William und Joanna ~ 1171

"Nur die Ruhe. Wir bekommen sie schon wieder hin.", beruhigte John William weiter, auch wenn er selbst nicht ganz so zuversichtlich war. Wenn sie innere Verletzungen hatte, würde sie womöglich verbluten, ohne dass einer von ihnen es bemerkte. Aber sie würden sehen, was die nächsten Stunden brachten, dann wussten sie mehr.
Und so wies er William genau an, wie er Joanna festhalten sollte, ohne ihr wirklich weh zu tun, was sich natürlich nicht ganz vermeiden ließ nach solch einem Sturz. Joanna würde wohl so ziemlich alles schmerzen.
Der Arm ließ sich recht problemlos richten und schienen, bei den Rippen wurde das Ganze allerdings ebenso schwierig wie schmerzhaft für seine Patientin. Und das schien sie bis in ihre Bewusstlosigkeit zu spüren. Sie erwachte praktisch schlagartig und versuchte orientierungslos sich ihm zu entwinden, da er nun einmal Druck auf ihre Rippen ausüben musste, um sie verschieben zu können.
Ihre Gegenwehr wurde immer heftiger und Tränen liefen ihr über das Gesicht. John hoffte nur, dass es William gelang sie zu beruhigen, sonst konnte er nicht tun, was getan werden musste.

William war vorbereitet als Joanna hochfuhr und versuchen wollte dem Schmerz zu entkommen. So schwer es ihm fiel, drückte er sie wieder hinunter und bemühte sich sie fest zu halten, damit John arbeiten konnte. "Ganz ruhig, Liebes." murmelte er mit stark zitternder Stimme. "Weißt du noch, dass ich gesagt habe, dass du tapfer sein musst?" flüsterte er weiter und hielt sie fest. "Jetzt musst du stark sein. Gleich ist es vorbei. Gleich lässt es nach." redete er leise auf sie ein.
Gleichzeitig hatte William das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Es war ein so eigenartiges Gefühl Joanna hier vor sich zu haben. Wenn sie starb, dann ...
Er wusste nicht, was dann war. Einem Impuls folgend würde er sich wahrscheinlich am liebsten gleich ins Schwert stürzen, um nicht in einer Welt ohne Joanna leben zu müssen. Aber das durfte er nicht. Die Kinder würden ihn brauchen ... aber das würde er nie durchstehen.
"Du musst durchhalten, hörst du? Du musst leben." flüsterte er Joanna flehend ins Ohr.

John nutzte den Moment, in dem Joanna sich auf die vertraute Stimme einließ und einen Augenblick lang bemüht schien zu tun, was William verlangte. In diesem Moment schob er die gebrochenen Rippen mit einem leisen Knirschen an ihren Platz zurück. Und er konnte nur zu gut verstehen, dass Joanna nun wirklich keine Sekunde länger mehr durchgehalten hätte.
Auch er war bleich, solche Dinge waren auch nicht alltäglich für ihn. Doch das war nichts im Vergleich zu Joanna, die nun wirklich leichenblass und mit vor Schmerz verschleiertem Blick an Williams Schulter lehnte.
John atmete einmal durch und wickelte dann straffe Bandagen um Joannas Brustkorb, damit alles an Ort und Stelle blieb, was Joanna allerdings ein leises Wimmern entlockte.
Sie hörte William und sie konnte seine Stimme auch zuordnen, aber was er von ihr verlangte, erschien ihr gerade so unmöglich. Es tat so weh, dass sie das Gefühl hatte, gleich den Verstand zu verlieren, als jemand auf ihren Brustkorb drückte. Joanna versuchte wirklich sich zu bemühen und seine Forderungen zu erfüllen, doch lange hielt sie nicht durch.
"Ich kann aber nicht mehr tapfer sein. Ich halte das nicht aus..." John drückte William indes einen Becher in die Hand. "Da ihr im Moment scheinbar nicht so übel ist, kannst du versuchen ihr das hier einzuflößen. Hilft gegen die Schmerzen.", erklärte er, während Joanna noch um die nächsten Worte kämpfte. "Aber...so einfach wirst du mich nicht los...", wisperte sie mühsam.

William musste ein Würgen unterdrücken als Joannas Rippen knirschten. Sonst war er nicht so empfindlich, aber es war nun einmal seine Liebste, die hier so litt. "Ich weiß, ich weiß, es ist schwer, aber du hast es gleich geschafft." murmelte William bis John schließlich fertig war und ihm den Becher in die Hand drückte. William nickte mechanisch und setzte ihn Joanna an die Lippen, die ganz ganz langsam trank.
"Hier, das wird dir helfen, da spreche ich aus Erfahrung." versuchte er ein wenig zu scherzen. Allerdings recht erfolglos, da im nächsten Moment die Tränen leicht in seinen Augen schimmerten. "Das will ich doch hoffen." erwiderte er mit belegter Stimme. "Ich will dich nicht loswerden. Niemals." erkläre er leise. "Du musst bei mir bleiben."

Joanna bemühte sich wirklich zu trinken, aber irgendwann drehte sie mühsam den Kopf weg. "Ich...kann..nicht." Jeder Atemzug tat ihr weh, schließlich dehnten sich jedes Mal ihre Rippen ein wenig, wenn sie Luft holte. Und wenn sie etwas trinken musste, konnte sie nicht flach atmen, auf das es weniger schmerzte.
Joanna schloss erschöpft die Augen, spürte aber deutlich, wie mitgenommen er war. "Natürlich bleibe ich...ich...kann doch..nicht einfach verschwinden.."
Joanna drehte sich ein wenig in seinen Armen, aber egal in welche Position, ihr ganzer Körper schmerzte. Sie konnte wirklich verstehen, wie William sich damals gefühlt hatte.
"Chouchou?"

William atmete leise aus und versuchte sich wieder zusammen zu reißen. Wenigstens solange Joanna bei Bewusstsein war, musste er sich Mühe geben.
"Nein, das kannst du wirklich nicht." stimmte er ihr leise zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Mach dir um ihn keine Sorgen. Geoffrey sieht nach ihm und kümmert sich darum, dass es ihm gut geht." murmelte er und versuchte seinen Zorn auf den Hengst möglichst gut aus seiner Stimme zu verbannen. Das war etwas worüber er mit Joanna jetzt nicht reden konnte.
"Schlaf jetzt. Du musst dich ausruhen. Und keine Angst, ich werde hier bleiben. Egal wann du wach wirst, ich bin da." versprach William und sah kurz zu John hinüber.
Vielleicht sollte er den Arzt bitten ihm etwas zur Beruhigung seiner Nerven zu geben, sobald Joanna eingeschlafen war, sonst würde William noch verrückt werden.

"Gut....", murmelte Joanna leise. Es beruhigte sie, dass er in ihrer Nähe bleiben würde, aber auch, dass Geoffrey sich um Chouchou kümmerte. Er hatte es ja nicht böse gemeint, er war einfach nur gestürzt. Sie seufzte leise und lehnte sich zurück. "Ich versuche...es." Sie war nicht sicher, ob sie vor Schmerzen überhaupt Schlaf finden würde, aber sie war so müde. Johns Mittel schien nicht nur die Schmerzen ein wenig zu reduzieren, es machte sie auch schläfrig und so driftete sie irgendwann doch in einen leichten Schlaf, obwohl ihr Atem immer noch sehr schwer ging.
John war ein wenig erleichtert, dass Joanna doch so rasch eingeschlafen war. Aber er würde sie im Auge behalten, er rechnete damit, dass sie im Laufe der nächsten Stunden Fieber bekommen würde.
Und ihr Körper hatte mit den Verletzungen recht schwer zu kämpfen. Und dabei war Joanna nach einigen Geburten wahrlich nicht zimperlich. "Gut gemacht.", sagte er leise zu William. ohne dessen Hilfe hätte er es wohl so leicht nicht geschafft sie zu versorgen.

William rührte sich nicht bis Joanna schließlich eingeschlafen war und er ihr eine Haarsträhne aus der Stirn strich, ehe er John ansah, der neben ihm stand. Einen Moment lang sah er den Arzt nur schweigend an, dann nickte er langsam, so als würden Johns Worte jetzt erst in sein Bewusstsein vordringen.
"Ich danke ... dir." murmelte William. "Ich wüsste sonst nicht, was ich tun sollte ... sie muss es einfach gut überstehen." wiederholte William seine Sorge und sah auf Joanna hinab. "Andernfalls werde ich mir das nie verzeihen können." murmelte er mit bebender Stimme und schluckte schwer.
Was sollte er denn nur den Kindern sagen?

"Sie wird das schon schon schaffen. Sie braucht nur etwas Unterstützung und viel Zeit, damit sie das auskurieren kann. Und dann sehen wir, welche Schäden bleiben. Am Kopf wohl keine, dafür redet sie den Umständen entsprechend zu klar. Das ist ein gutes Zeichen." John lächelte aufmunternd, wurde dann aber wieder ernst.
"Sie wird vermutlich bald Fieber bekommen, aber mit ein bisschen Glück bekommen wir das in den Griff. Wir kriegen das irgendwie wieder hin. Und es gibt nichts zu verzeihen. Das ist doch nicht deine Schuld. om Pferd stürzen kann jeder Reiter, das ist keine Schuldfrage. Also konzentrier dich lieber auf das Wesentliche. Sie braucht dich jetzt."

William fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Aber ich hätte sie nicht auf ihm reiten lassen dürfen ... ich wusste, was passieren würde. Sie hat doch mit jungen Pferden kaum Erfahrung. Ich hätte den Hengst wenigstens als Handpferd nehmen müssen, dann wäre er nicht los gerannt wie ein Verrückter." murmelte William.
William seufzte. "Was ist mit den Kindern?" fragte er John dann. William wusste gerade weder wo sie waren, noch was sie hier von erfahren sollten oder wie er mit ihnen reden sollte ... immerhin konnte er hier nicht weg. Er musste hier bei Joanna bleiben.

John schüttelte den Kopf. "Es hätte auch sein können, dass er genauso brav ist wie hier. Joanna hatte ihn die ganze Zeit gut im Griff, die Beiden hatten einen Draht zueinander. Und nur weil er losgerannt ist, ist sie nicht gestürzt. Er ist eben einfach mit seinen Beinen durcheinander geraten. Es wird schon werden, zerbrich dir nicht den Kopf. Das macht es nicht gerade einfacher für dich. Du trägst keine Schuld. Du hättest es nicht verhindern können."
Er überlegte einen Moment. "Ich kümmere mich darum. Ich werde Constance Bescheid geben, sie kann den Kinder behutsam erklären, dass ihre Mutter krank ist und erst einmal im Bett bleiben muss. Das genügt erst einmal für die Kleineren. Beatrice, Robert und Edward können wir die Wahrheit sagen, aber vielleicht nicht ganz so drastisch, wie ernst es ist. Konzentrier dich heute auf Joanna. Aber in den nächsten Tagen werden die Kinder dich auch brauchen. Und sie werden dir gut tun."

"Ich danke dir." entgegnete William, der einmal mehr als froh war, dass John hier war. Auch wenn er selbst sonst stets einen kühlen Kopf bewahrte, egal in welcher Situation, das hier war zu viel für ihn. Ohne John an seiner Seite wäre William mit dieser Sache heillos überfordert.
William atmete geräuschvoll aus und stand dann kurz auf, um John einem Impuls folgend in die Arme zu schließen. "Ohne dich wäre ich dieses Mal wirklich völlig verloren." erklärte er leise und klopfte seinem Freund auf den Rücken, ehe er ihn wieder los ließ und sie wieder neben das Bett sinken ließ. Hier würde für die nächsten Tage maßgeblich Williams Platz sein, denn er wollte so wenig wie möglich von Joannas Seite weichen.

"Das ist doch selbstverständlich.", winkte John ab und war mehr als überrascht, als William ihn so plötzlich in die Arme schloss. Mit einem Mal schien ihre Beziehung viel inniger geworden zu sein und John fühlte sich wahrlich als Williams Freund. Mehr denn je....Und er hätte wirklich alles getan, um den Beiden zu helfen. Umgekehrt taten sie es ja genauso.
"Ach Unsinn...ich tue einfach nur, was in meiner Macht steht, um ihr zu helfen. Und um dir zu helfen. Ihr würdet für uns dasselbe tun."
John legte ihm die Hand auf die Schulte und lächelte aufmunternd. "Immerhin kommst du nun dazu nachzuvollziehen, wie Joanna sich jedes Mal an deinem Krankenbett gefühlt hat. Dieser Persppektivenwechsel hat doch auch etwas. Und vergiss dich selbst und deine Familie bitte nicht dabei.", erklärte er, um William von seinen Schuldgefühlen ein wenig abzulenken.

William nickte dankbar und versuchte sich dann an einem knappen Lächeln. "In der Tat. Auf die Erfahrung hätte ich jedoch auch getrost verzichten können." erwiderte William. "Ich werde mir Mühe geben. Die Kinder werden sicher schon die nötige Aufmerksamkeit fordern ... aber ich kann Joanna nicht lange alleine lassen. Und jetzt schon gar nicht. Sie muss die ersten Tage einfach gut hinter sich bringen."
Wenn die ersten Tage halbwegs überstanden waren, war das ein gutes Zeichen und die Hoffnung, dass Joanna den schweren Sturz überstehen würde, stieg dann gewaltig.
William wollte sich auch lieber gar nicht ausmalen, was andernfalls passieren würde ...

^"Ja, ich weiß. Aber manchmal kann man sich nicht aussuchen, welche Erfahrungen das Leben füreinen bereit hält. Also müssen wir eben das Beste daraus machen. Die Kinder werden dich natürlich fordern, keine Frage. Aber morgen wirst du Joanna ruhig auch mal eine Stunde allein lassen können. in dieser Zeit bleibe ich dann auch gern bei ihr, damit sie nicht allein ist. Aber deine Kinder brauchen ihren Vater, denk daran. Aber jetzt schauen wir, wie sich Joannas Verletzungen entwickeln. Ich tue, was ich kann. Und sie wird die ersten Tage bestimmt überstehen. Sie hat es doch versprochen."
John seufzte leise.
"Euch bleibt wirklich nichts espart. Aber bisher ist noch immer alles gut gegangen, es wird auch dieses Mal gut gehen und Joanna wird gesund werden."

William seufzte leise. "Ja, es wäre gut, wenn sie nicht alleine bleibt. Solange sie schläft geht es ja, aber ich will nicht, dass sie aufwacht und plötzlich alleine ist ... immerhin habe ich ihr versprochen sie nicht alleine zu lassen."
William sah auf Joanna hinunter und unweigerlich spielte sein Kopf die möglichen Szenarien durch, die dieser Sturz zu Folge haben könnte. Und die meisten dieser Überlegungen missfielen William ausgesprochen stark.
Er lehnte sich etwas in dem Sessel zurück und legte den Kopf in den Nacken um kurz die Augen zu schließen und ein kurzes Stoßgebet zum Himmel zu schicken. Er durfte Joanna einfach nicht verlieren.
Als William die Augen wieder öffnete, sah er John nachdenklich an. "Kannst du die Kinder informieren? Sie haben bestimmt schon mit bekommen, dass die Pferde wieder im Stall stehen."

"Sie wird nicht alleine sein. Es wird sich immer jemand finden, der bei ihr bleibt. Constance wird dich sicher gern einmal ablösen, schließlich hast du noch einige Sachen zu erledigen. Oder Beatrice. Sie ist erwachsen genug dazu." John nickte leicht. "Ja, ich werde das gleich in Angriff nehmen, keine Sorge. Ich werde in ein, zwei Stunden wieder nach Joanna sehen.", erklärte er schließlich.
"Zerbrich dir nicht zu viel den Kopf, William. Das tut euch beiden nicht gut. Du musst Vertrauen haben. In Gott und in ihre Stärke. Davon lässt sie sich schon nicht unterkriegen."
Auch wenn er natürlich einfach nur alles daran setzte William zu beruhigen. Er selbst war ein bisschen skeptischer, aber das musste sein Freund ja nicht unbedingt erfahren. Er hatte es wahrlich schwer genug.
Und dann machte er sich auf den Weg zu den Kindern. Die Kleinen sollten Joanna lieber erst einmal nicht besuchen, aber Beatrice war sicher in der Lage ihrem Vater jetzt Halt zu geben.

William hatte die Augen geschlossen und versuchte wenigstens etwas zur Ruhe zu kommen. Er hatte die Nacht kaum ein Auge zu bekommen, besonders nachdem Joanna Fieber bekommen hatte.
John würde bald noch einmal vorbei kommen, um nach Joanna zu sehen und Constance hatte versprochen anschließend für eine Stunde bei ihrer Freundin zu bleiben, damit William etwas Zeit für die Kinder hatte. Nun hoffte er, dass Joanna wenn, dann jetzt noch einmal wach wurde und nicht während er nicht hier war.
Seine Sorge um sie war seit gestern eher noch gestiegen und so hatte er neben zu wenig Schlaf auch kaum einen Bissen zu Essen hinunter bekommen.
"Was machst du nur für Sachen, meine Schöne." murmelte William und sah wieder auf Joanna hinab.

Joanna war in der Nacht wirren Fieberträumen ausgesetzt gewesen und die Hitze hatte ihr zu schaffen gemacht. Jede bewegung verursachte bis in den Schlaf hinein Schmerzen, aber sie war zu mitgenommen, um deshalb zu erwachen. Im Gegenteil. Seitdem sie gestern eingeschlafen war, hatten sich Schlaf und Delirium abgewechselt und sie hatte auch nicht mitbekommen, dass einige Stunden lang ihre Älteste William Gesellschaft geleistet und Trost gespendet hatte. Hätte sie es mitbekommen, wäre sie sehr stolz auf Beatrice gewesen.
Doch jetzt erwachte sie von quälendem Durst und einen Moment lang fragte Joanna sich, wo sie eigentlich war. Warum sie hier war. Blinzelnd öffnete sie die vom Fieber unnatürlich glänzenden Augen und schloss sie geblendet wieder, ehe sie es erneut versuchte.
Als sie versuchte den Kopf zu drehen, entwich ihrer Kehle ein leises Stöhnen. Nicht nur die Knochenbrücje schmerzten höllisch, auch ihr gesamter Körper schien verspannt.
Aber sie erkannte Willian, der neben ihr saß und sie anschaute. "William..", flüsterte sie heiser.

Joannas Stöhnen riss William aus seinen Gedanken und sein Herz setzte kurz aus als sie ihn ansah. Zwar mit fiebrigen Augen und leicht unfokussiert, doch sie wisperte seinen Namen.
"Ich bin da, Liebes." erwiderte er und griff nach ihrer Hand. "Möchtest du etwas zu trinken?" fragte er und griff während dessen bereits nach dem Wasser auf dem Tisch. Es war mehr eine rhetorische Frage, denn William wusste nur zu gut, dass sie großen Durst haben würde. Vorsichtig setzte er den Becher an ihre Lippen, so dass Joanna langsam kleine Schlucke nehmen konnte.
"Weißt du eigentlich, dass du mir ganz schöne Sorgen machst?" fragte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Du kannst mich doch nicht so erschrecken ..."

Bevor Joanna auch nur nicken konnte, hatte er sich seine Frage schon selbst beantwortet und half ihr etwas Wasser hinunterzuwürgen. Es war nicht ganz einfach, aber es ging und letztendlich tat es ihr gut. So angenehm kühl... Wie so oft schien er genau zu wissen, wie es ihr ging, ohne dass sie etwas sagen musste.
Es fiel ihr schwer sich zu konzentrieren, aber seine Worte verursachten doch gewisse Schuldgefühle bei ihr.
"Tut mir leid..." Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen machen musste, aber jetzt war es zu spät. Sie hätte einfach nicht darauf bestehen dürfen, Chouchou in den Wald zu reiten.
"Wie geht es den Kindern?"

"Es kann dir Leid tun, wenn du wieder durch die Gegend läufst. Vorher will ich davon nichts hören." erklärte William und gab Joanna einen Kuss auf die Stirn.
"Den Kindern geht es soweit gut. Sie machen sich natürlich Sorgen um dich, aber die kleinen wissen nicht, was passiert ist. Sie wissen nur, dass du krank bist und Ruhe brauchst." erzählte er. "Beatrice war gestern lange hier." William machte eine kurze Pause und lächelte wehmütig. "Unser kleines Mädchen wird wirklich erwachsen."
So wie Beatrice sich gestern verhalten hatte, bestand daran kein Zweifel mehr. Langsam wurde aus ihr wirklich eine junge Frau und noch dazu eine sehr starke und aufrichtige Persönlichkeit. Wie stolz William doch auf seine Tochter war.

"Das hätte mich auch gewundert...", murmelte Joanna mit einem schwachen Lächeln. William würde ihr niemals irgendwelche Vorwürfe machen, wenn sie hier verletzt lag. Dazu machte er sich viel zu große Sorgen um sie. Und dass er die Kleinen nicht eingeweiht hatte, war gut. So würden sie nicht allzu viel Angst um sie haben. William hatte damals die Kinder alle sehen wollen, aber sie nicht. Sie würde einfach darauf warten, dass es ihr besser ging, denn sie hatte absolut nicht vor aufzugeben. Sie hatte wahrlich genug, für das sich das Kämpfen lohnte.
"Ja...das sage ich dir doch schon die ganze Zeit. Aber sie ist wirklich ein gutes Mädchen." Dafür, dass sie früher so ein Wildfang gewesen war....
Joanna schloss die Augen wieder, ihre Kraft hatte sich erschöpft und sie hatte das gefühl,gleich einfach mitten im Satz wieder in den Schlaf zu gleiten. Aber eines wollte sie noch los werden.
"Bringst du...morgen Filou mit?"

"Ich weiß, ich weiß. Natürlich hattest du damit bereits die ganze Zeit über recht." erklärte William lächelnd und strich Joanna über die Wange. Dann nickte er ruhig. "Das werde ich machen. Er wird dir sicher nur allzu gern Gesellschaft leisten." versprach William und überlegte den Hund noch heute Nachmittag her zu holen.
Er gab Joanna einen Kuss auf die Stirn ehe sie die Augen wieder erschöpft schloss. Immerhin war sie bei Bewusstsein gewesen. Und sie hatte ihn erkannt und mit ihm gesprochen, das war ein sehr gutes Zeichen. Dennoch, über den Berg war Joanna noch lange nicht und das machte William nach wie vor Sorgen.

Am nächsten Tag fühlte Joanna sich ein wenig besser. Es gelang ihr doch ein wenig länger wach zu bleiben, etwas mehr zu trinken und sogar ein bsschen zu sich zu nehmen. Wenn sie sich einigermaßen langsam bewegte, war es erträglich, auch wenn sie ihre linke Körperhälfte praktisch kaum gebrauchen konnte.
Beatrice leistete ihr heute ein wenig Gesellschaft, während ihr Vater irgendwo unterwegs zu sein schien. Immerhin hatte er ausrichten lassen, er wäre bald zurück. Und vielleicht würde er sein Versprechen ja halten und ihr Filou mitbringen. Hoffentlich solange sie noch wach war.
Das Fieber war zwar gesunken, aber nicht ganz fort und das spürte sie.
Beatrice lenkte sie allerdings vortrefflich von all dem ab, indem sie ihr erzählte, was draußen so geschah. Was ihre Geschwister taten, ob sie wieder etwas von Richard gehört hatte...