William und Joanna ~ 1178

 

"Das weiß ich, weil du der beste Arzt weit und breit bist. Stell dir vor, du wärst gar nicht hier gewesen, sondern auf Reisen. Du glaubst nicht wirklich, dass es irgendjemanden hier gegeben hätte, der Rupert hätte helfen können, oder?" erwiderte sie ernst.
Sie strich ihm liebevoll über die Wange und sah John fest in die Augen. "Es war nicht richtig, seine Sorgen einfach so abzutun, das stimmt. Dessen haben wir uns beide schuldig gemacht. Aber du bist nicht Schuld an seinem Tod. Du hast ihn nicht krank gemacht, John, du hast ihm nur nicht mehr helfen können. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Außerdem war Rupert alt, selbst wenn du ihn am Abend noch einmal untersucht und etwas gefunden hättest, wer weiß schon, ob er das überhaupt überstanden hätte, so schnell wie es jetzt auf einmal ging?"
Constance zögerte kurz, dann legte sie doch den Arm um John und schmiegte sich an ihn. "Am Ende ist es immer Gottes Wille, der geschieht, John. Wenn er Rupert bei sich haben wollte, dann bist auch du machtlos dagegen. Wenigstens hast du ihm den Abschied noch etwas erleichtern können." murmelte sie und legte den Kopf an seine Schulter.

"Ich war aber hier...und es ist meine Aufgabe ihm zu helfen." John seufzte leise und gab es auf. Constance konnte ihn in diesem Punkt einfach nicht verstehen, weil sie noch nie die Gewalt über Leben und Tod in den Händen gehabt hatte. Er konnte die Menschen retten, wenn er das Richtige tat, aber er konnte sie auch töten, wenn er das Falsche wählte. Doch seine Frau wollte ihn nur trösten und er ließ ihr die Illusion, dass ihr das auch gelang, damit sie sich nicht mit ihm grämte.
"Ja, vielleicht hast du recht.", murmelte er halbherzig und vergrub die Nase in ihren weichen Locken. "Gottes Wege sind unergründlich. Und wir wissen nicht, was er vorhat. Ob es ihm recht war, dass ich Rupert den Abschied erleichtert habe. Aber was Anderes blieb mir auch nicht zu tun."

 

Es schmerzte Constance John so zu sehen, vor allem, weil sie vollkommen machtlos war. Mehr als ihm gut zureden konnte sie nun einmal leider nicht.
Sie atmete leise aus und hauchte John einen Kuss auf die Wange. "Komm mit ins Bett." murmelte sie schließlich. "Die Sonne fängt erst an aufzugehen und du hast kaum ein Auge zugemacht. Du solltest dich wenigstens noch ein klein wenig ausruhen. Ich bitte dich."
Constance griff nach seiner Hand. "Wir haben noch ein wenig Zeit bis die Kinder wach werden, die sollten wir nutzen. Auch wenn du vielleicht nicht einschlafen kannst, so kannst du dich wenigstens etwas ausruhen."

John zögerte, als sie ihn aufforderte, nickte dann aber ergeben. Constance würde ohnehin nicht locker lassen. Vielleicht konnte er ja wirklich ein bisschen Ruhe finden und nachher einen langen Spaziergang machen, um seine Gedanken zu ordnen. Das würde er dringend brauchen.
"Na gut." Er ließ sich von seiner Frau mit ins Schlafzimmer ziehen und entledigte sich seiner Stiefel und des Hemdes, ehe er sich zu ihr ins Bett legte.
Er würde nicht schlafen können, aber ein wenig Ruhe tat vielleicht wirklich gut. Und Constance konnte ja ruhig noch ein Stündchen in seinen Armen schlafen, sie konnte ja nichts dafür. Diese Entscheidung hatte er ganz allein getroffen.

 

Constance war erleichtert als John einwilligte und mit ihr ins Bett kam. Dort schmiegte sie sich eng an ihn und legte den Kopf auf seine Brust. "Versuch wenigstens etwas zu schlafen, ja?" murmelte sie leise und strich John über die Wange. Sie selbst spürte nur zu gut, dass sie die halbe Nacht über kein Auge zugemacht hatte und jetzt, da sie wieder in Johns Armen lag, kroch die Müdigkeit wieder hervor.
Allerdings wünschte sie sich, es wäre doch einfach alles wie zu Beginn des Abends ... sie beide in trauter Zweisamkeit und sie waren so zufrieden gewesen als sie das Bett miteinander geteilt hatten. Und jetzt, jetzt spürte sie Johns düstere Stimmung förmlich und betete zu Gott, dass er das ganze halbwegs gut verkraften würde.

Trübsinnig saß John am Tisch vor einer einzelnen Kerze und starrte in seinen Becher mit schwerem, süßem Rotwein. Ruperts Tod war nun einige Tage her, doch nach wie vor brachte seine eigene Fehleinschätzung John um den Schlaf. Er war übernächtigt und wurde zunehmend mürrischer, also versuchte er es seit gestern mit einem Schlummertrunk. Gestern hatte es funktioniert, er musste nur genug trinken. Das hier war der dritte Becher und so langsam spürte er, wie eine wohlige Mattigkeit sich seiner Glieder bemächtigte. Wenn er diesen Becher ausgetrunken hatte, würde er sicher gut schlafen können. Er war nur froh, dass Constance bisher von dieser Methode nichts mitbekommen hatte.
Aber das würde nicht ewig so bleiben...

 

Constance hatte im Bett gelegen und gewartet, dass John endlich kam, aber dieses ließ auf sich warten. Sie hatte gehofft, dass sich seine Stimmung irgendwann etwas heben würde, aber es schien Constance fast, dass eher das Gegenteil der Fall war und John bließ nach wie vor Trübsal.
Ein wenig zögerte sie noch, dann stand sie aber schließlich auf und tapste zur Tür, die das Schlafzimmer von den restlichen Gemächern trennte und öffnete sie, um nach ihrem Mann zu sehen. Der saß mit einer kleinen Kerze und einem Becher in der Hand am Tisch, so dass Constance hinter ihn trat und die Arme um ihn legte. "Es ist ganz schön kalt im Bett, mein Lieber." bemerkte sie, legte den Kopf auf Johns Schulter ab und schloss die Augen. "Gedenkst du zufälligerweise das bald zu ändern?" fragte Constance sanft.

John hatte geahnt, dass er nicht lange seine Ruhe haben würde. Dazu sehnte sich Constance zu sehr nach seiner Nähe. Er seufzte innerlich und nahm einen Schluck Wein, als sie die Arme um ihn legte. "So kalt kann es doch gar nicht sein unter der schönen warmen Decke.", erwiderte er sanft, nickte dann aber. "Ich komme gleich nach. Lass mich noch meinen Wein in Ruhe austrinken, dann werde ich dich von der Kälte erlösen."
Wenigstens hatte sie nicht mitbekommen, dass das schon der dritte Becher war und machte ihm Vorhaltungen. Das konnte er jetzt gar nicht gebrauchen. Er trank noch einen Schluck und legte die Hand kurz auf ihre, die vor seiner Brust verschränkt waren.
"Geh schon einmal vor..."

 

Constance lächelte schuldbewusst. "Nun, sagen wir, mit dir darunter ist es deutlich wärmer." bekannte sie und schob dann die Unterlippe leicht nach vorne. "Du willst mich los werden." bemerkte sie in gespielt empörtem Ton und seufzte dann theatralisch, löste die Arme aber von John und richtete sich auf. "In Ordnung, aber lass mich nicht zu lange warten." entschied sie, nahm John kurzer Hand den Becher ab und nahm einen Schluck. Dann drückte sie ihm den Becher wieder in die Hand und gab John einen Kuss auf die Wange. "Also trink ein wenig schneller, ich warte." erinnerte sie ihn und ging dann wieder nach nebenan.
Sie machte sich Sorgen, wenn er alleine so spät noch herum saß und grübelte, aber sie wollte ihn auch nicht drängen. Constance hoffte nur, dass er Wort hielt und wirklich gleich zu ihr kam.

"Wie kommst du denn darauf?", erwiderte John unschuldig. Er mochte es nicht, wenn sie ihn in seinen Gedankengängen unterbrach. Er war ein Grübler, das war er schon immer gewesen. Und gerade jetzt graute es ihm vor ihren Vorwürfen. An Abenden wie diesen brauchte er seine Ruhe.
Verblüfft betrachtete er, wie sie ihm den Becher abnahm und einen Schluck trank. Doch glücklicherweise ging sie dann ohne weitere Forderungen und John atmete auf. Es fiel ihm wirklich schwer ihr im Moment gerecht zu werden.
Doch er hielt sein Versprechen und leerte in aller Ruhe seinen Wein, ehe er sich schwerfällig erhob und mit ein wenig unsicheren Schritten ins Schlafzimmer wankte. Jetzt da er stand, machte sich der Alkohol viel mehr bemerkbar.

 

Constance zuckte mit den Schultern. "Vielleicht weil du lieber alleine hier herum sitzt als zu deiner Frau ins Bett zu kommen." neckte sie, verschwand dann aber nach nebenan und schlüpfte unter die Bettdecke.
Es dauerte noch ein klein wenig, doch dann hörte sie endlich wie ein Stuhl zurück geschoben wurde und Schritte sich der Schlafzimmertür näherten.
John trat ein und Constance schlüpfte wieder aus dem Bett, um zu ihm zu gehen. "Du grübelst mir im Moment viel zu viel." stellte sie fest und gab ihm einen Kuss. Constance schmeckte den süßen Rotwein auf seinen Lippen und lächelte leicht. "Komm, ich helfe dir." wisperte sie und zog John mit geschickten Fingern das Hemd aus, schob ihn dann zum Bett, um vor ihm auf die Knie zu sinken und ihn von seinen Stiefeln zu befreien. "Eigentlich hast du das ja gar nicht verdient, so lange wie ich auf dich habe warten müssen." bemerkte sie spöttisch als sie den ersten Stiefel ausgezogen hatte und legte die Hände auf Johns Oberschenkel. Sie sah zu ihm hoch und lächelte leicht. "Aber ich liebe dich Querkopf einfach viel zu sehr." bekannte sie und zog ihm auch den zweiten Stiefel aus.

John erwiderte erst einmal nichts auf die Feststellung seiner Frau und konnte sich auch auf ihren Kuss nur schwer konzentrieren. Jetzt schlugen die drei Becher Wein erst wirklich zu, denn gewohnt war er ihn nicht. So hatte er auch Mühe gerade stehen zu bleiben, als Constance sich um sein Hemd kümmerte und war erleichtert, als er sich auf das Bett setzen konnte.
"Du bist immer viel zu gut zu mir.", nuschelte er ein bisschen undeutlich. Warum fühlte seine Zunge sich nun an, als wäre ihr ein Pelz gewachsen?
Er sah seine Frau an und grinste schief. "Der Querkopf liebt dich auch." Er wusste oft nicht, wie er ohne Constance leben sollte. Aber jetzt war er froh, dass er überhaupt noch eine passende Erwiderung zustande brachte.
Doch dieser Zustand half ihm, sein Elend ein wenig zu vergessen.

 

Constance warf John einen Blick zu und hob leicht eine Augenbraue als er seine Antwort nuschelte. Sie stellte die Stiefel beiseite und kehrte zum Bett zurück. Johns Grinsen jagte ihr einen leichten Schauer über den Rücken und lachend ließ sie sich rittlings auf seinem Schoß nieder. "John, du verträgst nichts, weißt du das eigentlich?" neckte sie ihn und schlang die Arme um seinen Nacken. "Ein Becher Wein und du klingst als wärst du in ein ganzes Fass gefallen." neckte sie zärtlich und küsste ihn sachte.
"Aber es ist schön zu hören, dass der Querkopf mich auch liebt." flüsterte Constance leise. Ohne John wäre ihre Welt unsagbar leer.
"Komm, wir sollten schlafen gehen." bemerkte sie dann, rührte sich jedoch nicht vom Fleck, sondern legte viel mehr ihren Kopf noch auf seine Schulter und schmiegte sich an ihn. Hoffentlich würden seine düsteren Gedanken nach und nach verschwinden, es war beinahe unerträglich ihn so bedrückt zu sehen und Constance würde alles tun, um ihn irgendwie auf andere Gedanken zu bringen.

John verzichtete darauf seine Frau über die Anzahl der Weinbecher heute Abend aufzuklären und nahm es lieber hin, dass sie davon ausging, dass er nichts vertrug. Er legte einfach mit einem Lächeln die Arme um ihre Taille und legte den Kopf auf ihre Brust, schloss die Augen.
Ja, jetzt hatte er das Gefühl gut schlafen zu können. Offenbar hatte er ein gutes Mittel gefunden Rupert zu vergessen.
"Schlafen klingt gut...", murmelte er und ließ sich einfach rücklings auf das Bett kippen, zog Constance so mit sich, die ja auf seinem Schoß saß.
"Viel besser..."

 

Ein überraschter Laut kam über Constances Lippen als John sich zurück fallen ließ und lachend kuschelte sie sich an ihn als sie beide auf dem Bett lagen. "Ja, viel besser, besonders jetzt, da du hier bist." murmelte sie und zog die Decke über sie beide.
Constance strich John zärtlich über die Wange und gab ihm noch einen Kuss. "Schlaf gut, mein Liebster." murmelte sie und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass John wirklich Schlaf fand. Seit Rupert gestorben war, hatte er wenig und wenn, dann recht unruhig geschlafen und war daher furchtbar übermüdet.

Isabella

So sehr Isabella die Anwesenheit ihres Verehrers schätzte, so ungeduldig wurde sie dennoch langsam. Sie kannten sich inzwischen besser, machten jeden Tag einen Spaziergang miteinander und sprachen über viele Dinge.
Es war nahezu sicher, dass sie heiraten würden, aber gefragt hatte William Marshal sie immer noch nicht. Dabei kam es doch maßgeblich auf ihre Meinung an. Isabella wartete gerade auf ihn, weil sie zu einem weiteren Spaziergang verabredet waren. Allerdings wusste sie nicht recht, wie sie ihn auf den richtigen Weg stupsen sollte. Irgendwann musste er sie doch einmal fragen...

William Marshal

William hielt direkt auf Isabellas Gemach zu, um sie abzuholen. Seit er hergekommen war, hatten sie jeden Tag Zeit miteinander verbracht, waren spazieren gewesen, hatten sich unterhalten und am Abend beim Essen zusammen gesessen. Es war wundervoll in ihrer Nähe, dennoch wartete er noch immer mit der entscheidenden Frage. Er hatte ihrem Vater zugesagt, dass er geduldig sein würde und ein wenig sorgte er sich davor, dass er nicht mehr allzu viel Geduld aufbringen konnte, wenn sie erst einmal verlobt waren.
So wahrte er wenigstens noch ein wenig Distanz, war sich zugleich aber sicher, dass sie ja sagen würde. Sie empfand das gleich für ihn, wie er es für sie tat, das war ganz offensichtlich.
William klopfte an die Tür und trat ein als er herein gebeten wurde. Er verneigte sich wie immer höflich und griff nach Isabellas Hand, um ihr einen Handkuss zu geben. "Mylady, es ist mir wie immer eine Freude Euch zu sehen." erklärte er und richtete sich auf. Sein Blick glitt über ihr Gesicht hin zu ihren Haaren in die sie zwei bunte Bänder geflochten hatte, die perfekt zu ihrem Kleid passten. Sie wusste wirklich, wie sie sich für ihn noch hübscher machen konnte.
"Ihr seht wundervoll aus, Mylady." bekannte William lächelnd. "Dürfte ich Euch wieder einmal auf einen Spaziergang entführen?"

Isabella

Isabella konnte ihm einfach nie böse sein, wenn sie ihn sah. Egal, wie ungeduldig und zornig sie vorher gewesen war, er zauberte ihr immer ein Lächeln auf die Lippen.
"Ich danke Euch.", erwiderte sie auf sein Kompliment und nickte dann fröhlich mit leuchtenden Augen. "Natürlich, Mylord. Ich freue mich schon die ganze Zeit darauf."
Schließlich war es ein lieb gewonnenes Ritual geworden. Ihr graute davor, wenn er wieder abreisen würde - ohne sie.
Schließlich würden sie erst heiraten können, wenn sie fünfzehn war. Isabella erhob sich und nahm den angebotenen Arm an.
"Wundervolles Wetter für einen Spaziergang...", bemerkte sie.

William Marshal

Wenn William sah, wie Isabellas Augen aufleuchteten, wurde ihm jedes Mal ganz schwindelig. Er war völlig vernarrt in die junge Frau und wünschte sich jeden Abend, wenn er im Bett lag, dass sie doch endlich fünfzehn werden würde, damit er sie heiraten konnte. Damit er sie mit sich nehmen konnte ...
Aber davon trennte sie noch der ganze Winter, der vor ihnen lag und erst im nächsten Jahr würde es soweit sein. Dennoch, William würde warten.
Er lächelte zufrieden. "Das ist es in der Tat, Mylady. Aber Eure Schönheit übertrifft das Wetter noch bei weitem." bemerkte er und führte sie nach draußen, schlug den Weg Richtung Garten ein.

Isabella

"Ihr seid ein Schmeichler.", warf Isabella ihrem Begleiter lachend vor, aber sie war in der Tat stolz darauf, dass sie ihm so gefiel. Sie gab sich auch wirklich Mühe für ihn hübsch auszusehen, mehr konnte sie ihm schließlich nicht entgegen bringen, solange sie noch nicht einmal verlobt waren. Nur möglichst unterhaltsam plaudern und hübsch aussehen.
"Wie war Euer Tag, Mylord? Ich hoffe doch, Ihr langweilt Euch hier nicht allzu sehr." Doch normalerweise traf William Marshal sich öfter mit ihrem Vater oder ihrem Bruder, um einige geschäftliche Dinge zu besprechen, die er gerade mit dem Besuch hier verknüpfte.
Und solange es ihn hier hielt, war sie wirklich froh darum.

William Marshal

William konnte gar nicht anders als in ihr Lachen einzufallen und hob abwehrend eine Hand. "Dessen muss ich mich wohl schuldig bekennen, Mylady. Aber es macht mir so große Freude Euch zu schmeicheln, ich hoffe also, dass Ihr mir verzeiht?"
William schlug den mittlerweile vertrauten Weg ein, der sie zu einer kleinen Bank etwas abseits führen würde, so sie ungestört sitzen und erzählen konnten. "Oh, solange ich mich noch auf die Spaziergänge und das Abendessen mit Euch freuen kann, ist jeder Tag hier ein Gewinn." bemerkte er amüsiert. "Eure beiden Brüder haben mich heute Morgen auf einen Ausritt entführt, um mir die Ländereien zu zeigen. Cornwall ist wirklich ein erstaunlicher Flecken Land." stellte William fest und schenkte Isabella ein liebevolles Lächeln. "Aber viel lieber als mit Euren Brüdern, würde ich die Wälder und die Küste mit Euch erkunden, Isabella." erklärte William mit gedämpfter Stimme.

Isabella

Isabella lächelte und schüttelte leicht den Kopf. "Wie könnte ich Euch nicht verzeihen? Schließlich macht Ihr mir damit ebenso eine Freude, nicht?" Welche Frau liebte es denn nicht, ein wenig umgarnt zu werden? Und sie musste sagen, er gab sich wirklich große Mühe sie von sich zu überzeugen.
"Es freut mich das zu hören. Und meine Brüder geben sich sicher auch Mühe Euch Cornwall schmackhaft zu machen. Ihr habt Recht, es ist wundervoll hier. Die Landschaft ist sehr vielseitig, die Leute freundlich. Ich bin wirklich froh, dass ich hier aufwachsen durfte. Woher stammt Ihr, Mylord?"
Sie zögerte kurz, als er weitersprach und hob dann belustigt eine Augenbraue. "Wenn das so ist, solltet Ihr mich einfach danach fragen. Ich wäre nicht die Tochter meiner Eltern, wenn ich nicht zumindest anständig reiten gelernt hätte."

William Marshal

William grinste. "Oh ja, das tun sie. Und man hört ihnen genau an, wie stolz sie auf ihre Heimat sind." bemerkte William, der Isabellas Brüder für eine sehr angenehme Gesellschaft hielt und sich gerne von ihnen zu dem ein oder anderen Ausritt oder Training überreden ließ.
"Mein Vater besaß ein paar Güter in Wiltshire, dort bin ich auch geboren und habe meine Kindheit dort verbracht, ehe ich als Knappe in die Normandie geschickt wurde." berichtete William dann bereitwillig und musste im nächsten Moment lächeln. "Nun denn ..." er blieb stehen und sah Isabella an. "Würdet Ihr die Güte besitzen, Mylady, und mir bei einem Ausritt ein wenig von der Umgebung zeigen? Vielleicht gleich Morgen, wenn Ihr mögt?" fragte er dann mit einem leichten Funkeln in den Augen.

Isabella

"Zu recht, meiner Meinung nach. Aber ich bin sicher, das habt Ihr selbst schon festgestellt." Isabella waren ihren großen Brüdern ausgesprochen dankbar, dass diese William Marshal die Zeit ein wenig vertrieben, auf dass ihm nicht langweilig würde. Auch wenn sie sich mit ihm viel und lange unterhielt, einen ganzen Tag bei Müßiggang konnte sie doch nicht füllen.
"Und fühlt Ihr Euch in der Normandie mehr Zuhause?", fragte sie schließlich. Natürlich würden sie ohnehin dort leben, wegen Henry. Aber es interessierte sie trotzdem. Isabella musste grinsen und strich sich eine widerspenstige rote Locke hinter das Ohr.
"Natürlich, Mylord, wenn Ihr es wünscht, sehr gern. Ich stehe zu Eurer Verfügung." Sie ritt gern, aber nicht so ausgiebig und häufig wie ihre Brüder.

William Marshal

William nickte. "In der Tat." stimmte er zu und legte dann den Kopf ein wenig zur Seite und dachte nach. "Ich bin Wiltshire durchaus verbunden, aber die Besitzungen meines Vaters gehören meinem Bruder von daher ist es für mich kein wirkliches zuhause ... viel mehr nur noch meine Heimat, könnte man sagen." Er hob leicht die Schultern. "Zuhause ..." er dachte kurz über die Worte nach, die für ihn in gewisser Weise wenig Bedeutung hatten. "Mein Zuhause ist dort, wo mein König sich gerade aufhält." schloss William schließlich und griff nach Isabellas Hand. "Und hoffentlich bald dort, wo Ihr seid, Mylady." fügte er dann hinzu. Wenn er mit Isabella verheiratet sein würde und über ein paar Besitzungen verfügte, die sie ausgestalten konnten, ja, dann würde der Begriff Zuhause für ihn wohl erst eine richtige Bedeutung finden.
William verneigte sich grinsend. "Das freut mich zu hören, Mylady. Allerdings sollten wir uns dafür wohl zuverlässige Begleitung besorgen. Es ist eine Sache, wenn ich mit Euch alleine durch den Garten hier spaziere, eine andere, wenn wir ganz alleine ausreiten. Euer Vater würde mich vermutlich davon jagen, wenn er davon hört."