William und Joanna - ca. 1186 - ?

Mary war John dankbar gewesen für dessen tröstende Worte und doch hatten die Tränen einfach nicht versiegen wollen. Während John gegangen war, um Charles zu holen, hatte Mary ihre Tochter fest in den Armen gehalten, sie sanft gewiegt und damit gehadert, dass Gott Anne offensichtlich jetzt schon zu sich holen wollte. Sie wollte sich nicht von ihrer Tochter trennen ...
"Oh meine süße, kleine Anne." murmelte sie leise und strich ihrem Mädchen über die rote Wange. Sie glühte noch immer und Mary wusste, dass sich das nun auch nicht mehr ändern würde. John und sie hatten alles versucht, aber nichts hatte gewirkt und das Fieber war hartnäckig geblieben.
Sie hörte die leisen, angestrengten Atemzüge die schon seit einiger Zeit immer wieder ungleichmäßig wurden, weil es Anne schwerer und schwerer fiel zu atmen, weil der Kleinen einfach die Kraft fehlte ...
Mary senkte den Kopf und schloss einen Moment die Augen. Wieso sorgte Gott dafür, dass sie schon wieder schwanger geworden war, nahm ihr aber im gleichen Zug eines der Kinder? Wieso konnte sie die Kinder, die sie hatte, denn nicht behalten?

Charles

Charles betrat leise das Zimmer und setzte sich neben seine Frau, legte den Arm um sie und das kleine Mädchen. Er sagte erst einmal nichts, sondern blieb einfach bei ihnen. Er wusste, es würde Mary das Herz brechen eines der Kinder zu verlieren, also musste er in der nächsten Zeit so gut wie nur irgendwie möglich für sie da sein.
Sie durfte nicht daran zerbrechen, schließlich hatte sie noch mehr Kinder, die sie brauchten. Die kleine Anne tat ihm leid und auch er würde um sie trauern. Sie war ihm ans Herz gewachsen wie eine leibliche Tochter und längst war er ein Vater für die Mädchen geworden. Er konnte Marys Schmerz nachvollziehen, aber er fand keine Worte für all das. Wie sollte er sie nur trösten?

Mary ließ zu, dass Charles sie in die Arme schloss, doch dieses Mal war seine Nähe nicht so tröstend, wie sie es gewohnt war. Der Schmerz in ihr war einfach zu groß. Es dauerte ein wenig bis sie in der Lage war ihm einen kurzen Blick zu zuwerfen. "Ich habe Angst, Charles." murmelte sie leise. "Angst davor, mein kleines Mädchen heute gehen lassen zu müssen."
Wie sollte eine Mutter das nur aushalten? Sicher, sie hatte noch eine muntere Kinderschar und erwartete bereits das nächste Kind, doch deshalb war der Verlust nicht geringer, den sie empfand. Sie spürte, wie ihr erneut die Tränen kamen und versuchte nicht einmal sie zurück zu halten. Zärtlich strich sie Anne über die Wange und betete stumm zu Gott, dass er ihr das Kind doch noch lassen würde.

Charles

"Ich weiß, Liebes, ich weiß." Charles hielt sie beide fest in seinen Armen und bat Gott darum, er möge Mary das nicht antun. Er wusste, wie sehr sie an ihren Kindern hing und es würde ein sehr harter Schlag für sie werden, wenn die kleine Anne starb.
"Aber denk daran, wenn sie gehen muss: sie wird es gut haben dort oben und nie wieder leiden. Und sie wird in dem Wissen gehen, dass ihre Mutter sie so unendlich geliebt hat."
Er ließ sie weinen und schmiegte die Wange an ihren Scheitel. Eigentlich warteten sie nur noch, das war ihm klar.
Aber er würde Mary jetzt nicht allein lassen. Er würde bleiben, bis die Würfel gefallen waren.

Mary war Charles unendlich dankbar dafür, dass er bei ihr blieb, denn das hielt sie wenigstens davon ab vollends zu verzweifeln. „Ich weiß ...“ murmelte sie leise. „John sagte das auch schon und ich vertraue darauf, aber dennoch … es ist so furchtbar schwer.“ erwiderte sie heiser. Eine Mutter sollte ihre Kinder eigentlich nicht zu Grabe tragen müssen. Sie wusste, dass sie bisher Glück gehabt hatte, nicht selten starben Kinder schon innerhalb des ersten Lebensjahres. Aber nun würde Mary auch zu denjenigen gehören, die ein Kinder verlor, ehe es das Erwachsenenalter erreicht hatte. Und es war so furchtbar schwer zu ertragen.
Sanft strich sie Anne über die Wange als diese blinzelte und müde die Augen aufschlug. Ihr Blick war verschleiert, das Fieber zerrte mehr als deutlich an ihr. Mary schluckte schwer und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich, meine Kleine. Vergiss das nie.“ flüsterte sie, wenngleich sie sich recht sicher war, dass Anne gar nicht weit genug bei Bewusstsein war, um sie zu verstehen. „Ich liebe dich, Anne.“ wiederholte sie noch einmal, weil sie vermutete, dass das jetzt das letzte Mal war, dass ihre Tochter die Augen aufschlug.

Charles

Anne hatte die Nacht nicht überstanden. Das war nun zwei Tage her und die Kleine war beerdigt worden. Sie hatten alle Abschied von ihr genommen und es traf sie sehr, niemanden aber so hart wie Mary. Charles beobachtete seine Frau schon den ganzen Tag mit äußerster Besorgnis, doch es gefiel ihm nicht, was er sah.
Mary wirkte so erschöpft und ausgelaugt, doch ob das wirklich nur den Ereignissen zuvor zuzuschreiben war? Möglich wäre es, aber sein Bauchgefühl verbot ihm Entspannung. Irgendetwas stimmte nicht, dessen war er sicher.
Er brachte ihr einen Tee und setzte sich ihr gegenüber. "Mary, wie geht es dir?"

Mary sah auf als Charles das Gemach mit einem Tee betrat und sich zu ihr setzte. Sie nahm den Tee müde entgegen und hob dann leicht die Schultern. „Es ging mir wahrlich schon besser.“ erwiderte sie matt und nahm einen winzig kleinen Schluck von dem heißen Getränk. „Ich brauche dir ja nicht zu sagen, wie schwer mir das alles fällt.“ Mary hatte unglaublich gelitten als Anne die letzten Atemzüge in ihren Armen getan hatte und dass sie sich danach nicht vollständig der Trauer hingegeben hatte, lag einzig und allein daran, dass Charles ihr zur Seite stand und dass sie genau wusste, dass ihre restlichen Kinder sie brauchten, vielleicht jetzt sogar mehr denn je, wo die kleinen erlebt hatten, wie ihre Schwester plötzlich aus ihrer Mitte gerissen worden war.
Mary nippte noch einmal an dem Tee und seufzte dann. Sie fühlte sich völlig erschlagen. „Ich muss gleich nach den Kindern sehen. Ich habe Edith versprochen sie heute Nachmittag abzulösen, damit sie einmal etwas frei hat.“ erklärte sie dann ein wenig schleppend. Am liebsten hätte sie sich ins Bett gelegt, aber sie konnte sich nicht einfach verkriechen, die Verantwortung, die sie trug, war einfach viel zu groß.

Charles

Charles seufzte leise. "Ich weiß, dass es schwer für dich ist. Aber du musst dir auch ein bisschen Ruhe gönnen, Liebes. Ich mache mir Sorgen um dich. Um euch beide. Du bist erschöpft, das sehe ich dir deutlich an. Ich bitte dich, ruh dich aus.", versuchte er sie zu überzeugen.
"Du musst gar nichts tun. Ich werde Edith ablösen und nach den Kindern sehen. Du weißt, dass ich das kann und dass du mir vertrauen kannst. Du musst dich vor allem ein paar Stunden hinlegen. Es ist nicht gut, wenn du dich so an die Grenzen treibst."
Er wollte nicht, dass Mary sich zugrunde richtete und er sie auch noch verlor. "Du kannst heute Abend nach den Kindern sehen, dann wird es dir sicher etwas besser gehen."

Mary hob leicht die Schultern. „Schon, nur kann ich mich auch nicht einfach unter meiner Bettdecke verkriechen. Wenn ich das tue, fange ich nur an zu grübeln und dann weiß ich nicht, wie ich den Schmerz ertragen soll. Heute Abend, wenn du neben mir liegst, werde ich im Bett schon ein wenig Ruhe finden.“ erwiderte sie langsam, nahm noch einen Schluck aus dem Becher und stellte ihn dann auf den Tisch. Ein sachtes Lächeln huschte kurz über ihr Gesicht. „Ich weiß, dass du das kannst und ich schätze es wirklich sehr, dass du es dazu auch noch gerne tust.“ bemerkte sie. „Aber ich werde selbst gehen, ich brauche irgendetwas zu tun.“ erklärte Mary ein wenig nachsichtig und erhob sich – nur um sich im nächsten Moment eilig an der Tischkante festzuhalten, da ihr fast Schwarz vor Augen wurde. Mit einem Mal hörte sie das Blut in ihren Ohren rauschen und sie spürte, wie viel Anstrengung sie allein das Aufstehen gekostet hatte. „Charles ...“ brachte sie leise, mit bebender Stimme hervor. Sie sah zu ihrem Gemahl hinüber und wollte einen Schritt auf ihn zu machen, da verschwamm ihr Sichtfeld erneut und ihre Beine gaben nach.

Charles

"Du sollst ja auch nicht grübeln, du sollst schlafen. Du brauchst Ruhe, Mary." Charles seufzte tief. "Manchmal verfluche ich deinen Sturkopf. Überanstreng dich nicht." Er beobachtete sie aufmerksam, als sie aufstand und plötzlich schwankte.
Er wurde blass und schon bevor ihre Beine endgültig nachgaben, war er mit zwei großen Schritten an ihrer Seite und fing sie auf. Charles hob sie hoch.
"Mary..." Er hatte es ja gewusst! Er hatte gewusst, sie würde sich überanstrengen! Warum nur hörte sie nie auf ihn?
Behutsam trug er sie zum Bett und legte sie hinein. Prüfend fühlte er ihre Stirn und wurde noch ein wenig blasser. Sie fühlte sich viel zu warm an und die Furcht legte sich wie eine kalte Hand um sein Herz. "Ruh dich ein wenig aus, ich hole John."

„Oh das weiß ich ja, nur glaubst du, das wäre so leicht, wenn ich mich einsam und alleine ins Bett lege?“ erwiderte Mary ein wenig verzweifelt. „Das hat nichts mit meinem Sturkopf zu tun, sondern mehr damit, dass ich mich davor fürchte, den Verstand zu verlieren, wenn ich zu lange über meinen Verlust nachdenke.“
Mary bekam gar nicht wirklich mit, dass sie dabei war zu stürzen, ihr Bewusstsein klärte sich erst wieder als Charles sie bereits in den Armen hielt. „Vielleicht wäre das Bett doch keine so schlechte Idee ...“ murmelte sie leise. Ohne zu protestieren ließ sie zu, dass Charles sie zum Bett hinüber trug und sie schließlich zudeckte. Sie spürte seine Hand auf ihrer Stirn und registrierte wage, dass sie sich beinahe kalt anfühlte. Mary schluckte leicht. Sollte sie sich etwa doch noch bei Anne angesteckt haben?
Mit einem Mal bekam sie Angst und griff nach Charles' Handgelenk, um ihn aufzuhalten. „Aber beeil dich.“ bat sie leise. „Lass mich nicht so lang allein.“

Charles

Charles schaute sie einen Moment durchdringend an, dann strich er ihr liebevoll über die Wange. "Keine Sorge. Ich gehe nur vor die Tür und schicke einen Diener." Er konnte jetzt nicht von ihrer Seite weichen. Nicht, wenn er sich so um sie sorgte.
Und er dankte Gott dafür, dass John beschlossen hatte noch ein paar Tage zu bleiben um sicher zu gehen, dass die anderen Kinder gesund blieben. Dass es nun ausgerechnet Mary traf...Mary, die auch noch ein Kind erwartete. Charles ließ die Panik nicht zu, die sich seiner bemächtigen wollte und kehrte an die Bettkante zurück. Er legte ihr ein nasses Tuch auf die Stirn und griff dann nach ihrer Hand.
"Du wirst mir doch keinen Kummer machen, Liebste."

Mary nickte matt als Charles ihr über die Wange strich. „Gut. Das ist gut.“ murmelte sie leise und schloss die Augen ein wenig als er zur Tür ging. Erst als sie das nasse, wohltuend kühle Tuch auf ihrer Stirn spürte, schlug sie die Augen wieder auf. Sie blinzelte kurz, weil ihr Sichtfeld eigentümlich unscharf war, doch dann erkannte sich Charles wieder genau, der nun neben ihr saß und sie mit besorgter Miene musterte.
Sie drückte sachte seine Hand und versuchte ein Lächeln. „Wie käme ich denn dazu?“ erwiderte Mary und spürte, dass die Schwäche in ihr immer stärker wurde, jetzt da sie hier im Bett lag. Sie schloss kurz die Augen und schwieg, zwang sich dann jedoch wieder dazu Charles anzusehen. „Charles ...“ begann sie langsam. „Sei so gut und gib auf dich Acht, ja? Die Kinder … brauchen keine zwei kranken Eltern nach dem, was geschehen ist.“ Ihre tiefste Angst, die sich langsam in ihr ausbreiten wollte, sprach sie bewusst nicht aus, fürchtete sie sich doch zu sehr davor, dass sie Realität werden könnte. Sie konnte nicht sterben. Das war ausgeschlossen. Zumal es dann nicht nur sie selbst wäre, auch das Kind in ihrem Bauch würde sterben, noch ehe es das Licht der Welt erblickt hatte. Das durfte nicht sein. Das konnte nicht sein.

Charles

Charles lächelte matt. "Das weiß ich nicht, darum hoffe ich ja auch, dass du daran denkst, dass du hier gebraucht wirst." Er musterte sie voller Sorge, als sie weitersprach und nickte schließlich.
"Das tue ich, keine Sorge. Und du weißt doch, ich bin ein robuster Mensch. Ich werde nicht so leicht krank." Er würde schon dafür sorgen, dass er gesund blieb und dass die Kinder möglichst wenig von all dem mit bekamen.
Als John kam, wusste Charles bereits, dass ihm ein paar harte Tage bevor standen. Er verließ das Bett in den nächsten Stunden nicht ein einziges Mal und harrte an Marys Seite aus. Er würde sie nicht im Stich lassen und betete für ihre Gesundheit und die des ungeborenen Kindes.
John gab sein Bestes, das wusste er. Nun kam es nur noch darauf an, dass Gott ihm Mary ließ.

Mary warf Charles einen beinahe tadelnden Blick zu. „Natürlich denke ich daran.“ erwiderte sie. „Außerdem gibt es noch so viel, das ich mit dir erleben will. Ich bin endlich glücklich, Charles, wie könnte ich mich da nun einfach davon stehlen?“
Mary bekam am Rande ihres Bewusstseins mit, dass John kam und sie untersuchte. Er gab ihr einen Trank zu trinken, der sie noch müder machte und im Nu war sie eingeschlafen. Und ihr Körper forderte nun erst recht ein, was er brauchte, denn erst am nächsten Tag kam Mary ansatzweise wieder zu Bewusstsein. Sie schlug die Augen auf und sah, wie John gerade seinen Beutel, in dem er stets alle möglichen Kräuter, Salben und Tinkturen transportierte, die er brauchen könnte, auf dem Tisch abstellte. Charles saß neben ihr auf der Bettkante und erweckte fast den Anschein, als hätte er diesen Platz die ganze Zeit über nicht verlassen. Mary drehte langsam den Kopf und griff nach der Hand ihres Gemahls. Sie drückte sie leicht, dann versuchte sie Johns Blick einzufangen, was eher daran scheiterte, dass ihre Sicht noch ein wenig verschleiert war, als daran, dass er sie nicht ansehen wollte. „John ...“ begann sie leise und erschrak fast selbst vor ihrer eigenen Stimme, so rau und matt klang sie. „John, wie … wie geht es meinem Kind?“ brachte sie dann schließlich doch ihre drängendste Frage hervor.

Charles

Charles schreckte aus einem leichten Dösen hoch, als Mary sich bewegte und seine Hand nahm. Er versuchte sich an einem sanften Lächeln und musterte sie. Sie wirkte sehr erschöpft, ihr Blick ein wenig unfokussiert, aber ihr Zustand war nicht allzu viel schlechter als gestern.
Und dann wandte sie sich an John. Charles tauschte einen vorsichtigen Blick mit dem Arzt.
John trat näher. "Mary...wie fühlst du dich, Kind? Hast du Schmerzen?" Er legte den Kopf ein wenig zur Seite und fuhr sich seufzend durch das Haar.
"Das ist schwer zu sagen. Aber da du nicht blutest, gehe ich davon aus, dass es ihm gut geht. Hast du Bauchschmerzen? Wir müssen allerdings versuchen das Fieber so rasch wie möglich in den Griff zu bekommen. Ich glaube nicht, dass ihm das so gut tut."

Mary deutete auf Johns Fragen hin ein Schulterzucken an. "Mein Kopf tut ein wenig weh, aber sonst nichts." erwiderte sie langsam. Schmerzen hatte sie soweit zum Glück keine, aber sie war so unfassbar müde, fühlte sich erschöpft als wäre sie von Truro hier her gelaufen ... und sie fröstelte ein wenig, obwohl sie wusste, dass sie glühte vor Fieber.
Mary schüttelte leicht den Kopf und schob die freie Hand unter die Decke, um sie auf ihren Bauch zu legen. "Nein, keine Bauchschmerzen." Das war gut. Und dass sie nicht blutete ebenso. Vielleicht bestand ja doch Hoffnung. "Ich bin nur müde und ... mir ist ein wenig kalt." gestand sie dann langsam. Sie seufzte leise und nahm dann nochmal alle Kraft zusammen, um die nächste wichtige Frage zu stellen. "Und die anderen? Die Mädchen, Roland und Samuel?" erkundigte sie sich besorgt. "Sind sie gesund?" Nicht auszudenken, wenn noch eines ihrer Kinder krank werden würde.

John nickte zufrieden. "Das ist gut. Das ist sehr gut...und ich es bestätigt mich darin, dass es dem Kind gut geht. Hier, trink etwas Wiedenrindentee, das tut dir gut." Er half ihr sich etwas aufzurichten und flößte ihr etwas Tee ein. Charles hatte sich unterdessen erhoben und nahm eine weitere Decke vom Stuhl, um sie über Mary auszubreiten.
"Den Kindern geht es gut, sie sind putzmunter.", sagte er mit einem leichten Lächeln und John gab ein zustimmendes Brummen von sich, während er in einem Mörser rührte.
"Sie sind kerngesund, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich sehe sie mir jeden Tag an, aber sie sind sehr robust."

Nur mit Johns Hilfe war Mary in der Lage sich etwas aufzusetzen und selbst das erschien ihr furchtbar anstrengend. Sie trank wie gefordert etwas von dem Tee, dann ließ sie sich wieder zurück in die Kissen sinken. Sie schenkte Charles ein dankbares Lächeln als dieser ihr noch eine Decke brachte.
"Das ist gut." erwiderte sie. "Sie dürfen sich nicht auch noch anstecken." Das wäre das Schlimmste überhaupt.
Mary fiel es schwer sich zu konzentrieren und ihre Lider wurden immer schwerer, also griff sie nach Charles' Hand und schloss dann die Augen. Das Fieber zehrte sie von Innen heraus langsam auf und es war so furchtbar anstrengend dagegen anzukommen.
Sie zwang sich dazu noch einmal die Augen zu öffnen. "Charles" murmelte sie leise. "Ich liebe dich." Es erschien ihr wichtig, dass sie ihm das noch einmal sagte, bevor sie wieder einschlief.

Charles

Charles strich ihr sanft über den Arm. "Sie werden sich nicht anstecken, mach dir darum keine Sorgen. Du kannst dich ganz in Ruhe darum kümmern gesund zu werden."
Er betrachtete seine Gemahlin liebevoll. "Ich dich auch, mein Engel. Ruh dich aus." Er setzte sich wieder auf den Sessel neben ihrem Bett und dort würde er bleiben. Und wenn es noch Tage dauern sollte, er würde sie nicht verlassen.
Er verbrachte Stunden mit stummen Gebeten, strich immer wieder durch ihr Haar und hoffte einfach auf ihre Genesung.

Mary war wieder eingeschlafen mit dem beruhigenden Gefühl, dass Charles bei ihr war. Er und die Kinder, das waren die einzigen Gedanken, die in der nächsten Zeit überhaupt noch ab und zu zu ihr durchdrangen. Ansonsten hatte sie wirre Fieberträume und nahm gar nicht richtig war, dass John sie regelmäßig untersuchte, dass Charles aufoperungsvoll an ihrer Seite ausharrte und wieder und wieder den nassen Lappen auf ihrer Stirn wechselte und ihr Tee einflößte.
Mary hätte nie im Leben sagen können, wie viel Zeit vergangen war, als der Schleier sich endlich wieder einmal so weit hob, dass sie es fertig brachte die Augen zu öffnen. Charles saß neben dem Bett, hatte die Arme auf der Matratze verschränkt, den Kopf darauf gebettet und schlief. Mary lächelte sanft bei diesem Anblick und streckte die Hand aus - die ihr dürr und blass erschien - und strich zärtlich durch seinen wirren Haarschopf. "Das kann kaum bequem sein, Charles ..." flüsterte sie heiser.

Charles

Charles erwachte von seiner sanften Berührung. Zärtlich Finger, die durch sein Haar streichelten und für einen Moment glaubte er, er träume noch. Wie konnte das sein?
Müde hob er den Kopf und sah direkt in Marys blaue Augen, klarer als sie es in den letzten Tagen gewesen waren. Ein Lächeln breitete sich zaghaft auf seinen Lippen aus.
"Das ist mir egal. Hauptsache, ich bin in deiner Nähe. Ich bin an unbequeme Nachtlager gewöhnt." Schließlich hatte er genügend Schlachtfelder gesehen.
"Wie fühlst du dich, mein Engel?"

Marys Hand ruhte an Charles' Wange und sie erwiderte sein Lächeln offen. "Würdest du wohl trotzdem hier zu mir kommen?" fragte sie leise. Jetzt, da sie endlich wieder zu sich gekommen war, sehnte sie sich mehr denn je danach von ihrem Gemahl in den Armen gehalten zu werden.
"Müde und zerschlagen, aber ... besser, glaube ich." erwiderte Mary nachdem sie einen kurzen Moment in sich hinein gehorcht hatte. Sie war immer noch sehr erschöpft, aber sie hatte den Eindruck, dass das Fieber nicht mehr ganz so stark brannte und sie fühlte sich nicht mehr als sei jede Kraftreserve in ihrem Körper ausgeleert. Sollte sie womöglich auf dem Weg der Besserung sein? Sie hoffte es so sehr, denn sie wollte endlich ihre Kinder wiedersehen und sie in die Arme schließen, wollte ihr Lachen hören und Gott dafür danken, dass ihr wenigstens dieses kleine Glück noch geblieben war, wenn er ihr schon eine ihrer Töchter hatte nehmen müssen.

Charles

Charles' Lächeln wurde breiter, dann erhob er sich und streifte die Stiefel von seinen Füßen, um sich schließlich zu ihr ins Bett zu legen. Sanft zog er sie in seine Arme, einfach damit zufrieden sie festzuhalten. "Das ist gut....das ist sehr gut. ich hatte solche Sorge um dich. Ich habe lange Jahre nicht so viel gebetet wie in den letzten Tagen. Ich hätte es nicht ertragen können, hätte er dich mir nach so kurzer Zeit genommen."
Er schloss eine Weile die Augen. "Ich bin so unendlich froh. Die Kinder sind gesund und fragen nach dir. In ein paar Tagen können sie endlich wieder zu dir." Er schob eine Hand auf ihren Bauch und streichelte darüber.
"Ich bin so froh, dass ihr Beide es geschafft habt."

Mary schmiegte sich erleichtert an Charles als dieser sich zu ihr legte. Sie bettete den Kopf auf seine Brust und lächelte leicht. So fühlte sie sich gleich noch ein wenig besser. "Tut mir Leid." murmelte sie leise. "Ich wollte dir wirklich keine Angst machen."
Seine Nähe tat so unglaublich gut, dass Mary wirklich spürte, dass es aufwärts ging und die Aussicht, dass sie ihre Kinder bald wieder sehen konnte, wärmte ihr das Herz. "Das klingt sehr gut. Ich hatte solche Angst, dass sie sich auch noch anstecken." Aber offensichtlich war wenigstens das gut gegangen.
"Charles, ich liebe dich." flüsterte Mary leise und hauchte einen Kuss auf seine Wange. "Und ich danke dir dafür, dass du ständig hier warst. Irgendwie habe ich ... das gespürt, glaube ich. Es hat mir sehr geholfen."