William und Joanna - ab 1182 bis 1183

William seufzte leise. "Überraschen würde mich das auch nicht mehr. Wenn Philippe daraus einen Vorteil ziehen kann, würde er Henry sicher zu Hilfe kommen." Immerhin würde der Franzose so einen noch größeren Keil zwischen die Front treiben, die die Plantegenets eigentlich aufzubieten hatten.
Gegen seinen Willen musste William lachen und er schüttelte belustigt den Kopf. "Auch das überrascht mich nun wenig zu hören. Aber ich weiß, wie es dir geht, es kribbelt einem immer noch in den Fingern, nicht wahr?"
William schnitt eine Grimasse und tat Henry den Gefallen pikiert drein zu schauen, während er sich über den Bauch strich. "Du willst doch wohl keine Andeutungen machen, oder?" fragte er scheinbar eingeschnappt, grinste dann aber doch wieder. "Keine Angst, sie ist so gut in Schuss wie eh und je." versicherte er, wurde schließlich jedoch wieder ernst. "Was denkst du, wie viele Männer willst du aufbringen? Und hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wen du alles mitnehmen willst?"

Henry nickte grimmig. "Mich auch nicht, darum sorge ich mich ja. Noch ein Grund dieses Fiasko schnellstmöglichst zu unterbinden. Das wird uns allen nur schaden, so viel steht fest.", erklärte er überzeugt.
"So ist. Und du weißt ja, das Blut der Dämonen kocht immer heiß." Er grinste flüchtig. "Nur ein klein wenig. Aber man merkt, dass du wieder regelmäßig trainierst. Wir werden sie das Fürchten lehren."
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ich schätze, zweitausend Mann sollten für diesen Haufen genügen. Ich glaube ohnehin, dass es nicht zur Schlacht kommen wird. Aber wir werden sehen, wir werden sehen....Mitehmen...nun ja, dich und Edward in jedem Fall. Für den Rest lasse ich dir gern freie Hand, du triffst die Entscheidungen ohnehin so, wie ich sie treffen würde."

William grinste breit. "Das tue ich und diese kleine Reise, die ich kürzlich unternommen habe, hat mir auch ganz gut getan, schätze ich. Ich bin also durchaus bereit Rüstung und Schwert anzulegen und den Bengeln Beine zu machen."
Dann schnitt er eine Grimasse und seufzte leise. "Ich weiß nicht, ob ich sagen soll, dass ich es gehofft oder doch eher befürchtet habe, dass du das sagst. Der Junge scheint sich wirklich bewährt zu haben, was?" Es würde nicht Edwards erste Schlacht sein, aber das erste Mal, dass er in einer Position war in der er die Schachfiguren auf dem Brett verschob und nicht selbst wie ein Bauer zum Einsatz kam. Und William konnte nur zu Gott beten, dass Edward und Robert sich nicht gegenüber stehen würden, wenn es zum Kampf kommen sollte.

"Das ist wohl wahr. Wie gut nur, dass du nun wieder da bist. In dieser Situation bin ich sehr froh über dich an meiner Seite. Auf dich kann man sich wenigstens verlassen." William würde ihn nie enttäuschen odder gar vertrauliche Informationen weitertragen.
"Dann lass uns den Worten Taten folgen lassen." Henry musste grinsen und klopfte William auf die Schulter. "Das hat er. Er hat seinen Hitzkopf inzwischen ganz gut im Griff und war mir ein guter Hauptmann meiner Leibwache. Es wird Zeit, dass er sich auch als Kommandant ein wenig bewährt. Ich hätte es am Anfang nicht geglaubt, aber er ist ein guter Kerl geworden. Er muss sich bewähren, wenn er nun Oxford übernehmen soll. Ich kann schließlich nicht garantieren, dass es der letzte Krieg war, den wir auszufechten haben."

Nachdem William Henry verlassen hatte, hatte er mit Geoffrey einige Dinge besprochen, damit die ersten Vorbereitungen in Gang gebracht werden konnten und war dann kurz bei Edward gewesen. Nun führte sein nächster Weg ihn direkt zu Joanna, denn er wollte verhindern, dass sie von irgendjemand anderem von den neusten Entwicklungen erfuhr.
Elias und Sophie schienen sich irgendwo in der Burg herum zu treiben, nur der kleine Will war bei seiner Mutter und saß mit baumelnden Beinen am Tisch und brütete über ein paar Schreibübungen. William sah seinem Jüngsten über die Schulter und zerzauste ihm dann liebevoll die Haare. "Fleißig, fleißig, Kurzer. Das sieht schon sehr gut aus." lobte er lächelnd, ehe er zu Joanna trat und sie mit einem Kuss begrüßte. "Ich muss mit dir reden. Wir haben Neuigkeiten vom Festland erhalten und es sieht so aus als würde Geoffrey Truppen in Gang bringen, um sich Henry anzuschließen." erklärte er düster.

Joanna saß am Fenster und beobachtete ihren Sohn bei seinen Schreibübungen. Er tat sich noch ein bisschen schwer damit, machte seine Sache aber nicht so schlecht. Sie lächelte leicht, als William herein kam und erwiderte seinen Kuss.Will hatte seinem Vater kurz zugelächelt und sich dann wieder in seine Arbeit vertieft, denn bevor er spielen gehen durfte, musste er erst die Übungen beenden.
Joanna runzelte leicht die Stirn. "So? Das klingt aber ernst." Ihre Miene verfinsterte sich ein wenig."Geoffrey, dieses Aas....das bedeutet nun für uns? Was hat Henry vor? Du kommst ja nicht nur deshalb mit so ernster Miene, um mir das zu erzählen."

William atmete tief durch. Er wusste genau, dass das Joanna ganz und gar nicht gefallen würde, aber es gab nun einmal keine andere Möglichkeit. "Das bedeutet, dass ich gerade veranlasst habe, Truppen zusammen zu stellen mit denen wir diesem Unsinn ein Ende bereiten und Richard unterstützen können." erklärte William ernst. "Wir werden so schnell wie möglich aufbrechen müssen, damit diese Dummköpfe beim Krieg spielen nicht das halbe Land verwüsten. Und vor allem müssen wir eingreifen bevor Philippe möglicherweise eine Chance sieht aus diesem Zerwürfnis Vorteile für sich zu ziehen."
William sah kurz aus dem Fenster. Er hatte Geoffrey gebeten einen Boten nach Truro zu schicken, damit dort Männer zu den Waffen gerufen werden konnten. Außerdem würden in Kürze weitere Boten aufbrechen, um die Earls zu verständigen, die dieses Unterfangen mit starken Truppen unterstützen konnten.

Joanna verzog das Gesicht. "So etwas habe ich befürchtet...", seufzte sie. "Das heißt also, ihr zieht in den Krieg. Du wirst sich auch wohl kaum davon abhalten lassen, Henry zu begleiten, niicht wahr?" Sie kannte ihren Mann und sie hatte sehr gehofft, dass er nie wieder au einem Schlachtfeld stehen würde.
"Sei ja vorsichtig, William, ich warne dich. Weh,e du kommst auch nur mit einem einzigen Kratzer zurück.", mahnte sie ihn. Was nutzte es einen Aufstand zu machen? Er würde so oder so gehen, das hatte sie an seinem Tonfall schon gehört.
"Meinst du wirklich, es ist ratsam von Henry Partei zu ergreifen für Richard?"
Sie wusste nicht so Recht, was sie davon halten sollte.

Trotz der ernsten Lage musste William grinsen. "Ich fürchte, da hast du Recht." bestätigte er, legte die Arme um Joanna und küsste sie sachte. "Hm, wir scheinen wirklich schon lange verheiratet zu sein, so ruhig wie du reagierst. Du kennst meinen Dickkopf mittlerweile, was?" neckte er leise und strich ihr über den Rücken. "Ich verspreche dir vorsichtig zu sein. Und so gut auf unsere Söhne aufzupassen wie ich es kann."
William stützte sein Kinn einen Moment auf Joannas Scheitel ab und schwieg, dann sah er sie wieder an und nickte. "Richard hat es verdient. Er ist nicht derjenige, der diesen Krieg los bricht. Und unser junger König reagiert vollkommen über und handelt gegen Henrys Entscheidungen. Er erhebt sich also nicht nur gegen Richard sondern im Grunde auch wieder einmal gegen seinen Vater. Und Geoffrey ..." William schnaubte leise. "Geoffrey ist ein intriganter Mistkerl ohne gleichen. Dass er nichts Gutes im Sinn hat, dürfte klar sein.

Joanna grinste leicht und erwiderte seinen Kuss. "Das sind wir, mehr als zwanzig Jahre. Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass es keinen Sinn macht sich aufzuregen, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast. Damit renne ich nur gegen Wände an.", erklärte sie und schmiegte sich an seine Brust. "Das hoffe ich. Sicher wird Edward mit dir gehen, nicht wahr? Mir behagt es nicht, dass unsere Familie auf allen Seiten da drin hängt."
Sie nickte leicht. "Da hast du auch wieder Recht. Es ist nicht Richards Schuld. Und vielleicht zieht Henry den Schwanz ein, wenn sein Vater eingreift. Bei geoffrey ist sowieso alles verloren, ich mochte ihn noch nie wirklich."

"Zwanzig Jahre." Wiederholte William genüsslich und lächelte liebevoll. "Irgendetwas scheine ich richtig zu machen, dass ich eine so wundervolle Frau so lange an meiner Seite halten konnte." William zog Joanna etwas fester an sich, dann nickte er. "Ja, er wird immerhin in wenigen Tagen zum Earl of Oxford ernannt. Henry will ihm das Kommando über einen Teil der Truppen geben, damit er sich auch als Befehlshaber beweisen kann." erklärte William und bemühte sich vergeblich den Stolz aus seiner Stimme herauszuhalten. Aber wem wollte er ohnehin etwas vormachen? Er war tatsächlich stolz auf seinen Sohn, Edward hatte sich wirklich in erstaunlicher Weise entwickelt. Er war immer noch ein fürchterlicher Chaot und schlug gern ab und an noch über die Strenge, aber in den entscheidenden Momenten war er besonnen, handelte durchdacht und zeigte, dass in ihm ein wirkliches Talent schlummerte.
William seufzte leise. "Ja, das wäre zu hoffen. Das würde uns allen eine Menge ersparen. Wenn Henry -" William hatte eigentlich noch weiter sprechen wollen, doch in diesem Moment wurde die Tür des Gemachs aufgerissen und Elias eilte herein. "Vater!" Die Augen des Jungen glänzten aufgeregt und William hatte bereits eine Ahnung, was nun kommen würde, noch ehe Elias weiter gesprochen hatte. "Vater, ist es wahr, dass du in den Krieg ziehst? Geoffrey hat es mir gesagt! Du musst mich mitnehmen!"

Joanna lächelte. "Charmeur...aber wir haben ja auch schon genügend Schwierigkeiten überwunden. Das hat uns zusammen geschweißt. Wir haben wundervolle Kinder. Ich würde es nicht anders haben wollen." Sie musste ihm zustimmen. "Ja, ich weiß. Das hatte ich befürchtet. Ich hoffe nur, er kommt heil zurück. Ich mache mir um meine Kinder fast noch mehr Sorgen als um dich. Du hast wenigstens Erfahrung im Krieg. Aber er hat die Chance verdient. Sie ist notwendig, das ist mir bewusst."
Joanna öffnete gerade den Mund, als Elias herein platzte. Sie bedachte ihren Sohn mit einem tadelnden Blick und schüttelte dann energisch den Kopf.
"Das kommt gar nicht in Frage, du bist viel zu jung."

"Ich sage nichts als die Wahrheit." verteidigte William sich amüsiert und küsste Joanna noch einmal. "Ich auch nicht. So wie es ist, ist es perfekt." murmelte er zufrieden. Sie hatten viele Höhen und Tiefen hinter sich gebracht, aber ihm war immer klar vor Augen gewesen, weshalb er all das mit Joanna durch stand. Er liebte sie einfach von ganzem Herzen und brauchte sie an seiner Seite.
"Sicher wird er heile zurück kommen. Darauf werde ich schon achten. Außerdem ist er wirklich talentiert und seine Feuertaufe hat er immerhin auch schon hinter sich als er mit Henry einmal in die Schlacht gezogen ist. Er weiß also, was auf ihn zukommt."
Als Elias herein gestürmt kam, musste William sich dazu zwingen ein Grinsen zu verkneifen. Wenn er ehrlich war, konnte er den Jungen aus tiefstem Herzen verstehen.
"Das bin ich nicht!" protestierte Elias entschieden. "Ich bin nicht zu jung, ich bin alt genug, um Knappe zu werden. Sogar Eric wird in den Krieg ziehen. Es ist nicht fair, dass er gehen darf und ich nicht!" ereiferte Elias sich, offenbar entschlossen sich nicht so leicht abwimmeln zu lassen.

Joanna seufzte leise. "Das ist wahr. Ich bin auch sehr froh damit. Ich könnte mir kein besseres Leben wünschen als an deiner Seite." So lange gehörten sie nun schon zusammen und so sollte es auch für immer bleiben. So war sie glücklich.
"Du hast ja Recht, aber leicht fällt es mir trotzdem nicht. Ein Moment Ablenkug kann schon reichen. Ich sorge mich einfach um euch. Ich will nicht, dass euch etwas passiert."
Sie verschränkte die Arme.
"Du bist aber im Gegensatz zu Eric noch kein Knappe und außerdem ist der Krieg nichts erstrebenswertes. Du bleibst hier.", entschied sie und warf William einen auffordernden Blick zu. Sollte er doch auch einmal etwas sagen.

Elias

"Ich weiß, es ist immer schwer und es kann immer etwas passieren. Aber versuch nicht allzu viel darüber nachzudenken. Wenn wir Glück haben, kommt es ja nicht einmal zur Schlacht, weil Henry aufgibt, sobald wir das Festland erreicht haben." versuchte William Joanna ein wenig Mut zu machen.
Elias starrte seine Mutter fast ein wenig zornig an. "Schlimm genug, dass ich das noch nicht bin! Alt genug wäre ich. Und ich kann alles, was Vaters Knappen auch können, ich bin sogar besser als viele von ihnen!" erklärte Elias entschieden und sah Hilfe suchend zu seinem Vater hinüber. "Du warst jünger als ich, als du dich dem König angeschlossen hast! Das hast du mir selbst erzählt."
William stieß geräuschvoll die Luft zwischen den Zähnen hervor und merkte, dass er nun gerade in einer sehr ungünstigen Lage war. Er hob langsam die Schultern und sah Joanna an. "Damit hat er allerdings recht." erwiderte er und musterte seinen Sohn eindringlich. "Dennoch, auch deine Mutter hat Recht, wenn sie sagt, dass du noch reichlich jung bist. Außerdem ist ein Krieg nicht so ruhmreich wie du es dir ausmalst."

"Ich werde mich bemühen.", versprach Joanna leise und drückte seine Hand. "Ich hoffe wirklich, dass es niemals zum Kampf kommen wird. Vielleicht hat henry doch noch genug Angst vor seinem Vater und zieht sich zurück. Ich bete dafür."
Ihre Augen verengten sich leicht. "Diese Entscheidung liegt nicht bei mir, Elias. Und ich halte dich in der Tat für zu jung. Wenn dein vater zurückkehrt, können wir darüber reden, dass du deine Ausbildung zum Knappen beginnen darfst. Aber du wirst nicht mit in den Krieg ziehen. Es waren damals andere zeiten und es besteht keine Notwendigkeit ein Kind aufs Schlachtfeld zu schicken. Ich bin sicher, John ist bei Eric auch nicht begeistert davon."

Elias

"Das ist ungerecht!" grollte Elias und bedachte seine Eltern mit einem missmutigen Blick, ehe er seiner Mutter wieder direkt in die Augen sah. "Du entscheidest nicht, ob ich Knappe werden darf oder nicht, aber ob ich mit in den Krieg zeihen darf? Das ist gemein! Vater würde mich sonst sicher mitnehmen." protestierte Elias und kämpfte einen Moment lang mit der Fassung.
William seufzte und schüttelte den Kopf. "Bei Gott, es wird sicher noch genug Schlachten zu schlagen geben, aber das hier ist noch nicht deine Elias." erwiderte William langsam und legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. "Ich kann dich verstehen, aber glaub mir, es ist besser so. Und nun troll dich. Nimm Will mit und geht ein wenig draußen üben. Ich komme etwas später nach, in Ordnung?"
Elias sah nicht wirklich aus als sei er milde gestimmt, machte sich jedoch von seinem Vater los, ging zu seinem Bruder hinüber und nahm den freudestrahlenden Will, der nun von seinen Schreibübungen erlöst war, mit nach draußen.
William stöhnte leise und setzte sich an den Tisch. "Ich hab es mir schon gedacht, als er herein geplatzt ist. Er fühlt sich vernachlässigt, weil Robert und Edward beide bereits Ritter sind und James seine geistliche Laufbahn so gut voran treibt und er ..." William hob leicht die Schultern. Elias hatte die undankbare Position, dass er deutlich jünger als seine drei älteren Brüder war und diesen somit immer hinterher hängen würde und gleichzeitig war er durch Will aber nicht mehr der Jüngste von ihnen und genoss somit nicht mehr den Status des Nesthäkchens. Kein Wunder, dass er sich nicht gerecht behandelt fühlte.

Joanna schüttelte den Kopf. "Dein Vater würde dich auch nicht mitnehmen, du bist zu jung und zu unerfahren. Was willst du überhaupt im Krieg, wenn du die Hintergründe nicht einmal verstehst? Warum diese Schlacht stattfindet?"
Sie war recht dankbar, dass William nun eine Entscheidung traf und die beiden kinder nach draußen schickte. So hatten sie einen Moment Ruhe.
Joanna setzte sich ihm gegenüber. "Ich auch, aber da muss er nun durch. Soll er sich vernachlässigt fühlen, er muss lernen,d ass es nicht nach seinem Kopf geht. Wenn du zurück bist, kann er ja meinetwegen Knappe werden, aber er ist nun einmal noch nicht so alt wie seine Brüder."

William sah, dass Elias rot wurde bei Joannas Worten und seine Schritte dann noch ein wenig beschleunigte, um hinaus zu kommen.
"Jetzt hast du ihn wirklich getroffen." bemerkte er beinahe belustigt. "Ja, das muss er lernen, aber ich schätze, ich habe ihn auch immer ein klein wenig vernachlässigt. Wenn ich wieder zurück bin, werde ich mir mehr Zeit für ihn nehmen, dann wird es hoffentlich besser werden."
William griff nach Joannas Hand und zog sie zu sich auf den Schoß. "Aber da sehen wir dann alles, wenn ich wieder da bin. Und wenn alles gut läuft, bringe ich auch Robert wieder mit nach Hause. Er war lange genug weg."

"Möglich, dass ich das habe. Aber er muss einfach lernen, dass an einem Krieg nichts erstrebenswertes ist und dass er auch einfach noch nicht soweit ist. Wenn du dir etwas mehr Zeit nimmst, wird es schon alles wieder gut werden. In der Zwischenzeit werde ich Geoffrey bitten sich zu kümmern. Schließlich wird Geoffrey wohl hier bleiben, oder?"
Geoffrey war sechzig Jahre alt und obwohl noch sehr rüstig, war ein Schlachtfeld sicher nicht mehr der passende Ort für ihn.
"Ja, Robert ist sicher auch froh, wenn er wieder nach Hause kann. Henry wird ihn die ganze Zeit nicht gehen gelassen haben, sonst wäre er längst hier. Aber immerhin schreibt er dir."

"Geoffrey ..." William hob leicht die Schultern. Mit Geoffrey war es nicht ganz so leicht eine Entscheidung zu treffen. "Es ist seine Entscheidung, ob er hier bleibt oder mit kommt. Ich will ehrlich zu dir sein, ich habe ihn mein Leben lang immer gerne an meiner Seite gehabt und ich wünschte, er wäre auch dieses Mal dabei. Allerdings weiß ich auch, dass ich nicht so egoistisch sein kann, um das von ihm zu verlangen. Für ihn wäre es sicher gut, wenn er hier bleibt." Auch wenn es William schwer fiel sich einzugestehen, dass ausgerechnet Geoffrey mittlerweile zu alt für eine Schlacht geworden sein sollte. Geoffrey, der ihm so vieles im Leben gewesen war ... Mentor, Freund, Waffengefährte, ... und wie oft er ihm das Leben gerettete hatte, William zählte lieber gar nicht genau nach. Er verdankte diesem Mann wirklich eine Menge in seinem Leben und Geoffrey gehörte für ihn zu seiner Familie und das nicht erst seit dieser Sybilla geheiratet hatte.
William nickte. "Ja, es tut gut wenigstens Briefkontakt zu ihm zu haben. Mir wird allein bei dem Gedanken schon flau, dass wir bei diesem unglückseligen Krieg tatsächlich auf unterschiedlichen Seiten stehen."

"Frag ihn einfach. Geoffrey ist Realist, er weiß, was er sich zumuten kann. Vertrau ihm. Ich weiß, du hättest ihn gern bei dir, aber du musst ihn fragen, ob er sich fit genug fühlt dafür. Er sollte sich nicht überanstrengen. Aber ihr braucht sicher auch fähige Männer für die Organisation. Das sollte er noch mit Leichtigkeit hinbekommen."
Joanna seufzte leise auf. "Ich habe dabei auch kein gutes Gefühl, aber letztendlich blieb uns damals kaum eine Wahl als ihn zu Henry zu schicken. Und Robert ist klug, er wird die Situation irgendwie zu seinen Gunsten zu nutzen wissen. Selbst, wenn es nur darin besteht, neue Kontakte zu knüpfen. Aber es muss hart für ihn sein, als Einziger aus der Familie auf Henrys Seite zu stehen, zumal er sich das ja nicht aussuchen konnte. Immerhin ist Marshal noch in seiner Nähe, der ist auch ein vernünftiger Mann."

"Ich werde später mit ihm sprechen. Mal sehen, was er sagt. Es ist eigentlich kaum zu glauben, wie lange Geoffrey und ich uns schon kennen ..." William musste lächeln und schüttelte über sich selbst den Kopf. Er war doch sonst nicht so rührselig, ob das auch am Alter lag?
William strich Joanna über den Rücken. "Ja, damals war es die richtige Entscheidung und ich denke, Robert wird all das schon gut meistern. Und du wirst sehen, wir werden das alle gut hinter uns bringen und im Herbst sitzen wir zusammen in Truro und lachen darüber, dass wir uns jetzt solche Gedanken gemacht haben."

Grimmig folgte Robert den Männern, die ihn gefangen genommen hatten, zu einem der Zelte. Blut und Schmutz klebten noch an ihm,aber er war gefasst. Er hatte nicht wirklich eine Ahnung, wer ihn in dieser unglückseligen Schlacht gefangen genommen hatte, aber er machte sich ein wenig Sorgen, was die Zukunft brachte. Sorgen um Josie und die Kinder.
Die Männer führten ihn hinein und zogen sich dann zurück. Nun stand er hier allein, wartend auf den Mann, der sein Lösegeld zu fordern hatte. Er war angespannt und hoffte, er sei kein allzu schlechter Kerl.
Dieses Wappen kam ihm bekannt vor, doch jetzt gerade kam er nicht darauf, wer es führte.

Edward hielt zielstrebig auf sein Zelt zu, während er den Helm vom Kopf nahm und ihn an Eric weiter reichte, der eifrig neben ihm her lief. "Hm, ich schätze, heute hast du etwas mehr zu putzen als sonst." bemerkte Edward mit schiefem Grinsen. Er war dreckig und blutbesudelt, aber es war nicht sein eigenes Blut, das an ihm klebte. Ein Umstand für den er Gott bereits mehrfach gedankt hatte seit diese Schlacht zum Erliegen gekommen war.
Einer seiner Männer hatte ihn aufgesucht und stolz verkündet, dass sie einen Gefangenen in sein Zelt gebracht hatten. Fette Beute, Mylord! hatte der Mann ihm eifrig erklärt und Edward wollte nun sehen, wer dort in seinem Zelt auf ihn wartete. Draußen standen zwei Männer Wache und während der eine für Edward die Zeltplane zurück hielt, trat der andere einen Schritt hinein. "Der Earl of Oxford." kündigte er ernst an und Edward musste sich zusammen reißen, um nicht die Augen zu verdrehen. Er musste den Männern unbedingt noch einmal einschärfen, dass er keinen Wert darauf legte sogar in seinem eigenen Zelt angekündigt zu werden. Das war einfach nur albern.
Er trat ein und zog sich dabei die Handschuhe aus, sah sich neugierig um - und erstarrte kurz als er sah, wer dort im Zelt auf ihn wartete.
"Bei allen Heiligen ... Robert!" Edward warf Eric unachtsam die Handschuhe zu, durchquerte eilig das Zelt und zog seinen Bruder an seine Brust. "Gut dich zu sehen, Mann! Bist du in Ordnung? Unverletzt?" fragte er und musterte Robert aufmerksam, dann wandte er den Kopf. "Eric, schick die beiden Kerle draußen weg und warte vor dem Eingang. Ich will nicht gestört werden, hörst du?" trug er seinem Knappen auf und lächelte dann nachsichtig. "Wenn du den Helm und die Handschuhe schon einmal sauber machst, darfst du dir ein bisschen von dem Wein mitnehmen zur Feier des Tages. Aber betrink dich ja nicht, hörst du!"