William und Joanna ~ 1171

Joanna lächelte leicht. "Hast du daran gezweifelt? Du hast sie doch selbst ausgebildet. Außerdem kennt sie mich." Es schien ihr irgendwie, als hätte er daran gezweifelt, dass sie mit ihrer Stute zurecht kam. Dabei war es ja nicht das erste mal, dass sie mit ihr arbeitete. Aber er hatte ja recht...dieses kleine Erfolgserlebnis gab ihr ein wenig Sicherheit zurück.
Im nächsten Moment warf sie ihrem Mann einen finsteren Blick zu. "Was denkst du eigentlich von mir? Ich bin nicht senil, das habe ich nicht vergessen. Und du weißt ganz genau, das ich sie nie überfordern würde.", entgegnete sie fast ein wenig beleidigt. Sie war ja froh, dass er Espérance bewegte. Wirklich.
Aber deshalb musste er jetzt nicht so tun, als hätte sie keinerlei Erfahrung mit Pferden.

"Nein, eigentlich nicht." erwiderte William mit leichtem Lächeln. Es hätte ihn sogar sehr überrascht, wenn es Probleme gegeben hätte.
Im nächsten Moment atmete er leise aus und versuche ruhig zu bleiben, es half nichts, wenn er jetzt auf Joannas Zorn einging, dann würde das nur seine Pläne zunichte machen.
"So habe ich das ja auch gar nicht gemeint. Ich wollte es einfach nur noch einmal gesagt haben." erwiderte William dann in beschwichtigendem Tonfall und hob entschuldigend die Hände. "Tut mir Leid."
Innerlich hingegen kochte er schon wieder, denn in seinen Augen war dieser missmutige Vorwurf völlig ungerechtfertigt, aber Joanna stand gerade ohnehin unter Stress, da konnte man wohl auch nichts anderes erwarten.

Joanna entspannte sich ein wenig, als er so versöhnlich reagierte. Sie hasste nichts mehr, als wie ein dummes Kind behandelt zu werden. Es fiel ihr sowieso schon schwer mit ihrer lädierten Hand und ihrer unterschwelligen Panik so ruhig mit ihrer Stute umzugehen, so gern sie sie auch hatte. Da musste er nicht noch so tun, als hätte sie deswegen alles vergessen.
"Schon gut...", murmelte sie schließlich und konzentrierte sich wieder auf ihre Stute. Sie ließ Espérance eine Runde galoppieren und parierte sie dann wieder durch, um sie zu sich in die Mitte zu holen.
Sanft tätschelte sie ihr den Hals und strich ihr über die Nüstern, dann hakte sie die Longe aus und sah William abwartend an.
"Zufrieden?", fragte sie ebenso versöhnlich.

William war erleichtert, dass Joanna seinem indirekten Friedensangebot entgegen kam und nicht weiter darauf einging. Als sie die Stute zu ihnen herein holte, nickte er lächelnd und strich über das dunkle Fell. "Ja, vielen Dank."
Er löste die Zügel, die er Esperance um den Hals gebunden hatte und sah Joanna abwartend an. "Hältst du sie eben noch einmal für mich fest, während ich aufsteige?" bat er sie und gurtete während dessen vorsichtshalber noch einmal nach.
Zwar war es nicht nötig, dass Joanna die Stute festhielt, doch umso mehr Kontakt sie zu ihrem Pferd hatte, desto besser. Und irgendwann würde sicherlich wieder der Drang in ihr erwachen, sich ebenfalls in den Sattel zu schwingen.

"Natürlich." Joanna verstand zwar seine Hintergedanken dabei nicht, denn normalerweise stand Espérance beim Aufsteigen wie ein Lamm, aber wenn er es so wollte, würde sie es ihm nicht abschlagen. Damit konnte er sie auch nicht dazu bringen wieder aufs Pferd zu steigen, eine List schloss sie daher aus.
Sanft streichelte sie ihrer Stute über Stirn und Nüstern und redete leise mit ihr. Sie hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass Espérance in gewisser Weise verstand, was sie sagte. Joanna sah, dass William inzwischen im Sattel saß und ließ die Rappstute los, um sich an den Rand zu begeben und ihm ein wenig bei der Arbeit mit ihr zuzuschauen. "Viel Spaß..."
Sie beobachtete die Beiden vom Rand aus eine ganze Weile und seufzte leise. Sie vermisste es ja auch....wenn sie nur nicht solche Angst gehabt hätte...

William entging der Blick keineswegs mit dem Joanna ihm beim Reiten zusah und auch wenn es ihm Leid tat, so war es doch ganz genau das, was er sich erhofft hatte. Er wusste, dass sie gerne aufs Pferd wollte und ihr nur die unsinnige Angst im Wege stand und deshalb war er entschlossen, sie auch schon wieder da rauf zu bekommen.
Schließlich entschied er, dass es genug für heute war und hielt mit einem leichten Lächeln auf den Lippen vor Joanna an und schwang sich aus dem Sattel.
"Ich denke, das reicht für heute, sie hat ihre Sache wirklich gut gemacht ... willst du sie fertig machen?" fragte er dann und hielt Joanna auffordernd die Zügel der Stute entgegen.

"Sie macht ihre Sache immer gut.", erwiderte Joanna mit gewissem Stolz. "Das hat sie noch immer. Wäre sie keine Stute geworden und ein bisschen größer gewachsen, wäre sie ein wundervolles Schlachtross geworden. Umso besser für mich, dass sie es nicht ist."
Sie kletterte unter dem Zaun durch und legte die Hand auf den muskulösen Hals.
"Bist du geritten oder ich?", neckte sie ihn spöttisch, nahm ihm aber trotzdem die Zügel ab. Espérance drückte die Nase vertrauensvoll in ihre Halsbeuge und stützte den Kopf auf ihrer Schulter ab, nachdem sie bei William vergeblich nach etwas Fressbaren gesucht hatte.
"Jetzt ist sie enttäuscht, weil du nichts zu fressen dabei hast.", erklärte Joanna lächelnd und kraulte die treue Stute hinter dem Ohr.
"Na komm, Süße, im Stall wartet dein Futter auf dich."
Wie viel erfüllender wäre es doch gewesen, wenn sie selbst mit der Rappstute hätte arbeiten können...aber sie konnte einfach nicht. Und sie wollte eigentlich auch gar nicht. Sie hatte die Schmerzen noch sehr genau in Erinnerung.

"Natürlich macht sie das, immerhin ist sie gut ausgebildet worden." erwiderte William mit einem Grinsen auf den Lippen und strich der Stute sanft über die Nase und schob sie dann leicht zur Seite, um ihr deutlich zu machen, dass sie bei ihm umsonst bettelte.
"Tja, für solche Dinge bin ich nicht zuständig. Ich reite, du verwöhnst sie, ganz einfach." neckte er Joanna und gab der Stute einen leichten Klaps auf die Kruppe als Joanna sie nach drinnen führte und folgte den beiden dann. "Es reicht ja, wenn sie bei einem von uns beiden mit ihren großen, dunklen Augen immer durchkommt."

"Ich weiß. Das hast du auch ausgesprochen gut gemacht.", erklärte Joanna lachend. "Das wolltest du auch hören, nicht wahr? Du wolltest nur ein Lob einheimsen, gib es zu."
Sie schüttelte den Kopf. "Dann stell dich darauf ein, dass du bald der Böse bist, weil du sie immer nur quälst, während sie von mir nur Streicheleinheiten und Futter bekommt. Sie ist ein braves Mädchen, da darf sie damit auch durchkommen. Sie hat es verdient."
Joanna nahm ihrer Stute Sattel und Trense ab und steckte ihr dann noch einen kleinen Apfel zu, den sie mitgebracht hatte. Sie hatte wirklich nichts dagegen mit Espérance vom Boden aus zu arbeiten, im Gegenteil. Nur reiten...das würde sie sein lassen.
"Du könntest wenigstens ein Gentleman sein und den Sattel tragen."

"Erwischt." gestand William grinsend und gab Joanna einen Kuss.
Wenn er sie so mit ihrer Stute beobachtete, dann konnte er sich einfach nicht vorstellen, dass sie nie wieder in den Sattel steigen wollte. Das passte einfach nicht zu ihr. Doch erst einmal würde das alles wohl sehr viel Geduld erfordern.
"Nun, das nehme ich in Kauf. Immerhin ist sie ja dein Pferd und nicht meins. Mich muss sie nicht unbedingt lieben."
Dann nickte William und nahm Joanna den Sattel ab, um ihn in die Sattelkammer zu bringen. Wenn er Glück hatte, war der Grundstein für seinen Plan heute gelegt wurde. Ihm war nicht entgangen, wie sehnsüchtig Joanna ihn beobachtet hatte. Und wenn er darauf aufbauen konnte, dann würde er sie schon wieder in den Sattel bekommen.

Auch in den nächsten Tagen zog es Joanna immer wieder in den Stall. Zwar mied sie Chouchou, beschäftigte sich dafür aber viel mit Herakles und Espérance. Erneut stand sie der Box der Rappstute und striegelte sie ausgiebig, während sie in Gedanken völlig woanders war. Geistesabwesend strich sie mit der Hand über den Rücken der Stute und unwillkürlich stiegen ihr die Tränen in die Augen.
Sie wollte ja so gerne wieder reiten...aber wenn sie nur daran dachte, schnürte ihr die Angst die Kehle zu. Sie konnte sich einfach nicht überwinden, dabei vermisste sie es wirklich.
Joanna schlang die Arme um den Hals des Pferdes und schmiegte die Wange an das weiche Fell. "Ach meine Gute...was soll ich nur machen?", murmelte sie erstickt. William würde sich so freuen, wenn sie ihn bitten würde, mit ihr wieder anzufangen. "Aber ich kann einfach nicht..."
Joanna fuhr sich hastig über die Augen, als sie wohlbekannte Schritte in der Stallgasse vernahm. Das würde nur Fragen aufwerfen, aber er würde sie sowieso durchschauen.

William sah bereits als er den Stall betrat, dass die Boxentür von Esperance nur angelehnt war, also hatte er Recht behalten und Joanna war bei ihrer Stute.
Lächelnd trat er an die Box heran und stützte die Arme auf der Tür ab. "Na, hast du sie schon einmal für mich geputzt?" fragte er, zog dann jedoch eine Augenbraue in die Höhe. "Ist alles in Ordnung mit dir?" Dieses Mal klang seine Stimme deutlich skeptischer, denn wenn er eins wusste, dann, dass irgendetwas mit Joanna nicht stimmte. Er konnte ihr an der Nasenspitze ansehen, dass sie mit sich und ihrer Fassung rang.
Vielleicht ... ja, vielleicht begann sein Plan endlich Früchte zu tragen und sie plagte sich damit herum, dass sie sich nicht aufs Pferd traute.

Joanna lächelte möglichst normal. "Ja. Damit sie auch sauber ist. Außerdem mag sie längere Putzeinheiten gerne." Im nächsten Moment musste sie schlucken. Sie hatte gewusst, dass er ihr sofort ansehen würde, dass irgendetwas war.
"Ja...", erwiderte sie zunächst leise, beschloss dann aber, dass sie ihm die Wahrheit sagen würde. Irgendwie würde er es ja doch erraten. "Es ist nur...ich...ich würde ja so gerne wieder mal reiten...aber ich kann nicht. Wenn ich daran denke, schnürt mir die Erinnerung die Luft ab. Ich kann vor Panik nicht mehr denken. Solche Schmerzen...", gestand sie schließlich ein und neue Tränen kullerten über ihre Wangen.
"Ich weiß nicht, was ich machen soll..."
Sie hoffte sehr, er würde sie nicht auslachen, weil sie so reagierte, auch wenn sie ihm das eigentlich nicht zutraute. Aber sie wusste ja selbst, wie lächerlich ihre Erklärung klang.

William musste sich bemühen, dass sein Lächeln nicht selbstgefällig wurde als er die Box betrat und die Arme um Joanna legte. "Ach meine Liebe." murmelte er und zog Joanna an sich, um sie zu trösten.
"Ich habe einen Vorschlag." murmelte er dann. "Wir machen alles so wie die letzte Zeit auch, du longierst sie, ich reite und dann, wenn wir fertig sind, setzt du dich auf Esperance drauf. Einfach nur drauf setzen. Du brauchst keinen Schritt zu reiten und ich werde sie die ganze Zeit festhalten. Nur für einen kurzen Moment, dann kannst du wieder absteigen. Dabei kann dir gar nichts passieren, ich halte sie gut fest und im Notfall stehe ich direkt neben dir uns fange dich auf." versprach William ihr und gab ihr dann einen Kuss.

Joanna seufzte leise, als er sie in den Arm nahm und sie so tröstete, wie sie es von ihm erwartete. Sein Vorschlag allerdings sorgte nicht gerade für Begeisterung bei ihr. Das würde ihr so ziemlich alles abverlangen.
"Ich weiß nicht, ob ich das kann...was ist, wenn ich vorher umfalle? Ich kriege Panik, wenn ich nur daran denke, wieder aufs Pferd zu steigen, obwohl ich weiß, wie brav sie ist."
Joanna schluckte unbehaglich. Aber wenn er sie festhielt, konnte ja wirklich gar nichts passieren. Hoffte sie...
"Ich werde...ich werde es versuchen. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich es schaffe. Das kostet mich viel Überwindung." Joanna schmiegte den Kopf an seine Brust. "Wehe, du lässt sie auch nur eine Sekunde los."

"Du wirst nicht vorher umfallen. Du wirst in den Sattel steigen und wenn du nur einen ganz kurzen Moment drin sitzt, ist das auch egal. Aber du wirst heute auf dieses Pferd steigen. Und ich schwöre bei allem was mir heilig ist, dass dir nichts passieren wird." redete William ruhig auf sie ein.
"Du wirst es schaffen. Und wenn ich dich hochheben muss, weil du nicht alleine hoch kommst ... glaub mir, es wird gut gehen. Und ich werde Esperance nicht einmal los lassen." Er strich Joanna beruhigend über den Rücken und gab ihr einen Kuss.
"Na komm, lass uns sie fertig machen." forderte er sie dann auf.

Joanna schaute ihn wenig überzeugt an, nickte aber langsam. Sie fühlte sich bei dem Gedanken wirklich nicht wohl, aber ändern konnte sie es auch nicht. William würde heute alles daran setzen, sie aufs Pferd zu bekommen, egal ob sie einen Rückzieher machen wollte oder nicht. Er ließ ihr keine Wahl.
Sie rang um Fassung und stimmte dann zu. "Ja..." Joanna machte sich auf den Weg um Sattel und Trense zu holen und wenig später standen sie wieder auf dem Reitplatz. Das Longieren war ja alles kein Problem, das kannte sie und es machte ihr auch nichts aus. Doch je näher der Moment rückte, da William vom Pferd stieg, desto nervöser wurde sie.
"Hoffentlich geht das gut...", murmelte sie leise.

William ritt eine Weile und hatte während dessen immer auch ein Auge auf Joanna, denn er traute ihr durchaus auch zu, dass sie sich kurzer Hand verdrückte, während er ritt, um dieser Sache aus dem Weg zu gehen.
Als er die junge Stute jedoch anhielt, war Joanna immer noch da und William führte das Pferd zufrieden zu ihr hinüber.
"Also los, dein Auftritt. Und lass dir dabei so viel Zeit wie du brauchst. Esperance wird schon warten." beruhigte er Joanna und griff ihre Hand, um sie neben das Pferd zu holen.
Er wusste, dass dieser erste Schritt der schwerste sein würde, doch wenn dieser erstmal geschafft war, dann würde es ganz leicht weiter gehen.

Joanna schluckte schwer, als William zu ihr kam und sie herüber zog. Sie wollte ja gern, aber...Auf einmal erschien ihr Espérances Rücken unendlich weit weg. Wie sollte sie denn da hoch kommen? Selbst wenn sie gewollt hätte...
Joanna legte die Hand auf den Sattel und schloss einen Moment die Augen, nahm die Hand dann aber wieder weg und schlang unentschlossen die Arme um ihren Oberkörper, während sie zu zittern begann.
Wieder sah sie den Waldboden auf sich zukommen, als der mächtige Leib ihres Pferdes unter ihr wegbrach. Und dann waren da nur noch Schmerzen...Sie wusste kaum mehr, wie sie von dort aus nach Hause gekommen war. Nur, dass es sehr schmerzhaft gewesen war.
"Ich kann das nicht....ich kann das nicht, William.", wisperte sie tonlos. "Ich habe solche Angst."
Wahrscheinlich musste sie einfach damit leben, dass sie nicht wieder reiten würde.

William beobachtete Joanna genau und schloss kurz die Augen als sie die Hand wieder zurück zog. In Gedanken zählte er bis zehn bis er Joanna wieder eindringlich ansah.
"Doch, du kannst das." erwiderte er lediglich und nickte aufmunternd. Sie konnte das, sie musste einfach nur aufsteigen.
William konnte sich gut vorstellen wie es in Joanna aussah, wenn sie vor dem Tier stand, doch ihr würde hier nichts passieren und das musste sie begreifen. Sie musste einfach wieder aufs Pferd kommen. Das war einfach etwas, was sie ausmachte und William wusste genau, dass es Joanna todunglücklich machen würde, wenn sie nicht wieder aufs Pferd kam. Noch dazu würde es dadurch früher oder später sicher Probleme geben.

Joannas Blick huschte kurz zu William, dann wieder zurück zu Espérance. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie sich wirklich überwinden konnte einen neuen Versuch zu starten und die ganze Zeit haderte sie mit sich selbst.
Schließlich aber überwand sie sich, nachdem sie sich versichert hatte, dass William Espérance auch wirklich festhielt und zog sich reichlich unelegant auf den Rücken ihrer Stute.
Sie war zwar völlig verkrampft und die ersten Tränen perlten über ihre Wangen, aber sie saß zum ersten Mal seit ihrem schweren Sturz wieder im Sattel. Und auch, wenn sie immer noch Angst hatte, sie war nun doch erleichtert, dass sie sich überwunden hatte.
Noch wagte sie nicht den Sattel loszulassen, aber es war ein erster Schritt.
"William...."

Ein leichtes Lächeln bahnte sich auf Williams Lippen als Joanna sich in den Sattel zog. Na also, es ging doch ...
"Alles in Ordnung, ich bin da. Bleib einfach einen Moment sitzen und dann steigst du wieder ab. Immer mit der Ruhe." redete William beruhigend auf Joanna ein und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. "Wie du siehst, passiert rein gar nichts und du kannst jeder Zeit wieder absteigen." versicherte er ihr und machte sich darauf bereit, sie in den Arm zu nehmen, sobald sie wieder Boden unter den Füßen hatte, denn dann würde Joanna mit ihren Nerven sicherlich völlig am Ende sein.

Joanna war ausgesprochen dankbar für seine beruhigenden Worte und auch dafür, dass Espérance wirklich stand wie eine Statue, sich keinen Zentimeter bewegte, während sie auf ihrem Rücken saß.
Doch Joanna hatte nicht vor, diese Sache überzustrapazieren. Sie bemühte sich, noch einige Augenblicke durchzuhalten, dann ließ sie sich wieder zu Boden gleiten und fiel William regelrecht in die Arme, weil sie das Gefühl hatte, ihre Beine würden nachgeben. Joanna vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und schluchzte leise auf.
"Ich habe es geschafft...", flüsterte sie. "Ich hab es geschafft..." Und wenn sie später wieder im Stall waren, würde sie Espérance ausgiebig belohnen. Es war schließlich nicht selbstverständlich, dass sie so ruhig stehen blieb, auch wenn sie spürte, wie viel Angst ihre Reiterin hatte.

William zog Joanna an sich als sie ihm in die Arme fiel und strich ihr beruhigend über den Rücken. "Ja, das hast du." murmelte er lachend. "Ich sagte doch, dass du es kannst. Ich habe es dir doch gesagt, meine Schöne."
Er strich Joanna über die Wange und gab ihr dann einen Kuss. "Siehst du, egal was es ist, zusammen schaffen wir doch alles."
William war unendlich froh, dass Joanna sich nicht völlig davor versperrt hatte und das sie letztlich nun einen solchen Erfolg errungen hatten. Denn von einem war er überzeugt, jetzt würde sie auch weiter machen und irgendwann endlich wieder richtig auf ihrer Stute reiten. Nun war der erste und schlimmste Schritt überstanden.

"Ja...ja, das tun wir." Joannas flatternde Nerven beruhigten sich langsam ein wenig und so konnte sie seinen Kuss auch genießen. Sie fühlte sich befreit, jetzt, da sie die erste Hürde überwunden und sich ihrer Angst wirklich gestellt hatte. Es war für ihre momentane Situation ein großer Erfolg, dass sie überhaupt wieder im Sattel gesessen hatte, auch wenn es nur sehr kurz gewesen war.
"Ich bin so froh." Und vielleicht würde sie sich das nächste Mal dann auch etwas mehr trauen, schließlich hatte sie nun mit einem positiven Gedanken wieder absteigen können. Liebevoll strich sie über den Hals ihrer Stute, die sie treuherzig anschaute.
"Du bist wirklich mein braves Mädchen..."
Mit einem Mal war Joanna wirklich müde. Als hätte sie einen anstrengenden Tag hinter sich. Und dabei war einfach nur die Anspannung von ihr abgefallen.