William und Joanna - ab 1171 bis 1172

"Natürlich hätte ich dir davon erzählt!" protestierte Richard. "Aber nicht heute Abend, sondern morgen früh ... wenn ich alle Sinne wieder beisammen habe." erklärte er.
Als Beatrice sich auf die Unterlippe biss als er sie berührte, war das wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Entsetzt starrte er sie an und hielt inne, zögerte, da er sich nicht traute sie noch einmal anzufassen. Diese Reaktion ...
Richards Blick wurde stumpf als er die Hand sinken ließ und er schluckte leicht. "Wenn ich gewollt hätte, hätte ich es getan." erwiderte er und klang dabei genau so getroffen, wie er sich fühlte.
Dieser Vorfall in der Halle war ihm zu wider gewesen, aber er war Stolz gewesen, dass er der Versuchung trotz allem widerstanden hatte und dass ihm diese Sache die Augen geöffnet hatte. Und nun ... nun stellte er fest, dass er seine Frau nicht einmal mehr berühren konnte, weil sie ihm nicht über den Weg traute.

"Vielleicht...ach, ich weiß doch auch nicht, Richard. Ich...ich habe die ganze Zeit solche Angst, dass du es tust. Weil du mir immer wieder sagst, wie schwer das für dich ist. Wie soll ich mir denn sicher sein, dass du dann nicht schwach wirst? Das ist mein Problem."
Beatrice strich sich eine Strähne aus der Stirn und seufzte dann.
"Lass uns...lass uns morgen nochmal darüber reden. Ich bin müde und kann nicht mehr klar genug denken. Das führt jetzt zu nichts."
Sie sah ihn bittend an. "Bitte...Du musst mich auch verstehen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du mich betrügst."

Richards Brustkorb hob und senkte sich rasch, so aufgebracht war er als er Beatrice anstarrte und das Gefühl hatte, dass seine ganze Welt wie Sand zwischen seinen Fingern hindurch rinnen würde. "Aber ich würde dich doch nie anlügen." murmelte er erstaunlich leise.
Wäre es nicht Beatrice gewesen, wäre er völlig aus der Haut gefahren, doch jetzt fühlte er sich einfach nur völlig erschlagen.
"Du vertraust mir nicht einmal, dass ich dir wenigstens die Wahrheit sagen würde." stellte er fest und drehte sich dann um. Ja, sie hatte recht, das hier brachte heute nichts mehr.
Richard entledigte sich seiner restlichen Sachen und legte sich dann wortlos ins Bett. Er fühlte sich unfähig noch irgendetwas zu seiner Verteidigung zu sagen und verschränkte einfach die Arme hinter dem Kopf, den Blick starr an die Decke gerichtet. Er wusste, dass er sehr viel Unsicherheit herauf beschworen hatte in dem er sich ständig beklagt hatte, aber dass Beatrice ihm zutraute, dass er sie anlog, das war doch mehr als er erwartet hatte. Sein Blick huschte kurz zu ihr hinüber und glitt zärtlich über ihren runden Bauch.
"Ich liebe euch. Auch wenn du mir so wenig zutraust." erklärte er leise und wandte sich dann wieder ab, um die Augen zu schließen.

Beatrice senkte den Kopf. Es war so schwer ihm nicht zu glauben, aber sie war sich einfach nicht sicher. Es war so schwer hier zu sizen und zu wissen, dass es heute Nacht keine Einigung geben würde.
"Ich...ich vertraue dir jeder Hinsicht, nur hier fällt es mir gerade verdammt schwer. Ich weiß doch auch nicht."
Beatrice legte sich wieder auf die Seite und schluchzte leise auf. "Ich weiß. Wir lieben dich auch." Sie zweifelte nicht an seiner Liebe. Nur war sie sich nicht sicher, ob sie ihm glauben konnte.
Sie musste morgen unbedingt mit ihrer Mutter sprechen.

Richard wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, schloss ihn dann jedoch im nächsten Moment wieder. Das würde es nicht mehr besser machen.
Es zerriss ihm fast das Herz als er Beatrice schluchzen hörte und er hätte nichts lieber getan als sie fest in die Arme zu schließen, doch ihre Reaktion von vorhin war ihm noch allzu lebhaft in Erinnerung. Also harrte er einfach aus und biss sich mit aller Kraft auf die Unterlippe, um mit dem realen Schmerz die Schmerzen, die seine Seele plagten für den Moment zu verdrängen. Hoffentlich würde er wenigstens ein wenig Schlaf finden, damit er nicht die ganze Nacht über dieses Desaster nachdenken musste.

Joanna seufzte schwer, als es klopfte. Sie hatte schon den ganzen Tag damit gerechnet, dass Beatrice sie aufsuchen würde, denn das Richard es nicht fertig bringen würde ihr etwas vorzumachen, war ihr kar gewesen.
Dazu war ihre Tochter viel zu scharfsinnig. "Komm nur herein..", bemerkte sie und bot Beatrice einen Platz an. Versonnen betrachtete sie deren gewölbten Leib. Bald würden sie Großeltern werden, was für ein schöner Gedanke. Aber erst einmal galt es Beatrice wieder aufzumuntern, schließlich kannte sie die Wahrheit.
"Was hast du auf dem Herzen, Liebes?"

Beatrice hatte schließlich ihre Mutter aufgesucht, weil sie einfach dringend mit ihr über Richard sprechen musste. So ging es nicht weiter, sie wusste einfach nicht, was sie denken sollte.
Ein wenig umständlich ließ Beatrice sich auf dem angebotenen Platz nieder und legte gewohnheitsmäßig ihre Hand auf ihren runden Bauch. Es würde nicht mehr allzu lange dauern bis das Kind kam und langsam war Beatrice nur froh darüber, es wurde allmählich doch sehr beschwerlich.
Sie seufzte und sah ihre Mutter bedrückt an. "Es geht um Richard." erklärte sie und fühlte sich wie in einem Deja-Vu ... in letzter Zeit ging es ausgesprochen häufig um ihren Ehemann. "Er kam gestern Nacht fürchterlich spät betrunken aus der Halle und ... ich weiß nicht, ob ich ihm glauben kann." Sie seufzte und ließ ihre Hand über ihren Bauch wandern. "Er hat mir von dieser Dienerin erzählt und ich weiß genau, wie er dieses Weib ansieht ... er sagt, er hätte sie nicht angerührt, aber ich weiß nicht, ob ich ihm das glauben kann. Er hat sich in letzter Zeit so oft darüber beschwert, dass er enthaltsam leben muss und mir immer wieder klar gemacht, dass er kein Problem damit hat zu einer anderen Frau zu gehen ..." verzweifelt sah sie ihre Mutter an und spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals fest setzte.

Joanna lächelte traurig und zog ihre Tochter an sich, um sie zu umarmen. Beatrice musste in letzter Zeit wirklich viel mitmachen. Ihre Liebe zu Richard verlangte ihr viel ab, aber Joanna hoffte, dass auch wieder ruhigere Zeiten auf die Beiden zukamen. Aber wenigstens jetzt konnte sie helfen.
"Ich denke, ich kann dir weiterhelfen."
Joanna lächelte sanft und küsste Beatrice auf die Stirn. "Du kannst ihm glauben. Ich konnte gestern Nacht nicht schlafen und war noch einmal in der Halle. Richard war tatsächlich betrunken, aber er hat im letzten Moment einen Rückzieher gemacht. Er hat ihr gesagt, dass er es dir versprochen hat. Und ich habe die Dienerin entlassen."

Beatrice konnte ein leises Schluchzen nicht zurück halten als ihre Mutter sie in den Arm nahm. Sie legte ihren Kopf an Joannas Schulter und genoss die beruhigende Wirkung, die ihre Mutter auf sie hatte. Im nächsten Moment sah sie jedoch überrascht auf. "Du kannst helfen?" fragte sie überrascht und hörte dann aufmerksam zu, was ihre Mutter zu berichten hatte.
Im nächsten Moment stiegen ihr die Tränen in die Augen und sie schluchzte erneut auf. "Er hat die Wahrheit gesagt!" stellte sie heiser fest und vergrub ihr Gesicht an der Schulter ihrer Mutter. "Er hat die Wahrheit gesagt und ich habe ihm nicht geglaubt." murmelte sie unter Tränen und verfluchte ihre Schwangerschaft dafür, dass ihre Gefühle so schnell Bahn brachen in letzter Zeit.
"Oh je, ich habe ihm fürchterlich Unrecht getan ... aber so wie er immer gesprochen hat ..."

Joanna nickte. "Er hat die Wahrheit gesagt. Aber es war doch zu erwarten, dass du ihm nicht glaubst, so wie er dich die ganze Zeit verunsichert hat. Daran ist er selbst Schuld. Aber ich denke, wenn du noch einmal mit ihm sprichst und ihm erklärst, warum du ihm nicht geglaubt hast, wird sich das schon wieder einrenken. Ihr liebt euch doch und das Kind kommt bald, er wird dir das schon verzeihen.
Und immerhin weißt du jetzt, wie standhaft er wirklich ist, das ist doch schön."
Sie strich Beatrice eine Strähne aus der Stirn. "Mach dir keine Sorgen, das ist nicht gut für dich. Das wird schon alles wieder werden, da bin ich mir ganz sicher, Liebes."

"Ja nur ... irgendwie ist es etwas anderes, ob ich ihm zutraue, dass er mich betrügt oder ob ich glaube, dass er mich über diesen Umstand auch noch so schamlos anlügt." seufzte Beatrice und presste die zweite Hand auch noch auf ihren runden Bauch als das Kleine darin seinen Unmut über die Aufregung der letzten Stunden Luft machte. Beatrice verzog leicht das Gesicht und streichelte sanft über die ausladende Rundung, um das Kleine zu beruhigen.
"Wenn er nur nicht immer davon gesprochen hätte, dann hätte ich ihm so etwas ja auch gar nicht unterstellt. Herrje, ich hoffe wirklich, dass das wieder wird. Eigentlich hätte mir bei seiner Reaktion schon klar sein müssen, dass er die Wahrheit sagt ..." schniefte Beatrice leise bei der Erinnerung an letzte Nacht.

"Ich weiß. Ich kenne diese Situation ausgesprochen gut. Und Richard liebt dich, er wird dir verzeihen. Glaubst du wirklich, ein Mann würde es so einfach zugeben, wenn er seine Frau betrügt? Dein Vater war eine löbliche Ausnahme. Sag ihm einfach, warum du so reagiert hast."
Sie lächelte leicht und legte ihrer Tochter sanft die Hand auf den Bauch.
"Mach dir keine Sorgen, alles wird gut werden. Wirklich."
Sie schüttelte den Kopf. "Du konntest dir nicht sicher sein, wirklich nicht. Und er wird das verstehen. Er will dich nicht verlieren, Liebes. Also geh und bring die Sache in Ordnung bevor das Kind kommt."

Beatrice schloss kurz die Augen und seufzte. "Ja, du hast ja recht." erwiderte sie und legte die Arme um den Hals ihrer Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Vielen Dank für alles." flüsterte sie mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen. "Ich bin so froh, wenn das Kind da ist und sich alles wieder entspannt. Und vielleicht tut es Richard auch ganz gut, wenn er dann bald in die Normandie reisen können. Er scheint hier wirklich unglücklich zu sein." Beatrice verzog kurz das Gesicht. Sie war gerne hier in Cornwall bei ihren Eltern, aber sie wusste, wie sehr das am Stolz ihres Mannes nagte.
Sie gab Joanna noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange zum Abschied und erhob sich dann vorsichtig. Sie lächelte nun etwas zuversichtlicher als sie über ihren Bauch strich. "Wie gut, dass du alles gesehen hast ... so kann ich wenigstens sicher sein, dass er die Wahrheit sagt und alles kann wieder gut werden."

Beatrice nahm ihren Mut zusammen und beschloss, das Ganze gleich hinter sich zu bringen. Sie wollte sich mit Richard wieder vertragen. Inzwischen war er ja auch wieder nüchtern, das war wohl besser für ein klärendes Gespräch.
Sie trat ein und setzte sich Richard gegenüber.
"Können wir reden, Richard?", fragte sie leise. "Ich wollte mich entschuldigen. Ich weiß jetzt, dass du die Wahrheit gesagt hast. Und es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe. Aber du hast mich so verunsichert, weil du dich immer wieder beschwert hast, wie schwer dir das fällt. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich denken soll..."

Richard sah Beatrice an als sie sich ihm gegenüber setzte und nickte knapp. "Natürlich." antwortete er und lauschte ihr dann mit gerunzelter Stirn. "Ach so? Und woher weißt du das jetzt auf einmal, obwohl du doch bisher fest entschlossen warst mir nicht zu glauben?" fragte er ein wenig skeptisch.
Er wünschte sich ja nichts lieber als dass sie diese Sache schnell vergessen würden, aber dieser Sinneswandel kam ihm nun doch ein wenig zu überraschend. Immerhin hatte Beatrice seinen Beteuerungen bisher keinen Glauben geschenkt und nun plötzlich wollte sie die Wahrheit kennen?

"Naja..." Beatrice senkte ein wenig geknickt den Kopf. "Ich habe mit Mama geredet. Sie hat dich heute Nacht gesehen. Und sie hat mir erzählt, dass du sie wirklich abgewiesen hast. Ich hätte dir glauben sollen, es tut mir so leid. Aber ich hatte Angst, dass du es wirklich getan hast und dich nur nicht traust, es mir zu sagen. Weil ich erst so oft nachfragen musste, bis du überhaupt etwas gesagt hast. Und weil ich die ganze Zeit befürchtet habe, dass es dir zu viel wird mit mir und dem Kind. Und mit dem Aufenthalt hier. Ich weiß, dass es dir nicht behagt so...so abhängig zu sein, weil du nichts Eigenes hast."
Beatrice seufzte leise. "Ich will doch einfach nur, dass alles wieder gut ist."

Richards Augen weiteten sich ein wenig als Beatrice berichtete, dass ihre Mutter ihn beobachtet hatte. Er schluckte leicht und schwieg dann eine ganze Weile, dachte über das nach, was sie gesagt hatte.
Richard kämpfte mit den Gefühlen, die in ihm aufstiegen und er versuchte möglichst nicht aus der Haut zu fahren. Am liebsten hätte er irgendetwas durch den Raum geworfen und sich fürchterlich aufgeregt, so wütend war er, aber das durfte er jetzt unter keinen Umständen zulassen. Richard schloss die Augen und atmete geräuschvoll aus, ehe er Beatrice wieder ansah.
"Ich würde dich nie im Leben anlügen, merk dir das. Ehe würde ich sterben." erklärte er dann erstaunlich ruhig und stand auf. Er trat auf Beatrice zu und ließ sich vor ihr auf die Knie sinken. "Du und unser Kind, ihr seid das wichtigste in meinem Leben und nie würde ich das aufs Spiel setzten wollen. Ich weiß, dass ich in letzter Zeit nicht so für dich da gewesen bin, wie ich es hätte sein sollen und es tut mir Leid." Richard legte die Hände auf Beatrices Bauch und strich sanft über die Rundung. "Ich liebe dich von ganzem Herzen." flüsterte er und sah ihr fest in die Augen.

Beatrice traten die Tränen in die Augen, als Richard so reagierte und sie legte ihm die Arme um den Hals um ihm einen Kuss zu geben. "Ich hätte dir glauben sollen, es tut mir leid. Ich liebe dich auch mehr als alles Andere. Ich will dich nicht verlieren, Richard. Wir mussten doch schon so viel durchmachen. Ich will einfach nur in Ruhe mit dir leben können."
Sie seufzte schwer und schloss die Augen. So in seinen Armen fühlte sich das alles schon viel besser an. Wie gut, dass ihre Mutter nicht hatte schlafen können und so die Wahrheit gesehen hatte.
"Ich liebe dich..."

Richard zog Beatrice an sich und gab ihr einen Kuss. Es war eine unendliche Erleichterung sie wieder in die Arme schließen zu können, die letzten Stunden waren einfach eine Qual gewesen. "Es brauch dir nicht Leid zu tun ... ich habe immerhin selbst dafür gesorgt, dass du Grund hattest mir zu misstrauen." erwiderte Richard und küsste Beatrice erneut. "Und nun lass uns all das vergessen und einfach nach vorne sehen, ja?" murmelte er leise. "Ich möchte bald unser Kind in den Armen halten und sehen wie es aufwächst und ihm alles beibringen was ich weiß ... und ich möchte dich immer an meiner Seite wissen." flüsterte er ihr ins Ohr und lehnte dann den Kopf sanft an ihren.

Beatrice nickte. Sie war so froh, das Richard ihr ihr Misstrauen verzieh. So konnten sie endlich nach vorne sehen. Lange würde es nicht mehr dauern, dann würden sie Eltern werden. Endlich...
"Das wirst du. Und du wirst ein wundervoller Vater werden, dessen bin ich mir ganz sicher."
Beatrice schmiegte sich an ihn. "Und wenn wir in die Normandie gehen, fühlst du dich auch besser. Weißt du...vielleicht haben wir dann irgendwann unser eigenes Zuhause. Für unsere kleine Familie..."

"Mit dir an meiner Seite ganz sicher." erwiderte Richard lächelnd und dann trat ein entschlossenes Funkeln in seine Augen. "Dafür werde ich schon sorgen." erklärte er selbstsicher. "Du wirst schon sehen, wir werden ein wundervolles Zuhause bekommen, wenn er erst soweit ist. Und dann kann unsere Familie auch gerne noch größer werden." meinte er verschmitzt und gab Beatrice einen Kuss.
Andächtig glitt seine Hand über ihren Bauch und er lächelte als er darin eine leichte Bewegung spüren konnte. "Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie wunderschön du bist?"

Richard war gerade auf dem Weg in die gemeinsamen Gemächer, als ihm auf dem Flur sein Schwiegervater begegnete, der ungewöhnlich nervös wirkte. Richard runzelte die Stirn und blieb schließlich stehen.
"Mylord? Ist alles in Ordnung?"
Das verstand er irgendwie nicht. Ob wohl Joanna etwas zugestoßen war? Das hoffte er nicht, denn er mochte sie gern. Sie vermittelte ihm immer das Gefühl, das er hier willkommen war und zur Familie gehörte.
"Ist etwas passiert?"

Als Joanna geholt worden war, hatte William unweigerlich auch erfahren, dass seine Tochter in den Wehen lag und war seit dem völlig durch den Wind. Seine Sorge könnte kaum größer sein und so lief er unruhig durch die Gänge, um sich irgendwie ein wenig abzulenken.
Als er auf seinen Schwiegersohn traf, stutzte William und sah ihn irritiert an. Dann wurde ihm bewusst, dass Richard offenbar noch nicht informiert worden war.
"Nun ..." begann er und fuhr sich kurz mit der Hand über das Gesicht und sammelte sich. "Es ist gut, dass ich dich treffe ... es geht um Beatrice." erklärte er dann ruhiger als er eigentlich war. "Sie liegt in den Wehen, Richard. Joanna ist gerade zu ihr, um ihr bei zustehen." erklärte er dann und legte Richard eine Hand auf die Schulter und zwang sich zu einem Lächeln. "Nicht mehr lange und du bist Vater."

Richard sah William zunächst fragend an, wurde dann aber von diesem aufgeklärt. Er wurde kreidebleich und lehnte sich erst einmal mit der Schulter haltsuchend an die nächste Wand.
"Meine Güte..." Die ganze Zeit war dieser Moment so weit weg gewesen und heute? Heute würde er Vater werden, wenn alles gut ging. Er wusste allerdings nicht, was er tun sollte, wenn es nicht gut ging. Es drängte ihn dazu ihre nähe zu suchen, aber er war nicht so erzogen. Er hatte gelernt, dass er als Mann draußen zu warten hatte.
"Hoffentlich geht das gut...", murmelte er und fuhr sich fahrig durchs Gesicht. Die Gewissheit, dass seine Frau darin gerade einen harten Kampf ausfechten musste, ließ ihm ein wenig übel werden.

William, der am liebsten selbst nur unruhig auf und ab gelaufen wäre, fand sich nun in der Situation wieder seinen Schwiegersohn beruhigen zu müssen. Er atmete geräuschvoll aus und riss sich zusammen. "Mach dir keine Sorgen, Richard." beruhigte er ihn. "Es wird alles gut gehen. Joanna ist bei ihr, die Hebamme weiß was sie tut und John ist ebenfalls da. Beatrice ist in den allerbesten Händen und sie wird das schon meistern. Warte nur ab, du wirst deinen Spross schneller in den Armen halten als du dir gerade vorstellen kannst." bemühte William sich den jungen Mann aufzumuntern.