William und Joanna ~ 1170

"Damit könntest du sogar recht haben. Aber dennoch ... ich bin mir sicher, dass es ein Junge wird." beharrte William weiterhin lächelnd und strich zärtlich über Joannas runden Bauch. Wie sehr er sie doch liebte!
"Viel zu schnell. Sieh sie dir an! Beatrice wird 13, Robert 10 ... und sogar Edward ist schon sieben geworden." William seufzte leise. Es war eigenartig die eigenen Kinder so schnell erwachsen werden zu sehen. Im nächsten Moment kräuselten sich seine Lippen spöttisch. "Dass sie sich verliebt oder das mir graue Haare wachsen?" fragte er amüsiert. Auf beides konnte er noch gut und gerne mehrere Jahre verzichten, so viel stand fest.
Dann zuckte er leicht mit den Schulter. "Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Bei der zweiten Frau ist das ja alles ein wenig anders ..." murmelte William und gab Joanna einen liebevollen Kuss.

"Wenn du dir so sicher bist, kann es ja gar nicht anders werden." Joanna lachte und legte ihre Hand auf seine, die über ihren runden Bauch strich. "Ja, es ist unglaublich. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass ich Edward das erste Mal im Arm gehalten habe. Hier..."
Sie lächelte zufrieden. "Sieben Jahre...."Joanna grinste und gab ihm einen Kuss. "Beides. Aber um Beides wirst du auf Dauer nicht herumkommen, mein Lieber."
Sie schmiegte sich an seine Schulter. "Vielleicht...aber du hattest auch Angst mich zu verlieren, als ich Edward bekam. Wegen Isabel. Also..." Joanna seufzte leise. "Du solltest ein Auge auf ihn haben. Wie ist es bei dir? Ist es bei der zweiten Frau wirklich anders als bei der Ersten? Meine zweite Ehe ist ganz anders.", fügte sie lächelnd hinzu.

"Ja, sieben Jahre ist es schon her. Und du hältst es immer noch mit mir aus ... ich muss also doch irgendwelche guten Seiten an mir haben." scherzte er und erwiderte den Kuss liebevoll, ehe er eine Grimasse schnitt. "Und glaub mir, auf beides kann ich gut und gerne verzichten." bemerkte er. Die grauen Haare würden ihm mit Glück tatsächlich noch länger erspart bleiben, denn er hatte eindeutig die seines Vaters geerbt und dieser hatte erst sehr spät die ersten grauen Strähnen in den schwarzen Locken bekommen.
Was jedoch seine Tochter anging ... Beatrice war 13, ein Alter in dem er nun Wohl oder Übel jederzeit damit rechnen musste, dass sie mit einem Mal von irgendeinem Jungen zu schwärmen begann.
"Da hast du recht, ich werde auf ihn achten." stimmte William ihr zu und strich ihr sanft über die Wange. "Das fragst du noch? Meine zweite Frau ist die Liebe meines Lebens und du fragst mich, ob es anders ist?"

"Oder du hast einfach nur irgendetwas richtig gemacht.", schlug Joanna lächelnd vor und strich ihm beschwichtigend über die Wange. "Beides holt dich irgendwann ein, aber keine Sorge, ich bin bei dir. Wir bekommen das zusammen schon hin. Ich weiß dich schon irgendwie abzulenken, da bin ich ganz sicher. Aber das bedeutet, du hast noch 3 Jahre Zeit dir eine romantische Überraschung auszudenken."
Joanna lachte und gab ihm einen langen Kuss, dann wurde ihr Lächeln ganz weich.
"Ja, so geht es mir auch." Die Liebe seines Lebens...das klang so schön und es war einfach nur wahr. Sie gehörten einfach zusammen, das stand fest. Und sie hatten es so oft bewiesen. Sie hatten füreinander teilweise ein deutlicheres Gespür als für sich selbst.
"Au!" Joanna zuckte zusammen und stieß Luft aus. "Du könntest ein gutes Werk tun und deinem Sohn mitteilen, dass er mich nicht treten muss, damit ich registriere, dass er da ist. Das weiß ich auch so gut genug.", meinte sie.

William lächelte ein wenig gequält. "Da wirst du wohl leider recht haben. Aber solange ich dich an meiner Seite habe, werde ich das wohl letztlich auch überleben."
Dann beobachtete William Joanna einen Moment lang mit sanftem Blick, während seine Gedanken abschweiften. Ja, die Liebe seines Lebens. Damals als sein Vater die Heirat mit Isabel arrangiert hatte, hatte ihn das am Boden zerstört, aber er hatte sich eingeredet, dass es nur eine Phase wäre, bis er seine Verliebtheit abgelegt hatte. Dass er Joanna vergessen könnte. Aber mit jedem Tag, den sie getrennt gewesen waren, war es schlimmer geworden und er war sich immer sicherer geworden, dass sie die einzige Frau war, die ihn jemals würde ausfüllen können. Die seinem Leben einen tieferen Sinn gab.
Als Joanna dann zusammen zuckte, grinste er leicht und strich beruhigend über ihren Bauch. "Ein kleiner Rabauke wie mir scheint. Es gefällt ihm offensichtlich nicht, dass die Aufmerksamkeit seiner Eltern nicht bei ihm liegt."

"Natürlich wirst du das. Also mach dir erst dann Sorgen. wenn es soweit ist. Es lohnt sich ohnehin nicht vorher viel darüber nachzudenken, mein Lieber.", erklärte Joanna, beobachtete ihn dann aber und sah zu, wie sein Blick ein wenig abwesend wurde. Eine ganze Weile ging das so und schließlich legte sie ihm die Hand auf den Arm.
"Woran denkst du gerade, William?", fragte sie ein bisschen neugierig. "Willst du mich daran teilhaben lassen?" Sie konnte sich denken, dass er gerade in die Vergangenheit gewandert war. Dort gab es schließlich genug, was seine Erinnerungen fesseln konnte. Aber wenig hatte sie beide so sehr geprägt wie die Zeit der Trennung vor ihrer Ehe. Es war die härteste Prüfung für ihre Liebe gewesen, doch diese hatte stand gehalten.
Joanna verzog leicht das Gesicht. "Ja, scheint so. Aber damit soll er gar nicht erst anfangen. Sonst raubt er mir den letzten Nerv. Wenigstens hatte ich bisher nachts einigermaßen Ruhe."

William blinzelte kurz als Joanna ihre Hand auf seinen Arm legte und ihn ansprach, ehe er sie wieder direkt ansah und lächelte. "Ich habe daran gedacht, dass ich damals, als ich Isabel geheiratet habe, immer versucht habe mir einzureden, ich könnte dich vergessen." begann er dann. "Dass ich einfach nur ein verliebter Narr war und dass ich einen Strich unter uns beide ziehen könnte. Aber das konnte ich nicht. Nie. Jeden Tag wurde mir mehr und mehr bewusst, dass ich nicht einfach nur verliebt in dich war. Du warst Teil meines Lebens ... ein Teil von mir. Und zwar so ein wichtiger Teil, dass ich dich wieder haben musste." erklärte er dann und gab ihr einen Kuss. "So ein wichtiger Teil, dass ich ohne dich nicht viel länger hätte leben können."
Und genau durch dieses Gefühl hatte er Isabel durch eine regelrechte Hölle geschickt. Sie hatte ihn geliebt, wirklich aufrichtig geliebt und ihm ihr Leben gewidmet. Und alles was er hatte tun können, war zu versuchen, diese Liebe irgendwie zu erwidern. Und dabei wusste sie ganz genau, dass sie nie die einzige Frau in seinem Herzen sein würde.
"Nachts liegst du ja auch in meinen starken Armen. Der Junge weiß, dass er sich mit mir besser keinen Ärger einfangen sollte. Und erst recht nicht bevor er überhaupt geboren wurde."

"Ich kenne das Gefühl sehr gut...Am Anfang habe ich mich im Kloster jede Nacht in den Schlaf geweint. Es hat sich angefühlt, als wäre da ein Loch in meinem Herz. Es wurde nach und nach besser, aber glücklich war ich nie. Jede Sekunde, in der ich nicht beschäftigt war, waren meine Gedanken bei dir. Ich habe dich immer noch über alles geliebt, aber gleichzeitig war ich so wütend auf dich. In manchen düsteren Stunden habe ich dich gehasst, weil du mir erst gezeigt hast, wie sich wirkliche Liebe anfühlt und wie glücklich und vollkommen man sich damit fühlt, und mir dann das alles wieder genommen hast ohne irgendwie dagegen anzukämpfen. Aber irgendwo hat die Liebe zu dir doch immer überwogen. Sonst hätte ich nicht so schnell eingewilligt dir zu folgen, als du plötzlich vor mir gestanden hast.", erzählte sie leise.
"Und ich würde es auch nicht mehr anders haben wollen. Das war die beste Entscheidung meines Lebens."
Joanna schmiegte sich eng an seine Brust. "Ja, das wird es wohl sein...", murmelte sie leise und schloss die Augen. "Vielleicht wirkt das jetzt ja auch...Deshalb habe ich auch schon die Ruhe hier gesucht. Wie kommt es, dass du heute so früh Zeit für uns hast?"

William atmete langsam aus und schloss Joanna fester in die Arme, vergrub sein Gesicht in ihren roten Locken. "Und ich habe damals jeden Tag bereut, dass ich dich so habe gehen lassen. Und das tue ich heute noch, mehr als alles andere."
Ihm war tatsächlich erst bewusst geworden, wie sehr er sie brauchte als sie nicht mehr da gewesen war. Doch da war es zu spät gewesen. Und jetzt im Nachhinein konnte William noch nicht einmal sagen, was er getan hätte, wenn Isabel bei der Geburt ihres dritten Kindes nicht gestorben wäre. Vermutlich wäre er irgendwann entweder verrückt geworden vor Sehnsucht und hätte um jeden Preis nach Joanna gesucht oder er wäre von Tag zu Tag verbitterter geworden ... beides Dinge, die Isabel nie verdient hätte. Sie hatte eigentlich von Anfang an jemand besseres als ihn verdient gehabt. Jemanden, der nicht in einer andere Frau verliebt war.
William lächelte und gab Joanna einen Kuss. "Ich habe dir versprochen, dass ich während deiner Schwangerschaft viel Zeit für dich habe. Und dieses Versprechen halte ich." erinnerte er sie und ließ seine Hand über ihre Haare gleiten und dann weiter ihren Körper hinab.
Er liebte sie. Mit jeder Faser seines Körpers gehörte er ihr allein, so viel stand fest.

"Andererseits denke ich manchmal, wir hätten all die Krisen nicht überstanden, wenn damals unsere Liebe nicht auf diese harte Probe gestellt worden wäre. Das hat uns stärker gemacht. Wir haben diese sechs Jahre überstanden, also kann uns auch nichts mehr etwas anhaben. Verstehst du? Wir leben noch, wir sind zusammen, wir haben wundervolle Kinder. Besser könnte es nicht sein."
Joanna seufzte leise.
"Das ist schön...ich hatte gehofft, dass du es so hältst. Aber manchmal kannst du eben nichts dafür, wenn Henry dir viel aufbürdet. Immerhin scheint er dir ja diesmal etwas entgegen zu kommen damit. Oder ist das einfach nur Zufall?"
Joanna lächelte und legte die Arme um seine Mitte. "Danke, dass du so für mich da bist. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dafür bin einen Man wie dich zu haben. ich weiß, wie es anders sein kann. Dann müsste ich mit solchen Sorgen alleine zurecht kommen. Dabei ist es so schön alles teilen zu können."

"Ich liebe dich." flüsterte William in ihr Ohr und schloss für einen Moment die Augen. Es war unbeschreiblich, sie hatten so viel gemeinsam durchgestanden und trotzdem ... oder gerade deshalb hielten sie unglaublich stark zueinander.
Dann ließ er ein leises Lachen vernehmen und öffnete die Augen wieder. "Ich denke, der Zufall hat einen Namen und der lautet Jane. Henry ist völlig verrückt nach ihr und seit dem scheint er auch etwas mehr Verständnis für mich zu haben ... er ist ja selber froh, wenn er einmal Zeit für seine geliebte Jane hat." spöttelte er leicht und gab Joanna noch einen Kuss. "Ich hätte nie für möglich gehalten, dass eine Frau meinen Cousin einmal so beeindrucken würde. Er und Eleonore damals ... die beiden haben sich wirklich magisch angezogen in der ersten Zeit, aber dann ... aber so wie er sich benimmt, so bald es um Jane geht." William schüttelte kurz den Kopf. "Das ist doch noch etwas ganz anderes. Das Mädchen hat ihn absolut in der Hand."

"Ich dich auch.", erwiderte Joanna liebevoll. "Mehr als alles andere auf dieser Welt. Meine Familie ist das Wichtigste für mich. Ohne euch wäre ich gar nichts."
Und das meinte sie vollkommen ernst. Es war eben einfach nicht dasselbe ohne William und die Kinder. "Wir können nur froh sein, dass Jane so einen guten Charakter hat. Eine Andere hätte diese Situation ausgenutzt und Henry zu ihren Gunsten beeinflusst. Jane ist die Politik recht egal, solange sie nur bei Henry sein kann. Sie liebt ihn wirklich und vor allem auch ihren kleinen Sohn. Ich glaube wirklich, sie ist das Bestem was Henry passieren konnte. So lernt er endlich einmal Rücksicht. Vielleicht ist es wirklich die große Liebe zwischen den Beiden. Fast wie bei uns. Bei uns hätte es ja auch eigentlich nicht sein dürfen, aber wir haben unsere Sturköpfe durchgesetzt.", meinte sie lachend. "Ich bin froh um Jane. Ich mag sie."

William nickte zustimmend. "In der Tat. Wenn sie mit Henry über solche Dinge spricht, dann hat sie einen ausgesprochen positiven Einfluss auf ihn, ganz ohne Zweifel." stellte er fest und lächelte dann. "Ich bin froh, dass du ein paar Freundinnen gefunden hast. Jemanden außer mir mit dem du Reden kannst und die Zeit verbringen kannst, wenn dein treuloser Ehemann dich wieder einmal alleine lässt." William gab ihr einen Kuss und lehnte sich dann zurück und schloss die Augen. Es war wundervoll sich Zeit für seine Familie zu nehmen. Besonders im Moment, wo Joanna schwanger war, wollte er so viel davon mitbekommen, wie eben möglich.

"William! Kannst du bitte damit aufhören? Du machst mich völlig wahnsinnig!", fauchte Joanna ihren Mann an, der wieder einmal völlig durch den Wind war ob der Tatsache, dass bei ihr vor einer Weile die Wehen eingesetzt hatten. Er hielt es keine fünf Minuten aus sich hinzusetzen, sondern tigerte nervös durch den Raum, weil sie ihm deutlich gemacht hatte, dass es noch nicht nötig war John herzuholen, weil sie noch einige anstrengende Stunden vor sich hatte.
"Sollte es ein nächstes Mal geben, werde ich dich vorher fortschicken und dir kein Wort sagen, bis das Kind da ist!", drohte sie gereizt. "Setzt du dich jetzt vielleicht endlich hin? Meine Güte, wenn du es nicht aushältst, geh zu den Kindern oder beschäftige dich sonst wie. Du machst mich nervös und das kann ich nicht brauchen. Es ist so schon schwer genug."
Sie war inzwischen wirklich wieder kugelrund geworden und allein dadurch, dass die letzten Tage so anstrengend gewesen waren, waren ihre Nerven schon sehr angespannt.

Nachdem Joanna ihn so angefahren hatte, riss William sich für einen Moment zusammen und zwang sich zur Ruhe. Er setzte sich neben sie und griff nach ihrer Hand. "Es tut mir Leid." entschuldigte er sich und fuhr sich mit der freien Hand durch die schwarzen Locken.
"Bist du sicher, dass ich -" William brach ab als er Joannas Blick auffing und biss sich auf die Unterlippe. "Entschuldigung." murmelte er und strich dann sanft über Joannas Bauch, der mittlerweile mehr als ausladend geworden war.
William war die gesamte letzte Woche über schon unruhig gewesen, da der Termin immer näher rückte, an dem das Baby wohl zur Welt kommen würde. Und als heute bei Joanna die Wehen einsetzen, war er wieder einmal mit den Nerven am Ende.
Auch wenn es mittlerweile sein achtes Kind war, war er noch immer nervös wie am Anfang.

"Wenn du mich noch einmal fragst, setze ich dich eigenhändig vor die Tür. Und glaub ja nicht, das würde ich nicht mehr schaffen." Joanna ließ sich ein bisschen besänftigen, als er sich wieder zu ihr setzte, ihre Hand nahm und über ihren Bauch streichelte. Egal, wie schlecht sie gelaunt war und egal, wie schlimm die Schmerzen gerade waren, diese Art von Berührung sorgte immer für ein bisschen Entspannung. So fiel es ihr auch leichter sanfter fortzufahren, als sie wieder etwas sagte.
"Ich habe eine Aufgabe für dich. Bevor ich es vergesse, weil ich nicht mehr klar denken kann...Ich will hier weder deine Mutter noch meine Mutter haben. Besonders nicht meine Mutter. Wirf sie raus, wenn sie mitkommen. Ich will meine Ruhe haben. John, die Hebamme und du, wenn du es aushältst, das genügt völlig.", erklärte sie.
"Und mach dir nicht so viele Sorgen, ich schaffe das schon. Du weißt doch, dass gibt graue Haare.", spottete sie und verzog dann unter einer neuen Wehe das Gesicht.

William nickte ein wenig zerstreut. "Ich werde sie nicht rein lassen, versprochen." versicherte er ihr dann und lehnte im nächsten Moment seine Stirn an ihre.
"Grau werde ich sowieso irgendwann ... hast du mir das nicht selbst erklärt?" bemerkte er mit einer Mischung aus Nervosität und Spott. "Du weißt doch, dass ich einfach nur will, dass es dir gut geht." raunte er dann. "Ich könnte es ohne dich nicht ertragen. Also musst du das wieder gut überstehen, hörst du?" flüsterte er mit rauer Stimme.
William machte sich jedes Mal aufs neue Sorgen und hatte von Mal zu Mal mehr das Gefühl einem Herzinfarkt nähert zu kommen, aus Angst er könne Joanna verlieren, so wie er damals Isabel verloren hatte.
Und dieses Mal würde es niemanden geben, der ihn auffing. Denn dieses Mal würde es seine große Liebe sein, die er gehen lassen musste und das würde er nie ertragen können.
Deshalb sorgte er sich immer wieder neu um sie.

"Gut. Ich bin mit meiner Mutter zwar auf einem guten Weg, aber unsere Beziehung ist nicht so gut, dass ich sie hier dabei haben wollte." Joanna schüttelte den Kopf. "Ja, das habe ich gesagt. Aber das Ganze geht früher von statten, wenn du dir zu viele Sorgen um alles machst. Und mir geht es gut. Naja, im Moment so gut, wie es einem eben mit Schmerzen gehen kann, aber ich freue mich auf das Kind. Es wird gut gehen, William. Ich habe schon fünf Kinder zur Welt gebracht, mein Lieber, also ich weiß, was auf mich zukommt. Und ich glaube auch nicht, dass es Schwierigkeiten geben wird. Ich werde das überstehen. Wahrscheinlich besser als du."; scherzte sie.
Joanna krümmte sich erneut ein wenig und atmete langsam aus.
"Und jetzt kannst du meinetwegen auch John holen. Aber du brauchst dich nicht zu beeilen. Der Kleine hat es zwar eilig, aber nicht so eilig."

"Ich mache mir nicht Sorgen um alles. Ich mache mir Sorgen um dich." berichtigte William sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
William strich ihr die Haare aus der Stirn und nickte dann als Joanna ihm endlich erlaubte, John zu holen. Er war fast erleichtert als er ihr einen letzten Kuss ab und aufstand. "Ich bin gleich wieder zurück." erklärte er und machte sich dann auf den Weg.
William war wirklich bemüht möglichst ruhig zu bleiben. Aber seit er Frau und Kind verloren hatte, war er in solchen Dingen noch schlimmer als vorher.
Gleichzeitig tobte jedoch auch die Freude in ihm und er war mehr als gespannt auf sein nächstes Kind ... das achte. Er hätte früher nie für möglich gehalten, dass er einmal eine so große Familie bekommen würde und doch - er liebte jedes einzelne von ihnen und ihn würden auch noch ein, zwei mehr Kinder nicht stören. Die Kleinen waren einfach ein wahrer Segen.

Joanna konnte über ihren Mann nur noch schmunzeln. Er war jedes Mal aufgeregter als sie und genauso schlimm. wie beim ersten Mal.
"Nur die Ruhe, William.", beschwichtigte sie seine Unruhe, ehe er aufbrach.
Dass ihr Nachwuchs es wirklich plötzlich eilig zu haben schien, bemerkte sie schon, kaum dass. William die Tür hinter sich geschlossen hatte und die Wehen schlagartig heftiger wurden.
"Genauso ungeduldig wie dein Vater, was?", murmelte sie und befreite sich schon einmal ein bisschen umständlich von ihrem Kleid, bis John schließlich auftauchte und ihr mit seinem beruhigenden Lächeln gleich wieder einen Großteil ihrer Nervosität nahm."Es ist wieder soweit..."

William hatte unruhig neben dem Bett gestanden bis er sich einen bösen Blick von John einfing und sich darauf hin einen Stuhl nahm und sich zwang ruhig zu bleiben. Die Zeit schien für ihn beinahe stehen zu bleiben, dabei wünschte er sich doch nichts weiter als dass es bald vorbei wäre und er sein Kind in den Armen halten konnte.
Es dauerte jedoch noch etwas, bis schließlich ein Lächeln auf Johns Lippen erschien und kurz darauf ein leiser, aber doch kräftiger Schrei ertönte.
William atmete erleichtert auf und erhob sich, um sich neben Joanna auf die Bettkante zu setzen. "Du hast es geschafft." murmelte er und gab ihr einen Kuss, ehe er der Hebamme das feuchte Tuch abnahm, um Joanna die Stirn abzuwischen, während ihr Neugeborenes gerade in ein großes warmes Tuch gewickelt wurde.
"Ich darf zu einem gesunden Jungen gratulieren." erklärte John und übergab William das Kind, das er sogleich Joanna zeigte. "Siehst du, ich hatte recht." neckte er sie liebevoll und betrachtete völlig begeistert seinen Jüngsten.

Joanna schloss erleichtert, aber zutiefst erschöpft die Augen. Es war anstrengend gewesen, aber wenigstens hatte der Kleine es sehr eilig gehabt und sie nicht zu lange auf die Folter gespannt.
Sie seufzte schwer. "Ja..."
Einige Minuten atmete sie durch und betrachtete dann ihren Sohn genauer. Selig lächelnd strich sie dem Kleinen über die Wange. "Du bist es also, der das Temperament seines Vaters gerbt und mich die ganze Zeit getreten hat, ja?"
Joanna schaute William verliebt an.
"Er ist so süß...", schwärmte sie. "Und ja, du hattest Recht. Aber ich auch, als ich dir sagte, dass alles gut gehen würde. Bekomme ich einen Kuss?"
Joanna war so müde, sie schaffte es kaum sich aufzusetzen. "Brauchen wir nur noch einen Namen..."

William lachte leise und strich seinem Sohn mit dem Zeigefinger über die Wange. "Genau so ungeduldig und ungestüm, was?" murmelte er und gab Joanna dann den erbetenen Kuss. "Du bekommst von mir sogar zwei." verkündete er dann und gab ihr einen weiteren.
William half Joanna mit einer Hand sich ein wenig aufzusetzen und legte dann den Arm um sie, damit sie beide ihren Sohn in der Mitte hatten.
"Was hältst du von Elias?" schlug William dann vor und musterte seinen kleinen Sohn aufmerksam. Dieser sah ihn noch ein wenige zerknautscht an, als wäre er empört, dass es hier draußen nicht so warm war, wie noch im Mutterleib. "Grüne Augen." murmelte William leise als sein Sohn ein paar Mal blinzelte und die Augen dann schließlich richtig öffnete, um die Welt um ihn herum wahrzunehmen.

"Oh ja...schon bevor er geboren war. Ich denke, er wird dir sehr ähnlich sein.", prophezeite Joanna lächelnd. "Elias ist ein sehr schöner Name. Eine gute Idee..."
Auch sie betrachtete den Kleinen noch einmal genauer, als er die Augen öffnete. "Erstaunlich...", meinte sie verwundert. "Woher er die wohl hat? Vielleicht sind sie irgendwo in unserer Familie einmal aufgetaucht. Wir sollten unsere Mütter danach fragen. Die können uns dazu sicher mehr sagen. Aber ich finde es sehr spannend...Diese Augen sind faszinierend, einfach wunderschön. Wir der ganze kleine Elias. Ich bin so glücklich. Es ist jedes Mal wieder schön."
Joanna lachte und strich durch den dunklen Flaum. "Aber dein Haar schlägt ziemlich oft durch, findest du nicht?"

"Irgendein Vorfahre wird sie ihm wohl hinter lassen haben." meinte William lächelnd und lehnte seinen Kopf an Joannas, den Blick auf seinen kleinen Sohn gerichtet. "Er ist wunderschön." murmelte er und gab Joanna dann einen Kuss. "Genau wie seine Mutter."
Er setzte sich dann wieder ein wenig anders hin und lachte. "Findest du? Ich würde sagen, es ist recht ausgewogen bei unseren Kindern." bemerkte er dann und strich Elias ebenfalls über den Kopf.
"Was hältst du davon, wenn ich unseren kleinen Elias einmal entführe und ihn seinen Geschwistern vorstelle und du dich solange ein wenig ausruhst, hm?" schlug William dann lächelnd vor.