William und Joanna ~ 1170

Joanna gab ihm einen sanften Klaps auf den Hinterkopf. "Sei nicht so unverschämt! Sonst bin ich sehr beleidigt und das willst du sicher nicht, oder? Du bekommst immer so schnell Entzugserscheinungen, wenn ich nicht mit dir rede."
Sie grinste zurück und strich ihm über die Wange.
"Hmm..." Sie dachte eine Weile nach und kam doch immer wieder zum selben Schluss. "Naja, es gäbe schon eine Möglichkeit. Sie gefällt mir zwar nicht sonderlich, aber gut. Du könntest sie nach Cornwall holen und ihnen in Truro ein Haus zur Verfügung stellen. Wenn sie das will. Wenn nicht, eben nicht. Und wenn sie es als Almosen abtut, kannst du immer noch sagen, dass das nicht stimmt, du hättest einfach nur gern Philippe in deiner Nähe.", erklärte sie dann.
Und sie machte diesen Vorschlag auch nur, weil der Junge ihr leid tat.

"Nein, das will ich in der Tat nicht." erwiderte William lächelnd, zog jedoch im nächsten Augenblick überrascht die Augenbrauen in die Höhe. Das war nun ein Vorschlag mit dem William weiß Gott niemals gerechnet hätte.
"Bist du ... bist du dir sicher?" fragte er mit einer Mischung aus Skepsis und Verwirrung. Dieser Vorschlag würde seinen eigenen Wünschen natürlich zusätzlich entgegen kommen, da er Philippe öfter sehen konnte. Doch genau das war ein Punkt, der Joanna möglicherweise sauer aufstoßen würde.
"Ich will nicht, dass das irgendwann zwischen uns steht ... es ließe sich sicher noch eine Lösung finden ..."
Manchmal überraschte seine Frau ihn doch stets wieder aufs neue, denn das entsprach so gar nicht ihrem Sturkopf, wohl aber ihrem doch weichen Herz - besonders, wenn es um Kinder ging.

Joanna hob eine Augenbraue. "Wenn ich mich damit nicht abfinden könnte, meinst du, ich würde es vorschlagen? Solange deine Bemühung nach der Umsiedelung sich auf Philippe beschränken...Ich will mit Claire nicht mehr zu tun haben, als absolut nötig.", erwiderte Joanna ernst. "Und es ist die einfachste Lösung, das weißt du auch...Und damit ist das Hin und Her endlich zuende, verstehst du. Ich will Ruhe. Und das geht nur, wenn die Verhältnisse geklärt sind."
Joanna seufzte leise und strich ihm durch das Haar. "Meine Sicht auf die Dinge hat sich geändert...Claire...sie lebt wie eine Hure. Und für die Kinder ist das einfach nicht gut. Das verbaut ihnen jede Zukunft. Aber in Cornwall können sie alle neu anfangen. Philippe kann dank dir eine bessere Zukunft anfangen. Er sollte noch ein wenig Kind sein können...jetzt trägt er viel zu viel Verantwortung für sich und seine Geschwister. Er kann einfach den Vater nicht ersetzen...und seiner Mutter keinen Mann. Er tut mir einfach leid. Und gerade jetzt in meinem Zustand kann ich dem nicht widerstehen."

Williams Blick wurde weich und mit einem sanften Lächeln strich er Joanna über die Wange. "Ich liebe dich." murmelte er und gab ihr einen Kuss. Sie ahnte ja gar nicht, wie glücklich ihn dieser Vorschlag machte.
Wenn Philippe mit seiner Familie im Dorf wohnte, würde ihm das ganz andere Möglichkeiten bieten. Und für die ganze Familie würde es eine enorme Chance sein, endlich einmal einen Neuanfang wagen zu können.
"Du hast ein unglaublich großes Herz, weißt du das, meine Schöne?" raunte William ihr ins Ohr und stand auf, um sich auf dem Stuhl neben Joanna nieder zu lassen. Er legte eine Hand auf ihren Bauch und lächelte. "Ich weiß schon, warum ich dich geheiratet habe."

"Ich dich auch..." Joanna lächelte und lehnte den Kopf an seinen. Sie wusste genau, dass es ihm viel bedeutete, dass sie diesen Vorschlag gemacht hatte. Aber sie wusste auch, dass sie das nicht noch einmal tun würde. Philippe war eine Ausnahme, die sie keinesfalls zur Regel lassen würde.
Wichtig war vor allem ihre Familie...und ihre Kinder.
"Ja...das wird mir so manches Mal zum Verhängnis.", seufzte sie leise. "Aber vor allem die Hormone...Glaub mir, ich hätte nicht mit ihm gesprochen, wenn er nicht so bemitleidenswert ausgesehen und vollkommen sämtliche Fesseln meines Mutterinstinktes gesprengt hätte.", gab sie schließlich zu. "Du weißt ja, wie ich im Moment bin."
Joanna legte den Arm um seine Mitte. "Das hoffe ich für dich. Ich wüsste gern...was er denkt, wenn er uns zusammen sieht."

William grinste breit. "Er ist halt mein Sohn, er weiß, wie er bei dir Mitleid erregen kann." erklärte er schmunzelnd, ehe er kurz zu Philippe hinüber sah und dann die Schultern hob. "Er wird sich ohne Zweifel fragen, wieso er keinen Vater hat, der von klein auf für ihn da war. Aber der Junge hat ein gutes Herz, wenn er eines nicht empfinden wird, dann Neid. Es ist erstaunlich, wie aufrichtig er ist." erzählte William und musste dann lächeln. Er hatte vorhin schon eine Idee gehabt, die sich jetzt erst recht verfestigte.
"Weißt du, wenn wir in der Normandie sind und Philippe bei seiner Mutter ist und Richard auch wieder in der Obhut seiner Eltern ... was hältst du davon, wenn wir die Kinder für zwei, drei Tage bei Marian und John und Constance lassen und uns eine kleine Pause gönnen? Nur wir beide irgendwo ein wenig abgeschieden, so dass die Kinder nicht ständig zu uns kommen können, wir aber im Notfall schnell wieder zu Hause wären?" schlug er dann vor.

"Ja, wahrscheinlich liegt es an den Genen, das ist möglich." Joanna schüttelte lachend den Kopf. "Aber wahrscheinlich hast du recht...Er wird sich fragen, warum ausgerechnet er keine vollständige Familie hat. Ich kann ihn verstehen. Es ist sicher nicht einfach."
Sie legte den Kopf an Williams Schulter und lauschte ihm mit geschlossenen Augen, als er weitersprach. Doch dann öffnete sie die Augen wieder und strahlte ihn an.
"Was ich davon halte? Das fragst du noch?" Überschwänglich gab Joanna ihm einen Kuss. "Davon halte ich sehr viel. Ein wenig Zeit für uns wäre wirklich schön. Einfach nur zwei Tage Erholung von allem." Und sie freute sich sehr über seinen Vorschlag. "Du kannst ja doch romantisch sein.", bemerkte sie lächelnd.
"Simon meinte, du hättest dafür kein Talent und wärst auf Hilfe angewiesen. Du überraschst uns noch, da bin ich ganz sicher."

William grinste zufrieden und strich ihr zärtlich über die Wange. "So eine Reaktion hatte ich mir erhofft." murmelte er, nachdem er Joannas Kuss erwidert hatte. "Na, was glaubst du denn? Schließlich muss ich schon einmal ein wenig üben ... bis zu unserem zehnten Hochzeitstag muss ich schließlich in Form sein."
Dann zog er eine Augenbraue in die Höhe und seine Lippen kräuselten sich spöttisch. "Bitte? Das hat Simon gesagt? Ich schätze, ich muss einmal ein ernstes Wörtchen mit deinem Freund reden, sobald wir uns wieder sehen, der Kerl scheint schon wieder frech zu werden." bemerkte William amüsiert und zog Joanna dann kurzer Hand zu sich auf den Schoß. "Er scheint einen schlechten Einfluss auf dich zu haben. Du traust mir wahrscheinlich auch nicht zu, dass ich etwas romantisches auf die Beine gestellt bekomme, was?"

"Wie hätte ich denn auch anders reagieren sollen?" , antwortete Joanna lachend. "Du kannst gern so oft üben wie du willst. Da habe ich wirklich nichts dagegen. Du hast ja noch ein Weilchen Zeit." Schließlich waren es noch einige Jahre bis sie das erste Jahrzehnt gemeinsam verbracht hatten. Aber dann stand auch zehn weiteren Jahren nichts entgegen.
"Solange du unseren Hochzeitstag nicht vergisst..", neckte sie ihn grinsend und legte bereitwillig die Arme um seinen Hals, als er sie auf seinen Schoß zog.
"Ja, das hat er. Aber ich traue es dir durchaus zu, jetzt darfst du mich nur nicht enttäuschen, sonst hast du keinen Verteidiger mehr vor unserem Freund. Frech war Simon doch schon immer ein bisschen. Und ist er etwa nicht auch dein Freund? Ich denke, jetzt da er selber Earl ist und Familie hat, darf er sich das in gewisser Weise erlauben. Oder?"

"Hm, aber zu viel üben sollte ich auch nicht. Je mehr ich dich verwöhne, desto höher steigen auch deine Ansprüche, nicht wahr? Also lieber nur ein bisschen Romantik." lachte er leise.
Aber William freute sich wirklich schon auf die versprochene Zweisamkeit. Zwar würden sie die Zeit durch Joannas Schwangerschaft ein wenig anders nutzen, aber es war schließlich nicht so als würden sie es nicht trotzdem genießen. Und zwar in vollen Zügen. William überlegte angestrengt, wann er mit Joanna das letzte Mal mehrere Tage von den Kindern getrennt verbracht hatte ... doch so wirklich wollte ihm nichts einfallen.
"Das Jungchen sollte nur nicht noch frecher werden, sonst ist er bald nur noch dein Freund." scherzte William und gab Joanna einen Kuss, ehe er die Hände auf ihren rundlichen Bauch legte. "Du hast zugenommen, weißt du das?" feixte er liebevoll und genoss die Unbeschwertheit, die sich wieder zwischen ihnen eingestellt hatte.

"Das ist aber wirklich schade. Das klingt fast so, als wäre ich dir nicht die allergrößte Mühe wert." Joanna zog eine Flunsch und schaute ihn scheinbar beleidigt an. Dann aber lachte sie wieder. "Vielleicht hast du recht und ich sollte auf die große Überraschung warten."
Sie legte den Kopf zur Seite.
"Du kennst doch Simon. Außerdem hast du ihn doch viel zu gern um ihm wirklich gram zu sein. So ist er eben."
Joanna hob eine Augenbraue."Findest du wirklich? Warum bloß? Meinst du, ich muss wieder eine Diät machen?", fragte sie scheinheilig.

"Du bist mir jede Mühe wert. Aber ich will dich ja auch nicht zu sehr verwöhnen, nicht? Dann ist es ja irgendwann nichts besonderes mehr." murmelte er grinsend und gab Joanna noch einen Kuss.
"Ach natürlich. Aber trotzdem. Wenn ich mit bekomme, dass er meinem Sohn genau solchen Unsinn beigebracht hat ... dann gnade ihm Gott." scherzte William und musterte Joanna dann aufmerksam. "Ja doch, besonders hier." bemerkte er und strich zärtlich über ihren Bauch. "Aber von mir aus darfst du getrost noch weiter zu nehmen." erklärte er leise und lächelte.
Seit längerem fühlte er sich gerade einfach rund herum glücklich. Er war völlig entspannt und genoss die Zeit, die er mit seiner Familie verbrachte ... und freute sich auf die Normandie und die paar Tage Ruhe mit Joanna.

Joanna war mehr als froh gewesen, als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Schließlich kamen sie am Hof an und sie wusste, dass sie sich diesmal wohler fühlen würde als sonst. Allein deshalb, weil sie sich mit Eleonore besser verstand. Weil Simon hier sein würde...Alais...Constance...Jane. Weil sie wieder ein Kind erwartete und endlich, endlich wieder ein bisschen Ruhe hatte. Mit William zusammen...Sie freute sich schon so sehr auf die paar Tage mit William allein.
Nun aber standen sie erst einmal hier und begrüßten das Königspaar - das nun auch seinen Sohn wieder hatte. Joanna stand nun vor Eleonore und lächelte sie ein kleines bisschen unsicher an.
"Wie schön Euch wieder zu sehen..ich hoffe, es geht Euch gut. Ich bin froh, dass wir die Reise endlich hinter uns haben. Schiffsreisen sind im Moment nicht wirklich etwas für mich.", sagte sie. "Und Ihr seid sicher froh, Euren Sohn wieder zu haben. Er hat sich gut gemacht...gut, dass er sich nicht gleich von Beatrice trennen muss, die Beiden sind sehr gute Freund geworden."

Eleonore lächelte als Joanna vor sie trat und sie doch recht offen begrüßte. So tragisch Williams Verschwinden gewesen war, für die Beziehung zwischen den beiden Frauen war es recht förderlich gewesen. "Es freut mich über alle Maßen Euch wieder zu sehen." erwiderte Eleonore. "Und so wie mir scheint, auch in einem sehr erfreulichen Zustand." sie bedachte Joannas Bauch mit einem Lächeln und nickte dann. "Ja, es ist schön Richard wieder hier zu haben. Auch wenn er sich bei Euch sehr gut gemacht hat, ich kann Euch nur erneut meinen Dank aussprechen."
William, der diesen Wortwechsel natürlich mit anhörte, sah ein wenig verstört zwischen den beiden Frauen hin und her und ließ den Blick dann zu seinem Cousin wandern. "Ich habe ganz offensichtlich so einiges verpasst ... ich hätte ja gedacht, dass eher die Welt untergeht als dass die beiden sich wieder vertragen." fügte er mit gedämpfter Stimme hinzu.

Joanna war erleichtert, dass Eleonore es ihr so leicht machte und sich ebenfalls an den neuen Frieden zwischen ihnen hielt. Sie hatten ihre Differenzen geklärt und sie war froh. Endlich musste sie nicht mehr hinter jedem Wort eine Beleidigung vermuten.
"Oh ja...", bestätigte Joanna gut gelaunt. "Und wir freuen uns wirklich sehr darüber. Ich hoffe, dass alles gut geht und endlich einmal nichts dazwischen kommt. Wenigstens ist mein Mann wieder aufgetaucht."
Dann aber schüttelte sie den Kopf und lächelte nur. "Schon gut. Auch wenn ich anfangs nicht so begeistert davon war, Richard war eine Bereicherung für uns und besonders, weil Beatrice jemanden in ihrem Alter hatte, mit dem sie sich austauschen konnte. Ich bin sicher, er hat auch so einiges gelernt. Und einen neuen Freund mitgebracht..."
Joanna grinste. "Er hat von uns zu Weihnachten einen Welpen von Filou bekommen."
Auch Henry war überrascht, wie harmonisch das Treffen ablief. Auch, wenn er wusste, dass sie sich besser verstanden.
"Ich war auch überrascht. Besonders, als Joanna einfach zu ihr gegangen ist, nachdem du verschwunden warst. Offenbar haben die Beiden sich ausgesprochen. Wenigstens dafür war es gut. Aber glaub mir, mir ist die Sache auch nicht ganz geheuer."

Eleonore nickte verständnisvoll. "Ich wünsche Euch in jedem Fall alles Gute. Und lasst William ruhig ein paar Dinge für Euch tun ... immerhin hat er Euch schon genügend Sorgen bereitet, das kann er nun ruhig einmal gut machen, nicht wahr?" sie zwinkerte Joanna zu und lächelte kurz. Es war zumindest deutlich entspannter einen solchen Umgang mit Lady Cornwall zu pflegen. Zumal sie so auch wieder in den Genuss von Williams Anwesenheit kam, dessen reine Gesellschaft ihr doch gefehlt hatte.
William zog die Augenbrauen skeptisch in die Höhe. "Ich finde es nahezu unheimlich. Wenn ich daran denke, dass man die beiden nicht einmal zusammen in einem Raum lassen konnte ... " William schüttelte langsam den Kopf. "Verstehe einer die Frauen ..."

"Ich danke Euch...Oh, keine Sorge, das tut er. Ohne, dass ich ihn bitten muss. Er will mir am liebsten alles abnehmen, aber dann würde ich mich nur langweilen."
Joanna lächelte zurück und richtete den Blick wieder auf William. Dieser wirkte ein wenig verwirrt und sie konnte es verstehen. Natürlich hatte er verpasst, dass sie sich mit Eleonore vertragen hatte. Er hatte sie auch seitdem noch nicht zusammen gesehen. Aber sie konnte sich vorstellen, dass er sich sehr freute, weil es dadurch auch für ihn entspannter wurde.
Henry grinste währenddessen einfach nur. "Da hast du Recht. Frauen sind manchmal schwer zu verstehen. Aber freu dich einfach, das bedeutet, du hast mehr Ruhe." Er klopfte William gerade auf die Schulter als Joanna zu ihm trat.
"Kommst du mit? Die Kinder unterbringen?"

"Wohl wahr, wohl wahr. Das ist etwas, dem ich sicher nicht nachtrauern werde." bemerkte William amüsiert und legte seinen Arm um Joannas Taille als diese neben ihn trat. "Natürlich komme ich. Schließlich wollen wir den Kindern noch ein klein wenig Zeit gönnen, bevor sie erst einmal ohne uns auskommen müssen, nicht wahr?" bemerkte er zufrieden und erntete ein Grinsen von Henry, der in Williams Pläne natürlich eingeweiht war.
"Ich komme später noch einmal bei dir vorbei." vertröstete William seinen Cousin, der gelassen nickte. "Ich weiß."
Kaum waren die beiden draußen und außer Hörweite, sah William Joanna verdutzt an. "Würdest du die Güte besitzen, mir zu erklären was mit euch beiden los ist? Versteh mich nicht falsch, es freut mich natürlich, aber wenn man bedenkt, wie ihr sonst miteinander umgegangen seid ..."

Joanna hatte gewusst, dass er fragen würde und so schaute sie ihn nur unschuldig an. "Was denn?", fragte sie, schüttelte dann aber lächelnd den Kopf. "Was soll schon los sein, William? Als du verschwunden warst, habe ich dich hier gesucht. Ob jemand wüsste, wo du bist. Und dann habe ich mich in meiner Verzweiflung auch an Eleonore gewandt. Sie hat mir Hilfe angeboten und ich habe sie angenommen. Und dann, dann haben wir uns ausgesprochen und das Kriegsbeil begraben."
Joanna legte den Kopf ein wenig zur Seite.
"Ich weiß, dass wir uns nicht verstanden haben. Aber das war die Folge davon, dass ich immer noch ziemlich verletzt war, dass sie damals soweit gegangen ist. Und sie, sie war eifersüchtig, weil Henry sie nicht so behandelt, wie sie es verdient und sie behandelt wie ein lästiges Anhängsel. Ganz einfach. Genügt das zur Erklärung?"

"Faszinierend ... aber in gewissen Dingen muss ich dich glaube ich einfach nicht verstehen." bemerkte er ein wenig amüsiert und gab Joanna einen Kuss.
"Meinst du, du bist morgen schon in der Lage für eine kleine Reise? Dann könnten wir direkt aufbrechen. Die Kinder wissen wir dann gut untergebracht und wir nehmen nur kleinstes Gepäck mit. Und dann heißt es für die nächsten Tage nur du und ich." erklärte William und blieb stehen und zog Joanna zu sich herum.
"Sonst nichts und niemand. Keiner der uns stört und nichts worüber wir uns Gedanken machen müssen." er legte die Arme um ihre Taille und gab ihr einen langanhaltenden Kuss. "Ich liebe dich."

"Nein. In manchen Dingen verstehe ich dich ja auch nicht, William." Joanna lächelte und verlängerte den Kuss ein wenig, indem sie die Arme um seinen Nacken schlang.
"Natürlich bin ich das. Wann immer du willst. Aber bist du sicher, dass wir John, Constance und Marian unsere Rasselbande schon zumuten können, wo sie sich hier noch nicht eingelebt haben? Nicht, dass sie ohne uns zu aufgekratzt sind. Die Kleinen waren noch nie hier, nicht, dass sie Heimweh haben."
Joanna seufzte und schüttelte den Kopf über sich selbst. "Entschuldige...ich mache mir immer zu viele Sorgen. Es wird schon gut gehen, die Kleinen kennen ja ihre Aufpasser. Und Simon ist zur Not auch noch da."
Sie lächelte wieder und erwiderte seinen Kuss, ehe sie antwortete.
"Ich dich auch...Nur du und ich...das klingt wahnsinnig gut. Keine Sorgen...und wenn wir die Pferde mitnehmen, können wir unseren Ausritt nachholen. Wo willst du eigentlich hin?"

"Liebste, natürlich werden sie zurecht kommen. Robert und Beatrice können bereits auf sich selbst auf passen und auch Edward kommt langsam in das Alter in dem man ihm nicht ständig auf die Finger schauen muss. Und mit den anderen werden die drei schon zurecht kommen. Sie haben ja schon oft genug auf alle gleichzeitig aufgepasst. Und denk dran, als du mich gesucht hast, haben sie auch auf die Kinder geachtet. Es wird schon gut gehen." beruhigte er sie lächelnd und küsste sie erneut.
"Ich kann es wirklich kaum erwarten, meine Schöne." murmelte er gegen ihre Lippe, löste sich dann jedoch wieder von Joanna und schüttelte grinsend den Kopf. "Nein, nein, das werde ich dir nicht verraten."
William hatte sich ihr Ziel genau ausgesucht. Es war ein kleines Jagdschlösschen, dass Henry erst im letzten Jahr hatte fertig stellen lassen und das derzeit leer stand und nur auf Besucher wartete. Es war genau richtig, um sich zurück zu ziehen und ein paar Tage Ruhe zu genießen.

"Du hast ja Recht. Aber mir fällt es immer schwer die Kinder in Obhut Anderer zu lassen. Dann komme ich mir vor wie eine schlechte Mutter, weil ich sie allein lasse. Trotzdem, sie werden zurecht kommen, ich weiß...und auch, wenn ich mich sehr nach Ruhe sehne, ich werde sie vermissen. Aber ich freue mich auch sehr darauf." Joanna war einfach voll und ganz in ihre Mutterrolle hinein gewachsen und sie liebte ihre Kinder von ganzem Herzen. Aber natürlich musste sie nicht so besorgt sein, genau wie William sagte, die Kinder waren gut untergebracht. Ein seltsames Gefühl einfach einmal Zeit miteinander zu verbringen ohne die Kinder und das auch noch, ohne dass eine dringende Notwendigkeit bestand, weil wieder etwas passiert war....Aber so schön.
"Du bist wirklich gemein! Spann mich nicht so auf die Folter. Ich soll mich doch nicht aufregen, das weißt du, oder?"
Joanna blinzelte zweimal kokett, zog aber dann eine Grimasse.
"So wie ich dich kenne, wird dich auch nicht dazu bewegen mir zu verraten, wohin wir gehen, nicht wahr?"

William lachte kurz und legte beide Hände an Joannas Wangen. "Du und eine schlechte Mutter? Dass ich nicht lache. Damals war deine Idee, du könntest deinem Kind nicht gerecht werden schon unsinnig, aber mittlerweile solltest du es doch wirklich besser wissen. Nur weil du einmal in deinem Leben an dich denkst, bist du doch noch lange keine schlechte Mutter." murmelte er und gab Joanna einen liebevollen Kuss.
"Vermutlich freuen sich die Kinder sogar, wenn sie uns beide einmal los sind und für ein paar Tage mal ohne Eltern sind." neckte er sie und schüttelte dann den Kopf. "Nein, nein. Dann wäre es ja schließlich keine Überraschung mehr, nicht wahr. Du wirst dich schon noch bis morgen gedulden müssen. Aber ich glaube an dich, du wirst das schon schaffen."

"Nun ja, du wirst zugeben müssen, dass wir damals auch nicht unbedingt in einer guten Situation waren, um ein Kind aufzuziehen. Es hätte genauso gut sein können, dass ich Edward in Frankreich zur Welt bringe. Also...Es ist ja alles gut geworden. Und du hast ja Recht. Es gibt schlechtere Mütter." Joanna lächelte. Es tat ihr immer gut zu hören, wie hoch er ihre Mutterqualitäten schätzte.
"Sie werden nicht daran sterben, dass ich einmal an uns denke und mit dir ein paar Tage entspannen will. Wahrscheinlich stimmt es sogar und Beatrice freut sich, dass sie uns mal eine Weile nicht am Hals hat."
Joanna legte die Arme um ihn und brachte ihn mit einem Kuss einen Moment zum Schweigen.
"Du bist wirklich gemein mich so hinzuhalten. Aber was bleibt mir schon für eine Wahl?", seufzte sie schwer. "Ich bin doch einfach nur so neugierig..."