William und Joanna - ca. 1186 - ?

Charles

Charles strich durch ihr rotes Haar und seufzte zufrieden. Endlich fiel die Anspannung von ihm ab, weil er fast sicher sein konnte, dass Mary außer Gefahr war.
"Es ist schon in Ordnung. Hauptsache, es geht dir gut und du wirst wieder ganz gesund. Ich hatte solche Angst dich zu verlieren."
Er küsste ihre Schläfe und schloss die Augen. "Ich liebe dich auch, meine Schöne. Ich hatte gehofft, dass es dir hilft, wenn ich bei dir bin. Dass du dich nicht so allein fühlst und dich erinnerst, dass wir dich hier brauchen."
Er lächelte sanft. "Ich brauche dich ebenso sehr wie die Kinder dich brauchen. Aber jetzt ist dieser Albtraum hoffentlich vorbei."

James' Augen leuchteten begeistert als er am Nachmittag auf dem Weg zu seinem Gemach war. Er wusste, dass Alan um die Zeit auch da sein würde und konnte es kaum erwarten ihm die Neuigkeiten zu erzählen, die er gerade erhalten hatte.
Er trat eilig ein und ging ohne zu zögern zu Alan hinüber, der gerade über einer Zeichnung saß. "Alan, du glaubst nicht, was passiert ist." begann er, noch ehe er seinen Freund erreicht hatte. Er beugte sich zu ihm und gab ihm einen innigen Kuss. "Ich komme gerade von Foliot und er ist zwar auf dem Weg der Besserung, aber noch immer nicht wieder ganz gesund. Und deshalb hat er entschieden, dass ich am Sonntag das Hochamt halten soll!" James bebte beinahe vor Vorfreude. "Stell dir das vor, Alan, ich soll es tun." Das war eine gewaltige Ehre, die der Bischof James da zugestand und James war außer sich vor Freude. Er war immer schon ehrgeizig gewesen, doch solch großen Schritte hatten ihm immer auch eine gewisse Angst eingeflößt. Dieses Mal jedoch brannte er förmlich darauf, dass endlich Sonntag war.

Alan hob den Blick von seiner Zeichnung, als James das Zimmer betrat und so eilig auf ihn zukam. Irritiert hob er die Augenbraue. So aufgedreht kannte er seinen Freund ja gar nicht, was war los mit ihm? Die Antwort bekam er ohne weitere Aufforderung gleich geliefert.
Er erwiderte den Kuss und lächelte.
"Das ist großartig, Jamie! Eine große Ehre für dich. Ich bin sehr gespannt darauf, das zu erleben. Die Menschen werden begeistert von dir sein.", bemerkte er erfreut.
"Ich bin stolz auf dich."
Alan zog ihn kurz an sich, stand dann auf und goss ihnen zwei Becher Wein ein, von denen er einen an James reichte.
"Das sollten wir feiern. Auf dich und den Erfolg deiner Predigt. Weißt du schon, worum es gehen soll?"

"Das ist es wirklich, ich hätte noch nicht damit gerechnet." erwiderte James und strich Alan durch die Haare. "Hm, ich liebe es, wenn du mich so nennst." wisperte er leise als Alan ihn kurz an sich zog und gab ihm noch einen Kuss.
Dankend nahm er den Becher Wein entgegen und nickte. "Oh ja, das sollten wir. Mir schwebt da auch schon etwas vor ..." erwiderte er grinsend und strich Alan über die Brust. "Aber vorher würde ich gerne noch einen Abstecher in die Stadt machen ... begleitest du mich?"
James prostete Alan zu und lächelte. "Ich habe hunderte von Ideen, ich muss mir nur noch eine aussuchen und sie ausarbeiten. Oh Alan, das wird wundervoll werden!" Er hatte zwar schon die ein oder andere kleine Messe gehalten, aber das war nicht mit dem zu vergleichen, was ihm nun bevorstand. Er würde das sonntägliche Hochamt in St. Pauls halten. Allein die Vorstellung machte ihn schon fast trunken vor Freude.

Alan nickte. "Aber du hast es verdient. Du leistest gute Arbeit und bist ein vorbildlicher Priester. Was also sollte er auszusetzen haben?" Er lachte leise. "Tust du das? Das höre ich gern, Jamie...Einen Abstecher in die Stadt? Was hast du denn vor? Sicher begleite ich dich. In deinem aufgedrehten Zustand kann man dich ja nicht alleine lassen."
Er lauschte aufmerksam und konnte nur zustimmen. Es würde gut werden, das stand fest.
"Warum schickst du nicht einen Boten zu deinem Vater? Glaubst du nicht, er und deine Mutter würden beim ersten Hochamt gern dabei sein?"

James grinste. "Das höre ich immer wieder gern aus deinem Mund." bemerkte er und löste sich von Alan, um zu seiner Truhe hinüber zu gehen. Er holte einen Beutel mit Silber hervor und kramte nach einem Mantel, den er schon lange Zeit nicht mehr getragen hatte, aus gutem, leichten Stoff, aber schlicht gehalten ohne irgendwelche aufwendigen Stickereien oder ähnlichem.
Mit dem Mantel über dem Arm und dem Beutel in der Hand kehrte er zu Alan zurück, nahm noch einen Schluck Wein, ehe er den Becher abstellte und legte einen Arm um Alans Schultern. "Nun, ich dachte, wir könnten mal wieder ein wenig Silber unter die Leute bringen, die es dringender brauchen als wir ... das habe ich in letzter Zeit etwas vernachlässigt, denkst du nicht?" Und James hatte das Gefühl, dass er dringend etwas zurück geben musste, jetzt, da ihm ein solcher Schritt nach vorne gewährt wurde.
Er lächelte und gab Alan einen Kuss. "Das klingt gut, am besten ich schreibe gleich noch eine Nachricht, damit der Bote los kommt bevor wir gehen."

Alan beobachtete James bei seinem Tun und lächelte ihn dann zufrieden an. "Das ist eine wirklich gute Idee." Gerade, da er selbst seinen Freund vor einer Weile darauf hingewiesen hatte, dass er wieder etwas barmherziger sein sollte.
Und auch der schlichte Mantel sagte ihm viel mehr zu als jede aufwendige Robe. Auch er griff nach seinem Mantel, stellte James dann aber ein Blatt Pergament und ein Tintenfass auf den Tisch.
"Hier, schreib. Je eher er los kommt, desto größer ist die Chance, dass sie es schaffen rechtzeitig hier zu sein, meinst du nicht? Und dann können wir gehen."

James lächelte und legte kurz eine Hand an Alans Wange. "Das ist sie und du hast mich darauf gebracht." erwiderte er leise, ließ sich dann aber auf den Stuhl sinken, um in Ruhe den Brief an seine Eltern zu schreiben. Alan hatte Recht, wenn der Bote zügig ritt, könnten seine Eltern noch rechtzeitig hier sein, also war es besser, er schickte den Brief so schnell wie möglich los.
Als er geendet hatte, ließ er die Tinte ein wenig trocknen und legte sich in der Zeit den Mantel um die Schultern und zog Alan an sich. "Habe ich dir heute eigentlich schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?" fragte er grinsend und küsste seinen Freund zufrieden. James war wie von Sinnen vor Freude, es war wirklich ein berauschendes Gefühl und er war unendlich froh, dass er es mit Alan teilen konnte.

"Irgendjemand muss dich ja auf den rechten Weg zurück schubsen. Wenn nicht ich es tue, wer dann? Glaub ja nicht, dass sich das jemals ändern wird. Auch nicht, wenn du Bischof wirst.", versprach Alan eindringlich und zog James dann ebenfalls an sich, sodass sie ganz eng beinander standen.
"So sehr, wie ich dich liebe.", flüsterte er und erwiderte den Kuss. Dann klopfte er James auf den Rücken und löste sich.
"Und nun komm, lass uns gehen und ein paar arme Menschen ebenso glücklich machen, wie wir es sind. Sie werden es dir ewig danken."
Sie mussten es ausnutzen, solange James noch nicht wirklich jedem bekannt war.

Edward saß auf dem Zaun der kleinen Koppel und beobachtete die handvoll Pferde, die es sich hier gut gehen ließ. Im Vergleich zu dem Gestüt in Truro war sein eigener Stall recht überschaubar, aber das war ihm momentan auch durchaus Recht. Er hatte selbst einfach keine Zeit, um sich um eine Zucht zu kümmern und er hatte niemanden an der Hand, der dafür fähig genug war. Aber wenn Thomas irgendwann so weit war, würde sich das sicher ändern.
Doch momentan war es nicht der Junge, um den seine Gedanken kreisten, sondern Helene. Sie beide hatten ein merkwürdiges Verhältnis zueinander entwickelt und Edward war sich nicht ganz sicher, wo das hinführen würde. Aber wenigstens begegneten sie beide sich nicht mehr mit permanenter Abneigung. Sie stritten zwar immer noch ab und an, aber nachdem Edward ein eindringliches Gespräch mit Hanna geführt hatte, war zumindest dieser Punkt nicht mehr Gegenstand ihrer Streitereien.
Und in letzter Zeit war Helene ohnehin eigenartiger Stimmung ... Edward konnte das nicht so recht einordnen, wenn er ehrlich war.

Helene

Helene fühlte sich etwas wohler in Oxford, seit sie zu diesem merkwürdigen Einvernehmen mit Edward gekommen war und auch Hanna sie nun endlich mit dem Respekt behandelte, den sie verdiente. Edwards Gespräch mit ihr schien etwas gebracht zu haben, das stand fest.
Und noch andere Dinge veränderten sich. Beim kleinsten harschen Wort brach Helene derzeit in Tränen aus, etwas, das sie gar nicht von sich kannte.
Und doch gab es ihr so zu denken, dass sie mit ihrer Zofe darüber gesprochen hatte. Ob etwas mit ihr nicht in Ordnung war? Doch die junge Frau hatte sie beruhigt und sie ein paar sehr persönliche Dinge gefragt. Allein die Erinnerung trieb ihr die Röte ins Gesicht.
Doch das Gespräch hatte sie veranlasst Edward zu suchen und sie fand ihn schließlich bei den Pferden. "Sie sind wunderschön..."

Edward hörte zwar Schritte näher kommen, hielt den Blick jedoch weiter auf die Pferde gerichtet. Hier kam nicht selten jemand vorbei, also ließ er sich davon zunächst nicht stören. Als jedoch mit einem Mal Helenes Stimme neben ihm erklang, drehte er überrascht den Kopf.
Er lächelte und nickte dann. "Ja, das sind sie. Gott hat sich wirklich einiges einfallen lassen, als er diese anmutigen Tiere schuf." erwiderte er und sah wieder zu den Pferden hinüber. Unter ihnen war eine junge Stute, die ihm in Truro so sehr gefallen hatte, dass er sie entgegen seiner eigentlichen Pläne mitgenommen hatte. Eigentlich hatte er die Stuten in Truro lassen wollen, damit Philippe und Robert für ihn ein paar Fohlen mit ihnen ziehen konnten, aber diese kleine Stute mit dem haselnussbraunen Fell hatte es ihm einfach angetan.
"Aber dich zieht es doch sonst so selten hier her. Du wirst mich doch wohl nicht etwas gesucht haben, oder?" fragte Edward mit sanftem Spott und sah seine Gemahlin wieder an.

Helene

Helene erwiderte das Lächeln zaghaft. "Das glaube ich auch. Ich bin zwar keine allzu geschickte Reiterin, aber ich finde sie faszinierend. Ihr Wesen ist so sanftmütig und ihr Wille stark und doch sind sie so verletzlich."
Sie beobachtete die Pferde einen Moment schweigend. "Oh, ich bin öfter in den Stallungen als du glaubst. Aber immer nur kurz, nur ein bisschen streicheln und vielleicht einen Apfel vorbei bringen. Die neue Stute aus Cornwall liebt Äpfel ganz besonders. Und sie mag es, wenn man sie unter dem Kinn krault." Helene lehnte sich leicht an den Zaun und erwiderte Edwards Blick.
"Doch, ich habe dich zur Abwechslung einmal wirklich gesucht. Ich muss mit dir reden, es ist wichtig. Ich wollte nicht bis heute Abend warten."
Sie zögerte einen kurzen Moment. "Edward, ich bin schwanger."

"Das könnten wir ändern, wenn du Interesse daran hast. Mit etwas Übung würdest du sicher schnell geschickter werden." erwiderte Edward beiläufig, zog dann jedoch überrascht eine Augenbraue in die Höhe. "So? Mir scheint, als hättest du dich schon sehr gut mit ihr angefreundet, hm?"
Edward drehte sich herum, so dass er nun mit dem Rücken zu den Pferden saß, gab seinen Platz auf dem Zaun aber noch nicht auf. "Tatsächlich? Du hast mich gesucht? Nun, was gibt es denn so dringendes, dass ein solches Wunder zu Stande kommt?"
Als Helene ihm die Antwort lieferte, hatte er kurz das Gefühl gleich vom Zaun zu fallen, so überrascht war er. Er starrte sie einen Moment lang schweigend an, dann glitt er vom Zaun hinab und griff nach ihren Händen. "Bist du dir sicher?" fragte er leise. Wenn das stimmte, dann hatten sie wirklich keine Zeit verschwendet. Denn nach ihrer Hochzeitsnacht hatten sie sich ja eine ganze Weile von einander fern gehalten ... vielleicht war es sogar an dem Nachmittag geschehen als sie beide während ihres Streits nicht mehr länger hatten an sich halten können. Bei der Vorstellung konnte Edward ein leichtes Grinsen nicht zurück halten.

Helene

Helene überlegte kurz, nickte dann aber. "Ja, warum eigentlich nicht? Auch wenn das im Moment wohl etwas ungünstig ist. Ich habe mich mit ihr angefreundet, weil sie immer wiehert, wenn ich komme, weil sie weiß, dass ich etwas mitbringe. Ein kluges Geschöpf."
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als er so überrascht reagierte und schließlich vom Zaun rutschte. "Ja, so ziemlich. Meine Zofe hat...mir dabei geholfen nachzurechnen. Und es passt, weißt du. Die Zeit ebenso wie die Tatsache, dass ich ständig anfange zu weinen."
Nachdenklich schaute sie auf ihre Hände hinab.
"Freust du dich, auch wenn du schon einen Erben hast?"

"Sehr klug will ich meinen." stimmte Edward zu.
Schwanger
Edward strich Helene über die Wange. Es war ein klein wenig eigenartig, dass eine andere Frau außer Julia ihm nun Kinder schenken würde, aber doch, er freute sich. Sehr sogar. Ein Lächeln trat auf seine Lippen und er lehnte sich vor, um Helene einen liebevollen Kuss zu geben. "Natürlich freue ich mich." erwiderte er leise und legte schließlich eine Hand auf ihren flachen Bauch. "Wie weit bist du, hm? Dritter Monat?" Edward hatte das Gefühl, dass sie ein Kind noch weiter zusammen bringen würde und vielleicht würden sie schließlich doch noch eine halbes normale Familie werden - etwas woran er nie geglaubt hatte als er Helene kennen gelernt hatte. Aber es war ihm nur Recht so, er wollte im eigenen Heim keinen Unfrieden haben.

Helene

Helene ließ sich den Kuss gefallen und erwiderte sein Lächeln. Sie mochte das Gefühl, wie er seine Hand auf ihren Bauch legte. Vielleicht war das ein weiterer Schritt in Richtung einer normalen Ehe. Wenigstens war das Leben hier längst nicht mehr so furchtbar, wie es am Anfang gewesen war. Sie hatte angefangen Edward zu mögen.
"Ja, so ungefähr. Es ist schwierig, es ganz genau zu sagen. Aber weiter noch nicht." Sie seufzte leise. "Bald werden wir Eltern sein....wie es sich wohl anfühlt Mutter zu sein? Meinst du, dabei kann man viel falsch machen?"
Das war ihre größte Angst: Dass sie einen unverzeihlichen Fehler beging, weil sie keine Ahnung hatte, was sie da eigentlich tat.

Edward legte beide Arme um Helene und zog sie an sich. "Ja, bald. Aber ein wenig Zeit hast du ja noch, um dich darauf einzustellen. Außerdem konntest du ja schon fleißig üben." Edward grinste breit und nickte. "Oh sicher kann man viel falsch machen. Aber sieh mich an. Wenn sogar ich es schaffe ein halbwegs passabler Vater zu sein, dass wirst du auch eine gute Mutter abgeben." erklärte er amüsiert und küsste sie noch einmal.
"Du machst mir damit wirklich ein wundervolles Geschenk, weißt du." murmelte er leise. Edward liebte sowohl seinen Sohn als auch seine Stiefkinder von Herzen und er konnte sich gut vorstellen, seine Familie noch ein wenig wachsen zu sehen. Ein paar Geschwister für Gabriel ... ja, das würde ihm gut gefallen.

Helene

"Du hast recht. Die Kinder sind ein gutes Übungsobjekt, das habe ich ja bisher auch recht passabel hinbekommen, denke ich." Helene lächelte und legte den Kopf an Edwards Brust.
"Das ist wahr. Wenn du es schaffst.", neckte sie leise und erwiderte den Kuss. Es freute sie so etwas zuhören, es machte ihr Mut.
"Ich freue mich, dass du das auch so siehst. Ich freue mich darauf Mutter zu werden. Es wird sicher schön werden. Und es tut mir leid, dass ich ständig heulen muss, aber ich kann nichts dagegen tun."
Sie hoffte so, dass die Kinder ihre Schwangerschaft auch so gut aufnehmen würden. Das war auch nicht selbstverständlich.

Philippe drückte den Rücken ein wenig durch und begutachtete sein Werk. Da Amélie mit den Kindern den Abend bei Josephine verbrachte und Philippe ihr nahegelegt hatte, dass sie ruhig über Nacht bleiben sollte, wenn die beiden Frauen sich verquatschten, drängte es ihn nicht gerade dazu nach Hause zu gehen. Zwar knurrte ihm allmählich der Magen etwas, doch er hatte hier in der Sattelkammer noch ein wenig aufräumen wollen und hatte bei der Gelegenheit sich einmal wieder die Zeit dazu genommen, Hectors Sattelzeug zu putzen. Nun war es wieder sauber und glänzte leicht und Philippe nickte zufrieden. Sorgfältig hängte er alles an seinen Platz, verschloss die Sattelkammer gut und ging dann noch einmal die Boxenreihen entlang, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.
Bei seinem Hengst blieb er stehen und holte einen kleinen Apfel hervor, der im nächsten Augenblick schon zwischen den weichen Pferdelippen verschwand. Philippe grinste. "Das schmeckt dir, mein Junge, hm? Sei froh, dass ich ihn nicht gegessen habe."

Merle

Merle wusste, dass ihre Herrin nicht in der Nähe war und Philippe sich noch im Stall herum trieb. Das war eine wirklich schöne Gelegenheit einmal etwas ausgiebiger mit ihm zu sprechen. Sie mochte ihn sehr gern, aber ihre Herrin gab ihr immer neue Aufgaben und verhinderte damit bewusst oder unbewusst, dass sie einmal mit dem Hausherren reden konnte.
Langsam schlenderte sie also durch den Stall und fand ihn wie erwartet bei seinem Pferd. "Sir! Wie ungewöhnlich, Euch so spät noch hier anzutreffen. Hattet Ihr viel Arbeit heute?", versuchte sie ein Gespräch in Gang zu bringen.

Philippe wandte den Kopf als er leichte Schritte hörte, die sich ihm näherten und lächelte leicht als er Merle entdeckte. Er hob unbekümmert die Schultern. „Nicht direkt, aber da sich meine Familie heute ja ohnehin auf der Burg herum treibt, habe ich die Zeit genutzt, um mich hier noch ein wenig sinnvoll zu betätigen. Und Hector ist immer dankbar dafür, wenn er noch einen Apfel abstauben kann.“ erwiderte er. „Und du? Bist du für heute fertig mit deiner Arbeit?“ erkundigte Philippe sich freundlich. Er hatte Merle schön öfter mal mit einem der Stallburschen sprechen sehen, doch das war meist tagsüber gewesen, wenn sie zum Beispiel auf dem Weg zum Brunnen war und kurz an den Stallungen halt machte. Abends kam sie soweit er wusste nie hier her, zumal es jetzt hier auch wie ausgestorben war.

Merle

Merle nickte. "Das war sicher eine gute Idee. Besser als Zuhause allein herum zusitzen, nicht wahr?" Sie lächelte ihn an. "Ja, ich habe alles erledigt und da die Kinder ja nicht da sind, musste ich sie auch nicht ins Bett bringen. Aber ich dachte, ich sehe einmal nach, ob Ihr noch etwas benötigt, Sir. Schließlich ist es noch nicht so spät und meistens findet man Euch hier, wenn Ihr nicht Zuhause seid."
Philippe war so ein guter Mann. Allein, dass er ihr diese Arbeit verschafft hatte. Sie vergötterte ihn regelrecht und ihrer Meinung war er auch bei Weitem zu schade für diese langweilige Frau, die er an seiner Seite hatte und ihm Kinder gebar.
Doch sie war nur ein einfaches Mädchen. Manchmal war das Schicksal ungerecht. Trotzdem konnte sie ja einmal versuchen, ob Philippe sie nicht doch auch ein wenig mochte.

Philippe grinste. „Bei Weitem, in der Tat. Wenn ich das öfter täte, würde ich letztlich nur faul und träge werden.“ erwiderte er und fuhr sich dann nachdenklich durch die schwarzen Locken. „Hm, im Grunde nicht. Aber vielleicht könntest du noch etwas Essbares zaubern? Den restlichen Eintopf von gestern aufwärmen oder sowas … allmählich beginnt mein Magen zu knurren.“ gestand Philippe dann amüsiert. Normalerweise hatte er um diese Uhrzeit schon längst mit seiner Familie am Tisch gesessen und die Vorzüge seiner neuen Stellung und seines neuen Vermögens genossen in dem es etwas leckeres auf den Tellern gab.
Mittlerweile teilten Amélie und Merle sich die Arbeit in der Küche und jetzt, da Amélies Schwangerschaft immer weiter voran schritt, war sie durchaus dankbar, dass sie das Kochen Merle überlassen konnte. Trotzdem hatte sie Philippe gegenüber bereits durchblicken lassen, dass sie wieder selbst kochen würde, sobald das Kind da war. Wenigstens ab und zu wollte sie dem noch immer nachgehen und Philippe würdigte ihr Essen jedes Mal damit, dass er noch mindestens eine zweite große Portion vertilgte.

Merle

"Oh das glaube ich nicht, so hart wie Ihr den ganzen Tag arbeitet." Merle nickte eifrig und war froh, dass sie ihm tatsächlich noch behilflich sein konnte.
"Oh natürlich, Sir, natürlich. Das ist gar kein Problem. Ich kann Euch gern den Eintopf aufwärmen, ich kann Euch aber auch etwas Anderes kochen, worauf Ihr Lust habt. Ihr müsst es nur sagen.", erwiderte sie eifrig.
"Begleitet Ihr mich gleich zurück?"
Sie war sowieso davon überzeugt, dass ihr Essen deutlich besser schmeckte als das ihrer Herrin. Warum diese überhaupt selbst kochen wollte, konnte sie ohnehin nicht verstehen. Warum, wenn sie doch schon eine Bedienstete dafür hatten?