William und Joanna - bis 1188

Harry

Harry lachte und legte die Feder zur Seite, die er die ganze Zeit über noch in der Hand gehalten hatte. "Na, dann sing ihr heute Abend etwas vor und sie wird sicher gnädig zu dir sein." scherzte er und zuckte dann mit den Schultern. "Soll mir recht sein. Vielleicht bin ich dann wenigstens verschlafen genug, um nicht zu Sterben vor Angst um meine Frau." Allein der Gedanke daran, dass Sophie im Kindbett sterben könnte, sorgte bei Harry für Übelkeit.
Er betrachtete seinen Bruder einen Moment, dann nickte er. "Dann komm. Lass uns ein bisschen raus an die frische Luft. Ich sitze hier eh schon lange genug rum, dann kann ich mir etwas die Beine vertreten." schlug Harry lächelnd vor.

Beatrice hatte die Hand ihrer Schwester gehalten und immer wieder beruhigende Worte gefunden, die ihr die Kraft geben sollten, all das hier durchzustehen. Aber Sophie schlug sich wirklich tapfer für ihr erstes Kind und schließlich war sie erlöste.
Beatrice küsste ihre Schwester auf die Stirn. "Gut gemacht, Liebes. du hast es geschafft!" Sie richtete sich auf und ging zur Hebamme hinüber, um das energisch brüllende Bündel entgegen zu nehmen. Sie lächelte gerührt, als das Neugeborene sich ein wenig beruhigte und sie aus wachen Augen skeptisch zu mustern schien.
Sanft legte sie das Kind in die Arme seiner Mutter. "Sieh, Liebes...deine wunderschöne, kleine Tochter. Ich bin so stolz auf dich."

Sophie

Schweißgebadet sank Sophie in die Kissen zurück und atmete zitternd durch als ein helles Stimmchen in energisches Gebrüll verfiel. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und erleichtert schloss sie für einen Moment die Augen während Beatrice aufstand, um zu der Hebamme zu gehen, die das Kind badete und in weiche, trockene Tücher wickelte.
Sophie schlug die Augen wieder auf als sie die Schritte hörte und nahm dann das kleine Bündel entgegen, um ihr Kind willkommen zu heißen. "Wirklich? Ein Mädchen?" fragte sie leise und schlug vorsichtig die Decke zurück, um das kleine Kindchen genau zu betrachten. Es stimmte, es war ein Mädchen. Ein kleines, süßes Ding mit rosigen Wangen, wachen leuchtenden Augen und so unfassbar winzigen Fingern und Zehen dass Sophie nur Staunen konnte.
Sie spürte die Tränen in ihren Augen als sie ihre Tochter sanft wieder zudeckte und sie vorsichtig an sich drückte. "Oh danke, Gott." wisperte sie leise. Insgeheim hatte sie sich ein Mädchen gewünscht. Ja, alle Welt wollte Söhne haben, aber sie war noch jung und sie wusste, dass es Harry egal war. Und ihr großer Wunsch war gerade in Erfüllung gegangen.
Nur mühsam konnte sie den Blick von ihrer Tochter nehmen und sah Beatrice wieder an. "Würdest du Harry holen, sobald es hier wieder ordentlich aussieht? Ich glaube, jetzt sollte er doch langsam erfahren, was hier passiert ist." bemerkte sie lächelnd.

Beatrice hatte sich sehr zufrieden auf den Weg gemacht um Harry zu suchen, den Richard offenbar ganz vortrefflich abgelenkt hatte. Nun würde für Harry der Schock wohl im ersten Moment etwas größer sein, aber dafür konnte er sichergehen, dass es seiner Frau gut ging und sie und das Kleine alles gut überstanden hatten.
Richard und Harry kamen gerade zum Tor hinein, als Beatrice die letzten Stufen nach unten trat. "Ah, Harry, gut dich zu sehen. Ich habe dich gesucht.", begann sie und schenkte ihm ein wissendes Lächeln. "Sophie schickt mich, um dich zu holen. Sie möchte dich gern sehen, sie will dir jemanden vorstellen." Sie zwinkerte ihm zu.
"Du solltest allerdings nicht ganz so ungestüm sein, sonst erschreckst du dein Töchterchen."

Harry

Harry hatte den Spaziergang mit Richard genossen und war guter Stimmung als sie wieder zurück kehrten und Beatrice förmlich in die Arme liefen. "Mich? Wieso das denn?" fragte er irritiert und runzelte die Stirn. "Jemanden vorstellen?" Harry begriff ganz und gar nicht. Wen sollte Sophie ihm denn vorstellen wollen?
Doch dann sprach Beatrice weiter und die Erkenntnis über das, was sie da sagte, sorgte dafür, dass Harry einen Moment lang sämtliche Gesichtszüge entglitten. "Was?" Er würde sein Töchterchen erschrecken ... sein Töchterchen ... "Bei Gott ..." Harry keuchte und war im nächsten Moment an Beatrice vorbei. Wie konnte es sein, dass er von all dem nichts erfahren hatte? Sophie hatte womöglich Stunden lang in den Wehen gelegen und gekämpft und er war mit Richard durch den Garten geschlendert?
Harry rannte die Treppe hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend und eilte die Gänge entlang bis er ihr gemeinsames Gemach erreichte. Gerade rechtzeitig erinnerte er sich an Beatrices Warnung und hielt inne, um durchzuatmen, ehe er vorsichtig eintrat. "Sophie?" fragte er zögerlich, mit einem Mal unsicher was er tun oder sagen sollte.

Sophie

Sophie hatte die Zeit genutzt um ihre Tochter ausgiebig zu betrachten. Wie konnte solch ein wundervolles Lebewesen in ihrem Bauch heran gewachsen sein? Es war wirklich ein kleines Wunder, sie konnte sich kaum satt sehen. Und was Harry erst dazu sagen würde...Darauf war sie wirklich gespannt.
Schon als sie eilige Schritte auf dem Gang hörte, wusste sie, dass er endlich kam. Der vertraute Blondschopf schob sich nur Augenblicke später durch die Tür.
"Harry...komm schon her und sieh sie dir an. Oder willst du etwa da stehen bleiben?", forderte sie ihn zärtlich auf.
"Ist sie nicht wunderschön?"

Harry

Harry rieb sich etwas verlegen über den Nacken. "Nein, natürlich nicht." Das letzte was er wollte, war hier stehen zu bleiben. Er wollte doch seine Tochter sehen. Langsam trat er näher und setzte sich vorsichtig zu Sophie auf die Bettkante. Er sah auf das Bündel in ihren Armen hinab und nickte. "Ja. Ja, das ist sie." wisperte er leise. Vorsichtig streckte er die Hand aus und strich mit dem Zeigefinger über die rosige Wange, dann über die Stirn und den weichen blonden Flaum.
"Meinst du ... ich dürfte sie einmal halten?" fragte er zögerlich, aber ohne den Blick von seiner Tochter zu nehmen. Dieses kleine Wesen war sein Fleisch und Blut. Er war dafür verantwortlich, dass es sie gab und er würde von heute an dafür verantwortlich sein, dass es ihr gut ging.

Sophie

Sophie wartete, bis er sich endlich zu ihr ans Bett wagte und sich auf der Kante niederließ. Sie hatte das Gefühl ihr Herz müsse überlaufen vor Glück, als sie ihn so behutsam, so fasziniert mit seiner Tochter sah. Er würde dieses Kind so sehr lieben...
"Oh, sei nicht albern, Harry...natürlich darfst du, sie ist doch auch deine Tochter.", erwiderte sie sanft und legte ihm behutsam das Kind in die Arme.
"Sie steht dir gut, unsere Kleine.", stellte sie liebevoll fest. "Und ich habe auch schon ein bisschen nachgedacht. Sie braucht einen Namen. Einen besonderen Namen, da sind wir uns wohl einig. Ich dachte, naja....ob du sie vielleicht Jane nennen möchtest."

Harry

"Naja ... nicht, dass ich sie noch fallen lasse ..." nuschelte er, doch da hatte Sophie ihm das kleine Mädchen bereits in die Arme gelegt und Harry fragte sich, wie er jemals in seinem Leben ohne dieses Kind hatte sein können. Es fühlte sich an als würde sie genau hier hin gehören, in seine Arme. "Danke." wisperte Harry und meinte damit weniger ihre Worte als viel mehr die Tatsache, dass Sophie ihm dieses kleine Mädchen geschenkt hatte. Diesen kleinen Juwel.
Als Sophie weiter sprach, schnürte sich Harrys Kehle zu und als er den Blick kurz von seiner Tochter nahm, hatte er Tränen in den Augen. Der sonst so wortgewandte Dichter brachte jetzt vor lauter Glück, Rührung und auch ein wenig Trauer darüber, dass seine Mutter ihre Enkelin nie kennen lernen würde, kein einziges Wort hervor. Harry nickte nur eilig und sah dann wieder auf das kleine Kindchen hinab. Auf seine kleine Tochter. Seine Jane.
Er spürte die Tränen seine Wangen hinab laufen, aber da sie drei alleine waren, spielte das keine Rolle und er ließ seinen Gefühlen ihren Lauf. Sachte drückte er seine Tochter an sich, gab ihr einen Kuss auf die winzige Stirn. "Willkommen, meine kleine Jane ..." wisperte er schließlich mit tränenerstickter Stimme.

Sophie

"Das wirst du nicht, ich weiß das. Du wirst immer unglaublich gut auf sie aufpassen. Auf unseren kleinen Engel..." Sophie ließ Harry keinen Augenblick aus den Augen, sie wollte nichts verpassen. Und sie freute sich, dass sie mit ihrer Namenswahl so ins Schwarze getroffen hatte.
Sanft hob sie die Hand und wischte die Tränen von seinen Wangen, beugte sich vor und küsste ihn sanft. "Sie wäre stolz auf dich und auf ihre Enkelin. Lass uns sie immer gut in Erinnerung behalten und sehen, wie sie in unserer kleinen Jane weiterlebt. Jetzt solltest du dich einfach nur freuen, dass sie da ist. Und ich bin sicher, du willst sie auch Richard zeigen."
Ihr Leben würde sich völlig ändern mit der Kleinen, aber Harry hatte alle Bedenken gerade fort gewischt. Er würde seineTochter vergöttern...

Harry

"Ja." erwiderte Harry leise. "Ja, das werde ich." Er bedachte seine Tochter mit einem sanften Blick. "Hörst du, mein Engel? Ich werde immer gut auf dich Acht geben, damit es dir nie an etwas fehlt. Und ich bin zwar kein großer Krieger wie dein Onkel, aber ich werde trotzdem alles Unheil von dir fernhalten, das verspreche ich dir." Er hauchte einen Kuss auf die winzig kleine Nase und erntete dabei ein leises, vergnügtes Quietschen. Harry hatte das Gefühl er müsse überlaufen vor lauter Glück.
"Das tue ich. Und wie ich mich freue." Harry schenkte Sophie ein Lächeln und küsste sie dann seinerseits liebevoll. "Kann ich sie schon mitnehmen, um sie ihm zu zeigen?" fragte er, unsicher, ob er so ein kleines Wesen überhaupt durch die ganze Burg tragen konnte oder ob sie dabei vielleicht Schaden nehmen konnte. Schließlich war es trotz des warmen Sommerwetters innerhalb der Burg an manchen Ecken etwas zugig.

Sophie

Sophie lief beinahe das Herz über vor Liebe zu diesen Beiden. Wie wundervoll Harry sich doch der Kleinen gegenüber benahm. Er würde ein wirklich wundervoller Vater sein, auch wenn er Jane vermutlich niemals etwas abschlagen konnte.
Sie lächelte, als die leine ein Quietschen von sich gab. "Offenbar fühlt sie sich ziemlich wohl bei dir, Harry." Sie erwiderte seinen Kuss und nickte langsam.
"Ich denke schon. Sieh mal, dahinten liegt noch eine Decke. Wickel sie darin auch noch, dann sollte es kein Problem sein. Und ich werde mich ein bisschen ausruhen können..."
Das hatte sie nun auch dringend nötig.

Harry

Harry lächelte andächtig. "Das will ich doch hoffen, immerhin wird sie mich jetzt nicht mehr los." erklärte er amüsiert und erhob sich dann vorsichtig mit Jane auf dem Arm, um sie in die Decke zu wickeln auf die Sophie gezeigt hatte. Zärtlich strich er der kleinen über die Wange und hob sie dann wieder hoch, um noch einmal zu Sophie zu treten. "Dann ruh dich aus. Ich werde gut auf unseren kleinen Schatz Acht geben, versprochen." erklärte er leise und gab ihr noch einen Kuss, ehe er sich zur Tür wandte.
Harry konnte sein Glück noch immer nicht fassen als er langsam die Treppen zur Halle hinunter ging, wo er Beatrice und Richard fand. Mit einem strahlenden Lächeln trat er zu ihnen und setzte sich zwischen die beiden. "Darf ich euch - das heißt, eigentlich nur Richard, Beatrice, du kennst sie ja schon - meine Tochter vorstellen?" begann Harry feierlich und maß das kleine Gesichtchen mit einem zärtlichen Blick. "Jane."

Richard hatte mit Beatrice zusammen gewartet und schließlich kam Harry mit dem kleinen Bündel auf dem Arm die Treppe hinunter. Wie ungewohnt das aussah...Sein schusseliger, verträumter, kleiner Bruder plötzlich als Vater mit einem Kind auf dem Arm.
Und Harry wirkte völlig verzaubert, so verliebt wie er das kleine Mädchen anschaute. Richard legte Harry die Hand auf die Schulter und lächelte ihn an.
"Glückwunsch, Brüderchen...sie ist wirklich ein Engel, die kleine Jane." Es war nur naheliegend, dass Harry die Kleine nach seiner Mutter nannte, die er doch so sehr geliebt hatte.
"Dein Leben wird sich nachhaltig ändern, das ist dir hoffentlich bewusst.", bemerkte er amüsiert.

Harry

Harry sah seinen Bruder an und nickte glückselig. "Nicht wahr? Und sie wird ihrem Namen alle Ehre machen." Dessen war er sich sicher. Harrys Heirat mit Sophie war bisher der glücklichste Moment in seinem Leben gewesen und er hätte nie für möglich gehalten, dass es irgendetwas geben konnte, dass ihn noch vollkommener machen würde, doch dieses kleine Mädchen auf seinem Arm tat es. Und das einfach nur mit ihrer bloßen Existenz.
Harry sah wieder auf seine Tochter hinab und lachte leise. "Ja, ich weiß. Aber das ist gut so. Dieser kleinen Dame hier sei es gestattet mein Leben zu verändern." erklärte er entschlossen.

Elias

Elias war recht froh gewesen, als seine Eltern aus Rouen zurückkehrten. Er hatte ungewöhnlich viel Verantwortung tragen müssen und beständig Angst gehabt etwas falsch zu machen. Und dann hatte Aileen ihn mit einer Nachricht überrascht, die ihm immer noch ganz schwindelig werden ließ.
Er hatte seinen Eltern etwas Zeit gegeben sich wieder einzuleben, jetzt aber wollte er das Gespräch suchen.
Sein Vater saß in seinem Arbeitszimmer und sah einige Dinge durch, seine Mutter leistete ihm mit einem Buch Gesellschaft. Elias seufzte leise und klopfte schließlich an, trat auf die Aufforderung hin ein.
"Und, habt ihr euch gut zurecht gefunden wieder hier? Ich hoffe, es ist alles zu eurer Zufriedenheit."

William hatte die Zeit auf dem Festland genossen, war aber auch froh, wieder in England zu sein. Er hatte sich für heute ein paar Unterlagen vorgenommen, die er durchsehen wollte, um wieder auf den neusten Stand zu kommen als es an der Tür klopfte. Er bat den Besucher herein und wechselte kurz einen Blick mit Joanna als Elias eintrat.
"Sehr sogar, du hast deine Sache wirklich gut gemacht. Ich bin stolz auf dich." erwiderte William lächelnd und deutete auf den Stuhl ihm gegenüber. "Setz dich doch und erzähl, was du auf dem Herzen hast."

Elias

Elias lächelte erleichtert. "Danke. Ich habe einfach gehofft, ich würde keine gravierenden Fehler machen, jetzt, wo Robert nicht hier ist."
Als sein Bruder nach Rouen gemusst hatte, hatte er sich plötzlich damit konfrontiert gesehen ihn zu vertreten, mit Philippes Hilfe.
Er setzte sich und bedachte seinen Vater mit einem verblüfften Blick. "Wieso siehst du mir sofort an, dass ich etwas auf dem Herzen habe?", fragte er erstaunt. Er hatte nicht gedacht, dass man ihm das so sehr ansah.
"Eigentlich ist es auch nichts Schlimmes. Es ist etwas Gutes. Aileen hat mir gesagt, dass sie schwanger ist." Eigentlich war das auch nur eine Frage der Zeit gewesen. Aber jetzt musste er Verantwortung tragen und er hatte immer noch keine rechte Aufgabe. Er wollte seine Familie nicht dadurch ernähren, dass er seinen Eltern auf der Tasche lag.

"Ja, es war nicht wirklich geplant, dass wir beide nicht hier sind, aber letztlich hat es sich als gute Sache heraus gestellt. So konntest du einmal beweisen was in dir steckt und hast wirklich geglänzt." erwiderte William augenzwinkernd. Er war froh, dass Elias diese Aufgabe so gut gemeistert hatte, denn das waren gute Voraussetzungen für seine Zukunft.
William musste über Elias' Verblüffung lachen und lehnte sich etwas vor. "Ich kenne dich seit 18 Jahren, Elias. Ich sehe dir an der Nasenspitze an, wenn es irgendetwas gibt wovon du berichten willst." erklärte William amüsiert und lauschte seinem Sohn dann aufmerksam. Seine Miene hellte sich noch ein wenig mehr auf und er stand auf, um Elias in seine Arme zu ziehen. "Das sind wirklich tolle Neuigkeiten, mein Junge! Herzlichen Glückwunsch. Du wirst sehen, das wird sehr viel Aufregung in euer beider Leben bringen."

Elias

Elias lächelte ein wenig verlegen. So viel Lob war er nun wirklich nicht gewohnt und er war nicht sicher, ob er es verdient hatte. Aber es tat gut einmal solche Dinge zu hören zu bekommen.
"Auch wieder wahr....wenn du es nicht weißt, wer sollte es dann wissen?" Seine Eltern kannten ihn
schließlich am Längsten.
Glücklich erwiderte er die Umarmung seines Vaters und auch die seiner Mutter. "Danke...ich glaube auch, dass es ein wenig turbulent werden wird. Aber....ich bin wirklich gern hier, Aileen hat es unglaublich gut getan solche Bestätigung hier zu finden. Doch ich bräuchte eine wirkliche Aufgabe. Ich möchte meine Familie nicht damit ernähren euch auf der Tasche zu liegen. Hast du nicht eine Idee?"

William betrachtete seinen Sohn eingehend und stellte wieder einmal fest, dass aus dem quirligen Jungen, der unbedingt seinen Platz in der Welt hatte erkämpfen wollen, mittlerweile ein junger Mann geworden war, der Verantwortung übernahm und diese auch meistern konnte. Elias hatte immer etwas damit zu kämpfen gehabt, dass seine drei Brüder so scheinbar mühelos durchs Leben gingen und ihre Position sicherten und er selbst immer ein wenig hinten an stand. Doch spätestens seit seiner Heirat mit Aileen war der Junge wahrlich vernünftig geworden und William hatte schon öfter über Elias' Zukunft nachgedacht.
William nickte langsam. "Ich werde in Kürze für ein paar Tage nach London reisen. Lass mir ein bisschen Zeit, aber ich bin sicher, der König wird etwas für dich haben. Immerhin bist du mit seiner Tochter verheiratet und wirst der Vater seines Enkels, ihm kann also nur daran gelegen sein dich mit ausreichend Land zu versorgen." erklärte William augenzwinkernd.

Elias

Elias lächelte zufrieden. "Das wäre wirklich großartig. Ich erwarte wirklich nicht viel. Ich brauche nur einfach...eine Lebensgrundlage. Etwas eigenes, verstehst du? Gerade jetzt. Ich bin nicht sicher, ob Henry so viel an Aileen und dem Gedanken an sein Enkelkind liegt, aber wenn du ein gutes Wort einlegst, wird er sicher darüber nachdenken. Ich danke dir wirklich..."
Er seufzte erleichtert.
Es hatte ihm wirklich auf der Seele gebrannt mit seinen Eltern darüber zu sprechen. Jetzt konnte er der Zukunft entspannter entgegen sehen.

William wiegte den Kopf ein wenig hin und her. "Er versucht es immer ein wenig zu verdrängen, weil er den Gedanken an Jane nicht ertragen kann, aber im Grunde liegt ihm sehr viel an Aileen. Er würde nie zulassen, dass es ihr an etwas mangelt, glaub mir." erwiderte William und klopfte Elias leicht auf die Schulter. "Ich verstehe sehr gut was du meinst. Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man auf eigenen Füßen steht und niemanden um Geld bitten muss." Und William war sehr zuversichtlich, dass Elias der Herausforderung gewachsen war, die mit eigenen Ländereien und vielleicht einem kleinen Titel auf ihn zukommen würden.

Beatrice summte leise vor sich hin, als sie ein paar der Sachen heraussuchte, die ihre Kinder getragen hatten, als sie gerade zur Welt gekommen waren. Sie wollte Sophie ein paar der Kleider vorbei bringen, damit sie eine erste Austattung für die kleine Jane hatte. Es war doch Unfug alles neu zu besorgen....
Sie bat gut gelaunt den Besuch herein, als es klopfte und war dann doch ein wenig verwundert, als Rob in der Türe stand.
"Nanu, Rob, was führt dich denn hierher? Warum bist du bei dem schönen Wetter denn nicht mit Stephan draußen unterwegs? Geht es dir nicht gut?"
Sie konnte ihrem Neffen praktisch an der Nasenspitze ansehen, dass etwas nicht stimmte.

Rob hatte intensiv über die Worte seines Vaters nachgedacht und sich dafür entschieden, dass es die einzige vernünftige Lösung war. Er musste einfach mit seiner Tante sprechen. Er war noch zweimal bei Emma gewesen, hatte ihr gegenüber jedoch kein Wort über seine Pläne verloren, da er ihr keine unnötigen Hoffnungen machen wollte.
Jetzt da sich der erste Trubel um die kleine Jane gelegt hatte, hatte Rob seinen Mut zusammen genommen und hatte seine Tante aufgesucht. Ein wenig unbehaglich stand er nun in ihrem Gemach, gab sich dann aber einen Ruck. "Nun, doch, es geht mir gut, aber ich ... ich habe eine Frage." erklärte er langsam. "Es mag ein wenig seltsam klingen, aber es liegt mir wirklich am Herzen." Rob rieb sich unbehaglich den Nacken und atmete tief durch. "Du bist doch für den Haushalt zuständig, stellst neue Bedienstete und sowas ein und ich dachte ... ich wollte fragen, ob du nicht noch jemanden benötigst. Ich habe eine Freundin, die wirklich dringend eine vernünftige und anständige Arbeit bräuchte und ich hatte gehofft ..." Er ließ den Satz unvollendet und bedachte Beatrice mit einem hoffnungsvollen Blick.