William und Joanna ~ 1175

Mathilda

Mathilda musste sich zusammenreißen um nicht sofort aufzuspringen, als Owen zurückkehrte. Sie blieb sitzen und wartete, dass er zu ihr herüberkam. "Immerhin bist du jetzt da. Und mach dir keine Sorgen, wofür gibt es fähige Stewards? Wir finden jemanden, der dir ein bisschen helfen kann. Ich habe davon leider keine Ahnung.", sagte sie und erwiderte seinen Kuss, ehe sie aufstand.
"Mein Tag war schön und ich denke, deiner wird es auch noch werden." Sie konnte sich nun nicht mehr zurückhalten, die Neuigkeiten wollten unbedingt hinaus.
Sie schlang ihm mit einem glücklichen Lachen die Arme um den Hals und gab ihm einen langen Kuss. "Ich bin schwanger! Ist das nicht toll? Ich habe mit Constance gesprochen und sie meint, es ist nahezu sicher. Bald sind wir eine richtige kleine Familie."

 

Owen lachte leise. "Ach, wird er das?" fragte er amüsiert und legte ganz automatisch seine Hände an Mathildas Hüften als sie so schwungvoll die Arme um seinen Hals warf. Was kam denn jetzt? Owen war zugegebener Maßen etwas überrascht von ihrer Euphorie, wusste er doch nicht im geringsten, was sie so in Hochstimmung versetzte.
Dann erfuhr er es.
"Schwanger?" wiederholte er ohne nachzudenken und musste sich im nächsten Moment zusammen reißen, damit ihm nicht die Gesichtszüge entglitten. Völlig perplex konnte er Mathilda einfach nur stumm anstarren bis er realisierte, dass sie eigentlich viel mehr von ihm erwartete. "Schwanger." wiederholte er beinahe ungläubig und versuchte sich dann ein Lächeln abzuringen, was sich jedoch ausgesprochen schwierig gestaltete. "Das ist ja ... wundervoll." presste Owen die Worte mit Mühe hervor, während sein Herz zu rasen begann und er das Gefühl hatte, die Schweißperlen bereits auf der Stirn zu spüren. Ob sich so auch eine Panikattacke anbahnen konnte? In der Regel hatte er solche Zustände nur gekannt, wenn er aus seinen Albträumen erwacht war und nicht einfach so am helllichten Tage.
Und was Owen noch mehr quälte, war die Tatsache, dass Mathilda sich freute und darauf gehofft hatte, dass er es auch tun würde ... und nun konnte er es nicht. Stattdessen stand er einfach nur wie gelähmt da und versuchte zu begreifen, was das für ihn bedeutete.

Mathilda

Owens Reaktion fiel nun ganz und gar nicht so aus, wie sie sich das den ganzen Tag ausgemalt hatte. Ganz im Gegenteil. Das Lächeln verschwand abrupt von ihren Lippen.
"Du klingst aber nicht so, als würdest du dich freuen.", bemerkte sie geknickt und ein wenig beleidigt. Im Gegenteil, er war leichenblass und wirkte fast ein wenig panisch. "Das ist doch unser Kind. Du wirst Vater! Das ist doch etwas Schönes. Und du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."
Sie hatte von Anfang an eine eigene Familie mit Owen gewollt. Doch offenbar hatte er das anders gesehen. "Dir war doch klar, dass es wohl so kommen würde. Warum reagierst du denn jetzt so komisch?", fragte sie beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust.

 

Genau das hatte Owen befürchtet. Mathilda verstand ihn nicht und wie sollte sie auch? "Ich ... Mathilda, bitte." murmelte er und Owen wurde noch blasser, wenn das überhaupt möglich war. "Natürlich war mir das klar und ... ich ... ich weiß, dass es etwas schönes ist, aber ich brauche einfach ein wenig, um das zu begreifen." erwiderte er schleppend. "Es tut mir so Leid." murmelte er betroffen und sah zu Boden. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass er nicht so reagieren konnte, wie er es am liebsten gewollt hätte, nun machte er damit auch Mathilda unglücklich.
"Es ist für mich einfach noch so schwer zu begreifen." murmelte er. Sie wusste doch eigentlich, dass er schon von Anfang an Angst vor diesem Thema gehabt hatte, weshalb überraschte es sie dennoch so sehr, dass er nicht ebenfalls in Jubel ausbrach.

Mathiilda

"Ja, ja...ich dachte trotzdem, du würdest dich freuen. Ich dachte, mit dieser Möglichkeit hättest du dich inzwischen angefreundet." Sie drehte sich mit verschränkten Armen um und setzte sich erst einmal auf das Bett.
Dies hatte ein einzigartiger Moment für das junge Paar sein sollen. Sie hatte so geglaubt, er hätte längst eingesehen, dass eine eigene kleine Familie dazu gehörte.
"Schwer zu begreifen, ja...nur siehst du aus, als hättest du regelrecht Panik und das kann ich nicht verstehen. Es geht doch um unser Kind, wie kann es dir dabei schlecht gehen?"
Mathilda war schlichtweg enttäuscht.

 

Als Mathilda sich umdrehte, hätte sie ihm genauso gut eine Ohrfeige geben können. Oder mehrere. Alles in Owen zog sich zusammen und nun wusste er gar nicht mehr, wie er noch reagieren sollte.
"Angefreundet ... ich habe es ja versucht, aber es ist noch etwas ganz anderes darüber nachzudenken, dass es vielleicht irgendwann soweit ist und es dann plötzlich real und in greifbarer Nähe zu wissen." Owen schluckte und ging dann vor Mathilda auf die Knie und griff nach ihren Händen.
"Ich bin kein Mann, der Kinder haben sollte." murmelte er leise, schüttelte dann den Kopf um sich etwas zu korrigieren. "Ich war kein solcher Mann." versuchte Owen die richtigen Worte zu finden. "Mathilda, wenn man sein ganzes Leben damit verbringt sich zu schwören nie Kinder in die Welt zu setzen, damit es ihnen nicht so ergeht wie mir ... so etwas kann man nicht einfach abstellen. Ich zumindest nicht." Owen rang sichtlich mit sich. "Mathilda, es tut mir so Leid. Ich würde so gerne anders reagieren, ich würde mich so gerne mit dir freuen, aber ... ich habe einfach noch so viel Angst. Es ist so ungewohnt, diese Angst nicht mehr haben zu müssen ... bitte, Liebste, gib mir nur ein wenig Zeit." flehte er sie dann verzweifelt an.

Mathilda

"Natürlich ist es das. Aber du wusstest auch, dass es bald soweit sein könnte. Und jetzt ist es das ja auch." Sie sah ihn ruhig an, als er ihre Hände nahm und vor ihr auf die Knie ging. Es war ja nicht so, dass sie ihn gar nicht verstehen konnte, aber er hatte nun wochenlang Zeit gehabt sich an den Gedanken zu gewöhnen.
Sie öffnete gerade den Mund um zu widersprechen, als er sagte, er sollte keine Kinder haben, als er sich korrigierte und somit gerade noch einen Wutausbruch ihrerseits abwandte.
"Aber du weißt doch ganz genau, dass es ihnen nicht so ergehen wird wie dir! Unsere Kinder werden es gut haben und es wird ihnen an nichts fehlen.", erklärte sie entschlossen.
Auch wenn er sich entschuldigte, sie war trotzdem tief enttäuscht von seiner Reaktion. Sie hatte sich auf diesen Moment so gefreut. Gehofft, dass sie sich gemeinsam freuen konnten. Aber er...er schien sich nicht im Geringsten zu freuen. Das verletzte sie doch sehr...
"Dann nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich hatte einfach gehofft, dass du inzwischen soweit bist." Mit einem Mal musste sie fast mit den Tränen kämpfen. Wohl eine Auswirkung der Schwangerschaft, das hatte Constance ihr schon prophezeit.

 

Owen schloss verzweifelt die Augen und lehnte seine Stirn an Mathildas Knie. Warum musste er sie denn immer wieder so enttäuschen? Wieso konnte er ihr nicht einfach einmal gerecht werden?
Er schluckte schwer, brachte jedoch kein Wort hervor, hätte er doch auch ohnehin nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Er hatte das Gefühl, dass sich irgendetwas um sein Herz legte um sich langsam aber sicher zuschnürte. "Mathilda, es tut mir so Leid." flüsterte er schließlich und sah langsam wieder zu ihr auf. Seine Mund war trocken und seine Augen brannten, dennoch zwang er sich dazu sie anzusehen und weiter zu sprechen. "Bitte, Liebes, bitte, du musst mir vergeben. Es tut mir so Leid, dass ich dich immer wieder und wieder enttäusche ... ich wünschte, ich könnte es besser machen." Er hatte ja gewusst, dass er ihrer gar nicht würdig war, dass er ihr gar nicht geben konnte, was sie verdient hätte. Und dennoch war er so egoistisch gewesen und hatte sie geheiratet und nun enttäuschte er sie ein ums andere Mal.
"Ich ... ich bin sicher, dass du eine wundervolle Mutter wirst, aber ich habe solche Angst, dass ich kein guter Vater sein könnte." murmelte er und senkte wieder bedrückt den Blick.

Mathilda

Mathilda hätte am liebsten angefangen zu weinen. Sie wollte Owens Selbstbewusstsein doch nicht zerstören, sie wollte, dass er seine Angst verlor. Das konnte doch nicht so schwer sein! Warum musste er sich denn jetzt auch selber solche Vorwürfe machen? Er war doch ein Mann...
"Du bist manchmal so ein Dummkopf.", sagte sie leise. "Es gibt nichts zu vergeben. Du enttäuschst mich nicht. Deine Reaktion hat mich enttäuscht, weil ich sie mir den ganzen Tag anders ausgemalt hatte. Du musst einfach begreifen, dass dein altes Leben vorbei ist. Kinder sind etwas Schönes. Du musst nur deine ewigen Zweifel überwinden, dann kannst du es besser machen."
Mathilda ließ sich neben ihn auf den Boden sinken.
"Sei nicht albern. Du kommst mit Williams Kindern doch auch ausgezeichnet zurecht. Warum solltest du kein guter Vater sein?"

 

Owen spürte, wie bereits ein wenig seiner Anspannung bei Mathildas Worten von ihm abfielen. Als sie sich schließlich neben ihm auf den Boden setzte, zwang er sich zu einem Lächeln. "Ach Liebes ..." murmelte er und legte die Arme um sie.
"Ich komme mit ihnen aus, weil ich sie nach kurzer Zeit wieder abgebe ... aber für unsere Kinder werde ich ständig die Verantwortung tragen und ich ... hatte für solche Dinge nicht unbedingt das beste Vorbild." erwiderte er mit rauer Stimme.
Dann sah er Mathilda einen Moment lang schweigend an, ließ den Blick dann zu ihrem Bauch wandern und streckte etwas zögerlich die Hand aus, um sie darauf zu legen. "Schwanger ..." murmelte er leise. "Wir werden Eltern." Owen versuchte sich an einem Lächeln und gab Mathilda einen flüchtigen Kuss. "Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals Vater werden würde."

Mathilda

Mathilda lehnte den Kopf an seine Schulter. "Aber du bist ja auch nicht allein. Ich bin ja auch noch da und gerade am Anfang wird das Kleine viel schlafen. Du schaffst das schon. Gute Vorbilder hast du doch hier genug. Sieh dir John an, der ist ein wundervoller Vater und hat doch die selbe Ausgangssituation gehabt. Aber es wird gut werden."
Sie lächelte, als er die Hand endlich auf ihren Bauch legte und nickte. "Ja, das werden." Sanft legte sie ihre Hand auf seine. "Du hättest auch nie gedacht, dass du jemals heiraten würdest.", neckte sie liebevoll.
"Aber du musst dich darauf einstellen, dass ich...vielleicht ein bisschen launisch werde. Constance hat mich vorgewarnt."

 

"Ja, ich bin nicht allein." murmelte Owen und nickte langsam. "Ich verspreche, das ich mir Mühe geben werde." versicherte er Mathilda leise und musste dann kurz lachen. "In der Tat, das hätte ich nie gedacht. Und dann standest du mit einem Mal vor meiner Tür und im Nu war es um mich geschehen, noch ehe ich es überhaupt begriffen habe." erwiderte Owen und schmunzelte dann. "Habe ich dir eigentlich erzählt, dass John es schon vor mir wusste? Dass ich mich in dich verliebt habe."
Owen legte eine Hand an Mathildas Wange und lächelte. "Das ist in Ordnung, damit werde ich zurecht kommen." erwiderte er sanft und gab ihr einen Kuss, unendlich erleichtert, dass er sich aus der Starre hatte lösen können in die ihn seine Panik versetzt hatte und das er langsam beginnen konnte sich mit dem bevorstehenden Nachwuchs anzufreunden.

Mathilda

Mathilda nickte. "Mehr verlange ich doch gar nicht." Sie musste lachen. "Na offenbar habe ich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Aber wie kann es sein, dass John es wusste, bevor du dir darüber klar warst? War es bei dir so offensichtlich? Lass mich raten, er hat sich über dich amüsiert. Wahrscheinlich war das die Rache." Owen hatte ihr schließlich erzählt, dass John und er sich am Anfang nicht ganz so gut verstanden hatten.
"Das hoffe ich. Ich will dir nicht auf die Nerven gehen, aber ich befürchte, ich werde es nicht steuern können. Also falls ich dich mal anfahren sollte...ich meine es nicht so."
Schließlich wollte sie Owen nicht gleich wieder vergraulen, wo er sich doch gerade erst wirklich auf ihre Beziehung eingelassen hatte.

 

„Oh ja, den hast du in der Tat.“ erwiderte Owen und lächelte dann. „Scheinbar war es das. Er kam einmal zu mir, direkt nach dem wir beide eine Auseinandersetzung gehabt hatten … John war der festen Überzeugung, dass ich mehr für dich empfinde als er meinen Blick gesehen hat und – ja, natürlich hat er mich damit aufgezogen.“ Owen strich Mathilda über die dunklen Haare. „Ich bin nur so überglücklich, dass er Recht hatte. Und das du meine Gefühle ebenfalls erwidert hast.“ murmelte er dann.
Ein Leben ohne Mathilda war für Owen gar nicht mehr vorstellbar und das schon nach so kurzer Zeit.
„Keine Sorge, mich vergraulst du damit schon nicht so schnell.“ erwiderte er zärtlich. „Dich gebe ich auch mit Stimmungsschwankungen nie wieder her.“

Mathilda

"Allerdings glaube ich, John sieht oft mehr als andere Menschen. Er hat die Gabe Menschen zu durchschauen und ihnen den Spiegel vorzuhalten. Ich denke, das wird ihm und Anderen oft genug schon geholfen haben. Auch William..."
Sie lächelte und schloss die Augen. "Ich auch. Ich hatte gehofft, dass du deine Vergangenheit überwinden und dich für mich entscheiden kannst. Dass du alles für mich aufgegeben hast, bedeutet mir unendlich viel, weißt du das?"
Sie seufzte zufrieden und legte den Arm um seine Mitte, um sich noch enger an ihn schmiegen zu können.
"Dann ist es ja gut, dann brauche ich mir darum ja keine Sorgen zu machen..."

 

William sah auf als es an der Tür klopfte und warf Joanna einen Blick zu, die mit Elias und Sophie vor dem Kamin saß. Er hatte so eine Ahnung wer dort vor der Tür stand und bat den Besucher herein, auch wenn er es lieber nicht getan hätte.
Seine Vermutung bestätigte sich als Giovanni eintrat. Ganz offensichtlich war der Italiener mit Robert noch heute Morgen zu einer endgültigen Einigung gekommen und so wie er aussah, würde er nun - endlich - wieder aufbrechen wollen.
"Nun, Signore, was verschafft uns noch einmal die Ehre?" fragte William mit einem knappen Lächeln auf den Lippen, das allerdings keinen Zweifel daran ließ, dass er sich nicht über Giovannis Besuch freute.

Giovanni d'Arezzo

Giovanni hatte beschlossen Joanna noch einen Besuch abzustatten, denn nun, da der Pakt mit Cornwall geschlossen war, wollte er abreisen. Joanna hatte sich mit ihrem Mann versöhnt und so hielt ihn hier nichts mehr. Seine Laune sank allerdings noch weiter dem Nullpunkt entgegen, als ausgerechnet der Earl of Cornwall ihm öffnete. Schließlich schimmerte seine Nase von dessen Schlag immer noch in allen Farben.
"Nun, Mylord, ich bin mit Eurem Sohn zu einer Einigung gekommen und möchte gern in meine Heimat zurückkehren. Doch zuvor würde ich mich gern von Eurer Frau verabschieden.", bemerkte er ruhig. "Oder bedarf es dazu einer besonderen Erlaubnis von Euch?"
Was hätte er darum gegeben, wenn Joanna ihn begleitet hätte.

 

William nickte leicht. "Es freut mich, dass Ihr Euch mit meinem Sohn einigen konntet, Euer Wein ist in der Tat hervorragend." Und das meinte William dieses Mal wirklich aufrichtig. Auch wenn er dem Italiener nicht viel abgewinnen konnte, so war dessen Wein doch wahrlich mehr als ausgezeichnet und er freute sich jetzt bereits darauf regelmäßige Lieferungen davon aus Italien zu bekommen.
Dann zog William jedoch eine Augenbraue in die Höhe und legte die Feder zur Seite, mit der er gerade noch einen letzten Brief hatte schreiben wollen.
"Nicht direkt, aber ich empfehle Euch dennoch Acht zu geben, wo Ihr Eure Finger lasst, Signore." empfahl William ihm mit kühlem Lächeln.

Giovanni

Giovanni nickte ebenfalls. Von ihrem Wein war er absolut überzeugt und es wunderte ihn nicht, dass der Earl das ebenso sah. Die Qualität war überragend.
Doch was ihm gar nicht so behagte, war die unterschwellige Drohung des Earls, dass er ja seine Finger bei sich behalten sollte.
"Mylord, Ihr brauchte nicht so zu reden, als sei Eure Gemahlin nicht anwesend und glaubt mir, ich weiß sehr wohl, wohin ich meine Finger tun sollte und wohin nicht.", erklärte er provokant.
Er hasste es, sich Dinge sagen lassen zu müssen. Aber warum Joanna sich dazu nicht äußerte, verstand er auch nicht. Ob sie es noch nicht mitbekommen hatte, dass sie eine Meinungsverschiedenheit hatten?

 

William lächelte leicht. "Oh, ich rede keinesfalls so als wäre sie nicht da. Trotzdem wollte ich Euch gewarnt haben." Er zog eine Augenbraue in die Höhe und schüttelte dann leicht den Kopf. "Nun geht schon zu ihr. Wir wissen doch beide, dass Ihr nur deshalb hier sind und vor allem, dass wir beide froh sind, wenn wir uns nicht mehr direkt gegenüber stehen."
William machte eine unwillige Geste, um Giovanni zu bedeuten, dass er endlich gehen sollte und beugte sich dann wieder über seinen angefangenen Brief. Er wollte das hier schnell fertig bekommen, damit er danach Zeit für Joanna und die Kinder hatte.

 

Giovanni verneigte sich nur ein wenig spöttisch und trat dann an William vorbei, um zu Joanna zu kommen. Joanna erhob sich und sah ihn einfach an, wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Sie wusste, er hatte auf mehr gehofft, aber das konnte sie ihm nicht geben. Dazu liebte sie William zu sehr und das schon seit vielen Jahren. Das konnte sie nicht einfach wegwerfen.
"Giovanni...", begann sie leise und warf einen flüchtigen Blick zu William hinüber. Auch wenn er sich konzentrierte, er würde sie im Auge haben.
"Du reist also ab."

Giovanni d'Arezzo

Giovanni sah Joanna einen Moment lang an und nickte dann. "Meine Geschäfte hier sind zu einem positiven Abschluss gekommen und es gibt somit nichts mehr, was mich noch hier halten würde." erwiderte er und ließ dabei keinen Zweifel an der Doppeldeutigkeit seiner Worte als er Joanna ansah.
"Nun dann, ich wollte ich von Euch verabschieden, Contessa." Er ließ sich noch ein letztes Mal vor ihr auf das Knie sinken, ergriff ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. "Ich schätze mich glücklich, dass ich Eure Gastfreundschaft genießen durfte und mein Angebot steht nach wie vor - vielleicht kommt Ihr mich ja eines Tages einmal in Italien besuchen." erwiderte er und erhob sich, runzelte dann die Stirn als er kurz darauf ein verächtliches Schnauben vom Tisch her hörte, beschloss aber es zu ignorieren.
"Ich wünsche Euch alles gute für die Zukunft und das Ihr weiterhin glücklich sein werdet. Auf Wiedersehen, Belladonna." murmelte er und verneigte sich noch einmal.

 

Joanna nickte verstehend. Sie wusste genau, was er meinte. Er hatte sich ihre Nähe erhofft. "Und ich danke Euch für Eure Gesellschaft in den letzten Wochen. Ihr habt mich einige Dinge gelehrt. Zum Beispiel über Wein." Sie lächelte knapp.
"Ich wünsche Euch eine angenehme Heimreise, Giovanni. Und dass Ihr dort findet, was Ihr sucht. Ihr werdet die richtige Frau finden, da bin ich sicher."
Joanna seufzte leise, als William verächtlich schnaubte. "Vielleicht irgendwann, Giovanni..."
Kurzentschlossen umarmte sie ihn ein letztes Mal.
"Auf Wiedersehen, Signore."

Giovanni d'Arezzo   

"Es war mir eine Ehre." erwiderte Giovanni und lächelte dann knapp. "Hoffen wir, dass Ihr recht behaltet, Contessa." murmelte er und unterdrückte einen überraschten Laut als sie ihn umarmte. Kurz gestattete er sich die Umarmung zu erwidert. "Ich würde mich über einen Brief von Euch freuen, Contessa. Zu gerne würde ich Euch dann darauf antworten ... unter Freunden." murmelte er leise, ehe er sich von Joanna löste und sich noch einmal verneigte, ehe er sich zum Gehen wandte.
Auf Höhe des Earls blieb er pflichtbewusst noch einmal stehen und verneigte sich knapp. "Auf Wiedersehen, Mylord. Es war mir eine Ehre mit Eurem Sohn Geschäfte führen zu dürfen."
William nickte knapp und wartete dann bis die Tür hinter Giovanni ins Schloss gefallen war. Er seufzte leise, warf einen Blick auf den Brief und setzte eilig seine Unterschrift darunter, ehe er die Feder zur Seite legte und aufstand.
Er ging zu Joanna und den Kindern hinüber und zog seine Frau an sich. "Wenn du ihn tatsächlich irgendwann besuchen willst, nimmst du mich mit, ja? Nur zur Sicherheit, damit er keine Dummheiten macht ..." murmelte William und gab Joanna einen sanften Kuss.

 

"Ich werde Euch gern schreiben, Signore. Unter Freunden...", erwiderte Joanna mit seinem sanften Lächeln und wartete, bis Giovanni gegangen war.
William trat zur ihr und Joanna erwiderte seinen Kuss, schlang den Arm um seine Mitte. "Glaubst du, ich würde alleine nach Italien reisen, William? Natürlich nehme ich dich mit. Außerdem hoffe ich, dass er bis dahin eine Frau gefunden hat, die ihm geben kann, wonach er sich sehnt."
Sie seufzte.
"Aber bis dahin werde ich ihm einfach schreiben..."