William und Joanna - 1171

"Und ich bin froh, dass du denjenigen gefunden hast, den du wirklich liebst. Das ist viel wert." Joanna lachten leise. "In Ordnung. Ich gebe m9ich geschlagen, wenn du darauf bestehst. Sehr schmeichelhaft für mich..."
Ein leichtes Grinsen huschte über ihre Lippen, als Beatrice spöttisch die Augen verdrehte. "Das wäre vielleicht ratsam.", bemerke sie. "Aber ich denke nicht, dass dir so etwas noch einmal passieren wird. Vor allem wird Richard dich nun nicht mehr aus den Augen lassen, das steht fest. Also sei unbesorgt. Und sieh zu, dass es dir morgen Abend wieder besser geht. Wir wären alle enttäuscht, würdest du nicht kommen. Und ich denke, gerade jetzt solltest du Henry demonstrieren, dass du dich von ihm nicht einschüchtern lässt."

Beatrice grinste. "Das ist wahr. Meinen Wachhund werde ich an dem Abend sicher nicht los." bemerkte sie zärtlich. "Seine krankhafte Eifersucht hat ohne Zweifel auch Vorteile." sie lächelte und versuchte sich nun doch mit einem kleinen Bissen des Küchleins. Sie kaute langsam und bedächtig, legte den Rest dann aber wieder zurück. Sie war ja schon froh, wenn dieser eine Bissen im Magen blieb.
"Das werde ich tun. Und da ihr ja auch alle da seid, wird es mir sicher auch leichter fallen ihm gegenüber zu treten." Beatrice lächelte und nickte dann. "Keine Sorge am Abend wird es sicher wieder besser sein."
Im nächsten Moment sah sie ihre Mutter ein klein wenig besorgt an. Hatte sie sich damit gerade verplappert? Sie hoffte, dass Joanna nicht zu viel in ihren Satz hinein interpretierte. Noch war sie sich immerhin nicht sicher.

Joanna nickte langsam. "Sei doch froh...besser so, als wenn er sich gar nicht für dich interessiert. Und dein Vater wird auch mit Argusaugen über dich wachen. Wenn Henry nur eine falsche Bewegung macht, werden sie alle beide ausrasten. Ich hoffe es nicht, denn das wäre ohne Zweifel peinlich. Und den peinlichen Auftritt hat dein vater beim letzten Mal ja schon hinter sich gebracht. Ich kann ihn verstehen, aber er war so lange völlig im Recht, bis er zugeschlagen hat. Aber dass Gewalt keine Lösung ist, sehen die Männer eben nicht ein."
Joanna war durch Beatrices Bemerkung nur noch aufmerksamer geworden und ihre Vermutung verdichtete sich. Aber offenbar war ihre Tochter sich auch noch nicht ganz sicher und so würde sie warten.

Richard stocherte ein wenig lustlos in seinem Essen herum. Im Gegensatz zu Beatrice, die sich den Teller gefüllt hatte und diesen nun genüsslich leerte, verspürte Richard keinen sonderlich großen Hunger. Sein Blick glitt immer wieder zum Kopf der Tafel, wo Henry sich völlig entspannt zurück gelehnt hatte und das Festessen zu genießen schien. Mit einem selbstgefälligen Lächeln thronte er dort oben und würdigte Richard bisher keines Blickes.
Etwas, was seinen Sohn rasend machte, denn Richard selbst war nicht in der Lage den Blick nicht immer wieder zu seinem Vater gleiten zu lassen. "Dieser arrogante, selbstgefällige Mistkerl." brummte Richard leise und sah zu Beatrice hinüber, um sich abzulenken. Er seufzte leise. "Na wenigstens scheint sich meine schöne Gemahlin einigermaßen wohl zu fühlen." bemerkte er mit einem schwachen Lächeln und strich Beatrice flüchtig über die Wange. "Schmeckt es denn?"

So unangenehm die Übelkeit am Morgen auch gewesen war, sie war inzwischen völlig verflogen und hatte einem drängenden Hungergefühl Platz gemacht. Also hatte sie beschlossen, wenn sie schon am Festmahl teilnehmen musste, konnte sie sich auch gut satt essen. Und sie hatte wirklich ziemlich Hunger. Also ließ sie sich auch nicht von Richard aus der Ruhe bringen.
"Reg dich ab, Richard. Alles ist gut, lass dich einfach nicht immer so provozieren." Sie lächelte leicht und aß ein Stück Brot. "Solange du bei mir bist gibt es keinen Grund mich nicht wohlzufühlen. Und ja, das Essen ist ausgezeichnet. Dein Vater ist nur zufrieden, wenn er sieht, was dir das ausmacht ihn zu sehen. ALso, lass dir nicht den Appetit verderben."
Ihre Aufmerksamkeit wurde auf Henry gelenkt, als dieser sich erhob.
"Werte Lords, werte Ladies, ich habe eine Mitteilung zu machen..." Beatrice ahnte nichts Gutes, als sie sah, wie ihr Vater fragend eine Augenbraue hob. Wenn er nichts wusste...

Richard seufzte erneut. "Ich wünschte, ich hätte auch nur ansatzweise deinen Appetit." murmelte er und spießte dann wenigstens ein kleines Stück Fleisch auf. Als Henry sich jedoch erhob und das Wort an die Gesellschaft richtete, hielt Richard mitten in der Bewegung inne.
William lehnte sich ein wenig vor und zog eine Augenbraue in die Höhe. Was sollte das denn nun werden? Normalerweise war er stets in Henrys Pläne eingeweiht, besonders wenn es um Ankündigungen ging, die er machen wollte. Williams Blick huschte kurz besorgt zu Joanna hinüber, ehe er wieder Henry beobachtete, der mit einem zufriedenen Lächeln fort fuhr.
"Ich habe heute die Ehre etwas ganz besonderes bekannt zu geben. Nach einigen Verhandlungen mit Louis von Frankreich bin ich schließlich mit ihm übereingekommen" William wurde blass, während Henry sprach, denn er wusste plötzlich ganz genau wo das enden würde und sein Blick glitt nun besorgt zu Beatrice und Richard hinüber. "und darf hier und heute unter Zeugen die Verlobung seiner Tochter Alix mit meinem werten Sohn Richard bekannt geben."
Es war als würde der gesamte Saal die Luft anhalten als Henry zufrieden lächelnd endete und sich wieder setzte. Lediglich ein lautes Klirren durchbrach die Stille als Richard entsetzt seine Gabel fallen ließ.

"Ach, du hungerst sonst auch nicht gerade.", bemerkte Beatrice grinsend, richtete dann aber die Aufmerksamkeit auf Henry und wurde im nächsten Moment kreidebleich. Hatte Henry das wirklich gesagt? Hatte er gerade Richards Verlobung bekannt gegeben? Aber wie konnte er das tun? Sie war doch Richards Frau. Die Ehe rechtsgültig....
Ihr Blick wanderte von Richard zu ihrem Vater. Beatrice stand regelrecht unter Schock. Schlagartig war ihr der Appetit vergangen. Wie konnte das denn sein?
Und plötzlich hatte sie Angst vor dem, was das alles bedeutete.

Alles schien auf irgendeine Reaktion zu warten, doch was immer man sich erhofft hatte - es blieb aus. Richard war wie versteinert und starrte seinen Vater an, der dessen Blick gelassen erwiderte und ihm dann mit einem überlegenen Lächeln zunickte.
Henry gab ein kleinen Wink an seine Diener und darauf hin setzte die Musik wieder ein und man schien beinahe nahtlos wieder mit der Festlichkeit fort zu fahren. Nur das nun eine unsichtbare Spannung im Raum lag.
"Das kann er nicht tun." flüsterte Richard, war jedoch außer Stande die Stimme zu erheben oder sich überhaupt in irgendeiner Art und Weise zu regen. Seine Gedanken rasten während dessen ohne Unterlass. Was konnte Henry dazu verleitet haben, dass er dachte damit durch zukommen? Wo hatte Richard einen Fehler begangen, der seine Ehe möglicherweise anfechtbar machte?
Was zum Teufel war nur geschehen.
William hatte für einen Moment der Atem versagt und er hatte Henry mit offenem Mund angestarrt. Dann jedoch hatte er sich wieder im Griff und lehnte sich zu seinem Cousin hinüber. "Und was genau treibt dich zu der Annahme, dass du damit durch kommst? Richard ist verheiratet, das kannst selbst du nicht ignorieren!" zischte er leise.

Beatrice traute ihren Augen kaum, als Richard einfach ruhig sitzen blieb und nichts dazu sagte. Wie konnte er ihr so in den Rücken fallen? Er ließ sie da stehen wie eine Dirne, weil er sie nicht mit einem Wort verteidigte. Jetzt glaubte jeder, es entspräche der Wahrheit. Und sie würde wie ein Flittchen dastehen! Besonders, wenn ihre Ahnung sich bewahrheitete.
"Das siehst du doch." Die Tränen stiegen ihr in die Augen und ohne weitere Worte stand sie auf und verschwand aus dem Festsaal. Wenn er so ein Feigling war, sollte er doch bleiben wo der Pfeffer wächst.
Henry unterdessen war ausgesprochen zufrieden mit sich und seiner Idee. Als William sich zu ihm hinüber lehnte, hob er eine Augenbraue. "Das nicht, aber glaube mir, ich brauche es gar nicht zu ignorieren. Ich komme auch so damit durch. Denn der Papst ist der Meinung, dass die Beiden zu eng miteinander verwandt sind, also wird er die Ehe anulieren."

"Beatrice!" murmelte Richard und als sie sich erhob, war er auch endlich wieder fähig sich zu bewegen. "Beatrice, warte!" rief er ihr hinter her und stand auf, um ihr schnellst möglich aus der Halle heraus zu folgen. Was hatte Henry da nur angerichtet? Dafür würde er bezahlen, das schwor Richard bei allem was ihm heilig war.
"Beatrice!" Richard legte an Tempo zu und holte sie auf dem Gang endlich ein, ergriff ihren Arm und zog sie zu sich herum. "Warte doch ..."
William sah Henry einen Moment prüfend an. "Die Ehe anulieren?" wiederholte er dann langsam. Wann hatte Henry Kontakt zum Papst aufgenommen? Das hätte er doch wissen müssen, wenn ein solcher Briefwechsel stattgefunden hätte. So etwas geschah doch nicht ohne das er Wind davon bekam ... er erfuhr doch immer alles, was in den Burg geschah, wer wann ein und aus ging ... wie konnte ihm das ergangen sein? Oder bluffte Henry etwa nur?
"Ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren, was für einen Fehler du gemacht hast." erwiderte William trocken und erhob sich dann langsam, um die Tafel zu verlassen. Wenn er noch einen Moment länger neben Henry saß, würde er die Geduld verlieren.

Beatrice war allerdings nicht gewillt sich aufhalten zu lassen. Als Richard sie einholte und umdrehte, verpasste sie ihm eine Ohrfeige. "Lass mich zufrieden! Dadrin hast du auch den Mund nicht aufbekommen und mich dastehehn lassen wie eine Hure. Also braucht du auch nicht zu denken, dass du nun noch zu kommen brauchst. Jetzt brauche ich dich auch nicht mehr!", erwiderte Beatrice kühl. Dass er sie so hatte im Regen stehen lassen, würde sie ihm nicht so schnell verzeihen. Sie ließ ihn zurück und sperrte sich erst einmal ein, damit sie ihre Ruhe hatte.. Warum musste das passieren?
Henry nickte. "In der Tat, du hast es erfasst. Und ich weiß auch nicht, welcher Fehler das sein soll. Jetzt können wir damit endlich wieder England stärlen. Und ihre Mitgift ist auch nicht unbescheiden."

Richard biss die Zähne zusammen und fasste sich an die brennende Wange. "Beatrice, warte doch!" flehte er sie an. "Was ... was hätte ich denn sagen sollen? Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte, ohne ihn noch mehr -" Richard brach ab als die Tür direkt vor seiner Nase zufiel und er den Schlüssel im Schloss hören konnte.
Mit einem Mal war ihm fürchterlich übel und er ließ sich erschöpft neben der Tür an die Wand sinken und ging in die Knie. Wie sollte er das nur zurecht biegen? Wie sollte er durchsetzten, dass ihre Ehe doch bestand hatte?
William atmete tief durch und maß Henry mit einem mitleidigen Blick. "Du bist wirklich ein einsamer Mensch, Cousin." murmelte er. "Und du machst mich krank." fügte er verächtlich hinzu und wandte sich dann ab. Mit gemessenen Schritten verließ er die Halle und hielt er auf dem Gang wieder an, um sich an der Wand abzustützen und Luft zu holen. Sein Herz raste vor Anspannung und er hoffte inständig, dass Joanna ihm folgen würde.

"Überhaupt etwas wäre ja schon ein Anfang gewesen.", murmelte sie zu sich selbst und lehnte innen an der Tür, ließ sich auf den Boden gleiten. Das alles war eindeutig zu viel für sie. Warum konnte sie denn nicht einfach mit RIchard glücklich sein? Sie hätte wissen müssen, dass Henry noch etwas plante. Aber dass Richard so feige war....
Joanna hatte die ganze Szene aufmerksam verfolgt und war ihrem Mann nun hinterher gegangen. Sie war nicht verwundert ihn in der Nähe an einer Wand stehen zu sehen. Langsam ging sie zu ihm hinüber und legte die Hände an seine Brust. "Warum tut er das, William? Warum kann er einfach nicht zusehen, wie sein Sohn glücklich ist? Was bezweckt er denn damit? Das ist doch blanker Unsinn..."
Sie seufzte leise. "Wir sollten gleich nach Beatrice sehen...sie sah nicht gut aus."

Richard zog die Knie etwas an, verschränkte die Arme und legte dann den Kopf darauf. Ein leichtes Zittern hatte von ihm Besitz ergriffen und er ballte die Hände zu Fäusten. "Warum?" murmelte er leise. "Warum nur?" Seine Stimme erstarb und er stöhnte leise. Wieso hatte er nicht den Mund aufgemacht? Aber was hätte er denn sagen sollen? Er war so schockiert und regelrecht in Panik gewesen, dass ihm einfach nichts eingefallen war, was er gegen seinen Vater hätte vorbringen können.
William atmete schwer als Joanna ihre Hände auf seine Brust legte. "Ich weiß es nicht." erwiderte er langsam. "Ich weiß nicht was in ihm vorgeht, ich verstehe ihn einfach nicht mehr." fuhr er fort. "Ich weiß nicht, vielleicht ... vielleicht blufft er auch nur. Ich hätte es eigentlich wissen müssen, wenn es einen Briefverkehr mit dem Papst gegeben hätte ..." Wieso nur war ihm das entgangen?

Joanna schüttelte den Kopf. "Wie hättest du das denn merken sollen, wenn er es hinter deinem Rücken getan hat? Heimlich, damit niemand etwas erfährt. Nicht einmal Jane wird es gewusst haben. Also...wie hättest du es wissen sollen? Hör auf dir Vorwürfe zu machen...Wir sollten jetzt viel mehr zusehen, dass wir den Beiden helfen können. Ich glaube, Beatrice ist ziemlich verletzt."
Joanna seufzte leise. "Warum ist Henry nur so? Warum konnte er die Beiden nicht einfach in Frieden lassen, er macht usn doch auch so Ärger genug....was hast du nun vor?"
Sie machte sich Sorgen. Wenn ihre Vermutung stimmte, war diese Aufregung nicht gut für ihre Tochter. Aber in gewisser Weise musste sie das mit Richard selbst ausmachen. Aber ihr Schwiegersohn hatte auch kein Wort des Wderstands gesagt.

"Ich hätte es einfach wissen müssen ... so etwas darf mir nicht entgehen, schon gar nicht, wenn es meine Familie betrifft." William lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und schloss die Augen.
"Ich weiß nicht ... ich muss irgendwie gegen diese Anulierung vorgehen. Nur wenn ich das tue, dann ..." William schluckte schwer und öffnete wieder die Augen. "Dann hintergehe ich meinen König. Ich kann das nicht tun." murmelte er und William spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Warum musste er sich in einem solchen Konflikt wieder finden?
"Wenn ich Henry nicht verraten will, sind mir die Hände gebunden." keuchte er leise. "Höchstens er selbst könnte dagegen vor gehen."
Aber wie konnte er Henry umstimmen? Wie konnte er ihn dazu bringen zu glauben, dass die Anulierung ein Fehler war?

"Sei nicht albern, solche Dinge hättest du gar nicht erfahren können, wenn Henry auf das Gegenteil Wert legt. Er tut das geheim und die Sache ist erledigt. Also rede keinen Unsinn und konzentrier dich auf das Wesentliche. Wir müssen uns etwas ausdenken, womit wir gegen diese Annulieurng vorgehen können. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Beatrice und Richard einfach nichts tun. Und was für einen Grund gäbe es denn auch, ihnen nicht zu helfen? Hast du vielleicht schon eine Idee?", erklärte Joanna leise.
"Und vor allem müssen wir etwas unternehmen, nicht du allein. Zusammen sind wir viel stärker, fang damit gar nicht erst an. Möchtest du gleich auf unser Gemach oder sollen wir zuerst noch bei Beatrice vorbeisehen? Sie wirkte ziemlich geknickt...Später können wir dann Pläne schmieden."

William blinzelte und hob dann die Schultern. "Wir müssten den Papst umstimmen, ihn davon überzeugen, dass die Anulierung vorschnell gewesen ist." murmelte William und fuhr sich mit den Fingern durch die schwarzen Locken. "Nur wüsste ich nicht, wieso er das tun sollte, wieso er mich eher anhören sollte als Henry." William fühlte sich furchtbar unwohl in seiner Haut. Alleine würden sie das nicht wieder hin bekommen. Er brauchte guten Beistand ... vielleicht den Erzbischof und darüber hinaus sollte er mit einem von Henrys Rechtsgelehrten sprechen, damit dieser überprüfte, was sie für Möglichkeit hatten.
"Ich weiß nicht ... wahrscheinlich sollten wir erst nach ihr sehen." murmelte William, fühlte sich allerdings fürchterlich erschöpft und wollte im Grunde nur noch seine Ruhe haben.

Joanna seufzte leise. "Naja, du weißt ja gar nicht, ob die Ehe bereits annuliert wurde. Darüber müsste es ja eigentlich eine Urkunde geben. Vielleicht blufft Henry nur. Ich würde ihm das durchaus zutrauen. Aber es ist sicher eine gute Idee sich Rat zu holen. Wir sollten auch John fragen. Er weiß viel von solchen Dingen."
Joanna legte William die Hand an die Wange.
"Wenn du zu müde bist, geh schon einmal vor. Ich schaue nach ihr und komme dann nach. Einverstanden?"

William nickte. "Das sollten wir alles morgen heraus finden können. Ich werde auch morgen früh gleich zu John gehen und mit ihm reden. Und einen Boten zum Erzbischof schicken. Sicher ist sicher." erklärte er langsam.
William schloss noch einmal kurz die Augen und zwang sich dazu sich zu sammeln. Dann löste er sich wieder von der Wand, straffte die Schultern und schüttelte entschlossen den Kopf. "Nein, ich werde mitkommen. Ich bin ihr Vater, wer wäre ich denn, wenn ich jetzt den Schwanz einziehe und mich wie ein geprügelter Hund in meine Ecke verkrieche und im Selbstmitleid versinke?"

Joanna nickte und läcelte dann." Das ist gut." Sie machten sich gemeinsam auf den Weg und fanden schließlich Richard vor, der vor der Tür auf dem Boden saß und ein wenig verstört wirkte. Offenbar hatte Beatrice sich eingeschlossen und wollte Richard nicht sehen. Joanna konnte es durchaus verstehen, schließlich hatte der Junge keinen Ton gesagt zu ihrer Verteidigung. Er hatte einfach geschwiegen, als seine Verlobung bekannt gegeben wurde.
Sie seufzte leise. "Richard...ich glaube nicht, dass es heute einen Sinn macht noch hier zu sitzen. Sie wird nicht öffnen."

Da Richard keine Ahnung hatte, was er sonst hätte tun sollen, war er einfach neben der Tür sitzen geblieben und hatte nachgedacht. Allerdings hatte er noch kein wirkliches Ergebnis dabei erhalten als mit einem Mal Beatrices Eltern vor ihm auftauchten.
"Komm hoch, Junge." murmelte William und ergriff seinen Schwiegersohn am Arm, um ihm auf die Beine zu helfen.
"Ich wusste nicht, was ich tun sollte ..." murmelte Richard niedergeschlagen. "Ich ... ich hätte doch nichts sagen können, was ihn umgestimmt hätte. Er wäre nur noch wütender geworden und ich-"
William seufzte leise und verpasste Richard im nächsten Augenblick eine leichte Ohrfeige. Dieser sah ihn überrascht an, griff sich an die Wange und verengte die Augen. "Was zum Teufel-"
"Meine Güte, bist du ein Mann oder eine Maus, hm?" fragte William ruhig, aber mit unüberhörbarer Anspannung in der Stimme. "Es hilft nichts, wenn du hier sitzt und jammerst. Was du getan hast, ist passiert und nun Schluss. Wir sollten viel lieber darüber nachdenken, was wir jetzt noch tun können, um Einfluss auf die Geschehnisse zu nehmen." Richard funkelte ihn noch einmal wütend an, nickte dann jedoch resignierend.
William wandte sich währenddessen an Joanna. "Vielleicht solltest du doch alleine dein Glück versuchen? Ich begleite Richard und wir sehen und dann nachher." schlug er vor.

Joannas Miene blieb reglos, als William Richard ohrfeigte. So wie er sprach, hatte er es durchaus verdient. Sicher, er war fast noch ein Junge, dennoch hatte sie etwas mehr Rückgrat von ihm erwartet.
Ihr Blick wanderte zwischen William und Richard hin und her, dann nickte sie. "William hat recht. Versink nicht in Selbstmitleid, kämpf gefälligst um deine Ehe, wenn du Beatrice wirklich liebst." Sie gab William einen Kuss auf die Wange. "In Ordnung. Dann sehen wir uns später. Lies dem Jungen mal die Leviten, er muss jetzt Rückgrat zeigen."

Beatrice lag auf dem Bett und hatte das Gesicht in den Kissen vergraben. Wie sie all das doch hasste! Henry mit seinen Bestrebungen, Richard und sie auseinander zu bekommen, dann Richard, der nicht den Mut aufbrachte etwas dagegen zu sagen, all die Augen, die sie in der Halle angestarrt hatten ... und jetzt kamen ihr vor lauter Wut und Verzweiflung auch noch die Tränen!
Mit einem Mal klopfte es leise an der Tür und Beatrice vernahm die Stimme ihrer Mutter gedämpft wahr. Erst war sie versucht einfach liegen zu bleiben, doch als Joanna ihr versicherte, dass sie alleine war, stand sie schließlich auf, um ihre Mutter herein zu lassen.
Kaum war diese eingetreten, schloss Beatrice die Tür jedoch wieder ab. Sie wollte auf jeden Fall verhindern, dass Richard vielleicht doch noch herein kam.

Joanna war erleichtert, als Beatrice ihr öffnete und schloss ihre Tochter in die Arme. Schließlich setzten sie sich zusammen au das Bett und Joanna strich Beatrice durch den blonden Schopf. "Ach, Liebes...es tut mir so leid. Aber wir finden einen Weg, da bin ich ganz sicher. Wir werden morgen früh mit John sprechen und dein Vater will dem Erzbischof schreiben. Wir kriegen das schon hin. Wie fühlst du dich? Ist sonst alles in Ordnung? Nicht, dass du mir noch umfällst."
Sie küsste sie sanft auf die Schläfe.
"Richard saß die ganze Zeit vor deiner Tür.", erklärte sie dann leise.