William und Joanna - ab 1183

Gui

Gui sah eilig auf als er Schritte hörte und fuhr sich rasch noch einmal mit dem Ärmel über das Gesicht, nur um ganz sicher zu gehen, dass sich nicht doch eine Träne zwischen seinen Wimpern hervor gestohlen hatte.
Als seine Tante sich zu ihm hockte und ihm durch den Schopf fuhr, sah er sie mit einer Mischung aus Trotz und Verzweiflung an. Einen Moment war er hin und her gerissen, überlegte sich zu verschließen und ein Geheimnis aus dem zu machen, was geschehen war, aber das entsprach im Grunde nicht seiner Natur.
"Ich ... ich wurde vom Schwerttraining weggeschickt, weil Pierre und ich ... naja, wie haben uns geprügelt, schätze ich." räumte er ein wenig verlegen ein. "Aber er hat so grässliche Dinge gesagt, das war einfach so furchtbar! Ich weiß, dass ich darauf nicht hören soll, aber ... aber das ist so furchtbar schwer." murmelte Gui leise.

Eleonore konnte ihrem Neffen ansehen, dass er mit sich rang und nicht wusste, wie freimütig er seine Gefühle kund tun sollte. Doch letztlich siegte sein offenherziges Naturell und dafür war sie auch dankbar. Sie konnte ihm nicht helfen, wenn er so trotzig reagierte.
"Geht es dir gut? Bist du verletzt, Gui?", fragte sie zunächst. Er hatte sich also geprügelt. Das fing ja gut an. "Du weißt, dass das keine Lösung ist, hm? Was hat er denn für grässliche Dinge gesagt? Willst du mich nicht einweihen? Vielleicht habe ich dann einen Rat für dich, wie du besser weghören kannst."
Sie ahnte zwar schon, worum es ging, aber er sollte es ihr selber sagen.
"Möchtest du nicht ein Stück mit mir laufen? Das ist sicher bequemer als hier hinter den Rosen zu hocken, hm?"

Gui

Gui verzog ein klein wenig das Gesicht, nickte dann aber. "Nur hier drin." erwiderte er leise und tippte sich an die schmale Brust. Pierre und er hatten ja kaum ernsthaft angefangen, da hatte der Waffenmeister sie schon auseinander gezerrt und da keiner von ihnen beiden etwas hatte sagen wollen, hatte er sie beide vom Training ausgeschlossen.
Gui nickte etwas verloren. "Aber es ging nicht anders." erklärte er unglücklich. "Ich konnte das einfach nicht anhören." Sicher wusste er, dass es falsch gewesen war, doch er hatte sich einfach nicht zu helfen gewusste. "Er ... er hat schlechte Dinge über Maman gesagt, wirklich scheußliche Dinge. Und mich einen Bastard genannt, aber ... aber das wäre nicht so schlimm gewesen, wie all das andere." In Aquitanien hatte er sich nie dafür schämen müssen kein ehelich geborenes Kind zu sein, deshalb scheute er dieses Wort nicht so sehr, aber ihm drehte sich jedes Mal der Magen um, wenn jemand etwas scheußliches über seine Mutter sagte, sie zum Beispiel eine Hure nannte.
Gui zögerte. "Ich mag die Rosen." erklärte er und fügte leise hinzu: "Sie erinnern mich immer an Maman und zu Hause." Trotzdem gab er sich einen kleinen Ruck und erhob sich dann. Vielleicht tat es gut ein wenig spazieren zu gehen und sich abzulenken.

Eleonore seufzte leise. "Ja, ich weiß, mein Junge. Solche Dinge schmerzen immer...Und nicht immer weiß man sich anders zu helfen." Sie hatte es ja geahnt. Aber vermutlich würde die Dinge ein bisschen leichter für Gui werden, jetzt, wo seine Eltern verheiratet waren.
"Ich kann dich verstehen. Du wolltest deine Mutter verteidigen, weil du sie liebst. Es war nicht nett von ihm dich so zu nennen. Und deine Mutter ist hier ein gern gesehener Gast. Man sollte Pierre wohl einmal über den Mund fahren."
Als Gui aufstand, erhob sie sich ebenfalls und legte ihm eine Hand auf den Rücken. "Ich weiß....vermisst du sie sehr?" Gui wusste, dass er nach Hause konnte, wenn er es nicht aushielt. Aber das sollte wohl nur eine Lösung für den Notfall sein.
"Du solltest dir nicht so viel daraus machen. Er kennt sie schließlich nicht und du bist nicht schlechter als jeder von ihnen." Ob sie es dem Jungen wohl sagen sollte? Was konnte schon passieren?

Gui

Gui sah seine Tante zweifelnd an. "Dann wird er wissen, dass ich geredet habe und wird erst recht wütend sein." mutmaßte der Junge. Aus genau dem Grund hatte er ja auch zu ihrem Waffenmeister nichts gesagt. Pierre hatte geschwiegen, weil er mögliche Prügel vom Waffenmeister fürchtete und er selbst, weil er ahnte, dass Pierre ihn büßen lassen würde.
Gui sah zu seiner Tante auf als sie die Hand auf seinen Rücken legte und wiegte den Kopf hin und her. "Ein bisschen. Meistens geht es, aber heute ..." Er zuckte leicht mit den Schultern. Wenn so etwas passierte und er ohnehin düsterer Stimmung war, dann sehnte er sich mehr nach seiner Mutter und auch seinem Vater als sonst.
"Ja, nur leider sehen das viele anders." entgegnete Gui, der durchaus wusste, dass die Menschen bei ihnen zu Hause in Bordeau etwas besonderes waren. Das hatte er oft genug schon festgestellt, denn andernorts ging es so völlig anders zu.

"Das ist in der Tat ein Dilemma. Wir werden sehen, ob wir noch eine Lösung finden, keine Sorge. Aber Pierre wird auch sicher noch einsehen, dass seine Worte nicht richtig waren." Eleonore überlegte einen kleinen Moment.
"Das tun sie, aber weißt du, sie werden sich noch umsehen. Sie haben nämlich alle Unrecht, weißt du. Du bist kein Bastard, Gui. Nicht mehr." Sie schenkte ihm ein Lächeln. Sie musste ihn einfach trösten und es ihm sagen, er hatte es verdient.
"Deine Eltern haben geheiratet. Aber du darfst es noch keinem verraten. Es weiß noch niemand wirklich. Behalt es also noch für dich, aber weißt du....du kannst daran denken, wenn sie dich ärgern, lächeln und sie reden lassen. Weil sie Unrecht haben. Weil deine Mutter die nächste Königin von England sein wird, Guillaume."

Gui

Gui atmete verstohlen durch und nickte leicht, unendlich dankbar darüber, dass seine Tante Verständnis für seine Bedenken hatte.
Gui runzelte die Stirn und wollte gerade einwenden, dass sie durchaus Recht hatten als die nächsten Worte seiner Tante ihm die Sprache verschlugen. Er blinzelte überrascht. "Geheiratet?" Fragte er und stellte überrascht fest, dass seine Stimme heiser klang. Die Tragweite dieser Nachricht drang nur langsam zu ihm durch so wie durch dichten Nebel. Geheiratet ... seine Eltern hatten geheiratet.
Und dann sprach seine Tante das aus, was ihm die Knie weich werden ließ. "Großer Gott ..." wisperte Gui.
Wenn seine Mutter die nächste Königin von England sein würde, war er nun der Erbe seines Vaters und somit ...

Eleonore nickte eindringlich. Sie ahnte schon, dass das den Jungen sehr beschäftigen würde, weil er nicht damit gerechnet hatte. Es änderte seine ganze Position, sein ganzes Leben.
"Sie haben heimlich hier geheiratet. Nur weiß es noch niemand, weil dein Großvater ganz und gar nicht begeistert davon sein wird."
Eleonore lächelte und drückte seine Schulter.
"Wie du siehst, mein Lieber, ist es ausgesprochen gut, dass du hier die Ausbildung eines Prinzen gemeinsam mit Louis erhältst, hm?"
Und sie dachte bei sich, dass es für England gut sein würde, wenn Gui eines Tages König werden würde. "Das ändert deine ganze Position."

Gui

Gui konnte kaum glauben, was er da hörte. Seine Eltern hatten geheiratet? Aber warum jetzt, wenn sie doch immer gesagt hatten, dass es unmöglich sei? Und wieso hatten sie ihm nichts davon erzählt?
"Bei allen Heiligen ..." wisperte er leise und sah zu seiner Tante auf als diese leicht seine Schulter drückte. "Aber wieso? Ich meine, wieso jetzt und wieso ... haben sie es mir nicht erzählt?" sprudelte es dann aus ihm heraus. Er konnte das einfach nicht begreifen.
Dann weiteten sich seine Augen ein wenig als seine Gedanken noch etwas weiter gingen. "Großvater wird rasend sein vor Wut!" stellte er furchtsam fest. Er wusste, dass sein Großvater ihn gern hatte, aber er hatte auch oft genug erklärt bekommen, dass seine Eltern nie würden heiraten können, weil sein Großvater nun einmal der König war.
Dann huschte ein kleines, noch etwas zögerliches Lächeln über seine Lippen, denn so ganz konnte Gui noch nicht glauben, was das alles bedeutete. "... weil ich jetzt auch ein Prinz bin ..." murmelte er ungläubig.

Eleonore lächelte nachsichtig. "Weil es spontan entschieden wurde und sie....einfach nicht mehr wollten. Es wäre schwierig geworden, hätte dein Vater wieder eine andere Frau heiraten müssen und er liebt doch nur deine Mutter. Sie hat sich lange gesträubt, war vernünftig, aber jetzt war es wohl einfach genug. Klug oder nicht, es war aus Liebe."
Sie neigte den Kopf. "Ich denke, sie haben dir nichts gesagt, damit du dich nicht damit herum schlagen musst, dieses Geheimnis zu bewahren. Ich aber kann dich nicht so niedergeschlagen sehen, deshalb habe ich es dir jetzt gesagt."
Sie seufzte. "Oh ja, dein Großvater wird nicht begeistert sein. Ganz und gar nicht....Aber das ist eine Sache, die deine Eltern klären müssen. Und er wird diese Sache nicht an dir auslassen, mach dir darum keine Sorgen. So ist er nicht, er liebt Kinder."
Eleonore fuhr Gui durch den Schopf. "Oh ja, du bist ein Prinz."

Gui

Gui fühlte sich mit diesen Neuigkeiten noch recht überfordert und hatte das Gefühl tausend Fragen durch den Kopf schwirren zu haben, die er aber nicht stellen konnte, da seine Eltern ja nicht hier waren. Aber er war auch froh, dass seine Tante es ihm erzählt hatte - und unendlich erleichtert. Auch wenn er es niemandem würde erzählen dürfen, es fühlte sich einfach gut an es zu wissen. Dieser Knoten in seinem Magen, den er seit seinem Streit mit Pierre gehabt hatte, war verschwunden.
Gui lächelte leicht, dann schlang er seine Arme um seine Tante und drückte sich für einen Moment fest an sie. "Danke." wisperte er leise. "Danke, dass du es mir gesagt hast."
Dann fiel ihm etwas ein und er hob rasch den Blick. "Darf ... darf ich es Louis sagen?" fragte er zögerlich. Gui wusste, dass es ein Geheimnis bleiben musste bis seine Eltern es öffentlich machten, aber Louis war sein bester Freund.

Eleonore konnte spüren, dass Gui diese Nachricht gut getan hatte. Sie hatte seine Selbstzweifel beseitigt, ihm neuen Mut gegeben, das war gut für den Jungen. Sie erwiderte seine Umarmung liebevoll. Sie hatte ihn so sehr ins Herz geschlossen, ähnlich wie er ihrem Bruder nun einmal war.
"Sehr gerne....Ich dachte, dass es dir helfen würde, nachdem ich dich so traurig gesehen habe. Du siehst also, es gibt dafür keinen Grund. Auch wenn es niemand weiß, aber du weißt es. Du weißt, dass sie Unrecht haben."
Eleonore überlegte einen Moment. "Ja, ich denke schon. Er ist dein bester Freund, du solltet wenigstens einen Menschen haben, mit dem du darüber sprechen kannst. Aber lass ihn dir schwören, dass er das Geheimnis wahrt. Solange es nicht öffentlich ist, Gui, darf niemand davon erfahren. Sonst könnte das weitreichene politische Konsequenzen haben."
Und das mussten sie verhindern.

Gui

Gui nickte leicht und lächelte. "Ja, das weiß ich jetzt. Und es fühlt sich wirklich gut an." Es hatte Gui nie sonderlich gestört, dass er nicht von legitimer Geburt war, dafür waren in seiner Heimat alle viel zu verständig gewesen, niemand hatte sich daran gestört. Doch wenn es Menschen wie Pierre gab, die über seine Mutter herzogen, dann war Gui wahrlich verletzt und es war gut, dass er nun schon einmal wusste, dass sein Vater sie nun endlich geheiratet hatte. Und irgendwann würde es offiziell werden und niemand konnte sich mehr das Maul zerreißen.
"Danke. Das werde ich und er wird auch nichts sagen, dass weiß ich." Gui vertraute Louis vollkommen. Sie beide hatten sich so schnell angefreundet, hatten von Anfang an den anderen verstanden und waren hervorragend miteinander ausgekommen. Deshalb war Gui auch so froh über die Möglichkeit gewesen hier bleiben zu können.

Miriam


Miriam genoss das noch ungewohnte Gefühl, Levi so nahe zu sein. Ihre Bindung vertiefte sich mit jedem Tag und sie konnte immer mehr dieser Nähe zulassen.
Heute lehnte sie zum ersten Mal für längere Zeit an seiner Brust und konnte es aushalten, mochte es gar. Einfach nur zusammen sitzen hier, auf ihrem Bett, und reden... Das waren vertraute Situationen, wie sie sie seit ihrer frühen Kindheit nicht mehr erlebt hatte.
"Und kommst du damit zurecht, dass Giselle mit Rob ohne dich an den Hof geht? Du hättest sicher gern ein Auge auf sie jetzt..." Aber sie war sich der Tatsache äußerst bewusst, dass er allein ihretwegen hier blieb und sonst jedenfalls mit Giselle gegangen wäre.
"Ich würde sicher auch allein zurecht kommen, wenn du....lieber dorthin gehen willst. Ich könnte das verstehen. Und ich habe immerhin noch Moses...."

Levi

Levi konnte immer noch nicht so recht glauben, dass Miriam und er sich tatsächlich näher kamen und doch war es so. Dieser erste Kuss schien so viel geändert zu haben und es machte ihn so ungemein glücklich, wenn sie zusammen waren und Miriam sich so wie jetzt gerade traute, seine Nähe zu suchen.
Er hatte die Arme locker um sie gelegt, während sie an seiner Brust lehnte und Levi konnte gar nicht anders als die ganze Zeit zu lächeln.
Selbst als sie ihn nach Giselle fragte, brachte das seine Laune nicht ins Wanken. "Ach ... sie ist bei guter Gesundheit, die gefahrvolle erste Zeit ist vorbei und gleichzeitig die Schwangerschaft noch nicht so weit, dass man fürchten müsse, das Kind käme jeden Moment. Ich bin sicher, sie kommen ohne mich schon zurecht." erwiderte Levi und ergriff dann Miriams Hände, um sie sanft zu drücken. "Um was zu tun? Am Hof herum zu sitzen und dich vermissen? Nein nein, ich denke, ich bin hier schon gut aufgehoben." erwiderte Levi sanft.

Miriam

Miriam kuschelte sich ein wenig zurecht und streckte dann die linke Hand aus, um Moses über den Kopf zu streichen, der sich neben ihnen auf dem Bett zusammen gerollt hatte.
"Das ist gut...Ich bin froh, dass es ihr so gut geht. Denkst du, es wird dieses Mal einfacher für sie werden, wenn das Kind kommt?"
Sie mochte Giselle, die so gut zu ihr gewesen war. Sie wünschte ihr nur das Beste und dazu gehörte wirklich  nicht, dass Levi sie wieder aufschneiden musste.
"Ich weiß es nicht....neue Leute kennenlernen vielleicht, dich mit anderen Ärzten austauschen. Sicher gibt es dort spannendere Dinge als hier mit mir zu sitzen."
Und trotzdem wollte er hier bleiben, hier bei ihr. Das war ihm wirklich wichtig. Sie war ihm wirklich wichtig. "Das ist....ein gutes Gefühl, dass du für mich bleiben willst."

Levi

Levi seufzte leise. "Ich hoffe es sehr. Die Chancen stehen gut, denn dieses Mal ist sie wesentlich besser vorbereitet. Aber eine gewisse Gefahr besteht bei ihr immer." Zumal er selbst mit einem solchen Fall ja noch nicht wirklich Erfahrung hatte, er war sich nicht sicher, wie sehr die Muskulatur und ihr gesamter Körper gestärkt sein mussten, damit es dieses Mal funktionieren würde.
Levi winkte ab. "Neue Leute kennen lernen ist nie so ganz einfach, nicht wahr? Außerdem gibt es hier genug Menschen mit denen ich gut zurecht komme, das reicht mir aus. Und im Hospital arbeiten großartige Ärzte, ich kann mir kaum vorstellen, dass es am Hof jemanden gibt, der ähnlich gut ist."
Levi lächelte und strich mit den Lippen kurz sachte über Miriams Schläfe. "Ich wäre ein solcher Narr, würde ich nicht bei dir bleiben wollen." murmelte er leise.

Miriam

"Natürlich...weil auch niemand Erfahrungen mit einer solchen Schwangerschaft hat. Die Sache ist wohl ziemlich einzigartig auf der Welt. Es ist sowieso ein Wunder, dass sie Wills Geburt überstanden hat, selbst mit deiner Hilfe."
Miriam schloss die Augen unter seiner Liebkosung. Wie einfach es doch war sich darauf einzulassen... Er war so sanft, so liebevoll. Sie wollte nie wieder darauf verzichten müssen. "Das ist so lieb von dir...." Sie konnte immer noch kaum glauben, wie geduldig er war und dass er sie schön fand.
"Es ist ein seltsames Gefühl, dass ich dir so wichtig bin. Das kenne ich schon so lange nicht mehr. Seit ich ein kleines Kind war...Meinen Verwandten war ich immer eher lästig...Außer zum Arbeiten." Im Grunde genommen war sie daher froh, dort endlich fort zu sein.
Aber die Zeit in Gefangenschaft hätte sie nicht gebraucht.

Levi

Levi nickte langsam. "Das ist wahr. Und ich bin mehr als froh, dass Jahwe mich zum Werkzeug für dieses Wunder auserkoren hatte. Sie ist so ein herzensguter Mensch, es wäre furchtbar wären sie und Will bei der Geburt gestorben. Also lass uns beten, dass Jahwe auch dieses Mal wieder ein Wunder wirkt und alles gut geht."
Dann lachte Levi leise. "Dann hoffen wir einmal, dass du dich bald daran gewöhnst und es nicht mehr seltsam ist sondern du es voll und ganz genießen kannst." Erwiderte er zärtlich. "Denn ich habe nicht vor wieder aus deinem Leben zu verschwinden." Und je länger seine Bekanntschaft mit Miriam schon anhielt und je enger die Bindung zwischen ihnen wurde,desto überzeugter War Levi davon, dass all das Jahwes Plan gewesen war. Dass er ihn, Levi, ausgerechnet bei dieser Reise des Earl nach Tavistock hatte dabei sein lassen, damit er Miriam finden konnte.

Miriam

Miriam nickte. "Ich bete jeden Tag für sie, wirklich. So gut ich kann, denn ich habe das Gefühl, Jahwe hört nicht immer zu. Aber ich sollte ihm vertrauen, immerhin hat er dich zu mir geschickt." Sie lächelte zufrieden. "Ich genieße es auch jetzt schon, weißt du. Egal, ob es seltsam ist oder nicht. Und ich wäre froh, wenn du nie wieder aus meinem Leben verschwindest."
Sie seufzte tief.
"Der Abt wollte, dass ich Christin werde. Aber ich wollte nicht...Er hat alles versucht, um mich dazu zu bringen. Immer, wenn ich wach geworden bin, war da dieses Kreuz. Er hat so oft auf Latein geredet, als ob er damit....irgendwelche Geister austreiben wollte. Aber man ist doch nicht besessen, weil man etwas Anderes glaubt."
Und sie hatte gehungert, weil er sie gefügiger machen wollte. "Ich war noch nie so glücklich, wie an dem Tag, an dem du dich über mich gebeugt hast."

Levi

Levi lächelte sanft. "Das klingt ausgesprochen vielversprechend." bemerkte er und strich sanft mit dem Daumen über Miriams Handrücken. Vielleicht würden sie ja eines Tages heiraten können, wenn das Band zwischen ihnen weiterhin so fest blieb und Miriam einwilligte. Aber noch wollte Levi diese Frage lieber noch nicht stellen, er wollte dem ganzen Zeit geben. Er war ja schon froh darüber, dass sie seine Nähe mittlerweile zulassen und sogar genießen konnte.
"Nein, das ist man nicht." bestätigte er ernst. "Aber gerade diese Fanatiker scheinen das immer wieder zu glauben, scheint mir. Als sei es das Werk des Teufels, dass man anderen Glaubens ist und diesen Teufel wollen sie austreiben." murmelte Levi.
Für ihn war es ein schrecklicher Tag gewesen als er Miriam gefunden hatte. Sie so zu sehen, hatte ihn tief getroffen und er schauderte innerlich bei dem Gedanken daran, was seinem Volk manchmal angetan wurde. "Ich bin froh, dass Jahwe mich damals zu dir geführt hat. Und das Lord Robert dabei war, der ein so starkes Bedürfnis nach Gerechtigkeit hat. Wer weiß, andere Männer hätten vermutlich einfach weggesehen."

Miriam

Miriam lauschte ihm aufmerksam. "Ja, so scheint es....ich begreife das nicht. Warum kann man nicht jeden glauben lassen, was er möchte?"
Auch sie war unglaublich dankbar dafür, dass Robert so reagiert hatte, obwohl er selbst hätte Ärger bekommen können. Ihretwegen hatte er viel riskiert. Sie war froh, hier unter seiner Herrschaft zu leben, wo niemand eine ungerechte Behandlung befürchten musste.
Sie schwieg eine Weile, nachdenklich...
"Er hat mich angefasst...", sagte sie dann leise. Irgendwann würde sie sich dahingehend offenbaren müssen und hier war ein inniger Moment. Sie musste sich Levi anvertrauen. Niemandem vertraute sie so sehr wie ihm und wohin sich das auch immer entwickelte, sie brauchte ihn...sehr.
"Nicht mehr, aber...das verfolgt mich."

Levi

"Ich weiß es nicht, ich wünschte auch, es wäre anders. Wenn nur alle die Augen öffnen würden, würden sie feststellen, dass all unsere Religionen sich so ähnlich sind. Wir haben so viel mehr gemeinsam als uns trennt. Aber wenigstens haben wir hier nun einen Ort gefunden an dem niemand uns für unseren Glauben verachtet. Ich wünschte, es gebe mehr solcher Orte auf der Welt." murmelte Levi leise.
Er unterbrach die Stille nicht, die eintrat und sie beide hingen einen Moment lang ihren Gedanken nach, dann ergriff Miriam wieder das Wort und sagte etwas, das Levi mit einem Schlag mit den unterschiedlichsten Gefühlsregungen konfrontierte. Die Vorstellung was sie erlitten hatte, war so furchtbar, dass er die Augen kurz schließen musste und gleichzeitig kochte die Wut auf diesen verfluchten Kerl hoch, der sich allen ernstes einen Geistlichen nannte. Und obendrein war der Drang Miriam in den Armen zu halten und nie wieder los zu lassen, sie vor allem Übel der Welt zu beschützen mit einem Mal noch viel überwältigender.
"Dieser Dreckskerl." wisperte Levi. Er war niemand, der zum Fluchen neigte, aber hier für gab es keine schönen Worte.
Vorsichtig zog er Miriam etwas enger an sich. "Aber nun wird er es nie wieder tun. Nie wieder wird er dich anfassen ... nie wieder wird dich irgendjemand gegen deinen Willen anfassen, dafür sorge ich, das schwöre ich dir."

Miriam

"Es ist wirklich weise, was du sagst. Du hast Recht. Ich finde, hier spürt man den Unterschied auch kaum. Die Christen sind genau wie wir, sie haben nur ein paar andere Gebräuche. Ich wünschte auch, es wäre überall so wie hier."
Miriam konnte regelrecht spüren, dass in Levi die Wut hoch kochte und es war irgendwie ein gutes Gefühl, dass er nur ihretwegen so reagierte. "Ja, das ist er...."
Sie ließ zu, dass er sie enger an sich zog und schloss die Augen. "Das ist gut. Ich weiß, dass du dein Versprechen sehr ernst nehmen wirst. Und bei dir habe ich keine Angst."
Levi gab ihr Vertrauen zurück und schaffte es, ihr ein wenig Geborgenheit zu vermitteln. Seine Nähe vertrieb die Schatten der Vergangenheit.
"Ich will, dass du nie wieder weg gehst."

Levi

Levi lächelte leicht. "Es ist einfach das, was ich mit der Zeit herausgefunden habe. Seit ich hier bin hatte ich viel Zeit mich mit den verschiedenen Religionen auseinander zu setzen, Christen gibt es hier ja nun mehr als genug und mit Azeems Hilfe konnte ich Einblicke in die muslimische Religion gewinnen, es ist wirklich faszinierend."
Miriams Worte sorgten dafür, dass sein Zorn auf den Abt in den Hintergrund rückte und ihm warm ums Herz wurde. Er lächelte sanft und legte eine Hand an ihre Wange, so dass sie den Kopf ein wenig drehte und ihn ansah. "Das trifft sich gut, denn ich will auch nie wieder gehen." erklärte Levi und lehnte seine Stirn leicht an ihre. "Ich ... liebe dich, Miriam." murmelte er sanft. Sie hatte so tiefgreifende Gefühle in ihm geweckt, wie er es zuvor noch nie verspürt hatte und er wollte wirklich nicht, dass sie noch einmal aus seinem Leben verschwand.