William und Joanna - 1171

"Jane...es tut mir leid. Es ist nur im Moment alles so viel. Nur deshalb habe ich ja erst angefangen mich zu betrinken. Ich habe mit Richard nur Probleme. Ich wünschte, ich hätte dir diesen schönen Moment geben können. Aber ich habe es schon wieder vermasselt, ich weiß. Ich bin für sowas nicht zu gebrauchen."
Nicht einmal sein wirklich ernst gemeintes Versprechen konnte ie dazu bringen ihm zu vergeben. Offenbar hatte er es wirklich geschafft sie endgültig zu vergraulen. Dabei liebte er sie doch wirklich, dabei hatte er sie nie angelogen.
"Dann...dann sag mir doch, was ich machen soll. Was soll ich tun, damit du mir wieder vertraust? Jane...ich weiß nicht, was ich machen soll, ich kann die Zeit doch nicht zurückdrehen. Aber ich liebe dich wirklich..ich will dich nicht verlieren."
Er schaute sie an und dachte einen Moment nach. "Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, ich habe bei dir alles. Vielleicht...vielleicht wegen Richard. Weil er sie sich genommen hat ohne mein EInverständnis...und ich das meinem Sohn nicht gönnen kann. Ich weiß nicht, warum ich so bin...eigentlich will ich das gar nicht."

"Du machst dir mit Richard nur Probleme." erwiderte Jane trocken, verzichtete jedoch darauf ihm noch einen weiteren Vortrag zu halten.
Stattdessen schüttelte sie traurig den Kopf und schlang die Arme um den Oberkörper. "Ich kann dir nicht sagen, was du machen sollst, Henry. Ich weiß einfach nicht, ob ich dir vertrauen kann ... sowas reparierst du nicht mit ein paar Worten." Sie seufzte leise. "Ich brauche Zeit." Zeit um nachzudenken und um sich darüber klar zu werden, wohin das alles führen sollte. Und vor allem Zeit, um zu sehen, ob Henry es wirklich ernst meinte, was er da gerade beteuerte.
Jane sah ihn noch einen Moment schweigend an, dann nickte sie knapp. "Henry ... ich muss nach Aileen sehen. Sie wird sicher bald aufwachen und ich will nicht, dass sie dann alleine ist." erklärte sie dann.

"Ich kann aber einfach nicht anders, Jane. Ich kann das nicht so hinnehmen und das weißt du auch. Darüber müssen wir nicht mehr diskutieren, das haben wir schon."
Henry betrachtete Jane ebenfalls traurig und nickte. "Wenn du meinst. Du bekommst alle Zeit, die du brauchst. Ich will dich nicht verlieren, Jane. Und die Kinder auch nicht." Gerade die kleine AIleen liebte er über alles, hatte er doch solche Sorgen um sie und um ihre Mutter ausgestanden bei ihrer Geburt.
Er seufzte leise. "Dann...dann sieh nach ihr. Ich denke, du willst wohl lieber allein sein."
Warum musste er nur so ein Mistkerl sein? Warum konnte er sich nicht ein einziges Mal beherrschen?

Jane machte eine abwehrende Handbewegung. Diese Diskussion brauchten sie wirklich nicht mehr zu führen. "Danke." erwiderte sie dann einfach und meinte es auch wirklich ehrlich. Sie war froh, dass er ihr den Freiraum gab und ihr die Zeit ermöglichte über alles nachzudenken.
"Nein, eigentlich würde ich es viel lieber haben nicht alleine zu sein, doch ich ertrage deine Nähe gerade einfach nicht mehr." erklärte Jane und löste sich dann von ihrem Platz, um an Henry vorbei zu treten. Nur wenige Schritte später hielt sie jedoch noch einmal inne und drehte sich, mit einer Hand auf dem Bauch, zu ihm herum.
"Auch wenn es nicht der richtige Moment gewesen ist, wäre es dennoch schön gewesen, wenn du dich ein wenig über das Kind hättest freuen können." Ihre Stimme hatte eine seltsame Mischung aus Enttäuschung und Verletzung in sich als Jane sich doch wieder umwandte und sich aufmachte um zu Aileen zu gehen.

Henry hatte Jane zwei Tage in Ruhe gelassen, weil er sie nicht bedrängen wollte. Doch heute wollte er ihr beweisen, dass er sich mehr Gedanken machte, als sie ihm zutraute und auch sensibler sein konnte als sie dachte.
Er kam diesmal nicht durch die Geheimtür, sondern durch die Haupttür, damit sie nicht den Eindruck bekam, dass er wieder irgendwelche Hintergedanken hatte. Dass er sich ehrlich bemühte, sollte sie sehen, schließlich wollte er ihr Vertrauen zurück gewinnen.
"Jane, hast du kurz Zeit für mich?", fragte er und trat dann ein.
Sie saß in einem der Sessel und war mit irgendeiner Handarbeit beschäftigt. Die Kinder machten wohl ihren Mittagsschlaf, aber das war ihm vorerst recht, so waren sie ungestört.
Henry ging neben dem Sessel in die Hocke. "Was machst du Schönes? Etwas für das Kind?", fragte er dann leise und betrachtete sie aufmerksam. "Hör zu, du hast mich falsch verstanden. Ich war einfach viel zu perplex um meine Freude wirklich zeigen zu können. Aber...das will ich nachholen."
Er zog aus einer seiner Taschen einen kleinen Plüschhund, den er bei einem Händler in der Stadt erstanden hatte und legte ihn Jane in den Schoß. "Schau, für unseren Nachwuchs. Ich will dir zeigen, dass ich mich wirklich darauf freue. Ich werde mich über jedes Kind freuen und für jedes Kind dankbar sein, dass du mir schenkst. Ihr sie doch meine wirkliche Familie."

Jane sah auf und seufzte innerlich, nickte dann aber. "Natürlich. Komm herein." forderte sie Henry auf und ließ das Kleidchen sinken, dessen Ärmel sie gerade mit einem einfachen, aber schönen Muster bestickte. "Nein, das hier ist Aileens Kleidchen. Ich wollte es gerne ein klein wenig verschönern." erklärte sie ihm und sah Henry forschend an. Er war sicher nicht her gekommen, um zu erfahren, was sie gerade tat.
Jane zog eine Augenbraue in die Höhe und nahm ein wenig zögerlich das kleine Plüschtier in die Hand, das Henry mitgebracht hatte. Sie besah den Hund einen Moment erstaunt und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Diese verfluchten Stimmungsschwankungen während der Schwangerschaft!
"Das ist wirklich lieb von dir, Henry." flüsterte sie und strich ihm mit der Hand zärtlich über die Wange und lächelte leicht.

Henry betrachtete das Kleidchen einen Moment interessiert und nickte dann. "Es wird bestimmt sehr schön aussehen, wenn es fertig ist. Geht es den Kleinen gut?"
Er hatte heute noch keine Zeit gefunden bei ihnen vorbei zu sehen, aber das woltle er am Nachmittag auf jeden Fall noch tun, sobald er sich Zeit stehlen konnte dafür. Schließlich hatte er versprochen sich zu bemühen ein guter Vater zu sein. Vielleicht konnte er Janes Vertrauen auch so zurück erobern. Zumindest ein klein wenig.
Er war in jedem Fall froh, dass seine Idee so gut ankam. Er legte die Hand auf ihre auf seiner Wange und erwiderte zaghaft ihr Lächeln. "Es ist mir wirklich nicht egal, Liebes.", beteuerte er.
"Und ich würde alles tun, damit du mir irgendwann verzeihen kannst."

Jane lächelte schwach über sein Kompliment bezüglich ihrer Stickerei und nickte dann. "Sie schläft gerade, aber sie wäre sicher überglücklich, wenn ihr Vater sie nachher besuchen kommt. Und Harry ebenso."
Als Henry seine Hand auf ihre legte, war es um ihre Beherrschung geschehen und Jane spürte die Tränen heiß über ihre Wangen laufen. Sie legte das Kleidchen auf den Beistelltisch und ließ sich dann vom Sessel gleiten, um sich neben Henry zu knien. "Ich will ja" murmelte sie leise und schlang die Arme um Henry. "Ich will dir wirklich verzeihen, aber es fällt mir so furchtbar schwer ..." flüsterte sie und legte den Kopf an seine Brust, während die Tränen sich weiter ihren Weg suchten.

"Ja. Ich werd mir später etwas Zeit für die Kinder nehmen, sobald ich kann.", erklärte Henry zustimmend und lächelte. Schließlich sollten sie ja nicht vergessen, dass er ihr Vater war,
Als Jane die Tränen über die Wangen kullerten, seufzte er und zog sie eng an sich um sie zu trösten. "Ich weiß. Ich weiß und ich war ein Idiot." Er strich ihr sanft durch den Schopf.
"Immerhin willst du mir schon einmal verzeihen. darauf kann ich warten. Lass dir nur Zeit, aber immerhin haben wir uns angenähert. Es wird alles gut werden. Nicht weinen, Jane. Ich mache es wieder gut..."

Als Henry sie an sich zog, entspannte Jane sich das erste Mal seit ihrem Streit vor ein paar Tagen wieder ein wenig. Sie schmiegte sich eng an ihn und ließ seine angenehme Wärme auf sie wirken, atmete seinen Duft ein und schloss die Augen. "Natürlich will ich das ... Henry, ich liebe dich über alles." murmelte sie und genoss seine leichte Berührung, während ihre Tränen langsam weniger wurden.
"Du solltest noch einmal mit William sprechen." erklärte sie dann und öffnete die Augen, um zu ihm auf zu sehen. "Und auch mit Beatrice. Du musst dich wirklich dafür entschuldigen und zwar nicht nur bei mir."
Jane strich mit einer Hand über seine Wange und sah ihn bittend an. "Das wäre mir wirklich wichtig. Bitte, Henry."

Henry atmete erleichtert ein, als er so freundig empfangen wurde. Sanft strich er Jane durch das Haar,alles war völlig egal. Es ging nur noch darum, dass sie da war und seine Nähe zuließ.
"Ich liebe dich auch....mehr als alles Andere." Er wischte ihr die versiegenden Tränen von den Wangen und küsste sie darauf. Dann aber zögerte er. "ich bin nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist, Jane. Ich weiß, dass es dir wichtig ist, aber ich bin gar nicht sicher, ob sie das überhaupt brauchen, bei dem, was ich angerichtet habe und ob sie mich überhaupt sehen wollen, nachdem, was ich getan habe... Gerade Beatrice und WIlliam...", fügte er hinzu. "Ich bin davon nicht so sehr überzeugt."

Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken als Henry ihre Tränen wegwischte und sie sanft küsste. Ihr Körper, dieser Verräter, war einfach viel zu empfänglich für diesen Mann! So leicht wollte sie es ihm nun schließlich auch noch nicht machen.
Im nächsten Augenblick stöhnte Jane leise und schüttelte kurz den Kopf. "Henry, du bist so ein fürchterlicher Dummkopf." murrte sie genervt. "Nur weil es unbequem ist, kommst du aus dieser Sache sicherlich nicht raus. Du solltest zu erst mit William reden. Wenn du das nicht wieder gerade rückst, dann wirst du es dir mit ihm auf ewig verspielt haben, glaub mir."
Sie sah ihn ernst an, dann tauchte plötzlich ein Grinsen auf ihren Lippen auf. "Oder möchtest du etwa lieber mit Joanna darüber sprechen?"

"Natürlich ist es unbequem! Was soll ich ihm denn sagen?" Henry seufzte leise. "So einfach ist das nicht. Er wird mir das nie verzeihen. Beatrice ist doch sein Augapfel. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich kann mich so oft entschuldigen wie ich will, er wird mir nicht verzeihen."
Henry hob eine Augenbraue und warf ihr einen spöttischen Blick zu. "Sehe ich so aus? Wohl kaum. Joanna würde mir die Augen auskratzen! Da nehme ich doch lieber in Kauf, dass William mir die Nase bricht. Viel hat nicht gefehlt."
Er schwieg und zog sie noch einmal an sich.
"Ich liebe dich..."

Jane bedachte Henry mit einem tadelnden Blick. "So, das nimmst du einfach an und deswegen versuchst du es erst gar nicht?" fragte sie skeptisch. "Henry, für den König von England handelst du manchmal wirklich erbärmlich." bemerkte sie trocken. Dann verpasste sie ihm einen leichten Schlag auf die Brust. "Na also! Dann hoch mit dir und sprich mit ihm. Wenn er es dir wirklich auf ewig übel nehmen würde, denkst du, er wäre dann jetzt noch hier? Aber du musst dir wirklich Mühe geben."
Jane ließ sich von Henry enger an ihn ziehen und seufzte dann. "Ich dich auch, aber du machst es einem wirklich nicht immer leicht damit." murmelte sie und legte den Kopf an seine Schulter.
Es tat unendlich gut ihn wieder zu spüren und von ihm in die Arme geschlossen zu werden. Und trotzdem war noch lange nicht alles wieder in Ordnung. Das würde noch einiges an Zeit und Mühe kosten.

"Nein, aber ich kenne William und er kann sehr nachtragend sein, wenn er es darauf anlegt." Henry seufzte leise und grinste schließlich. "Ja..ich weiß. Aber du kannst mich immer so schön tadeln, wenn ich so bin. Dafür liebe ich dich ja so."
Henry nickte leicht. "Ich werde gehen und mir Mühe geben. Aber nicht jetzt. Jetzt will ich ein bisschen Zeit mit dir verbringen und später nach den Kindern sehen. Meine Aufgaben müssen heute warten."
Henry küsste sie auf die Schläfe. Er wusste, dass er Jane Zeit geben musste und sich nicht darauf ausruhen durfte., dass sie sich wieder annäherten. Er durfte nicht zu weit gehen. Sie würde ihm schon zeigen, wenn sie soweit war.
"Muss ich heute Nacht trotzdem wieder allein in diesem großen Bett schlafen?", fragte er dann. Auch, wenn sie nur neben ihm liegen würde, wäre er schon sehr glücklich. Gerade nachts fühlte er sich immer sehr einsam und das machte ihm zu schaffen. Das war schon früher ein Grund für seine vielen Affären gewesen. Aber seit er Jane kannte, wollte er eigentlich nur noch, dass er sie nachts im Arm halten konnte.

"Wobei du das dieses Mal wirklich verdient hast." erinnerte Jane ihn und schlug ihm dann leise lachend erneut gegen die Brust. "Henry, du bist unmöglich!" maulte sie, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel belustigt zuckte. Dann jedoch strich sie ihm über die Wange und hauchte einen Kuss darauf. "Das ist eine sehr schöne Idee. Die Kinder werden sich freuen." murmelte sie und lehnte sich wieder an ihn.
Bei Henrys nächster Frage spannte Jane sich unweigerlich an und rückte ein klein wenig von ihm ab. Sie sah ihn einen Moment lang zweifelnd an und unterdrückte dabei den Impuls ihn anzufahren. Aber so hatte er das ja schließlich nicht gemeint, das konnte sie ihm ansehen. Schließlich seufzte sie leise. "Komm aber ja nicht auf dumme Ideen. Ich bin eigentlich immer noch wütend auf dich." erklärte sie dann leise. Wie konnte sie denn schon nein sagen? Wenn er sie so mit großen Augen ansah und sie um etwas bat, konnte sie ihm einfach nichts abschlagen, dann schmolz sie regelrecht dahin.

"Ich weiß. Ich bin manchmal ein wirklicher Idiot, aber so ganz abstellen lässt sich das nicht." Henry lächelte. "Das hoffe ich. Besonders werden sie sich freuen, weil ich ihnen auch etwas mitgebracht habe. Und ich hatte schon zu lange keine Zeit mehr für die Beiden. Am Ende weiß Aileen nicht mehr wie ich aussehe."
Er strich ihr sanft über den Rücken. "Mach dir keine Sorgen. Ich will dich einfach nur neben mir liegen spüren. Ich will nicht mehr, bis du mir verzeihst. Aber ich bin so einsam ohne dich. Ich verspreche dir, ich werde dich in Frieden lassen. Ich will einfach nur bei dir sein."

"So? Hast du das? Nun, wenn du ihnen etwas ähnlich schönes mitgebracht hast, wie mir und unserem Kleinen hier" Jane strich sich mit bedeutsamen Blick über den Bauch. "dann werden sie dich vergöttern." bemerkte sie lächelnd. "Wenn du dir einmal Zeit für uns nimmst, bist du ein wundervoller Vater, wie könnte sie dich da vergessen?" murmelte Jane.
Sie seufzte noch einmal und nahm dann sein Gesicht in beide Hände und sah ihn ernst an. "Wehe du nimmst mich nicht in die Arme heute Nacht." drohte sie ihm und schmiegte sich dann gegen seinen starken Körper. Sechs Jahre kannten sie sich nun schon und auch wenn Henry ihr schon so manches Mal weh getan hatte, so liebte sie ihn dennoch von Tag zu Tag immer mehr.

John legte seinem Herrn behutsam die Hand auf die Schulter. "Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn du mitten am Tag hier bist um zu beten. Dann ist zumeist irgendetwas vorgefallen, was nicht sonderlich angenehm ist oder gravierende Folgen hat oder Beides."
John lächelte leicht. "Was hältst du davon, wenn du einen Spaziergang mit mir machst und mir erzählst, was dir auf der Seele brennt?", forderte er William schließlich auf.
Wenn er mit William in Ruhe reden konnte, hatte er zumeist die besten Karten Antwort zu bekommen."Also, was ist? Oder hast du schon den nächsten Termin anstehen?"

William kniete in der Kapelle und hoffte erneut, irgendeine Antwort zu finden wie er weiter mit dieser Situation umgehen sollte. Allerdings war auch der heutige Versuch ziemlich erfolglos bis sich eine Hand auf seine Schulter legte und William die Augen öffnete, um John anzusehen.
Er atmete geräuschvoll aus und lächelte dann schief. "Da hast du wohl recht." bemerkte er trocken und erhob sich dann, um Johns Angebot anzunehmen. "Ein Spaziergang wäre keine schlechte Idee. Und wer weiß ... vielleicht hast du ja wieder einmal einen guten Rat für mich." er lächelte und klopfte John kurz auf die Schulter. "Ich werde dir draußen alles erzählen."
Als sie die Kapelle hinter sich gelassen hatten, atmete William tief durch und sah sich kurz um, ob jemand in Hörweite war, doch sie waren weit und breit allein.
"Ich weiß einfach nicht mehr, was ich mit Henry machen soll ..." murmelte er dann gedankenverloren.

John nickte und ging dann nachdenklich neben ihr her. "Henry also...was hat er denn diesmal angestellt? Dass er einfach nie das rechte Maß bewahren kann. Manchmal frage ich mich, wie so jemand König von England sein kann und das Land nicht in den Ruin stürzt.", murmelte John seufzend und betrachtete William aufmerksam.
Henry ließ sie alle nicht zur Ruhe kommen. Wie er das nur immer anstellte...Seit er Jane hatte, hatte er sich wenigstens etwas gemäßigt.
"Also, was ist passiert, dass dir solche Rätsel aufgibt?"

William blieb abrupt stehen und schloss kurz die Augen. "Er ... er hat sich an Beatrice vergriffen." murmelte er dann und starrte zu Boden. "Den Abend nach dem Festmahl. Er war völlig betrunken und sie hat sich von ihm los machen können, aber dennoch ..." William stöhnte leise und ging dann wieder los.
"Ich begreife es einfach nicht ... er war stockbesoffen, keine Frage, als ich ihn abends noch aufgesucht habe, hat er fast nichts mehr zu Stande bekommen, aber dennoch." William sah John gequält an. "Es geht immerhin um meine Tochter, John." erwiderte er leise und fuhr sich nervös mit den Fingern durch die Haare. "Ich weiß nicht, ob ich ihm das verzeihen kann."

"Er hat...was?" Johns Augen weiteten sich entsetzt und er wurde blass. Das hatte er Henry dann doch nicht zugetraut. "Das ist...unfassbar. Ich hätte nie gedacht, dass Henry das tut."
Er schluckte schwer.
"Er ist einfach so völlig unberechenbar, wenn er betrunken ist. Aber das...ich kann verstehen, wenn du ihm nicht verzeihen könntest. Wer könnte das nicht verstehen...Wie geht es Beatrice damit? Ich habe ihr gar nichts angemerkt..."
Aber er sah sie auch nicht mehr jeden Tag wie früher, nun da, sie verheiratet war.
"Ich bedaure manchmal wirklich, dass sie zu alt ist, um von mir unterrichtet zu werden. Das hat mir immer Spaß gemacht, so klug wie sie ist."

William nickte langsam. "Ich begreife es auch einfach nicht." murmelte er und sein Blick verdunkelte sich. "Wir sind alle nur Menschen und wer wäre ausgerechnet ich, wenn ich ihn verdammen würde im trunkenen Zustand einen Fehler gemacht zu haben. Aber dass es ausgerechnet Beatrice sein musste ..." William stöhnte leise.
"Sie gibt sich Mühe. Sie will auf keinen Fall, dass Richard es erfährt." erklärte er dann und musste bei Johns nächsten Worten lächeln. "Du hast bei ihr wirklich ganze Arbeit geleistet. Da kannst du wirklich stolz drauf sein." bemerkte er dann und legte John eine Hand auf die Schulter. "Und ich bin ein ums andere Mal dankbar dafür, dass Joanna dich damals angeschleppt hat."

"Ja...vielleicht war Beatrice auch einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich will nichts rechtfertigen. Aber er wird wohl nicht aus seiner Haut können. Wir wissen beide, wie er früher war, nicht wahr. Jane kann auch keine Wunder bewirken."
John seufzte leise. "Sie tut mir so leid. Das hat sie einfach nicht verdient. Richard wird nicht gerade gelassen reagieren, wenn er das erfährt."
Er hob leicht die Schultern und lächelte. "Ich auch. Hätte sie das nicht getan, hätte ich heute keine Familie. Ich bin sehr glücklich geworden, weil ich euch getroffen habe. Und es macht mir jeden Tag Spaß die Kinder zu unterrichten."
John legte den Kopf schief. "Was hast du vor? Wegen Henry?"