William und Joanna - 1171

Richard lächelte als er spürte, wie Beatrice sich unter seiner Berührung ein wenig entspannte. Während seine Hand sanft über ihren Bauch glitt, konnte er sich nur allzu gut vorstellen, wie es sein würde, wenn er irgendwann endlich über ihren gerundeten Leib streichen würde. Das würde ihr Glück perfekt machen, doch noch drängte ihn nichts. Sie hatten alles Zeit der Welt.
"Ich liebe dich. Und deswegen würde ich auf alles verzichten, wenn es dich nur zufrieden macht und dir hilft." erwiderte er. "Du bist das wichtigste in meinem Leben und deshalb will ich, dass es dir gut geht, dass du dich wohl fühlst und dass ich dich vor allem Unheil beschützen kann."
Richard gab ihr noch einen Kuss und lehnte dann die Stirn an ihre. "Und nun schlaf, meine Schöne, der Tag war lang und anstrengend und du hast dich wirklich wundervoll geschlagen."

"Wir haben ja noch einiges an Zeit.", murmelte Beatrice und schloss die Augen. "Das ist schön. Du kannst sicher sein, dass ich für dich auch alles tun würde. Ich bin erst glücklich, wenn ich bei dir sein kann. Und darum genieße ich auch jede freie Minute mit dir."
Beatrice legte den Kopf auf seine Brust und atmete seinen vertrauten Geruch ein.
"Das habe ich gehofft. Ich wollte, dass du stolz auf mich bist. Das hier ist alles aus dieser Position heraus sehr ungewohnt für mich.", murmelte sie. "Schlaf gut..."

Während Harry vor ihren Füßen auf dem Boden saß und begeistert mit seinen Holzfiguren spielte, hatte Jane ihre kleine Tochter auf dem Arm. Aileen hatte sich an ihre Mutter gekuschelt und befand sich gerade in einem zufriedenen Dämmerzustand kurz bevor sie endgültig einschlief. Jane sah auf ihre Kinder hinab und seufzte.
Henry war gestern Nacht sturzbetrunken von der Feier gekommen und hatte kaum einen vernünftigen Satz bilden können. Jane hatte ihn dann schließlich heute Morgen direkt aus dem Bett geworfen und ihm geraten an die frische Luft zu gehen, um nüchtern zu werden, ehe er sich noch hier drinnen übergeben musste.
Aber jetzt konnte sie wenigstens die Ruhe mit ihren Kindern genießen. Sie liebte die beiden über alles und war froh, dass sie doch viel Zeit mit ihnen verbringen konnte. Sie verstand einfach nicht, wie andere Mütter ihre Kinder einfach ständig abschieben konnten ...
Als es an der Tür klopfte, hob Jane den Blick und bat den Besuch lächelnd hinein.

Joanna hatte gleich am Morgen den Entschluss gefasst, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Zum einen würde Henry dann endlich bezahlen und zum Anderen hatte Jane die Wahrheit verdient, so unangenehm sie auch war.
Sie klopfte und trat ein, als Jane sie hereinbat. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sie mit den beiden Kleinen sah. So süße Kinder...
"Hallo, Jane...alles in Ordnung?"; fragte sie ihre Freundin und setzte sich ihr dann gegenüber. "Hör zu, ich muss mit dir reden. Aber es ist nichts Angenehmes, das muss ich dir leider sagen. Ich hätte lieber bessere Neuigkeiten."

Jane strahlte als sie Joanna sah und bat sie sich zu setzen. Im nächsten Moment wurde sie jedoch stutzig und hob eine Augenbraue. "Nun, wenn man einmal davon absieht, dass der Vater meiner Kinder immer noch stockbesoffen durch die Gegend wankt, weil er gestern so viel getrunken hat, dass er immer noch nicht nüchtern ist" Sie grinste kurz und zuckte mit den Schultern. "Abgesehen davon ist alles in Ordnung."
Jane runzelte die Stirn und sah kurz auf Harry hinunter, der jedoch völlig in sein Spiel vertieft war und so vermutlich ohnehin nichts von dem Gespräch mitbekommen würde.
"Was gibt es denn?" fragte sie angespannt. Wenn Joanna so ein Gespräch einleitete, konnte das nichts gutes verheißen. Und irgendwie hatte sie das dumpfe Gefühl, dass es etwas mit Henry zu tun hatte.

Joanna seufzte leise. So etwas hatte sie schon vermutet. Ihr Blick huschte kurz zu dem kleinen Harry, dann aber zurück zu Jane. "Das genau ist der springende Punkt. Es geht um gestern Abend, weißt du."
Sie räusperte sich und atmete durch.
"Ich wünschte, ich müsste dir das nicht sagen, aber da Henry es nicht tun wird. Hör zu...Bearice ist gestern nochmal zurück in den Saal, weil sie einen Ohrring verloren hatte. Dabei ist sie Henry in die Arme gelaufen und er hat sich erboten ihr suchen zu helfen. Wie hätte sie das abschlagen sollen? Allerdings blieb es dabei nicht und Henry...hat sich ihr ungebührlich genähert, wenn du verstehst, was ich meine. Er..hat ihr Berührungen und Küsse aufgezwängt und ihr letztlich auch noch mit dem Ruin ihrer Ehe gedroht. Sie hat uns gestern Nacht völlig verstört geweckt."

Jane blinzelte irritiert und starrte ihre Freundin einfach nur an. Sie spürte förmlich wie sie mit jedem Wort von Joanna blasser und blasser wurde. Dennoch ließ sie sie weiter sprechen und starrte sie einfach nur an.
Henry hatte was getan?
Ihre Gedanken rasten. Das konnte nicht sein. So etwas tat er nicht ... nicht mehr ... und dann ausgerechnet Beatrice! Jane konnte sich nicht entscheiden, was sie mehr verstörte, die Tatsache, dass ihr Geliebter sie nun scheinbar doch fallen ließ, allen Versprechungen zum Trotz oder die Tatsache, dass er sich ausgerechnet die Tochter seines Cousins ... die Gemahlin seines Sohnes! ... ausgesucht hatte, um Jane zu hintergehen.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und starrte Joanna nach wie vor unverwandt an. "Er hat was getan?" fragte sie schließlich leise. Sie musste es noch einmal hören. Sie konnte einfach nicht glauben, dass er das getan haben sollte.

Joanna strich sich ein wenig nervös eine Strähne aus der Stirn. Die ganze Situation behagte ihr nicht. "Es ist leider wahr. Er hat sich an meiner Tochter vergriffen. Sie konnte sich befreien, bevor es ernst wurde, aber trotzdem. Du kannst dir scher vorstellen, wie sich ein so junges Mädchen bei sowas fühlt. Sie hat Angst. Sie liebt Richard über alles."
Sie legte Jane eine Hand aufs Knie. "Er war betrunken. Das muss ja nichts heißen, dass er es getan hat. Aber ich wollte, dass du das weißt. Du hast das nicht verdient. Es tut mir so leid...ich wünschte, ich könnte dir bessere Nachrichten bringen."
Oh ja, Henry würde bezahlen.

Jane sah Joanna an und hatte das Gefühl, dass ihr das atmen zusehend schwerer fiel. Sie konnte einfach nicht begreifen, dass Henry das getan hatte. Und doch, sie zweifelte keine Sekunde an den Worten ihrer Freundin.
"Deshalb hat er mich letzte Nacht nicht richtig ansehen können." stellte sie fest. "Selbst wenn er betrunken ist, sieht er mich immer an ... letzte Nacht hat er es nicht getan."
Es schmerzte sich diesen Umständen zu stellen, doch Jane hatte keine Wahl. Außerdem war das nun einmal das Risiko, das sie damals eingegangen war als sie seine Mätresse wurde. Er gab ihr alles und konnte es genauso schnell auch wieder nehmen. Jane schwankte zwischen schierer Wut und der Angst, dass er sie fallen lassen könnte. Das sie ihm nun nicht mehr jung genug und nach den zwei Schwangerschaften nicht mehr hübsch genug war...
"Ich danke dir, dass du es mir erzählt hast." brachte sie schließlich hervor und legte ihre Hand auf Joannas. "Ich danke dir wirklich."

"Nun ja...William hatte ihm da schon die Leviten gelesen. Wenn es um seine Tochter geht, versteht WIlliam gar keinen SPaß und er ist auch nicht so tolerant wie beo all den anderen Dingen, da kannst du ihm auch gerne an den Kopf werfen. Beatrice kann nnichts dafür. Und jetzt schämt sie sich furchtba rund machte sich Gedanken, ob sie ihn villeicht irgendwie auf diese Idee gebracht hat."
Joanna sah Jane traurig an.
"Das war selbstverständlich. Ich ahnte schon, dass er es dir nicht sagen würde. Er darf so einfach nicht davon kommen. Er kann sich nicht ungestraft an ihr vergreifen...", sagte sie leise und drückte mitfühlend Janes Hand.

Jane nickte gedankenverloren. Ja, dass William in dieser Sache keinen Spaß verstand, war nur allzu klar. Und er war dabei absolut im Recht. "Geht es ... geht es Beatrice sehr schlecht?" fragte Jane dann besorgt. In gewisser Weise fühlte sie sich fast schuldig an dieser ganzen Sache.
Dann schloss sie für einen Moment die Augen und als sie sie wieder öffnete, straffte Jane die Schultern und sah Joanna ernst an. "Das wird er nicht, keine Sorge." bemerkte sie bitter. Das würde Henry zu spüren bekommen. Und er würde noch zutiefst bereuen gestern überhaupt den ersten Becher Wein geleert zu haben, so viel war sicher.

"Naja...sie schämt sich sehr dafür und si denkt darüber nach, was sie falsch gemacht haben könnte, auch wenn wir versucht haben ihr das auszureden. Aber sie hat sich nach einer Weile ein wenig beruhigt und ist dann wieder zu Richard zurückgelehrt. Ich denke, sie wird sich gefangen haben."
Joanna schaute Jane ernst an. "Das ist gut. Um ehrlich zu sein war das auch ein Grund, warum ich es dir sagen wollte. Er wird leiden, wenn du wütend auf ihn bist und das soll er. Dieser Mensch soll sich nicht noch einmal an meiner Tochter vergreifen. Aber das ändert nichts daran, das es mir um deinetwillen trotzdem unendlich leid tut. Ich weiß, du liebst ihn."

Jane seufzte leise. "Die Arme, sie tut mir wirklich Leid. Meinst du, ich sollte nachher einmal mit ihr sprechen? Würde ihr das vielleicht ein wenig helfen?" bot sie dann an und hob langsam die Schultern.
"Und ich dachte bis heute, er würde das auch tun." bemerkte sie mit einer tiefen Bitterkeit in der Stimme.

Als Jane eine Weile später ein gedämpftes Poltern von nebenan vernahm, wusste sie genau, dass Henry zurück war und kaum einen Augenblick später war Henry auch schon zur Tür herein.
Sie maß ihn mit abschätzendem Blick und kam zu dem Ergebnis, dass er wenigstens ein wenig ausgenüchtert zu sein schien, wenn auch noch nicht völlig. Bei seinem Anblick zog sich ihr Magen zusammen und Jane war froh, dass Aileen gerade schlief und Harry mit seiner Kinderfrau auf einem Spaziergang unterwegs war. So musste sie auf die Kinder wenigstens keine Rücksicht nehmen.
"Du bist ja immer noch nicht richtig nüchtern." bemerkte Jane und sah Henry kritisch an.
Sollte er auch nur auf die Idee kommen, sie anzufassen würde er sein blaues Wunder erleben, so viel stand fest.

"Du kannst es natürlich versuchen, schaden wird es sicher nicht. Dann wirst du sehen, ob es ihr hilft oder nicht. Auf jeden Fall ist es sehr nett von dir. Und vielleicht beruhigt es sie zu hören, dass du ihr keine Vorwürfe machst, auch wenn ich ihr das gestenr schon gesagt habe. Ich shcätze, sie fürchtet, dasss du auf sie wütend bist." Joanna seufzte,. "Was das angeht, kann ich wenig dazu sagen..."

Henry polterte ungeschickt zu Jane hinüber. Er hatte rasende Kopfschmerzen und obendrein schillerte seine Nase in allen Regenbogenfarben - und er wusste nicht mehr, warum eigentlich. Das war dann offenbar doch ein wenig viel Wein gewesen.
"Nein, bin ich nicht. Aber bald...lange dauert es nicht mehr. Aber es würde reichen für die notwendige Koordination,." Er grinste ein wenig anzüglich. Er trat näher und legte ihr die Hand auf den Arm, als ihm aufging, dass sie nicht gerade fröhlich wirkte. "Was ist denn los? So schlimm betrunken bin ich nun auch nicht mehr."

Wenn das Gespräch mit Joanna nicht voran gegangen wäre, hätte Jane seinen Kommentar wohl mit einem müden Lächeln abgetan und ihm geraten erst einmal ganz nüchtern zu werden bevor er seine Männlichkeit beweisen wollte. Jetzt jedoch, machte es sie einfach nur wütend, dass er schon wieder nur mit einem einzigen Körperteil dachte ... und das war nicht sein Kopf.
Als Henry die Hand auf ihren Arm legte, war es um ihre Beherrschung geschehen und er fing sich im nächsten Augenblick eine schallende Ohrfeige ein. "Wage es ja nicht mich anzufassen." zischte sie wütend und stand auf, um sich somit seiner Berührung zu entziehen.
"Du elender Mistkerl, dass du dich überhaupt hier her traust! Und dann auch noch die Dreistigkeit besitzt mich direkt ins Bett zerren zu wollen." fuhr sie ihn an ohne die Stimme zu heben, jedoch nicht minder wirksam als wenn sie es getan hätte. "Das ich dir dafür jetzt doch noch gut genug bin, ist eigentlich erstaunlich."

Als Jane ihn ohrfeigte, schien sein Kopf nahezu zu explodieren. Seine Hand flog zu seiner Wange und er schaute sie vorwurfsvoll an. "Aua!", maulte er beleidigt und schaute sie verwirrt an. Er verstand gar nicht, was sie plötzlich für ein Problem hatte, heute morgen war doch noch alles gut gewesen.
"Was ist denn in dich gefahren? Ich habe keine Ahnung, wovon du redest und warum du jetzt so bist.", entgegnete er verständnislos. "Warum solltest du mir nicht gut genug sein, Jane? Ich liebe dich doch...und ich wollte dich doch nicht ins Bett zerren...das war doch nur ein Witz.", fügte er dann um einiges nüchterner hinzu.
Was war denn nun passiert, dass sie so abweisend war? So kannte er Jane gar nicht.

"Ha!" Jane lachte trocken und trat einen Schritt zurück, um ein wenig mehr Distanz zwischen sie zu bekommen. "Warum ich dir nicht mehr gut genug sein sollte? Vielleicht fragst du dich das einmal selbst und überlegst, was genau ich dir nicht geben kann, dass du anfängst fünfzehnjährige Mädchen vergewaltigen zu wollen." zischte sie wütend und starrte ihn zornig an.
Jane verschränkte die Arme vor der Brust und bemühte sich nach allen Kräften ihm nicht noch eine Ohrfeige zu verpassen, obwohl er es wohl verdient hätte.
Das war wieder einmal so typisch. Erst warf Henry alles in Scherben und dann erinnerte er sich nicht einmal mehr dran, weil er zu betrunken gewesen war. Aber dieses Mal war er zu weit gegangen. Dieses Mal würde sie das nicht als Entschuldigung durchgehen lassen.

Henry schaute Jane zunächst einmal verständnislos an, ehe es ihm langsam dämmerte. Letzte Nacht...da war wohl irgendetwas gewesen. Er konnte sich dunkel erinnern, wenn auch sehr verschwommen durch den Alkohol. Das würde wirklich schwierig werden...
"Ach Jane...so war das doch gar nicht. Ich habe nur mit ihr geredet. Ich wollte sie nicht vergewaltigen, was denkst du denn von mir?"
Henry schaute sie reumütig an. "Ich habe zu viel getrunken, ich weiß. Ich war einfach nicht Herr meiner Sinne. Es tut mir leid."
Er musse wirklich zusehen, wie er aus dieser Sache möglichst ohne Verluste wieder heraus kam. Warum konnte er sich nicht ein einziiges Mal beherrschen? Auch wenn er betrunken war...

"Mit ihr geredet??" Jane starrte ihn fassungslos an. Hatte sie bis eben nicht gewusst, ob die Wut auf Henry oder die Angst davor er könne sie fallen lassen überwog, so war sie sich jetzt ganz sicher. "So nennst du das also, wenn du deine dreckigen Finger über den Körper einer Frau wandern lässt und küsst? Ich will gar nicht wissen, wie oft du in letzter Zeit noch so mit anderen Frauen geredet hast und ich es nur nicht erfahre, weil es eben nicht Joannas Tochter war!" fuhr sie ihn wütend an und trat dann ganz dicht an Henry heran. Sie hielt gerade so viel Abstand, dass sie ihn nicht berührte, aber dennoch seine Wärme spürte ... und den Alkohol roch.
"Du elender Lügner. Dass du nicht einmal den Mut besitzt es mir zu sagen. Stattdessen lügst du mir dreist ins Gesicht und streitest ab, dass es so gewesen ist!" Sie verengte die Augen zu Schlitzen. "Und ich dummes Ding habe wirklich geglaubt, dass du dich für mich ändern würdest. Dass du mich liebst." Sie schüttelte den Kopf und stieß Henry dann mit aller Kraft von sich. "Wie konnte ich nur auf dich Mistkerl reinfallen!"
Ruckartig wandte sie sich ab und trat an das Fenster, um ihm den Rücken zuzukehren und die Augen zu schließen. Jane musste hart mit den aufsteigenden Tränen kämpfen und sich bemühen stark zu bleiben.

"Jaa...", druckste Henry herum. "Es tut mir ja leid. Ich wusste einfach nicht mehr richtig, was ich tue. Ich habe zu viel getrunken, Jane. Aber es war ja klar, dass Joanna nichts Besseres zu tun hat als dir alles brühwarm weiter zu erzählen."; murrte er.
"Ich habe sonst gar keine Frau angesehen! Du bist doch meine Frau.", beteuerte er schließlich reumütig.
"Ich habe mich geändert und ich liebe dich doch wirklich. Ich hatte mich einfach nicht im Griff."
Henry seufzte leise, als Jane sich abwandte und zögerte kurz, ehe er hinter sie trat und vorsichtig die Hand auf ihre Schulter legte. "Jane...es tut mir leid...Es war ein Fehler. Bitte verzeih mir...Ich liebe dich doch."

Janes Augen funkelten zornig als Henry sich beschwerte. "Du Dreckskerl!" warf sie ihm an den Kopf und lachte bitter auf. "Ich fasse es nicht. Dass du dich wirklich traust, dich darüber zu beschweren. Feige wie du bist, hätte ich es von dir schließlich nie erfahren! Ich bin ihr also ausgesprochen dankbar dafür, dass ich dadurch endlich weiß, woran ich bei dir tatsächlich bin." Jane schüttelte ungläubig den Kopf. "Ich bin nicht deine Frau, Henry." fuhr sie ihn an. "Und genau das ist der entscheidende Punkt. Ich bin einzig und allein von deinem Wohl und Wehe abhängig. Wenn du mich fallen lässt, dann habe ich nichts mehr. Rein gar nichts. Als wir uns kennen lernten hatte ich hervorragende Aussichten auf eine gute Zukunft mit einem respektablen Mann. All das habe ich aufgegeben. Deinetwegen. Ich weiß, welches Risiko ich damit eingegangen bin, aber glaub ja nicht, dass du deshalb deine Spielchen mit mir spielen kannst. Entweder habe ich alles oder nichts, Henry. Aber ich werde nicht hier sitzen und darauf warten, dass du am Abend vielleicht einmal Lust darauf hast zu mir zu kommen, wenn es dich gerade in der Hose juckt und du gerade kein junges Ding findest, dass dir Abhilfe verschaffen will. Ich weiß wie du bist, Henry, aber ich weiß auch, dass ich nicht in der Lage bin dich zu teilen. Ich würde daran zerbrechen und auch wenn du mir eine Menge genommen hast, ich besitze immer noch genug stolz, um das nicht zuzulassen."
Jane stieß geräuschvoll die Luft zwischen den Zähnen hervor und als Henry seine Hand auf ihre Schulter legte, musste sie die Zähne aufeinander beißen, um zu verhindern, dass ihr ein Schauder über den Rücken lief.
"Einen Dreck hast du getan, Henry. Wenn du dich geändert hättest, dann wäre das letzte Nacht nicht passiert. Und schon gar nicht mit deiner Schwiegertochter." Sie schloss die Augen und kämpfte einen Moment mit sich, ehe sie fort fuhr. "Ich liebe dich, Henry." erklärte sie langsam und mit leiser Stimme. "So sehr, das es weh tut. Aber genau das macht es nur noch schlimmer."

"Es ist ja wohl nicht ihre Sache sich da einzumischen, oder? Aber es ist ja auch egal...jetzt ist es ohnehin zu spät." Henry seufzte. "Natürlich bist du meine Frau. Vielleicht nicht vor der Kirche, aber für mich bist du das. Und wirf mir nicht vor, was du für mich aufgegeben hast, das war deine eigene Entscheidung."
Er zwang sich zur Ruhe und atmete durch. Ja, es war schon ein Fehler gewesen...aber er war der Meinung, dass Jane überreagierte. Nun galt es sie zu beschwichtigen.
"Ich bin einfach nur schwach geworden, weil ich stockbetrunken war. Es war..es hatte doch nichts zu bedeuten. Deshalb liebe ich dich doch nicht weniger. Jane...es tut mir leid."

Jane riss die Augen auf und starrte Henry an. "Ich glaube es nicht ... du beschwerst dich tatsächlich schon wieder darüber! Fass dir lieber einmal an deine Nase und denk darüber nach, dass es DEINE Aufgabe gewesen wäre, es mir zu sagen ... oder besser noch zu verhindern, dass so etwas überhaupt geschieht!"
Sie schüttelte ein wenig erschöpft den Kopf. "Ich werfe es dir nicht vor, ich werfe es mir vor. Ich war so dumm und naiv zu glauben, dass es mit dir gut gehen würde. Begreifst du nicht, dass es rein gar nichts bedeutet, wenn du das sagst? Heute redest du so, übermorgen läuft dir das nächste Mädchen über den Weg und das lässt sich womöglich direkt von dir einwickeln und lässt dich nicht stehen, wie Beatrice es getan hat. Und dann? Dann stehe ich da. Habe nichts als die Erinnerungen an schöne Zeiten mit dir und unsere drei Kinder. Und dann werde ich nicht einmal darauf hoffen können, dass mir irgendein Mann nimmt, der mir irgendetwas bieten kann, weil ich dann nichts weiter bin als die ehemalige Hure des Königs."
Jane schloss die Augen und schluckte. Sie durfte jetzt nicht anfangen zu weinen. Nicht vor ihm. Nicht jetzt.
"Mir tut es auch Leid." erwiderte sie mit leiser Stimme. "Vor allem, weil ich nicht weiß, wie ich dir jemals wieder vertrauen kann, wenn schon etwas zu viel Alkohol reicht, damit du deine Liebe zu mir vergisst. Und wir wissen beide, dass du nur allzu gerne einen über den Durst trinkst."

Henry atmete zischend ein. Ja, er hatte einen Fehler gemacht und irgendwie schien es nicht so, als würde Jane ihm irgendwie wieder verzeihen. Im nächsten Moment wurde er stutzig. "Augenblic...hast du gerade gesagt drei Kinder? Wie...? Bist du...bist du schwanger?", fragte er dann leise und sah sie verwundert an. Sie hatte vorher kein Wort gesagt.
Er schüttelte den Kopf. "Hör auf damit...du bist keine Hure. Ich werde dich nicht einfach im Stich lassen. Hör zu..."
ein Blick wurde ein wenig gequält. Wie schwer es ihm doch fiel sie so zu sehen...
"Es tut mir so leid...und ich...ich verspreche dir, ich werde nie wieder Alkohol trinken, wenn du nicht dabei bist. Wirklich. Und wenn ich mein Versprechen breche, werde ich...dann werde ich tun, was immer du willst. Ich werde dann Richard Aquitanien überlassen. Und du weißt, wie schwer mir das fällt..."

Als Jane sich gänzlich zu ihm herum drehte, schimmerten ihre Augen feucht. "Ja, drei Kinder." wiederholte sie leise und nickte dann. "Ich hatte es dir gestern Abend sagen wollen, aber du bist ja lieber noch im Saal geblieben. Und als du wiederkamst, hast du mir nicht einmal mehr in die Augen sehen können ... ich wollte es dir in einem schönen Moment sagen." Jane schluckte leicht und lachte leise. "Es ist das dritte Mal, dass du mich geschwängert hast und ich habe es dir nur ein einziges Mal sagen können ohne das es vorher Probleme zwischen uns gab." Als sie mit Aileen schwanger gewesen war, war Jane immerhin nach Cornwall gereist, weil sie und Henry eine Auseinandersetzung gehabt hatte. Und nun musste sie es ihm schon wieder im Streit offenbaren.
Jane sah Henry einen Moment lang schweigend an und schüttelte dann den Kopf. "Ich will nicht, dass du mir so etwas versprichst." erklärte sie dann. "Ich will dir vertrauen können, Henry. Ich will, dass du abends mit deinen Männern zusammen trinken kannst ohne das ich daneben sitze. Ich will nicht, dass du dich meinetwegen darin einschränken musst. Aber ich will, dass ich ruhig schlafen kann, wenn du das tust. Und das kann ich nicht mehr ... nicht solange ich dir nicht vertrauen kann." Sie seufzte leise und ließ den Blick an Henry vorbei gleiten. "Und ich will auch nicht, dass du Richard Aquitanien so überlässt. Ich will, dass du es tust, weil du stolz auf deinen Sohn sein kannst und weil er es verdient hat. Nicht weil du deine Versprechen nicht halten kannst."
Jane sah Henry wieder an und schwieg einen Moment lang. "Henry, ich will, dass du ehrlich zu mir bist." erwiderte sie dann leise.
"Was hat sie, was ich dir nicht geben kann? Was ist es? Nur weil du betrunken warst, bist du schließlich kein völlig anderer Mensch, es muss also irgendeinen Grund geben, weshalb du sie wolltest. Sag es mir." forderte sie mit belegter Stimme.