William und Joanna - ab 1183

Guillaume

"Und zwei süße kleine Bastardtöchter." hielt Guillaume augenzwinkernd dagegen, fügte dann aber hinzu. "Allerdings wirst du mit ihnen in der Hinsicht wohl wirklich weniger Probleme haben. Lass sie heiraten, wen sie wollen und sie werden dich dafür vergöttern und niemanden interessiert es weiter." Guillaume zog leicht eine Augenbraue in die Höhe. "Ich bitte dich! Du wirst eines Tages einer der mächtigsten englischen Lords sein, eng verwandt mit dem Königshaus. Wer dich nicht als Schwiegervater haben will, muss närrisch sein."
Guillaume sah seinen Freund lange schweigend an und dachte über das nach, was Rob ihm da vor Augen führte. Er glaubte eigentlich nicht daran, dass sein Onkel wirklich so verrückt war, aber Rob hatte Recht, John hatte es schon einmal versucht.
Guillaume seufzte leise und nickte dann widerwillig. "Also gut, ich werde vorsichtig sein. Und ein wachsames Auge auf meinen Onkel haben."

Rob lachte leise und nickte. "Touché. Ja, die Beiden habe ich in der Tat. Aber ich werde sie nicht in eine Ehe zwingen. Vermutlich werden sie eines Tages einen  Ritter aus unserem Haushalt heiraten und damit werde ich zufrieden sein. Darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf, solange sie nur glücklich sind." Er verbeugte sich leicht, ein wenig spöttisch.
"Ich fühle mich geehrt, dass du eine so hohe Meinung von mir hast. Aber wer weiß, was dann ist....bis dahin werden noch viele Jahre ins Land gehen und wer weiß, ob ich als Schwiegervater dann immer noch so begehrt sein werde."
Er seufzte erleichtert und schloss einen kurzen Moment die Augen. "Das ist gut, das beruhigt mich wirklich. Man darf John niemals den Rücken zukehren, ich traue ihm keinesfalls über den Weg."

Guillaume

Guillaume nickte gelassen. "Eine gute Einstellung, glaub mir. Sie wird dich und deine Mädchen glücklich machen." Dann lachte er leise über Robs Verbeugung und hob die Schultern. "Und wieso auch nicht? Du hast es verdient, dass man eine hohe Meinung von dir hat. Nicht nur mein Bruder singt bereitwillig dein Loblied, weißt du?" Sie alle kannten sich zwar schon aus Kindertagen, aber Stephan und Rob verband immerhin noch einmal ein ganz besonderes Band. "Aber ich denke nicht, dass sich an diesen Dingen etwas ändern wird. Die Earls of Cornwall sind seit jeher einflussreiche Männer und seit den Tagen deines Urgroßvaters der königlichen Familie aufs engste verbunden. Und ich habe kein Interesse daran an diesen Dingen etwas zu ändern." bemerkte Guillaume lächelnd.
Er lehnte sich etwas zurück und verlagerte das Gewicht ein klein wenig als sich Beatrice auf seinem Schoß zusammenkuschelte und die Augen schloss. "Keine Sorge, ich werde immer einen Blick über die Schulter werfen, wenn mein Onkel in der Nähe ist." versprach Guillaume.

"Das hoffe ich wirklich sehr, denn ich will für meine Kinder nur das Beste. Die Mädchen sind glücklich in Truro und vielleicht werden sie dort ja bleiben, wenn sie einmal erwachsen sind." Rob lächelte ein bisschen verlegen. "Ich danke dir, das hört man gern. Und ich würde mich freuen, dahingehend in die Fußstapfen meiner Familie zu treten. Wir haben bisher immer schon gut zusammen gearbeitet, das wird sich in Zukunft nicht ändern."
Er nickte. "Das ist gut, das beruhigt mich wirklich. Und Diana wird es auch beruhigen, sie hat mich gebeten mit dir zu sprechen. Und jetzt werde ich dich in Ruhe lassen. Ich schätze, dein kleines Mädchen hat einen Mittagsschlaf nötig, hm?"

Guillaume

Guillaume war gerade bei seinen Eltern gewesen und hatte noch ein paar Details für die bevorstehende Hochzeitsfeier besprochen. Der anberaumte Termin rückte näher und die Vorbereitungen gingen gut voran, wenn nun noch all der erwartete Besuch wohl behalten eintraf, würde schon alles gut gehen, davon war er überzeugt.
Und so Leid es Guillaume auch tat, dass er seinen Sohn schon wieder von seinem Freund fort holen musste, so freute er sich doch ganz besonders darauf, dass Gui wieder bei ihnen sein würde und er wusste, dass vor allem Emma auch überglücklich sein würde.
Bei dem Gedanken daran, zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab, das nur eine Spur schmaler wurde als er um die nächste Kurve bog und sich nur wenige Schritte von seinem Onkel entfernt wieder fand.
Guillaume zwang sich dazu, das Lächeln beizubehalten, wenngleich die Wärme darauf verschwand und neigte leicht den Kopf. "Onkel! Welch Freude Euch am Hof begrüßen zu dürfen. Ich hörte gestern bereits von Eurer Ankunft."

John war ausgesprochen schlechter Laune, seit er an den Hof zurückgekehrt war, um den Hochzeitsfeierlichkeiten beizuwohnen. Diese ganze Geschichte behagte ihm so gar nicht, denn mit dieser vermaledeiten Hochzeit, mit der Guillaume sich über alle Grenzen hinweg gesetzt hatte, hatten sich seine Chancen so sehr verschlechtert. Jetzt hatte Guillaume seinen Bastard legitimiert und ihm doch noch einen Thronfolger vor die Nase gesetzt.
Und zu allem Übel lief er jetzt seinem Neffen auch noch über den Weg. "Guillaume..." Er nickte knapp. "Ich würde gern sagen, ich freue mich auch hier zu sein, aber das wäre eine Lüge.", sagte er ein wenig pikiert. "Hast du es also doch geschafft, dich über alles hinweg zu setzen und deine Hure zu heiraten, hm? Wie hast du Papi denn davon überzeugt?"

Guillaume

Guillaume zog leicht eine Augenbraue in die Höhe. Was Rob ihm berichtet hatte, musste mehr als wahr sein, wenn sein Onkel nicht einmal versuchte eine höfliche Floskel zu bemühen. "Ah, lassen wir also sogleich die Masken fallen." bemerkte Guillaume trocken und verschränkte leicht die Arme vor der Brust. "Ich habe geheiratet, ja, aber wenn du Emma noch einmal eine Hure nennst, dann muss ich dich wohl oder übel fordern, also überleg es dir gut." warnte Guillaume angespannt. Dann schürzte er verächtlich die Lippen. "Er konnte nicht mehr viel daran ändern, dennoch war eine Aussprache nötig. Doch mein Vater besitzt ausgesprochen viel Familiensinn - gerade du solltest ja genau wissen, wie man davon profitiert - und so hat er letztlich eingewilligt nichts gegen die Ehe zu unternehmen. Aber ich schätze, dich interessiert all das ja ohnehin nicht wirklich, schließlich gönnst du mir mein Glück ja nicht."

John zuckte arrogant mit den Schultern. "Wir sind Beide erwachsen, es besteht für Spielchen keine Notwendigkeit, nicht wahr, Neffe?" Er zog spöttisch einen Mundwinkel hoch. "Und wozu? Dafür, dass der heilige Richard das Duell doch nochmal unterbricht? Das lohnt die Mühe nicht und du Bengel verbietest mir nicht den Mund. Außerdem bist du doch sonst jemand, der die Wahrheit schätzt. Deine Liebste hat doch in einem Hurenhaus gearbeitet, hm? Wie würde das Volk wohl darauf reagieren, wüsste es um das Schicksal deiner Prinzessin? Ich weiß ja nicht, was du dir für eine rührselige Geschichte über ihre Vergangenheit ausgedacht hast.", bemerkte er mokant.
"Oh ja, er hat so viel für seine Familie übrig. Aber alle Standesregeln vergisst er darüber trotzdem nicht, dazu habe ich auch nie Anlass gegeben. Du hast allerdings völlig Recht, ich gönne es dir nicht, weil du mir einfach diesen Bastard vor die Nase setzt, der die Krone erben soll, die mir zusteht."

Guillaume

Guillaume neigte leicht den Kopf. "Für Spielchen nicht, das ist wahr. Aber gerade weil wir erwachsen sind, könnte wir beide uns doch zur Abwechslung auch zusammen nehmen und dieses kindische Getue einfach lassen, nicht wahr, Onkel?" schlug Guillaume im Gegenzug vor.
Guillaume zog eine Augenbraue in die Höhe und bedachte seinen Onkel mit einem abfälligen Blick. "Bist du wirklich schon so tief gesunken, dass du dir solch alberne Gerüchte ausdenken musst? Nur weil sie schon vor unserer Hochzeit meine Geliebte war, wirst du ihr keine Vergangenheit als Hure anhängen können." erwiderte er spöttisch.
Dann seufzte er leise. "Sie steht dir nicht zu, Onkel. Vater ist der rechtmäßige Erbe und nach ihm gibt es noch eine ganze Reihe anderer Anwärter, selbst wenn mein Sohn und ich nicht wären, bevor du an der Reihe wärst." entgegnete Guillaume.

"Ach, aber warum denn? Das wäre wahnsinnig langweilig. Und langweilig sind diese ganzen Feierlichkeiten doch oft genug, hm? Besonders diese Feierlichkeit." John bedachte Guillaume mit einem halb amüsierten, halb genervten Blick. "Du hältst dich für wahnsinnig schlau, Guillaume, aber ich habe schon lange gewisse Dinge in Erfahrung gebracht, die nützlich sein könnten. Mich hat interessiert, woher dieses Mädchen plötzlich aufgetaucht ist, dass du überall hin mit schleppst. Es war nicht allzu schwer in Bordeaux ein paar Erkundigungen einzuziehen. Du kannst leugnen, so viel du willst. Aber du wirst mich nicht täuschen."
John lächelte schmal.
"Darüber lässt sich trefflich streiten, ich hätte sie schon früher bekommen sollen. Aber darüber werde ich sicher nicht ausgerechnet mit dir debattieren."

Guillaume

Guillaume schürzte die Lippen. "Nun, es ist kein Geheimnis woher sie kommt, Onkel. Und auch nicht, dass wir uns durch Zufall in Bordeaux kennengelernt haben. Sie mag nicht dem Hochadel entstammen, ihre Familie mehr und mehr in den Schatten gerückt sein, aber es ist trotzdem völlig haltlos sie als Hure zu bezeichnen. Und wen immer du vorgibst aufgetrieben zu haben, ist ein Lügner. Und obendrein ist es Hochverrat, was du da behauptest, also überleg dir gut, ob du solchen Unfug wirklich öffentlich Kund tun willst." riet Guillaume, scheinbar gelassen und nahm sich vor noch heute dafür zu sorgen, dass man herausfand, ob an Johns Behauptungen etwas dran war, ob er wirklich jemanden gefunden hatte, der närrisch genug war, um so etwas zu bezeugen. Oder ob sein Onkel einfach nur bluffte und ihn provozieren und aus der Reserve locken wollte.
Guillaume erwiderte das schmale Lächeln. "Ach nein? Aber wieso denn nicht? Immerhin bin ich doch das aller erste und größte Hindernis zwischen dir und der Krone. Na gut, abgesehen von meinem Vater, aber an dem hast du dir ja schon einmal die Zähne ausgebissen."

John hob die Augenbrauen. "Nette Geschichte. Du solltest dich vielleicht wirklich als Barde betätigen, Neffe. So wärst du wahrscheinlich besser aufgehoben. Es wäre viel zu wenig wirksam, diese Dinge jetzt ans Licht zu bringen. Ich werde noch ein bisschen auf den passenden Augenblick warten. Hochverrat? An wem? An einem gewöhnlichen Mädchen? Wen soll das interessieren?"
John beugte sich ein wenig vor, die Augen verengt und die Lippen schmal. "Das bist du, ja. Aber dein Vater wird nicht ewig leben und dann...." Er musterte Guillaume einen Moment. "Wie schnell doch so ein Unglück passiert ist, hm? Ein Treppensturz hier, ein Unfall da...die Welt ist manchmal grausam.", bemerkte er beiläufig.
"Wir sollten uns alle auf die wunderbaren Feierlichkeiten vorbereiten, Neffe. Wir wollen doch nichts verpassen."

Guillaume

"Ah, aber dann würde die Welt so viel von meinen anderen Qualitäten verpassen, das kann ich nicht riskieren." erwiderte Guillaume ruhig. Dann legte er den Kopf ein wenig zur Seite. "Nicht an einem gewöhnlichen Mädchen, sondern an der zukünftigen Königin von England. Und an mir ebenso, denn mit deinen Behauptungen bezichtigst du mich der Lüge. Und wir wollen doch nicht, dass dein hübscher Kopf eines Tages in einer Schlinge steckt, hm?"
Guillaume erwiderte den Blick seines Onkels kalt und ohne mit der Wimper zu zucken. Gleichzeitig schoss ihm aber durch den Kopf, dass Rob wohl sogar noch mehr Recht gehabt hatte als dieser vermutlich angenommen hatte.
"Ja, die Welt ist grausam. Besonders mit solchen Kreaturen wie dir darin." erwiderte er trocken. "Ausnahmsweise einmal eine kluge Idee aus deinem Mund Onkel. Ich freue mich schon auf das Fest ... und darauf deine Glückwünsche entgegen nehmen zu dürfen." erwiderte Guillaume mit einem Lächeln und trat dann an John vorbei um ihn stehen zu lassen.

John schnalzte leise. "Nein, das kann der Welt nicht zugemutet werden, da hast du wohl Recht." Er seufzte tief. "Die zukünftige Königin...das werden wir noch sehen. Aber wir werden doch nicht ausfallend weren....Du weißt doch, ich bin wie eine Katze, ich habe neun Leben. Also spar dir deine Drohungen mit Hochverrat. Dein Vater würde das nicht zulassen und das weißt du. Dazu ist...sein Familiensinn zu groß, wie du so schön betont hast."
John grinste matt.
"Oh, das glaube ich. Und sie werden aus tiefstem Herzen kommen, liebster Neffe.", antwortete er süßlich. "Du solltest mir aber besser nicht so einfach den Rücken zukehren. Man kann nie vorsichtig genug sein."

Giovanni

William glitt mit einem verstohlenen Seufzen aus dem Sattel. Er war wirklich froh, dass sie Paris erreicht hatten und hier auch zunächst einige Tage bleiben würden, bevor sie ihre Heimreise fortsetzten. Die schier endlose Zeit im Sattel ging mittlerweile nicht mehr spurlos an ihm vorbei und er sehnte sich nach etwas Erholung. Dennoch hätte er um keinen Preis der Welt diese wunderbare Reise und ihren langen Aufenthalt in Italien missen wollen, denn das war wirklich alle Strapazen wert gewesen.
William trat zu Joannas Pferd und half seiner Frau aus dem Sattel. "Wenn ich bitten darf, Mylady ..." Er ließ seine Hände einen Moment länger an ihrer Taille liegen als notwendig und grinste leicht, löste sich dann aber von ihr als Giovanni zu ihnen trat. "Ah, Paris ... jedes Mal wenn ich Bella Italia hinter mir gelassen habe, beglückwünsche ich mich zu meinem Kaufmannsleben. So gern ich auch daheim bin ..." Giovanni liebte Italien und er konnte sich kein besseres zu Hause auch für seine Familie vorstellen, aber genauso gern war er in der Welt unterwegs und hier in Paris am Hof des jungen Königspaares würde er sicher einige nützliche neue Bekanntschaften machen, doch vor allem würde er seine geliebte Giulia wieder sehen, seinen Augenstern.

Jacques

Ein Bote hatte ihnen die Ankunft von William und Joanna und auch von Giulias Vater angekündigt. Es war sein Privileg, die Neuankömmlinge zu begrüßen. Der König wusste durch seine Gemahlin von der gemeinsamen Vergangenheit seines treuen Gefolgsmannes mit dem englischen Ehepaar und hatte ihm daher bereitwillig diese Aufgabe übertragen.
Joanna sah sich um, als William ihr vom Pferd half und lächelte ihn an. "Ja, es hat gute Seiten in der Tat. Paris ist wunderschön, aber hier hat sich so Einiges getan, seit wir zuletzt hier waren. Findest du nicht, William?"
Sie ließ den Blick schweifen, dann erstarrte sie und verengte die Augen, sah noch einmal genauer hin. "Sieh mal, William....schau, es ist Jacques!"
Sie lächelte strahlend und trat dem Franzosen entgegen. "Oh Jacques, es ist wundervoll Euch wiederzusehen!"

William legte einen Arm um Joannas Taille und nickte lächelnd. "Wohl wahr, Philippe hat so einiges hier ändern und überarbeiten lassen." Man konnte den Unterschied deutlich sehen, über die Jahre hatte sich einiges verändert seit er damals hier in Gefangenschaft gewesen war.
William wandte den Kopf und seine Augen weiteten sich verblüfft als Joanna ihn auf den Franzosen aufmerksam machte. Unweigerlich musste er schlucken, löste sich von Joanna und trat auf Jacques zu. Kurz hielt er inne, dann zog er den Franzosen kurzerhand brüsk an sich, umarmte ihn und klopfte Jacques auf den Rücken - ein wenig ruppig, um zu überspielen, wie gerührt er über dieses Wiedersehen war.
Jacques war während Williams Gefangenschaft hier in Paris auf so eigentümliche Art für ihn dagewesen, das würde William ihm nie vergessen.
"Jacques ..." murmelte er und hielt den alten Freund an den Schultern fest um ihn zu mustern. "Du bist grau geworden, hm?" bemerkte William schmunzelnd, aber das warme Funkeln in seinen Augen verriet, wie sehr er sich über das Wiedersehen freute.

Jacques

Jacques war hoch zufrieden, das englische Paar so zufrieden und wohlauf zu sehen. Sie hatten sich schließlich unter weniger guten Umständen hier kennengelernt."
Er trat William ebenso lächelnd entgegen und erwiderte dessen Umarmung. Es war wieder einige Jahre her, dass sie sich gesehen hatten.
Er schlug ihm auf die Schulter. "Hm, ja, das kann ich nicht leugnen, Engländer." Er lachte leise auf. "Aber du auch. Die Zeit geht nicht spurlos an uns vorbei und wir sind keine jungen Männer mehr wie damals. Dagegen sieht deine wunderschöne Frau keinen Tag älter aus."
Er verbeugte sich vor Joanna.
"Was führt euch hierher, meine Freunde? Lange ist es her, dass wir uns gesehen haben."

William stimmte in Jacques Lachen mit ein und fuhr sich durch die nicht mehr rabenschwarzen, aber immerhin noch vollen und unbändigen Locken. "Wohl wahr. Wir haben gelebt und das sieht man uns an, aber dennoch stehen wir alle hier gesund und munter heute voreinander und das ist doch so einiges Wert, n'est pas?" William grinste und legte wieder einen Arm um Joannas Taille, in einer Weise zärtlich und zugleich besitzergreifend. "Oh ja, so ist es. Sie ist noch so wunderschön wie damals bei unserer Hochzeit."
William sah sich kurz um und deutete dann auf Giovanni, der sich langsam zu ihnen gesellte. "Wir kommen aus Italien, dort haben wir den Winter bei unserem Freund Giovanni verbracht. Und da er seine Tochter hier am Hof hat und sie zu uns mit nach England kommen soll, sind wir gemeinsam hier her gereist." erklärte William bereitwillig. "Und wie geht es dir, mein Freund? Was machen deine Frau und die Kinder?"

Jacques

"Es wäre schlimm, wäre es nicht so. Aber du hast vollkommen Recht, wir sind gesund und ich freue mich aufrichtig, euch noch einmal wieder zu sehen. Wir gehören zwei Nationen an, aber irgendwie war das doch nie ein Hindernis für uns."
Jacques lachte auf. "Und du bist immer noch so verliebt in sie wie damals. Das ist wirklich wundervoll anzusehen. Dass es solche Liebe noch gibt." Er verbeugte sich leicht vor Giovanni. "Ich freue mich Eure Bekanntschaft zu machen, wirklich. Und es ist sicher eine gute Entscheidung hier vorbei zu sehen."
Er seufzte leise.
"Oh, es geht ihnen gut. Meine Frau war ziemlich krank, aber sie ist auf dem Weg der Besserung. Ich bin wirklich dankbar dafür. Unsere Kinder leben ihr eigenes Leben, ich bin wirklich stolz auf sie. Mein Jüngster wird hier in meine Fußstapfen treten, er ist Teil der Leibwache des Königs. Und nun, kommt hinein. Wir müssne nicht hier draußen rum stehen."

"Das ist wahr. Du warst ein ausgesprochen erträglicher Kerkermeister. Und du hast mir Mut gegeben als ich keinen mehr hatte, hast mich gezwungen aufzustehen, auch wenn ich nicht wollte ... alles was ich heute bin und habe, verdanke ich in gewisser Weise auch dir, mein Freund. Für einen Franzosen sehr anständig." erwiderte William augenzwinkernd.
William sah kurz zu Joanna und lächelte sanft. "Oh ja, das bin ich. Vielleicht sogar noch mehr als damals." fügte er hinzu und nickte leicht als Jacques erzählte. "Dann wünschen wir deiner Frau alles gute, dass sie sich weiter gut erholt und ihr noch viel Zeit zusammen haben werdet." William wusste schließlich aus eigener Erfahrung wie sehr eine solche Krankheit das Leben plötzlich Kopf stehen ließ.
"Sehr gut, es hat doch immer auch etwas beruhigendes, wenn der Nachwuchs einem nachfolgt, hm? Aber eine gute Idee, lasst uns hinein gehen, die Reise war lang genug." Ein wenig Ruhe, etwas zu Essen und ein guter Wein würden jetzt Wunder tun.

Giulia

Giulia war furchtbar aufgeregt gewesen, seit ihr Vater seinen Besuch angekündigt hatte. Sie liebte ihren Vater abgöttisch und wollte ihn auch auf keinen Fall enttäuschen. Daher hatte sie sich natürlich besondere Mühe gegeben, hier zu bestehen und ihr Temperament ein wenig zu zügeln. Gelungen war es nur gelegentlich, aber ihr Französisch war passabel geworden und die Königin schätzte sie wirklich. Da ihr Vater sich angekündigt hatte, hatte sie auch die Königin dieses Mal nicht nach London begleitet.
Als sie nun ihrem Vater entgegen kam, vergaß sie alle Etikette und eilte auf ihn zu, um ihn stürmisch zu umarmen.
"Padre, endlich bist du da! Ich habe dich so vermisst!", begrüßte sie ihn strahlend, sich glücklich wie lange nicht mehr fühlend. Die anderen Menschen um sie herum kümmerten sie erst einmal herzlich wenig, sie würde sie früh genug begrüßen. Sie kannte sie ja flüchtig aus Erzählungen.

Giovanni

Giovannis Augen leuchteten auf als er Giulia in der Halle entdeckte und sie auch sogleich auf ihn zugeeilt kam. Lachend schloss er seine Tochter in die Arme und küsste sie auf die Wange. "Ah, Giulia, meine Kleine." murmelte Giovanni überglücklich. "Du hast mir auch gefehlt und sieh dich nur an! Eine richtige feine Dame bist du geworden ..." stellte Giovanni fest als er sie musterte und lächelte sanft. Giulia war sein Augenstern und er hatte sie nur allzu ungern ziehen lassen, allein schon deswegen war er auch froh darüber, dass Joanna sie nun unter ihre Fittiche nehmen würde, dabei war ihm einfach wohler als wenn sie hier war.
Wenngleich er Giulia am liebsten mit Fragen bestürmt hätte, wandte er sich erst zu Joanna und William um. "Giulia, darf ich dir Lord und Lady Cornwall vorstellen? Genug gehört hast du von William und Joanna ja bereits, hm?" Er grinste etwas, denn er hatte oft genug von seinen englischen Freunden erzählt. "William, Joanna ... mein kleiner Wirbelwind Giulia."

Giulia

Giulia schmiegte das Gesicht einen Moment an seine Schulter. Vielleicht würde er sie ja wieder mit nach Hause nach Italien nehmen, das würde ihr wirklich gefallen. Frankreich war ganz nett, aber sie vermisste die Weinberge, in denen sie aufgewachsen war.
"Ein bisschen. Man wird hier unweigerlich zur feinen Dame, Vater. Aber du kennst mich ja, ich bin doch eher ein bisschen zu ungestüm für eine feine Dame." Sie lächelte vielsagend und umarmte ihren Vater noch einmal, ehe sie sich löste.
Sie knickste höflich. "Das habe ich in der Tat und ich freue mich sehr, Euch persönlich kennenzulernen. Mein Vater hat so gern von Euch berichtet."
Aber letztendlich waren es auch nur irgendwelche Freunde ihres Vaters von seinen vielen Reisen. Sie hätte ihren Vater gern erst einmal über die Familie ausgefragt.

Giovanni

Giovannis Augen leuchteten auf und er küsste seine Tochter lächelnd auf die Stirn. "Oh ja, ich kenne dich nur zu gut, Bella." bemerkte er und beobachtete dann zufrieden, wie Giulia sich trotz ihrer Ungeduld zusammen nahm, um William und Joanna zu begrüßen.
Giovanni tauschte einen kurzen Blick mit seinen Freunden, dann sah er seine Tochter wieder an. "Was denkst du, würdest du mir meine Gemächer zeigen? Wir haben eine lange Reise hinter uns und wir alle drei sehnen uns nach ein wenig Ruhe. Und später können wir gemeinsam Essen." schlug Giovanni vor, der genau wusste, dass Giulia unzählige Fragen nach zu Hause und ihrer Familie quälten. Zudem wollte er gerne erst ihre Gemütsverfassung erkunden, ehe er ihr eröffnete, dass sie Paris verlassen und nach Truro gehen sollte.