William und Joanna - ab 1182 bis 1183

Mary nickte lächelnd. "Wir werden alles nachholen, keine Sorge." erwiderte sie. "Sonst geht es mir gut. Seit Gerards Vater, Gott habe ihn selig, gestorben ist, gibt es für uns beide eine ganze Menge zu tun und Gerard macht sich ständig Gedanken darüber, ob er auch ja alles richtig macht, aber ich denke, wir schlagen uns ganz gut." erklärte Mary lächelnd und nickte noch einmal. "Das bin ich. Ich liebe ihn, Bella. Auch nach drei Jahren Ehe noch." bestätigte Mary lachend und hakte sich bei ihrer Schwester ein. "Ich habe einen Diener zu ihm geschickt, er kommt sicher jeden Moment."
Sie führte ihre Schwester über den Hof in Richtung des Burgfrieds. "Das werde ich sein, ich verspreche es. Der Sturz war mir eine Lehre." erwiderte Mary ernst, musste dann jedoch wieder lächeln. "Ich glaube dir, dass du ihn vermisst, aber keine Angst, ich werde dich schon gut abzulenken wissen, Liebes. Und ich freue mich so für dich." Immerhin hatte Isabella sich so sehr nach einem Kind gesehnt und Mary freute sich, dass der Wunsch ihrer Schwester endlich in Erfüllung ging.
Dann runzelte sie jedoch leicht die Stirn. "Ein Krieg ... das klingt allerdings alles andere als gut. Ist Robert noch in der Normandie?"

Isabella lächelte zurück. "Das hoffe ich doch sehr, Schwesterherz. Aber ich denke, ihr Beide zusammen macht das ganz gut. Gemeinsa seid ihr stark genug und wenn du ihm genügend Rückhalt gibst, wird er sicher bald auch sich selbst mehr vertrauen. Aber es freut mich sehr für dich, dass du glücklich bist. Ich bin es ja auch. William würde alles für mich tun. Er teilt seine Sorgen mit mir und er hat sich so sehr gefreut, als ich ihm sagte, dass ich ein Kind erwarte."
Sie ließ sich von ihrer Schwester führen und musste zustimmen. "Ich habe mich so lange danach gesehnt. Es ist einfach wundervoll."
Ihre Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. "Ja. Henry ist ein Hitzkopf und Richard weigert sich, ihm für Aquitanien einen Treueeid zu leisten. Ja, Robert ist noch dort. Henry lässt ihn nicht fort, er sagt, er kann nicht auf ihn verzichten. Aber Robert wäre vermutlich lieber Zuhause. Er war nicht begeistert, als er herausfand, warum er in Wirklichkeit Männer mitbringen sollte."

"Ja, das hoffe ich. Manchmal ist es etwas schwierig im genug Mut zu machen, aber wir schaffen das schon irgendwie, da bin ich sicher. Und wenn unser nächstes Kind endlich ein Junge wird, würde das auch einigen Druck von ihm nehmen, er wünscht sich so sehr einen Erben." Mary hob leicht die Schultern. Wie gerne würde sie Gerard diesen Wunsch erfüllen und sie hoffte inständig, dass es dieses Mal klappte, deshalb betete sie momentan auch besonders gewissenhaft.
Isabellas Worte zauberten ihr dann jedoch ein Lächeln auf die Lippen. "Das ist wundervoll, Bella. Ich bin sicher, dass ihr ganz wundervolle Eltern sein werdet. Und ich kann es kaum erwarten meinen Neffen oder meine Nichte auf dem Arm halten zu können." erklärte sie zufrieden.
Dann seufzte sie jedoch leise. "Herrje, ich hoffe nur, dass die Sache gut ausgehen wird. Und vor allem, dass der König nicht beschließt, dass er in dieses kindische Unterfangen seiner Söhne eingreifen muss ... es reicht schon, wenn dein Mann, Robert und Richard in die Sache verstrickt sind. So wie ich Vater kenne, würde der auch sofort noch einmal los ziehen." Und wenn sie darüber nachdachte, dass vielleicht auch Gerard vom König zu den Waffen gerufen werden konnte ...

"Es wird schon werden, du kannst ja nicht immer nur Mädchen bekommen. Das nächste Kind wird bestimmt euer Erbe. Verlier nicht die Hoffnung, Mary. Das hab ich schließlich auch nicht und siehe da....Vielleicht hat es aber auch geholfen, dass vater in Jerusalem für mich gebetet hat."
Isabella lachte leise auf.
"Ich kann es auch kaum erwarten. Aber nun lass uns die Kinder sehen, ich bin schon ganz neugierig. Vater wird schon wissen, was er tut und vielleicht beruhigt sich die ganze Sache ja auch wieder, bevor es wirklich zum Kampf kommt. Schön wäre es."

Mary saß am Fenster in ihrem Gemach, hatte den Kopf an die Scheibe gelehnt und sah hinaus. Sie hatte den Blick auf keinen bestimmten Punkt gerichtet, sondern starrte mehr in die Ferne und hing dabei ihren Gedanken nach. Sie hatte heute Mittag wieder einen Streit mit Gerard gehabt, der für sie mit einer erneuten, harten Ohrfeige geendet hatte. Ihre Wange war bereits geschwollen und begann sich zu verfärben, während Mary fieberhaft überlegte, was sie Isabella sagen sollte. Ihre Schwester würde gleich vorbei kommen und Mary konnte ihr kaum erzählen, dass sie schon wieder auf der Treppe gestürzt war ... Sie atmete tief durch, legte die Hand auf ihren Bauch und schloss die Augen.
Sie war sich noch nicht absolut sicher, deshalb wusste Gerard auch noch nichts, aber sie vermutete, dass sie bereits wieder schwanger war. Ein Umstand, der eigentlich Grund zur Freude geben sollte, aber gleichzeitig hatte sie das Gefühl als würde der Druck auf sie damit nur noch größer werden. Was, wenn sie wieder nur ein Mädchen bekam?

Isabella hatte sich auf den Nachmittag mit ihrer Schwester gefreut und stand nun, nachdem sie einen kleinen Spaziergang unternommen hatte, vor deren Tür. Sie klopfte leicht und trat dann ein. Mary war sicher allein, denn Gerard hatte sie auf dem Trainingsplatz gesehen, wo er wie ein Beserker auf eine Strohpuppe einschlug um sich abzureagieren.
Mary saß am Fenster und wirkte nicht sonderlich glücklich. Sie trat zu ihrer Schwester hin und legte vorsichtig die Hand auf ihre Schulter. "Mary?"
Isabella erschrak, als sie deren Gesicht sah und legte kurz die Hand auf den Mund. "Mary? Was ist passiert?", fragte sie besorgt. "Du musst es kühlen. Warte, ich hole dir Wasser." Sofort machte sie sich auf den Weg zur Waschschüssel, um ein Tuch mit kühlem Nass zu tränken.

Mary sah auf als Isabella zu ihr trat und natürlich stellte sich sofort die erwartete Reaktion ein. "Ach, ist nicht so wild ..." erwiderte Mary und bemühte sich überzeugend zu klingen. "Ich stand am Schrank und habe darin eine von Gerards Tuniken gesucht und als ich mich umdrehte, kam mir die Tür bereits entgegen. Eins der Scharniere ist locker und die Tür fällt ständig zu, wenn man sie nicht fest hält." trug Mary die Geschichte vor, die sie sich zurecht gelegt hatte. "Ich hatte nicht daran gedacht und ehe ich reagieren konnte, war es schon zu spät." Sie zuckte leicht mit den Achseln, nahm jedoch das feuchte Tuch dankend entgegen, das Isabella ihr holte. "Ich danke dir. Es ist wirklich nicht so schlimm, sieh nicht so betroffen drein." Mary versuchte sich an einem Lächeln.

Isabella wurde in dem Moment misstrauisch, als Mary versuchte btont beiläufg zu klingen. Sie kannte ihre Schwester gut genug, besonders, da sie Zwillinge und immer unzertrennlich gewesen waren.
Sie übergab Mary das Tuch und fasste sie dann am Kinn, um sich ihr Gesicht näher anzusehen. Etwas stimmte hier nicht.
"Und wie oft willst du mich noch anlügen, Mary? Streit es nicht ab, ich kenne dich. Du sagst mir nicht die Wahrheit. Also, ich warte. Was ist los? Wie ist das passiert? Du warst nie tollpatschig, Schwesterherz. Ich kenne dich mein ganzen Leben lang. Jemand Anderen kannst du vielleicht täuschen, aber mich nicht." Ihre Stimme wurde sanft.
"Bitte..."

Mary ließ zu, dass Isabella ihr Kinn festhielt und sich ihr Gesicht genauer besah, dann biss sie sich jedoch auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. Natürlich hatte Isabella sie durchschaut, anders war es ja kaum möglich gewesen. Sie kannten sich beide zu gut, als das es anders hätte laufen können.
Mary zögerte, wollte eigentlich nicht erzählen, dass sie Streit mit Gerard hatte, doch andererseits war es Isabella, die hier bei ihr war. Ihre geliebte Schwester, der sie noch immer alles erzählt hatte. Und vielleicht tat es ja auch ganz gut sich einmal jemandem anzuvertrauen.
Mary atmete geräuschvoll aus und sah ihre Schwester dann wieder an. "Ich hatte Streit mit Gerard." erklärte sie dann langsam. "Aber es ist wirklich nicht so wie du denkst, es ist nicht so schlimm ... er wollte mir nicht weh tun, Bella." versuchte sie ihren Gemahl zu verteidigen.

Isabella wurde blass und mit einem Mal erschlossen sich einige Dinge. Die Schramme an der Lippe, als sie angekommen war. Die blauen Flecke an den Armen, für die Mary immer eine Ausrede gehabt hatte. "Er schlägt dich?", fragte sie entsetzt. "Gerard schlägt dich und du nimmst ihn auch noch in Schutz? Er will dir nicht weh tun? Ich bitte dich, er hat dich geschlagen, natürlich wollte er dir weh tun. Wie kannst du mir da sagen, dass du glücklich bist? Aus welchem Grund hat er zugeschlagen?"
Sie war wirklich fassungslos. Sie musste unbedingt mit ihrem Vater sprechen. Wenn ihre Schwester in
Gefahr war, verstand sie keinen Spaß.
"Mary, du musst etwas unternehmen. Lass dich nicht so behandeln."

Mary schüttelte den Kopf. "Du verstehst nicht, Bella. Er wollte es wirklich nicht, er ist nur ... manchmal so unbeherrscht, so impulsiv. Es fällt ihm schwer sich zusammen zu nehmen, wenn er wütend wird. Aber er leidet ja selbst darunter. Sobald er sich wieder beruhigt hat, tut es ihm Leid." erklärte Mary, wusste aber genau, dass Isabella das nicht verstehen würde. "Er braucht mich, Bella. Und er liebt mich, wirklich." Mary schloss kurz ein wenig verzweifelt die Augen. Deshalb hatte sie gehofft diese Sache vor ihrer Schwester geheim halten zu können.
Sie strich sich eine Strähne hinter das Ohr und sah Isabella wieder an. "Es war meine Schuld, ich habe eine zusätzliche Magd eingestellt ohne vorher mit ihm zu sprechen. Dabei wusste ich genau, dass ich solche Dinge erst mit Gerard besprechen müsste ..." Mary atmete geräuschvoll aus und hob die Schultern. "Aber was? Ich würde ihm so gerne helfen, aber ich weiß nicht wie, Bella. Ich versuche ihm beizustehen so gut es geht und das tut ihm gut. Wenn ich nur endlich auch einen Sohn bekommen würde, dann würde sicher alles gut werden ..."

Isabella schüttelte den Kopf."Das ist keine Entschuldigung, Mary. Wenn es einmal passiert, in Ordnung. Aber es ist schon oft passiert, nicht wahr? Die Schramme an deiner Lippe kam nicht von einem Treppensturz. Du hast mich angelogen."
Sie verschränkte die Arme. "Er hat dich geschlagen, weil du eine Magd eingestellt hast.Das gehört zu deinen Aufgaben als Hausherrin und ist sicherlich kein Grund zuzuschlagen. Es ist nicht deine Schuld, Mary. Du solltest aufhören ihn zu verteidigen. Unter Liebe verstehe ich etwas Anderes. Er muss sich ändern, sonst wird dasnie etwas. Und ich glaube nicht, dass er sich plötzlich wandelt, wenn ihr einen Sohn habt. Wach auf, Mary!"

Marys Hand fuhr ohne ihr zutun an ihre Lippe, dann nickte sie langsam. Ja, sie hatte gelogen, weil sie diesen Abgrund ihrer Ehe nicht hatte offenbaren wollen. Und ja, es war schon öfter vorgekommen. "Seit sein Vater tot ist, ist es schwierig geworden." erwiderte Mary bedrückt. Dann schüttelte sie leicht den Kopf. "Ich wusste doch aber, dass ich vorher mit ihm hätte sprechen müssen. Außerdem weiß ich doch auch wie er ist, er war wütend darüber, aber er hätte mich nicht angerührt, wenn ich ihm nicht ständig widersprochen hätte. Ich hätte ihn einfach nicht provozieren dürfen, dann wäre das auch nicht passiert."
Mary sah ihre Schwester an und hob leicht die Schultern. "Doch bestimmt. Er leidet darunter, dass wir immer noch keinen Erben haben. Er wünscht sich schon lange einen Sohn und ich bringe immer nur Mädchen zur Welt. Wenn ich einen Sohn bekommen würde, würde unglaublich viel Druck von ihm genommen werden." versuchte Mary ihrer Schwester zu erklären wie wichtig das für sie war. "Außerdem hat er sich den Mädchen gegenüber noch nie schlecht benommen. Er ist ein guter Vater und im Grunde auch ein guter Ehemann." Mary schüttelte den Kopf. "Ich liebe ihn, Bella. Was soll ich denn tun?"

Isabella seufzte schwer. "Es ist trotzdem nicht deine Schuld, sondern ganz allein seine. Du hast nichts getan, was eine solche Behandlung rechtfertigt. Es gibt nichts, was es rechtfertigt, dass ein Mann seine Frau schlägt. Und wenn du ihn noch so viel provoziert hast. Andere Leute werden ihn auch provozieren, da darf er auch nicht zuschlagen."
Isabella legte die Hände auf Marys Schultern. "Das mag ja sein, aber es wird nicht besser werden, Mary. Das prophezeie ich dir. Wenn es nicht besser wird, musst du ihn verlassen. Wenigstens, bis er sich geändert hat. Das ist für deine Kleinen viel zu gefährlich. Du musst an sie denken. Und was glaubst du passiert, wenn er dich schlägt, wenn du schwanger bist?"

"Woher willst du wissen, dass es nicht besser wird? Ich tue ihm gut, Bella, das hat auch sein Vater gesagt. Ich bin sicher, dass ich das zusammen mit ihm durchstehen kann." Ihre Augen weiteten sich entsetzt und Mary schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht." hauchte sie beinahe erschrocken. "Ich kann ihn nicht verlassen, das ist ausgeschlossen. Er würde daran zu Grunde gehen und ich ebenfalls." Sie könnte die Vorstellung nicht ertragen wie viel Leid sie ihm damit zufügen würde.
"Er würde den Kindern nie etwas tun. Nie, da bin ich mir sicher." widersprach Mary und ihre Hand wanderte zu ihrem Bauch. "Das hat er bereits." erwiderte sie leise. "Das heißt, er wusste es natürlich nicht. Ich bin mir noch nicht sicher, aber ich denke, dass ich wieder schwanger bin. Hätte er es gewusst, hätte er mich nicht angerührt, ganz sicher!"

"Du tust ihm gut und doch schlägt er dich immer wieder. Durchstehen? Was durchstehen, wenn er sich nicht ändert und an sich arbeitet? Was hat er denn unternommen um seine Unbeherrschtheit abzustellen? Nichts!" Isabella sah Mary eindringlich an.
"Du kannst nicht nur an dich denken, du musst auch an deine Töchter denken. Und wenn er vor dir nicht Halt macht, wird irgendwann der Punkt kommen, an dem ihm auch dabei die Hand ausrutscht. Das prophezeie ich dir."
Ihre Augen weiteten sich. "Du bist schwanger? Oh Mary..." Sie biss sich kurz auf die Unterlippe, wurde aber ein wenig wütend. "Ach und wenn er es weiß, kann er sich doch plötzlich beherrschen? Wie seltsam. Warum kann er es denn sonst nicht? Du machst dir etwas vor! Er wird nicht aufhören, nicht so!"

Mary senkte den Blick und hörte Isabella niedergeschlagen zu. Schließlich nickte sie langsam. "Ja, ich denke schon. Alle Anzeichen sprechen dafür." erwiderte sie und als Mary wieder aufsah, standen die Tränen in ihren Augen. Sie legte die Arme um ihre Schwester und vergrub das Gesicht an Isabellas Schulter. "Ach Bella, ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll. Ich kann ihn nicht verlassen, aber ich weiß auch nicht, wie es weiter gehen soll. Ich ... ich habe ihn sogar einmal mit einem Dolch bedroht, weil ich mir nicht sicher war, ob er sich zusammen nehmen kann." erzählte Mary heiser. "Dabei kann er ein so wundervoller Mann sein, er hat das alles nicht verdient."

Isabella zog ihre Schwester eng an sich und strich ihr tröstend durch das Haar. Auch, wenn sie sie nicht verstand, sie wollte ihr helfen. Mary sollte glücklich sein und nicht so leiden müssen."
Sie seufzte schwer. "Ach Schwesterherz....ich werde mir etwas einfallen lassen. Vielleicht sollte ich einmal mit ihm reden. Irgendeine Lösung finden wir. Und selbst wenn du ihn auf Zeit verlassen musst, damit er die Augen öffnet. Es kann nicht sein, dass du Angst vor ihm hast und dich mit einem Dolch verteidigen musst." Sie würde nicht ruhen, bis es Mary besser ging. Das stand fest.
Dieser Gerard würde sie kennenlernen, wenn er ihrer Schwester noch einmal weh tat.

Mary biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. "Ich glaube, das wäre keine so gute Idee. Ich möchte nicht, dass er auf dich auch noch wütend wird." erwiderte Mary und gab dann einen kläglichen Laut von sich. "Aber ich kann ihn nicht einfach so verlassen. Was soll dann aus den Mädchen werden? Er wird nicht zulassen, dass ich die Kinder nehme und gehe. Außerdem will ich ihn doch auch gar nicht verlassen, ich will ... ich will ihm helfen, ich will, dass wir richtig glücklich werden."
Mary schluckte schwer. Sie hatte sich immer Mühe gegeben stark zu sein, sich nichts anmerken zu lassen, doch jetzt da sie sich Isabella anvertraut hatte, war es schwierig sich wieder zusammen zu reißen.

Isabella hob eine Augenbraue und lächelte leicht. "Ich habe keine Angst vor Gerard, Mary. Und ich denke auch, dass er weiß, dass mein Mann viel Einfluss hat. Er wird nicht wagen hand an mich zu legen." William würde ihm eigenhändig den Hals umdrehen, wenn er ihr auch nur ein Haar krümmte.
"Wir werden sehen. Vielleicht gibt es ja eine andere Lösung. Lass mich überlegen, vielleicht fällt mir noch etwas ein. Ich lasse dich nicht allein damit,Mary. Du brauchst Hilfe und ich werde dir helfen, ich verspreche es. Wie früher. Vielleicht könnt ihr dann glücklich werden."
Und wie dankbar sie doch war für ihren Mann.
"So jedenfalls kann es nicht weitergehen."

"Sei trotzdem vorsichtig, Bella, ich bitte dich. Wenn er wütend wird, setzt sein Verstand einfach aus, dann spielt es keine Rolle, ob er weiß, dass er einen Fehler macht oder nicht, er tut es einfach." erwiderte Mary besorgt und strich ihrer Schwester über den Arm. "Ich bin froh, dass du da bist, Schwesterherz." erklärte sie leise und schmiegte sich an Isabella. "Du hast mir so furchtbar gefehlt und ich konnte einfach mit niemandem hier darüber reden." murmelte sie leise. Schließlich hatte sie Gerard ja auch nicht in ein schlechtes Licht rücken wollen, aber jetzt, da sie sich Isabella anvertraut hatte, merkte sie erst, wie dringend sie das gebraucht hatte.

Isabella hatte das Ganze nicht einfach auf sich beruhen lassen wollen. Sie hatte Mary ein bisschen abgelenkt und sich dann auf den Weg zu Gerard gemacht. Sie fand ihn in dessen Arbeitszimmer, wo sie klopfte und dann eintrat. Angst hatte sie wirklich keine, eher war sie unfassbar wütend auf diesen Kerl.
"Gerard, ich möchte mit dir sprechen. Es ist wichtig.", verlangte sie dann, noch eher mit sanfter Stimmte. "Ich hoffe, du kannst dir einen Moment Zeit nehmen."
Sie wollte wissen, wie es seiner Meinung nach weitergehen sollte mit ihnen Beiden. Was er unternehmen wollte. Und wenn alle Ideen versagten, gab es da ja auch noch ihren Vater...

Gerard sah missmutig auf als es an der Tür klopfte, bat den Besucher aber dennoch herein. Zu seiner Verwunderung war es Marys Schwester, die eintrat und offenbar ein Anliegen hatte. Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. "Ehrlich gesagt nicht. Ich habe einen Haufen Arbeit vor mir, der sich nicht von alleine erledigt." erwiderte er und deutete mit einer vagen Handbewegung auf die Unterlagen auf seinem Schreibtisch.
"Sprich doch einfach mit Mary, wenn du irgendetwas brauchst, ja? Sie wird dir weiter helfen können, da bin ich sicher." Dann senkte er demonstrativ den Blick und las den Brief weiter, den er gerade vor sich hatte, um Isabella zu verstehen zu geben, dass die Sache für ihn erledigt war.

Isabella hatte mit dieser Antwort nicht gerechnet und ihre Miene verfinsterte sich rasch. Sie schloss die Tür laut und trat auf ihn zu, stützte sich demonstrativ ihm gegenüber auf dem Schreibtisch ab.
"Ach weißt du, werter Schwager....mein Anliegen erledigt sich auch nicht von selbst. Und es ist von größter Wichtigkeit. Mary wird mir dabei nicht helfen können, es gibt nichts, was ich brauche. Viel mehr etwas, das sie braucht und ich ihr nicht geben kann."
Ihre Augen verengten sich.
"Es gibt da etwas, das wir klären sollten. Und zwar dringend. Ich bin nicht dumm und nicht blind, Mylord. Wenn du noch einmal meiner Schwester auch nur ein Haar krümmst, werde ich dir Probleme bereiten."

Gerard verdrehte leicht die Augen und fuhr damit fort Isabella zu ignorieren in der Hoffnung, sie würde es einfach aufgeben. Doch dann sprach sie etwas aus, womit er nie im Leben gerechnet hätte. Er sah auf und schnaubte verächtlich.
"Was redest du da für dummes Zeug?" erwiderte Gerard scharf. "Wenn du hergekommen bist um Unfrieden zwischen Mary und mir zu stiften, kannst du deine Sachen gleich wieder packen."
Das hatte ihm gerade noch gefehlt, dass dieses Weib nun anfing Unruhe zu stiften. Als wäre es manchmal nicht so schon schwer genug, er brauchte nun nicht auch noch dieses dahergelaufene Ding, das sich einbildete hier irgendwelche Drohungen aussprechen zu können.