William und Joanna - ab 1171 bis 1172

Constance beobachtete John zufrieden und war unglaublich stolz auf ihre kleine Familie. Sie war so glücklich, wie sich alles gefügt hatte, sie würde es nie mehr missen wollen. Als sie die beiden Jungen schließlich zum Schlafen hingelegt hatten, gab Constance ihnen ebenfalls noch einen Gute-Nacht-Kuss, ehe sie einen Arm um Johns Hüfte legte und mit ihm die kleine abgeteilte Kammer verließ in der die Kinder schliefen.
"Sie wachen wirklich zu wundervollen kleinen Persönlichkeiten heran. Und wenn ich Cathie beobachte kann ich kaum noch glauben, dass unsere Tochter auch so klein gewesen ist." stellte sie fest und ließ sich dann vor dem warmen Feuer nieder und zog John neben sich auf die weichen Schafsfelle, die vor dem Kamin lagen.
Sie legte den Kopf an seine Schulter und seufzte zufrieden. "Unsere kleine süße Familie."

John nickte langsam. "Sie entwickeln sich prächtig. Cathie wird schon sechs, es ist kaum zu fassen wie schnell sie groß werden." Er zog Constance an sich, damit sie den Kopf an seine Schulter lehnte und strich durch ihr weiches Haar.
"Ja...und ich bin froh, dass es so gekommen ist. Ich möchte sie alle nicht mehr missen. Ich liebe euch so sehr." Er seufzte entspannt und schloss für einen Moment die Augen um einen Moment die Ruhe zu genießen.
"Wie war dein Tag, Liebes? Geht es dir gut?"

"In der Tat." murmelte sie und kuschelte sich eng an ihren Mann, genoss die Nähe zu ihm und die Ruhe, die sie hier fanden. "Oh, mein Tag war sehr angenehm und mir geht es wunderbar ... mehr als das sogar." bemerkte sie schmunzelnd und gab John einen Kuss.
Dann griff sie nach seiner Hand und legte sie auf ihren Bauch. "Da du deine Familie so liebst ... was würdest du dazu sagen, wenn sie noch um ein Mitglied größer wird?" fragte sie dann mit unschuldigem Lächeln.
Constance war überglücklich gewesen als sie sich schließlich sicher war, dass sie erneut schwanger war. Sie hatte ein wenig Sorge gehabt, dass John es doch schon bemerken würde, aber zum Glück hatte es sich doch so ergeben, dass sie ihm die gute Nachricht überbringen konnte ohne das er es zu ahnen schien.

John lächelte zufrieden. "Gut. Wenn du wenigstens einen schönen Tag hattest, bin ich glücklich." Im nächsten Moment horchte er auf und ließ den Blick von seiner Hand zu ihrem Gesicht und wieder zurück wandern.
"Du meinst...wir bekommen noch ein Kind?", fragte er nach und begann dann zu strahlen. "Das ist wirklich wundervoll, mein Engel.", murmelte er und gab ihr einen sanften Kuss.
"Weißt du eigentlich, wie glücklich ich mit dir bin?", flüsterte er.

Constance musste sich ein Lachen verkneifen als Johns Blick zwischen ihrem Bauch und ihrem Gesicht hin und her wanderte. "Genau das, mein Lieber." erwiderte sie und strahlte glücklich. "Noch knapp ein halbes Jahr und du wirst dein viertes Kind auf dem Arm halten können." erklärte Constance und ließ sich nur zu gerne von John küssen. "Ich habe eine Vorstellung davon, denn ich weiß, wie glücklich ich mit dir bin." neckte sie ihn liebevoll und schlang die Arme um seinen Oberkörper, um sich eng an ihn zu schmiegen. "Ich liebe dich, John und ich bin unglaublich glücklich darüber dir noch ein Kind schenken zu dürfen." murmelte sie zufrieden und legte den Kopf an seine Schulter.

John lächelte und küsste sie erneut. "Wie wundervoll. Nun ja, hoffen wir, dass es nicht wieder Zwillinge werden. Das war doch damals etwas anstrengend. Aber eigentlich ist es egal. Ich werde alle meine Kinder von ganzem Herzen lieben, schließlich sind sie mein eigen Fleisch und Blut."
John legte den Arm um seine Frau und seufzte dann, während seine Hand über ihren Rücken wanderte.
"Was hältst du davon, wenn wir es uns im Bett noch ein wenig gemütlich machen? Es war ein langer Tag, nicht nur für die Zwillinge. Und er hat mit einer wundervollen Nachricht geendet."

Constance verzog kurz das Gesicht. "Oh je, so lieb ich die beiden auch habe, aber mir würde es reichen, wenn es dieses Mal nur eins wird." bemerkte sie und lächelte dann. "Das klingt nach einer ausgesprochen verlockenden Idee." murmelte sie und legte die Arme um Johns Hals, um ihm einen Kuss zu geben. "Allerdings müsste ich dann aufstehen und ich finde es gerade über alle Maßen bequem hier." neckte sie ihn leise.
Cathie hatte darum gebettelt bei Joannas Zwillingen schlafen zu dürfen und Constance hatte es ihr erlaubt, immerhin freuten sich die Kinder jedes Mal aufs neue über solch einen Übernachtungsgast und Constance wusste ihre Tochter bei Joanna in den besten Händen.

"Mir auch, glaub mir. Ich wäre ganz froh, wenn es nur ein Kind werden würde. Vielleicht noch ein kleines Töchterchen. Ja, das wäre schön." Cathie war schließlich schon beinahe sechs Jahre alt und nochmal so ein kleines Mädchen zu haben würde ihm gut gefallen.
John grinste. "Keine Sorge. Du musst nicht aufstehen.", erklärte er und hob sie kurzerhand hoch, als er sich erhob und trug sie zum Bett hinüber.
"Gut so?"
Er lachte und setzte sich wieder zu ihr, um ihr einen liebevollen Kuss zu geben. "Weißt du..es ist wirklich schön, dass wir mal wieder einen ungestörten Abend zu zweit verbringen können und Cathie gut unter ist. Wahrscheinlich wird sie die halbe Nacht nicht schlafen, aber dafür morgen umso besser..."

"Oh ja, ein Töchterchen wäre wundervoll." erwiderte Constance und konnte gerade noch eine Augenbraue in die Höhe ziehen als John aufstand und sie hoch hob. Sie stieß einen leisen Schrei aus und begann dann zu lachen als John sie zum Bett hinüber trug. "Perfekt so." erwiderte sie als John sie auf dem Bett absetzte und sich neben ihr niederließ.
"Oh ja, so ein ungestörter Abend ist wirklich viel wert." flüsterte sie und schob ihre Hand zärtlich unter sein Hemd. "Und ich bin dafür, dass wir ihn noch einmal ausgiebig nutzen, bevor unsere Kinder uns die nächsten Abende wieder auf Trab halten und ich bald anfange zu rund zu werden ..." hauchte sie gegen Johns Lippen und küsste ihn liebevoll.

Joanna schüttelte energisch den Kopf und verschränkte die Arme. "Nein! Das will ich nicht, William. Erstens ist er noch zu jung und zweitens ist Henry nicht gerade ein gutes Vorbild für Robert. Außerdem ist die Normandie so weit weg, das ist furchtbar."
William wollte Robert offenbar zu Richards großem Bruder geben, damit er dort als Knappe lernen konnte, was er wissen musste. Aber dass es so schnell gehen sollte, widerstrebte Joanna. Und das nur, weil gerade einer von Henrys Rittern hier war.
Außerdem war sie nicht so überzeugt von der Idee.
"Und selbst wenn, dann kann er auch mit Richard und Beatrice gehen, wenn sie hinreisen."

William fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und seufzte leise. "Er ist dreizehn, du weißt genau, dass er alt genug ist als Knappe zu dienen. Außerdem ist es ein unwahrscheinliches Privileg, das im Dienste des jungen Königs tun zu können." erwiderte William. Ihm gefiel dieser Umstand auch nicht sonderlich, aber er wusste auch ganz genau, was dieses Papier in seiner Hand zu bedeuten hatte.
Sich diesem Wunsch zu widersetzen würde weitreichende Folgen haben, etwas, das William unter keinen Umständen zulassen konnte.
"Das könnte er rein theoretisch, aber der Wunsch des Königs ist nun einmal, dass er so schnell wie möglich seinen Dienst antritt, andernfalls würden wir diese Chance verspielen. Und letztlich spielt es nicht wirklich eine Rolle, ob er in zwei Wochen geht oder in acht, wenn Beatrice und Richard abreisen."

Joanna schüttelte den Kopf. "Wir könnten genauso gut noch ein Jahr warten, bis er etwas reifer ist. Was ist wenn es ihm nicht gefällt? Bei Simon konnte wenigstens Alais ihn trösten, aber so wird keiner von uns da sein, wenn es ihm nicht gut geht."
Und es ging ihr gehörig gegen den Strich, dass es ausgerechnet Henr y war. "Ein Privileg? Ha. Dass ich nicht lache. Dort wird er nur Verschwendung und alle möglichen sonstigen Unsitten lernen. Der Wunsch des Königs, das ich nicht lache. Der König ist dein Cousin und dem ist das alles herzlich egal. Warum hat er es so eilig RObert zu sich zu holen? Das ist doch völlig unsinnig. Ich habe kein gutes Gefühl dabei und als Chance sehe ich es auch nicht."

William seufzte leise. "Joanna, er ist kein Kind mehr. Wenn es ihm nicht gefällt, wird er sich damit arrangieren müssen und ich werde dafür sorgen, dass er bei der nächst möglichen Gelegenheit wieder her kommt. Aber ich denke nicht, dass es so kommen wird." versicherte er ihr und runzelte dann die Stirn. "Ich denke, dass unser Sohn genug gelernt hat, um die Dinge, die ihm dort begegnen richtig einzuschätzen. Und auch, wenn du es nicht einsehen magst, es ist ein Privileg in Henrys Dienste aufgenommen zu werden. Er ist immerhin der gekrönte Erbe und wird eines Tages als alleiniger König über England herrschen."
William fuhr sich mit der Hand über den Bart. Er wusste wie schwierig es war so zu argumentieren, weil Joanna ganz genau wusste was er von dem jungen Henry hielt. In Williams Augen war der junge König noch längst nicht richtig erwachsen und neigte in der Tat zur Verschwendungssucht. Andererseits hatten sie keine Wahl. In seinem Brief machte Henry deutlich, dass er es nicht dulden würde, wenn William sich ihm widersetzte und das konnte er nun einmal nicht riskieren.
"Warum er es so eilig hat? Was weiß ich ... es ergibt sich nun einmal so. Sein Marshal wird in zwei Wochen hier sein und kann den Jungen mitnehmen. Und da es sein Wunsch ist, weißt du genauso gut wie ich, dass wir gut daran täten ihm folge zu leisten."

"Er ist aber auch noch nicht erwachsen und er wird schrecklich Heimweh haben. Und es wird ihm bei Henry nicht gut gehen. Da bin ich mehr als sicher. Du hältst selber nichts von Henry, warum also schickst du deinen Erben ausgerechnet dorthin zur Ausbildung? Du hast noch nie viel von ihm gehalten, dein Favorit war immer Richard."
Joanna war weiterhin skeptisch. "Vielleicht wird er das, wenn sein Vater und er sich vorher nicht zerfleischt haben." Warum war William nur so stur und beharrte darauf, dass sie nicht ablehnen konnten?
"Was würde es schon machen, wenn du ablehnst...Sein Marshal kann ihn mitnehmen? Genauso könnte sein Bruder ihn mitnehmen."

"Er wird es überleben. Außerdem wird er ja nur einige Wochen dort sein bevor auch Richard und Beatrice in die Normandie reisen, dann kann er sich an die beiden halten. Und ich bin sicher, dass auch Eleonore ein Auge auf ihn haben wird." versuchte er Joanna zur Einsicht zu bringen. "Glaub mir, für ihn wird es erst einmal ein großes Abenteuer sein und die ersten Wochen dort sind schneller vergangen als wir uns vorstellen können."
William schnaubte verächtlich. "Wir wissen beide, dass so etwas nicht geschehen wird. Auch wenn sie ständig Auseinandersetzungen haben, Henry hätte seinen Sohn nie krönen lassen, wenn er ihn nicht nach seinem Ableben auf dem Thron haben will. Und immerhin will er ihn dieses Jahr zur Bestätigung noch einmal krönen lassen."
William ließ sich auf einen der Stühle sinken und drehte das Pergament gedankenverloren in der Hand. "Was es machen würde? Wir würden schlagartig die Gunst unseres zukünftigen Königs verlieren. Das können wir nicht riskieren. Außerdem wird der Junge dort einiges lernen, es wird ihm schon nicht schaden."

"Es gefällt mir trotzdem nicht.", beharrte Joanna schlecht gelaunt. "Ich warne dich, William, wenn Robert später ein verschwenderischer, hurender und saufender Spieler ist mache ich dich ganz allein dafür verantwortlich. Du weit genau, was Henry für ein Heißsporn ist. Das ist nicht gut. Mir gefällt es wirklich nicht, wenn er dorthin geht."
Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum und seufzte leise.
"Wenn du meinst, dass das so viel ausmacht. Es soll trotzdem nicht auf Roberts Kosten gehen. Vielleicht wird er viel lernen, aber ob es auch das Richtige ist?"

William zog eine Augenbraue in die Höhe, sparrte sich jedoch einen Kommentar zu Joannas Ausführungen. Stattdessen fuhr er damit fort sie zu beschwichtigen. "Glaub mir, sollte es sich wirklich zu seinem Nachteil entwickeln, werde ich ihn schon da heraus holen. Aber in Henrys Umfeld sind genügend Menschen, die über ausreichend Vernunft und Verstand verfügen und sicher auf unseren Sohn achten werden.
Außerdem weiß Robert genug, um seine Ehre aufrecht zu erhalten, immerhin hat er eine gute Erziehung genossen."
William griff nach Joannas Hand, um sie zu sich hinunter zu ziehen. "Na komm schon her." murmelte er und gab ihr einen Kuss, als er sie auf seinen Schoß gezogen hatte. "Es wird alles gut gehen, glaub mir."

Joanna seufzte schwer, ließ WIlliam dann aber gewähren. Sie atmete durch und erwiderte dann den Kuss, den er ihr gab, ehe er sich näher dem Problem widmete. "Wenn du das meinst...Ich hoffe, du hast Recht und es sind wirklich Leute da, die ein Auge auf Henry und Robert haben. Ich will ihn nicht alleine Henrys Klauen überlassen, da habe ich kein gutes Gefühl dabei. Aber wenn wenigstens jemand in der Nähe ist zum aufpassen, das beruhigt mein Gewissen."
Wenn wenigstens Eleonore aufpasste, beruhigte sie das schon ungemein. Sie legte die Arme um ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter. "Ich will doch nur, dass es ihm gut geht, William...Ich mache mir eben Sorgen."

"Henrys Klauen? Du sprichst ja von ihm als wäre er ein blutrünstiges Monster." lachte William trocken. In seinen Augen war Henrys Ältester nicht unbedingt sein fähigster Sohn und neigte durchaus dazu das Gold, das er von seinem Vater bekam zum Fenster hinaus zu werfen. Aber es gab auch weitaus schlimmere Orte an die er Robert hätte schicken können. Auch wenn es ihm nicht recht gefiel, im Umfeld des jungen Königs waren immerhin auch genügend vernünftige Menschen, die schon nicht zulassen würden, dass sein Sohn einem zu schlechten Einfluss erlag.
"Ich weiß, dass du das willst. Und ich will gar nicht bestreiten, dass es für ihn in der ersten Zeit anstrengend werden wird. Aber er wird seinen Platz finden und die Sache gut machen. Robert ist ein kluger Junge, er kommt schon zurecht. Außerdem werde ich mit dem Marshal reden, wenn er Robert abholt. Er ist ein ausgesprochen vernünftiger Mann und wird schon auf unseren Sohn Acht geben." versicherte William.

"So ungefähr kommt er mir manchmal auch vor. Du weißt genau, dass er nicht gerade viele Tugenden zu vermitteln hat. Wirklich nicht...ich finde, er ist kein gutes Vorbild." Joanna seufzte leise. "Das wird es sicherlich. Und ich habe Angst, dass er sich nicht zurecht findet. Ich sehe nicht ein, warum er nicht mit Richard gehen kann. Dann wäre er wenigstens in guten Händen während der Überfahrt. So kennt er niemanden.  Er wird sich fürchten.", bemerkte Joanna besorgt. Aber sie wusste, dass WIlliam sich nicht umstimmen lassen würde.
"Wenn du wenigstens meinst, dass der Marshal in Ordnung ist."

William schürzte ein wenig spöttisch die Lippen. "Eines wird er Robert ohne Zweifel beibringen können ... wie man sich am Hofe zu verhalten hat. Du kannst über Henry sagen was du willst, aber der junge König ist ausgesprochen darum bemüht die Etikette zu wahren. Auch wenn er sein höfisches Verhalten wahrlich manchmal auf die Spitze treibt." erwiderte William. "Joanna, er ist kein kleines Kind mehr. Er wird es schon schaffen. Du kannst ihn ja gerne noch einmal fragen, was er von der Sache hält, aber ich sage dir, er wird Feuer und Flamme sein."
William strich Joanna zärtlich über die Wange. "Er ist ein feiner Kerl, du wirst ihn in zwei Wochen ja kennen lernen. Glaub mir, du wirst ihn mögen." William gab ihr einen liebevollen Kuss und ließ seine Hand sanft über ihren Nacken streichen. "Robert wird bei ihm sicher aufgehoben sein."

"Das würde ich jetzt nicht so stehen lassen wollen, aber ich sage besser nichts mehr dazu. Du bist ja ohnehin fest entschlossen. Aber wenn du meinst, er kann dort etwas lernen. Vermutlich hast du Recht, er wird Feuer und Flamme sein. Zumindest anfangs."
Sie schmiegte sich an ihn und schloss die Augen für einen Moment.
"Na gut...wenn du denkst, ich werde ihn mögen. Meistens kannst du das ganz gut einschätzen. Dann hoffe ich, er wird sich um Robert kümmern."

 

William legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter und lächelte. Robert hatte den Vormittag auf der Wehrmauer verbracht, um als erster zu sehen, ob ihr Besuch endlich eintraf und war dann begeistert hinein gelaufen, um Bescheid zu geben als er Reiter am Horizont hatte ausmachen können. Nun wartete er ungeduldig neben seinem Vater als der kleine Tross in den Burghof geritten kam.
William musste sich ein spöttisches Grinsen verkneifen. Allein an seinem Gefolge erkannte man genau, wohin Henrys Gold nur zu gerne floss. Nicht nur der junge König selbst hatte eine Vorliebe für feine Stoffe, er war auch stets darauf aus, dass sich auch sein Gefolge immer gut präsentierte. Einen deutlicheren Kontrast zu der Einstellung seines Vaters hätte es wohl kaum geben können.
Als der Marshal sein Pferd zügelte und abstieg, wurde es sofort von einem Stallburschen in Empfang genommen, so dass der junge Mann sich William und Joanna zuwenden konnte.
"Mylord Cornwall." er verbeugte sich förmlich vor William und wandte sich dann Joanna zu, um ihr mit einem charmanten Lächeln einen Handkuss zu geben. "Mylady, ich freue mich sehr endlich mit Euch Bekanntschaft zu machen." erklärte er und erntete von William sanften Spott. "Die Freude liegt ganz auf unserer Seite, Messire Marshal. Allerdings hoffe ich doch sehr, dass Ihr mir meine Gemahlin nicht abspenstig machen wollt."

Joanna musterte den jungen Marshal unauffällig und musste zugeben, dass er sehr sympathisch wirkte. William hatte recht gehabt. Und sie hoffte, dass ihr Eindruck sich bestätigte. Zumindest aber entlockte ihr die Begrüßung ein Lächeln.
"Ich bin ebenfalls erfreut Euch kennenzulernen, schließlich hoffe ich, dass Ihr auf unseren Ältesten ein wachsames Auge habt. Aber ich glaube nicht, dass es Euch gelingen würde mich meinem Mann abspenstig zu machen, dazu hänge ich zu sehr an ihm. Ich hoffe, Eure Reise war angenehm?" Der Andere lachte leise.
"Das glaube ich sofort, bedauere es aber.", spottete er. "Aber wie wäre es, wenn Ihr mir meinen Reisebegleiter vorstellt?"

 

Robert sah seine Gelegenheit gekommen und trat vor den Mann, von dem sein Vater ihm erklärt hatte, es sei William Marshal, der Waffenlehrer und Hofmarschall des jungen Königs. Und der Mann, der ihn mit ihn die Normandie nehmen würde.
Robert kämpfte die Aufregung nieder und verbeugte sich formvollendet, genau so, wie er es gelernt hatte. "Ich bin Robert of Cornwall, Mylord." stellte er sich vor und straffte dann die Schultern als sein Gegenüber ihn aufmerksam musterte und locker grinste. "So so, es freut mich Euch kennen zu lernen. Allerdings kann ich mich noch nicht mit dem Titel eines Lords schmücken. Anders als Ihr, nicht wahr?" begrüßte der Marshal Robert freundlich, der über seinen Fehler hin am liebsten im Boden versunken wäre, sich jedoch bemühte sich nichts anmerken zu lassen.
Stattdessen nickte er nur zustimmend und war froh als sein Vater dann einschritt. "Wir sollten hinein gehen. Ihr seid sicher hungrig und wollt Euch ein wenig von der Reise erholen, nicht wahr?"