William und Joanna ~ 1171

"Glaubst du nicht, dass es für ihn ebenfalls schwer ist? Besonders weil er noch jung ist, seinen Platz in der Welt zu finden versucht und dabei immer wieder erfolglos um die Aufmerksamkeit und Anerkennung seines Vaters kämpft." Jane sah Henry fast ein wenig traurig an, diese ganze Sache ging ihr wirklich sehr nahe.
Sie fuhr sich nachdenklich über das Kinn und seufzte. "Henry ... lass Eleonore doch einfach tun, was sie für richtig hält." ergriff sie dann doch langsam Partei für die Königin. "Sie hält die Sache doch geheim, allein schon, weil sie weiß, dass es auf sie als Frau kein zu gutes Licht werfen würde. Aber sie schadet dir damit doch nicht. Vielleicht gibt sie ja auch Ruhe, wenn sie endlich einmal wieder jemanden hat, der ihr Aufmerksamkeit schenkt." führte sie aus. "Henry, ich würde eingehen, wenn du mich irgendwann einmal nicht mehr beachten solltest. Und wenn es dann niemanden mehr gibt, der sich für mich interessiert ... ich denke, ich verstehe, wie sie sich fühlt."

"Vielleicht. Aber es gibt nichts, was ich tun könnte, um das zu ändern, Jane. Es ist dafür zu spät. Solange ich ihm seine Hochzeit mit Beatrice verweigere, wird er nicht einmal darüber nachdenken, sich mir anzunähern. Keine Chance."
Henry legte die Hand an ihre Wange. "Ich weiß, dass du als Mutter mit ihm fühlst. Aber er ist vierzehn. Er ist alt genug um sich seiner Pflichten bewusst zu sein. Er kann nicht einfach tun, was er will. Wenn er sie unebdingt will, muss er sie eben zu seiner Mätresse machen, auch wenn William das nicht gefällt, aber es führt kein Weg daran vorbei, dass er Alix heiratet. Es ist für England von enormer Wichtigkeit und er muss verstehen, dass man als Prinz auch Opfer bringen muss."
Ungläubig stellte er dann aber fest, dass ausgerechnet Jane Eleonore verteidigte. "Du hast Verständnis für Eleonore? AUsgerechnet du, zu der sie immer so gemein ist? Was ist denn in dich gefahren? Bist du krank? Noch schadet sie mir nicht, ja. Aber es wird nicht geheim bleiben. Glaub mir. Und ich kann nicht hinnehmen, dass sie mich lächerlich macht."

"Aber siehst du nicht das Problem an dieser Sache Henry?" fragte Jane, die nun langsam zu ihrer gewohnten Entschlossenheit zurück fand. "Du verlangst von ihm pflichtbewusst sein und dass er Verantwortung zu übernehmen weiß. Aber jedes Mal, wenn er dich regelrecht darum anfleht, dass du ihm mehr Verantwortung überlässt und dich bittet ihm Aufgaben anzuvertrauen, stößt du ihn vor dem Kopf und sagst ihm, er sei noch zu jung. Wie soll der Junge denn da wissen, was noch richtig ist und was nicht?"
Jane schüttelte leicht den Kopf. Henry verstand wirklich unglaublich wenig von seinen Kindern.
Im nächsten Moment verengte Jane wütend die Augen. "Mir geht es bestens, Henry." erwiderte sie eine Spur schärfer. "Im Gegenteil zu dir, bin ich nämlich in der Lage Mitgefühl zu empfinden und das auch für Menschen, die ich nicht direkt zu meinen Freunden zählen kann.
Wie soll sie dir denn bitte schaden? Das ist lächerlich, Henry. Du erzählst du selbst jedem der es hören will und selbst denen die es nicht wollen, dass Eleonore ohnehin zu alt ist, um noch Kinder zu gebären. Und erzähl mir nicht, dass es anderweitig heraus kommen soll! Du hast mich doch auch geheim gehalten bis Harry kam. Und ohne ihn würde auch heute noch niemand von uns wissen!"

"Weil ich nicht zusehen werde, wie er alles, was ich für England erreicht habe, durch seine Unwissenheit zunichte macht, Jane. Und du weißt genauso gut wie ich, dass er keine Lehre annehmen würde. Dazu ist er viel zu stolz. Was also soll ich tun? Ich kann ihn nicht einfach machen lassen."
Henry schnaubte ungläubig. "Natürlich. Aber ich würde mich auch nicht zwingend darauf verlassen. Und ich plane meine Schritte. Eleonore traue ich nicht zu, dass sie vorsichtig genug ist. Wenn sogar Richard es herausfindet. Sie wird ihm kaum gesagt haben, dass sie mit diesem Spanier ins Bett geht, Jane. Sie braucht ihn nur falsch anzusprechen, wenn Andere dabei sind, dann ist es passiert. Ich kann nicht zulassen, dass die Welt sich deswegen über mich amüsiert. Verstehst du? Ich weiß, dass du ein großes Herz hast und offenbar auch für Eleonore, aber du musst auch mich verstehen."

Jane sah Henry eine ganze Weile einfach nur stumm an, dann schüttelte sie schließlich den Kopf. "Nein. Nein, das muss ich nicht. Und das kann ich auch nicht." erwiderte sie dann ein wenig distanziert, während sie sich vom Tisch löste und an Henry vorbei trat. "Und Henry, weißt du was ... ich glaube, das will ich auch gar nicht."
Sie fuhr Harry liebevoll durch die hellen Locken und gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn. "Na Süßer, sollen wir mal deinen großen Bruder besuchen? Er wird sich bestimmt freuen." murmelte sie und sah dann noch einmal Henry an. "Und du solltest währenddessen einmal darüber nachdenken, was du den Menschen um dich herum alles zumutest. Nicht, dass du eines morgens aufwachst und feststellst, dass du ein König mit Land, aber ohne Untertanen bist." gab sie ihm zu denken und wandte sich dann der Tür zu.

:RIichard:

Richard hatte seinen Aufstand inzwischen aufgegeben und saß auf der harten Pritsche um über das Geschehene nachzugrübeln. Wie konnte sein Vater nur so hartherzig sein? Er hatte doch gewusst, dass er keinen Funken Liebe für ihn übrig hatte. Es hatte keinen Sinn sich darüber aufzuregen, es war einfach nur traurig. Aber dass er seiner Mutter solche Dinge antat, das konnte er nicht so einfach verzeihen. Und er würde auch nicht. Es war schlichtweg unverschämt.
"Er ist so ein Bastard...", murmelte Richard leise und warf ein Stück des steinharten Brots an die Wand. Wie konnten sie es wagen ihn so zu behandeln, als wäre er irgendein Verbrecher? Das war völlig unverständlich für ihn.

Jane erntete zwar einen skeptischen Blick, brauchte jedoch mit den Wachen nicht weiter zu diskutieren, um zu Richard hinein gelassen zu werden. Als sie eintrat saß der Junge mit griesgrämiger Miene auf der Pritsche und hob ein wenig überrascht den Kopf. Jane ging zu ihm hinüber und ließ sich mit Harry auf dem Schoß neben Richard nieder.
"Ich habe gehört, dass du hier unten bist und ich dachte, es würde dich vielleicht ein wenig aufmuntern, wenn Harry und ich dich besuchen kommen." erzählte sie freundlich und lächelte als Harry zu strahlen begann und glucksen vor Freude die Arme nach Richard ausstreckte. "Arm!" erklärte er glücklich.
Die beiden Jungen waren schon immer gut miteinander ausgekommen, denn Richard hatte sich mit seinem kleinen Bruder immer große Mühe gegeben, wofür Jane ihm mehr als dankbar war.

:RIichard:

Richard sah erstaunt auf, als sich die Tür öffnete und Jane mit Harry auf dem Arm eintrat. "Danke...", murmelte er leise. Gerade jetzt wusste er nicht recht, wie er sich Jane gegenüber verhalten sollte. Sie würde doch sicherlich zu seinem Vater halten. Aber Harry hatte er als seinen kleinen Bruder schon seit dessen Geburt völlig akzeptiert und ins Herz geschlossen. Der Kleine konnte ja nichts dafür und Richard nahm sich oft Zeit für ihn. Also folgte er auch jetzt dessen Bitte und nahm ihn auf den Arm.
"Na, Kleiner, nicht sehr gemütlich hier, was?", seufzte er leise und ließ zu, dass Harry seine kleinen Ärmchen schraubstockartig um seinen Hals legte, sich aber offenbar auch nicht mit der Absicht trug, ihn so bald wieder loszulassen.
"Warum bist du hier, Jane? Du hältst doch sonst immer zu Vater." Er seufzte leise und strich Harry durch das Haar. "WIe kannst du so einen Widerling wie ihn nur lieben? Bei der nächsten Gelegenheit, wenn du ihn provozierst, wird er dich auch halb erwürgen. Aber lass mich raten: er hat alles herunter gespielt und sich besser da stehen lassen.."

Jane lächelte traurig und fuhr Richard durch die roten Locken, die ein Erbstück seines Vaters waren, das er nicht leugnen konnte. "Nicht, wenn er so unvernünftig handelt wie heute." erklärte sie dann. "Ich bin der Meinung, dass er heute einen großen Fehler begangen hat und das habe ich ihm auch gesagt. Du solltest nicht hier unten sitzen."
Der Anblick des aufgeweckten, sonst sehr lebenslustigen Jungen hier unten an diesem düsteren Ort ... es war schlichtweg falsch.
Jane seufzte leise und hob die Schultern. "Ich kenne andere Seiten an deinem Vater, Richard. Und diese Seiten sind es, die ich liebe. Nicht diese, die ihn dazu bringen seinen eigenen Sohn in den Kerker werfen zu lassen oder Hand an seine Frau zu legen. In solchen Momenten verstehe auch ich ihn nicht mehr ..."

:RIichard:

"Diese Seiten kennst dann auch wohl nur du...ich habe sie noch nie zu Gesicht bekommen. Für mich hat er noch nie Verständnis geschweige denn auch nur einen Funken Liebe übrig gehabt. Er lässt mich nicht heiraten, wen ich will. Er überlässt mir keine Verantwortung. Er hasst mich, Jane. Weil ich ihn nicht vergöttere."
Richards Miene wurde bei dieser Erkenntnis noch ein wenig finsterer. "Vielleicht sollte ich wirklich fort gehen. Ganz einfach weg von ihm, dann muss ich nicht mehr mit ihm leben. William würde mich sicherlich aufnehmen."
Er würde Harry zwar vermissen, aber solange er Henry nicht mehr sehen musste...

Jane seufzte erneut und schüttelte den Kopf. "Er hasst dich nicht Richard." versicherte sie dem Jungen. "Henry hat in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, was seine Kinder betrifft und jetzt ist er schlichtweg damit überfordert diese wieder zu beheben. Versteh mich nicht falsch, ich will ihn keineswegs in Schutz nehmen, aber hassen tut er dich nicht.
Und was seine Heiratspläne für dich angeht ... er denkt in dieser Sache leider nur daran, was er für England am besten hält, nicht daran was dir gut tun würde."
Sie lächelte traurig und strich dem Jungen noch einmal durch die Haare. "Harry und ich würden dich vermissen, aber in dieser Sache muss ich dir dazu raten auf dein Herz zu hören. Es wird dir schon sagen, was richtig ist."

:RIichard:

"Das sagst du. Aber warzm tut er dann immer so, als würde er mich hassen? Er verachtet mich und gibt mir keine Chance. Vom Hass scheint mir dies nicht mehr allzu weit entfernt zu sein. Was also soll ich hier noch?"
Richard seufzte und betrachtete seinen kleinen Bruder nachdenklich.
"Weißt du..ich würde euch auch vermissen. Ich habe Harry wirklich lieb. Aber mein Herz ist doch ohnehin in Cornwall...vielleicht sollte ich einfach dorthin gehen und bei Beatrice bleiben. Und vielleicht kommt ihr ja auch einmal dort hin um uns zu besuchen? Schließlich ist Joanna ja deine Freundin, oder?"
Es war schon seltsam, dass er sich bei Jane so wohl fühlte. Aber sie war - obwohl die Geliebte seines Vaters - fast wie eine große Schwester für ihn. Mit erstaunlich viel Verständnis..

Jane dachte eine Weile über Richards Worte nach und hob dann leicht die Schultern. "Ich weiß es nicht, Richard. Ich weiß manchmal wirklich nicht, was im Kopf deines Vaters vor geht." erwiderte sie dann langsam. "Er hat sehr verquere Vorstellungen, was seine Kinder angeht, die ich nicht wirklich begreifen kann."
Dann nickte sie und lächelte leicht. "Ich werde euch auf jeden Fall besuchen. Und Harry wird sicher überglücklich sein mitkommen zu dürfen." versprach sie Richard dann, dass sie nach Cornwall kommen würde.
Jane stand auf und hielt Richard eine Hand entgegen, während ein spöttisches Grinsen ihre Lippen umspielte. "Komm. Es scheint mir ganz als hättest du dich beruhigt und wärst zur Vernunft gekommen." forderte sie ihn auf. "Du kannst den Rest des Tages bei mir verbringen."

:RIichard:

Richard nickte leicht. "Das kann ich nachvollziehen. Er ist kaum zu verstehen. Eigentlich gar nicht. Aber ich werde mich freuen, wenn ihr nach Cornwall kommt."
Dann aber war er äußerst überrascht, als Jane ihm die Hand hin hielt und ihn mitnehmen wollte. Er schaute sie verwirrt an und legte den Kopf schief. "Meinst du? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einfach so mit dir gehen darf. Ich will nicht, dass du meinetwegen Ärger bekommst, Jane." Richard ergriff dennoch ihre Hand und erhob sich.
"Alles wäre mir natürlich lieber, als das hier, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich einfach hier heraus spazieren lassen und gegen den Befehl meines Vaters handeln."

Jane grinste noch immer und legte Richard eine Hand auf den Kopf. "Lass das mal nur meine Sorge sein, kleiner Prinz. Sorg du einfach dafür, dass Harry dir nicht vom Arm fällt und den Rest regle ich." versprach sie ihm und zog ihn dann hinter sich her zur Tür.
Draußen trat sie mit einem gewinnenden Lächeln vor die Wachen. Jane wusste schon wie sie mit Henrys Männern umzugehen hatte. Schon zu Hause hatte sie jeden mit Leichtigkeit um den Finger wickeln können und seit sie am Hofe war, hatte sich das nicht geändert. Henry war bei weitem nicht der einzige, der ihr zu Füßen lag, wenn sie lächelte.
"Meine Herren, ich denke, unser junger Prinz hier, hat seine Lektion gelernt. Er wird seine restliche Strafe in meiner Obhut absitzen." Sie hob die Hand bevor einer der beiden einen Einwand vorbringen konnte. "Und macht euch keine Sorgen, um die Anordnungen des Königs ... ich kümmere mich darum." erklärte sie entschlossen und ihr Tonfall ließ keinen Widerspruch dabei mehr zu.

:RIichard:

Richard war erstaunt, nickte aber und ließ Jane einfach machen. Erstaunlicherweise schien es sogar zu funktionieren und einen Moment später war er frei, denn die Männer erhoben keinen Einspruch mehr. Sie kannten Jane und ihren Einfluss auf den König.
Fasziniert sah er zwischen ihr und den Wachen hin und her, folgte ihr dann aber rasch, bevor sie es sich anders überlegen konnten.
"Du bist wirklich unglaublich. Ich hätte nicht gedacht, dass es funktioniert. Wirklich genial. Ich bin dir so dankbar, Jane."
Richard konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte sich bereits auf eine unbequeme Nacht im Kerker eingestellt, da kam Jane und holte ihn ohne große Mühe wieder raus.
"Aber wenn Vater mich in deiner Gesellschaft findet, gibt es Ärger, das weißt du."

Jane grinste zufrieden als Richard und sie auf dem Weg in ihr Gemach waren. "Hast du etwa an mir gezweifelt?" fragte sie spöttisch und zerzauste ihm die roten Locken.
Dann schnaubte sie kurz und zuckte mit den Schultern. "Auch das lass meine Sorge sein. Dein Vater hat sich einiges an Ärger eingehandelt, als er dich in den Kerker gesteckt hat und das muss er nun ausbaden. Und ich habe kein Problem damit ihm in dieser Sache die Stirn zu bieten."
Der Anblick von Richard im Kerker hatte Jane nämlich zusätzlich darin bestärkt sich in dieser Sache Henrys Meinung zu widersetzen.

:RIichard:

"Nicht wirklich, aber es erschien mir unwahrscheinlich, dass du bei ihnen so durchschlagenden Erfolg hast. Ich hatte schon befürchtet, ich würde dadrin nun einige Tage schmoren dürfen.". erklärte Richard deutlich besser gelaunt.
"Ich bin dir wirklich dankbar. Immerhin liebst du ihn..."
Er seufzte zufrieden, als sie Janes Gemach betraten und er sich entspannen konnte. Jetzt war alles viel besser. "Wenn er jetzt kommt, wird es Ärger geben. Aber dann werde ich ihm mitteilen, dass ich gehen werde. Hier ist es furchtbar, solange er sich so benimmt. Und vielleicht wird er dann einsehen, dass er uns nach und nach alle von sich stößt und vertreibt. Irgendwann wird er ganz alleine da stehen. Vielleicht kommt er dann zur Vernunft."

Jane lächelte zufrieden als sie die beiden Brüder zusammen bei ihrem Spiel beobachtete. Sie saßen zusammen auf dem großen, weichen Teppich, den Jane vor der Kaminstelle liegen hatte und der mehr als nur dazu einlud, sich darauf nieder zu lassen. Richard kümmerte sich wundervoll um Harry und erfüllte dem kleinen Jungen so ziemlich jeden Wunsch noch ehe Harry ihn überhaupt irgendwie geäußert hatte.
Ja, ihr Sohn würde seinen großen Bruder vermissen. Und Jane den jungen Rotschopf ebenfalls. Doch trotzdem war sie der Meinung, dass Richards Entscheidung für ihn selbst wohl erst einmal die Beste war.
In dem Moment klopfte es leicht an der Tür, doch noch ehe Jane antworten konnte wurde sie bereits geöffnet. Noch ehe er eintrat, wusste Jane, dass es Henry war, denn nur dieser trat unaufgefordert in ihr Gemach ein.
"Jane, ich -" begann er und stockte dann abrupt, den Blick erst mit Erstaunen, dann mit aufsteigender Wut auf Richard gerichtet.
Jane sah die beiden Jungen an und stand auf. "Richard, nimm bitte Harry und geh mit ihm nach neben an, sei so gut, ja?" bat sie den Jungen, ehe Henry überhaupt beginnen konnte sich aufzuregen.

:RIichard:

Richard hatte sich deutlich entspannt, als er mit seinem kleinen Bruder so unbeschwert auf dem Boden spielen und wieder Junge sein konnte. Harry sollte schließlich besser aufwachsen als er. Und er hatte ja auch Glück, sein Vater liebte ihn.
Richard war allerdings sogleich alarmiert, als es klopfte und damit sollte er auch recht behalten. Es war natürlich sein Vater, der zu Jane kam und nicht wusste, dass er hier war.
Er sah schon die Wut in dessen Blick und war darum mehr als dankbar, als Jane ihm die Chance bot dem zu entgehen, auch, wenn er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er sie damit allein ließ. Er bedachte sie mit einem unsicheren Blick, hob dann aber Harry hoch und ging nach nebenan, um den Kleinen zu beschäftigen.
"Was macht Richard hier?"; fragte Henry scharf, kaum dass die Tür geschlossen war.

Jane verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen in die Höhe als Henry sie gleich sofort so scharf anfuhr. "Wie du vielleicht noch bemerkt hast, bevor dir vor Wut der Kamm geschwollen ist, ist er hier und spielt ausgesprochen reizend mit seinem kleinen Bruder." stellte Jane fest und sah Henry beinahe gelassen an. "Das ist doch ohnehin das, was du von ihm wolltest, nicht? Das er sich um seinen Bruder kümmert. Also beruhig dich wieder und setzt dich, wenn du unbedingt darüber lamentieren willst, warum ich ihn her geholt habe." forderte sie Henry dann auf.

Henry hatte Mühe ruhig zu bleiben, seufzte dann aber schwer und ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Also, ich höre? Natürlich wollte ich, dass er sich um seinen Bruder kümmert und dass er das tut, ist auch wirklich gut. Aber das sollte er eben nicht dann tun, wenn er eigentlich im Kerker sitzen sollte."
Henrys Augen verengten sich ein wenig. "Wie kommst du also dazu, ihn einfach da raus zu holen und dich meinen Anordnungen zu widersetzen? Du nimmst dir viel heraus, Jane. Also, ich bin gespannt auf deine Erklärung. Es hatte seinen Grund, warum er dort unten war. Er hatte eine Lektion zu lernen."

Jane wartete bis Henry sich gesetzt hatte und schürzte dann spöttisch die Lippen. "Und du glaubst ernsthaft, dass du damit etwas geändert hättest? Henry, mit deinen irrsinnigen Ideen machst du doch ohnehin nur alles noch schlimmer." erklärte sie und setzte sich ihm gegenüber. "Glaubst du wirklich, dass es ausgerechnet Richard hilft, wenn du ihn in den Kerker steckst und ihm damit erst recht vor Augen führst, wie wenig du dich um ihn selbst kümmerst?"
Jane sah Henry ernst an und schüttelten den Kopf. "Er ist ein Kind, Henry! Schlimm genug, dass du ihn geschlagen hast, aber er gehört sicher nicht wie ein Verbrecher weg gesperrt. Darum habe ich ihn hier her geholt."

"Irgendwie muss ich ihm doch beikommen, Jane. So geht es nicht weiter! Er muss es doch lernen." Henry seufzte leise und fuhr sich durch das Gesicht. "Ein Kind? Er betont oft genug, dass er kein Kind mehr ist, also soll er sich auch so benehmen. Und das ändert auch nichts daran, dass du dich mir widersetzt hast, Jane. Das geht nicht. Du kannst dich in diese Belange nicht einfach einmischen. Und du bist auch nicht seine Mutter, das ist meine Sache, Jane. Du wusstest ganz genau, warum ich das getan habe."
Henry verschränkte die Arme.
"Soll ich ihm diese Wortwahl mir gegenüber einfach durchgehen lassen? Ohne Konsequenzen? Er respektiert mich nicht, das geht so nicht. Das dulde ich nicht. Und von einer Ohrfeige wird er nicht sterben."

"Aber so wird er es nicht lernen, Henry! Begreif das doch endlich einmal." erwiderte Jane entschlossen. "Und vor allem entscheide dich endlich einmal dafür, wie du ihn behandeln willst! Wenn er kein Kind mehr ist, dann gib dem Jungen doch endlich eine sinnvolle Aufgabe an der er sich beweisen kann! Er bettelt doch regelrecht danach endlich zeigen zu können, was er wert ist! Wenn er dafür in deinen Augen aber noch zu sehr Kind ist, dann kannst du ihn auch nicht einfach so in den Kerker stecken! Merkst du eigentlich nicht, was du damit anrichtest? Der Junge denkt, du hasst ihn abgrundtief!"
Jane verschränkte die Arme wieder vor der Brust und schüttelte beinahe resignierend den Kopf, ehe sie Henry wieder ernst ansah und ein Funken Ärger in ihren Augen aufglomm. "Ja, ich habe mich dir widersetzt. Und weißt du was? Ich würde es in dieser Sache immer wieder tun!"