William und Joanna - ab 1171 bis 1172

Joanna bemerkte, dass Robert sich über seinen Fehler ärgerte und legte ihm federleicht die Hand auf die Schulter, um diese kurz aufmunternd zu drücken, ehe sie ihn wieder los ließ. In ihren Augen war das nun wirklich nicht schlimm gewesen, shließlich sollte er ja bei Henry noch einie Dinge lernen und solche Sachen gehörten dazu. Überrascht sah sie allerdings auf, als Marshal ablehnte.
"Einen Moment noch, Mylord, ich bitte Euch. Ich habe noch etwas zu überbringen. Ein Geschenk von meinem Herrn, um seinem neuen Knappen die Reise und die AUsbildung zu erleichtern.", erklärte er dann und gab einen Wink, woraufhin einer seiner Männer aus dem Hintergrund trat und ein großes, kastanienbraunes Schlachtross mit breiter Blesse an der Hand führte.

 

Robert sah kurz zu seiner Mutter und lächelte als sie ihm die Hand auf die Schulter legte, um ihn aufzumuntern. Im nächsten Augenblick wurde seine Aufmerksamkeit jedoch wieder auf die Worte ihres Gastes gelenkt und Roberts Augen weiteten sich ein wenig. "Ein Geschenk? Für mich?" fragte er ein wenig ungläubig, dann verschlug es ihm jedoch endgültig die Sprache als einer der Männer einen wunderschönen, kastanienbraunen Hengst nach vorne führte. Die breite Blesse schimmerte hell im Sonnenlicht und bei jedem Schritt konnte Robert die geschmeidigen Muskeln des Schlachtrosses genau beobachten.
Beinahe wäre ihm der Mund offen stehen geblieben. "Für mich?" fragte er noch einmal heiser und trat langsam auf das Pferd zu, um über die weichen Nüstern zu streichen. "So ist es, Mylord." erklärte William Marshal mit zufriedenem Lächeln. "Mein Herr hielt ihn nur für angemessen, um Euch zu zeigen, wie erfreut er darüber ist, Euch in seinem Gefolge begrüßen zu dürfen."
Robert vergaß in dem Moment alles um sich herum und ging mit großen Augen, um den Hengst herum, strich über das glatte Fell und prüfte Beine und Hufe, genau wie er es von seinem Vater gelernt hatte. Dann sah er freudestrahlend zu seinen Eltern hinüber. "Ist er nicht wundervoll?" fragte er ganz begeistert und begann das Pferd hinter den Ohren zu kraulen, als der Hengst den Kopf senkte.
William erstarrte als das Schlachtross nach vorne gebracht wurde. Im Gegensatz zu seinem Sohn war er alles andere als begeistert von diesem Geschenk. Ohne Zweifel, es war ein hervorragendes Tier, doch William hatte bereits einen jungen Hengst im Stall, den er Robert in ein oder zwei Jahren hatte schenken wollen. Er biss die Zähne aufeinander und musste sich zu einem Lächeln zwingen als sein Sohn ihn überglücklich ansah. "In der Tat. Ein ausgezeichnetes Pferd." erwiderte er und sah dann zu William Marshal hinüber. "Nun, wenn Ihr mir schon meine Frau nicht abspenstig machen könnt, so scheint es Euch bei meinem Sohn hingegen sehr gut zu gelingen. Ein überaus großzügiges Geschenk." bemerkte er und musste sich zwingen freundlich zu wirken als er zum Dank den Kopf ein wenig neigte.

Joanna betrachtete das Schlachtross einen Moment lang ungläubig und ließ den Blick dann zu William huschen. Er hatte immer davon geredet, dass er Robert sein erstes Schlachtross schenken wollte. Aus der eigenen Zucht. Und nun kam Henry ihm zuvor...das würde ihn hart treffen.
Unauffällig schob sie die Hand in seine und seufzte leise.
"Nimm es nicht so schwer...", flüsterte sie. Sie schenkte RObert ein aufmunterndes Lächeln. Er durfte sich ja ruhig freuen, er wusste ja von alledem nichts und es war in der Tat ein großzügiges Geschenk.
"Ein geschenk, das nicht von mir, sondern von König Henry kommt. Ich bin nur der Überbringer. Er legtgrößten Wert darauf, dass seine Leute gut ausgerüstet sind und das umfasst auch seinen Knappen. Und wie ich sehe, gefällt Euch Euer Geschenk, Mylord. Das freut mich."

 

Als Joanna ihre Hand in seine legte, schloss William die Finger um ihre und rang noch einen Moment um seine Fassung, ehe er sich wieder im Griff hatte. "Natürlich. Und den Überbringer macht man nicht für die Nachrichten verantwortlich, die er bringt." erwiderte William und dieses Mal wirkte sein Lächeln wieder deutlich freundlicher. Immerhin konnte William Marshal schließlich wirklich nichts für diesen Schlag, den er gerade erlitten hatte.
William drückte noch einmal Joannas Hand und gesellte sich dann zu seinem Sohn, um das Pferd genau in Augenschein zu nehmen. "Es ist wirklich etwas besonderes." versicherte er Robert, der unter den Worten seines Vaters noch einige Zentimeter zu wachsen schien vor stolz.
"Es gefällt mir sehr!" erwiderte Robert und verbeugte sich dankend vor dem Marshal. "Ich danke Euch, er ist wirklich ein wundervolles Pferd ... wie ist sein Name?" fragte Robert neugierig.

Joanna war froh, dass William sich wieder gefangen hatte und wenigstens so tat, als würde er sich für Robert freuen. Dabei wusste sie ganz genau, dass er das Pferd nun ganz besonders kritisch beäugen würde, um vielleicht einen kleinen Makel zu finden.
Joanna selbst hielt sich im Hintergrund und beobachtete lieber das Geschehen. Aber es war schön, dass Robert sich so freute.
"In der Tat. Wobei es hier ja glücklicherweise keine schlechte Nachricht ist, sondern ein schönes Geschenk in Form dieses prachtvollen Pferdes." Marshal lächelte leicht. "Bedankt Euch nicht bei mir, bedankt Euch bei Eurem neuen Herrn, Lord Robert. Sein Name ist Châtaignier."

 

William lag schon ein Kommentar zu dem Pferd auf der Zunge, doch er schluckte ihn hinunter, da er weder gerechtfertigt war, noch hätte er seinem Sohn einen Gefallen getan. 
Robert lächelte zufrieden. "Das werde ich, sobald ich vor ihm stehe." erklärte er entschlossen und strich dem Hengst über die Nase. "Châtaignier." murmelte er und wirkte überglücklich.
"Na gut, dann bring dein Geschenk mal in den Stall und komm dann hinein. Der Hengst wird sich sicher ebenso über Futter und Wasser freuen, wie wir alle. Du kannst ihn anschließend ja einmal satteln und ausprobieren." schlug William vor. 
"Gerne!" erwiderte Robert eifrig und ließ sich die Zügel seines Hengstes geben, um mit ihm in Richtung Stall zu verschwinden.

Joanna umarmte ihren Sohn noch ein letztes Mal und bemühte sich um Fassung. Sie wusste nicht, wie lange sie ihn nicht wiedersehen würde und das machte ihr zu schaffen, aber ändern konte sie es auch nicht. Sie konnte nur hoffen, dass er zurecht kam. "Wenn...wenn etwas sein sollte und du dich nicht wohl fühlst, schreib uns, ja? Dann kannst du auch wieder nach Hause..."
Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Isabella, die unbedingt zeigen wollte, dass sie gut erzogen war und ihre Familie repräsentieren konnte. Also hielt sie auf Marshal zu und machte einen formvollendeten Knicks.
"Messire Marshal? Ich habe etwas für Euch.", begann sie ein wenig schüchtern und überreichte ihm schließlich eine kleine Blume. "Zum Abschied und als Glücksbringer für die Reise.", erklärte sie und bemühte sich, nicht zu unsicher zu wirken, obwohl sie völlig verlegen war.

Robert erwiderte die Umarmung seiner Mutter und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. "Keine Sorge, Mama, es wird mir gut gehen. Und ich werde dir schreiben, sobald wir in der Normandie angekommen sind, damit du weißt wie es mir geht." erklärte er, bemüht darum seine Mutter zu beruhigen. Bei ihm selbst hatte ein leicht flaues Gefühl im Magen eingesetzt, doch die Freude über das neue Abenteuer, das ihm bevorstand überwog eindeutig. Während Robert sich nun seinem Vater zuwandte, um sich zu verabschieden, sah sich William Marshal mit einem Mal einer der Töchter seines Gastgebers gegenüber. 
Als das Mädchen ihm eine Blume überreichte, lächelte er dankbar und roch an der schönen Blüte. "Ah, sie ist herrlich. Ich danke Euch, Mylady." erwiderte er und gab ihr, ganz der formvollendete Höfling, einen Handkuss und verneigte sich vor ihr. "Ich werde Euer Geschenk immer in Ehren halten, Isabella." versprach er dem Mädchen.

Joanna nickte langsam und riss sich zusammen, schließlich wollte sie ihren Sohn ja nicht beschämen und es ihm noch schwerer machen. "Tu das, darüber werde ich mich sehr freuen. Und ich werde jeden Brief beantworten. Bleib einfach tapfer."
Es war für sie viel schwerer ihn gehen als Beatrice damals heiraten zu lassen. Beatrice hatte sie ja trotzdem um sich...
Isabella indes freute sich sehr darüber, dass Marshal sie so erwachsen behandelte und nicht wie ein Kind. Sie errötete, lächelte aber. "Das freut mich. Aber...woher wusstet Ihr, dass ich es bin und nicht meine Schwester? Die Wenigsten können Mary und mich nach so kurzer Zeit auseinander halten."

Als William sich von seinem Sohn verabschiedet hatte, trat er neben Joanna und legte einen Arm um ihre Hüfte. "Heute ist vielleicht ein ganz guter Tag, um sich mal wieder zu betrinken." murmelte William leise und beobachtete, wie sein Ältester in den Sattel seines Pferdes stieg und ließ den Blick dann zu seiner Tochter schweifen, die ihrem Gast zum Abschied eine Blume geschenkt hatte.
"Nun, Mylady ... ich habe es an Euren Augen erkannt." erklärte William Marshal lächelnd. "In Euren Augen liegt ein anderes Strahlen als in denen Eurer Schwester. Euch würde ich wohl auch erkennen, wenn es hunderte Eures Äußeren gäbe." Er verbeugte sich noch einmal und wandte sich dann ebenfalls seinem Pferd zu. "Ich werde gut auf Euer Geschenk aufpassen, junge Lady." wiederholte er noch einmal und sah dann zu Joanna hinüber. "Und Euren Sohn werde ich hüten wie meinen Augapfel, seid versichert, Mylady."

Joanna nickte langsam. "Da könntest du recht haben. Aber nur, wenn du mir auch etwas Wein abgibst, das könnte ich gebrauchen. Das hier ist viel schlimmer als der Gedanke gewesen ist, dass Beatrice heiratet.", erwiderte sie leise und folgte seinem Blick. "Ich glaube, Marshal hat jetzt eine Verehrerin.", mutmaßte sie mit einem flüchtigen Lächeln.
Isabella war nun erst recht die Röte in die Wangen geschossen, als er ihr dieses Kompliment machte. "Ich danke Euch.", murmelte sie verlegen. "Vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder. Lebt wohl, Messire."

William nickte langsam. "Ein wenig werde ich dir wohl abgeben können." erwiderte er mit gedämpfter Stimme und zwang sich dann zu einem aufmunternden Lächeln als Robert sich im Sattel noch einmal umdrehte, um ihnen zu zuwinken.
Dann bedachte er Joanna mit einem spöttischen Blick und grinste. "Warum nicht? Er wäre eine gute Partie." bemerkte er trocken.
William Marsahl ließ sein Pferd auf der Hinterhand wenden und nickte dann noch einmal freundlich. "Das hoffe ich doch, Mylady." erwiderte er charmant wie immer, ehe er sein Pferd neben seinen neuen Schutzbefohlenen lenkte, um dessen Heimat hinter sich zu lassen. 
William lag noch etwas auf der Zunge als der kleine Tross durch das Burgtor hinaus ritt, doch er schluckte es hinunter und redete sich ein, dass er diese Gedanken nachher besser wirklich im Wein ertränken sollte.

John seufzte leise, als er William in der Halle sitzen sah. Wenn er alleine herumsaß und sich betrank, hieß das nichts Gutes.
Er ging hinüber und ließ sich neben ihn auf die Bank sinken. "Wie sieht es aus, hast du einen Becher Wein für mich übrig? Dabei könntest du mir ja erzählen, was dich so bedrückt. Das hier sieht nämlich nicht so gut aus. Hast du wieder Streit mit Joanna?"
Allerdings konnte er sich noch etwas Anderes vorstellen.
"Oder ist es die Sache mit Robert?"

William hatte es vorgezogen seinen Worten Taten folgen zu lassen und saß nun bereits mit dem zweiten Weinkrug am Tisch und versuchte sich einzureden, dass alles nur halb so schlimm war und dass er richtig gehandelt hatte.
Als John sich neben ihm niederließ, griff William wortlos nach einem Becher und goss Wein hinein, um ihn an seinen Freund zu übergeben. Dann zog er es vor noch einen tiefen Schluck aus seinem eigenen Becher zu nehmen, ehe er geräuschvoll ausatmete. "Schlimm genug, dass er mir meinen Sohn nimmt, nun bringt er mich auch noch darum ihm sein erstes Schlachtross schenken zu können." brummte William mit etwas schwerer Zunge. 
Es kam ihm einfach nicht richtig vor, was geschehen war, aber er wusste auch genau, dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Doch ihm ging nicht aus dem Kopf, was Henry wohl mit dieser Sache bezwecken wollte ...

John trank einen Schluck Wein und genoss für einen kurzen Moment einfach das wohlschmeckende Aroma., während er William lauschte. Das war es also...das musste ihn ganz schön getroffen haben.
"Er nimmt dir doch deinen Sohn nicht. Er bildet ihn aus, verschafft ihm eine gute Zukunft. Das wolltest du doch, gestern hast du noch ganz anders geredet. Woher dieser Sinneswandel? Nur wegen diesem Schlachtross? Ich weiß, dass dich das enttäuscht hat, aber der Junge konnte das ja nicht ahnen. Und ich denke Henry will sich nur Roberts Treue versichern, ein wenig angeben, wenn du so willst. Es wird schon gut gehen, Robert ist ein cleverer Junge, er wird sich nicht mit Geschenken einlullen lassen. Mach dir keine Sorgen."
Er lächelte matt. "Du bist doch nicht etwa eifersüchtig."

"Du hast ja keine Ahnung." murmelte William verdrossen. "Ich habe so geredet, weil ich Joanna von dieser Sache überzeugen musste ... zu unserem aller Wohl." erwiderte er und nippte an seinem Wein. "Das war keine einfache Bitte, John. Wenn ich abgelehnt hätte ... ich habe ihm wie alle anderen auch einen Eid geschworen, er ist unser zukünftiger König. Ich kann es nicht riskieren, ihn gegen uns aufzubringen, besonders nicht in diesen unruhigen Zeiten." William fuhr ich mit der Hand über den Bart und seufzte schwer. "Vielleicht bin ich es ja ... und dann?" fragte er und sah seinen Freund nachdenklich an.
"Hinter dieser Sache steckt mehr als wir uns vorstellen können, John. Henry hat das nicht aus reiner Großzügigkeit getan, so viel ist sicher. Und ich will gar nicht an die Konsequenzen denken, die all das hat."

John legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Du fürchtest, Henry würde Robert als Druckmittel benutzen? Ich hoffe, du irrst dich. Aber Robert ist klug, er wird das schnell durchschauen, wenn er das tut. Und Richard und Beatrice werden ja auch in der Nähe sein um ein Auge auf ihn zu haben.", versuchte er William zu beruhigen.
"Hoffen wir das Beste. Wenn du dir jetzt allerdings so den Kopf zerbrichst, bringt das niemandem etwas und Robert am allerwenigsten. Du kannst ihm so nicht helfen. Also warte ab. Solange Henry die Füße still hält, gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Vielleicht solltest du dich einfach ein bisschen ablenken. Dir fällt schon was ein."

William schwieg eine Weile und zog es vor seinen Becher zügig zu leeren und sich noch einmal neu einzuschenken, ehe er John wieder ansah. "Wenn diese Auseinandersetzung eskaliert, John ... dann werde nicht nur ich auf dem Schlachtfeld stehen müssen, sondern auch mein Sohn. Und mein Schwiegersohn. Nur, dass diese beiden auf der anderen Seite stehen werden." erwiderte William mit belegter Stimme.
Er wollte lieber gar nicht daran denken ... "Henry weiß, dass ich nur schwerlich gegen Richard kämpfen könnte, aber dass es mir gegen Robert völlig unmöglich sein wird. Sein Vater wird allerdings von mir verlangen, dass ich meine Pflicht erfülle." William klang heiser und er war sich nicht sicher, ob es am vielen Wein lag oder nicht doch viel eher daran, dass er kurz davor war wahnsinnig zu werden.

John nickte. "Ja, ich weiß. Aber noch habe ich Hoffnung, dass die Vernunft siegt und Henry sich nicht gegen seinen Vater auflehnt. Wenn Henry seinen Söhnen endlich etwas Verantwortung zugestehen würde, kämen sie auch nicht auf solche Ideen. Ich bin nicht sicher, ob Richard sich auf die Seite seines Bruders stellen würde, denn das würde nur Streit mit Beatrice verursachen. Etwas, was er vermeiden will. Er wird Robert helfen, da bin ich sicher."
John legte William die Hand auf die Schulter.
"William, zerbrich dir nicht den Kopf, du kannst ohnehin nichts ändern. Es wird alles gut werden. Hast du vor Joanna von deinen Bedenken zu erzählen?"

"Henry ist stur wie ein Esel. Solange er am Leben ist, wird er nicht ein bisschen von seiner Macht abgeben ... was kein Problem wäre, wenn seine Söhne nicht ebenfalls so starrköpfig wären." erwiderte William düster. Zu Richard schwieg er sich jedoch lieber aus. Er wusste wie es in seinem Schwiegersohn aussah und er war sich keineswegs sicher, wie er sich im Ernstfall entscheiden würde.
William sah John verdutzt an und lachte dann trocken auf. "Bist du verrückt? Das kann ich ihr nicht sagen. Nicht solange davon noch nichts der Wahrheit entspricht. Sie bringt mich um, wenn sie erfährt, dass ich Robert zu Henry geschickt habe, obwohl ich mir Sorgen mache. Es war schon ein hartes Stück Arbeit sie überhaupt davon zu überzeugen."

"Ja, ich weiß. Leider ist er das und hat das auch vererbt. Er hätte ihnen keine solchen Versprechungen machen dürfen. Richard brennt darauf sich zu beweisen und ein eigenes Zuhause für seine kleine Familie zu haben. Henry sorgt dafür, dass er sich fühlt wie ein Versager und das macht ihn nur noch ungehaltener."
John konnte William durchaus verstehen. Joanna würde nicht gerade begeistert sein, aber dennoch..."Es ist allerdings auch keine Lösung es ihr zu verschweigen. Du weißt, dass sie es irgendwann mitbekommen wird. Später wird es nur noch schlimmer sein. Aber das ist deine Entscheidung. Wenn du denkst, es ist besser so, dann schweige."

"Und wer könnte ihn besser verstehen als ich?" brummte William und stürzte den nächsten Becher Wein hinunter. Er schwieg kurz, dann zuckte er mit den Schultern. "Vermutlich hast du recht, aber ich werde die passende Gelegenheit abwarten. Wenn es sich ergibt, spreche ich mit ihr darüber. Aber für heute Abend ..." er griff nach der Karaffe und hob sie in die Höhe, um John spöttisch zuzuprosten. "Heute Abend möchte ich tiefergehende Gespräche höchstens noch mit meinem Wein erörtern." 
Vielleicht sah William ja wirklich viel zu schwarz, aber trotzdem, er bekam Magenschmerzen, wenn er daran dachte, wohin all das sich entwickeln konnte. Keine Frage, die Argumente, die er Joanna gegenüber vorgebracht hatte, entsprachen der Wahrheit, aber seine Bedenken hatte er ihr nun einmal sorgfältig verschwiegen.

:Oxford:
Aubrey de Vere schüttelte den Kopf, ließ die Augen aber für einen Moment lang geschlossen. "Jungchen, ich mag alt sein und nicht mehr gut sehen, aber ich weiß, dass meine Stunde noch nicht um ist.", knurrte er leise, als ein Schatten auf ihn fiel.
Jeden Tag fieberte er der Zeit im Garten entgegen, ob es regnete oder schneite. Nachdem Cornwall damals keine klare Zeitangabe getätigt hatte, hatten die Wachen gemeint, eine Stunde müsse reichen. Alles Andere war sehr viel Aufwand.
Aubrey seufzte leise. Wenn sie es wirklich wollten, hatte er ohnehin nichts entgegen zu setzen. Oft genug fiel ihnen eine Ausrede ein, die er hinnehmen musste. Er hatte ohnehin schon mehr Glück als Verstand.
"Was ist nun?"

"Vielleicht würdet Ihr noch etwas besser sehen, wenn Ihr die Augen auch aufmacht, alter Mann." erwiderte William spöttisch und ließ sich neben Aubrey de Vere ins Gras sinken.
William atmete tief durch und lächelte. "Ich habe mich früher immer gefragt, wie es wohl ist, hier im Garten zu sitzen ... sagt mir, alter Mann, was meint Ihr dazu?" fuhr er dann mit spöttischer Stimme fort.
William war in Oxford gewesen und hatte auf dem Rückweg erneut am Tower Halt gemacht, um Aubrey de Vere zu besuchen und um sicher zu gehen, dass man seine Anweisungen hier auch wirklich befolgte.
"Sagt, senil seid Ihr aber noch nicht geworden, oder? Ich hoffe doch, dass Ihr mich noch erkennt, auch wenn es schon eine Weile her ist."

:Oxford:
Aubrey de Vere öffnete überrascht die Augen und wandte den Blick seinem Besucher zu. Er hatte nun wirklich nicht damit gerechnet, dass William ihn noch einmal aufsuchen würde und er war sich auch nicht ganz sicher, was er davon halten sollte. In jedem Fall war tat es gut mit jemandem sprechen zu können.
"Viel hilft das auch nicht mehr, mein Junge.", bemerkte er mit einem schiefen Lächeln. Er erkannte William natürlich, spätestens an seiner Stimme. "Wie es ist? Oh, ganz nett. Wenn man sonst nur innerhalb von vier Wänden eingesperrt ist Tag und Nacht, ist das hier das Paradies. Genügt das als Antwort? Wie indes könnte ich Euch nicht erkennen? Senil bin ich ganz sicher nicht geworden, auch wenn mich das manchmal selber wundert. Ich hatte allerdings nicht geglaubt, dass Ihr noch einmal herkommt. Was führt Euch denn in den Tower?"