William und Joanna ~ 1171

:RIichard:

Richard sah Beatrice für einen Moment lang völlig verdutzt an. Mit so einer offenen Aussage hätte er nicht gerade gerechnet. Im nächsten Moment lächelte er und ließ seine Hand durch ihre goldenen Locken gleiten. "So lange wirst du damit schon nicht warten müssen." versicherte er ihr und gab ihr einen weiteren liebevollen Kuss.
"Und so etwas wunderschönes wie dich dürfte man nie im Leben einsperren." murmelte Richard gegen ihre Lippen und fühlte sich gerade wie im Rausch. Die Tatsache, dass Beatrice so zu ihm stand, war ein unglaubliches Gefühl.

Joanna hatte sich schon sehr lange auf diesen Tag gefreut. In den letzten Wochen hatte sie Chouchou regelmäßig geritten und immer ein wenig gefordert. Inzwischen tat er willig, was sie von ihm wollte und so hatte auch William zugeben müssen, dass der junge Hengst weit genug war, um seinen ersten Ausritt zu absolvieren.
Da William sich allerdings noch weigerte Chouchou zu reiten, hatte Joanna beschlossen ihn heute mitzunehmen. Und da William Cuvire ritt, der ja wirklich die Ruhe selbst war und sicher einen guten Einfluss auf den aufgedrehten Rappen hatte, konnte ja eigentlich gar nichts schief gehen.
"Können wir los?", fragte Joanna gut gelaunt. Chouchou spielte neugierig mit den Ohren, schließlich saß seine Reiterin heute im Sattel, obwohl sie noch gar nicht auf dem Platz waren. Joanna tätschelte beruhigend den muskulösen Hals. "Du wirst das sicher ganz toll machen, nicht wahr, mein Guter?"

William war nicht sonderlich begeistert gewesen als Joanna ihn unbedingt zu einem Ausritt mit Chouchou hatte überreden wollen. Er hatte sich seit seinem Sturz noch nicht wieder auf den Hengst gesetzt, doch Joanna war zuversichtlich, dass sie mit dem jungen Tier zurecht kommen würde und da die beiden in letzter Zeit viel gearbeitet hatten, hatte William kein Argument mehr gegen den Ausritt vorbringen können.
Wohl fühlte er sich aber immer noch nicht als er in den Sattel seines Fuchses stieg und Cuivre neben den jungen Rappen lenkte. "Wenn es unbedingt sein muss, ja." erwiderte er dann ein wenig missmutig. Ihm gefiel das ganz und gar nicht ... aber Joanna verstand ihn in dieser Sache absolut nicht.

"Sei doch nicht so pessimistisch, William. Du weißt doch, dass es irgendwann ein erstes Mal geben muss. Und da du dich nicht mehr auf seinen Rücken setzen willst, muss ich das eben versuchen. Und wir haben in letzter Zeit gute Fortschritte gemacht, er macht so brav mit. Und wenn du Cuivre mitnimmst, hat er doch noch eine Sicherheit mehr. Es wird schon nichts passieren. So leicht falle ich nicht vom Pferd.", beruhigte sie ihn und setzte Chouchou in Bewegung, der seine Umgebung sehr aufmerksam musterte, aber im Moment kein Anzeichen von Angst erkennen ließ.
"Du hast doch auch gesehen, wie gelassen er geworden ist, dafür dass er noch so jung ist.", erklärte sie und genoss das schöne Wetter, beschloss aber das Thema zu wechseln.
"Hast du wieder etwas von Henry gehört?"

"Ja ja, ich weiß. Ich will ihn nicht reiten, also musst du natürlich Kopf und Kragen riskieren ... ich meine ja nur, es ist ein gewaltiger Unterschied, ob du ihn auf dem Platz oder hier draußen reitest." brummte William, beließ es dann aber auch dabei.
Ihm behagte das ganz und gar nicht. Gerade ein junges Pferd hatte hier draußen so viel zu gucken ... und wer konnte schon sagen, ob Chouchou hier draußen auch ruhig bleiben würde. Vielleicht hätte er ihn doch noch einmal selbst reiten sollen, um zu verhindern, dass Joanna es tat.
"Nur das übliche, nichts besonderes." erwiderte William auf ihre Frage hin, ließ sich aber nicht von seiner Sorge abbringen. Wenn Joanna schon nicht aufpasste, dann wollte er den Hengst wenigstens genau im Auge haben.

"Aber irgendwann muss er es doch einmal lernen, William. Und passieren kann immer etwas. Auch auf dem Platz. Er vertraut mir." Joanna wusste, dass ihr Mann sich immer unglaubliche Sorgen um sie machte und obwohl er ihre Nerven damit manches Mal strapazierte, liebte sie ihn auch dafür. Dafür, dass er sich seiner Liebe zu ihr nie geschämt hatte.
"Also besonders mitteilsam bist du heute nicht. Entspann dich doch mal ein bisschen. Ich will gar nicht weit gehen, nur eine kleine Runde im Schritt. Das reicht fürs erste Mal völlig."
Und es war ja auch nicht so, dass sie es sich nicht gut überlegt hatte, ob sie heute mit Chouchou in den Wald reiten sollte. Sie hatte nicht vergessen, dass er ein junges Pferd war, auch wenn er das vielleicht dachte.

"Mir wäre es trotzdem lieber, wenn du es nicht das erste Mal ausprobierst." erwiderte William unwillig. Dann seufzte er leise. "Ich kann mich nicht entspannen, so lange du auf diesem Pferd sitzt. Ich weiß wie er reagieren kann und nur weil er unter dir auf dem Platz artig war, heißt das noch lange nicht, dass er es im Gelände auch ist ... aber was erzähle ich dir das, das haben wir ja nun oft genug diskutiert und trotzdem sitzt du auf dem Zossen." bemerkte William und richtete den Blick wieder nach vorne.
Nein, ihm war gar nicht wohl in seiner Haut. Wenn irgendwas passierte ... auf dem Platz waren sie wenigstens unmittelbar am Haus und im Notfall war man schnell bei John ... hier draußen musste er nun einfach hoffen, dass Chouchou Ruhe bewahrte.

"Ich weiß. Du hättest am liebsten, wenn ich gar kein Risiko eingehen würde. Aber weißt du, ich könnte auch beim nächsten Kind verbluten, ein Risiko gibt es immer. Wir werden nie wissen, wie er sich hier verhält, wenn wir es nicht ausprobieren und dazu ist er einfach zu schade. Er ist doch eigentlich recht ausgeglichen. Du traust ihm nur nicht, weil er dich abgeworfen hat."
Joanna runzelte leicht die Stirn, als Chouchou sich unter ihr ein wenig verspannte, offenbar hatte er irgendetwas gehört. "Beruhig dich, mein Guter...", murmelte sie ihm beruhigend zu, aber diesmal war der junge Hengst offenbar zu konzentriert auf das, was da neben dem Weg raschelte. Es war sicherlich nur ein Vogel oder ein Eichhörnchen, eigentlich Dinge, die Chouchou bereits von Zuhause kannte. Deshalb machte sie sich auch nicht übermäßg Sorgen, dass aus der Verspannung mehr werden würde.

William atmete geräuschvoll aus. "Ich weiß, dass alles mögliche gefährlich werden kann, aber trotzdem ..."
Auch William entging die Anspannung nicht, die durch den Rappen schoss und er sah Joanna besorgt an. "Tu mir einen Gefallen und bitte ... sei vorsichtig. Wenn gleich ein Vogel aus dem Gebüsch kommen sollte, wird er sich ohne Zweifel erschrecken." Da er ihren Prostest schon kommen sah, hob er abwehrend eine Hand, um ihn sogleich abzublocken. "Bitte. Pass einfach gut auf, ja?" bat er sie dann in einem versöhnlichen, aber besorgten Tonfall.
Er traute dem jungen Hengst nicht und das nicht nur, weil er ihn abgeworfen hatte und Joanna nicht. Der Rappe war nun einmal ein junges Pferd und als solches in neuen Situation fast unberechenbar.

Joanna seufzte leise und nickte dann, schenkte ihm ein kleines Lächeln. "Ja, ich passe auf, versprochen. Ich weiß, dass er sich erschrecken wird. Aber normalerweise macht er höchstens einen Satz zur Seite, wenn er erschrickt."
Anders kannte sie den jungen Hengst gar nicht, er war bei ihr immer recht zuverlässig gewesen. Aber sie war darauf gefasst, dass er womöglich Gespenster sehen würde.
Worauf sie allerdings nicht gefasst war, war der Fasan, der unmittelbar vor ihrem Pferd aus dem Busch geflattert kam und sich zwischen Chouchous Beine verirrte. Offenbar machte das dem jungen Hengst solche Angst, dass er völlig aus dem Konzept geriet und statt wie sonst nur einen Satz zur Seite zu machen, einfach losschoss und sich auch von Joanna nicht mehr halten ließ. "Chouchou!"
Sie saß zwar recht sicher, aber anhalten ließ der Rappe sich nicht. Im Gegenteil, er schien sich mehr und mehr in seine Panik hineinzusteigern, geriet aber schließlich über eine Unebenheit mit seinen Beinen durcheinander und kam ins Stolpern.
Und das Nächste, was Joanna sah, war der auf sie zukommende Waldboden, als Chouchou unter ihr wegbrach.

William seufzte erneut als im nächsten Augenblick der Fasan aus dem Gebüsch geschossen kam - und dann mit einem Mal alles ganz schnell ging.
William hatte das Gefühl, sein Herz würde aussetzen als der junge Rappe neben ihm los schoss und Joanna vergeblich versuchte ihn wieder anzuhalten. William hatte Cuivre gerade in Gang gebracht als er Chouchou stolpern sah. Und nur eine Sekunde später waren sowohl Pferd als auch Reiterin am Boden.
William hielt seinen Hengst nicht einmal an, sondern vertraute einfach darauf, dass Cuivre seinen Reiter nicht im Stich lassen würde als dieser absprang. Mit wenigen Schritten war er bei Joanna und ließ sich auf die Knie fallen. Der Rappe, der zitternd zwei Meter neben ihnen versuchte wieder aufzustehen war ihm gerade vollkommen gleichgültig.
"Mein Gott, Joanna." murmelte er und strich ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Liebes, bitte, sag doch was." flehte er leise, aber eindringlich während seine Gedanken bereits die schlimmsten Horrorszenarien ausmalten.

Um Joanna drehte sich alles und das Einzige, das sie wirklich spürte, waren Schmerzen am ganzen Körper, die sich aber an einigen Stellen zu einem hartnäcligen Stechen intensivierten. Sie war nicht mehr fähig klar zu denken und als sich das scheinbare beben der Erde ein wenig beruhigt hatte, nahm sie Williams Stimme war, die sorgenvoll nach ihr rief. Was war nur los?
Als er ihr das Haar aus dem Gesicht strich, krümmte sie sich leicht zusammen und hustete trocken. "William....es tut so weh.", wimmerte sie leise und biss die Zähne zusammen.
Natürlich stürzte sie nicht das erste Mal von einem Pferd, aber sie hatte sich noch nie mitsamt Pferd überschlagen und sie war auch noch nie so hart gefallen.
Joannas Lider flatterten leicht und sie war sehr bedacht nicht etwa eine winzige, falsche Bewegung zu machen, die ihr noch mehr Schmerzen bereiteten. "Es tut so weh...", wisperte sie, dann kam ihr aber ein weiterer Gedanke. "Was...ist mit...Chouchou?", fragte sie atemlos.

"Joanna." flüsterte William als sie ihm leise antwortete. Er machte sich wahnsinnige Sorgen um sie, war aber zumindest erleichtert, dass sie ihm noch antwortete. "Ich weiß, Liebes. Ich weiß ... wir ... ich werde dich zurück bringen und dann wird John sich um dich kümmern." versprach er, wusste nur noch nicht genau, wie er Joanna zurück bekam ohne ihr mehr Schmerzen als nötig zu bescheren.
Im nächsten Moment biss er die Zähne aufeinander und wandte den Blick zu dem jungen Hengst hinüber, der es geschafft hatte wieder auf alle vier Füße zu kommen.
"Er steht, mehr kann ich dir gerade nicht sagen. Aber mach dir jetzt keine Sorgen um ihn, ich kümmere mich später darum. Jetzt müssen wir dich erst einmal nach Hause bekommen." William kaute nervös auf seiner Unterlippe herum und strich Joanna über die Wange. "Du musst jetzt ganz tapfer sein, es wird nicht gerade ein angenehmer Rückweg."
Zum Glück waren sie noch nicht weit gekommen, sie würden rasch wieder zu Hause sein.

"Ja...", brachte Joanna mühsam hervor. Unter anderen Umständen hätte sie vielleicht gelacht, weil William mit ihr wie mit einem Kind sprach, aber anders hätte sie es vermutlich gerade auch nicht verstanden. Sie fühlte sich benebelt, hatte ihre Frage nach Chouchou auch schon wieder vergessen. Er stand und William würde sich kümmern, mehr war nicht von Belang.
Der Rückweg ja...angenehm würde es wahrlich nicht werden, schließlich schmerzte jede kleinste Erschütterung unerträglich und sie hatte das Gefühl, dass der Sturz ihr sämtliche Luft aus den Lungen gepresst hatte, so schwer fiel ihr das Atmen.
Sie schluckte mühsam und die Lider fielen ihr zu, aber noch hörte sie, was William zu ihr sagte und das er sie nur beruhigen wollte.
"Ich bin doch....immer tapfer.", fügte sie schließlich schleppend und ein wenig verwirrt hinzu.
Einen Moment lang hörte sie gar nichts ehr und Angst ergriff sie. Er durfte sie nicht liegen lassen, sie konnte sich doch nicht bewegen! "William? Lass...nicht allein..", flüsterte sie ängstlich. Aber er hatte doch versprochen sie zuück zu bringen...

"Ja das bist du." murmelte William beruhigend. "Du bist mein tapferes Mädchen." redete er ruhig auf sie ein und überlegte fieberhaft wie er Joanna nach Hause bekam ohne ihr mehr Schmerzen als notwendig zuzufügen.
"Keine Sorge, ich bin ja da." redete er weiter als Joanna plötzlich drohte panisch zu werden. "Ich lasse dich nicht allein, keine Angst." erklärte er und sah sich dann nach den Pferden um.
"Ich hole die Pferde und dann bin ich sofort wieder bei dir. Sie stehen nur einen Meter von uns entfernt, mach dir keine Sorgen, ich bin immer noch da." erklärte er was er gleich tun würde, auch wenn William ernsthaft daran zweifelte, dass Joanna ihn verstand.
Er stand auf und holte zuerst den Rappen, den er mit einem drohenden Blick an Cuivres Sattel fest band. "Ich warne dich, wenn du auch nur noch einen falschen Schritt machst, dann wirst du noch heute Abend zu Wurst verarbeitet." drohte William dem jungen Hengst und kehrte zu Joanna zurück.
"Am besten ist es, wenn ich dich trage. Es ist nicht allzu weit und aufs Pferd bekomme ich dich nicht ohne zu große Schwierigkeiten. Du musst jetzt einmal die Zähne zusammen beißen, wenn ich dich hochhebe." erklärte William ruhig, aber eindringlich.

Seine Stimme beruhigte sie um Einiges und so wusste sie genau, dass er bei ihr bleiben würde. Er würde sie nicht allein lassen. "Ja...Pferde....." Sie öffnete die Augen wieder ein wenig und sah ihn ein wenig verschwommen wieder in ihrem Blickfeld erscheinen, versuchte mühsam seinen Worten zu folgen und schwach zu nicken.
Doch schon dabei hatte sie das Gefühl, sich gar nicht mehr bewegen zu können. Aber sie ahnte schon, dass es gleich erst wirklich weh tun würde.
"Ja..."
Sie schloss die Augen wieder, gab aber einen leisen, schmerzerfüllten Aufschrei von sich, als er sie schließlich auf seine Arme hob. Es fühlte sich an, als würde er sie durchschütteln, dabei war er wirklich vorsichtig. Und Joanna hätte wohl geahnt, dass sie in nächster Zeit kaum eine schmerzfreie Position finden würde, wenn sie noch klaren Verstandes gewesen wäre.

Es kam William vor wie die leibhaftige Hölle als er Joanna hoch hob und sich möglichst vorsichtig auf den Weg zurück machte. Er wusste, welche Schmerzen sie gerade durchleiden musste und insgeheim hoffte er darauf, dass sie wenigstens während des Rückweges kurz das Bewusstsein verlieren würde.
Obwohl er nicht lange brauchte, um zurück zu kommen, kam es ihm vor als wären sie Tage unterwegs gewesen als William schließlich in den Innenhof kam und zwei Stallburschen herbei eilten, um ihm die Pferde abzunehmen. Geoffrey kam gerade aus den Stallungen als William die Tiere übergab und eilte sofort zu ihnen hinüber. "Mylord, was-"
"Hol John, sofort." gab William ihm einen eindringlichen Befehl und Geoffrey nickte nur und lief los. Wie dankbar er doch für diesen treuen Ritter war ...
Während William Joanna in ihr Gemach brachte, drehten sich seine Gedanken immer wieder im Kreis. Das durfte doch alles nicht wahr sein ... hätte er sich doch nur noch einmal auf diesen Gaul gesetzt!

Joanna hatte nur noch leise gewimmert, war dann aber doch in eine leichte Ohnmacht gefallen und hatte das Bewusstsein auch erst einmal nicht mehr wieder erlangt. Das war auch erst einmal das Beste.
So bekam sie auch nicht mit, dass John sofort alles stehen und liegen gelassen hatte um zu Joanna und William zu eilen. Und er wurde blass, als er die Lady zu Gesicht bekam.
"Mylord, was ist passiert?", fragte er schockiert. Das sah nicht gut aus. Prüfend legte er ihr die Hand auf die Stirn und schaute William dann fragend an. Bevor er sie untersuchen konnte, musste er erst einmal wissen, wonach er eigentlich suchen musste. Schließlich wollte er Joanna keine Schmerzen zufügen, die nicht sein mussten.
Er wusste nur, dass sie hatten ausreiten wollen. "Ist sie gestürzt?"

William war kreidebleich als John sich über Joanna beugte und nickte langsam. "Der verrückte Gaul ist durchgegangen und dann mit ihr gestürzt ..." erklärte er mit belegter Stimme und beobachtete John dann wie er Joanna untersuchte.
Auch wenn William kein Arzt war, so hatte er schon genug erlebt, um gewisse Situationen zumindest einschätzen zu können. "John ... Ihr müsst sie retten." murmelte er leise und wenn er lauter gesprochen hätte, hätte es wohl eher nach einem Befehl als nach einer Bitte geklungen.
William bebte am ganzen Körper als er die Hände zu Fäusten ballte. Joanna durfte nicht sterben. Das war ausgeschlossen ... das war ... unmöglich.

John nickte knapp, antwortete dann aber erst einmal eine Weile nicht auf Williams Forderung, während er Joanna untersuchte um sich ein Bild zu machen und herauszufinden, was er für sie tun konnte. Nachdenklich tastete er vorsichtig Knochen um Knochen ab und war ausgesprochen froh, dass Joanna nicht bei Bewusstsein war.
"Aber sie hat mit Euch gesprochen, ja?" Das war immerhin ein Hoffnungsschimmer. "Daher gehe ich davon aus, dass sie keine ernsthaften Verletzungen am Kopf davon getragen hat, dass sie ihn sich ordentlich angeschlagen hat genügt schon."
John drehte sich zu William um. "Ein paar gebrochene Rippen, ebenso wie den linken Arm und das Schlüsselbein. Sie scheint genau auf die linke Seite gefallen zu sein. Und sonst hat sie reichlich Prellungen. Das Problem ist, dass ich nicht beurteilen kann, ob sie innere Verletzungen davon getragen hat und wie stark ihre Wirbelsäule beeinträchtigt wurde. Ich werde tun, was ich kann. Aber es kann sein, dass sie in ein paar Stunden Fieber bekommt und wenn sie aufwacht, wird ihr vermutlich sehr übel sein. Unangenehm mit den gebrochenen Rippen. Wir müssen abwarten, Mylord. Ihr wiss, dass ich alles tue, was in meiner Macht steht. Aber letztendlich müssen wir abwarten, was für Schäden bleiben. Ich kann Euch nicht versprechen, dass sie sich noch bewegen können wird wie früher."
Er seufzte. "Sie wird große Schmerzen haben. Dagegen wird nicht einmal ein Schmerzmittel dauerhaft helfen, da muss sie einfach durch. Ich denke, es ist ganz gut, wenn jemand bei ihr ist, wenn sie aufwacht. Ich werde erst einmal die Brüche richten und dann noch ein paar Dinge holen." Er legte William eine Hand auf die Schulter. "Wir müssen abwarten, Mylord. Aber gebt die Hoffnung nicht auf, sie ist eine Kämpferin."

William nickte erneut. "Sie schien reichlich verwirrt, aber nach dem Sturz auch kein Wunder." murmelte William und wartete dann ab bis John sich zu ihm drehte und fort fuhr. Allerdings waren die Worte des Arztes nicht unbedingt beruhigend für Williams Nerven.
"Nicht richtig bewegen können wird?" wiederholte William leise und schluckte schwer. Er wusste was ein Sturz für Gefahren barg und das besonders der Rücken in solchen Dingen sehr empfindlich war.
Er griff John etwas fester als beabsichtigt an der Schulter und sah ihn fest an. "John, sie darf nicht sterben. Wenn sie stirbt ... dann weiß ich nicht, was ich noch tun soll ... ich hätte sie diesen verdammten Gaul nicht reiten lassen dürfen! Das war alles meine Schuld."
William biss die Zähne aufeinander und ließ sich dann schwer auf einen Stuhl neben dem Bett fallen. Wenn er doch nur ...

"Ich verstehe.." John seufzte leise und nickte. Er wusste, dass das William nicht gerade beruhigte,aber was sollte er schon tun? Er musste ihm die Wahrheit sagen. Und Joanna hatte so einiges abbekommen bei ihrem Sturz. Ob sie dauerhafte Schäden davon tragen würde, würde sich noch zeigen müssen.
"Ja. Es kann sein, dass sie vielleicht bestimmte Bereiche ihres Körpers nicht mehr koordinieren kann. Aber wir müssen sehen, ich weiß nicht, ob Wirbelsäule oder Kopf wirklich geschädigt wurden. Dazu fehlen mir die Mittel."
John schüttelte den Kopf und legte William beide Hände auf die Schultern, sah ihn eindringlich an. "Sie wird nicht so einfach sterben. Sie ist stark und wenn sie Glück hat, sind es wirklich nur ein paar Brüche, die hoffentlich bald ausheilen. Und Ihr habt nun wirklich keine Schuld, Nachdem der Hengst sich bei Euch so verhalten hat, wäre es leichtsinnig gewesen sich auf seinen Rücken zu setzen. Er hätte ebenso gut auf dem Platz stürzen können oder mit Euch. Er ist jung und schreckhaft. Ein unglücklicher Zufall. Nichts ist Eure Schuld. Ihr solltet nach dem Gaul sehen, Ihr wisst ja, wie sie das sehen würde. Und dann kommt Ihr wieder her und bleibt bei ihr."

William hatte das Gefühl, dass sich alles in ihm zusammen zog während John sprach und er atmete geräuschvoll aus. "Tut was Ihr tun könnt ... alles andere werden wir wohl Gott überlassen müssen." stellte William resignierend fest. Wenn Gott ihm nun auch noch die zweite Frau nahm und dieses Mal ausgerechnet die, die er mit jeder Faser seines Körpers liebte.
"Ich kann nicht." erwiderte William. "Ich kann sie nicht allein lassen. Ich habe es ihr versprochen." murmelte er und wirkte nun ebenfalls reichlich verwirrt, denn jetzt, da Joanna in guten Händen war, begannen seine Nerven nachzulassen.

"Das tue ich immer, das wisst Ihr doch. Und Ihr habt Recht. Der Rest liegt in Gottes Hand." John beobachtete besorgt, dass William offenbar gerade die Nerven verlor, jetzt wo er nicht mehr handeln musste. "Gut, aber dann beauftragt jemanden es zu tun. Und seid mir nicht im Weg." Er seufzte leise und legte die Hände erneut auf seine Schultern, sah ihm in die Augen und beschloss, dass es bessere Zeiten für Höflichkeiten gab.
"Du darfst nicht in Panik geraten. Es wird alles gut. Beruhige dich. Joanna wird das schaffen, sie ist doch eine starke Persönlichkeit. Sie wird niemals einfach nur aufgeben. Und wenn du hier bist ohnehin nicht. Ich konnte die Verbindung nie so recht verstehen, aber allein dass ihr beieinander seid, gibt euch schon Kraft. Also reiß dich zusammen. Wenn die Nerven verlierst, hilfst du ihr gar nicht. Im Gegenteil.", erklärte er eindringlich und beschloss, William etwas zu tun zu geben, damit er sich ablenkte.
"So und nun könnte ich etwas Hilfe gebrauchen. Schließlich will ich ihr nicht unnötig Schmerzen zufügen, wenn ich die Knochen richte."

William bemerkte, wie seine Hände zitterten als er sich über die Augen fuhr. "Ich werde Geoffrey bitten." murmelte William und sah kurz zur Tür, ehe sein Blick unruhig zwischen Joanna und John hin und her flackerte, ehe John die Hände auf seine Schultern legte und somit seine Aufmerksamkeit forderte.
"Ich ... ich werde mich bemühen." erklärte William mit leicht verzweifelnden Stimme. Er musste sich wirklich sehr zusammen reißen, nicht völlig wahnsinnig zu werden, doch John half ihm wirklich dabei, sich zu beschäftigen. William nickte und tat wie John ihm vorschrieb. Er wusste, dass er Joanna nun gut fest halten musste, da die Gefahr bestand, dass sie das Bewusstsein durch den Schmerz zurück erlangen würde und dann würde sie sich ohne Zweifel wehren wollen.