William und Joanna ~ 1171

Henry war von der Attacke seines Sohnes wirklich überrascht und reagierte erst einmal nicht, packte dann aber dessen Handgelenke, um sie von seinem Kragen zu entfernen. "Meine Güte, Richard, lass den Unsinn! Ich habe vielleicht für eine Sekunde die Beherrschung verloren, aber sie mit Sicherheit nicht halb umgebracht."
Henry schüttelte den Kopf.
"Also lass mch jetzt los und hör aif mit dem Schwachsinn. Weißt du, dass sie sich diesen Spanier ins Bett holt? Du weißt doch genau, dass ich das nicht dulden kann. Der Mann ist eim Gesandter des Königs von Kastilien! Er sollte eine Hochzeit mit einer deiner Schwestern vermitteln! Das ist ein Affornt und das weißt du auch!"

:RIichard:

"In solchen Dingen solltest du die Beherrschung aber besser nicht verlieren!" zischte er wütend und versuchte gegen den Griff seines Vaters anzukommen. Bei den nächsten Worten Henrys zögerte Richard kurz, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Dein Verhalten ist hier der einzige Affront!" begehrte Richard dann auf. Es war unglaublich wie Henry versuchte sich heraus zu reden.
Richard wandte seine ganze Kraft auf, um dem Griff seines Vaters widerstehen zu können, denn noch war er längst nicht fertig mit Henry.
"Wie kann man nur so skrupellos sein? Wie kann dir deine Familie nur so egal sein, dass du zu solchen Mitteln greifen kannst?"

"Und du kannst dir ein Urteil darüber anmaßen? Wo es um deine Beherrschung ebenso schlecht bestellt ist, Richard? Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen, damit fährst du gut. Das ist eine Sache zwischen mir und deiner Mutter. Ganz einfach. Also hör auf dich lächerlich zu machen, lass mich los und verschwinde."
Er schüttelte den Kopf.
"Meine Familie ist mir nicht egal. Aber deine Mutter bedeutet mir nichts, begreif das endlich. Und sie sollte mich besser nicht reizen. Erst provoziert sie mich und treibt mich zur Weißglut und wundert sich dann, wenn ich nicht höflich bleibe? Irgendetwas scheint da ja wohl falsch zu laufen. Du warst nicht dabei, also halt dich raus. Und du wirst doch wohl nicht eine solche Affäre deiner Mutter akzeptieren. Dieser Spanier ist hier mit einer Mission. Aber ich sehe keine Veranlassung, ihm unter diesen Umständen entgegen zu kommen."

:RIichard:

"Wenigstens versuche ich keine wehrlose Frau zu erwürgen, du ..." knurrte Richard wütend und konnte sich mittlerweile nur schwer beherrschen. "Ich kann mittlerweile wirklich gut verstehen, warum Henry in der Normandie ist. Mit dir unter einem Dach zu leben ist in der Tat unerträglich!" Sein Bruder hatte immerhin auch schon die Konsequenzen gezogen und bevorzugte es mit seinem Gefolge lieber nicht in der Nähe seines Vaters zu bleiben.
Richard verengte die Augen. "Bei dir läuft einiges schief! Wenn dir deine Familie so wichtig ist, wieso kümmerst du dich dann einen Dreck um sie und lässt zu, dass sie so auseinander fällt? Du stößt uns doch ohnehin nur ständig vor den Kopf und immer hast du nur Augen für Jane! Der Einzige, der dich noch zu interessieren scheint ist doch sowieso Johan." warf Richard ihm vor. "Vielleicht solltest du dir allerdings mal ein Beispiel an Mutter nehmen. Sie ist immerhin in der Lage vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, was sie treibt. Du hingegen versuchst es ja nicht einmal!" zischte Richard und ließ den Kragen seines Vaters ruckartig los.
"Du bist doch wahnsinnig, du widerliches Schwein."

"Ich habe nicht versucht sie zu erwürgen! Es lag nie in meiner Absicht sie zu töten.", zischte Henry mit erzwungener Geduld. Er hörte Richards Worten zu, hatte aber zunehmend Schwierigkeiten seinen Zorn unter Kontrolle zu behalten.
"Es gibt da einen kleinen Unterschied. Ich habe da smit Jane lange geheim gehalten, aber dann kam Herry zur Welt und da ich sein Vater bin, werde ich ihn nicht verleugnen. Deine Mutter hat es nur deshalb leichter, weil sie inzwischen zu alt sein dürfte, um nochmal ein Kind zu gebären. Und glaub mir, ich hätte keine Veranlassung gesehen, sie in diesem Fall zu decken. Sie hätte es dann auch nicht länger geheim halten können. Sie hat schlicht und einfach Glück! Es scheint euch nur so, dass ich euch vor den Kopf stoße, weil ihr allesamt so stur seid und mich nicht verstehen wollt, wenn ich etwas entscheide. Das tue ich doch nicht ohne Grund."
Im nächsten Moment trieb Richard es endgültig zu weit und Henry verpasste ihm eine Ohrfeige. "So redest du nicht mit mir, Bengel!"

:RIichard:

"Das ist doch Unsinn! Merkst du eigentlich nicht, dass du es dir mit deiner gesamten Familie verscherzt durch deine völlig idiotischen Entscheidungen? Du hast ja sogar William dazu gebracht sich von dir abzuwenden!" fuhr Richard ihn an. Er wusste zwar, dass seine letzte Aussage ein wenig übertrieben war, doch Henry war zumindest Schuld daran, dass William mit seiner Familie nicht mehr am Hofe war. Etwas, das Richard zusätzlich wütend machte, da er so nicht ständig in Beatrices Nähe sein konnte.
Im nächsten Moment wurde Richards Kopf regelrecht zur Seite gerissen als Henry ihm eine schallende Ohrfeige verpasste. Er stolperte zwei Schritte zurück und griff sich dann mit der Hand an die schmerzende Wange. Seine Augen brannten förmlich vor Wut als Richard wieder aufsah und seinen Vater mit verengten Augen ansah.
"Wie du siehst tue ich das sehr wohl." zischte er leise und im nächsten Augenblick verfluchte er sich selbst für sein hitziges Gemüt, doch da hatte er die Distanz zwischen sich und seinem Vater schon überbrückt und setzte dazu an sich auf Henry zu stürzen.

"Red keinen Unsinn! William ist Zuhause, weil er sich von der Zeit im Tower erholt. Und außerdem tut er das, wenn es so sein sollte, nur aus Solidarität mit dir, obwohl er genau weiß, dass ich deine naive Schwärmerei für Beatrice nicht hinnehmen kann, weil es andere Pläne für dich gibt." Er wusste, dass Richard ihm schon lange keine wirkliche Chance mehr gab. Warum, wusste er auch nicht so recht, aber zu ändern war es ohnehin nicht.
Im nächsten Moment stürzte Richard sich auf seinen Vater und damit hatte Henry nicht gerechnet, zumal er seinem Sohn körperlich noch immer überlegen war. Er fing Richards Fäuste ab, packte ihn am Kragen und drückte ihn so an die Wand hinter dem Schreibtisch, um ihn bändigen zu können. "Du gehst zu weit, Richard! Und du lässt mir keine Wahl....Wache!"
Als zwei seiner Ritter eintraten, wandte er sich mit vor Wut verdunkelten Augen zu ihnen um. "Sperrt ihn bis Morgen in den Kerker. Damit er sein hitziges Gemüt etwas abkühlt.."

:RIichard:

"Von einer Zeit, die du ihm hättest ersparen sollen! Du hast ihn doch wieder einmal einfach fallen gelassen." Richard schnaubte und schüttelte den Kopf. "Für mich gibt es keine anderen Pläne, da kannst du dich auf den Kopf stellen!"
Richard war klar gewesen, dass er keine Chance gegen seinen Vater hatte, dafür fehlte es ihm doch einfach noch an Kraft. Und so blieb es bei dem Versuch sich auf dessen Griff zu lösen als Henry ihn an die Wand drückte. "Lass mich los!" zischte er wütend als sein Vater die Wachen herein rief. Im nächsten Augenblick weiteten Richards Augen sich ein wenig und er hielt kurz inne, ehe er mit neuer Kraft versuchte sich los zu reißen.
"Das kannst du nicht machen!" Zugegebener Maßen hatte er das nun wirklich nicht von seinem Vater erwartet. Zornig sah er die Wachen an, die näher traten auf seinen Blick hin jedoch kurz inne hielten. "Ich warne euch, wenn ihr das tut, werdet ihr es bereuen! Fasst mich ja nicht an!" brüllte er wütend und sah wieder seinen Vater an. "Das kannst du nicht tun, du kannst nicht deinen eigenen Sohn einfach in den Kerker werfen lassen wie einen räudigen Taschendieb!!"

"Was weißt du denn schon? Er stand unter Mordverdacht, ich konnte ihn nicht einfach laufen lassen. Welch Glück, dass du wohl nie König werden wirst. Dir fehlt jegliches diplomatisches Verständnis. Ich hätte einen Aufstand riskiert, hätte ich ihn gehen lassen ohne dass er freigesprochen wurde."
Henry schüttelte den Kopf, als die Wachen sich Richards annahmen. Er konnte das Entsetzen in seinem Blick sehen, die Wut auf ihn. Aber Richard ließ ihm keine andere Möglichkeit. Er musste sich seinem Sohn gegenüber behaupten.
"Ich kann, Richard. Irgendetwas muss ich tun, damit du zur Vernunft kommst. Und du musst lernen, dich zu beherrschen. Du kannst nicht mit Menschen, denen du Respekt und gehorsam schuldig bist, so umgehen. Also bleibt mir keine Wahl. Du bist selbst schuld daran und vielleicht siehst du das in dieser Nacht auch ein. Eine Nacht wird deine Leidensfähigkeit nicht überbeanspruchen."

:RIichard:

Es waren Henrys Worte, die Richard für einen kurzen Moment innehalten ließen und er sich für einen Augenblick nicht länger gegen den Griff der Wachen wehrte, die ihn fest hielten und nur auf ein letztes Zeichen von Henry warteten.
Welch Glück, dass du wohl nie König werden wirst.
Für einen Moment war Richard kurz davon einfach resigniert nachzugeben, dann jedoch hatte er sich wieder im Griff und beschloss, dass er seinem Vater diesen Gefallen jetzt erst recht nicht tun würde. "Vielleicht nicht, vielleicht ja doch." erwiderte er dann. "Und eins verspreche ich dir, sollte ich jemals König werden, so werde ich darin tausendfach besser sein als du." versprach Richard wild entschlossen.
"Ich werde dafür sorgen, dass es dem Land gut geht und obendrein die Menschen, die mir nahe stehen nicht einfach mit den Füßen treten, so wie du es tust."

Henry schüttelte den Kopf. "Und das sagst du, der du keine Ahnung hast, welche Bürde diese Krone ist und welche Verantwortung mit ihr einher geht. So einfach wie du tust, ist es bei Weitem nicht. Also sei lieber still..."
Er bedachte Richard mit einem letzten, verächtlichen Blick und gab den Wachen dann einen Wink ihn fortzubringen.
"Glaub mir Richard, viele Dinge tue ich viel mehr zu eurem Besten, als ihr denkt. Ich bin nicht so kaltherzig, wie du immer tust."
Henry seufzte leise und wandte sich ab. Er hatte nicht gewollt, dass es so eskalierte, doch nun war es geschehen. Es hieß also abzuwarten, was daraus folgen würde. Nichts Gutes wohl, wenn Richard nicht entgegen seiner Erwartungen doch zur Vernunft kam.

:RIichard:

"Das wäre anders, wenn du mir auch endlich einmal Verantwortung überlassen würdest! Wenn du mir die Länderein, die mir zustehen, auch endlich wirklich übergeben würdest!" erwiderte Richard und begann sich mit neuer Mühe gegen den Griff seiner Wachen zu wehren als diese begannen ihn nach draußen zu bringen. "Glaubst du, was du hier machst bleibt unbemerkt? Keine halbe Stunde, dann wird der ganze Hof wissen, dass du mich hast in den Kerker werfen lassen und was denkst du wohl, was das für einen Eindruck machen wird?" rief er seinem Vater zu als die Wachen die Tür öffneten und ihn nach draußen zerrten.
"Das wirst du bereuen, Henry! Das schwöre ich dir bei allem was mir heilig ist, du wirst bereuen, was du getan hast!" brüllte Richard zornig ehe, die Tür ins Schloss fiel.
Dann wandte er sich mit finsterem Blick den Wachen zu. "Und ihr ebenso, wenn ihr mich nicht sofort loslasst! Ich bin Richard Plantagenêt, ich bin der zukünftige Herzog von Aquitanien und Graf von Poitou, ihr könnte nicht einfach so mit mir umgehen!" fuhr er sie wütend an und es war ihm dabei nur recht, wenn genügend Leute mitbekamen, was gerade passierte.

"Nun, du hast mir gerade wieder gezeigt, dass du dafür noch nicht reif genug bist." Henry schaute unbeeindruckt hinterher und seufzte. "Und was glaubst du, was es mich interessiert, ob das unbemerkt bleibt? Soll doch jeder sehen zu welchen Mitteln zu greifen du mich zwingst." Er schüttelte den Kopf. "Du würdest dir allerdings einen größeren Gefallen tun, wenn du aufhören würdest zu zetern: Sie können mit dir so umgehen, weil ich es befohlen habe."
Und er war mehr als froh, als Richard endlich fort war.
Die Szene hatte allerdings nicht ganz unbemerkt stattgefunden und Miguel war bereits auf dem Weg zu Eleonore. Sie mussten beratschlagen, was nun zu tun war.

:RIichard:

"Du bist doch wahnsinnig! Ein vollkommener Irrer! Das ist ..." Richard fluchte weiter, während die Wachen ihn ohne weiteres Zögern regelrecht hinter sich her schleiften. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Wie konnte dieser Mistkerl nur so sein?
Schließlich wurde er recht unsanft auf den kalten Fußboden einer leeren Zelle befördert und noch ehe er wieder auf den Beinen war, war die Tür bereits ins Schloss gefallen. Wütend begann er mit den Fäusten an die Holztür zu trommeln und brüllte wütend auf als diese sich auch nach zornigem Rütteln nicht bewegte.
Jane kam gerade um die Ecke als sie noch einigen Tumult hörte, der scheinbar noch nicht allzu weit weg war, sich aber stetig weg zu bewegen schien. Mit gerunzelter Stirn betrat sie mit Harry auf dem Arm Henrys Zimmer und wusste sofort, dass irgendetwas vorgefallen war. Sie ging zu ihm hinüber, strich ihm über die Wange und gab ihm einen Kuss. "Was war denn los? Ich habe nur einen fürchterlichen Aufruhr gehört und du siehst nicht gerade nach guter Laune aus." bemerkte sie.

Henry seufzte leise und riss sich zusammen, als Jane eintrat. Er durfte seinen Zorn jetzt nicht an ihr auslassen und schon gar nicht, wenn Harry bei ihr war. Der Kleine war schließlich derjenige seiner Söhne, den er am Meisten liebte. Weil er Jane so sehr liebte...
Er erwiderte ihren Kuss und schüttelte den Kopf.
"Nein, gute Laune kann man das nicht nennen, das ist wahr. Ach..Richard meinte, er müsse die Ehre seiner Mutter schützen und mir Vorträge halten. Irgendwann wurde er allerdings so unverschämt, dass ich ihn züchtigen musste. Und schließlich ist er auf mich los gegangen, da habe ich ihn in den Kerker bringen lassen, damit er sich beruhigt. Und natürlich war er davon nicht begeistert und hat gezetert. Aber die Sache dürfte bald vergessen sein."

Jane lehnte sich an den Tisch und seufzte leise. Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen als Henrys Worte sie stutzen ließ und sich ihre Augen überrascht und ein wenig schockiert weiteten. "Du hast was?" fragte sie entsetzt und konnte gar nicht anders als den Arm ein wenig schützender um ihren Sohn zu legen.
Er hatte ihn züchtigen müssen ... er hatte Richard also geschlagen. Und dann auch noch in den Kerker werfen lassen! Jane fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und sah Henry ein wenig blass an. "Das kannst du doch nicht tun!" bemerkte sie leise, sichtbar mitgenommen von dem was er ihr da gerade erzählt hatte.

Henry verdrehte die Augen. Er hatte gewusst, dass Jane so reagieren würde. Sie war eben eine Frau mit ausgeprägtem Mutterinstinkt. "Er hat mir keine Wahl gelassen, Jane. Ich lasse mich sicher nicht von ihm widerliches Schwein nennen und das ungestraft. Genauso wenig wie ich es hinnehmen kann, dass er auf mich losgeht. Was also hätte ich sonst tun sollen? Ich hatte keine andere Möglichkeit um ihm noch Granzen zu setzen. Richard wird widerspenstig."
Er trat einen Schritt auf sie zu und nahm ihr Harry ab.
"Und sei nicht albern, ich würde Harry nie etwas tun. Und von der Ohrfeige wird Richard auch nicht sterben. Er muss endlich lernen sich seinem Stand entsprechen zu verhalten. Er ist mir einfach nur gram wegen der Sache mit Beatrice."

Jane musste an sich halten, um Henry seinen Sohn auch zu übergeben und ihm den Jungen nicht kurzer Hand vorzuenthalten. Aber das wäre wirklich lächerlich gewesen ... Henry hatte recht, er würde Harry nie weh tun.
Sie legte die Hand ein wenig vor den Mund und schüttelte dann nachdenklich den Kopf. "Du hättest ihn trotzdem nicht in den Kerker werfen lassen dürfen, Henry!" bestand sie weiterhin auf ihre Meinung.
"Wieso war Richard überhaupt hier? War irgendetwas mit Eleonore, dass er das Gefühl hatte sie verteidigen zu müssen?" fragte Jane dann und legte die Stirn in Falten. Das hörte sich alles sehr merkwürdig an ...

"Was hätte ich sonst mit ihm machen sollen um ihn zur Vernunft zu bringen? Er ist auf mich los gegangen. Ich bin der Meinung, dass es richtig war. Und seine eigene Schuld. Er muss es endlich lernen und auf die sanfte Art funktioniert es offenbar nicht. William hat ihm offenbar nicht Respekt vor seinem Vater und seinem König beigebracht. Beibringen können."
Henrys Gesicht verfinsterte sich.
"Ach, er übertreibt. Er behauptet, ich hätte sie fast erwürgt. Dabei war das nie meine Absicht. Sie hat mich nur zur Weißtglut getrieben und ich habe dummerweise die Finger um ihren Hals gelegt. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich wollte sie nicht töten. Ich wollte nur, dass sie endlich aufhört. Und sie hat natürlich maßlos übertrieben."

Jane schluckte leicht. Da war sie wieder, diese Seite an Henry, die ihr hin und wieder Angst einjagte und bei der sie sich nicht sicher war, wie weit sie Henry irgendwann einmal treiben würde.
Ihr war aufgefallen, dass Eleonore ein Kleid mit sehr hohem Kragen getragen hatte, was für die Königin eigentlich ausgesprochen untypisch war, aber dass Henry daran hätte Schuld sein können ... "Was hat sie getan?" fragte sie leise. "Was hat sie getan, dass du so die Beherrschung verloren hast?" fragte Jane.
Und da sie Henry ihren Sohn gerade nicht abnehmen konnte, schlang sie die Arme um ihren Oberkörper. Ihr war mehr als unwohl und wieder einmal sorgte Henry dafür, dass es sie frösteln ließ in seiner Gegenwart.

Henry betrachtete einen Moment schweigend seinen Sohn und strich ihm durch die blonden Locken. "Sie hat sich diesen Spanier ins Bett geholt, der eine Ehe mit einer meiner Töchter für seinen König in die Wege leiten soll. Und sie sollte wissen, wie unklug das ist. Sie beleidigt mich, provoziert mich, wo sie nur kann und erklärt mir immer mit Vorliebe, dass ich ja auch nicht mehr so ansehnlich bin wie früher und meine besten Jahre hinter mir habe. Sie ist unmöglich! Wenn es nicht so unklug wäre, würde ich am liebsten die Ehe annullieren lassen. Dann wären mir ihre Affären egal. Aber so macht sie mich lächerlich."
Henry bemühte sich, ruhig zu bleiben. Wegen Harry. Er durfte wegen der Einnerung an Eleonores Worte nicht zornig werden.

Jane wollte schon etwas erwidern, biss sich dann jedoch beinahe energisch auf die Unterlippe. Wenn sie Henry das sagte, würde er nur wütend werden und sie wollte ihn in dieser Situation keineswegs provozieren.
Am liebsten allerdings hätte sie ihm widersprochen. Hätte ihm gesagt, dass es doch wirklich egal war, was Eleonore trieb, solange sie es nicht öffentlich tat. Zum einen, weil sie hoffte, dass die Königin dadurch etwas ausgeglichener wurde und sie und Henry weniger aneinander gerieten und zum anderen, weil Eleonore ihr mittlerweile aufrichtig Leid tat, auch wenn sie das so kaum zugeben konnte. Doch sie konnte sich vorstellen, wie schwer es für sie sein musste mit einem Mann wie Henry verheiratet zu sein.
Jane sah auf ihren Sohn hinunter und unterdrückte erneut den Impuls Henry zu bitten ihn ihr wieder zu geben. Stattdessen sah sie Henry wieder an, schwieg jedoch weiterhin nachdenklich, da sie einfach nicht wusste, wie sie jetzt am besten reagieren sollte.

Henrys Blick blieb auf Jane liegen und seine Augen verengten sich. Er sah ihr genau an, dass sie nicht schwieg, weil sie mit ihm einverstanden war und nichts hinzuzufügen hatte,
"Was ist? Du willst doch etwas sagen, ich sehe es dir an. Also bitte, sag es. Es ist doch sonst nicht deine Art zu schweigen, wenn du mir die Meinung sagen kannst. Und ich weiß, dass du das willst. Was ist denn los mit dir? Du weißt ganz genau, dass du von mir nichts zu befürchten hast, Jane. Ich liebe euch doch. Ihr seid doch meine Familie..."
Er streckte die Hand aus und strich ihr über die Wange. "Jane...was ist los?"

Jane sah Henry skeptisch an und zwang sich schließlich zu einer Antwort. "Der Junge unten im Kerker ist ebenfalls deine Familie." erwiderte sie dann leise. Sie seufzte leise und nahm Henry schließlich doch wieder ihren Sohn ab, strich ihrem Geliebten jedoch sanft über die Wange. "Manchmal erkenne ich dich einfach nicht wieder Henry ..." erklärte sie dann mit etwas festerer Stimme. "Ich wüsste gerne, was in dir vorgeht, aber manchmal kann ich dich einfach nicht verstehen. Dann kommst du mir nicht mehr vor wie der Henry, den ich kenne ... und in den ich mich seinerzeit verliebt habe."
Jane strich ihrem Sohn über den Rücken, der sie nur mit großen Augen ansah und gar nicht verstand, was gerade eigentlich für eine Spannung zwischen seinen Eltern lag.

Henry seufzte leise und überließ ihr Harry fast ein wenig widerstrebend. "Ich weiß. Aber Richard akzeptiert mich nicht und er respektiert mich nicht. Ich kann ihn einfach nicht so lieben wie ich Harry liebe. Er macht es mir wahnsinnig schwer."
Henry fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht.
"Ich gebe mir ja Mühe, aber im Moment habe ich das Gefühl, dass ich am liebsten alles hinwerfen würde. Sogar meine Söhne hassen mich. Meine Ehefrau hasst mich und macht dabei noch sämtliche diplomatische Beziehungen zunichte...ich will einfach nicht mehr. Diese ganzen Komplikationen...manchmal würde ich gerne einfach mit dir und Harry irgendwo anders hingehen. Richard hat das Fass heute einfach zum Überlaufen gebracht."