William und Joanna - ab 1171 bis 1172

William beobachtete wie de Vere in die Knie ging, rührte sich jedoch keinen Zentimeter, um ihm einfach einen Moment Zeit zu lassen. Erst als de Vere sich leise bei ihm bedankte, trat William näher und ging schließlich neben ihm in die Hocke.
"Weil ich nicht bin wie Ihr." erwiderte er. "Weil ich weiß, wie man Freunde behandelt und auch, dass man selbst einem Feind noch Respekt entgegen zu bringen hat. Und Ihr seid nicht mein Feind ... nicht mehr." erklärte William.
"Niemand hat ein Leben nur hinter diesen Mauern verdient. Egal was Ihr mir angetan habt, ich erinnere mich noch an die Zeiten in denen es anders war. In denen Ihr mir geholfen habt."
William sah kurz zum Himmel auf und dann wieder zu de Vere hinüber. "Ich will Euer Wort haben. Euer Wort, dass Ihr Euch an das haltet, was man Euch vorschreibt und dass Ihr weder versucht zu fliehen, noch Euch umzubringen." fuhr er fort. "Wenn Ihr mir Euer Wort gebt, werde ich noch heute veranlassen, dass Ihr in Zukunft täglich in den Garten dürft und nicht länger den gesamten Tag in diesen vier Wänden verbringen müsst."

:Oxford:

De Vere hörte schweigend zu. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Aber ob er Cornwall wirklich vertrauen konnte? Er hatte ihm wirklich keinen Grund gegeben das für ihn zu tun.
Er schluckte schwer. "Wie könnt Ihr so einfach sagen, dass ich nicht mehr Euer Feind bin? Nach dem, was ich getan habe?" De Vere seufzte leise und nickte dann. "Ihr habt mein Wort. Ich...ich danke Euch. Warum tut Ihr das für mich?"
Er konnte sich nun wirklich nicht vorstellen, warum William ihm entgegen kam. Und er glaubte auch noch nicht so recht daran. "Sie werden das nicht tun. Vielleicht ein paar Tage...und dann, wenn Ihr weg seid, wird es ihnen zu viel Arbeit sein und ich werde das hier nie wieder sehen."

William zog eine Augenbraue in die Höhe und musterte de Vere einen Moment lang. "Wie könntet Ihr noch mein Feind sein?" fragte er dann. "Ich habe Euch besiegt, habe dem widerstehen können, was Ihr für mich geplant hattet und habe heute mehr denn je und Ihr ..." William ließ den Satz unvollendet. Er brauchte nicht aussprechen in welcher Lage der ehemalige Earl of Oxford sich befand, das wussten sie beide gut genug. "Wie kann ein Mann mein Feind sein, der mir nichts entgegen zu setzen hat? Und der seit zehn Jahren an diesem Ort sein Dasein fristen muss? Ich weiß was Ihr mir angetan habt, doch letztlich seid Ihr gescheitert und Euch für meinen Feind zu halten, schenkt Euch und Euren Taten mehr Aufmerksamkeit als sich nach all diesen Jahren dafür noch lohnt." William zuckte mit den Schultern. Dann kräuselten sich seine Lippen spöttisch. "Ich bitte Euch, ich bin der Lordkanzler von England. Glaubt Ihr wirklich eine einfache Wache würde sich wagen sich meinem Befehl zu widersetzen? Sie wissen genau, dass ich mit einem Fingerzeig ihr Leben ruinieren könnte, wenn ich nur wollte und sie wissen auch, dass ich stets herausfinde, wenn meine Befehle nicht durchgeführt werden. Wenn sie es unterlassen sollten Euch hier her zu bringen, dann finden sie sich schneller in Eurer Nachbarzelle wieder als ihnen lieb ist ... sie werden es also kaum wagen, sich mir zu widersetzen."

:Oxford:

De Vere lauschte nur schweigend und seufzte schwer. Es demütigte ihn sehr, was William hier aussprach, aber selbst er musste einsehen, dass dieser Recht hatte. Er hatte dem Lordkanzler nichts mehr entgegen zu setzen. Er war zu schwach geworden, als dass irgendetwas, was er tat, noch etwas ändern würde. Er hatte entgültig verloren. Aber wenigstens würde es eine Spur eträglicher werden, wenn er jeden Tag hinaus durfte und sei es auch nur für ein paar Minuten.
De Vere senkte den Kopf und seufzte. "Ja, da habt Ihr wohl Recht." Er hoffte, dass William mit seiner Einschätzung Recht hatte und die Wachen sich ihm nicht widersetzten. Doch er hatte Angst, dass e snicht so sein würde und man ihn wieder völlig einsperrte. "Und wenn sie es doch tun? Dann werde ich bin ans Ende meiner Tage nur noch die Mauern des Towers von Innen sehen..Aber so wird es dann wohl sein...Das ist dann mein Risiko, nicht wahr."
Er seufzte schwer. "Aber ich danke Euch trotzdem..."

William verengte die Augen ein wenig. "Zweifelt Ihr etwa daran, dass ich Wort halte?" fragte er eine Spur schärfer als beabsichtigt. "Ich habe Euch versichert, dass Ihr in Zukunft täglich hinaus dürft und ich will verdammt sein, wenn ich mein Wort nicht halte." erwiderte William entschlossen.
Er war bereits mit gemischten Gefühlen hier angekommen und als er de Vere schließlich vor sich hatte stehen sehen, war klar gewesen, dass er ihm nicht einfach nur unter die Nase reiben konnte, dass er gerade aus Oxford kam. Dieser Mann hatte ihm einmal beinahe das Leben gerettet und auch wenn er sich später abgewandt hatte und William ohne zu zögern an den Galgen gebracht hätte, so war William es dennoch Leid einen Groll gegen ihn zu hegen. Zu sehr hatte ihn Thomas' Tod nachdenken lassen als dass er Aubrey de Vere nun so schamlos abweisen konnte.
"Kommt, lasst uns ein kleines Stück gehen. Ich hätte Lust mir einen Apfel zu besorgen." erklärte William und nickte mit dem Kopf in Richtung der kleinen Apfelplantage, die Teil des Gartens war. Er stand auf und ergriff de Veres Arm, um ihn auf die Beine zu ziehen.

:Oxford:

"Nein, aber ich zweifle daran, dass sie Eure Befehle so gewissenhaft ausführen, wie sie sollten. Ich kenne die Wachen." Aubrey lachte bitter auf. "Und sie haben nicht gerade eine Vorliebe für mich." Sie würden immer wieder Ausreden finden, warum es grade heute nicht ging. "An Euch zweifle ich sicher nicht..."
Er seufzte leise und ließ sich von William auf die Beine helfen, um ihn ein Stück zu begleiten. Es war klüger sich mit ihm gut zu stellen, denn iWiliams Zugeständnis konnte er genauso schnell wieder widerrufen. "Es ist schon merkwürdig....dass der Tower von London über einen solchen Garten verfügt, wo die meisten Gefangenen ihn ohnehin nie zu Gesicht bekommen."

"Das werden sie, keine Sorge. Ich werde mich schon darum kümmern. Und sollten sie es tatsächlich wagen meinen Befehl zu missachten, dann waren sie die längste Zeit Eure Wächter." erklärte William und ließ keinen Zweifel daran, dass er es absolut ernst meinte.
William zuckte leicht mit den Schultern. "Nun, in den äußeren Gebäuden sind schließlich nicht nur Gefangene untergebracht, auch einige Regierungsgeschäfte werden von dort geleitet ... der Garten ist wohl eher für diese Bewohner gedacht als für die Gefangenen." William pflückte einen Apfel vom Baum und reichte ihn an de Vere weiter, ehe er sich selbst noch einen weiteren vom Baum holte und die Frucht einen Moment nachdenklich musterte. "Ich habe diese Plantage immer von meinem Fenster aus beobachten können, aber ich habe noch nie einen der Äpfel essen können." überlegte er nachdenklich und biss schließlich hinein.
Als er hier im Tower fest gesessen hatte, war dieser Ausblick das einzige gewesen, was seinen Tag erträglicher gemacht hatte, wenn Joanna nicht bei ihm hatte sein können.

:Oxford:

"Und wie wollt Ihr davon erfahren? Ich denke nicht, dass Ihr mir je wieder einen Besuch abstatten wollt.", bemerkte Aubrey spöttisch. Es tat ihm gut, etwas Anderes zu sehen als die vier Wände, in denen er die letzten zehn Jahre verbracht hatte. Er genoss die wenigen Minuten, die man ihm gewährte, in vollen Zügen.
"Nun, das ist wahr." Er lachte leise. "Und seitdem habt Ihr Euch gewünscht einen dieser Äpfel zu essen? Erstaunlich, wie klein die Wünsche auf einmal werden, wenn man hier sitzt."
Er versuchte sich an einem dankbaren Lächeln, das sich nach all der Zeit sehr befremdlich anfühlte und biss vorsichtig in den Apfel. "Erzählt mir von England..was geht da draußen vor sich?"

William schürzte die Lippen. "Selbst wenn ich das nicht tun sollte ... Ihr unterschätzt mich erneut. Ich habe überall meine Augen und Ohren, glaubt mir." versicherte William ihm und biss ein weiteres Mal in den Apfel ehe er nickte.
"In der Tat." bestätigte er und grinste knapp. "Man lernt hier drinnen wirklich kleine Dinge wert zu schätzen, die man sonst für alltäglich hält." Und William wusste zu gut, wie schnell es ging, dass man gewisse Annehmlichkeiten und Luxus wieder für selbstverständlich nahm ...
"England" murmelte William nachdenklich. "England hat im Moment einiges damit zu tun, dass sein König drauf und dran ist sich mit seinen Söhnen zu überwerfen." erwiderte er dann. Sicher war selbst bis zu de Vere das ein oder andere Gerücht vorgedrungen, wundern würde es ihn nicht. "Ich hoffe nur, dass es damit keine zu großen Probleme geben wird."

:Oxford:

"Wenn Ihr das sagt..." Aubrey war nicht völlig überzeugt, aber letztendlich blieb ihm ohnehin keine Wahl als hinzunehmen, was man mit ihm vorhatte. Er konnte es ohnehin nicht ändern, denn er hatte keinerlei Macht mehr.
"Wie wahr...und man lernt zu sehen, was man alles versäumt hat. Nicht einmal eine Familie habe ich...keinen Sohn, der den Ruf der Familie wiederherstellen könnte für sich. Niemanden, den es interessiert, was aus mir wird. Aber jetzt ist es zu spät...alles verloren.", sinnierte er schwermütig. "Ich würde viele Dinge anders machen, wenn ich noch einmal leben würde. Aber ich bin ein alter Mann...vermutlich werde ich nur sentimental."
Er seufzte leise. "Nun, der König war schon immer recht eigen. Es überrascht mich nicht, wenn er sich mit seinen Söhnen überwirft. Allerdings ist es sehr unklug, einen Streit im Inneren zu riskieren. Wir brauchen innere Einheit um gegen Bedrohungen von außen bestehen zu können."

William hörte de Vere nachdenklich zu uns seufzte leise. "Nun, immerhin seht Ihr Eure Fehler ein." erwiderte er schließlich. Er konnte sich vorstellen, wie sein Gegenüber sich fühlte und er verspürte mehr Mitleid mit dem Mann als er erwartet hätte.
William nickte zustimmend. "Wohl wahr. Auch wenn es ein wenig ironisch klingt, wenn ausgerechnet Ihr von Gefahren von Außen sprecht." William grinste kurz. "Ich versuche mein Möglichstes, um zwischen ihnen zu vermitteln, aber es ist bei weitem nicht sehr einfach. Seine Söhne stehen Henry in punkto Starrköpfigkeit in nichts nach. Und es macht es nicht unbedingt leichter, dass ich seit der Hochzeit meiner Tochter mit Prinz Richard zwischen den Stühlen sitze."

:Oxford:

"Was bleibt mir schon Anderes übrig? Zehn Jahre sind eine lange Zeit um nachzudenken. Ihr glaubt nicht, wie oft ich bereut habe, dass ich mich damals auf diese Dummheit eingelassen habe, Junge. So oft...ich habe ja auch sonst nicht viel Beschäftigung gehabt. Da bleibt einem keine Wahl als in den Spiegel seinerselbst zu sehen und zu begreifen, wie dumm man eigentlich war. Ich habe mein Leben leichtsinnig weggeworfen und dafür sitze ich hier und muss bezahlen."
De Vere verschränkte die Arme. "Ja, ich weiß. Aber da ich schon lange keine Gefahr mehr darstelle...Louis indes wird nicht ruhen." Er schnalzte leise mit der Zunge und hob eine Augenbraue. "Tatsächlich? Eure Tochter hat Prinz Richard geheiratet? Wie brisant. Wie kam es denn dazu?"

William sah ihn schweigend an und nickte, ehe er noch einen weiteren Bissen vom Apfel nahm. "Nun, ich hoffe, ich kann Euch Euren Aufenthalt hier durch mein Zugeständnis wenigstens ein wenig erhellen." erwiderte er dann. Dann schnitt William eine Grimasse. "Brisant könnt ihr das in der Tat nennen." bemerkte er trocken und hob fast ein wenig verzweifelt die Hände. "Es kam dazu indem sie eines Tages vor mir standen und mir eröffnet haben, dass sie geheiratet haben." erzählte William und schüttelte bei der Erinnerung den Kopf. "Die beiden sind fürchterlich verliebt ineinander, aber wie Ihr Euch denken könnt, war ich zunächst nicht unbedingt begeistert. Ebenso wenig wie der König natürlich. Aber die beiden haben sich schlichtweg darüber hinweg gesetzt." William hob kurz die Schultern.

:Oxford:

EIn schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. "Das könnt Ihr. Wenn ich nur ein paar Minuten am Tag die Sonne spüren kann und die frische Luft, dann genügt das schon um es erträglicher zu machen. Um zu verhindern, dass ich völlig den Verstand verliere."
Aubrey grinste leicht. "Nun, sie ist ganz und gar Eure Tochter, wenn ich mich an Euch früher erinnere. Und der junge Prinz hat offenbar seinen eigenen Kopf. Das muss nicht schlecht sein. Mutig ist er, das muss man ihm lassen...sich so seinem Vater zu widersetzen. Ich bin sicher, Henry hat das nicht so einfach klaglos hingenommen...Wundern würde es mich nicht."

William musste kurz lachen und nickte dann. "Ja, in der Tat scheint sie eine Menge von mir geerbt zu haben. Sie hat einiges in Kauf genommen mit dieser Hochzeit und Henry hat zwischenzeitlich sogar versucht, die Ehe wieder annulieren zu lassen, doch es scheint als hätten sich die Wogen mittlerweile geglättet. Ich hoffe, es bleibt erst einmal dabei." erklärte William und atmete geräuschvoll aus. Er konnte es kaum erwarten in Cornwall anzukommen und endlich die Ruhe dort genießen zu können. Sich einmal mehr ganz Joanna und den Kindern widmen zu können würde ihm ausgesprochen gut tun, so viel stand fest.

:Oxford:

"Nun, wie man hört, eifert sie Euch darin offenbar nach." Aubrey lächelte leicht. Er konnte es nicht nachvollziehen, aber er war auch nie so verliebt gewesen, dass er dafür so viel riskiert hätte. Noch etwas, was er nie erlebt hatte. Vielleicht hätte es auch für ihn die passende Frau gegeben.
"Ich enke, henry wird wichtigere Dinge zu tun haben als sich ständig damit zu beschäftigen. Da eine Annulierung offenbar gescheitert ist....bleibt ihm wohl keine Wahl."
Er genoss es, sich über solche Dinge zu unterhalten. Seit Jahren hatte er kein so langes Gespräch mehr geführt, sondern viel geschwiegen, weil niemand da gewesen war. Es fühlte sich unglaublich an...als würde er wieder anfangen zu leben. Wasser für eine Pflanze.
"Ihr seid auf dem Weg nach hause, nicht wahr? Trotzdem nehmt Ihr Euch so viel Zeit..."

William nickte. "Wie recht Ihr habt. Ich hoffe vor allem auch, dass er es tatsächlich darauf beruhen lässt und nicht noch einmal versucht etwas zu unternehmen, sobald ihm langweilig wird. Ich kann seinen Ärger über das Vorgehen seines Sohnes verstehen, aber ich muss in dieser Sache immerhin an meine Tochter denken. Nicht zuletzt, da sie mittlerweile ein Kind von Richard erwartet." berichtete William und wunderte sich ein wenig über sich selbst, wie redselig er Aubrey de Vere gegenüber war. Zwar waren es mehr oder weniger belanglose Dinge, die ohnehin halb England kannte, aber dennoch.
William strich sich nachdenklich über das Kinn. "Mein Gefolge reist während wir hier stehen weiter zu unserem Nachtlager für heute. Ich werde sie später wieder einholen. Es ist nur ein kleiner Umweg gewesen hier her zu kommen."

:Oxford:

"Sieh an, wie doch die Zeit vergeht. Gestern wart Ihr noch ein junger Spund und nun werdet Ihr Großvater. Erstaunlich. Richard war immer ein nettes Kerlchen. Ich wünsche ihm, dass er sich seinem Vater gegenüber behaupten kann. Henry braucht es manchmal dass man ihm die Stirn bietet. Das war früher schon so."
De Vere nickte langsam. "Auch gut...trotzdem muss ich gestehen, dass ich nicht genau weiß, warum Ihr hier seid. ich dachte, Ihr wolltet mir unter die Nase reiben, dass Ihr Eure Ziele erreicht hab. Stattdessen holt Ihr mich aus dem Tower für ein paar Minuten und unterhaltet Euch mit mir. Ich werde nicht schlau aus Euch."

William lachte kurz und warf dann das Kerngehäuse des Apfels hinter sich ins Gras. "Auch ich bin in den zehn Jahren nicht jünger geworden." erwiderte er amüsiert. "Dennoch kann ich mich bisher nur schwerlich an die Vorstellung gewöhnen Großvater zu werden. Nur werde ich das wohl oder übel tun müssen."
William sah Aubrey de Vere einen Moment lang schweigend an. "Das dachte ich auch." begann er dann langsam. "Aber ich denke, ich habe mir von Anfang an etwas vor gemacht als ich mir das als Grund für meinen Besuch hier eingeredet habe." William steckte die Hände in die Hosentaschen und ließ den Blick über die Anlage schweifen. "Thomas Becket ist vor fast einem Jahr in meinen Armen elendig verblutet als man ihn auf den Stufen der Kathedrale in Canterbury niedergeschlagen hat. Damals bin ich zu spät gekommen und bereue bis heute, dass ich nicht die Gelegenheit hatte mit einem Mann ins Reine zu kommen, der einmal ein guter Freund gewesen war."
William richtete den Blick wieder auf de Vere und sah ihn eindringlich an. "Wie ich bereits sagte, ich habe nie vergessen, dass wir einmal zusammen gekämpft haben und das ihr es gewesen seid, das ich nach der Schlacht in Herefort, wenn auch schwer verletzt, überhaupt wieder nach Hause gekommen bin. Und ich pflege meine Schulden zu bezahlen. Niemand hat es verdient bis an sein Lebensende unter solchen Umständen hier dahin zu siechen, auch Ihr nicht."

:Oxford:

"Nein, das sind wir alle nicht. Aber Ihr werdet Euch schon dran gewöhnen. Ich kann es nicht beurteilen, ich habe keine Enkelkinder. Ich habe nicht einmal Kinder." Aubrey de Vere lauschte William nachdenklich.
"Becket ist tot?" Er schluckte leicht, schwieg dann aber wieder. Als William geendet hatte, seufzte er leise. "Ich sagte schon, dass ich es bereue was ich damals getan habe. Ich habe nur so gehandelt, weil ich meinen eigenen Hals retten wollte. Ich hatte nie etwas gegen Euch persönlich, ich habe es bedauert Aber ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Umso dankbarer bin ich Euch nun, dass Ihr mir mein Dasein erleichtert. Das hätte nicht jeder getan. Allerdinsg sehe ich auch keine Schuld Eurerseits. Das war damals selbstverständlich, kein Schuld, die es zu begleichen gilt."

Williams nickte und sah wieder zu den Apfelbäumen hinüber. "Er kam zurück nach England und hat das mit dem Leben bezahlen müssen. Einige von Henrys Rittern waren zu ehrgeizig darin sich zu beweisen und haben zu viel in seine Worte hinein gedeutet. Mich hatte er geschickt, um mit Becket zu reden, doch als ich eintraf, konnte ich nichts weiter für ihn tun." berichtete William und sah de Vere dann wieder an als sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete. "Dann seht es nicht als Bezahlung meiner Schulden, sondern als Dienst an einem alten Freund an." erwiderte er schließlich.

Joanna strich Filou, der es sich am Fußende des Bettes gemütlich gemacht hatte, noch einmal über den Kopf und kuschelte sich in ihre Decke, löschte das Licht. Heute hatte sie einen Boten empfangen, der ihr mitgeteilt hatte, dass William morgen eintreffen würde. Sie freute sich schon sehr, denn sie hatte ihn und auch Robert sehr vermisst.
Aber noch musste sie die Nächte allein verbringen und so schlief sie einfach nicht so gut, egal wie müde sie war. Morgen...morgen konnte sie ihren Liebsten endlich wieder in die Arme schließen und ihna uch fragen, wie es bei de Vere gewesen war. Ein wenig Sorgen machte sie sich schon, ob er die Beherrschung behalten hatte.
Und über diesen gedanken schlummerte sie langsam ein...

William hatte eigentlich vor gehabt wie angekündigt am nächsten Tag gegen Mittag in Truro einzutreffen, doch schließlich war er so unruhig gewesen, dass er John gebeten hatte mit den beiden Jungen und dem restlichen Gefolge morgen weiter zu reisen, während er selbst wieder in den Sattel gestiegen war, um noch am gleichen Tag ihr Ziel zu erreichen.
Als er schließlich sein Pferd an einen Stallburschen übergab und sich auf den Weg zu ihrem Gemach machte, war es schon spät und er vermutete Joanna bereits im Bett. Seine Vermutung wurde auch bestätigt als er leise die Tür öffnete und in den dunklen Raum trat.
Ein wenig Mondlicht erhellte den Raum geringfügig, so dass William sich eilig die Stiefel von den Füßen zog und sich entkleidete. Er wollte nur noch in das warme Bett in dem Joanna bereits friedlich schlief und sie in die Arme schließen.
Leise trat er an das Bett und kroch unter die Bettdecke, legte die Arme um Joanna und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Innerlich freute er sich bereits auf ihr Gesicht, wenn sie feststellte, dass sie heute Nacht nicht einfach von ihm träumte, sondern dass er tatsächlich bei ihr war.

Joanna spürte eine leichte Bewegung neben sich und wollte im ersten Moment wieder im Schlaf versinken, da sie glaubte, es sei einfach nur Filou gewesen. Sie machte eine unwirsche Handbewegung um den Hund wegzuschieben, als sie glaubte, er berühre sie mit der Nase an der Wange. "Filou...nicht.", brummte sie unwillig. Als sie dann jedoch von starken Armen umschlungen wurde, schmiegte sie sich instinktiv an den warmen Körper neben ihr und drehte blinzelnd den Kopf.
"William?", murmelte sie verschlafen und im ersten Moment gar nicht so recht begreifend. Sie blinzelte erneut und begriff dann, dass es tatsächlich ihr Mann war, der sie gerade geküsst hatte und sie in den Armen hielt. "Was machst du denn hier? Du wolltest doch erst morgen ankommen?", fragte sie erstaunt, aber überaus glücklich. "Wie schön, dass du wieder da bist..."

William zog eine Augenbraue in die Höhe als Joanna ihn für ihren Hund hielt und verscheuchen wollte, grinste dann jedoch als sie ihren Irrtum erkannte und sich an ihn schmiegte. "Verzeih mir, dass ich so dreckig und verschwitzt ins Bett gekommen bin, aber ich wollte mich nicht lange mit einem Bad aufhalten." murmelte er und lachte leise. "Immerhin bin ich nur hier, weil ich es so schon nicht mehr ohne dich hatte aushalten können. Ich wollte gerne schon eher bei dir sein und bin dem Gefolge voraus geritten. John wird mit den Jungen und dem Rest morgen wie geplant gegen Mittag eintreffen."
William ließ sanft eine Hand über Joannas Körper gleiten und suchte dieses Mal ihre Lippen. "Ich hatte Sehnsucht nach dir." murmelte er.