William und Joanna ~ 1171

"Nein. Warwirck wird erst später vergeben und dann ganz sicher nicht an einen dieser Gierhälse. Aber zum einen ist Richard momentan recht aufmüpfig, zum Anderen habe ich auch noch andere Dinge zu tun, als mich um Gefangene zu kümmern. Ich bedauere es, aber früher ging es nicht, nachdem ich mich dazu durchgerungen hatte dich aufzusuchen.", erklärte Henry.
"Natürlich hast du das. Und ich weiß, dass er es verdient hatte. Aber auch William de Beaumont hatte als Adeliger das Recht auf einen Prozess. Ich habe nichts gesagt und so hat es nie große Wellen geschlagen. Aber diesmal schlägt es große Wellen. Wenn der gesamte Adel dich für einen Mörder hält, weil sie denken, du wolltest an der gesamten Familie Beaumont wegen Joanna Rache nehmen, dann kann ich mich nicht einfach dagegen stellen. Es reicht schon, wenn Eleonore so undiplomatisch handelt. Es gibt vielleicht keinen konkreten Beweis, aber jeder weiß, dass du früher und heute Roger de Beaumont gehasst hast. Das ist eine Tatsache und das weißt du auch. Jedme Verdacht muss nachgegangen werden, zumal du der Einzige bist, der wirklich in der jetzigen Situation ansatzweise Grund gehabt hätte."
Henry nickte leicht. "Joanna kann dich besuchen, wann sie möchte. Solange sie nicht den ganzen Tag bleibt. Das ist im Moment der einzige Gefallen, den ich dir wirklich tun kann. Aber ich denke, so wird es dir leichter fallen."

William lächelte freudlos. "Mehr bin ich mittlerweile also nicht mehr ... ein Gefangener unter vielen hier im Tower, nicht wahr?"
Im nächsten Augenblick blitzten Williams Augen wütend auf und er packte Henry am Kragen. "Mir leichter fallen?" wiederholte er wütend. "Es würde mir deutlich leichter fallen, wenn ich wüsste, dass ich mich auf dich verlassen kann! Wenn ich wüsste, dass es zwischen uns noch so steht wie früher, aber offensichtlich ist das ja nicht mehr so, wenn ich dir so unwichtig geworden bin." zischte William. "Henry, ich bin nicht nur dein Cousin, ich bin dein Lordkanzler, Teufel nochmal. Ich habe oft genug mein Leben für dich aufs Spiel gesetzt und das hier ist jetzt der Dank dafür?
Wieso scheinen so gut wie alle um mich herum mir zu glauben nur du - ausgerechnet du - machst mir Vorhaltungen und zweifelst an meiner Unschuld?" William schüttelte den Kopf. "Ich bin kein Mörder, Henry." seine letzten Worte klangen nun beinahe flehend. Warum glaubte er ihm denn nicht? Wieso vertraute Henry im so wenig?

"Sei nicht albern...Wir sind immer noch verwandt und ich habe auch nicht vergessen. Aber ich kann nicht alles stehen und liegen lassen und ich sagte bereits, ich habe es vor mir her geschoben.", erwiderte Henry ein wenig verärgert. Er wusste genau, warum er nicht mit William hatte reden wollen. Er hatte sich dessen Vorwürfe nicht anhören wollen. Er ergriff Williams Hangelenke und zog sie von seinem Kragen weg. "Hör auf damit.", sagte er.
Henrys Miene veränderte sich und wurde nachdenklich, fast ein wenig traurig. Er würde ihm ja gerne glauben...aber konnte er das? Er hatte schließlich noch andere Verpflichtungen. "Ich weiß, dass du kein Mörder bist.", entschied er dann langsam. "Und ich werde sehen, was ich tun kann. Ich werde Männer losschicken, damit sie seinen mörder finden. Aber versteh, dass ich dich nicht freilassen kann. Wenn du wirklich reingewaschen werden willst, musst du durch diese Verhandlung durch. Ich werde dir keine Versprechen geben, die ich vielleicht nicht halten kann. Aber ich werde sehen. Ich werde zusehen, dass sie sich beeilen. Wenn du etwas brauchst, wende dich an die Wache vor deiner Tür."

William hatte eigentlich nicht vorgehabt nachzugeben und Henry los zulassen, doch die letzten zwei Wochen hatten bereits ihre Spuren hinterlassen und so kam er gegen Henrys energischen Griff nicht an und musste schließlich die Hände sinken lassen.
Er sah seinen Cousin einen Moment lang schweigend an, dann trat er etwas zurück und setzte sich resignierend auf das Bett. "Es gibt nichts, was ich begehre und was man mir auch gestatten würde." erwiderte William trocken. Denn das einzige, was er wirklich wollte, war wieder zu seiner Familie zu kommen. Seine Kinder in den Armen zu halten und Joanna außerhalb dieser Mauern küssen zu können.
William musterte Henry nachdenklich und musste feststellen, dass dieser es wirklich meisterhaft fertig gebracht hatte in William Misstrauen zu sähen. Selbst wenn er jetzt einzulenken schien, wollte William sich auf dessen Worte einfach nicht mehr verlassen.

Henry seufzte leise. "Oh, eine Rasur würde dir ganz gut tun.", meinte er ein wenig scherzhaft, schüttelte dann aber den Kopf. "Es war nur ein Hinweis, falls dir doch noch etwas einfällt. Und ich denke, dass Joanna heute noch kommen wird. Ich habe Jane gesagt, sie kann ihr schreiben, dass sie dich besuchen kann."
Henry beschloss, dass er genug gehört hatte und schließlich gab es einiges zu tun. Er meinte es ernst, er würde Männer losschicke um den Mörder zu finden.
"Ich werde sehen, was ich für dich tun kann. Wir sehen uns bald wieder.", verabschiedete er sich, drehte sich an der Tür allerdings noch einmal um. "Es tut mir leid, William. Ich glaube dir, dass du kein Mörder bist.", bekannte Henry leise, ehe er verschwand. Dieses Gespräch würde ihm noch etwas länger auf den Magen schlagen.

William fuhr sich mit der Hand über den Bart, der in den letzten zwei Wochen doch etwas länger geworden war als üblich und grinste dann müde. "Na wenn du meinst." erwiderte er.
Als Henry noch einmal in der Tür stehen blieb, sah William ihn einen Moment lang schweigend an und nickte dann langsam. "Ich danke dir." erwiderte er ruhig und wartete bis die Tür wieder ins Schloss gefallen war, ehe er sich auf das Bett sinken ließ. Nach diesem Gespräch war er erstaunlich müde und William drehte sich auf die Seite, um ein wenig die Augen zu schließen.
Es würde ihn wundern, wenn er tatsächlich etwas Schlaf fand, aber wenigstens etwas ausruhen konnte er sich ja ...
Er seufzte leise. Es war grausam hier drinnen fest zu sitzen und sich darauf verlassen zu müssen, dass andere den eigenen Kopf aus der Schlinge zogen, da man selbst keine Beweise für seine Unschuld sammeln konnte.
Aber wenigstens würde Joanna ihn mehr besuchen können ... und heute würde sie bestimmt auch noch kommen. Wenigstens ein Lichtblick an diesem Tag.

Joanna hatte vor Erleichterung geweint, als sie Janes Brief erhalten hatte, dass sie nun zu William gelassen würde, wann immer sie wollte. Sie war so froh, denn diese ewige Abhängigkeit vom guten Willen Anderer war nicht ihre Welt. Sie wollte den Mann, den sie liebte, besuchen so oft sie konnte und sein Los damit erleichtern. Sie wollte ihm beistehen.
Und heute, heute brachte sie ihm ein paar Dinge mit, die ihn vielleicht eine Weile aufmuntern würden. Und sie würde heute Elias mitbringen. Sie hoffte, dass die Wachen keinen Aufstand deswegen machten, aber inzwischen hatte sie ja dne königlichen Segen und musste nur selbstbewusst auftreten. Was sie dann auch tat und schließlich unbehelligt zu William gelangte.
William schien zu schlafen und die Tatsache, dass er nicht einmal mitbekam, wie sich die Tür leise öffnete, sprach davon, wie erschöpft er von all dem war.
Sie lächelte Elias an und legte einen Finger auf die Lippen, ehe sie sich mit dem Kleinen auf dem Arm vorsichtig auf Williams Bettkante setzte und William einen Kuss auf die Wange gab, um ihn sanft zu wecken.

Letzten Endes war William doch eingeschlafen. Die Anstrengungen der letzten Wochen forderten nun einmal ihren Tribut und er war nach Henrys Besuch so erschöpft, dass er erst wach wurde als er mit einem Mal sanfte Lippen auf seiner Wange spürte.
Er verharrte noch einen Moment lang so, überlegte, ob er nicht doch träumte, wagte dann jedoch den Versuch und öffnete die Augen. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus als er sich umdrehte und Joanna mit Elias auf seinem Bett sitzen sah.
"Du hast ihn wirklich mitgebracht." stellte William glücklich fest, setzte sich auf und gab Joanna einen Kuss, ehe er ihr Elias abnahm.
"Na mein kleiner Süßer, bist du das erste Mal in London, hm?" murmelte er und erntete ein vergnügtes Quietschen.
William lächelte und legte einen Arm um Joanna, so dass er die Nähe von ihr solange genießen konnte wie sie da sein konnte. "Ich bin wirklich froh, dass du gekommen bist."

Joanna beobachtete mit zärtlichem Blick, wie William langsam erwachte und erst gar nicht die Augen zu öffnen wollen schien. Als er sich dann aber doch dazu entschloss, erwiderte sie sein Lächeln und genoss den Kuss, den sie teilten, ehe er ihr Elias abnahm.
"Natürlich habe ich ihn mitgebracht, was denkst du denn? Ich habe dir noch mehr mitgebracht. Etwas Gutes zu essen zum Beispiel und ein paar von Johns Geschichten zum Zeitvertreib."
Joanna lachte leise. "Und ich soll dich von deinem Hund grüßen, leider ist er inzwischen zu groß, als dass ich ihn in einem Korb einschleusen könnte. Sonst hätte ich das versucht."
Sie seufzte zufrieden und lehnte den Kopf an seine Schulter. "Ich bin froh, dass ich kommen konnte. Henry hat glücklicherweise endlich eingelenkt und mir gestattet zu kommen, wann ich möchte. War er hier?"

William hob eine Augenbraue und bemühte sich um Gelassenheit. "Du hast etwas zu essen mitgebracht?" fragte er und ein leicht hoffnungsvoller Unterton war in seiner Stimme zu hören.
Zwar bekam er hier zu Essen, aber zum einen nicht unbedingt zu viel und zum anderen war es ausgesprochen einfache Kost ... meist beschränkte es sich auf Brot und Wasser und vielleicht ein Stück Käse.
William lächelte und gab Joanna einen weiteren Kuss. "Ich liebe dich, habe ich das schon erwähnt?" murmelte er ein wenig entspannter.
Bei ihrer Frage verdüsterte sich jedoch sein Blick. "Ja, war er. Ein erfolgreiches Gespräch hätte allerdings auch anders ausgesehen. Immerhin hat er dich nun endlich her gelassen und er sagte, er will Männer los schicken, die nach seinem Mörder suchen sollen ... sofern es jemand anderes ist als ich." brummte er.

Joanna lächelte breit. "Das habe ich.", bestätigte sie. "Ich dachte mir, das würde dich vielleicht freuen." Sie griff zur Seite und drückte William den Korb, den sie mitgebracht hatte, in die freie Hand. "Bedien dich."
Sie strich Elias über den Schopf und seufzte leise. "Ich dich auch. Henry war also hier...immerhin etwas, schließlich hat er sich zwei Wochen Zeit gelassen. Aber er denkt, du bist ein Mörder? Wie kann er das denn? Er kennt dich doch...Henry ist so dumm. Und je mehr er uns in unser Unglück stürzt, wieder und wieder, desto mehr beginne ich ihn zu hassen. Erstaunlich, dass ich ihn tatsächlich einmal verteidigt habe. Er hat es nicht verdient, er ist es einfach nicht wert."
Oh ja, sie war unendlich wütend auf Henry und seinen Sturkopf. Es lag auf der Hand, dass William unschuldig war, warum also ließ er ihn nicht frei? "Er sollte dich einfach gehen lassen..."

William warf einen Blick in den Korb und im nächsten Moment knurrte auch schon sein Magen, so als wolle dieser bestätigen, dass Joanna genau das richtige mitgebracht hatte. "Du bist ein Schatz." erwiderte er sanft, gab ihr einen Kuss und griff dann in den Korb hinein, um sich ein Stück Schinken zu nehmen.
"Er sagt, er kann mich nicht gehen lassen, weil man dann davon ausgeht, dass er es nur wegen unserer Verwandtschaft getan hat und nicht weil ich wirklich unschuldig bin." erwiderte William. "Als er gegangen ist, meinte er, er würde mir glauben, aber ... es scheint mir nicht so als würde er sich übermäßige Mühe geben mir zu helfen." William seufzte leise und schüttelte den Kopf. "Naja, immerhin würde er nicht zulassen, dass ich hingerichtet werde, sollte ich unrechtmäßig verurteilt werden." fügte er trocken hinzu und biss dann in den Schinken.

Joanna grinste. "Ich weiß." Sie hatte geahnt, dass er nicht gerade üppig beköstigt wurde hier, das hatte sie direkt gesehen, er war ein wenig schmaler geworden. Und deshalb hatte sie schon bei ihrem ersten Besuch beschlossen, dass sie ihm etwas Gutes zu essen mitbringen würde. Henrys Verhalten aber erzürnte sie, so dass sie über Williams Freude gar nicht recht zufrieden sein konnte.
"Das ist doch alles nur fadenscheinig. Alles Ausreden, damit es für ihn einfacher ist. Aber immerhin wirst du also nicht sterben müssen, egal, wie das hier ausgeht. Das ist....beruhigend."
Joanna schloss die Augen. "Es wird schon gut gehen. Wenn er sich wirklich irgendwie Mühe gibt, ist das schonmal besser als vorher, findest du nicht? Irgendwie schaffen wir das schon. Wir schaffen sonst doch auch alles."

William gönnte sich noch zwei Bissen von dem Schinken ehe er zu einer Antwort ansetzte. "Das ist wahr. Aber das ist vermutlich momentan alles, was ich mir von ihm erhoffen kann." erwiderte William trocken. "Er hätte mich von Anfang an nicht hier her bringen lassen dürfen, Verdacht hin oder her." er schüttelte den Kopf. "Es ist eine Sache, ob ich nach London vorgeladen werde, weil man einen Verdacht geäußert hat. Eine ganz andere ist es, wie ein verurteilter Mörder aus dem eigenen zu Hause abgeführt zu werden, um in den Tower gebracht zu werden."
William atmete geräuschvoll aus und griff dann nach einem Apfel aus dem Korb. "Ja, irgendwie werden wir das auch schon schaffen. Da bin ich sicher." Die Frage war nur wie und vor allem wie lange es wohl noch dauern würde ...

"Ich weiß. Und wir sollten wenigstens dafür dankbar sein. Natürlich hätte er dich nicht herbringen dürfen und auch nicht zwei Wochen hier schmoren lassen ohne dass er dich aufsucht, aber jetzt ist es so geschehen und deshalb müssen wir einfach das Beste daraus machen. Wenn ich dich sehen kann, hilft mir das schon viel. Und jetzt kann ich den Kindern ja auch erzählen, dass es dir gut geht und dass sie sich keine Sorgen machen müssen."
Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen.
"Gestern hat Richard uns besucht. Du hättest Beatrice sehen müssen. Für einen kurzen Moment hat sie alle Sorgen vergessen. Sie hat gestrahlt und war so glücklich, als sie sich wieder im Arm hatten. Sie gehören einfach zusammen. Und vielleicht gibt es für die beiden auch noch ein gutes Ende. So wie für uns..."

William seufzte und nickte dann. "Da hast du wohl oder übel recht." Während er Joanna zuhörte widmete er sich dem Apfel und musste die ganze Zeit über darauf bedacht sein, dass er nicht zu schnell aß, immerhin wollte er nicht den Eindruck machen, dass es ihm hier sehr an Essen mangelte ... aber er war schließlich doch etwas anderes gewohnt und zwei Wochen bei solch karger Kost machten sich durchaus bemerkbar.
Dann lächelte William etwas traurig. "Schön, dass die beiden sich wieder gesehen haben. Ich bin sicher, dass es für die zwei noch irgendeinen Weg geben wird. Ich werde mich darum kümmern sobald ich hier wieder heraus bin."
Wie gern hätte William diese Szene doch selbst beobachtet ... aber es half nichts, er saß hier fest und musste wohl oder übel auf seinen Prozess warten.

Joanna durchschaute ihn sofort. Sie kannte ihn inzwischen so gut, dass sie spürte, dass er sich gerade beherrschen musste. Eine leichte Spannung, die durch seine Muskeln huschte...
"Du brauchst mir nichts vorzumachen. Ich kenne dich. Und ich komme morgen wieder und bringe dir wieder etwas zu essen mit. Du brauchst also nicht sparsam zu sein.", sagte Joanna sanft, beschloss dann aber, ihm einfach noch ein bisschen zu erzählen. "Ja. Dann werden die Beiden sich freuen. Sie sind so verliebt ineinander. Man kann es spüren. Ich wünschte, ich hätte mit dreizehn schon das Glück gehabt dich kennenzulernen. Dann wäre uns einiges erspart geblieben."
Sie sah läcelnd auf Elias hinunter.
"Die Kinder sind völlig fasziniert diese Seite von London zu sehen, normalerweise sehen sie ja nur den Hof. Und Uriel hat Geoffrey mal wieder in den Sand gesetzt. Geoffrey möchte Sybilla ungern auf seinen Rücken lassen, weil er denkt, sie könnte sich etwas tun. Stattdessen gefährdet er lieber selber seine Knochen. Aber er hat darauf bestanden den Hengst mitzunehmen, du bräuchtest schließlich ein Pferd, wenn du hier raus kommst."

William lachte verlegen und gab Joanna einen Kuss. "Ich war ein Dummkopf auch nur zu versuchen es vor dir zu verbergen." grinste er und und teilte sich dann mit Elias ein Stückchen Käse, der überglücklich auf dem kleinen Stück herum lutschte. "Hm, lecker, nicht wahr kleiner Mann?" bemerkte er und nahm sich noch ein wenig mehr. "Ich glaube ich habe mich im Winter von Berthas Kochkünsten ziemlich verwöhnen lassen." William war eigentlich schon immer ein guter Esser gewesen, so dass er unter Wasser und Brot fast noch mehr litt als andere.
Dann hielt William in seinem Tun inne und sah Joanna einen Moment lang an. Dann schluckte er ein wenig gerührt und lächelte. "Geoffrey ist die treuherzigste Seele, die ich kenne." erwiderte er. "Aber sag ihm er soll Sybilla auf den Hengst lassen, sie weiß, wie sie mit Uriel umzugehen hat."

"Natürlich bist du das. Ich kenne dich schließlich sehr gut." Joanna lächelte ein wenig entspannter, als sie William mit seinem Sohn beobachtete, der sich eifrig bemühte den Käse zu vertilgen, auch wenn ihm das noch nicht ganz so leicht fiel. "Er ist genauso fröhlich wie Edward in seinem Alter." Und er kam nach seinem Vater. Aber vor allem war Elias sehr unkompliziert, etwas, was ihr wirklich das Leben erleichterte.
"Vielleicht hast du das, aber bedenke, dass du danach auch sämtliche überflüssigen Pfunde los bist." Zum Trost gab sie ihm einen Kuss. "Du schaffst das schon, schließlich warst du doch lange Soldat, oder nicht? Und ich sorge dafür, dass du mir nicht verhungerst. Du hast es sicher bald überstanden. Dann ist dein Prozess und du wirst freigesprochen und kommst mit uns nach Hause. Und dann, dann verbringen wir ein paar Tage zusammen. Nur wir Beide.", versuchte sie ihn aufzumuntern, so gut es ging.
"Ich werde es Geoffrey sagen:"

William lächelte als er auf Elias hinab sah und wirkte dabei das erste Mal wieder richtig zufrieden. "Er ist wirklich ein kleiner Schatz." bemerkte er und gab Joanna einen Kuss. "Noch ein Kind, das uns mehr als gut gelungen ist."
Dann sah er Joanna skeptisch an und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Willst du etwa sagen, dass ich zu viele Pfunde aufzuweisen hatte?" fragte er spöttisch. Immerhin war er diesen Winter durchaus bemüht gewesen aktiv zu sein und sah dementsprechend auch recht gut aus.
Er zog Joanna wieder dichter an sich und lehnte die Stirn an ihre. "Ich liebe dich. Und ich freue mich jetzt schon auf die Tage ganz mit dir allein, sobald ich frei gesprochen bin."

"Natürlich ist es das. Sie sind uns alle gut gelungen. Aber ich bin Mutter, was sollte ich auch Anderes sagen. Meine Kinder sind das Wichtigste in meinem Leben, abgesehen von dir."
Im nächsten Moment lachte sie leise auf und gab ihm einen beschwichtigenden Kuss. "Das würde ich niemals wagen zu behaupten.", versicherte sie spöttisch, genoss dann aber das liebevolle Beisammensein mit ihm, ehe sie sich von ihm löste und ihm einen letzten, langen Kuss gab. "Ich denke, wir sollten jetzt gehen. Aber ich verspreche dir, ich komme morgen wieder. Sobald ich kann...und hoffen wir, dass ich dich bald nicht mehr im Gefägnis, sondern wieder in unserem eigenen Bett besuchen kann."
Joanna erhob sich und nahm Elias hoch. "Sag Papa auf Wiedersehen...", sagte sie leise und der Kleine winkte ungeschickt seinem Vater zu.

Ein wenig widerwillig entließ William Joanna aus ihrem Kuss und übergab ihr dann Elias. "Ja, vermutlich hast du recht. Grüß die Kinder von mir." erwiderte er lächelnd und stand auf, um Joanna noch zur Tür zu bringen, auch wenn das nur wenige Meter waren.
"Passt gut auf euch auf und lass mich morgen nicht zu lange warten, ja?" murmelte er und gab Joanna noch einen letzten Kuss an der Tür und strich Elias liebevoll durch die weichen Locken.
Als die Tür sich hinter seinen Liebsten schloss, seufzte William und kehrte wieder zu dem Bett zurück. Er hoffte wirklich, dass bald der Termin für seinen Prozess angesetzt wurde, damit er endlich wieder hier heraus kam.

Joanna konnte sich kaum erinnern, jemals zuvor so nervös gewesen zu sein. Sie stand einige Meter von William entfernt, der nur mit John an seiner Seite vor seinen Richtern stand um heute sein Urteil zu erhalten. Sie hoffte so sehr, dass er frei kam. Er war doch unschuldig! Die letzten Wochen waren für sie Beide sehr kräftezehrend gewesen und in gewisser Weise war sie erleichtert, dass es so oder so heute ein Ende hatte. Die Ungewissheit würde sie Beide nicht mehr länger Ängste um die Zukunft ausstehen lassen, sie würden wieder Pläne machen können.
"Bleibt Ihr dabei, William of Cornwall? Ihr sagt, Ihr seid nicht schuldig am Tod von Roger de Beaumont? Habt Ihr ihn ermordet? Wo wart Ihr denn, wenn Ihr es nicht gewesen sein wollt?"
Joanna schluckte schwer und schloss einen Moment die Augen, während sie ein stummes Gebet an Gott richtete. Hoffentlich ging das bald vorbei...eine Entscheidung musste her.

William hob die Hände und streckte sie offen von sich, was ein unüberhörbares rasseln der Kette verursachte, die dafür sorgte, dass William seine Hände nicht einmal eine Armeslänge weit auseinander bekam. Er hatte den Wachen nahegelegt, dass dies eine völlig unnötige Maßnahme sei, doch der Richter hatte darauf bestanden.
Williams Blick glitt von Henry zu dem Richter, der neben dem König saß und das Wort führte. "Ich bleibe bei meiner Aussage, Sir. Ich bin unschuldig. Zu besagter Zeit war ich Truro, was neben meiner Frau auch genügend andere Männer aus meinem Gefolge bestätigen können. Zudem gab es für mich keinen Grund den Mann zu töten, denn wie Ihr wisst, hatte ich zuvor vom Papst eine Bestätigung meiner Ehe bekommen ... ich hatte also alles was ich wollte und keinerlei Interesse daran Roger de Beaumont zu beseitigen."

Joanna hasste es, ihren Mann in Kettten sehen zu müssen. Dabei war er doch der treuste Ritter, den sie kannte. Er wäre Henry niemals in den Rücken gefallen und wäre geflohen. Dass sie das nicht auch sahen!
"Eure Frau wird wohl kaum unbefangen aussagen. Und Eure Männer auch nicht, denn sie sind Euch treu ergeben. Außerdem muss Euch das nicht gehindert haben, denn Beaumont wurde in direkter Nähe zu Truro gefunden.", fuhr der ältere Richter ruhig fort und musterte den Gefangenen vor ihm äußerst skeptisch. Er war nicht sicher, was er davon halten sollte. Dieser Prozess behagte ihm nicht, er fällte nicht gern so gewichtige urteile, aber in diesem Fall blieb ihm keine andere Wahl.
"Der König hat Männer ausgeschickt, um dne Tatort noch einmal genau zu untersuchen. Seid Ihr einverstanden, dass man sie anhört und sie alles vortragen, was sie herausgefunden haben?"
Die Aussage dieser Männer konnte schließlich alles ändern. Sie konnten seine Schuld beweisen oder ihn entlasten und selbst er wusste nicht, was sie berichten würden.