William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

 

Joanna wartete schon eine Weile auf ihren Mann, allerdings vergeblich. Und so war sie irgendwann ins Bett gegangen um zu schlafen. Und nun, nun kam er nach hause. Sie schlief allerdings noch nicht und so setzte sie sich auf.
"Wo kommst du denn her? Ich warte schon so lange auf dich und deine Frau auch. Das ist nicht nett...eine Frau lässt man nicht warten.", erklärte sie missmutig.
"Wo warst du so lange, mein Lieber?"

 

William strich sich die Haare aus der Stirn und unterdrückte ein Seufzen. Natürlich war Joanna noch wach. Nach so vielen Jahren hätte es es eigentlich besser wissen müssen. Sie schlief selten ein solange er noch nicht da war und wenn doch, wurde sie spätestens dann wach, wenn er sich neben sie legte. "Ich war bei Henry." erwiderte er und schenkte Joanna ein entschuldigendes Lächelnd, ehe er sich die Stiefel von den Füßen zog. "Hätte ich geahnt, dass es so lange dauert, hätte ich dir Bescheid gegeben. Aber er brauchte mich heute Abend einfach, da konnte ich nicht eher gehen." entschuldigte William sich und gab Joanna einen langen Kuss, ehe sich sich vorsichtig aus seiner restlichen Kleidung schälte.

 

Joanna hob eine Augenbraue. "So, bei Henry....hat er sich endlich mal aufgerafft? Seine Kinder fragen immer mehr nach ihm, weil sie ihn immer nur kurz sehen. Lange kann ich sie nicht mehr mit Ausreden abspeisen. Er sollte sich mal an sein Versprechen Jane gegenüber erinnern."
Sie tat das schließlich auch und versuchte Jane so gut es ging zu ersetzen. Joanna beobachtete ihn genau und runzelte die Stirn.
"Was ist denn mit dir passiert? Du bewegst dich, als würde dir alles weh tun? Hast du dich mit Henry geprügelt?", fragte sie ein bisschen besänftigt nach seinem Kuss.

 

William schnitt eine Grimasse. "Sagen wir, ich habe ihm keine andere Wahl gelassen. Als ich zu ihm kam, hat er wieder einmal versucht seine Trauer im Wein zu ertränken, aber so kann es ja kaum weiter gehen ... also habe ich ihn quasi vor die Tür gezerrt."
William lachte und zog sich ein wenig umständlich das Hemd über den Kopf. "Nun, geprügelt nicht ganz ... wir haben trainiert." erwiderte William dann und befreite sich auch von seiner Hose und schlüpfte dann unter die Bettdecke. Er unterdrückte ein leises Stöhnen als er sich hinlegte und seufzte innerlich. Die Nacht würde wohl etwas unbequem werden, aber das war es wert gewesen.

 

Joanna nickte. "Wie so oft in letzter Zeit...er trinkt eindeutig zu viel. Er muss anfangen wieder zu leben und sich um seine Kinder zu kümmern. Sie haben doch schon ihre Mutter verloren. Es war sicher gut, dass du ihn vor die Tür gezerrt hast."
Sie kuschelte sich an ihn, als er zu ihr unter die Decke kam und seufzte leise. "Dass du es auch immer übertreiben musst. Wenn du nichts mehr gewohnt bist, mach doch nicht gleich so viel.
"Ich hoffe für dich, dass es Henry wenigstens genauso geht."

 

"Das tut er. Aber ich glaube, der heutige Abend hat ihm gut getan. Mit etwas Glück bin ich diesmal wirklich zu ihm durchgedrungen und es wird nun langsam besser." versuchte William optimistisch zu sein.
William schnaubte leise. "Nichts mehr gewohnt, was soll das denn heißen?" protestierte er empört. "Nur weil Henry anfangs wie ein verrückter auf mich los ist, heißt das doch nicht, dass ich nichts mehr gewohnt bin." maulte William, legte aber dennoch die Arme um Joanna als sie sich an ihn kuschelte. "Oh, davon gehe ich mal stark aus. So leicht habe ich ihn nicht davon kommen lassen."

 

Joanna nickte. "Nun, dann lass uns einmal abwarten,ob es sich wirklich so gut weiterentwickelt." Sie lachte leise und küsste ihn auf die Wange.
"Lass mich dich doch ein bisschen ärgern. Ich habe schließlich lange genug auf dich gewartet.", erklärte sie.
Sehr gut. Dann erinnert Henry sich daran, dass es auch noch andere Dinge im leben gibt als seine Trauer und seinen Schmerz. Hoffen wir, er fängt sich wieder. Dann könnten wir auch bald wieder nach Cornwall, wenn er sich um seine Kinder kümmert."

 

William schnitt eine Grimasse. "Aber du hast ja für einen guten Zweck auf mich gewartet." erwiderte er und gab Joanna einen Kuss. "Nun, wir werden sehen. Es mag möglicherweise noch etwas dauern bis wir zurück nach Cornwall können, ich will ihn nicht vorschnell alleine lassen. Dann fällt er vermutlich gleich wieder in ein tiefes Loch zurück." William wusste immerhin aus eigener Erfahrung, wie schnell so etwas gehen konnte.
Sachte strich er Joanna über den Rücken und küsste sie zärtlich. "Aber genug davon. Erst einmal müssen wir schauen, was der morgige Tag bringt.

Henry lief unruhig in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Er hatte nach William schicken lassen, um mit ihm über ein paar Dinge zu sprechen, die ihm Sorgen bereiteten. Inzwischen hatte er wieder ein wenig mehr zu alter Form zurück gefunden und kümmerte sich auch wieder mehr um seine Kinder.
Doch vor allem in der Nacht kehrte die Einsamkeit zurück und dann vermisste er Jane wieder wie am ersten Tag.
Doch jetzt gerade konnte er sich mit den Problemen ablenken, die sich vor ihm als König so auftaten. Das war vermutlich auch besser so...

 

William war dem Diener nur sehr unwillig gefolgt als dieser an seine Tür geklopft und gesagt hatte, dass Henry ihn dringend sprechen wollte. William hatte den Vormittag mit seinem Cousin verbracht und hatte den Rest des Nachmittags nun eigentlich nutzen wollen, um mit Joanna und den Kindern Zeit zu verbringen, aber das sollte nun wohl doch erst einmal nichts werden.
Er betracht Henrys Arbeitszimmer und verneigte sich knapp. "Womit kann ich dienen, Majestät?" fragte er ein wenig reserviert, während der Diener die Tür hinter ihm schloss. William konnte Henry schon ansehen, dass irgendetwas vorgefallen war ... das würde sicher Ärger geben.

Henry sah auf, als William endlich eintrat. Kaum hatte sich der Diener zurückgezogen, seufzte er- "Tut mir leid, dass ich dich nochmal herbestellen muss. Aber wir haben ein Problem...besser gesagt habe ich ein Problem. Offenbar ist jemand darauf gekommen, dass Lionel Männer bevorzugt. Derjenige schnüffelt hier herum und hat wohl irgendeine entsprechende Schrift gefunden. Du weißt, was passiert, wenn solche Gerüchte laut werden, dass ich solche Priester bei mir beschäftige."
Das konnte er sich wirklich nicht leichten. Aber er wollte auch Lionel nicht einfach auf die Straße setzen, der schon Jahre für ihn arbeitete.

 

William konnte nicht verhindern, dass sich seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen verzogen. "War ja klar, dass der Dummkopf sich damit irgendwann in Schwierigkeiten bringen würde." bemerkte er abfällig und zog dann eine Augenbraue in die Höhe. "Na und? Dann setzt ihn vor die Tür. So einen Mann wie Lionel solltest du ohnehin nicht beschäftigen, da geschieht es ihm nur Recht, wenn er auch für seine Fehler bezahlen muss."
William schob die Hände in die Taschen und zuckte mit den Achseln. "Ich sehe das Problem nicht. Schick ihn weg und du bist ganz offiziell aus allen Problemen heraus."

Henry hob eine Augenbraue. "Du wusstest davon? Das ist nicht dein Ernst! Wie konntest du mir das verschweigen?!", brauste er auf. "Hätte ich das früher gewusst, hätte ich das Problem jetzt nicht."
Er verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich kann ihn nicht nach so vielen Jahren einfach vor die Tür setzen. Er findet doch nie wieder eine Stelle. Und deshalb und weil du an der Situation mit Schuld bist, wirst du ihn mitnehmen nach Cornwall. Du brauchst einen Priester und ich muss meinen von der Bildfläche verschwinden lassen. Also..."

 

William atmete geräuschvoll aus. "Ja, ich wusste davon. Aber wir hatten eine Vereinbarung, dass ich es für mich behalte, sofern er mir keinen Ärger mehr macht. Ich habe ihm mein Wort gegeben. Außerdem hätte das doch überhaupt nichts geändert, wenn ich es dir erzählt hätte."
Im nächsten Augenblick weiteten sich Williams Augen ungläubig. "Kommt gar nicht in Frage!" begehrte er dann wütend auf. "Ich werde diesen Stümper sicher nicht mitnehmen! Du weißt, wie wir zueinander stehen, das geht nie im Leben gut. Außerdem will ich nicht die Probleme mit ihm aufgehalst bekommen, die du gerade los werden willst!"

"Du hättest es mir trotzdem sagen müssen! Jetzt habe ich den Ärger! Was fällt dir denn ein mir so in den Rücken zu fallen, William?"
Henry sah seinen Cousin ernst an und seine Augen funkelten spöttisch. "Doch. Du wirst ihn mitnehmen. Am Königshof ist er so nicht tragbar. Aber in Cornwall ist es egal...oder glaubst du, ich wüsste nicht, dass dein Owen mal ziemlichen Ärger mit der Kirche hatte? Glaubst du, ich überließe Devon jemandem, über den ich gar nichts weiß?"
Henry schüttelte den Kopf. "Nimm ihn mit und wir sind quitt."

 

"Ich bin dir nicht in den Rücken gefallen." grollte William. "In Cornwall ist es nicht egal! Ich -" William stockte und starrte Henry einen Moment lang an. "Ich weiß nicht, wovon du redest." schnappte er dann verärgert.
William schob die Hände in seine Hosentaschen und bedachte Henry mit einem missmutigen Blick. Das lief so gar nicht, wie er sich das vorgestellt hatte. Er sollte Lionel mitnehmen? Das war doch absurd. John würde auf die Barrikaden gehen, wenn er das erfuhr ... und was Joanna mit ihm anstellte, wollte William sich lieber gar nicht ausmalen. "Er wird nicht mit nach Cornwall kommen wollen." warf William schließlich noch ein.

"Bist du sehr wohl. So etwas Wichtiges wie das hättest du mir über jemanden, der hier angestellt ist, sagen müssen, wenn du es weißt. Wozu bist du mein Lordkanzler?"
Henry hob die Augenbrauen. "Ach...du weißt es nicht? Natürlich weißt du, dass dieser Owen der Sohn eines Priesters ist, der auf dem Scheiterhaufen den Tod fand. Das hättest du mir eigentlich auch sagen müssen, wo du schon deinen Segen zu dieser Hochzeit gegeben hast.", fuhr er fort.
"Also wirst du ihn mitnehmen und wir sind quitt. Oh glaub mir, William, wenn ich mit ihm fertig bin, wird er darum betteln, mit dir nach Cornwall gehen zu dürfen."

 

"Ich hätte es dir gesagt, wenn es wichtig geworden wäre, sei versichert. Darin liegt doch auch meine Aufgabe, nicht wahr? Das ich dir Dinge weiterleite, die wichtig sind und mich um die unwichtigeren selber kümmere." erwiderte William.
Dann knirschte er missmutig mit den Zähnen. "Ich kann das nicht alleine entscheiden." entgegnete William missmutig. Immerhin würde Lionel seinen gesamten Haushalt auf den Kopf stellen ... das war nichts womit nur er sich arrangieren musste.

"Das ist deine Aufgabe. Aber ich bin der Meinung, es ist jetzt schon wichtig geworden. Du siehst das offenbar etwas anders.", seufzte Henry leise.
Er musterte William zufrieden und nickte dann. "Gut. Kläre deine Dinge, rede mit deiner Frau und dann nimmst du ihn mit. Ich kläre ihn bis dahin darüber auf, sodass er auch willens ist dich zu begleiten. Ich sage ihm, er soll langsam seine Sachen packen. So lange wirst du nicht mehr bleiben, was?"
Und er war ausgesprochen froh eine solche Lösung für das so lästige Problem gefunden zu haben. So wurde er Lionel ohne Aufsehen los.

 

William starrte Henry verärgert an. "Ich habe noch nicht zugestimmt!" knurrte er verärgert und verschränkte die Arme vor der Brust. Er konnte nicht glauben, dass Henry ihm tatsächlich diesen unfähigen Priester aufs Auge drückte.
William legte die Stirn in Falten und sah Henry herausfordernd an. "Ich werde mit Joanna sprechen, aber ich kann nicht garantieren, dass sie einwilligt. Und ich werde ihn nicht mitnehmen, wenn sie nicht zustimmt! Das ist dann dein Problem." Dann zog er eine Augenbraue in die Höhe. "Allerdings werde ich nur unter einer Bedingung mit ihr über Lionel sprechen ..." wandte er dann ein.

"Nein, aber das wirst du.", erklärte Henry grinsend. "Du willst doch nicht, dass ich mit den ganzen Problemen alleine bin. In Cornwall ist er schön abseits von allem."
Er nickte. "Dann rede mit Joanna und setz ein bisschen deinen Charme ein. Du konntest sie bisher noch von allem überzeugen."
Henry verschränkte die Arme und hob ebenfalls eine Augenbraue.
"Ach? Und dir wäre?"

 

William seufzte leise. Das schlimmste an der Sache war, dass Henry recht hatte, er würde wohl oder übel zustimmen müssen. Wie er jedoch Joanna davon überzeugen sollte, war ihm ein Rätsel.
Dann musste William kurz lächeln und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du weißt, dass meine Mutter viel für Aubrey de Vere übrig hat ... die beiden wollen heiraten. Gib ihnen deine Zustimmung und ich werde Lionel mitnehmen." erwiderte William. So fühlte es sich gleich ein klein wenig besser an ... nun hatte er immerhin etwas zum verhandeln.

Henrys Augen weiteten sich überrascht. "Du willst bitte was?", fragte er schockiert. "Du willst, dass Aubrey de Vere deine Mutter heiratet? Du willst ernsthaft, dass dieser Kerl dein Stiefvater wird? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du kannst dem Bastard doch nicht solchen Einfluss geben!", protestierte Henry heftig.
"Was ist denn auf einmal in dich gefahren?"
Das ging auf gar keinen Fall. Dass de Vere noch einmal irgendwie an Einfluss kam, konnte er nicht zulassen. "Der Mann ist ein Verräter."

 

"Glaub mir, ich muss ihn nicht zum Stiefvater haben, aber ich weiß, wie viel meiner Mutter daran liegt." gab William zurück und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ja, er ist ein Verräter und dennoch hast du ihn am Leben gelassen." erinnerte er seinen Cousin dann. "Henry, was soll der Kerl denn schon für Einfluss dadurch gewinnen, dass er eine alte Frau heiratet, die Jahre lang im Kloster gelebt hat und deren Einfluss darin besteht dem ehemaligen Earl of Cornwall drei Kinder geschenkt zu haben? Ich bitte dich ... Cornwall und alles was damit einher geht, ist fest in meiner Hand. Das einzige, was de Vere dadurch gewinnt, ist das Recht sich öffentlich mit meiner Mutter zu zeigen."

Henry knirschte mit den Zähnen. "Das ausgerechnet du mich darum bittest. Der Mann ist daran Schuld, dass du ewig bei Louis gesessen hast. Und jetzt willst du ihn zu einem Teil deiner Familie machen? Du bist wirklich verrückt..."
Henry schüttelte den Kopf. "Ich verstehe dich wirklich nicht, William." Er biss sich auf die Unterlippe. Ob es das wert war? Lionel los zu werden?
"Na gut. Aber beschwer dich nachher nicht. Und sorg dafür, dass Joanna zustimmt."