William und Joanna - 1171

William grinste. "Keine Sorge, ich habe schon über die richtigen Dinge mit ihm gesprochen. Außerdem denke ich, dass wir noch getrost ein, zwei Jahre Zeit haben bis er sich wirklich in Schwierigkeiten bringen könnte. Robert will zwar gerne den Anschein erwecken, dass er schon erwachsen genug ist, doch in vielerlei Hinsicht ist und bleibt er einfach noch ein Kind." Immerhin war der Junge auch erst zwölf. William gestattete ihm also durchaus noch etwas Zeit in der er ihn noch nicht mit Argusaugen beobachten musste.
"Das ist er. Ich bin wirklich stolz auf ihn. Er wird einmal meine Fußstapfen mehr als würdig ausfüllen." bemerkte er zufrieden.
William grinste nur und gab Joanna einen Kuss. "Wie du meinst, meine Schöne." murmelte er zärtlich gegen ihre Lippen.

Joanna sah ihn zweifelnd an und nickte dann. "In Ordnung. Ich überlasse das dir. Aber ich will nicht, dasser irgendwann beichten muss, dass er ein Mädchen in Schwierigkeiten gebracht hat." In dem Punkt war sie wirklich ziemlich empfindlich und daher würde sie das ihren Söhnen auch nicht durchgehen lassen. Und wenn es nur eine Bauernmagd war, Joanna würde in diesem Fall dafür sorgen, dass derjenige das Mädchen heiratete ihre Söhne mussten lernen Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.
"Du kannst auch sehr stolz auf ihn sein. Er wird seine Sache gut machen und er lechzt nach deiner Aufmerksamkeit und deinem Lob. Das ist das Größte für ihn."
Sie erwiderte seinen Kuss und lächelte. "Und was machen wir jetzt?"

"Mach dir keine Sorgen, darum kümmere ich mich schon." beruhigte William sie und versuchte ihr ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen. Er sah in dieser Sache noch einiges an Schwierigkeiten auf sie zukommen, denn er wusste, wie genau Joanna es in diesem Punkt nahm, er selbst hingegen eigentlich eher weniger.
William lächelte zufrieden. "Dann soll er auf der Reise nach Oxford genug Gelegenheit bekommen sich mein Lob zu verdienen." entschied er ruhig und gab Joanna einen Kuss. "Er liebt dich als seine Mutter im Übrigen ebenfalls über alle Maßen." erwiderte er zärtlich und dachte an die Unterhaltung mit Robert zurück, ehe er mit den Schultern zuckte.
"Es ist schon später, ich denke nicht, dass ich mich heute noch einmal an irgendwelche Aufgaben mache ... ich stehe Ihnen also frei zur Verfügung, Mylady."

"Wenn du das sagst...Er wird sich sehr freuen, wenn du ihn mitnimmst. Solche Gelegenheiten sind selten für ihn. Und bald muss er wirklich eine gute Ausbildung kriegen. Aber das ist dein Part. Solange es ihm gut geht."
Joanna errötete ganz leicht und lächelte strahlend. "Ach ja? Tut er das? Wie schön...das freut mich sehr. Woher weißt du das? Habt ihr über mich gesprochen?"
Sie genoss den Gedanken, dass er nun den ganzen Abend Zeit für sie haben würde und überlegte einen Moment. "Dann lass uns einen schönen gemütlichen Abend verbringen. Aber du könntest ja mir etwas Gutes tun und mich zur Abwechslung mal massieren, um mir meine Kreuzschmerzen erträglicher zu machen.", schlug sie ein wenig spöttisch vor.

William nickte und seine Mundwinkel zuckten verräterisch als Joanna errötete. "Haben wir. Er hat natürlich wissen wollen, wie Philippe sein Halbbruder sein kann, wenn ich damals doch bereits mit Isabel verheiratete gewesen war. Und so kamen wir vom einen ins andere und auch darauf, dass du für ihn von klein auf dagewesen bist und er in dir seine Mutter sieht." William lächelte und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. "Er hat dich doch immer schon vergöttert. Noch ein Punkt in dem er seinem Vater nur zu ähnlich ist."
William legte den Kopf schief und maß Joanna mit tadelndem Blick. "Das tue ich gerne. Allerdings sollten wir zusehen, dass wir hinein kommen, wenn dir der Rücken weh tut."

Joanna seufzte ein wenig gerührt. "Er hat es mir von Anfang so leicht gemacht ihn zu lieben. Er war immer ein liebenswürdiges Kind und ich werde nie vergessen, wie er mich begrüßt hat an dem Tag, als wir aus Frankreich zurückkamen. Als er seine kleinen Händchen auf meinen Bauch gelegt hat. Ich vergesse die meiste Zeit, dass ich ihn gar nicht zur Welt gebracht habe." Sie lächelte. "So, du vergötterst mich also? Wie schön, dass du das auch jetzt noch zu mir sagst."
Sie strich ihm sanft über die Wange und erwiderte seinen Blick dann belustigt. "William...ich bin hochschwanger und kugelrund, was erwartest du denn? Dass ich Rückenschmerzen habe, ist dabei wirklich nichts Besonderes und kein Grund den ganzen Tag drinnen zu sitzen. Ich kenne es mittlerweile...und ich bin nicht krank."

William lächelte gutmütig. "Du warst von Anfang an eine wundervolle Mutter. Für alle beide. Auch wenn Beatrice ein wenig gebraucht hat, du hast ihr die nötige Zeit gegeben." Er legte seine Hand an ihre Wange und strich zärtlich darüber. "Und wie ich das tue ... wenn Lionel davon wüsste, würde er mich als Ketzer verbrennen wollen, so sehr ..." scherzte er mit leiser Stimme.
William zog über ihren belustigten Tonfall eine Augenbraue in die Höhe. "Wie du meinst ... aber lass uns trotzdem hinein gehen. Dann kann ich dich auch gleich ein wenig verwöhnen." versprach er und hoffte, dass er sie so dazu bekam, sich ein wenig hinzulegen. Er wusste, dass es bald soweit sein würde, dass sie auch im liegen kaum noch eine bequeme Position fand also sollte sie die Zeit in der es noch nicht so war lieber ausnutzen.

"Ich habe zumindest mein Bestes gegeben. Immerhin hatte ich als Mutter noch keine Vorerfahrung. Ich konnte nur meinem Instinkt vertrauen und der hat offenbar richtig gelegen."
Joanna grinste amüsiert, als sie Williams Absichten durchschaute, beschloss aber, dass sie heute nicht in rebellischer Stimmung war und so seiner Aufforderung folgen würde.
"Na gut...dann lass uns gehen...ich kann es wirklich kaum erwarten. Und keine Sorge, ich ruhe mich schon aus, wenn ich es brauche."

Unter dem kritischen Blick des Erzbischofs ließ William sich langsam auf die Knie sinken. Er wünschte sich von ganzem Herzen gerade möglichst weit weg, doch es war ihm nicht vergönnt dem Szenario zu entkommen, das sich gleich in der Kathedrale von Canterbury abspielen sollte. Er selbst war angewiesen wurden sich in einer der hinteren Bankreihen aufzuhalten und zu beten, als Vorbereitung auf das, was ihm gleich bevorstand, sobald Henry seine Geißelung hinter sich gebracht hatte.
William brauchte gar nicht hin zu sehen, er wusste auch so, dass der Erzbischof gerade den Arm hob um für den ersten Schlag mit der Geißel bereit zu sein. William schloss die Augen, doch allein das Geräusch des Leders, das auf Henrys entblößten Rücken hinab sauste reichte bereits um ihm das Szenario lebhaft vor Augen zu führen.
Er ballte die Hände zu Fäusten und bemerkte mit einer dumpfen Befriedigung, dass Henry wenigstens keinen Laut von sich gegeben hatte. Wenigstens diese Genugtuung würde er niemandem liefern, so viel war klar.

Henry biss die Zähne zusammen und unterdrückte ein Stöhnen. Er würde diesem Bastard nicht merken lassen, dass die Peitsche ganz schön schmerzte. Wie gedemütigt er sich doch fühlte...dabei hatte er das doch gar nicht verdient. Er hatte Becket nicht getötet! Nicht töten lassen....Henry schloss fest die Augen und ballte die Hände zu Fäustern, doch sonst merkte man ihm nichts an. Aber Williams Präsenz gab ihm ein wenig mehr Kraft.
Eins.....zwei....drei....vier, zählte er in Gedanken mit, um es sich leichter zu machen.
Sein Rücken brannte wie Feuer und mit jedem Schlag wurde es schlimmer Ruhe zu bewahren. Ihm graute davor in diesem Zustand die Nacht an Beckets Grab zu verbringen. Aber bald würde er es hinter sich haben...

William hatte in Gedanken mitgezählt und atmete geräuschvoll aus als endlich der Nachhall des letzten Schlages verklungen war. Er schloss kurz die Augen, dann erhob er sich langsam und schluckte, ehe er den Blick hob.
Er begegnete kurz dem Blick des Bischofs, der ihm mit einer knappen Geste bedeutete heran zu treten. William zögerte einen Augenblick, dann kam er langsam näher. All das hier war so fürchterlich widersinnig. Henry mochte unbedarfte Dinge gesagt haben, aber das hier, ließ sich trotzdem nicht rechtfertigen ... und der längste Teil stand ihnen nun noch bevor. Und William war sich nicht sicher, ob es am Ende der Nacht nicht ähnlich schmerzhaft werden würde an Beckets Grab zu Knie, wie das, was Henry gerade so stumm über sich hatte ergehen lassen müssen.
Einer der Diener gab William Henrys Hemd, während der Erzbischof noch einmal vor den Sünder trat, um ein letztes Mal das Wort an ihn zu richten, bevor sie zum nächsten Teil der Buße übergehen würden. Dabei offenbarte er William den Blick auf seinen Cousin, der noch immer auf dem Boden der Kathedrale kniete. Unweigerlich zog sich Williams Magen zusammen als er auf Henrys Rücken starrte, der sich durch die leicht beschleunigte Atmung eilig ein wenig hob und senkte.

Henry antwortete nicht, als der Erzbischof erneut mit ihm sprach und nickte nur knapp. Er hatte das Gefühl keinen Satz mit angebrachter Höflichkeit herausbringen zu können und da er eine solche Erfahrung nicht wiederholen wollte, schwieg er lieber erst einmal.
Langsam leerte sich die Kathedrake und man ließ ihn mehr und mehr in Frieden, nur einige Mönche waren geblieben, um seine Buße zu überwachen. Schließlich sollte gewährleistet sein, dass er die ganze Nacht ausharrte.
Als William zu ihm trat, hob Henry mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht den Blick. "Sei so gut und hilf mir..ich glaube, alleine komme nicht hoch und zum Grab."
Und es würde eine sehr, sehr harte Nacht für ihn werden.

William musste wirklich an sich halten als er die Worte des Erzbischofs mit anhörte. Sünder ... aufrichtig bereuen ... angemessene Buße für Eure Taten ... Am liebsten hätte William dem Mann gezeigt was er in diesem Augenblick eigentlich für angemessen hielt.
Allerdings schwieg er mit gesenktem Blick bis sie fast gänzlich allein waren und ging dann neben Henry in die Hocke noch bevor dieser das Wort an ihn richtete.
William nickte kurz und faltete dann das Hemd auseinander, dass er vorhin von dem Diener bekommen hatte, um es Henry über zuziehen. "Das werde ich. Aber erst zieh das hier an." forderte William ihn leise auf und half ihm dabei, das Hemd anzuziehen. Auch wenn es sicher nicht gerade angenehm war, es würde in der Kathedrale kühl werden heute Nacht und wenigstens ein bisschen Schutz davor war ihnen immerhin vergönnt.
Dann half er Henry vorsichtig auf die Beine und stützte ihn so gut es ging.

Henry schüttelte den Kopf. "Nicht.", protestierte er halbherzig. "Das tut weh." Der Stoff rieb an den offenen Wunden, aber WIlliam hatte ja recht. Es würde kühl werden. Und so würde immerhin kein Schmutz in die Striemen gelangen. Auch, wenn es höllisch schmerzte.
Er ließ sich von William hochziehen und stützen, auch wenn sich das sehr schwierig gestaltete.
"Pass auf, ja?", bat er leise. Sein geamter Rücken und seine Seiten fühlten sich an, als hätte er keinen Zentimeter Haut mehr dort. Als hätte man ein Feuer entzündet...
"Wenn sie alle mich jetzt sehen könnten...."Henry verzog das Gesicht. "Ich weiß nicht, wie ich diese Nacht durchstehen soll..", gestand er schließlich leise.

William ignorierte Henrys Protest schlichtweg. Eine Diskussion hätte eh keinen Zweck gehabt und sie wussten beide, dass es notwendig war. Er nickte lediglich erneut als Henry ihn bat vorsichtig zu sein.
"Wenn sie dich sehen könnten, dann würden sie ihren König sehen, der zu unrecht gestraft wurde und trotzdem keinen Laut über seine Lippen hat kommen lassen und der nun mit erhobenem Haupt zum Grab seines ehemaligen Erzbischofs geht, wenn auch mit ein wenig Hilfe." er warf Henry einen bedeutsamen Blick zu und lächelte knapp.
"Auch wenn du nicht weißt wie, du wirst es schaffen." prophezeite William und atmete leise aus. "Das schwöre ich bei allem was mir heilig ist, mein König." murmelte er leise und drückte leicht Henrys Hand, die auf seiner Schulter ruhte. "Ich werde nicht zulassen, dass sie Euch scheitern sehen werden."

Henry lächelte leicht über WIlliams Worte und war eine Weile still. "Nun, wenn ihnen das genügt, dann ist es ja gut." Henry hob den Blick. "Ich bin sehr froh, dass du mitgekommen bist, William. Ohne dich wäre das alles ein wenig anders gelaufen und so einfach würde ich nicht zum Grab kommen. Du musst mich heute Nacht wach halten. Lass nicht zu, dass ich einschlafe und mich drücke." Wenn er das schon machen musste, dann wenigstens in Würde.
Man konnte ja nicht alles haben. Er musste sich jetzt wirklich konzentrieren, aber er war sehr dankbar, dass er auch geistig nun nicht allein war. Das hier war schwer für ihn.
"Danke....", murmelte er.

William zuckte leicht mit den Schultern. "Das war das Mindeste, was ich tun konnte." erwiderte er ruhig. "Immerhin trage ich in gewisser Weise meinen Teil der Schuld dazu bei, dass es soweit gekommen ist." Wenn er nur fünf Minuten eher dort gewesen wäre ...
"Außerdem ist es meine Pflicht als Euer Vasall, mein König. Und nicht zuletzt als dein Cousin und Freund, Henry." murmelte er.
William dankte Gott einen Moment lang, dass er so etwas noch nie über sich hatte ergehen lassen müssen und so nur eine vage Vorstellung davon hatte, wie Henry gerade litt. Aber es schmerzte ihn so schon, seinen Cousin so zu sehen ... die Demütigung war ohne Zweifel perfekt gewesen.
William schüttelte leicht den Kopf. "Dafür brauchst du mir nicht zu danken, mein Freund."

"Naja, immerhin warst du nicht so ein Trottel wie ich und hast unbedeutende Äußerungen gemacht. Aber man kann ja nicht alles haben, nicht wahr. Das ist eben die Strafe dafür, dass ich so ein Hitzkopf bin.", gestand Henry freimütig ein.
"Aber ich danke dir für deine Treue. Wirklich. Ich war nicht immer so loyal zu dir. Und jetzt lass uns gehen...sonst meinen diese Mönche noch, sie müssen uns ermahnen..."

"Nun, das war schon immer der feine Unterschied zwischen uns. Ich wusste mich im richtigen Moment noch immer zu beherrschen. Aber letztlich sind wir doch auch nur Menschen." erwiderte William und warf Henry einen Blick zu. Nie hätte er erwartet diesen Mann einmal so sprechen zu hören. Und in gewisser Weise beunruhigte es ihn fast.
"Wir haben alle nur getan, was wir tun mussten." gab William zurück und setzte sich dann langsam in Bewegung, damit sie zum Grab hinüber kamen. "Selbst wenn mein Eid mich nicht ohnehin daran binden würde, ich würde dir trotz allem bis in den Tod folgen. Du weißt, dass meine Treue einzig und allein dir gehört."
Und William konnte nur hoffen, dass Henry das wirklich begriffen hatte. Er würde nie vergessen, wie Louis ihm die Nachricht von seiner Verbannung überbracht hatte ... und William war sich nicht sicher, ob er so etwas noch einmal durchstehen würde.

"Ja, ich weiß. Du warst schon immer die Beherrschung in Person. Im Gegensatz zu mir. Deshalb bist du ja auch mein Lordkanzler...", murmelte Henry seufzend und schleppte sich neben William her. Jede Bewegung fiel ihm schwer, weil sein Rücken spannte. Wie er die ganze Nacht wohl auf Knien verbringen sollte?
"Ja, ich weiß...das war ein Fehler daran zu zweifeln. Du hast mich noch nie im Stich gelassen. Selbst jetzt nicht...obwohl ich mich vermutlich gerade nicht sehr würdevoll darstellen kann. Wenigstens sieht das außer dir niemand."
Er seufzte leise und ließ sich vor dem Grab mühsam auf die Knie sinken. "Wenn man bedenkt, dass Thomas mal mein Freund war..."

"Das wiederum ist ohne Zweifel eine Übertreibung, Henry." erwiderte William spöttisch. Immerhin hatte er ein ähnlich hitziges Gemüt wie sein Cousin, nur hatte er gelernt sich im Griff zu behalten.
Williams Nasenflügel bebten leicht, das war jedoch die einzige Gefühlsregung zu der er sich hinreißen ließ. "Ich an deiner Stelle hätte vermutlich nicht anders gehandelt." erwiderte William mit ruhiger Stimme. "Wie ich schon sagte, wir haben alle getan, was getan werden musste ... du genauso."
William half Henry dabei umsichtig auf die Knie zu kommen und ließ sich dann ebenfalls neben ihm nieder sinken. Es würde eine lange Nacht werden für sie beide, so viel stand fest.
"Er war ein guter Mann und es ist schade um ihn. Auch wenn unser Verhältnis durch seinen Starrsinn zuletzt deutlich vergiftet war ... seinerzeit war er ein guter Freund."

Henry grinste matt. "Dass du das einmal verteidigen würdest, wenn ich schon Fehler eingestehe.", lachte er tonlos und stützte sich einen Moment auf den Oberschenkeln ab.
"Er war einmal ein guter Freund, das ist wahr. Aber das ist auch lange her und er hatt uns das Leben nicht gerade leicht gemacht. Aber...sei es drum. Nun ist es ohnehin zu spät. Also lass uns einfach beten, dass uns das hier nicht mehr allzu lange nachhängt. Ich will endlich meine Ruhe. Und zurück zu Jane und den Kindern..."
Bei seiner Liebsten würde er sich sicher nicht mehr so miserabel fühlen. "Vielleicht geht diese Nacht dann schneller um."

"Besondere Anlässe erfordern hin und wieder besondere Zugeständnisse." entgegnete William schlicht und schloss kurz die Augen, ehe er die Hände zum Gebet faltete.
"Ja, das sollten wir tun. Und für eine kurze Nacht beten ... auch wenn unsere Bitten in dieser Hinsicht vermutlich ungehört bleiben werden." murmelte er und warf einen letzten Blick auf Henry, ehe er auf den Steinernen Deckel starrte, der so behauen war, dass er Thomas beinahe sogar wirklich ähnlich sah. William war meist der Meinung, dass eine solche Figur nie das Antlitz eines verstorbenen wirklich einfangen konnte, doch hier schien es tatsächlich gelungen. Es kam ihm vor als würden die dunklen Steinaugen ihn direkt anstarren ... aber vermutlich lagen seine Nerven einfach nur blank.

Henry stöhnte leise auf, als endlich die Sonne aufging und ihre ersten Strahlen durch die Fensterbögen der Kathedrale schickte. Er war irgendwann in einer Art Trance verharrt, hatte sich nicht mehr wirklcih gerührt und das rächte sich jetzt. Sein Rücken war eine einzige Verspannung und die am Hemd angetrockneten blutigen Striemen brannten und spannten bei jeder noch so kleinen Bewegung.
Er hatte keine Ahnung, wie er aufstehen, geschweige denn heimreiten sollte. Das war eine wirkliche Herausforderung und er warf William einen untypisch hilfesuchenden Blick.
"Endlich ist diese Nacht vorbei.." Es war doch ein wenig unheimlich gewesen am Grab und er war sehr froh um Williams Gesellschaft. Alleine hätte das Ganze noch mehr von ihm verlangt.

William stieß geräuschvoll die Luft zwischen den Zähnen hervor als die ersten Lichtstrahlen den Boden der Kathedrale berührten und somit das Zeichen gaben, dass ihre Nacht an Thomas Beckets Grab endlich vorüber war.
Seine Knie schmerzten und seine Augen brannten leicht von den Bemühungen sich in dieser starren Pose trotz allem Wach zu halten. Und das war zweifellos kein einfaches Unterfangen gewesen.
William nickte und kam dann umständlich auf die Beine. Er schloss kurz die Augen als der Schmerz durch seine verspannten Rückenmuskeln schoss und seufzte leise. "Ja ... endlich." murmelte er und versuchte dann Henry möglichst vorsichtig auf die Beine zu bekommen. "Willst du wirklich heute noch zurück reiten?" murmelte William leise.
Eine Nacht in Canterbury in einem weichen Bett wäre sicher förderlich bevor sie wieder in die Sättel stiegen.