William und Joanna - ab 1171 bis 1172

John nickte. "Ja, das tut er. Nun, ob die Hörner abstoßen unbedingt sein muss, darüber lässt sich streiten, aber nun gut. Solange du ihn im Auge hast und ich das nicht tun muss....ich bin nur nicht sicher, ob er weiß, was er wissen sollte. Allerdings föllt das glücklicherweise nicht unter meine Aufgaben. Ob es nun irgendwo anders besser ist..."
John nahm einen Schluck Wein und neigte dann zustimmend den Kopf. "Das werde ich tun. Zumindest soweit ich es mitbekomme, schließlich sehe ich auch nicht alles. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es nicht mehr allzu lange dauert. Robert wird langsam erwachsen, auch wenn Philippe ihm noch voraus ist."

William verzog ein wenig spöttisch die Lippen. "Nun, in der Hinsicht würden wir sicher bis morgen früh diskutieren können und wären uns noch immer nicht einig." bemerkte William. "Ich werde bei nächster Gelegenheit mit ihm darüber sprechen. Aber glaub mir, wo anders ist es deutlich besser. Ich habe keine Lust darauf, dass der Junge zu Hause herum zu wildern beginnt ... das endet nur damit, dass es Gefahr läuft auszuarten. Und am Hofe ist es ohnehin zu gefährlich."
William stellte seinen Becher auf den Tisch und nickte. "Das wird er ohne Zweifel, aber ich werde auf die beiden schon ein Auge haben und dafür Sorgen, dass sie keinen Unsinn anstellen."

"Wohl wahr...in diesem Punkt werden wir uns nie einig werden. Aber das müssen wir ja glücklicherweise auch nicht. Am Hof ist es zu gefärhlich, das stimmt allerdings. Er ist sowieso nicht sonderlich gut gestellt dort. Er sollte kein Risiko eingehen."
John seufzte leise. "Nachdem wir in Oxford waren geht es nach Hause, nicht wahr? Ist es dir recht, wenn ich dann beginne, Cathie mit deinen Kindern zusammen zu unterrichten? Ich wollte das nicht tun, ohne dich zu fragen. Es könnte schließlich Getuschel darüber geben."
Er hob leicht die Schultern. "Joanna freut sich schon sehr auf Zuhause, oder? Sie liebt Cornwall."

"In der Tat." bemerkte William schmunzelnd und nickte dann. "Genau. Wir werden nach Cornwall zurück kehren, wobei ich auf dem Weg noch einen kurzen Abstecher zum Tower machen werde. Ich würde dich bitten in der Zeit auf die Jungen ein Auge zu haben. Ich werde mit Brian zusammen reiten, den Rest aber bei Euch lassen, so sind wir schneller und können am Abend wieder zu euch stoßen." erklärte William seine Pläne und lehnte sich dann entspannt zurück.
"Natürlich kannst du das. Es ist die sinnvollste Art und die Kinder freuen sich sicher darüber. Und du weißt, dass ich auf dieses ganze Getuschel nichts gebe." stimmte William Johns Plänen zu. "Ja, sie ist völlig vernarrt in diesen Ort. Aber ich muss zugeben, ich freue mich auch unglaublich darauf nach Hause zu kommen. Ein wenig Ruhe wird sicher gut tun."

"Zum Tower....du willst zu de Vere, nicht wahr? Sei vorsichtig, er mag inzwischen alt sein, aber er war immer äußerst gerissen. Lass dich zu nichts hinreißen und provozieren.", sprach John schließlich eine Warnung aus, stimmte dem Rest aber zu. "Natürlich, das ist kein Problem. Ich passe auf die Jungs auf und der Rest deiner Männer ist ja auch noch hier, falls etwas sein sollte. Wenn du diese Pläne für gut hältst, werden wir uns danach richten. Je eher ihr wieder bei uns seid, desto schneller sind wir Zuhause. Und ich vermisse Constance und meine Kinder jetzt schon.", erklärte John mit einem leichten Grinsen.
"Gut. Cathie wird sich auch freuen, bei ihren Freundinnen sein zu können. Ich weiß, dass du darauf nichts gibst, aber gerade bei solchen Sachen bin ich gerne vorsichtig. Man weiß ja nie...Ich freue mich auch auf Zuhause. Du hast Pläne, nicht wahr? Wegen Joanna...ich habe so etwas läuten hören, dass du ihr eine Überraschung schuldest."

William nickte ernst. "Er war immer äußerst gerissen, in der Tat. Er war es allerdings auch mit dem ich Seite an Seite vor Hereford gestanden und gekämpft habe." bemerkte William. "Mit diesem Mann verbindet mich eine Menge und ich will endlich mit dieser ganzen Sache abrechnen. Aber keine Sorge, ich werde nichts Unbedachtes tun." beschwichtigte William seinen Freund.
Dann stahl sich ein leicht verzweifeltes Grinsen auf seine Lippen. "In der Tat. Ich habe ihr versprochen sie zu überraschen, wenn wir zehn Jahre verheiratet sind. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich dabei geritten hat, aber nun ja. Du weißt, dass ich keine sonderlich romantische Ader habe ... und ich bräuchte bei dieser Sache dringend deine Hilfe, denn ohne dich werde ich es sicher nicht so hinbekommen, wie ich es mir überlegt habe. Außerdem musst du mir sagen, ob es Joanna gefallen könnte oder nicht."

"Dann tu das. Aber dennoch, sei vorsichtig. Dass alte Freundschaft nichts bedeuten muss, haben wir ja bei Beckett gesehen, nicht wahr." John seufzte leise. "De Vere ist gerissen...du solltest ihn in keinem Fall unterschätzen."
John begann breit zu grinsen. "Sieh an...nun ja, deine romantische Ader war wirklich noch nie sonderlich ausgeprägt. Und ich soll dir helfen, ja? Nun denn, mein Freund, dann mal los. Erzähl mir, was du dir so ausgedacht hast für deine Liebste. Vielleicht kann ich dir weiterhelfen. Ich denke doch, ich weiß ganz genau, was Constance romantisch finden würde."
Er schüttelte den Kopf. "Unglaublich, dass es schon zehn Jahre sind, nicht."

"Das werde ich nicht. Aber bei all seiner Gerissenheit sollte er auch mich nicht unterschätzen. Das hat er einmal getan und wir sehen ja, wo es ihn hingebracht hat." erwiderte William fest und rieb sich dann ein wenig unbehaglich den Nacken.
"Ich tue mich wirklich schwer mit solchen Dingen ..." murmelte er und nahm einen tiefen Schluck Wein ehe er weiter sprach. "Nun, ich dachte, dass ich sie gleich nach unserer Ankunft in Cornwall mitnehmen werde. Ungefähr einen halben Tagesritt von der Burg entfernt haben wir ein schönes kleines Jagdhaus ... dort könnten wir uns für ein paar Tage zurück ziehen. Ich weiß wie sehr sie mich vermisst und wie sehr sie solche Zeit genießt, die wir nur miteinander verbringen können." begann William langsam. "Ich dachte mir, man könnte das Haus vor unserer Ankunft dort ein wenig her richten. Du weißt schon, mit Blumen und all solchem Unsinn, den Frauen so gerne mögen." William machte eine vage Handbewegung. "Wenn dir dafür noch ein paar Kleinigkeiten einfallen, immer her damit ... ich bin grauenvoll darin." bemerkte William mit einem schiefen Grinsen. "Für diese Tage bräuchte ich deine Hilfe vor allem in Truro ... irgendwer muss schließlich auf die Kinder aufpassen." William lächelte bittend und rutschte dann ein wenig nervös auf seinem Stuhl hin und her. "Aber da ist noch etwas anderes wofür ich dich brauche ..." begann er langsam und musste erst noch ein paar Schlucke Wein nehmen und sich die Worte passend zurecht legen, damit es nicht allzu albern klang.

"In der Tat. Nun, lass es einfach auf dich zukommen." John schaute William aufmerksam an. "Das ist doch gar keine schlechte Idee. Ich bin mir sicher,, dass sie sich darüber freuen wird, William. Zeit mit dir allein ist für sie wirklich das schönste Geschenk. Und wenn du das dann noch ein wenig ausgestaltest, wird sie sich umso mehr freuen. Und mach dir um die Kinder keine Sorgen. Wir kümmern uns schon um sie, das wird schon problemlos funktionieren. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir auf sie aufpassen. Um um die Dekoration mach dir auch keine Gedanken, wenn du Hilfe brauchst, wird Constance dir dabei sicher gerne helfen. Sie hat ein Händchen dafür. Es wird wunderschön werden."
John hob eine Augenbraue und beugte sich ein wenig vor. "Jetzt machst du mich neugierig...wofür brauchst du mich denn? Wenn ich dir helfen kann, tue ich das gern."

William lächelte dankbar und nickte. "Sehr gut. Ich muss ohnehin einen Boten nach Cornwall schicken. Vielleicht könntest du Constance in einem Brief schon um Hilfe bitten? Wenn ich ihr selbst schreibe, wird das Joanna sicher nicht entgehen."
William fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und nagte dann unruhig an seiner Unterlippe. "Ich weiß nicht, ob es ihr gefallen wird ... es war noch so eine Idee, aber ich dachte mir ... wir haben nie auf englischem Boden geheiratet. Nie so, wie wir es eigentlich vor gehabt hatten." erklärte William langsam und ein wenig verlegen. "Ach, es ist eine dumme Idee, aber ich dachte, vielleicht ... wir könnten es nachholen. In Cornwall. Sie liebt diesen Ort so sehr und ich wünschte, ich hätte ihr damals eine richtige Hochzeit bieten können. Es wäre einfach nur eine symbolische Sache, nichts von großer Bedeutung ... und ich hatte gehofft, dass du ... nun ja, du bist zwar kein Priester mehr, aber es ist schließlich ja auch keine richtige Hochzeit mehr ... würdest du uns trauen?" fragte William schließlich und sah John mit banger Erwartung an. Er war sich nicht sicher, ob seine Überlegung wirklich gut war, aber vielleicht würde es Joanna ja gefallen ...

"Das werde ich tun, kein Problem. Sie wird sich freuen, wenn sie so etwas organisieren darf, sie liebt solche Aufgaben." John lauschte William nachdenklich und ein wenig belustigt über dessen Nervosität. Dann begann er zu lächeln. "Und du willst keine romantische Ader haben? Ich finde diese Idee wundervoll. Joanna wird sehr gerührt sein. Natürlich wird ihr das gefallen, sehr sogar. Schließlich wünscht sich jede Frau eine schöne Hochzeit. Und wenn sie nur Symbolcharakter hat, sie wird es verstehen. Allerdings..."John biss sich auf die Lippe. "Ich würde das wirklich gerne tun, William. Es würde mich sehf freuen...aber ich bin nicht sicher, ob ich mir damit nicht zu viel anmaße. Ich würde wirklich gerne..." John seufzte schwer.
"Owen wird damit nicht einverstanden sein, ich will keinen Streit mit ihm. Andererseits wird er es wohl niemandem verraten....Ich weiß es nicht, William. Immerhin schaut uns nun kein Beckett mehr auf die FInger. Also sollten wir es wagen. Und du könntest ja Owen als Vertreter der Kirche dazu bitten. Und den Ausflug in die Jagdhütte könntest du doch als kleine Auszeit nach der Hochzeit sehen. Freie Zeit für euch, als wärt ihr ein frisch verliebtes Pärchen."

"Wunderbar, ich danke dir." William lächelte erleichtert, wirkte im nächsten Moment jedoch deutlich besorgt als John zögerte. "John, ich bitte dich ... du musst es tun. Ich will das dieser Tag perfekt wird und das kann er nur, wenn du es tust." redete er bittend auf seinen Freund ein. "Niemand wird davon erfahren und um Owen kümmere ich mich. Er hat immerhin Richard und Beatrice hinter meinem Rücken getraut, er ist mir einen Gefallen schuldig." William lächelte kurz und sah John dann wieder eindringlich an. "Bitte, es würde Joanna und mir eine Menge bedeuten."
Im nächsten Moment lächelte William sanft. "Das sind wir auch, John. Das sind wir." erklärte er mit ruhiger Stimme. "Seit sie mich vor über fünfzehn Jahren das erste Mal umgerannt hat, bin ich verliebt. Hals über Kopf. Und seit ich nun seit zehn Jahren immer wieder neben ihr aufwache, fühle ich mich jeden Morgen aufs neue frisch in sie verliebt."

John atmete tief durch und nickte schließlich. "Gut, ich werde es tun, auch, wenn ich kein Priester mehr bin. Wenn du dich um Owen kümmerst, werde ich das gern tun. Und es ehrt mich, dass du so viel Wert darauf legst, dass ich es tue."
Und er wusste schon jetzt, dass Constance bei dieser Zeremonie beginnen würde zu weinen vor lauter Rührung. Doch auch er fand, es war eine wirklich wundervolle Idee, die William da für seine Frau plante. Schließlich hatte Joanna ihn in Gefangenschaft in einer winzigen Kapelle heiraten müssen. Das hatte ihren Glück keinen Abbruch getan, aber es war nicht die Hochzeit, die sie verdient hatte für ihr fortwährende Liebe und Treue zu ihrem Mann.
"Ja, das sieht man euch auch an. Wenn ich nach zehn Jahren mit Constance noch so glücklich bin, haben wir etwas richtig gemacht. Man kann wohl sagen, Joanna hat dich bei eurem Zusammenstoß nachhaltig beeindruckt.", eriwderte John lachend. "Sei unbesorgt, sie wird sich wahnsinnig freuen."

William atmete erleichtert auf als John endgültig zustimmte und ergriff einen Unterarm. "Ich danke dir. Ich danke dir wirklich. Für alles was du bisher für mich getan hast und noch immer nicht müde geworden bist mir weiter zu helfen." William lächelte aufrichtig und prostete John dann zu.
"Du denkst also, dass es ihr gefallen wird, ja? Es muss ... es muss einfach atemberaubend werden für sie. Ich habe ihr etwas ganz besonderes versprochen und das soll sie auch bekommen." William grinste und nickte. "In der Tat. Und ich wünsche dir und Constance, dass ihr auch in mehr als zehn Jahren noch so glücklich seid wie heute."

:Oxford:

So lange Zeit saß er nun schon hier, dass er jeden einzelnen Riss im Mauerwerk, jede Unebenheit im Boden und jedes winzige Loch im Holz des Tisches kannte. So lange Jahre und das war nur die Schuld eines einzigen Mannes: William of Cornwall. Inzwischen war Aubrey de Vere ein alter Mann, aber sein lodernder Hass hielt ihn aufrecht. Warum hatte dieser Mann auch unbedingt zurückkehren müssen? Er hätte sich doch an LouisÄ Hof ein schönes Leben machen können....
Der einstige Earl of Oxford erhob sich ächzend und trat zum Fenster hin, um mit verschränkten Armen in den Innenhof hinunter zu blicken, wie er es jeden Tag lange tat. Was er wohl tun würde, wenn Cornwall einmal wieder vor ihm stünde malte er sich aus. Stundenlang. Da der Feigling sich ja nicht traute ihm unter die Augen zu treten.

William zügelte sein Pferd und schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Sattel. "Sorg dafür, dass die Pferde in den Stall kommen und dann ruh dich selbst ein wenig aus. Es wird nicht allzu lange dauern, denke ich." riet er Brian, der nickte und die Zügel von Williams Reittier übernahm, um die Pferde zu den Stallungen zu führen.
William ließ den Blick kurz über den Innenhof schweifen und machte sich dann zügig auf zu seinem eigentlichen Ziel. Er wollte de Vere gegenüber treten und vorher nicht zu viel Zeit verschwenden. Immerhin wollte er heute Abend wieder bei den anderen sein.
Die Wachen brachten ihn ohne zu Zögern zu der Zelle in der de Vere sein Dasein fristete und tauschten lediglich vor der Tür einen kurzen besorgten Blick, ließen jedoch keinen Kommentar verlauten. Die Tür wurde mit leisem Knarren geöffnet und William trat ein ohne sich umzudrehen als die Tür hinter ihm wieder geschlossen wurde.
"Nun, ich dachte, es wäre an der Zeit Euch einmal einen Besuch abzustatten. Und da ich gerade auf der Durchreise war ..." begrüßte William seinen Gegenüber und musterte den Mann vor ihm eindringlich. Die Jahre im Tower hatten de Veres Äußerem nicht unbedingt gut getan und er wirkte ausgezerrt und deutlich älter als er tatsächlich war.

:Oxford:

De Vere sah gelangweilt auf, als die Tür zu seiner Zelle geöffnet wurde. Zumeist war s ohnehin niemand Besonderes. Der Priester, der ihm einmal in der Woche die Beichte abnahm oder einer der Soldaten, der ihm sein karges Abendmahl brachte. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er erkannte, dass es Cornwall war. Dieser Hund...dass er sich überhaupt hertraute, nachdem er ihm das angetan hatte. Dieses Mannes wegen war er nun nur noch ein Schatten seinerselbst. Alt, ausgemergelt, kraftlos, einsam. Der König schien ihn ebenfalls vergessen zu haben. Eine Hinrichtung wäre gnädiger gewesen. Allein der Hass hielt ihn am Leben, andererseits hätte er wohl sein Leben längst beendet. Einen Weg egfunden, obwohl sie ihm alles dazu Taugliche abgenommen hatten, selbst den Gürtel.
"Ihr....dass Ihr es wagt hier aufzutauchen.", zischte er aufgebracht und erhob sich ein wenig schwerfällig. "All die Jahre wart Ihr dazu wohl zu feige." Die ganze Zeit, in der er ihm noch etwas entgegen zu setzen gehabt hätte. Und nun? "Verschwindet..."

"Keineswegs." erwiderte William gelassen. "Nur jetzt ist der richtige Zeitpunkt für einen Besuch gekommen. Denn jetzt kann ich Euch mitteilen, dass ich mein Wort gehalten habe." fuhr William fort und machte einige Schritte auf de Vere zu. "Ich komme gerade aus Oxford ... aus meiner Grafschaft." erklärte er betont langsam und sah de Vere fest in die Augen.
"Ich habe Euch damals versprochen, dass ich dafür sorgen werde, dass mein Sohn eines Tages Earl of Oxford wird und genau das habe ich nun erreicht."
William ließ den Blick über seinen Gegenüber gleiten und spürte leises Bedauern über das, was einmal zwischen ihnen beiden geherrscht hatte, dass die Zeiten in denen sie Seite an Seite gekämpft hatten nur noch ein dumpfer Nachhall schwindender Erinnerungen war und alles war nun zwischen ihnen herrschte war eisige Kälte, die nur durch de Veres glühenden Hass erwärmt wurde.

:Oxford:

De Veres Augen verengten sich zu Schlitzen, als der Earl of Cornwall ihm so genüsslich erzählte, dass er König ihm und seinem Bastard von Sohn seine Grafschaft zugestanden hatte.
"Eure Brut wird nicht lange Freude daran haben.", prophezeite er düster und im nächsten Moment nahm die Wut Überhand, verleitete ihn dazu, Cornwall an die Kehle zu gehen oder es zumindest zu versuchen.
"Macht Euch das Spaß? Noch nachzutreten, wenn Euer Gegner ohnehin schon am Boden liegt und wehrlos ist? Euretwegen lebe ich hier wie ein Tier!"
Und wenn Cornwall ihn abwehrte und ihn dabei tötete, sollte es ihm nur recht sein. Aber eine Genugtuung sollte dieser nicht bekommen. "Ihr werdet schon sehen, was das Euch noch einbringt. Ich verfluche EUch und Eure ganze Familie!"

William hatte damit gerechnet, dass de Vere auf ihn los gehen würde und bekam somit rechtzeitig dessen Handgelenke zu packen, um seine Hände von seinem Hals fern zu halten. "Lasst diesen Unsinn, de Vere." erwiderte er und hielt seinen Gegenüber unnachgiebig fest. "Ich bin nicht Schuld an der Lage in der ihr Euch befindet. Das habt Ihr Euch ganz allein selbst zuzuschreiben." erklärte William kühl. "Ihr ward es, der sich abgewandt hat und mir ohne zu zögern in den Rücken gefallen ist. Ihr habt mich eiskalt in die Verbannung getrieben und hättet Ihr die Gelegenheit gehabt, so hättet Ihr auch dafür gesorgt, dass ich gehängt worden wäre."
Williams Augen funkelten zornig und er schüttelte den Kopf. "Nein, das seht Ihr völlig falsch. Mein Sohn wird diese Grafschaft erben und nach ihm seine Nachkommen. Sie wird in der Hand meiner Familie bleiben, egal wie sehr Ihr wettert und flucht."

:Oxford:

De Vere versuchte es trotzdem noch einmal, musste dann aber resignierend einsehen, dass er jetzt nicht mehr gegen Cornwalls Kraft ankommen konnte. Dazu war seine Verfassung zu schwächlich.
"Was musstet Ihr Beaumont, diesem Trottel, auch in die Quere kommen? Ich wollte Euch nicht in die Verbannung schicken, aber nachdem Ihr alles mitbekommen hattet, blieb uns keine andere Wahl. Ich wollte nur noch Schadensbegrenzung betreiben, Ihr wusstet einfach zu viel."
Seine Augen verengten sich. "Ich habe falsch gehandelt und mich verleiten lassen von meinem Ehrgeiz, von Louis' Angebot. Aber das rechtfertigt nicht, dass man mich behandelt wie ein Tier. Seit fast zehn Jahren muss ich hier sitzen, einsam. Ich habe keinen einzigen Fuß aus diesen vier Wänden gesetzt. Seht mich an, mein Leben ist vorbei.", stieß er verbittert hervor.
"Ich bin ein alter Mann. Ich werde hier dahin siechen! Aber....ja, ich hätte Eure Hinrichtung hingenommen. Ihr wollt sicher Genugtuung, also warum tut Ihr mir nicht einfach den Gefallen und stoßt mir Euer verdammtes Schwert in die Brust, wenn Henry mich schon hier verrecken lässt. Jede noch so grausame Art von Hinrichtung wäre gnädiger als hier langsam den Verstand zu verlieren. völlig ohne Kontakte zu Menschen und zur Außenwelt. Ihr habt doch alles...Ihr habt gewonnen, das wolltet Ihr doch. Also verschwindet in Gottes Namen und lasst mich zufrieden mit Eurem Hohn, wenn Ihr mich schon nicht umbringen wollt."

Als de Vere den Widerstand schließlich aufgab, ließ William ihn wieder los und runzelte die Stirn. "Ich werde Euch nicht töten. Diese Entscheidung liegt nicht in meiner Hand, nur in der des Königs. Und im Gegensatz zu Euch, weiß ich wohin meine Loyalität gehört, selbst in den schwierigsten Zeiten." erklärte William und schüttelte leicht den Kopf.
"Ihr hättet meine Hinrichtung befürwortet ... wo sind die Zeiten geblieben in denen wir Seite an Seite gekämpft haben? Damals habe ich Euch bedingungslos vertraut. Ich habe Euch ohne zu zögern den Rücken zu gewandt, weil ich mir sicher war, dass Ihr mich nie niederstrecken würdet. Und selbst als ich in Frankreich fest saß, bin ich nicht auf die Idee gekommen, dass Ihr es sein könntet. Wir waren einmal Freunde und Ihr habt all das mit Füßen getreten für Versprechungen von denen Euch hätte klar sein müssen, dass Louis sie nie halten würde."

:Oxford:

"Dann seid Ihr grausam. Waren zehn Jahre in Einsamkeit immer noch nicht genug? Wie lange soll ich noch bezahlen? Bis ans Ende meiner Tage? Wenn ich Glück habe, wird das nicht mehr lange sein. Ich hätte gern noch einmal die Sonne auf meinem Gesicht gespürt. Aber das bleibt mir verwehrt. Ich war dumm und ich habe mich blenden lassen, aber das ist schon besseren Männern als mir passiert. Einmal angefangen konnte ich nicht mehr zurück! Es gab keinen Ausweg mehr und dann hätte Louis mich töten lassen. Vielleicht wäre das noch besser gewesen als das hier, da Henry so ungnädig ist mir meinen Tod vorzuenthalten."
De Vere schüttelte den Kopf und taumelte rückwärts, ließ sich auf das harte Bett sinken. Diese Auseinandersetzung, sein ganzer Hass hatte bereits an seinen Kräften gezehrt. Wie oft hatte er sich diesen Moment ausgemalt und nun saß er hier wie ein Sünder vor dem Beichtvater und bettelte um den Tod. Aber Stolz war etwas, das man sich hier nicht leisten konnte. Die einzige Möglichkeit für ihn war gewesen, William herauszufordern, damit dieser ihn im Eifer erschlug. Aber selbst dazu war er zu schwach geworden, Cornwall hatte seine Waffe nicht einmal gebraucht.
"Was bedeutet schon Freundschaft, wenn es nur noch um den eigenen Kopf geht? Ich habe gespielt und verloren...so einfach ist das. Lasst mich doch einfach in Ruhe hier verrecken, wenn Ihr nicht hier seid, um Eure Rache zu nehmen. Wen Ihr dazu zu feige seid. Ich habe einen Anspruch auf ein Urteil, aber Henry lässt mich hier einfach dahin siechen....das ist grausam. Ich habe so viel für Henry getan, bevor ich diesen Fehler gemacht habe. Aber das fällt ja gar nicht in die Waagschale. Ich bin ein toter Mann, in ein paar Jahren erlöst mich vielleicht endlich das Alter. Gefällt es Euch mich so zu sehen? Erfreut es Euch zu sehen, dass ich gebrochen und zermürbt bin? Ihr wist doch, wie es ist hier zu sein, hörte ich. Ihr wisst, wie es sich anfühlt. Und jetzt stellt Euch das Ganze vor....zehn Jahre lang. Niemand, der mit einem spricht. Schweigen, allein mit der Erinnerung. Könnt Ihr das nicht verstehen? Ihr habt Familie, ich habe niemanden, der auch nur ein Wort übrig hat. Kein einziges Wort, das kein Befehl ist. Euch zu sehen und zu wissen, dass Ihr mich hergebracht habt, ist nur noch schlimmer. Also hört endlich auf mich noch mehr zu quälen und verschwindet von hier! Ich kann dem nicht entgehen, aber ich will nicht hören, was Ihr zu sagen habt, Ihr spottet ihnehin nur. Das könnt Ihr Euch sparen. Es ändert nichts. Und jetzt verschwindet. Geht einfach und genießt Euer gestohlenes Glück. Aber mich lasst ein für alle Mal in Ruhe. So kann ich Euch wenigstens im Stillen hassen."
De Vere kehrte William den Rücken zu und schloss die Augen. Wenn er doch nur endlich verschwunden würde...Sogar die einsame, drückende Stille war erträglicher als das.

William lauschte de Veres Worten und biss die Zähne aufeinander. Ja, er wusste was de Vere meinte. Er selbst hatte mehrere Wochen im Tower verbracht und es war ein Aufenthalt, der jeden Mann an die Grenze seiner Kräfte brachte. Besonders wenn man wusste, dass der einzige Ausweg heraus der Tod sein würde. William war lebend davon gekommen, doch zeitweise hatte er fast nicht mehr daran geglaubt, dass man seine Unschuld anerkennen würde.
Doch, er konnte erahnen, wie de Vere sich fühlte.
Als dieser ihm nun den Rücken zu wandte, trat William vor, packte ihn am Kragen und zog ihn wieder herum. Sein Blick glitt kurz zum Fenster hinaus, das den Blick auf den blauen Himmel offenbarte. "Ich werde Euch zeigen, was Freundschaft bedeutet." knurrte William und stieß de Vere zur Tür, ehe er daran klopfte, damit die Wachen öffneten. Er wechselte knappe Worte mit den Wachen, die ihn schockiert ansahen, jedoch nicht zu widersprechen wagten, dann schob er de Vere vor sich her aus der Zelle.
Bei einem anderen Gefangenen wäre dieses Vorhaben töricht gewesen, aber de Vere war nichts weiter mehr als ein alter, verbitterter Mann, der William ohnehin nichts entgegen zu setzen hatte.
William dirigierte ihn durch den Gang nach draußen in den Garten und trat dann wortlos einen Schritt zurück, um de Vere einen Moment zu geben.

:Oxford:

De Vere schnappte nach Luft, als William ihn am Kragen packte und herumzerrte. Was wollte er denn noch? Diese Attacke hatte er nicht erwartet. Noch weniger erwartet hatte er allerdings, was dann kam. Völlig perplex ließ er sich von William hinaus und in den Garten manövrieren. Die Sonne blendete ihn, als er zwei Schritte nach vorn wankte und dann in die Knie ging. Wie blind fuhren seine Hände über das saftige Gras und er spürte die Wärme der Sonne auf seiner gealterten Haut. Die Sonnenstrahlen zauberten einen Funken Licht in sein Herz. Er hatte nicht erwartet, das noch einmal spüren zu dürfen und brach von seinen Gefühlen überwältigt in Tränen aus. Er schluchzte auf und vergrub das Gesicht in den Händen. Das war einerseits eine Qual, weil er genau wusste, dass es das letzte Mal war, dass er all dies würde spüren können. Andererseits war es wunderschön, noch ein einziges Mal die Erinnerung an die Sonne auffrischen zu können. An das Gras unter seinen Fingern. Eine Erinnerung, an der er sich wärmen konnte. Der Alte schluckte hart.
"Ich danke Euch....", wisperte er erstickt. "Warum tut Ihr das, wo ich Eure Freundschaft so verraten habe?"