieder unbeschwert sein können... Aber jetzt, jetzt mussten sie erst einmal alles wieder ins Reine bringen. "Wenigstens bist du wieder frei. Raus aus dem Tower." Joanna seufzte leise, während John sofort zustimmte.
"Natürlich. Ich werde nach Constance sehen und ihr berichten, dann mache ich mich sofort daran." Allerdings würde er bei Ersterem vorsichtig sein müssen, schließlich war seine Frau inzwischen hochschwanger und würde ihre Zwillinge wohl in London zur Welt bringen. Es würde sehr bald soweit sein, daher wollte er sie nicht zu sehr aufregen.
"Das kann ich verstehen, aber wir werden ihn schon überzeugen, da bin ich sicher. Ihr habt doch ziemlichen Einfluss. Aber Ihr solltet Euch jetzt erst einmal ein bisschen Zeit für die Kinder nehmen. Sie haben Euch sehr vermisst."

"Nur zu gut, meine Liebe. Nur zu gut." murmelte William leise. Er hatte gedacht, dass die letzten Wochen im Tower ihn an seine Grenzen getrieben hätten. Mit dieser neuen Aufgabe vor sich, war es jedoch offensichtlich, dass er diese noch längst nicht erreicht hatte, denn wenn ihm etwas wichtiger war als sein eigenes Leben, dann ohne Zweifel das von Joanna. Er musste sie also unbedingt aus dieser Sache heraus bekommen.
William legte John kurz eine Hand auf die Schulter. "Ich danke Euch, mein Freund." murmelte er. William wusste wirklich nicht, was er ohne John noch so getrieben hätte. Dieser hatte ihm schon in so vielen scheinbar aussichtslosen Situationen geholfen ...

John atmete tief durch, ehe er das Zimmer betrat, in dem Constance auf ihn wartete. "Ich bin wieder da, Liebes.", begrüßte er sie und beugte sich zu ihr hinunter um ihr einen sanften Kuss zu geben. Er war so unendlich froh, dass sie solche Probleme wie William und Joanna nicht hatten. Sie konnten seit ihrer letzten Versöhnung ein sehr angenehmes, ruhiges Leben führen, abgesehen von den Sorgen, die sie sich natürlich um ihre Freunde machten.
Er ließ sich neben ihr nieder und strich ihr zärtlich über den runden Bauch. Er konnte die Ungeduld in ihrem Blick sehen und seufzte leise. "Schon gut, ich erzähle dir ja schon alles. Aber versprich mir, dass du dich nicht aufregst.", verlangte er und machte eine kurze Pause. "Also...die gute Nachricht ist, dass William frei ist. Er wurde für unschuldig befunden. Allerdings...gab es einen Zeugen. Den angeblichen Mörder Rogers und er...er belastet Joanna. Er sagt, sie hätte ihn angestiftet. Und als sie schließlich ein paar unbedachte Worte gesagt hat, kamen die ersten Rufe auf, sie sei eine Hexe. William hat erreicht, dass sie wenigstens hier im Haus verweilen darf. Jetzt gilt es alles zu tun, um sie zu entlasten und auf keinen Fall darf sie vor ein kirchliches Gericht gestellt werden. Da gibt es so schnell keinen Weg mehr heraus."

Constance wäre am liebsten sofort aufgestanden als sich die Tür öffnete, doch da sie mittlerweile einen sehr beträchtlichen Umfang erreicht hatte, sparte sie sich die unnötige Bewegung lieber und wartete darauf, dass John zu ihr kam.
Noch bevor er den Mund aufmachte, wusste sie, dass irgendetwas nicht so gelaufen war, wie sie es sich erhofft hatten. Und im nächsten Augenblick wusste sie auch was. Constance wurde blass und legte eine Hand vor den Mund. "Das darf nicht wahr sein!" murmelte sie schockiert. Unweigerlich ließ sie ihre Hand auf ihren Bauch sinken, so als müsse sie die beiden kleinen Lebewesen darin vor dem beschützen, was hier draußen geschah. "Habt ihr schon irgendeine Idee, wie ihr das lösen könnt?" fragte sie besorgt.

John strich ihr beruhigend über den Rücken. "William hat mich gebeten dem Erzbischof in seinem Namen zu schreiben. Er möchte sich mit ihm treffen um einem Schreiben des Richters zuvor zu kommen. Er ist in Canterbury, das kommt uns zugute.", erklärte John leise und küsste sie auf die Schläfe. "Irgendwie bekommen wir sie da schon raus. Der Mann lügt wie gedruckt, wir müssen nur das Schlimmste verhindern und dann herausfinden, wieso er das tut. Joanna war noch relativ gefasst für ihre momentanen Aussichten. Aber ich glaube, sie steht ziemlich unter Schock. Wenn du es schaffst, könntest du ihr ein bisschen Gesellschaft leisten, wenn William weg ist. Aber nur, wenn es dir nicht zu viel wird."
Sanft legte er die Hand auf ihren Bauch zurück und streichelte langsam und liebevoll darüber. "Schließlich musst du auf euch Drei aufpassen. Nichts und niemand soll euch in Gefahr bringen."
Aber Constance hatt trotz Zwillingen eine recht beschwerdefreie Schwangerschaft verlebt, auch, wenn es jetzt natürlich mehr als anstrengend war.

"Das ist gut. Es ist gut, wenn du ihnen helfen kannst." Sie lächelte leicht und gab John einen Kuss. "Ich bin wirklich stolz auf dich, habe ich das schon einmal erwähnt?" Flüsterte sie in sein Ohr.
Dann nickte sie. "Natürlich schaffe ich das. John, nur weil ich rund bin wie ein Fass hält mich das sicher nicht davon ab meiner Freundin beizustehen. Außerdem habe ich es zu ihr ja nicht einmal weit." fügte sie augenzwinkernd hinzu.
Sie hatte ohnehin vorgehabt nachher ein wenig auf die Kinder zu achten. Cathie war so müde gewesen, dass sie gerade ein kleines Schläfchen machte, doch sobald ihre Tochter wach war, würde sie Joanna aufsuchen.

John strich ihr sanft durch das Haar. "Nein, aber ich höre es gerne. Allerdings tue ich auch, was ich kann. Ich will ihnen so gerne helfen. Man spielt ihnen so übel mit, das ist wirklich nicht fair.."
Er seufzte leise und lehnte den Kopf an ihren. "Dann ist es gut. Ich will nur nicht, dass du dich überanstrengst, Liebste. Und du bist doch nicht rund wie ein Fass!", protestierte er sanft. "Du siehst aus, wie eine wunderschöne Frau, die Zwillinge erwartet und bald zur Welt bringen wird. Und deswegen bin ich sehr stolz auf dich, ich kann mir vorstellen, wie anstrengend es ist."
Er gab ihr einen Kuss.
"Weit hast du es wirklich nicht.", bestätigte er schließlich grinsend. "Und nun ruh dich noch etwas aus, ich sollte mich an den Brief setzen."

"Und dafür liebe ich dich so. Du bist wundervoll. Und mit deiner Hilfe wird es bestimmt funktionieren." versuchte Constance sich zuversichtlich zu zeigen.
Dann lehnte sie sich an John und griff nach seiner Hand, um sie langsam über ihren ausladenden Bauch zu streichen. "Liebster, das ist wirklich reizend, aber hast du dir einmal das Weinfass angesehen, das William unten im Keller hat? Ich glaube ich habe einen größeren Umfang als dieses Fass." erwiderte sie schmunzelnd. "Aber ich bin überglücklich damit. Ich kann kaum erwarten, die beiden im Arm halten zu können."
Dann tippte sie ihm liebevoll an die Stirn. "Nichts für ungut John, aber du hast nicht die leiseste Ahnung wie es ist so mehrere Monate durch die Gegend zu laufen." neckte sie ihn und gab ihm noch einen Kuss. "Tu das. Ich werde dir einfach hier vom Bett aus dabei zusehen." bemerkte sie ein klein wenig spöttisch und machte sich dann ein wenig umständlich daran sich hinzulegen, damit sie sich noch etwas ausruhen konnte.