William und Joanna - ab 1183

Alan neigte leicht den Kopf zur Seite. "Wir werden es wohl niemals wissen... Jeder hat diese Abgründe, Jamie, jeder, auch du und ich. In Ausnahmesituationen kommen sie zum Vorschein, aber sie gehören zum Menschsein dazu, denke ich. Keiner von uns ist perfekt. Gott wollte uns nicht perfekt schaffen. DU musst lernen dich selbst zu akzeptieren."
Alan lächelte sanft. "Das ist eine gute Idee." Wenigstens wies James ihn nicht völlig ab, sondern verbrachte wenigstens Zeit mit ihm.
Auch wenn sie das Bett nicht teilten und Alan das sehr vermisste, er würde James nicht drängen. Er würde ihn unterstützen, solange es ging.

James atmete geräuschvoll aus. "Keiner von uns ist perfekt, aber Gott hat uns die Fähigkeit gegeben an uns zu arbeiten." erwiderte er. "Wer wäre ich also, wenn ich einfach so akzeptieren würde, dass ich eines der wichtigsten Gebote Gottes gebrochen habe?"
James lächelte leicht und nickte. "Also abgemacht, wir sehen uns heute Abend. Und nun lass mich noch ein wenig beten, sei so gut, ja?" bat er seinen Freund und sah zu dem Altar hinüber. "Gott und ich haben noch ein bisschen was zu klären ..." James musste herausfinden, was seine Tat für seinen weiteren Weg bedeutete, inwiefern sie einen Einfluss auf ihn hatte und auf die Aufgabe, die er als Bischof übertragen bekommen hatte. Und noch sah er den Weg nicht, den er von hier aus gehen sollte.

John

Es war John bereits die ganze Zeit ein Dorn im Auge, dass sein Neffe Guillaume am Hof war und den König umgarnte. Er sah seine Position gefährdet, wenn sein Vater seinen Enkel zu lieb gewann und schließlich doch Richard die Krone geben wollte. Das durfte auf keinen Fall passieren.
Gerade lief er vor den Stallungen besagtem Neffen über den Weg.
"Sieh an, Guillaume...wie schön dich zu treffen.", begann John spöttisch. "Hinterlässt du noch keine Schleimspur am Boden? So wie du den König versuchst um den Finger zu wickeln, wäre das nun wirklich keine Überraschung.
Wie er diesen Bengel hasste...wie Richard.

Guillaume

Guillaume war zuversichtlich, dass sein Ansinnen gelingen würde. Er verbrachte erstaunlich viel Zeit mit seinem Großvater und es erschien ihm, als würden sie beide einige Gemeinsamkeiten entdecken. Einer, der dies mit kritischem Blick betrachtete, war sein Onkel und genau diesem lief er nun in die Arme.
Er legte die Hand auf die Brust und verneigte sich leicht. "Onkel." Er lächelte, wusste, dass es John erst recht ärgerte, wenn er ihm freundlich begegnete. "Oh, ich denke, um mit Eurer Schleimspur zu konkurieren, müsste ich mich noch viel mehr ins Zeug legen. Daher sehe ich die Sache noch sehr entspannt. Zumal noch niemand auf einer Schleimspur hinter mir ausgerutscht ist."

John

John hätte der kleinen Kröte am liebsten den Hals umgedreht, als dieser so betont freundlich antwortete. Das hatte der Bengel zweifelsohne von seinem Vater, Richard beherrschte diese Kunst auch ausgesprochen gut.
"Entspann dich, solange du noch kannst, Guillaume. Auch dein Großvater wird irgendwann erkennen, was du vor hast und sich distanzieren. Er ist sentimental geworden mit dem Alter, darum wird er so leicht auf dich anspringen. Spätestens wenn dein Vater hier eintrifft und sie sich wieder streiten, wird es mit dem Idyll vorbei sein und deine Mühen waren umsonst."
Und darauf spekulierte er.

Guillaume

Guillaume neigte leicht den Kopf und hob verwundert eine Augenbraue. "Was soll ich denn Eurer Meinung nach vor haben, Onkel?" erkundigte Guillaume sich mit Unschuldsmiene und einem sanften Lächeln auf den Lippen. Dann straffte er jedoch wieder die Schultern und sah John mit ernster Miene an. "Ich glaube kaum, dass das passieren wird." erklärte er entschieden. "Großvater weiß sehr wohl zwischen mir und meinem Vater zu unterscheiden. Ich bin nicht erpicht darauf, dass die beiden in Streit geraten, und wenn ich kann, werde ich es verhindern, aber ich bin der festen Überzeugung, dass ein Streit zwischen den beiden mein Verhältnis zu Großvater nicht beeinträchtigen wird."
Guillaume nahm seinen Mut zusammen und machte einen Schritt auf John zu. Dieser war zwar fünf Jahre älter und stämmiger als er selbst, doch Guillaume war hochgewachsen und somit jetzt bereits mit John auf Augenhöhe. In ein, zwei Jahren würde er seinen Onkel schließlich sogar überragen.
Guillaume betrachtete John mit lauerndem Blick. "Aber wieso seid Ihr eigentlich so besorgt, um mein Verhältnis zu Großvater, Onkel? Fürchtet Ihr Euch etwa?" fragte er und ein leichtes Grinsen umspielte dabei seine Lippen.

John

John schüttelte leicht den Kopf. "Das weißt du ganz genau. Du willst ihn um den Finger wickeln, weil du hoffst, der Krone so etwas näher kommen. Aber da hast du dich geirrt, Bursche. Weder du noch dein Vater werden die Krone bekommen."
Er lächelte herablassend. "Da kennst du deinen Großvater schlecht. Er kann sehr nachtragend sein und das nicht nur auf die Person selber beziehen. Du wirst es nicht verhindern können, glaub mir."
Er schaute seinem Neffen in die Augen.
"Warum sollte ich mich vor dir fürchten? Du kannst mir gar nichts anhaben. Aber mich stört, dass du hier auftrittst, als wärst du der König der Welt."

Guillaume

Guillaume betrachtete seinen Gegenüber mit einem herablassenden Blick und lächelte leicht. "Tja, Onkel, da sind wir wohl sehr unterschiedlicher Meinung. Ich denke, Großvater wird dem Mann die Krone überlassen, der am geeignetsten dafür ist. Und Ihr, Ihr werdet immer nur John of Mortain sein. Nie John of England." erwiderte Guillaume und verengte dann leicht die Augen. "Aber Ihr tätet gut daran Euch zu fürchten. Denn ich werde Euren Ränken und Euren Bestrebungen nach der Krone immer im Wege stehen. Wieso sollte der König Euch zu seinem Nachfolger machen, einen verderbten Charakter ohne Freunde, ohne die Fähigkeit Treue und Loyalität in anderen zu wecken, ohne die Fähigkeiten, die ein guter Feldherr benötigt ...?" Guillaume grinste. "Nicht der König der Welt, aber der zukünftige König von England. Merk dir das, John Lackland."

John

John knirschte mit den Zähnen. "Das werden wir sehen, Bengel, das werden wir sehen. Und ich sage dir, wenn ich erst König bin, ist hier in England kein Platz mehr für dich und deine Familie. Du wirst kein Hindernis für ich sein. Ich sage dir auch warum. Letztlich trifft der König die Entscheidung und der König liebt mich, mehr als er deinen Vater je geliebt hat. Und deswegen wird er dafür sorgen, dass ich seine Nachfolge antrete."
Es ärgerte ihn ungemein, dass Guillaume bereits genauso arrogant und herablassend war wie Richard, dass der Bengel ihm so unverschämt gegenüber trat. Und dann brachte er das Fass zum Überlaufen. Wie er diesen Namen hasste, den sie ihm alle gaben...Wie sie ihn verspotteten...
Ohne zu zögern holte John aus und gab Guillaume eine schallende Ohrfeige. "Ich bin immer noch dein Onkel und du hast mir gefälligst Respekt zu erweisen!", zischte er.

Guillaume

Mit großer Zufriedenheit stellte Guillaume fest, dass er seinen Onkel langsam aber sicher aus der Fassung brachte und er triumphierte innerlich. Die Abneigung gegen John hatte ihm sein Vater förmlich mit in die Wiege gelegt und es war Guillaume wahrlich nicht schwer gefallen, aus eigenen Erfahrungen hier festzustellen, dass seine Vorurteile berechtigt gewesen waren.
Er lächelte nachsichtig. "Wie gut nur, dass das nie passieren wird. Ihr werdet die Krone Englands nicht in die Finger bekommen. Liebe ist vergänglich und der König wird schon noch einsehen, was für eine Kreatur ihr wirklich seid."
Guillaume sah die Ohrfeige kommen, hatte aber keine Chance mehr ihr auszuweichen und so traf ihn Johns harter Schlag ungebremst und sorgte dafür, dass sein Kopf so sehr herum gerissen wurde, dass er die Wirbel leise knacken hören konnte. Guillaume fuhr sich kurz leicht über die Wange und sah dann wieder auf. Seine Augen funkelten herausfordernd. "Respekt muss man sich verdienen, Onkel. Aber wenn Ihr so viel Wert darauf legt ... ich gebe Euch gerne morgen auf dem Trainingsplatz die Chance Euch meinen Respekt zu verdienen." Guillaume lächelte kalt. "Sofern Ihr Euch traut."

John

Johns Augen wurden schmal. "Das werden wir noch sehen, Guillaume. Der König wird einsehen, dass du und dein Vater nur darauf aus seid ihm die Krone abzuluchsen. Und das wird er nicht dulden. Besonders nicht, wenn er hört, was für Verbindungen dein Vater nach Frankreich hat."
Es erfüllte ihn mit Genugtuung, wie Guillaume sich gegen die Ohrfeige nicht zur Wehr setzen konnte. Was dann kam, hatte er aber nicht vorher gesehen. Der Andere reagierte nicht einmal wütend, er blieb genauso arrogant.
"Sicher doch, glaubst du etwa, ich hätte Angst vor dir, Bürschchen? Davon träumst du...Ich werde dich schon Mores lehren."
Nicht, dass er vor hatte auf dem Trainingsplatz wirklich aufzutauchen und sich womöglich noch zu blamieren. Denn wenn ihm eines klar war, dann, dass Richard die Kampfausbildung seines Sohnes sicherlich nicht vernachlässigt hatte.

Guillaume

Guillaume lachte leise. "Und Ihr habt etwas anderes vor? Ihr seid doch auch völlig versessen darauf, die Krone zu bekommen. Für alles andere seid Ihr doch blind in Eurer Gier." spottete Guillaume verächtlich. Dann musste er jedoch einen leichten Schauer unterdrücken. Dass sein Vater in Kontakt mit Philippe Auguste stand, war kein Geheimnis, aber wie intensiv der Austausch zwischen den beiden war, war dem König sicher nicht bewusst. Nachdem sein Vater in Paris gewesen war, kamen und gingen die Boten vom französischen König in Bordeaux nur so ein und aus und Guillaume wusste, dass sein Vater einen regen Briefwechsel nach Paris unterhielt und darüber hinaus ein erneutes Treffen mit dem jungen französischen König plante.
Doch Guillaumes Miene blieb unberührt von Johns Worten. Stattdessen trat nun ein Lächeln auf seine Lippen. "Dann wird es mir eine Freude sein, Euch morgen gegenüber zu stehen." erwiderte Guillaume, legte die Hand erneut auf die Brust und verneigte sich leicht. "Ich wünsche noch einen guten Tag, Onkel."

John

John neigte den Kopf zur Seite. "Nun, ich habe aber auch eine Zusage meines Königs, dass ich die Krone erben werden. Ich muss also nicht viel Anstrengung unternehmen." Es war zwar schon eine ganze Weile her, dass Henry so etwas fallen gelassen hatte, aber für John hatte es deswegen nicht weniger Geltung. Er hatte nur Angst, dass Richard und Guillaume ihm seine bevorzugte Stellung streitig machen würden.
"Ich bin nicht blind.Ich weiß viele Dinge, von denen du keine Ahnung hast."
Vor allem diese Sache mit Philippe Auguste....Guillaume hatte sich gut im Griff, John wusste ganz genau, dass der Bengel davon wusste.
"Auch du genieße deinen Tag, Neffe..." Solange du es noch kannst.

Constance wollte es einfach nicht gelingen ihre Finger ruhig zu halten. Seit sie diesen verfluchten Brief geöffnet und gelesen hatte, zitterten ihre Finger unaufhaltsam. Sie war ein wenig außer Atem als sie das Hospital erreichte und eilig eintrat. Sie fand ihren Mann in seinem dortigen Arbeitszimmer und schloss eilig die Tür hinter sich.
"Weißt du wo Constantin ist?" fragte sie ohne ein weiteres Wort der Begrüßung. Dieser Brief hatte sie in eine bedrückende Unruhe versetzt. Arthurs Schreiben an sie war unmissverständlich gewesen und sie fürchtete sich davor, dass Johns Bruder möglicherweise keine Antwort von ihr abwarten wollte, sondern sofort hier auftauchte. Hier auftauchte und ihr ihren Sohn weg nahm. Constances Kehle wurde eng. "John, weißt du wo er ist?" drängte sie ihren Mann ängstlich.

John sah erstaunt auf, als seine Frau so hastig sein Arbeitszimmer betrat und ohne Begrüßung zu sprechen begann. Das tat sie normal nie, irgendetwas musste passiert sein, das sie in Unruhe versetzte.
"Constantin? Er ist unten im Kräutergarten und sammelt für Hal Brennesseln. Du kannst ihn durchs Fenster hier sehen. Warum fragst du?"
Er legte seine Feder zur Seite und strich mit den Händen über ihre Oberarme.
"Constance....Was ist passiert?"
Dieses Verhalten war völlig untypisch für seine Frau und langsam begann er sich wirklich große Sorgen um sie zu machen.

Bei Johns Antwort trat Constance rasch ans Fenster und sah hinaus. Und tatsächlich, dort hockte ihr Sohn zwischen den Beeten und füllte gerade einen Korb mit Kräutern, während sein großer Bruder Lucas ihm dabei über die Schulter sah und ein paar Hinweise zu geben schien. Erst dieser Anblick sorgte dafür, dass Constance sich etwas entspannte. Sie schloss kurz die Augen und drehte sich herum, da stand John auch schon vor ihr und legte die Hände auf ihre Oberarme.
"Ich ... ich habe einen Brief aus Hertford bekommen." erklärte sie leise. So lange hatte sie nichts mehr von Arthur selbst gehört. Durch William hatten sie zwar erfahren, dass Johns Bruder versucht hatte Surrey zurück zu bekommen, der König ihn aber abgewiesen hatte. Dennoch war es Arthur gelungen die Gunst des Königs zu erhalten und Constance war erleichtert gewesen, dass er zurück ins Leben zu finden schien. Sie hatte ihm in Gedanken alles Gute gewünscht, hatte sie doch eine Zeit lang viel mit ihm verbunden.
Doch dieser Brief ...
Constance schluckte schwer. "Er ... er schreibt, er will Constantin haben. Er will ihn an seinem Hof haben und ihn ausbilden, weil er ... weil er doch ohnehin sein ... sein Sohn wäre." wisperte sie leise.

John ließ seine Frau gewähren, als sie aus dem Fenster sehen wollte und spürte deutlich, wie sie sich entspannte. "Er ist nicht einmal allein, also kein Grund zur Sorge."
Er hob eine Augenbraue. "Aus Hertford?" Das war nun wirklich kein gutes Zeichen, denn vor einiger Zeit war die Grafschaft Hertford an Arthur gegangen. Einerseits hatte Arthur so nun ein neues Leben, andererseits aber auch wieder erschreckend viel Macht und das hatte John schon damals schlaflose Nächte bereitet.
Diese Vorahnung bestätigte sich jetzt. "Er will Johnny?", wiederholte John ungläubig. "Ich hatte wirklich geglaubt, dieses Thema wäre erledigt und er hätte eingesehen, dass er keine Chance hat. Mach dir keine Sorgen, Liebste....Johnny ist offiziell mein Sohn und niemand wird dagegen etwas sagen, wenn ich es nicht anzweifle. Wie will er irgendwen dazu bringen ihm Johnny zuzusprechen? "

Constance nickte betroffen. "Aus Hertford." bestätigte sie leise. Dann hob Constance leicht die Schultern. "Für Arthur ist es scheinbar nicht erledigt. Er schreibt, er wünscht sich seinen Sohn bei sich ... und dass wir besser nicht versuchen sollten, Johnny vorzuenthalten wer wirklich sein Vater sei."
Constance war blass geworden. Dieses Thema verursachte ihr Übelkeit und sie wusste weder aus noch ein. Sie konnte ihren kleinen Jungen doch nicht einfach Arthur überlassen! Ganz davon abgesehen, dass diese Sache sie einmal mehr an die Umstände erinnerte, die sich um Johnnys Geburt herum ergeben hatten.
Insgeheim hatte sie immer gefürchtet, dass irgendwie so etwas passieren würde. Dass Arthur sich melden würde oder dass sie irgendeinen Zug an ihrem Sohn entdeckte, der keinen Zweifel mehr daran lassen würde, wer sein Vater war.
"Ich weiß nicht, John. Aber sicher ist doch, dass er wieder in der königlichen Gunst steht. Und so wie sein Brief klingt, hat Arthur mit dem König auch bereits gesprochen." erwiderte sie leise und holte schließlich den Brief hervor, um ihn an John zu geben.

"Offensichtlich nicht." John überlegte einen Moment. "Ich schätze, wir sollten es Johnny sagen. Dass es jemanden gibt, der glaubt, er sei sein Vater. Aber dass das nicht der Wahrheit entspricht. So kann er entsprechend antworten, wenn Arthur ihn abpasst."
John war selbst fest davon überzeugt, dass der Kleine sein Sohn war. Immer wieder entdeckte er Züge an dem Kleinen, die ihm bekannt vor kamen und Arthur sah der Junge auch nicht ähnlicher als ihm. Johnny kam nach seiner Mutter.
"Aber selbst Henry wird einen kleinen Jungen nicht aus seiner Familie reißen. Er steht in der königlichen Gunst, aber mit Verlaub, ich denke, das tue ich auch ein wenig. Henry kennt mich und ich habe ihn selbst schon behandelt, Jane damals einmal das Leben gerettet und auch seinen Kindern oft helfen können. Außerdem habe ich seinem geliebten Cousin und für ihn so wichtigen Lordkanzler schon mehrfach gerettet. Henry wäre dumm, würde er es sich mit mir verscherzen. Ich glaube nicht, dass er Arthur in diesem Punkt unterstützt."

Constance wurde eine Spur blasser. "Du willst ihm sagen, dass ich mit Arthur das Bett geteilt habe?" fragte sie und spürte, wie sich nun noch eine zusätzliche Angst in ihr breit machte. Johnny war vielleicht noch ein Junge, aber mit seinen neun Jahren kein ganz kleines Kind mehr und alles andere als dumm. Er würde verstehen, was passiert war, würde begreifen, was Constance unverzeihliches getan hatte - und er würde begreifen, dass durchaus die Möglichkeit bestand, dass Arthur sein Vater war. Und Constance fürchtete sich vor dem Urteil ihres Sohnes.
Constance fuhr sich besorgt über den Hals. "Ich weiß es nicht ... ich weiß es wirklich nicht. Henry hat schon oft genug für uns unbegreifliche Dinge getan. Ich würde ihm durchaus zutrauen, dass er Arthur seine Zustimmung gibt. Irgendwie wäre es ja sogar in seinem Interesse, wenn Arthur damit einen Sohn vorweisen könnte."

John schüttelte beruhigend den Kopf. "Nein, das möchte ich nicht. Ich würde ihm sagen, dass da jemand ist, der sich einbildet sein Vater zu sein, weil er einmal verliebt in dich war. Ich denke, das wird er verstehen. Er wird begreifen, dass sich niemals etwas daran ändern wird, dass ich sein Vater bin. Es sei denn, du willst es anders."
Dabei war es eigentlich ihre Abmachung gewesen, dass er Johnnys Vater sein würde und es bleiben würde. Es war ohnehin viel wahrscheinlicher, dass er es war.
"Ich weiß es nicht. Möglicherweise ist es in seinem Interesse, dass Arthur einen Sohn hat. Aber Arthur ist auch längst noch nicht zu alt um zu heiraten und Kinder zu zeugen. William wird uns helfen, wenn es Probleme gibt. Wir sollten es darauf ankommen lassen. Da der König derzeit in Rouen ist, wird von dieser Seite ohnehin nicht viel zu befürchten sein."

"Gott bewahre, bloß nicht." erwiderte Constance und seufzte. "Ich bin mir nur nicht so sicher, ob er dir das so einfach abkauft ... er wird sicher Fragen stellen und sich zudem seinen Teil denken." mutmaßte sie besorgt.
Constance schlang die Arme um ihren Mann und lehnte die Stirn an seine Schulter. "Bei Gott, ich hatte so gewünscht, dass mich das nie wieder einholen würde." Dass sie nicht wieder mit ihrem Fehltritt konfrontiert werden würde, der John und ihr so schwere Zeiten bereitet hatte.
"Ich weiß einfach nicht, was Arthur alles anstellen würde, um an Johnny heranzukommen. Ich mache mir wirklich Sorgen, John." murmelte sie leise.

John seufzte ebenfalls. "Ich bin mir auch unsicher, Constance. Ich weiß nicht, was das Beste ist. Das Problem ist, was passiert, wenn wir ihn ganz im Ungewissen lassen und Arthur taucht hier auf. Ob er dann wirklich so skeptisch ist, wie er sollte oder sich einlullen lässt? Dass Arthur charmant sein kann, weißt du so gut wie ich. Ich habe Angst, dass er Johnny um den Finger wickelt, der Kleine ist immerhin erst neun."
Es war so lange her, dass auch er geglaubt hatte, endlich seine Ruhe vor Arthur zu haben, endgültig. Dem war offenbar nicht so.
"Das hatte ich mir auch gewünscht, aber Arthur macht uns wieder einmaleinen Strich durch die Rechnung.", bemerkte John und legte die Arme um seine Frau.
"Das macht mir auch Sorgen. Aber Fakt ist, wir mssen am selben Strang ziehen und gemeinsam entscheiden."

Constance biss sich auf die Unterlippe. Tja, was passierte, wenn Arthur hier auftauchte? "Sprich mit ihm, John. Sprich mit ihm und entscheide dann, was und wie viel du ihm sagst. Du siehst ja, wie er reagiert." Und sie vertraute ihrem Mann in dieser Sache. Sie war sich nur unschlüssig, ob sie bei diesem Gespräch dabei sein wollte oder ob sie es lieber zunächst John alleine versuchen lassen wollte.
Constance schloss die Augen und schmiegte sich etwas dichter an John. Warum nur nahm das alles nie ein Ende? Warum tauchten immer wieder solche Steine im Weg auf?
"Was soll ich Arthur auf diesen Brief eigentlich antworten? Oder denkst du, es wäre besser, ihn einfach zu ignorieren?" Sie war sich in dieser Sache so furchtbar unschlüssig.

John nickte langsam. "Ich werde mit ihm sprechen. Ich werde sehen, wie er reagiert und danach entscheiden. Ich denke, es ist besser, wenn er vorbereitet ist, denn allzu abwegig ist ein Besuch von Arthur leider nicht. Besonders jetzt, wo weder William noch Henry im Lande sind. Wir werden selbst sehen müssen, wie wir zurecht kommen. Dem Himmel sei Dank ist wenigstens Robert hier."
Er strich Constance sanft über den Rücken.
"Antworte ihm gar nicht. Es wird ohnehin nichts nutzen, er tut sowieso, was er möchte. Du wirst ihn nicht hindern können herzukommen, wenn er das will. Ankündigen wird er sich nicht. Du würdest ihm ja doch nur schreiben, dass ernicht Johnnys Vater ist. Alles, was wir ihm schon mehrfach sagten."