William und Joanna ~ 1178

 

"Welch erbauliche Erkenntnis, mein liebster Ehemann." Joanna lachte auf und legte die Hände auf seine Brust, ehe sie langsam begann sich zu bewegen, auch wenn er sie hinabzog um sie zu küssen. Lange erwiderte sie den Kuss, voller Leidenschaft, ehe sie sich wieder aufrichtete.
"Ach tatsächlich? Nun, dann solltest du dir auch Mühe geben. Bring mich dazu, deinen Namen zu stöhnen, mein Liebster."
Aber sie war zuversichtlich, dass ihm das leicht gelingen würde. Jetzt, wo der erste Schritt getan war, sehnte sie sich nach mehr.
"Ich will dich..."

 

Williams Brustkorb hob und senkte sich noch immer heftig, doch das Glücksgefühl, das sich bereits eingestellt hatte, war unbeschreiblich. Er legte die Arme um Joanna und zog sie eng an sich, küsste sie sachte noch einmal auf die Lippen und lächelte träge. "Ich könnte fast bedauern, dass ich nun nur noch wenig Schlaf vor mir habe, aber wir haben die Nacht einfach viel zu gut genutzt." murmelte er und hauchte einen weiteren Kuss auf ihre roten Lippen.
Dann vergrub er das Gesicht an ihrem Hals und schloss die Augen. Lange hatte er sich nicht mehr so entspannt und zufrieden gefühlt. Vergessen war die Anspannung der letzten Wochen, der Ärger, der ihm mit Edward noch ins Haus stand ... all das war unwichtig.
"Wie gut, dass wir einen so nachsichtigen Beichtvater haben." lachte er dann leise. "Wenn wir ihm das alles erklären müssten, müssten wir vermutlich bis nach Jerusalem pilgern, um unsere Sünden zu tilgen." feixte William ausgelassen.

 

Joanna schmiegte sich ebenfalls rasch atmend an ihren Mann und lächelte zufrieden. "Da hast du wirklich recht. Ausgesprochen gut genutzt. Aber es wird sicher niemandem auffallen, wenn wir ein Stündchen länger liegen bleiben als sonst. Ich denke, das haben wir uns verdient.", erwiderte sie und strich ihm eine Strähne aus der Stirn.
Schließlich musste auch Joanna lachen. "Oh ja, da hast du wahrlich recht. Wie gut, dass unser Beichtvater sich moralische Vorhaltungen gar nicht leisten kann, weil er selbst ganz und gar nicht nach den Regeln der Kirche lebt."
Aber Lionel war aufgeblüht, seit Cedric bei ihnen lebte und arbeitete. Joanna hatte sich mit dem Gedanken angefreundet und die Beiden waren wirklich äußerst diskret.

 

"Mehr als verdient, meine Schöne. Mehr als verdient." stimmte er lächelnd zu. "Die Frage ist nur, ob das unser kleiner Will auch so sieht oder ob er uns zeitig aus dem Bett holt." bemerkte er mit einem Blick auf die Tür, die nach nebenan führte, wo ihr Jüngster friedlich in seinem kleinen Bettchen schlief.
William grinste. "Er hat sich letztlich nun doch als ganz praktisch erwiesen, ganz gleich wie dagegen ich anfangs war." stellte William fest, der zwar längst nicht in großer Freundschaft zu Lionel entbrannt war, den Geistlichen allerdings schätzen gelernt hatte seit dieser hier war und sich wirklich bemühte. Besonders seit William Entgegenkommen gezeigt hatte als Lionels Beziehung zu Cedric deutlich geworden war, hatten Lionel und er endgültig stillschweigend einen Frieden abgeschlossen.

Julia

Julia hatte lange gebraucht, bis sie wieder völlig auf den Beinen war. Aber jetzt ging es ihr wieder ganz gut und was auch immer der Earl zu Tom gesagt hatte, es hatte zumindest für ein paar Tage gefruchtet und er behandelte sie besser.
Doch Julia wusste, dass sie all das nur Edward zu verdanken hatte. Sie vermisste seine Gesellschaft und sie wollte sich bedanken. Vor allem war ihr aber klar geworden, dass er ihr bei Weitem nicht so gleichgültig war, wie sie vorgab.
Also hatte sie die Gelegenheit genutzt, da Tom unterwegs war, um ihn zu suchen. Eine der Wachen schickte sie zum Stall und Julia musste lächeln. Wie früher...da war Edward auch immer bei seinen Pferden gewesen.
Im Stallgebäude war er allerdings nirgendwo zu sehen, vielleicht auf dem Heuboden?

 

Seit Edward in seiner Sorge um Julia in das Wirtshaus eingedrungen war, hatte er sie nicht wieder zu Gesicht bekommen, da er sich fürs Erste vom Wirtshaus sorgfältig fern halten musste. Von John hatte er jedoch erfahren, dass sowohl Julia als auch die kleine Aliz alles gut überstanden hatten und Julia wieder auf den Beinen war.
Edward hatte gehofft, dass sie ihm wenigstens eine Nachricht zukommen lassen würde, doch bisher hatte er nichts weiter von ihr gehört oder gesehen - ein Umstand, der ihn zutiefst enttäuscht hatte. Er wusste, dass sein Vater Tom ins Gewissen geredet hatte und nun gab es nur zwei Möglichkeiten: entweder Julia war zufrieden mit der Entwicklung und Tom behandelte sie besser oder es war alles beim Alten und sie legte dennoch keinen Wert auf ihn. So oder so, es war eine schmerzhafte Erkenntnis, hatte Edward sich doch deutlich mehr erhofft.
Die Enttäuschung darüber hatte nun auch dafür gesorgt, dass er seine Vorsätze über Bord geworfen hatte, wozu sollte er enthaltsam leben, wenn die Frau, die er wollte ohnehin kein Interesse an ihm hatte? Und so suchte er auch heute Abend ein wenig Ablenkung in den Armen einer Anderen.
Im Gegensatz zu früher, zog er es jetzt jedoch vor sich einfach eine Dirne zu nehmen - das Verhältnis war klar abgegrenzt, sie bekam nachher ihr Silber und er hatte Ruhe. Die Sache mit Evie und Hanna hatte ihn einiges geleert.
Heute hatte er sich eine blonde Schönheit ausgesucht, die er kurzer Hand mit auf den Heuboden genommen hatte, hier würden sie wenigstens ihre Ruhe haben. Edward hatte die Hände gerade unter ihr Kleid geschoben und strich genüsslich über ihre vollen Brüste, während sie damit beschäftigt war sein Hemd aus der Hose zu ziehen, um diese dann langsam zu öffnen.

Julia

Julia atmete noch einmal tief durch, um sich zu sammeln. Das hier kostete sie viel Mut, denn eigentlich durfte sie nicht hier sein. Wenn Tom das herausfand, war alles vorbei. Aber sie wollte Edward so gerne sehen...heute hatte sie endlich die Kinder einmal bei der Nachbarin unterbringen können.
Vorsichtig erklomm sie die Leiter zum Heuboden und streckte gerade den Kopf durch die Luke. "Edward?", fragte sie vorsichtig und ein bisschen unsicher, dann hob sie den Blick und erstarrte.
Edward war da, aber er war nicht allein. Im Gegenteil, er vergnügte sich gerade mit einer vollbusigen blonden Frau, die viel zu grell geschminkt war.
Julia musste heftig schlucken und kämpfte die Tränen zurück, als sie wortlos wieder abwärts kletterte, um den Stall so schnell wie möglich zu verlassen. Sie war schon wieder auf ihn herein gefallen! Lernte sie denn niemals dazu? Edwards Liebesschwüre waren schon damals eine Lüge gewesen...

 

Edward hörte seinen Namen und erkannte die Stimme noch bevor er den Kopf gedreht hatte und Julia entdeckte. "Julia?" Er starrte sie überrascht an und für einen Sekundenbruchteil begegnete er ihrem Blick, dann verschwand sie jedoch schon wieder nach unten.
"Verdammter Mist!" fluchte Edward und wälzte sich von der Dirne herunter, die ihm noch vor einem Augenblick verlockend vorgekommen war, jetzt jedoch schlagartig jeden Reiz verloren hatte.
Fluchend kam er auf die Beine, schürte sich die Hose eilig zu und rannte hinüber zur Leiter, um eilig hinunter zu klettern, die Verwünschungen der Dirne, die nun ohne ein Einkommen zurück blieb, ignorierend.
Edward hastete aus dem Stall und sah Julia, die das Burgtor zielstrebig ansteuerte. "Julia! Warte!"
Er rannte los und hatte sie im Nu eingeholt, griff nach ihrem Arm und zog sie herum. "So warte doch, ich bitte dich."
Unglaublich, dass sie ausgerechnet jetzt hatte kommen müssen. Gott schien es Spaß zu machen ihm das Leben in dieser Beziehung unglaublich schwer zu machen.

Julia

Als sie alleine durch die aufkommende Dämmerung hastete, flossen die Tränen doch noch. Sie hatte geglaubt, Edward meine es diesmal ernst. Aber es war wohl doch wieder nur der Reiz des Verbotenen gewesen. Wieder fühlte sie sich so furchtbar benutzt, zurückversetzt in die Zeit, als sie noch an die große Liebe geglaubt hatte. Wie konnte sie nur so furchtbar naiv sein und glauben, irgendetwas hätte sie geändert? Dass Edward vielleicht begriffen hätte?
Sie hörte seine Schritte und beschleunigte die ihren, da packte er sie am Arm. Wütend machte sie sich von ihm los. "Lass mich in Ruhe, Edward! Was willst du noch? Geh zurück zu deinem Zeitvertreib und lass mich zufrieden! Ich bin so dämlich, wie konnte ich nur nochmal auf dich herein fallen? Ich dachte wirklich, du hättest dich geändert."

 

Edward ließ sie umgehend los als Julia versuchte sich zu befreien, trat ihr jedoch vorsichtshalber in den Weg, damit sie nicht gleich wieder davon lief.
"Julia, bitte du verstehst nicht -" begann er, doch da schimpfte sie schon los. Es schmerzte so, sie mit Tränen in den Augen vor sich zu sehen und wenngleich er eigentlich ja nichts verwerfliches getan hatte, regte sich sein Schuldgefühl.
"Julia, das habe ich! Ich habe mich geändert!" versuchte er es dann erneut. "Bitte, du musst mich das erklären lassen. Sie ist bedeutungslos, eine Dirne ... ich ... Julia, bitte. Das ändert nichts an meinen Gefühlen zu dir, ich habe die Wahrheit gesagt! Ich liebe dich. Aber du, du hast mir doch zu verstehen gegeben, dass du nichts von mir wissen willst und auch jetzt hast du dich nicht gemeldet gehabt. Was sollte ich den tun?" Edward biss sich auf die Unterlippe. Er konnte doch nicht leben wie ein Mönch, nur weil die vage Hoffnung bestand, dass sie doch zu ihm kam!?

Julia

Julia verschränkte die Arme vor der Brust und hielt sich davon ab ihn zu ohrfeigen. Sie durfte nicht vergessen, wer er war. "Natürlich habe ich dir das zu verstehen gegeben! Du kannst mich nicht entehren, mich dann verlassen und nach drei Jahren glauben, alles wäre auf einmal wieder gut! Abgesehen davon bin ich verheiratet! Was glaubst du, was er mit mir macht, wenn er herausfindet, dass ich hier bin? Ich konnte mich nicht melden. Tom hat mich kaum aus den Augen gelassen und du weißt, wie schnell sich Dinge im Dorf verbreiten. Außerdem habe ich Kinder, die ich nicht einfach allein lassen kann. Was erwartest du denn? Ich wollte zu dir kommen, aber ich habe mich vorher nicht getraut! Und dann komme ich und sehe dich mit dieser Frau... was soll ich da denn denken?"

 

Edward knirschte mit den Zähnen und schluckte die Bemerkung hinunter, dass sie es doch beide gewollt hatten. Immer klang es so, als wäre er der böse Übeltäter, dabei hatte er Julia doch zu nichts gezwungen.
"Du hättest John etwas sagen können. Egal was und wenn es nur eine kurze Nachricht gewesen wäre, er hätte sie weitergeleitet an mich." gab Edward zu bedenken.
Er sah Julia fest ins Gesicht und zwang sich zu einer Frage, deren Antwort er eventuell gar nicht hören wollte. "Warum bist du dann hier? Warum bist du gekommen, wenn all diese Dinge so sind und du eigentlich nichts mit mir zu tun haben willst?" fragte er mit gedämpfter Stimme.
Dann fuhr Edward sich mit der Hand durch die roten Locken. "Sie ist bedeutungslos, Julia. Aber ich bin kein Heiliger und wie ein Mönch zu leben, wenn ich denken muss, dass du nicht einmal mit mir reden willst ... das kann ich einfach nicht." gestand er dann offen und ehrlich in der Hoffnung, dass sie ein Einsehen haben würde.

Julia

Julia seufzte tief und schüttelte den Kopf. "Tom war immer dabei, wenn John kam. Er lässt mich nicht aus den Augen, wenn Besuch da ist, egal, wer es ist. Ich weiß nicht, ob er mir nicht über den Weg traut...." Sie schaute Edward an und verstand sich selbst nicht. Warum nur hatte sie nachgeben und kommen müssen? Warum musste sie Edward nur immer alles verzeihen?
"Ich...ich...ich bin hier, weil ich mich bei dir bedanken wollte und weil ich mir eingestehen musste, das sich dich vermisse. Ich weiß, dass du nicht wie ein Mönch leben kannst, aber gerade jetzt dachte ich, du hättest ein bisschen mehr Vertrauen zu mir."
Sie schlug die Augen nieder. "Es ist nicht leicht für mich, Edward. Und das wird es vermutlich auch niemals sein."
Sie würde immer vorsichtig sein müssen.

 

Edward schüttelte den Kopf. "Du brauchst dich nicht zu bedanken. Das war für mich selbstverständlich." erklärte er und seine Mundwinkel zuckten im nächsten Moment leicht. "Du vermisst mich?" fragte er leise, trat einen Schritt näher und griff nach Julias Hand.
"Julia, ich würde dir die Welt zu Füßen legen, wenn ich nur dürfte. Ich vertraue dir, wenn du es in deinem Herzen findest, mir ebenfalls zu vertrauen. All das, was ich dir gesagt habe, was ich sage, ist die Wahrheit. Ich weiß, wie widerwärtig ich mich damals benommen habe und ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen, nur leider ist das unmöglich. Aber ich habe mich geändert, Julia. Deinetwegen." erklärte Edward leise und ließ den Blick dann prüfend über den Hof gleiten.
"Komm, lass uns in den Garten gehen, dort ist es etwas ruhiger und uns findet so schnell keiner. Ich weiß, was für ein Risiko du auf dich genommen hast und ich möchte nicht, dass Tom davon erfährt, nur weil uns hier womöglich jemand sieht."

Julia

Julia lächelte schwach. "Für mich aber nicht. Tom hätte mich sterben lassen. Ich bin es nicht gewohnt, dass sich jemand um mich sorgt. Und auch noch meine Kleine rettet." Sie ließ zu, dass Edward ihre Hand nahm und nickte leicht.
"Ja, ich vermisse dich. Wir hatten eine schöne Zeit, bevor du gegangen bist. Ich würde es dir gern erlauben, aber du weißt so gut wie ich, dass das nicht geht. So gerne ich deine Frau wäre, ich bin es nicht. Ich will dir vertrauen wie du mir vertraust. Ich bemühe mich wirklich. Aber ich habe noch nie viel Gelegenheit gehabt dazu, denn mein Vertrauen war meistens nicht gerechtfertigt. Vorher ging es, als der alte Wirt noch lebte. Er mochte mich gern und hat mich behandelt wie eine Tochter. Aber seit er tot ist, ist es mit Tom viel schlimmer geworden.", erklärte Julia mit einem Seufzen.
"Du hast dich meinetwegen geändert? Aber du hast mich drei Jahre nicht gesehen.", stellte sie dann erstaunt fest. Doch sie stimmte zu ihn in den Garten zu begleiten. Er hatte recht.

 

Edward öffnete den Mund und hatte bereits einen abfälligen Kommentar auf der Zunge, den er dann jedoch schnell herunter schluckte und geräuschvoll ausatmete. "Ich bin aber nicht Tom." bemerkte er stattdessen schlicht und ergreifend. "Und natürlich habe ich mich auch um die Kleine gesorgt, sie ist ein süßes Kind." Er hob die Schultern. Sollte er das Kind etwa sterben lassen, nur weil es ein Mädchen war? Wo kamen sie denn da hin?
Julias Erstaunen ließ ein verschmitztes Lächeln auf Edwards Lippen entstehen. "Da kannst du einmal sehen, wie sehr du mich beeindruckt hast, Julia, wenn du meine Gedanken über drei Jahre hinweg trotzdem noch bestimmst." erklärte er, nahm ihre Hand und führte sie dann ohne ein weiteres Wort in den Garten. Er wollte wirklich nicht, dass irgendjemand sie entdeckte, weder jemand, der Tom Bescheid gab, noch jemand, der ihn an seinen Vater oder möglicherweise nur Robert verriet. Das würde nur Ärger geben.

Julia

Julia nickte. "Ich weiß, du bist nicht Tom. Ihr könntet nicht unterschiedlicher sein. Und ich glaube nicht, dass du Aliz gerettet hast, weil sie ein süßes Kind ist. Du hast sie gerettet, weil sie deine Hilfe brauchte und weil sie mein Kind ist..."
Julia lächelte und folgte ihm in den Garten. "Ein schönes Fleckchen...ich war sehr lange nicht mehr hier." Es gab ihr doch zu denken, dass er drei Jahre hindurch an sie gedacht hatte, obwohl er sie doch verlassen hatte.
"Ich denke seit drei Jahren jede Nacht an dich, Edward.", sagte sie leise. Am Anfang hatte sie ihn nur gehasst. Und dann hatte sie seine sanften Worte vermisst. Die Art, wie sie miteinander gelacht hatten...

 

Edward warf Julia einen Blick zu und hob leicht die Schultern. "Möglich." erwiderte er, wenn gleich sie natürlich Recht hatte. Das Mädchen hatte Hilfe gebraucht, also hatte er sie ihr gewehrt. Und da es obendrein noch Julias Tochter war, hätte Edward ohnehin nicht an ihr vorbei gehen können.
Als sie den Garten erreicht hatten, ließ Edward Julias Hand wieder los, war er sich doch noch immer nicht sicher, wie die Dinge nun eigentlich standen. Im nächsten Moment jagten ihre Worte ihm jedoch einen Schauer über den Rücken und es kostete ihn all seine Beherrschung, um sich nichts anmerken zu lassen. "Tatsächlich?" fragte er dann und sah Julia wieder an. Er zwang sich zu einem Lächeln, das jedoch bei Weitem nicht so locker war, wie er es gerne gehabt hätte. "Ich hoffe doch, dass du dir nicht jede Nacht nur neue Verfluchungen für mich ausgedacht hast."

Julia

Julia trat einen Schritt näher und sah ihm tief in die Augen. "Tatsächlich. Am Anfang habe ich dich gehasst und dich verflucht. Aber dann habe ich angefangen dich zu vermissen. Du hast mir gezeigt, was Liebe ist. Ich habe es vermisst, wie wir zusammen Dinge unternommen haben. Wie wir gelacht haben. Wir haben so viel geteilt. Vielleicht vergisst man den Mann auch nicht, dem man seine Unschuld geschenkt hat. Ich weiß es nicht...ich weiß nur, dass ich zu dir gekommen bin, obwohl mein Kopf mir hartnäckig davon abgeraten hat."
Sie legte zögernd die Hand auf seine Brust. "Edward...warum ist es so schwer für uns? Das ist einfach nicht gerecht..."

 

Als Julia näher kam und ihm tief in die Augen sah, wurde Edward langsam heiß. Er spürte, wie sein Puls zu rasen begann und das Blut rauschte in seinen Ohren. "Ich habe dich auch vermisst." hörte er sich selbst sagen. "Ich habe so viele Dinge angestellt und mir eingeredet, dass es nicht so ist, aber du hast mir im Grunde vom ersten Tag an gefehlt an dem ich weg war, an dem ich nicht mehr bei dir sein konnte." murmelte Edward.
Dann legte Julia ihre Hand auf seine Brust und er spannte sich an. Das durften sie nicht tun, das wusste er und eine Stimme in seinem Kopf schrie ihn an, er solle endlich einen Schritt zurück machen, doch Edward blieb stehen wo er war. Ohne sein Zutun legte sich seine Hand auf ihre. "Julia ..." begann er gequält, war aber nicht in der Lage dazu sie zu bitten die Hand weg zu nehmen, weil sein Herz genau das Gegenteil wünschte.

Julia

Julia lächelte leicht. "Ich schätze, das sollte uns zu denken geben." Sie hatten einander auch nach drei Jahren nicht vergessen können. Als sie ihren ersten Sohn bekommen hatte, hatte sie sich gewünscht, er hätte rote Haare. Aber natürlich war ihr dieser Wunsch nicht erfüllt worden.
"Schade, dass viele Erkenntnisse erst zu spät kommen. Aber so ist es leider..." Ihr Herz schlug schneller, als er die Hand auf ihre legte und sie war nicht in der Lage den Blickkontakt zu brechen. Es war ein ganz besonderer Moment, wie er eigentlich nicht da sein sollte, aber es ging nicht anders. Sie konnte einfach nicht...
Julia schluckte schwer und kam dann noch ein wenig näher, streckte sich um ihn zu küssen. Sie durften das nicht, aber es fühlte sich so richtig an.

 

"Das sollte es wohl." stimmte Edward zu. Er hatte sich gerade in letzter Zeit oft genug gefragt, was Gott wohl damit bezwecken wollte? Sollte das hier eine Probe sein? Wenn ja, dann wusste Edward, dass er sie nicht bestehen konnte.
Es reichte schon, dass Julia noch näher kam. Als sie sich in die Höhe streckte, hatte Edward schon den Arm um ihre Taille gelegt und sie an sich gezogen, kam ihr entgegen und erwiderte den Kuss, den sie ihm gab. Und das Gefühl, dass ihre Lippen auf den seinen verursachten, war unbeschreiblich. Es fühlte sich so richtig an und war vollkommen anders als jeder Kuss, den er in den letzten drei Jahren mit was für einer Frau auch immer geteilt hatte.
Edward ließ Julias Hand los, um auch den zweiten Arm um sie zu legen und hielt sie eng an sich gezogen und ließ den Kuss nicht abbrechen, zog ihn in die Länge und fühlte sich dabei ein wenig wie ein Mann, der kurz vor dem Verdursten gestanden hatte und nun endlich einen Quell voller frischem Wasser gefunden hatte ... er liebte Julia einfach von ganzem Herzen.

Julia

Julia seufzte zufrieden in den Kuss, den sie teilten. Es war so ganz anders als alles, was sie mit Tom je erlebt hatte. Edward ergänzte sie einfach perfekt, wie füreinander geschaffen. Sie legte die Arme um seinen Nacken und schloss die Augen.
Erst, als sie beide keine Luft mehr hatten, lösten sie sich voneinander und Julia schmiegte den Kopf an Edwards Brust, um noch einen Moment seine Nähe zu genießen.
"Du hast mir gefehlt."
Sie fühlte sich unglaublich glücklich und zugleich unendlich niedergeschlagen. Wie sollte es nur weitergehen mit ihnen?

 

Als sie schließlich beide nach Atem rangen, lösten sie den Kuss und als Julia den Kopf an seine Brust legte, zog Edward sie einfach nur fest an sich, um sie zu halten. "Du mir auch. Unglaublich dolle." erwiderte Edward leise und strich Julia zärtlich über den Rücken.
Er hatte keine Ahnung wie es jetzt weiter gehen sollte, aber eins war sicher, er fühlte sich nun ungleich besser, jetzt da er wusste, dass Julia seine Gefühle erwiderte und ihm scheinbar vergeben hatte.
Und alles andere ... nun, das würde sich finden. Er würde erst einmal über den heutigen Abend schlafen müssen und gründlich nachdenken. Irgendeinen Weg würde er schon finden und wenn sie beide sich vorerst weiter heimlich treffen mussten, dann war das eben so. Aber noch einmal wollte er Julia nicht aufgeben, so viel war sicher.

Julia

Julia seufzte leise und blieb noch einen Moment stehen, ehe sie sich vorsichtig von ihm löste. "Ich muss gleich zurück, bevor es jemandem auffällt, dass ich nicht da bin. Wann sehen wir uns wieder, Edward? Ich muss dich einfach wiedersehen....auch, wenn ich nicht weiß, wie lange das gut geht und was passiert, wenn es jemand mitbekommt."
Dann würden sie Beide vermutlich nie wieder froh werden, aber sie konnte nicht mehr auf ihn verzichten. Egal, was es sie kostete. Es war wie eine Sucht und sie würde zerbrechen, wenn sie ihn nie wieder sehen würde.
"Ich vermisse dich jetzt schon."