William und Joanna ~ 1171

Richard fuhr sich durch die roten Locken, um sie ein wenig zu ordnen und lehnte sich dann gegen den Tisch, während er Beatrice bei ihrem Tun beobachtete. Er fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln am Kinn, die langsam, aber sicher zu wachsen begonnen hatten und auf die Richard mächtig stolz war, dann löste er sich vom Tisch und legte von hinten die Arme um Beatrice.
"Ich werde mir größte Mühe geben mich höchstens noch zu verbessern." murmelte er in ihr Ohr und strich über den weichen Stoff ihres Kleides.
Richard grinste und gab Beatrice einen Kuss auf die Wange. "Ich freue mich jetzt schon dir beim Abendessen zuzusehen und genau zu wissen, was in deinem schönen Kopf vor geht, wenn du mich ansiehst." neckte er sie.

Beatrice lehnte sich an seine Brust und lächelte in sich hinein. "Und ich warne dich, Richard. Wenn du mich dazu bringst rot zu werden mit deinen Blicken oder irgendwelchen bemerkungen, wirst du das bereuen.", drohte sie scherzhaft und gab ihm einen Kuss, ehe sie sich aus seinen Armen löste.
"Und, was meinst du...kann ich so meiner Familie unter die Augen treten, ohne dass man uns das hier gleich ansieht?" Sie war nervös. Diese Nervosität würde sich allerdings auch erst lösen, wenn Owen zugestimmt hatte ihnen ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen.
"Und morgen....morgen ebnen wir unseren Weg in die Zukunft. Aber heute Nacht werde ich dich sehr vermissen." Schließlich geziemte es sich nicht, wenn er die Nacht bei ihr verbrachte. Wenn sie nur alle wüssten...

Richard lachte und schüttelte den Kopf. "Ich werde mir Mühe geben es nicht zu tun." versprach er und entließ sie nur unwillig aus seiner Umarmung. "Ich denke schon. Solange du nicht wieder rot wirst, wird niemandem etwas auffallen."
Richard gab Beatrice noch einen Kuss und legte seine Hand an ihre Wange. "Ja, morgen um diese Zeit wird alles sicher ganz anders aussehen. Und dann wird alle Welt wissen, dass du zu mir gehörst." stellte Richard zufrieden fest. Sie mussten nur Owen überzeugen und Richard wusste, dass das gar nicht so leicht werden würde.

Schon am nächsten Morgen hatten Richard und Beatrice sich gemeinsam auf die Suche nach Owen begeben und ihn um ein Gespräch gebeten. Der Priester war zwar skeptisch gewesen, hatte aber zugestimmt und saß ihnen nun abwartend gegenüber. Beatrice atmete einmal tief durch.
"Vater, wir müssen mit Euch sprechen. Wir...wir bedürfen Eures geistlichen Beistandes und Eurer Hilfe. Ich..." Ihr Blick huschte zu Richard und ein sanftes Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen.
"Wir lieben uns sehr und wir möchten gern vor Gott Mann und Frau werden. Darum möchten wir, dass Ihr uns traut. Je schneller, desto besser. Desto glücklicher werden wir sein."
Beatrice schaute Owen abwartend an und drückte leicht Richards Hand.

Richard beobachtete wie sich die Augen des Priesters leicht weiteten als Beatrice ihr Anliegen vorbrachte. Im nächsten Moment sah er sich genötigt einzugreifen. "Ich bitte Euch, Pater. Ihr müsst uns trauen. Ihr würdet uns damit unglaublich helfen, wir bitten euch."
Er wusste, dass das hier ein Problem werden würde. Er konnte nur hoffen, dass der Priester doch einlenkte.
"Nun, ich weiß nicht ..." begann dieser gerade zögerlich. "Ich würde es ja tun, nur leider scheint es mir hier mehr Dinge zu geben, die berücksichtigt werden müssen als nur eure Gefühle." bemerkte er und sah skeptisch zwischen Beatrice und Richard hin und her.

Beatrice seufzte. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn Owen einfach zugestimmt hätte. Er hatte ja recht...für ihn gab es natürlich einige Dinge zu bedenken. "Aber wenn Gott nicht wollen würde, dass wir heiraten, hätte er unsere Liebe dann zugelassen? Vater, wir bitten euch inständig. Wir warten schon so lange darauf, endlich zusammen sein zu dürfen. Wenn Ihr uns den kirchlichen Segen gebt, wird niemand mehr etwas dagegen sagen können, wenn wir zusammen sind. Ihr würdet uns damit unseren sehnlichsten Wunsch erfüllen und uns beide sehr glücklich machen. Es ist doch nicht von Belang, wer diese Heirat missbilligt. Solange sie vor Gott und der Welt besiegelt wurde...Dann sind wir endlich frei.", fuhr Beatrice fort. Sie mussten Owen einfach überzeugen.
"Wir wollen nicht in Sünde leben müssen, weil man uns das verwehrt. Denn eines steht fest, ich werde Richard niemals verlassen. Könnt Ihr das nicht verstehen. Helft uns, bitte..."

Richard beobachtete, wie sich die Augenbrauen des Priesters hoben und war sich sicher, dass das nicht unbedingt von Vorteil war.
"Ihr sprecht so als gäbe es da bereits etwas, das Ihr zu beichten hättet ..." bemerkte Owen und klang dabei sichtlich besorgt. "Ich würde mir eine Menge Ärger einhandeln, wenn ich das tue." stellte er fest und sah zwischen den beiden hin und her.
Richard atmete geräuschvoll aus. "Hört zu, wir können das hier im Guten klären, was ich sehr bevorzugen würde, oder ich muss deutlicher werden. Ich denke Ihr wisst, mit wem Ihr hier redet. Und auch, was das für Folgen für Euch haben könnte, wenn ich mit Euch nicht zufrieden bin." murmelte Richard und sah seinen Gegenüber fest an. Er hatte nicht das Bedürfnis um irgendetwas zu betteln. Man hatte ihm zu geben wonach er verlangte und das ohne Moralpredigten.

"Nein. Gibt es nicht, was denkt Ihr von uns?" Beatrice hasste es zwar, so schamlos lügen zu müssen, aber das blieb einfach ihre einzige Chance Owen zu überzeugen. "Ich meinte nur, dass ich ihn so sehr liebe, dass mich irgendwann auch die Konsequenz für mein Seelenheil nicht mehr schrecken wird.", erläuterte sie seufzend und drückte warnend Richards Finger. Er sollt ebloß aufpassen, dass er Owen nicht völlig verschreckte. Der Priester musste einfach einlenken...
"Außer meinem Vater muss niemand erfahren, dass Ihr uns getraut habt. Wir können schweigen. Ihr werdet also keine Konsequenzen zu befürchten haben. Wir bürgen dafür. Richard meint es nicht so...er ist nur ebenso verzweifelt wie ich. Wir wären Euch auf ewig dankbar.", relativierte sie Richards harsche Worte ein wenig, denn sie ahnte, dass sie damit bei Owen nicht ans Ziel gelangen würden.
Sie hatte gesehen, dass seine Miene sich verschloss. "Ich weiß nicht...irgendwelchen Ärger wird es garantiert geben. Und wenn es nur ist, dass Lord William mich entlässt, weil er damit nicht einverstanden ist."
Beatrice schüttelte den Kopf. "Das wird er nicht. Und Ihr seid unsere einzige Chance."

Richard knirscht verärgert mit den Zähnen. Doch, genau so hatte er es gemeint, aber er schluckte einen solchen Kommentar hinunter und schürzte statt dessen im nächsten Augenblick spöttisch die Lippen. "Seht an, der Priester hat Sorge, dass er auf der Straße landet." murmelte er und musste sich zusammen reißen, um Owen nicht mit verächtlichem Blick zu mustern. Stattdessen legte er den Kopf ein wenig schief und bedachte ihn mit einem langen Blick. "Darüber macht Euch mal keine Sorgen, selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, dass der Lordkanzler Euch vor die Tür setzt, werdet Ihr schon nicht ohne Arbeit dastehen. Solltet Ihr hinausgeworfen werden, weil Ihr uns getraut habt, dann werde ich Euch ohne zu Zögern in mein Gefolge aufnehmen." bot Richard schließlich an und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.
"Also, was sagt Ihr? Es gibt keinen Grund mehr, der Euch hindern sollte. Und wenn doch, sprecht Ihn aus, ich werde ihn aus dem Weg zu schaffen wissen."

Beatrice hoffte sehr, dass Richard damit nicht alles schlimmer machte und drückte sanft seine Hand. Sie hoffte so sehr und sah Owen abwartend an. Der Priester schien noch zu zögern, doch die Aussicht, dass auch der Zorn seines Herrn ihn nicht eines sicheren Zuhauses berauben konnte, räumte seine Angst doch ein wenig aus. Und er mochte Beatrice ja, er wusste, dass sie sich nichts mehr wünschte. Und war es nicht seine Aufgabe sie vor einem Leben in Sünde zu bewahren?
Owen atmete tief durch. "In Ordnung. Ich werde euch trauen. Wann soll es sein? Wollt ihr nicht zumindest deinen Eltern Bescheid sagen, Beatrice?", fragte er dann. Beatrice strahlte ihn an. "Ich danke Euch. Wirklich. Ich macht uns sehr glücklich damit."

Richard schloss kurz die Augen und atmete geräuschvoll aus als der Priester endlich einwilligte. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und er öffnete die Augen wieder, nickte seinem Gegenüber zu. "Ich danke Euch. Ihr werdet es nicht bereuen." erklärte er aufrichtig und sah dann kurz Beatrice an.
"Von mir aus gleich hier und jetzt, aber das ist deine Entscheidung, Beatrice." Er drückte sanft ihre Hand und lächelte. Endlich, endlich würde es besiegelt werden und dann konnte ihm niemand mehr dazwischen funken. Er hatte seinen Willen bekommen und würde nicht mehr auf Beatrice verzichten müssen.

Beatrice lächelte Richard an und überlegte einen Moment. "Ich denke, wir sollten es hier und jetzt tun. Dann ist es endlich besiegelt. Und wenn meine eltern das mit uns feiern wollen, können wir es danach noch tun. Mutter wird uns auf keinen Fall böse sein. Sie wird uns helfen, wo sie nur kann.", erklärte sie.
"Ich bitte Euch, Owen. Tut es jetzt. Dann sind wir endlich frei...ich will, dass dieses Versteckspiel endlich ein Ende hat."
Sie war glücklich, dass Owen ihnen keinen Stein mehr in den Weg legte.
"Nun, dann lasst uns in die Kapelle gehen. Ich besorge noch ein paar Dinge, ihr holt auch, was ihr braucht und wir treffen uns dort., schlage ich vor."

Nur wenig später standen sie in der kleinen Kapelle und warteten darauf, dass Owen mit den letzten Vorbereitungen fertig wurde. Ein leichtes Kribbeln zog sich durch Richards Körper. Endlich.
Er sah Beatrice an und legte ihr eine Hand an die Wange. "Habe ich dir heute schon gesagt, wie wunderschön du bist?" fragte er leise und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange als Owen sich zu ihnen umdrehte und den Blick zwischen den beiden hin und her gleiten ließ. Der Priester wirkte nun deutlich entspannter und schien sich tatsächlich mit dem Folgenden arrangiert zu haben. Der erste Schritt war also gemacht.
Richard konnte ein zufriedenes Grinsen nicht mehr unterdrücken als Owen endlich zu sprechen begann.

Beatrice schenkte Richard ein glückliches Lächeln. "Danke. Ich hätte dich wirklich gern in einem Hochzeitskleid geheiratet, aber ich denke, so geht es auch. Hauptsache, wir können zusammen sein."
Sie wandte sich Owen zu und folgte seiner Aufforderung, niederzuknien. Endlich...endlich konnte sie Richard heiraten. Sie sog jedes Wort des Priesters in sich auf, konnte die Augen aber nicht von ihrem Liebsten lassen.
"....Willst du, Beatrice de Dunstanville , Richard Plantagenêt lieben und ehren, ihm gehorchen und angehören, in Gesundheit und Krankheit, in guten und in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?"
Beatrice atmete langsam aus und sagte mit leuchtenden Augen: "Ich will."
Owen nickte zufrieden und wandte sich mit einem sanften Lächeln Richard zu.
"Und willst du, Richard Plantagenêt, Beatrice de Dunstanville lieben und ehren, sie schützen und bewahren vor allem Übel, in Gesundheit und Krankheit, in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?"

Richards Blick hing an Beatrices Lippen als sie die lang ersehnten Worte sprach und am liebsten hätte er sie jetzt schon an sich gezogen und geküsst, doch er riss sich zusammen und schluckte leicht, ehe Owen das Wort an ihn richtete.
"Ich will." antwortete er mit klarer, fester Stimme, den Blick weiterhin auf Beatrice gerichtet.
Was dann folgte, glitt einfach an ihm vorbei und nur halbherzig bekam Richard mit, dass Owen zum Ende kam und sie beide aufforderte sich zu erheben. Beatrices Hand fest in seiner, stand er auf und zog sie somit mit sich in die Höhe.
"Ihr dürft die Braut jetzt küssen." erklärte Owen mit einem leichten Lächeln um den Lippen und Richard zögerte keinen Moment, um Beatrice an sich zu ziehen und liebevoll ihre Lippen zu liebkosen.
"Endlich bist du mein." flüsterte er gegen ihre Lippen und küsste sie noch einmal ehe er seine Hand an ihre Wange legte und sich mit einem unverbindlichen Lächeln zu Owen umwandte. "Ich danke Euch vielmals."

Beatrice war unendlich glücklich, als sie endlich offiziell Mann und Frau waren. Jetzt konnte ihnen niemand mehr etwas verbieten. Jetzt durften sie zusammen sein, wenn sie es wollten. Für immer und ewig.
Sie erwiderte Richards Kuss liebevoll und als er sich von ihr löste, umarmte sie Owen kurz. "Ich ebenso...wir danken Euch von ganzem Herzen. Wenn Ihr irgendwann unsere Hilfe braucht, könnt Ihr ihrer versichert sein."
Beatrice lächelte und ergiff Richards Hand.
"Nun...dann lass uns meinen Eltern einmal die frohe Nachricht überbringen. Und am Besten..wir fangen mit meiner Mutter an, was meinst du? Das dürfte einfacher sein..."

Richard grinste schief und nickte. "Das ist wohl am besten, sonst warst du gerade die längste Zeit verheiratet." bemerkte er spöttisch. Denn auch wenn William sich vor Henry für die beiden stark gemacht hatte, so war es doch etwas ganz anderes, dass sie nun tatsächlich geheiratet hatten. Und noch dazu heimlich und ohne sein Wissen.
"Lass uns gehen." murmelte er dann zustimmend und zog Beatrice mit sich aus der Kapelle heraus. Draußen hielt er noch einmal inne, zog sie eng an sich und küsste sie leidenschaftlich und vollkommen ungeniert.
"Das wollte ich schon immer mal machen." murmelte er leicht keuchend als er sich wieder von ihr löste. Endlich mussten sie sich nicht mehr hinter verschlossener Tür treffen.

Beatrice seufzte leise und schlang die Arme um seinen Nacken, während er sie küsste. "Das wollen wir ja nicht...", murmelte sie dann lachend. "Und ich finde es sehr schön, dass wir uns nicht mehr verstecken müssen."
Sie lächelte und machte sich dann mit ihm gemeinsam auf den Weg.
Doch sie sollten kein Glück haben, ihr Vater war gerade bei Joanna und besprach mit ihr ein paar Dinge. Beide sahen auf, als das junge Paar eintrat und Joanna sah ihrer Tochter sofort an, dass etwas sich grundlegend geändert hatte.
Beatrice schmiegte sich an Richards Brust und lächelte, nahm ihren Mut zusammen.
"Wir...wir müssen euch etwas sagen.", begann sie langsam. "Wir....gehen ab nun gemeinsam durchs Leben. Und ihr habt seit heute einen Schwiegersohn."

Richard verfluchte sein Gott verdammtes Pech als sie das Gemach betraten und Joanna nicht alleine war. Am liebsten wäre er wieder umgedreht, doch das konnte er natürlich nicht tun. Jetzt durfte er den Schwanz auch nicht mehr einziehen, auch wenn es schwer werden würde.
William sah auf als seine Tochter mit Richard im Schlepptau eintrat. Der Anblick der beiden war für ihn mittlerweile halbwegs erträglich geworden und so überraschte es ihn nicht, dass sie zusammen her kamen. Was dann jedoch über die Lippen seiner Tochter kam, sorgte dafür, dass er die Hand entgeistert sinken ließ. Es dauerte einen Moment ehe er wirklich begreifen konnte, was er da gerade gehört hatte, dann wurde er mit einem Mal blass vor Zorn und ehe ihn irgendjemand hindern konnte, war William auf den Beinen.
Im nächsten Augenblick hatte er Richard am Kragen gepackt, so dass dieser sich plötzlich Beatrices Griff entrissen sah und an der Wand wieder fand.
"Du kleiner Bastard, was fällt dir eigentlich ein?" zischte William wütend. Er konnte nicht glauben, dass die beiden tatsächlich verheiratet sein sollten ... das konnte nicht sein. Er hatte sich wirklich Mühe gegeben und dann hinterging der Bengel ihn einfach und heiratete seine Tochter hinter seinem Rücken?

Beatrice hatte so eine Reaktion befürchtet und warf ihrer Mutter eine hilfesuchenden Blick zu. "Mylord! Ich habe lediglich die Frau geheiratet, die ich über alles liebe. Wir hatten lange genug Geduld.", verteidigte Richard sich gerade. Beatrice legte die Hand auf die Schulter ihres Vaters.
"Hör auf! Du warst doch nicht gegen unsere Hochzeit. Du hast uns gegen Henry geholfen! Aber da der König sich weiterhin querstellt, sind wir den einzigen Weg gegangen, den wir gehen konnten um eine gemeinsame Zukunft zu haben. Und ich liebe ihn.", ging sie dazwischen und sah ihren Vater eindringlich an.
"Lass meinen Mann los. Bitte.", forderte sie ihn auf. "Ich will nicht, dass ihr euch deswegen entzweit. Du weißt doch, wie sehr ich ihn liebe. Heute ist mein sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen."

"Lange genug?" höhnte William und ehe Beatrice die Hand auf seine Schulter legen konnte, ballte er die Hand zur Faust und schlug zu. Bei weitem nicht mit voller Kraft, doch immerhin so, dass Richards Kopf kurz zur Seite gerissen wurde. "Das war die Belohnung für deine Geduld." zischte er wütend und ließ Richard dann so unerwartet los, dass dieser im nächsten Augenblick Halt suchen musste.
Mit vor Wut dunklen Augen sah er Beatrice an. "Ich habe Euch geholfen, weil ich dachte, ihr wärt vernünftig genug, um zu warten bis die Zeit reif ist. Und die Höhe ist ja wohl, dass ich mir die größte Mühe gebe euch zu helfen und ihr habt nichts besseres zu tun als mir in den Rücken zu fallen in dem ihr euch hinter unserem Rücken verheiraten lasst."
Bei ihren nächsten Worte hatte William das Gefühl man würde ihm langsam und gemächlich ein Messer ins Herz treiben. Lass meinen Mann los ...
Langsam schloss William die Augen und seufzte dann als er resignierend einen Schritt zurück machte. Das konnte doch nun wirklich nicht wahr sein ...

Beatrice zuckte zusammen, als ihr Vater Richard schlug und legte die Hand vor den Mund. Wie konnte er das denn nur tun? Konnte er sie nicht verstehen? "Hör doch auf...." Sie schluchzte leise auf und RIchard wischte sich das Blut aus dem Gesicht und legte beruhigend den Arm um Beatrices Schultern. "Schon gut, Liebes...", murmelte er.
"Was ist denn so falsch, Vater? Was ist falsch daran, dass ich den Menschen heirate, den ich liebe? Die Zeit wäre niemals reif gewesen und das weißt du. Henry hätte niemals zugestimmt. Warum fallen wir dir in den Rücken, wenn wir heiraten? Du hast doch keine andere Verbindung für mich geplant. Das würdest du nie tun...Wäre es dir lieber, ich wäre seine Mätresse geworden?", widersprach Beatrice aufgebracht, hielt aber inne, als Joanna vortrat und sich einmischte.
Sie betrachtete die Beiden einen Moment und umarmte dann Beatrice, danach Richard. "Ich freue mich für euch beide. Auf dass ihr endlich glücklich werden könnt.", erklärte sie, auch wenn sie wusste, dass sie bei ihrem Mann damit auf Unverständnis stoßen würde. "Du wolltest doch, dass deine Tochter glücklich wird..."

Die Tatsache, dass Richard den Schlag ohne weiteres Theater akzeptierte nahm William den Wind aus den Segeln, machte ihn zudem jedoch trotzdem ausgesprochen wütend. Er knirschte verärgert mit den Zähnen. "Es geht um das Prinzip! Ihr hättet uns vorher Bescheid sagen müssen." knurrte er zornig.
Im nächsten Augenblick wäre ihm um ein Haar der Mund offen stehen geblieben. "Jetzt fängst du auch noch so an!" stellte er fest und bedachte Joanna mit missmutigem Blick. Wie konnte sie ihm denn so in den Rücken fallen? Er verengte wütend die Augen. "Natürlich wollte ich das, aber die beiden sind doch noch halbe Kinder! Wenn sie in ein, zwei Jahren geheiratet hätten und vor allem uns vorher informiert hätten ... ist das der Dank dafür, dass ich euch gegenüber Henry in Schutz genommen habe?"

"Du hättest es aber verboten, Papa. Und das woltle ich nicht. So kannst du Henry sagen, dass du von nichts wusstest und dass es allein unsere Schuld ist. Das erspart dir doch viel Ärger. Wir sind dir für deinen Beistand wirklich, wirklich dankbar. Aber wir sind alt genug für eigene Entscheidungen. Ich bin kein kleines Mädchen mehr. Ich bin eine Frau. In jeder Hinsicht."
Auch Joanna schüttelte den Kopf. "Natürlich fange ich so an. Ich weiß, dass Beatrice bei ihm in guten Händen ist. Es ist ihre Entscheidung. Und ich finde es sehr romantisch, dass sie dieses Wagnis für ihre Liebe eingehen. Sie scheuen den Ärger nicht, den sie sich dafür einhandeln. Die Konsequenzen sind egal. Nur ihre Liebe zählt. Und das finde ich gut. Ich freue mich über ihr Glück und ich bin nicht nachtragend. Ich verstehe, warum sie es uns nicht gesagt haben."

"Du -" William stockte, starrte Beatrice einen Augenblick sprachlos an, dann schnellte sein Kopf herum und er fixierte Richard mit vor Wut verengten Augen. Dessen Blick reichte William bereits als Antwort. Er trat ganz dicht an Richard heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter mit der er den jungen Rotschopf unerbitterlich fest hielt. "Bist du stolz auf dich?" zischte er so leise, dass nur Richard ihn verstehen konnte. "Stolz darauf, dass du mein kleines Mädchen verführt hast? Am liebsten würde ich diesen selbstgefälligen Blick aus dir herausprügeln, aber da bist du wohl genauso hoffnungslos wie dein Vater. Ich warne dich, Richard Plantagenêt, wenn sie deinetwegen auch nur eine Träne vergießt, dann mache ich dir die Hölle heiß." Seine Stimme war mit der Zeit immer ein wenig lauter gewesen, hatte trotzdem ein gedämpftes Knurren kaum übertroffen.
William ließ Richard wieder los und sah Joanna mit geschürzten Lippen an. "Romantisch, dass ich nicht -" lache. hatte er eigentlich sagen wollen, doch wieder blieb ihm der Rest des Satzes im Halse stecken.
Da war es wieder, das Messer in seiner Brust, das Joanna gerade langsam und genüsslich herum drehte. Auf was sie anspielte, stand vollkommen außer Frage und das machte ihn fast noch wütender als dieses ganze Szenario mit Beatrice und Richard.
"Und wie lange willst du mir das noch vorwerfen? Bis ich tot ins Grab falle?" zischte er wütend.