William und Joanna ~ 1178

Elizabeth

"Ja, ich weiß... Es ist ja auch egal, geschehen ist geschehen. Ich kann es ohnehin nicht mehr ändern und wir haben es schon oft genug durchgekaut." Sie seufzte leise und nickte dann.
"Damit muss ich wohl leben, aber ich bin froh, dass du wenigstens nicht völlig ablehnst. Vielleicht kann er dir beweisen, dass er eine zweite Chance verdient. Ich wünsche es mir so, damit ich mich nicht zwischen ihm und euch entscheiden muss."
Sie zögerte ebenfalls kurz und umarmte ihren Vater dann mit einer Spur Verzweiflung.
"Du fehlst mir auch so sehr, Papa...ich würde schon gerne nach Hause kommen, aber...ich glaube, es würde Roger verletzen. Ich werde es mir überlegen, aber bitte sei mir nicht böse, wenn ich nicht kann...Doch zuerst muss dein Enkel erst einmal gesund zur Welt kommen. Du..du kommst mich doch besuchen, wenn ihr so lange noch hier seid, oder? Ihn dir anschauen?"

Als Elizabeth ihn schließlich umarmte, brach auch in William der letzte Widerstand und er legte die Arme vorsichtig um seine Tochter, zog sie soweit an sich, wie es möglich war. "Ach Kleines ..." murmelte er heiser und strich ihr über den Rücken. "Ich könnte dir gar nicht böse sein. Bekümmern würde es mich trotzdem, das musst auch du verstehen." erwiderte William und musste schlucken, um den Kloß in seinem Hals zu bekämpfen.
Er war kein Mann, der viele Gefühle zeigte, außer er war verärgert, und so rang er wirklich sichtlich um Fassung als er hier so mit seiner Tochter stand. "Natürlich werde ich ihn mir anschauen. Du glaubst doch nicht, dass ich jetzt abreisen werde, ehe ich weiß, dass es euch beiden gut geht? Ich will meinen Enkel auf dem Arm halten können ..." brachte er mit rauer Stimme hervor.

Elizabeth

Elizabeth war mehr als erleichtert, dass ihr Vater so auf sie einging und ihr offenbar den Streit verzieh. Er liebte sie trotzdem und dafür war sie ausgesprochen dankbar. Sie liebte ihre Familie und sie brauchte sie. Nun wusste sie, dass sie doch nicht ganz allein war. Dass sie auf die Unterstützung ihrer Eltern rechnen konnte...
"Ich verstehe dich natürlich. Ich...ich werde es versuchen, aber ich kann es nicht versprechen. Roger ist mir auch wichtig..." Und wie sollte sie sich zwischen ihm und ihrer Familie entscheiden können?
"Das ist gut...ich bin froh, dass du das so siehst."
Und wie gern sie ihren Vater doch mit ihrem Kind auf dem Arm sehen würde...

William nickte leicht. "Ich bin schon froh, dass du es überhaupt in Erwägung ziehst." erwiderte er leise. Dann gab er seiner Tochter einen Kuss auf die Wange. "Natürlich, du bist und bleibst mein kleiner Wildfang, wie könnte ich dein Kind nicht sehen wollen? Ich will sehen, wie du Mutter wirst, was du für ein süßes Kindchen auf die Welt bringst und es auf dem Arm halten können."
William zog seine Tochter noch einmal an sich. "Ich will doch nur, dass es dir gut geht." murmelte er leise. Immerhin war sie das erste von Joannas Kindern bei denen er die Schwangerschaft zur Gänze miterlebt hatte. Sein kleines Mädchen lag ihm einfach am Herzen.
"Komm doch Morgen bei uns vorbei, ja? Deine Mutter wird sich freuen und ihr beiden könnt euch etwas austauschen." schlug er dann vor als er sich wieder von Elizabeth löste.

Elizabeth

"Natürlich tue ich das, ich hab euch doch lieb. Ihr seid mir trotzdem wichtig, ich will mich nicht entscheiden müssen." Elizabeth seufzte schwer und genoss die letzte Umarmung ihres Vaters sehr. Jetzt ging es ihr gleich viel besser mit der Situation.
"Und ich will auch sehen, wie du als Großvater bist....zu meinem Kind. Es ist alles so ungewohnt, ich kann selbst kaum glauben, dass ich bald Mutter werde. Ich weiß nicht, ob ich das gut machen werde..."
Elizabeth lächelte leicht.
"Danke, Papa....und ich komme gern. Ich freue mich darauf." Und ein Rat von ihrer Mutter würde wirklich gut tun. So viele Dinge hatte sie fragen wollen, aber sich nicht getraut."

William war noch völlig durch den Wind als er schließlich an dem Gemach ankam, das er mit Joanna teilte. Das Treffen mit Elizabeth hatte ihn völlig durcheinander gebracht und die Tatsache, dass sein kleines Mädchen mit einem Mal hochschwanger vor ihm gestanden hatte ... wieso zum Teufel hatte Henry keinen Ton davon gesagt und ihn völlig unvorbereitet gehen lassen.
William betrat das Gemach und seufzte leise. "Du ahnst nicht, wen ich gerade getroffen haben." bemerkte er und stellte fest, dass seine Stimme noch immer ein klein wenig rau klang. Eilig goss er sich einen Becher Wein ein und leerte ihn zur Hälfte, ehe er zu Joanna ging und sich neben ihr niederließ. "Elizabeth ist hier."

Joanna hob eine Augenbraue, als William seufzend eintrat. Sie hatte keine Ahnung, wen er getroffen haben konnte, dass ihn das so beschäftigte. Sie beobachtete ratlos, wie er sich Wein eingoss.
"Ich habe keine Ahnung, sag schon..." Und er klärte sie ja auch auf. Joannas Augen wurden groß vor Erstaunen. "Lizzy ist hier?", fragte sie ungläubig. "Wie geht es ihr? Ist alles in Ordnung? Oh, hoffentlich sehe ich sie auch noch, bevor sie wieder fort ist."
Sie hatte ihre Tochter so vermisst, es würde sie wirklich schmerzen, wenn sie keine Gelegenheit mehr bekam mit ihr zu sprechen.

William nickte. "Sie ist hier." bestätigte er und drehte seinen Becher unruhig in seinen Händen hin und her. "Keine Sorge, du wirst sie sehen, sie wird Morgen vorbei kommen." erklärte William und griff nach Joannas Hand, um mit dem Daumen nachdenklich über ihren Handrücken zu streichen.
"Sie ist ... ein wenig verzweifelt über ihre derzeitige Situation. Rogers und Idas Ehe soll annulliert werden, aber bis Roger die Erlaubnis erhält wieder heiraten zu dürfen, wird wohl noch einiges geschehen müssen. Und darüber hinaus ist sie ..." William seufzte leise. "Sie ist schwanger."

Joanna atmete erleichtert aus. "Das ist gut. Ich wäre so froh, sie einmal wieder zu sehen. Ich habe sie vermisst." Und sie hatte sich Sorgen um das Wohlergehen ihrer Tochter gemacht.
Joanna drückte leicht Williams Hand und ihre Miene verfinsterte sich. "Mein armes Mädchen....Das ist alles nicht leicht für sie. Warum musste sie sich nur ausgerechnet in diesen Kerl verlieben? Er hat sie gar nicht verdient."
Joanna hob den Kopf und starrte William an. "Sie ist schwanger?! Warum hat sie denn nichts gesagt, mein armes Kind...wie weit ist sie? Es wundert mich indes wirklich, dass du so ruhig bleibst. Bist du krank?"
Gerade William reagierte bei solchen Nachrichten gerne über.

William seufzte leise. "Ich weiß es auch nicht. Wenn dieser Dummkopf nur wüsste, was er da alles anrichtet ..." er schüttelte den Kopf. "Ich habe sie eingeladen doch über Weihnachten zu uns zu kommen. Sie ... denkt darüber nach."
William schnitt eine Grimasse. "Ich glaube, der Schock darüber sitzt noch viel zu tief, ich kann es noch nicht richtig fassen. Wenngleich ich eigentlich gar nicht überrascht sein dürfte." Mit der freien Hand strich William sich durch die Haare. "Nun, du kannst dich schon einmal darauf vorbereiten bald Großmutter zu werden." bemerkte er trocken. "Sie wird das Kind hier in London zur Welt bringen und ich habe ihr quasi zugesagt, dass wir unter allen Umständen solange hier bleiben werden. Ich verabscheue diesen Kerl, aber das Kind ist immerhin mein Enkel und ich liebe meine Tochter."

"Aber sie liebt ihn eben. Dagegen sind wir machtlos. Wir können nichts tun außer zu hoffen, dass sich für sie alles zum Guten wendet. Immerhin denkt sie darüber nach zu kommen und hat nicht gleich abgelehnt. Auch wenn ich nicht glaube, dass sie ohne Roger kommen wird."
Joanna musste grinsen und küsste ihren Mann auf die Wange. "Vermutlich ist es das, aber überraschend kommt es nun wirklich nicht." Sie lächelte leicht. "Großmutter also...dieses Mal das erste Mal dem Blute nach, ein merkwürdiger Gedanke. Aber sie ist wirklich schon so weit? Natürlich bleiben wir...ich könnte doch nicht jetzt abreisen ohne zu wissen, ob sie die Gebrut gut übersteht. Sie ist doch nich so jung. Und das Kind kann nun wirklich nichts dafür."

"Nein, vermutlich nicht. Sie sagte schon, dass sie ohne ihn vermutlich nicht kommen wird, aber sie will wohl mit ihm sprechen. Aber Weihnachten ist wirklich der letzte Tag an dem ich diesen Dreckskerl in meiner Halle sehen will, so viel ist sicher." Auch wenn es ihn schmerzte dadurch auf seine Tochter und ihr Kind verzichten zu müssen.
William nickte langsam. "Ja, lange kann es nicht mehr dauern, so rund wie sie schon ist. Die beiden haben sich wirklich nicht zuviel Zeit damit gelassen." Er schnitt eine Grimasse. "Ich denke, sie wird überglücklich sein, wenn sie sich Morgen mit dir über so manche Dinge unterhalten kann, sie erschien mir wirklich unsicher." Sein kleines Mädchen ... und er konnte ihr nicht einmal helfen.

Joanna nickte langsam. "Das dachte ich mir schon. Er wird Weihnachten selbst mit seiner Familie verbringen wollen. Aber wir werden sehen. Vielleicht kommt sie ja vorher oder nachher einen Tag vorbei und besucht uns. Doch...meinst du nicht, du bist vielleicht ein bisschen zu hart mit Roger? Ich mag ihn auch nicht, aber er hat es sich ja nicht ausgesucht."
Sie seufzte leise.
"Mein armes Kind...natürlich, an wen soll sie sich auch wenden? Kein Wunder, dass sie unsicher ist. Gut, dass wir hier sind, so kann ich ihr noch ein wenig beistehen. Ich kann sie doch jetzt nicht im Stich lassen. Ich werde ihr helfen...Hast du dich also mit ihr versöhnt?"

William zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ich denke nicht. Er hat vollkommen unverantwortlich gehandelt und ist nicht einmal in der Lage sich an einfache Vorgaben zu halten, wie soll ich einem solchen Kerl vertrauen? Nein, ich habe keine Interesse daran, dass er mir mein Weihnachtsfest verdirbt. Außerdem war es durchaus seine Entscheidung, es hätte diverse andere Möglichkeiten für ihn gegeben sich zu entscheiden." gab William zu bedenken.
Dann seufzte er leise. "Ja, ich denke, wir haben uns ausgesöhnt." entgegnete er. "Ich habe ihr offen gesagt, dass ich von ihrem Liebhaber nicht das geringste halte, aber mein Groll keineswegs ihr gilt, im Gegenteil. Ich liebe sie und sie ist und bleibt mein kleines Mädchen."

John hatte sich an diesem schönen Nachmittag auf den Weg zum Wirtshaus gemacht. Er hatte Constance zwar versprochen dort nicht mehr hinzugehen, aber diesmal ging er ja nicht um etwas zu trinken. Tom war mit seinen beiden Söhnen zwei Tage zu Verwandten ins Nachbardorf gereist und so erst einmal weit genug weg, um keinen Ärger zu machen. Also wollte John die Gelegenheit nutzen, um die kleine Aliz noch einmal zu untersuchen. Bei so kleinen Kindern konnte man nie vorsichtig genug sein.
Er klopfte, doch niemand reagierte und so betrat er zögerlich den leeren Schankraum. Das Wirtshaus blieb für einige Tage geschlossen, aber die Tür war nur angelehnt, das war ungewöhnlich.
John nahm die Tür zu den privaten Räumen der Familie und stockte mit der Hand am Türknauf, als er bekannte Stimmen hörte.
Das dort drin klang verdächtig nach Edward....John betete, dass er sich irrte.

Edward war hoch zufrieden. Tom, dieser Dreckskerl war endlich mal für ein paar Tage weg und so konnte er Julia beinahe problemlos besuchen. Er war schon gestern zum Wirtshaus gekommen und sie hatten völlig ungezwungen die Zeit genutzt ohne Angst haben zu müssen, dass irgendjemandem etwas auffiel und auch heute war er wieder her gekommen und wollte später auch die Nacht hier verbringen - eine überaus seltene Gelegenheit, die er sich nicht nehmen lassen wollte.
"Meinetwegen könnte Tom auch einfach verschollen bleiben." erklärte Edward atemlos und strich Julia über die Wange, ehe er sie noch einmal küsste. Sie hatten hier in dem kleinen Wohnraum zusammen gesessen und geredet bis sie schließlich nicht mehr die Finger hatten von einander lassen können und Edward hatte Julia kurzer Hand vor sich auf den Tisch gesetzt. Zwar war das Bett in greifbarer Nähe im Nebenbraum, doch da schlief auch Aliz und die wollen sie wirklich nicht wecken.
"Dann wären wir in jedem Fall einige Probleme los." fügte er noch hinzu als sich ihre Lippen wieder von einander lösten und er sich eilig die Hose aufschnürte. Ungeduldig schob er Julias Röcke nach oben und küsste sie dabei erneut innig. "Oh Liebes, wir haben wirklich noch einen wundervollen Abend vor uns ..." raunte er mit heiserer Stimme, während seine Hände ihre nackten Schenkel hinauf wanderten und Julia dazu annimierten, die Beine um seine Hüfte zu legen, so dass er sie endlich nehmen konnte, um ihrer beider Lust zu stillen.

Julia

Julia lächelte. "Dagegen hätte ich nichts, aber du weißt, dass das wohl nicht passieren wird." Aber sie freute sich, wenigstens ein, zwei Tage unbeschwert mit Edward verbringen zu können. Sonst hatten sie immer Zeitdruck, waren immer auf der Hut. Jetzt konnten sie ganz in Ruhe reden und sich gegenseitig neu entdecken. Nur Aliz war da und schlief selig.
"Das glaube ich auch..."
Sie legte die Arme um Edwards Nacken und erwiderte seinen Kuss, genoss es, wie seine Hände über ihre Schenkel glitten. Sie wollte gerade seiner Aufforderung folgen, als ein verärgertes Räuspern von der Tür sie zusammen fahren ließ.
John hatte geklopft, aber keine Antwort bekommen und so war er vorsichtig eingetreten. Nun, der Anblick bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Er hatte sich schließlich bemerkbar gemacht, bevor das Ganze noch weiter ging.
"Und was glaubt ihr, was ihr hier tut?" Das war Ehebruch, wie konnte Edward sich dazu verleiten lassen?

Edward grinste. "Schon, aber man wird doch noch auf Wunder hoffen dürfen, oder?" scherzte er und küsste Julia genüsslich. Er bekam von dieser Frau einfach nicht genug, wie sehr wünschte er sich doch, er könne sie einfach mit sich nehmen, weg von hier und sie würden in aller Ruhe zusammen leben können.
Gerade legte Edward seine Hände an Julias Hüften als ein verärgertes Räuspern aus Richtung Tür dafür sorgte, dass er inne hielt und sein Kopf überrascht herum fuhr - nur damit er in Johns verärgertes Gesicht sehen konnte.
"Uf, John ..." Edward brauchte einen kurzen Moment, um die Situation zu erfassen, dann ließ er die Hände sinken und machte sich rasch, aber nicht hektisch daran seine Hose wieder zuzuschnüren. "Man, hast du mich erschreckt." murmelte er und machte einen Schritt zur Seite, so dass er zwischen John und Julia stand und sie damit von den Blicken des Arztes ein wenig abschirmte.
Edward taxierte seinen Gegenüber einen Moment und wog ab, was er am geschicktesten erwidern sollte, aber John stand der Ärger deutlich ins Gesicht geschrieben, es spielte ohnehin keine Rolle mehr. "So ziemlich genau das, wonach es ausgesehen hat." entgegnete Edward deshalb relativ gelassen, obwohl jede Faser seines Körpers angespannt war. Wenn John diese Sache weiter erzählte, würden Julia und er in gewaltigen Schwierigkeiten stecken, aber er hatte so eine Hoffnung, dass er das schlimmste würde abwenden können. "Und was genau treibt dich hier her?"

"Ja, John...", erwiderte John missmutig. "Das war auch meine Absicht. Du bringst euch Beide in Teufels Küche damit. Was glaubst du, was Tom tut, wenn er das mitbekommt? Willst du Julia unbedingt dazu verurteilen, dass er sie erschlägt? Ich hätte dich für verantwortungsvoller gehalten. Und was glaubst du, was dein Vater mit dir tut, wenn er das heraus findet? Er wird dir den Kopf abreißen. Du brauchst nicht darauf zu hoffen, dass ich dich decke, Freundchen. Ich habe dir schon einmal aus der Patsche geholfen.", sagte er.
John schüttelte den Kopf. "Treib es nicht zu weit, Edward. Ich bin hier, weil ich in aller Ruhe nach Aliz sehen wollte. Wie du vielleicht mitbekommen hast, tue ich das regelmäßig. Und da Tom mich immer ansieht, als würde er mich gleich umbringen, zog ich es vor die Gelegenheit seiner Abwesenheit zu nutzen."

Edward zog leicht eine Augenbraue in die Höhe. "Tom wird davon nichts mitbekommen." entgegnete Edward. Immerhin waren sie vorsichtig ... normalerweise. Heute hatten sie sich in Sicherheit gewiegt, da Tom verreist war, aber dieser Fehler würde Edward nun nicht noch einmal unterlaufen.
Dann knirschte er leise mit den Zähnen. "Mein Vater wird es nur heraus finden, wenn du zu ihm läufst und es ihm erzählst, sobald er zurück ist." bemerkte Edward trocken und runzelte die Stirn. "Und wir wissen Beide, dass du damit Julia und Aliz in gewaltige Schwierigkeiten bringen würdest. Mir ist egal, was er mit mir macht, aber darum geht es hier auch gar nicht John. Ich kann verstehen, wenn du mich dafür ans Messer liefern willst, aber die Beiden auch?" fragte Edward und seine Stimme klang eine Spur schärfer als beabsichtigt.
Dann schnitt er eine leichte Grimasse. "Nun, dann sind wir wohl nicht die einzigen, die sich über Toms Abwesenheit freuen." bemerkte er und deutete auf die Tür, die zum Schlafzimmer führte. "Nur zu, sieh nach der Kleinen, sie schläft gerade nebenan."

"Wenn du weiter so unvorsichtig bist, wird er das ganz sicher. Ihr brecht die Ehe und das scheint euch gar nicht zu betrüben. Es gibt offenbar gar nichts, was dir heilig ist, Edward. Gar nichts..." John seufzte unwillig. "Ich sehe keinen Grund euch zu schützen. Was dein Vater mit diesem Wissen anfängt, ist seine Sache. Und da du nicht einmal Reue zeigst, sehe ich keinen Grund dir entgegen zu kommen."
John kam einen Schritt näher und verengte die Augen.
"Nein, das seid ihr nicht und ich werde mir die Kleine auch gleich ansehen. Aber ich hätte gerne, dass ihr mir versprecht damit aufzuhören. Edward, du wirst euch beide umbringen, wenn du so weitermachst. Auch dein Vater wird dich vor Toms Zorn nicht retten. Sei doch nicht so dumm!"

"Mir sind einige Dinge heilig." erwiderte Edward angespannt. "Aber was soll das für eine Ehe sein, die ich wertschätzen soll? Du weißt selbst, wie Tom ist, er drangsaliert Julia, wo er nur kann, ignoriert die Bedürfnisse seiner Tochter, weil sie 'nur' ein Mädchen ist ... was soll daran heilig sein, John? Was? Denkst du wirklich, dass Gott sich wünscht, dass solch eine Ehe geführt wird?"
Dann mit einem Mal, stieg leichte Panik in Edward auf. Sollte er sich in John doch getäuscht haben? Sollte dieser ihn womöglich doch ausliefern und damit Julias und Aliz' Schicksal besiegeln?
"John, ich beschwöre dich, wenn irgendwer hiervon erfährt, dann war alle Mühe, die du daran gesetzt hast, Julia und Aliz zu retten umsonst." entgegnete er und schüttelte dann den Kopf. "Ich will dir keine Reue vorspielen, denn das wäre nichts anderes als bloße Heuchelei. Ich bereue es nicht, weil ich Julia liebe und weil wir in der wenigen Zeit in der wir zusammen sind, glücklich sein können. John, ich bitte dich, wir beide kennen die Risiken, wenn Tom oder mein Vater von dieser Sache erfährt und wir sind sie eingegangen ... aber du musst nicht davon erzählen. Behalte es für dich und bereite uns die Möglichkeit wenigstens ein klein wenig Licht in diese Düsternis hier zu bringen." Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und betrachtete John kurz. "Denk an Constance und das, was du für sie empfindest. Genau so geht es mir. Wenn ich könnte, würde ich Julia noch heute vor einen Priester bringen, damit ich sie heiraten kann, aber in diesem Punkt sind mir die Hände gebunden. Aber heißt das deshalb wirklich, dass wir beide auf ewig unglücklich sein müssen oder dürfen wir wenigstens einige wenige glückliche Momente zusammen haben?"

"Davon sehe ich nichts. Ich weiß, dass das keine schöne Ehe ist und dass Tom kein guter Ehemann ist. Aber das gibt euch kein Recht vor Gott und der Welt ein Ehegelöbnis und ein Sakrament zu brechen. Julia hat freiwillig ja gesagt, also muss sie dazu auch stehen. Ein solches Versprechen ist heilig. Ein Versprechen, Edward, bricht man nicht einfach, weil man jemand Anderen begehrt. Das ist kein Grund.", erwiderte John scharf.
"Du machst mich zum Mitwisser, weil du so unvorsichtig bist nicht einmal abzuschließen und verlangst, dass ich euch decke? Dann werde ich zum Komplizen. Warum sollte ich das tun Ihr kennt euer Risiko, also gut, dann müsst ihr nun damit leben, dass es eintritt."
Doch wider Willen rührten Edwards Worte sein Herz. Er wollte nicht nachgeben und wieder weich werden, weil er es widerwärtig fand, wie sie sich verhielten.
"Liebe bedeutet manchmal auch verzichten zu können, Edward. Du bringst sie jedes Mal in Gefahr, wenn du her kommst.", erklärte er sanfter.
"Aber lass gefälligst Constance aus dem Spiel. Ich habe sie geheiratet. Du hättest damals dasselbe tun können, jetzt ist es eben zu spät. Was nutzen euch glückliche Momente, wenn sie morgen tot sein könnte? Nur weil du dich nicht im Griff hast..."

In Edward rangen mittlerweile Wut und Verzweiflung um die Oberhand. Er war kein kleiner Junge mehr, wie konnte John ihn nur so vorführen? Andererseits war er auch auf ihn angewiesen, musste versuchen seinen ehemaligen Lehrer zur Einsicht zu bewegen.
"Du hast es auch getan." platzte es da aus ihm heraus, ehe er sich daran hindern konnte. "Du hast dein Leben Gott gewidmet und bist Priester geworden ... und trotzdem hast du all das einfach fallen gelassen, weil es dir wichtiger war Constance zu heiraten." erwiderte Edward mit rauer Stimme. Die Welt war so unerträglich ungerecht.
"Damals! Damals war ich jung und dumm und habe einen Fehler gemacht. Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen, wünschte, ich hätte sie geheiratet. Aber das habe ich nicht und ich will nicht schon wieder einen Fehler begehen indem ich mich von ihr fern halte." Edward strich sich mit bebenden Fingern die roten Locken aus der Stirn. "Das würde ich nie zulassen!" protestierte er. "So etwas kann er nicht tun ... und sollte er uns eines Tages tatsächlich erwischen ... mit Tom werde ich schon fertig." Wenn Tom es herausfinden würde, dann weil er sie ertappte und in dem Fall würde Edward alles daran setzten Julia zu schützen.

"Das ist eine Sache zwischen Gott und mir. Ich habe es nicht einfach fallen lassen, ich habe meinen Orden verlassen und alle meine Angelegenheiten geregelt. Dafür richten muss Gott mich, sicher nicht du. Aber ich bringe damit auch nicht andere Menschen in Gefahr!", widersprach John ebenfalls wütend.
"Du kannst es aber nicht rückgängig machen, also musst du damit leben. Du würdest es nicht zulassen? Was glaubst du schon...niemand würde dir beistehen, denn du weißt ganz genau, dass Tom im Recht wäre. Er hätte das Recht euch beide zu töten, wenn er es mitbekommt und das weißt du auch."
John fuhr sich nervös durch das Haar. Was sollte er nur tun?
"Ach Bengel...warum kannst du nicht vorsichtiger sein? Dann wäre das jetzt nicht mein Problem."