William und Joanna ~ 1171

Constance brauchte einen Moment, um zu begreifen, was Joanna ihr da gerade gesagt hatte, doch dann stahl sich kurz ein Lächeln auf ihre Lippen, ehe der zweite Zwilling beschloss nun ebenfalls auf die Welt zu kommen.
Ein Junge. Ihr größter Wunsch war in Erfüllung gegangen, sie hatte John tatsächlich einen Sohn geschenkt und der leise, doch kräftige Schrei im nächsten Moment verriet ihr, dass der Kleine gesund war.
"Nur noch einmal, meine Liebe. Bald ist es vorbei." ermutigte die Hebamme sie noch einmal und Constance gab sich alle Mühe auch die Geburt ihres zweiten Kindes hinter sich zu bringen.
Constance kam es vor als hätte es eine halbe Ewigkeit gedauert doch schließlich erklang auch ein zweiter kleiner Schrei und die Hebamme und Joanna lächelten zufrieden. "Siehst du, wir haben es geschafft." flüsterte sie John müde zu, ehe sie ihren Sohn von Joanna in Empfang nahm. Einen Moment lang starrte sie wie verzaubert auf das kleine Gesichtchen, dann sah sie wieder auf. "Was ist das Zweite?" fragte sie neugierig, während die Hebamme um das Bett herum ging, um das zweite Kind John in den Arm zu legen. "Auch ein Junge, meine Liebe." erklärte sie lächelnd.

John atmete tief durch, als Constance es endlich geschafft hatte und küsste sie sanft auf die Wange. "Ja, du hast es geschafft und ich bin mächtig stolz auf dich, meine Liebste.", erwiderte er, ehe er sich plötzlich mit seinem zweiten Sohn konfrontiert sah, den die Hebamme ihm überreicht hatte. Ganz vorsichtig strich er mit dem Zeigefinger über dessen Wange.
EIn wenig zu klein geraten waren sie alle beide, aber sie waren kräftig und gesund, das war wirklich gut. Er war erleichtert, dass sie es alle drei überstanden hatten.
"Das hast du wirklich gut gemacht, Constance.", wiederholte er und so langsam konnte er an dieses kleine Wunder auch glauben. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Wie wollen wir sie nennen, Liebes?"

"Das war ich nicht allein." erwiderte Constance liebevoll und ließ den Blick zwischen den beiden Kindern hin und her wandern. "Wie winzig sie sind." murmelte sie und strich ihrem Sohn zärtlich über die Wange. Auch wenn sie völlig erschöpft war von den Strapazen, war sie gerade überglücklich. "Sind sie nicht furchtbar süß?" fragte sie verträumt und konnte sich überhaupt nicht von dem Anblick los reißen, den die beiden boten.
"Hm, das hier ..." Sie besah sich den kleinen Jungen in ihren Armen einen Augenblick lang. "ist Lucas." erklärte sie und ließ den Blick zu ihrem zweiten Sohn gleiten. "Und das ist Eric." entschied sie und sah John an. "Meinst du nicht?" fragte sie lächelnd und merkte, wie sie langsam mit der Müdigkeit zu kämpfen hatte.
Sie würde die kleinen erst einmal John anvertrauen, damit sie selbst etwas Schlaf fand und dann war es sicher soweit, dass die beiden Hunger bekamen.

"Ja. Aber mach dir keine sorgen. Sie sind kräftig und gesund und werden bald fleißig zu wachsen beginnen. Ud ich kann dir nur zustimmen, ich könnte platzen vor Stolz- Sie sind wirklich hinreißend."
John lächelte zufrieden und nickte dann schließlich. "Lucas und Eric...einverstanden. EIne gute Wahl, meine Liebse. Hattest du das schon vorher im Kopf?"
John bemerkte wohl, dass seine Frau nun wirklich der Müdigkeit anheim fiel und gab ihr einen sanften Kuss. "Schlaf erst einmal, du hast es redlich verdient. Und in dieser Zeit werde ich William und Cathie unseren Familienzuwachs vorstellen. Cathie wird außer sich sein vor Freude, endlich eine große Schwester zu sein."
Und William würde genau wissen, wie erleichtert er sich jetzt fühlte. Bei einer normalen Geburt konnte schon so einiges scief gehen, aber bei einer Zwillingsgeburt wie dieser hatte ihm das Wissen um das Risiko doch wie ein Stein im Magen gelegen.

Constance legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Nicht direkt. Ich habe ein wenig über Namen nachgedacht, dir mir gefallen würden, doch ich wollte mich erst entscheiden, wenn sie auf der Welt sind." Zum einen um nicht vorschnell mit so etwas zu sein und zum anderen, weil sie die Kinder erst hatte sehen wollen, um zu gucken, welcher Name besser passt.
Constance lächelte als John ihr einen Kuss gab. "Du kennst mich zu gut, was?" neckte sie ihn. "Aber pass ja gut auf die zwei auf. Ich habe sie nicht neun Monate lang in mir herum getragen, damit du nun unvorsichtig bist." scherzte sie. Natürlich wusste sie, dass die beiden bei John in den aller besten Händen waren.
Aber Constance war auch ganz froh, dass er ihr die Kinder erst einmal abnahm, sie fühlte sich wirklich völlig erschöpft.

"Gut ja, aber nicht zu gut.", erwiderte John lächelnd. "Ich finde es nur gut, wenn ich dich in und auswendig kenne." Er gab ihr einen Kuss und nahm ihr seinen Sohn ab. "Ich passe schon gut auf die Beiden auf. Vertrau mir einfach und ruh dich aus. Ich habe doch auf Cathie damals auch gut aufgepasst."
Er lächelte noch einmal und machte sich gemeinsam mit Joanna auf den Weg zu den Anderen. William hatte sich bereit erklärt, auf sein Patenkind acht zu geben, während Constance in den Wehen lag und John war sich sicher, dass sie ihn in Atem gehalten hatte. Schließlich war Cathie sehr aufgedreht, seit sie wusste, dass sie heute eine große Schwester werden würde.
Joanna hatte ihm einen der Jungen abgenommen und die Tür geöffnet, als Cathie sofort neugierig näher kam, aber untypisch leise dabei war.
"Schau, Süße, du hast zwei kleine Brüder bekommen."

William seufzte leise und beobachtete sein Patenkind, das endlich für einen Moment etwas gefunden hatte, womit sie alleine spielen konnte ohne gleich wieder zu ihm zu laufen, um zu fragen, wann denn wohl ihre Geschwister kamen. Die Kleine war wirklich ein süßes Kind, aber heute absolut anstrengend, so aufgeregt war sie.
Als sich plötzlich die Tür öffnete, atmete William erleichtert aus. Endlich!
William erhob sich als Cathie bereits auf die Tür zusteuerte, denn neugierig war er schließlich auch.
Er trat näher und legte John eine Hand auf die Schulter. "Ich gratuliere, die beiden sehen wirklich niedlich aus." gratulierte er seinem Freund und begutachtete dann zusammen mit Cathie die beiden Zwillinge.
Die Kleine beugte sich neugierig, aber ganz vorsichtig über ihre Geschwister und öffnete erstaunt den Mund. "Die sind ja winzig!" erklärte sie fasziniert.

Während Joanna William den Arm um die Mitte legte, damit er den anderen Kleinen begutachten konnte, lächelte John breit. "Ich danke Euch. Ich bin auch sehr stolz auf die Beiden und auf Constance. Es ist gut, dass es uns endlich wieder vergönnt war Nachwuchs zu bekommen. Das haben wir uns so sehr gewünscht."
Er legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Hat Cathie Euch noch nicht den letzten Nerv geraubt?", meinte er dann grinsend, ehe er sich seiner Tochter widmet. "Ja, ich weiß. Aber sie werden bald wachsen, Liebes. Du warst auch mal so klein, nur ein kleines bisschen größer, weil du deinen Platz in Mamas Bauch nicht teilen musstest. Freust du dich jetzt eine große Schwester zu sein?"

"Das könnt Ihr auch mit Recht sein." stimmte William lächelnd zu. Er freute sich wirklich für die beiden, immerhin hatten sie in letzter Zeit auch genügend Pech gehabt, bevor Constance mit den Zwillingen schwanger wurde. "Ach, sie war zwar anstrengend, weil sie so aufgeregt war, aber nur keine Sorge, ich würde sie jeder Zeit wieder nehmen." erklärte William dann augenzwinkernd.
"Constance schläft, nehme ich an?" erkundigte er sich bei Joanna, während John seine Aufmerksamkeit seiner Tochter zu wandte.
Cathie sah ihren Vater gerade mit großen Augen an. "Gut, dass ich nicht teilen musste." stellte sie ein wenig Neunmalklug fest und nickte dann heftig. "Soooooooo doll!" erklärte sie und breitete die kleinen Ärmchen aus.

"Ich werde bei gelegenheit darauf zurückkommen, Mylord.", erwiderte John lächelnd und Joanna grinste ihren Mann an. "Tatsächlich? Ich bin stolz auf dich, deine Nerven scheinen immer besser zu werden, wenn du das freiwillig tust. Aber das nächste Mal wird sie vielleicht auch nicht ganz so aufgeregt sein."
Sie legte den Kopf an Williams Schulter. "Ja, sie ruht sich aus. Zwillinge sind immer kräftezehrend, aber sie war sehr tapfer. Sie hat sich ein bisschen Ruhe verdient. Ach, sind sie nicht niedlich? Sie werden nur immer so schnell groß..."
Auch Elias war schon deutlich gewachsen und würde bald nicht nur wirklich zu sprechen anfangen, sondern vermutlich auch seine ersten Schritte tun.
Ihr Blick wanderte von Lucas zu Cathie hinüber, die ihren Vater gerade wieder in Beschlag nahm. "Ach, teilen kann aber auch schön sein, Cathie. Pass auf, wenn du mir versprichst schön leise zu sein, nehme ich dich gleich mit zu Mama."

"Nun, die Kinder und du, ihr sorgt schon dafür, dass meine Nerven stark genug bleiben." neckte William sie liebevoll und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange. "Das sind sie." stimmte er Joanna zu. "Wenn man überlegt, wie groß unsere Zwillinge mittlerweile schon sind ... die Zeit vergeht wirklich schnell."
William lächelte als er beobachtete wie Joanna sich dann an die kleine Cathie wandte, die sofort eifrig nickte. "Ich werde jetzt alles mit ihnen teilen!" erklärte sie entschlossen, ehe ihre Augen im nächsten Moment wie verrückt zu leuchten begannen. "Oh ja, bitte, bitte!" bettelte sie und sah Joanna hoffnungsvoll an.

Joanna verbrachte wieder ein wenig Zeit mit ihrem Mann, saß einfach nur da und hing ihren Gedanken nach, während er arbeitete. Als es klopfte, sah sie auf und war ein wenig überrascht Richard zu sehen, nicht aber darüber, ihn Hand in Hand mit Beatrice eintreten zu sein, die wie immer ausgesprochen glücklich wirkte, wenn sie in seiner Nähe war.
Joanna hofte sehr, dass die Beiden eine glückliche Zukunft haben würden, sie würde es ihr so sehr gönnen. Ein freundliches Lächeln huschte über ihre Lippen. Auch, wenn sie ihn früher nie gemocht hatte, er hatte sich in dem Jahr, das er in Cornwall verbracht hatte, durchaus in ihr Herz gestohlen. Und das nur umso mehr, da er mit Beatrice zusammen genauso glücklich aussah wie umgekehrt.
"Hallo, Richard. Was gibt es Neues vom Hof?"

:RIichard:

Trotz der Arbeit, die er zu bewältigen hatte, war William ausgesprochen entspannt, da Joanna ihm Gesellschaft leistete. Er liebte es, wenn sie da war, auch wenn sie die Zeit nicht ganz so intensiv nutzen konnten, wie sonst. Aber allein, wenn er von seinen Unterlagen aufsah und zu Joanna und Elias hinüber sah, ging ihm das Herz auf. Der kleine war so ein Sonnenschein und William war wirklich froh, dass er ein solch angenehmes Gemüt hatte, dass Joanna ihn mit herbringen konnte ohne dass er störte.
Als es an der Tür klopfte und Richard mit Beatrice zusammen eintrat, zog William überrascht die Augenbrauen in die Höhe. Mit diesem Besuch hätte er sicher nicht gerechnet.
Kurz musterte er den Jungen aufmerksam, den man bald schon wahrlich keinen Jungen mehr nennen konnte, sondern viel mehr einen jungen Mann ... besonders da nun bei Richard auch die ersten Bartstoppeln zu wachsen begannen, worauf der Junge mächtig stolz zu sein schien.
"Was bringt uns denn zu diesem unerwarteten Besuch?" fragte William und sah Richard abwartend an, der den Blick jedoch äußerst ernst erwiderte. "Ich habe ein paar Neuigkeiten, die wichtig sein könnten. Der Richter hat beschlossen den Versuch einer Anklage gegen Joanna zu machen. Es wäre also gut, wenn ihr euch darauf vorbereitet." berichtete Richard.

Joanna lauschte Richard aufmerksam und atmete langsam aus, als er sagte, was sie gehofft hatte nicht hören zu müssen. Sie hatte gehofft, der Richter würde es einfach gut sein lassen. Andererseits hatte diese ganze Ungewissheit endlich ein Ende, wenn eine Entscheidung gefallen war. Joanna strich Elias beiläufig über den Kopf und dachte einen Moment nach. "Danke für die information, Richard.", sagte sie leise. Imemrhin waren sie so vorgewarnt und konnten reagieren. Hoffentlich würde William irgendetwas einfallen, wie sie aus dieser Situation wieder heraus kam. Sie selbst sah gelegentlich gar nicht einmal so gute Aussichten.
"Was ist mit deinen Männern, William? Sind sie noch nicht zurück oder haben sie einfach nur nichts gefunden, was mir irgendwie helfen könnte? Ich würde so gerne endlich wieder nach Hause, nach Cornwall." Sie vermisste ihre Tiere, sie vermisste ihr Zuhause, sie vermisste alles, was ihr Leben vor London ausgemacht hatte und sie würde froh sein, wenn es endlich vorbei war.

William ließ den Federkiel endgültig sinken und atmete geräuschvoll aus. "Das ist doch Irrsinn." murmelte er, ehe er Richard dankend zunickte. "Vielen Danke, dass du hergekommen bist. Ich hoffe, du bleibst ein paar Tage hier? Wir würden uns alle sehr darüber freuen." erklärte William schmunzelnd mit einem Blick auf seine Tochter, deren Augen aufleuchteten als William die Einladung aussprach.
Richard lächelte und nickte dann. "Nur zu gerne."
Williams Blick wanderte zu Joanna hinüber und er seufzte leise. "Ich habe seit ein paar Tagen nichts von ihnen gehört. Ich hoffe für sie, dass das bedeutet, dass sie etwas gefunden haben und auf dem Weg hier her sind. Anders könnte ich es mir nicht erklären.
Aber ... vielleicht sollte ich selbst auch noch einmal mit dem Mann sprechen, der dich beschuldigt hat. Er sitzt im Tower und wartet nur noch auf sein Ende."

Auch Joanna fand, dass Beatrice und Richard ein paar gemeinsame Tage ganz gut tun würden, schließlich hatten sie in letzter Zeit wenig genug Gelegenheit gehabt sich zu sehen. Sie wusste ganz genau, wie sich das anfühlte, wenn man so frisch verliebt war. Am liebsten wäre man die ganze Zeit in der Nähe des Anderen.
Schließlich aber konzentrierte sie sich wieder auf William. "Das hoffe ich auch. Tu, was du für richtig hältst, wenn es mir hilft, soll mir alles recht sein. Ich will einfach nicht im Tower landen. Solange es irgendeinen beweis für meine Unschuld aufzutreiben gibt, kann ich nicht sehr wählerisch sein. Es soll einfach nur bald vorbei sein. Aber..."
Sie zögerte leicht. "Sei nicht allzu grob zu ihm, auch wenn er es herausfordert. Dahinter steckt irgendetwas Anderes. Er verwechselt mich nicht nur, er wusste ganz genau nach wem er suchen musste."

William lächelte kurz. "Na dann verschwindet schon. Ihr habt euch doch sicher einiges zu erzählen und wollt allein sein." forderte er die beiden auf, warf Beatrice jedoch noch einen letzten mahnenden Blick zu. Er vertraute seiner Tochter, aber er wusste auch, wie es war, wenn man nicht so zusammen sein konnte, wie man wollte ... und wie schnell man darüber hinweg mitunter die Vernunft vergaß.
Als die Tür wieder ins Schloss fiel, widmete sich William wieder Joanna. "Mach dir nur keine Sorgen, ich werde ihn schon nicht foltern lassen." erwiderte er, stand auf und legte einen Arm um Joanna. "Mich würde nur interessieren, wer daran ein Interesse hätte, dich in den Tower zu bekommen. Das macht für mich alles keinen Sinn ..." murmelte er nachdenklich. Irgendetwas stimmte hier ohne Zweifel nicht, aber was war es, was diese Kette in Gang gesetzt hatte?

"Du lernst tatsächlich Beatrice betreffend dazu. Du hast sie nicht ermahnt und lässt sie sogar freiwillig mit Richard alleine, ich bin stolz auf dich.", neckte Joanna ihn lächelnd. Sie war sehr froh, dass sich alles so eingespielt hatte. Irgendwann würden sie nur noch Henry überzeugen müssen, so konnte es auf Dauer ja nicht weitergehen. Irgendwie musst es doch möglich sein die Liebe der Beiden offiziell zu machen. Nun ja, dazu würde ihnen sicher später noch etwas einfallen. Erst einmal musste sie heil aus dieser Sache heraus kommen.
Sie lehnte sich an William und seufzte leise.
"Ich weiß es nicht, aber es würde mich auch brennend interessieren. Vielleicht hat er gehofft dadurch irgendwie billiger davon zu kommen. Ich weiß es wirklich nicht. Frag ihn. Vielleicht gibt er dir Antwort. Ich möchte einfach nur endlich wieder nach Hause reisen können. Ich vermisse Cornwall."

William verzog das Gesicht ein wenig. "Man tut was man kann, nicht wahr. Außerdem werde ich die beiden eh nicht aufhalten können, wenn sie wirklich zusammen sein wollen ... hast du dir Richard mal genau angesehen? Der Junge wird unübersehbar erwachsen."
Und William musste zugeben, dass sich das nicht nur auf das Äußere des jungen Prinzen bezog, auch in seinem Verhalten veränderte sich der Junge durchaus sehr.
Dann strich er Joanna über die Wange. "Das werde ich auf jeden Fall noch heute tun. Ich bezweifle ja, dass er mir einfach so etwas sagen wird, aber ich will es wenigstens versuchen. Ich werde schon noch heraus finden, was hinter all dem steckt. Irgendwas stinkt hier gewaltig ..."

"Nein, das kannst du nicht. Nicht, wenn du verhindern willst, dass du deine Tochter verlierst. Aber dazu liebst du sie viel zu sehr, es wird schon gut werden. Wir müssen nur noch Henry irgendwie überzeugen, dass Beatrice gut genug für Richard ist. Und ich weiß, was du meinst. Man mekr tdeutlich, dass er reifer geworden ist. Und ich schätze, das Jahr bei uns hat ihm dabei auch sehr gut getan. Weit weg von den Intrigen, denen er sonst unterlegen wäre."
Joanna lächelte ihren Mann matt an. "Ja, versuche es. Ich weiß, es ist alles so seltsam, ich habe diesen Mann noch nie gesehen. Aber wer könnte denn ein Interesse haben uns zu schaden? Erst dir, mit diesem Mordprozess und jetzt bin auf einmal ich die Täterin? Nein, nein. Irgendjemand hat einen Hass gegen uns...aber wer?"

William nickte nachdenklich. "Gibt ihm noch ein Jahr, dann ist er weiß Gott kein Junge mehr." erwiderte er und dachte an so manches Gespräch, das er mit Richard geführt hatte. Eins stand fest, der Junge war ehrgeizig und wusste genau was er wollte.
"Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich schwöre bei allem was mir lieb und heilig ist, dass ich es herausfinden werde. Komme was da wolle. Und ich werde verhindern, dass dir irgendetwas geschieht, meine Schöne." versprach er und gab Joanna einen Kuss, ehe er sie in den Arm nahm und an sich zog.
"Niemand wird dich mir je wieder weg nehmen. Nicht nach allem, was wir schon gemeinsam durchgestanden haben." murmelte er in ihr Ohr.

"Ja. Und spätestens dann bekommt Henry ein Problem, wenn er Richard seinen Willen aufzwingen möchte. Er hat den selben Sturkopf wie sein Vater, das wird auf Dauer nicht unbedingt gut gehen.", prophezeite sie. "Wir werden sehen, was dabei noch herauskommt."
Joanna legte die Arme um Williams Mitte und zog den Kuss ein wenig in die Länge.
"Das klingt ausgesprochen gut.", erwiderte sie leise und küsste ihn erneut. "Aber wenn du heute noch in den Tower möchtest, solltest du gleich los, sonst wird es zu spät. Wir haben ja noch den ganzen Abend für uns."
Sie strich ihm sanft durch das Haar.
"Und darauf freue ich mich schon sehr. Ich schließe auch ab.", versprach sie.

William seufzte leise. "Das ist durchaus möglich. Zumal Henry sich ja schon Probleme mit seinem Ältesten heran zieht ... der Junge hat einfach kein Gefühl für Gold, das man ihm in die Hände gibt. Das kann nur irgendwann schief gehen." Immerhin waren die zwei schon oft genug aneinander geraten und William hatte den Streit zwischen Vater und Sohn schlichten müssen.
Dann breitete sich jedoch ein Lächeln auf seinen Lippen aus und William erwiderte den Kuss liebevoll. "Ich werde am besten gleich aufbrechen." erklärte er und sein Grinsen wurde ein wenig anzüglich. "Umso eher bin ich wieder zurück und wir können den Abend genießen."

Walter

Walter rollte sich auf die Seite, so gut es ging, und verscheuchte unter dem Rasseln der Kette an seinem Arm eine allzu aufdringliche Ratte. Er hatte gewusst, dass er sterben würde, wenn er vor diesem Gericht aussagte. Aber wenn man ihn nicht hinrichtete, wäre jemand anders gekommen und hätte ihn getötet. Es gab so oder so keinen Ausweg, aber immerhin war seine Schwester jetzt in Sicherheit und niemand konnte ihr mehr etwas anhaben. Das war wichtiger als sein eigenes Leben.
Natürlich plagte ihn das schlechte Gewissen, weil er diese rothaarige Frau im Gerichtsaal beschuldigt hatte, aber man hatte sie ihm genau beschrieben und es hatte sein müssen. Allerdings verfolgte ihn jetzt der Anblick ihres völlig schockierten, kreidebleichen Gesichts mit den schreckgeweiteten, kornblumenblauen Augen bis in den Schlaf.
Vielleicht kam sie ja irgendwie davon.

William nickte den Wachen zu als er vor die Zelle trat in der sie den Kerl festhielten, der Joanna beschuldigt hatte. Man öffnete ihm die Tür und als William eintrat, musste er kurz mit sich ringen, denn die Gedanken an seine eigene Zeit in einer dieser Zellen drängten sich unweigerlich auf.
Man hatte ihm gesagt, dass der Mann Walter hieß und offensichtlich die Art von Mensch war, die sich öfter in Schwierigkeiten brachte - nur bisher nie in solch gravierende.
Er musterte den Mann kritisch und blieb ein Stück weit von ihm entfernt stehen. "Walter, ich würde ausgesprochen gerne mit Euch sprechen." richtete er dann das Wort an den Mann vor ihm.