William und Joanna - ab 1171 bis 1172

Joanna wartete schon sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Mannes, der in Oxford nach dem rechten hatte sehen wollen. Sie beobachtete wie er vom Pferd stieg und war sich einmal mehr bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatte, als sie ihn kennengelernt hatte. So wie sie ihn liebte...
Langsam schlenderte sie zu ihm hinüber. Er hatte sie wohl noch nicht gesehen und so legte sie einfach von hinten die Arme um ihn.
"Wie schön, dass du zurück bist mein Gemahl."

William hatte gerade den Sattelgurt seines Pferdes gelockert als sich zarte Arme liebevoll um seine Hüfte schlangen. Ein Lächeln trat auf seine Lippen und er drehte sich herum, um Joanna an sich zu ziehen. "Ich bin ebenfalls sehr froh darüber, werte Gemahlin." erwiderte er und gab ihr einen langen Kuss. "Ich habe dich und die Kinder ziemlich vermisst. Ohne euch ist es einfach nicht das Selbe." 
Zufrieden über diese Begrüßung überließ er es einem der Stallburschen sich um sein Pferd zu kümmern und widmete sich stattdessen voll und ganz seiner Frau. "Wo hast du denn die Bande gelassen, hm? Normalerweise sind sie doch immer die ersten, die am liebsten noch zwischen den Pferdebeinen herum kriechen, wenn ich zurück komme."

Joanna erwiderte seinen Kuss und schmiegte sich einen Moment einfach an seine Brust. Sie liebte ihn so sehr..."Ohne dich auch nicht. Ich bin froh, dass du zurück bist. Du warst länger weg, als ich dachte. Warst du nur in Oxford?"
Sie grinste ihn an und schüttelte den Kopf. "Sophie, Elias und James sind bei Beatrice, die Zwillinge und Elizabeth sind irgendwo im Garten und Edward ist mit Cuivre auf dem Reitplatz unterwegs. Geoffrey sieht ihm ein bisschen auf die Finger."
Sie legte den Kopf zur Seite. "Na komm, lass uns reingehen, du willst sicher ein Bad nehmen."

"Nein, ich habe auch noch in London halt gemacht, aber das erzähle ich dir alles nachher in Ruhe." erwiderte William und küsste Joanna erneut ehe er zufrieden lächelte. "So? Edward scheint seine Aufgabe also nach wie vor sehr Ernst zu nehmen, das freut mich. Und wie geht es Beatrice und dem Kleinen? Haben sich beide gut erholt? Ich wette, ich erkenne meinen Enkel kaum wieder." bemerkte er amüsiert.
William seufzte zufrieden und küsste Joanna erneut. "Du denkst auch an alles, nicht wahr? Ein Bad wäre wirklich hervorragend." Immerhin war eine solche Reise immer anstrengend und William genoss es jedes Mal, wenn er nach Hause kam und ein schönes, heißes Bad auf ihn wartete. Besonders, wenn seine Frau ihm dabei Gesellschaft leistete.

"In Ordnung. Ich will alles wissen, ja?" Joanna lachte leise und gab ihm einen sanften Kuss. "Ja, Edward ist sehr bestrebt dir zu beweisen, dass er sich benehmen kann, damit du ihn das nächste Mal mitnimmst, wenn du ihn dieses Mal ja schon wieder nicht mitgenommen hast. Aber er wird es überleben. Es tut ihm gut, wenn er sich anstrengt etwas zu erreichen. Vielleicht nimmst du ihn nächstes Mal wirklich mit."
Sie nahm seine Hand und verlor sich einen Moment in der Erinneung. "Er ist gewachsen, aber du wirst ihn noch erkennen, keine Sorge. Auf jeden Fall macht er es den Beiden nicht ganz schwer. Und er ist putzmunter, Beatrice geht es auch gut. Und dass du jetzt ein Bad willst, konnte ich mir nach der anstrengenden Reise denken."

"Natürlich, wie immer." bemerkte William spöttisch und nickte dann. "Ja, wenn er sich bis dahin weiter so gut macht, wird er mich das nächste Mal begleiten dürfen. Das hat er sich verdient." bestätigte William und grinste als Joanna seine Hand nahm. "Wunderbar, dann werde ich den beiden nachher einen Besuch abstatten. Aber vorher ..." William setzte sich in Bewegung und zog Joanna mit sich. "werden wir ein Bad nehmen, meine Schöne." murmelte er leise und steuerte auf den Eingang zu. 
Allzu verlockend war der Gedanke an das heiße, wohlriechende Wasser und den Moment der Ruhe, den er so finden würde. Ärger gab es hinterher noch genug, wenn er Joanna von Aubrey de Vere erzählte.

Ich denke, Edward hat seine Lektion gelernt. Er will unbedingt, dass du stolz auf ihn bist. Und ich denke, das kannst du auch getrost sein, wenn er so weiter macht.", erklärte sie William schließlich, als sie gemeinsam in ein Bad nahmen und sie an seiner Brust lehnte. Sie hatte in den letzten Tagen ihren Sohn genau beobachtet und sie wusste, dass Edward einfach nur Anerkennung wollte.
"Und, was meinst du, bist du jetzt entspannt genug mir ein bisschen etwas zu erzählen? Solange wir unsere Ruhe haben?"

William hatte die Arme um Joanna gelegt und genoss noch für einen Moment, die Ruhe, die zwischen ihnen herrschte als sie so an ihn geschmiegt mit ihm ein Bad nahm. 
Er gab ihr noch einen Kuss und strich ihr zärtlich über die Wange. "In Oxford läuft alles ganz hervorragend. Genau so, wie ich es mir vorstelle und sobald Edward alt genug dafür ist, wird er schon die Verwaltung dort übernehmen können. Die Grafschaft ist ertragreich und entwickelt sich sehr vielversprechend." berichtete William zunächst. "Auf dem Rückweg habe ich wie gesagt noch in London halt gemacht. Ich war bei Henry und ... im Tower. Ich habe Aubrey de Vere besucht." erzählte er mit möglichst beiläufigem Tonfall.

Joanna lauschte ihm aufmerksam und nickte. "Das ist gut. Edward wird das schon machen. Aber ein paar Jahre Zeit hat er ja noch. Ein paar Jahre um zu wachsen und zu reifen. Dann wird er das schon hinkriegen. Und deinen Rat hat er ja auch. Du solltest trotzdem langsam anfangen ihn darin einzuführen. In das, was er wissen muss."
Es überraschte sie dann aber doch, dass er bei de Vere gewesen war. "Du hast ihn besucht? Warum? Was wolltest du von ihm? Er müsste doch mittlerweile auch schon steinalt sein. Ist was passiert, dass dich dazu veranlasst hat?"

"Er wird schon noch alles lernen bevor ich ihn nach Oxford schicke, keine Sorge." beruhigte William Joanna lächelnd und gab ihr einen Kuss. "Und du wirst ihn auch noch einige Jahre bemuttern können." murmelte er, ehe er nickte. "Alt, gebrochen und so Kurzsichtig, dass er gerade noch die Hand vor den Augen erkennt." erwiderte William und zuckte leicht mit den Schultern. "Ich wollte sehen, wie es ihm ergangen ist seit meinem letzten Besuch und ob die Wachen ihren Befehlen folgen. Außerdem tut der Alte mir Leid. Er bereut was er getan hat und zwar aufrichtig und trotzdem muss er in diesem Loch hausen. Ich weiß, wie es da drinnen ist und ich bin froh, dass ich nur ein paar Wochen im Tower saß. Was er durchmachen muss, hat niemand verdient. Besonders niemand, der seine Fehler bereut."

"Natürlich wird er das. Und weißt du, er ist noch jung und man merkt ihm schon an, dass er mich noch braucht. Er will immer erwachsen wirken, aber er ist sehr sensibel und es tut ihm gut, wenn er manchmal zu mir kommen und sich sicher sein kann, dass jemand ihn auch mal in den Arm nimmt, ohne dass die Anderen gleich spotten.", erzählte Joanna nachdenklich.
"Das mag ja sein, aber ich verstehe trotzdem nicht, wie du Mitleid mit ihm haben kannst, nach allem, was er uns angetan hat. Ich musste damals so viel Angst haben. Und du willst ihm vergeben? Natürlich bereut er es! Bei den Folgen würde ich es auch bereuen. Er sitzt nicht umsonst da."

William schnalzte leise mit der Zunge. "Er war einmal ein guter Freund, der mir mehr als einmal das Leben gerettet hat. Ohne ihn wäre ich zum Beispiel wohl nicht aus Hereford zurück gekommen." bemerkte William nachdenklich. "Ihn so zu sehen ..." er schüttelte den Kopf. "Es kommt mir einfach falsch vor. Henry hätte ihn zum Tode verurteilen können, hat es aber nicht getan. Aber das ... ein Leben im Tower fristen, ist einfach nur menschenunwürdig. Egal, was er damals versucht hat. Immerhin ist er gescheitert, er hat uns letztlich nicht schaden können.
Und obendrein ist er ein alter Mann, Joanna. Er freut sich darüber, wenn er für eine Stunde am Tag in den Garten darf und wenn er ausnahmsweise einmal guten Käse und etwas Fleisch essen darf. Er hat nichts mehr. Wieso die Mühe aufwenden einem Löwen ohne Klauen und Zähnen noch Abneigung entgegen zu bringen?"

"Ja, ich weiß. Aber wiegt das seinen Verrat auf? Er hätte uns fast alles gekostet...Kannst du das so einfach vergessen?"
Joanna seuzfte leise. "Du hast wirklich Mitleid mit ihm, was? Irgendwie gefällt mir das nicht. Wenn du so eindringlich versuchst mich von deiner Meinung zu überzeugen, hast du meistens irgendeine Idee, von der du weißt, dass sie mir nicht gefallen wird.", bemerkte sie skeptisch.
"Also, was hast du vor? Ich kann mir ja vorstellen, dass er dir leid tut, weil er nichts mehr hat. Aber was hat das mit uns zu tun?"

William schüttelte den Kopf. "Nicht vergessen. Vergessen werde ich das niemals. Aber vergeben. Auch wenn ich selbst nie geglaubt hätte, dass ich dazu fähig bin, aber vergeben kann ich ihm." erklärte er und seufzte dann. "Du kennst mich viel zu gut, Liebes." murmelte William und gab Joanna einen Kuss. 
"Ich habe Henry vorgeschlagen, de Vere irgendwo unter Arrest zu stellen. Das wäre zumindest seinem Stande auch angemessen und ich denke, es ist nicht zuviel verlangt, wenn man dem alten Mann auf seine letzten Tage ein warmes Feuer im Kamin und freien Zugang nach draußen gewährt." William seufzte. "Henry hat eingewilligt. Allerdings nur ... wenn ich mich seiner annehme."

Joanna hob eine Augenbraue. "Wir sind nicht umsonst mehr als zehn Jahre miteinander verheiratet. Ich kenne dich beinahe auswendig, William."
Dennoch war sie regelrecht schockiert, als er zuende gesprochen hatte. Wortlos erhob sie sich aus dem Zuber und griff nach dem Handtuch, um sich abzutrocknen. Sie schwieg einen Moment, musste erst einmal verdauen, was er da gerade gesagt hatte.
"Nein." sagte sie dann. "Schlag dir das aus dem Kopf. Wie kommst du auf die Idee, dass wir ihn hier beherbergen? Bist du verrückt? Ein wahnsinnig tolles Vorbild für die Kinder, wirklich. Dass du Henry einen Arrest vorschlägst, gut, das kann ich verstehen, wenn er wirklich so am Ende ist, wie du sagst. Aber warum - warum? - musste du gleich hier schreien, wenn er jemanden sucht für diesen Arrest? Es wird sicher jemand anders geben. Aber nicht hier. Das ist doch etwas viel verlangt. Was denkt Henry sich dabei?"

"Joanna!" murmelte William und wollte sie zurück halten, entschied sich dann jedoch noch rechtzeitig dagegen und ließ sich wieder zurück ins Wasser sinken. Er seufzte und lehnte den Kopf gegen den Rand des Badezubers. "Er hat sich geändert, Joanna!" erwiderte William und richtete sich ein wenig auf, um die Arme auf den Zuberrand zu legen. "Wir sind seine einzige Chance, Joanna. Niemand wird ihn aufnehmen, es hat doch nicht einmal jemanden interessiert, dass er fast zehn Jahre lang nur in dieser Zelle gehockt hat ohne einmal vor die Tür zu dürfen. Sollte es nicht funktionieren kann er jeder Zeit wieder zurück in den Tower gebracht werden und ich würde dafür sorgen, dass stets jemand ein waches Auge auf ihn hat. Was soll er hier schon anrichten? Er wird die Hand nicht beißen, die ihn füttert. Er weiß genau, dass er nie wieder das Tageslicht sehen wird, wenn er hier auch nur einen Fehltritt macht. Aber wie soll er das ohnehin anstellen? Der Mann ist alt, fast blind und völlig mittellos."

"Er hat sich geändert? Woher willst du das denn wissen? Nur weil er dir erzählt, was du hören willst?" Joanna begann sich die Haare zu trocknen und bedachte William mit einem vorwurfsvollen Blick.
"Seine einzige Chance? Und was, wenn ich nicht seine einzige Chance sein will? Er hat sich das alles selbst eingebrockt. Er hat den König und seine Freunde verraten, wundert es dich, dass es zehn Jahre niemanden interessiert hat? Ich weiß wirklich, dass es grauenvoll sein muss, so lange dort zu sitzen, aber das ist doch kein grund ihn ausgerechnet zu uns zu nehmen. Wie willst du den Kindern denn erklären, wer er ist? Was ist, wenn einmal keiner auf ihn achtet und er anfängt, uns zu hintergehen? Sollte es nicht funktionieren, ist es zu spät, William. Dann hat er uns womöglich schon alle erneut an Louis verkauft, um seinen Namen wiederherzustellen und wieder an Gold zu kommen. Das Risiko wird ihn wohl kaum stören. Er wird einen Weg finden uns zu schaden, wenn er das will. Auch, wenn er fast blind ist. Ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, ob es wirklich so eine gute Idee ist ihn herzubringen und auch nicht, wie ih darauf reagieren würde. Niemand wird es verstehen, wenn ausgerechnet du ihn zu dir nimmst. Warum musstest du Henry unbedingt diesen Floh ins Ohr setzen? Er hätte jemand anders gefunden..."

"Zweifelst du an meinem Urteilsvermögen?" fragte William mit gerunzelter Stirn und starrte Joanna einen Augenblick lang an. "Du hast keine Ahnung wie es ist dort drinnen zu sitzen." erwiderte er dann und wandte den Blick ab. 
Nachdenklich ließ er den Blick durch den Raum schweifen und verfiel in tiefes Schweigen. Er wusste ehrlich gesagt nicht, wie er Joanna von dieser Sache überzeugen sollte. Er wusste aber selbst, dass es völlig wahnwitzig klingen musste, was er vor hatte. Und trotzdem, konnte er diesen Mann einfach so dort sitzen lassen?
William fuhr sich mit der Hand über das Kinn und schüttelte den Kopf. "Hätte er nicht." murmelter er, jedoch mehr zu sich selbst als zu Joanna. "Weil sich niemand sonst dafür eingesetzt hätte."

Joanna schnaubte ein wenig genervt. "Nein, das tue ich nicht. Und ich habe auch noch nicht im Tower gesessen. Aber ich habe Angst davor, dass es schief geht und wir nachherin die nächste Katastrophe schlittern, kannst du das nicht verstehen? Wir haben endlich Ruhe..."
Eine Weile herrschte wirklich Schweigen zwischen ihnen und Joanna zog sich an, setzte sich dann aber auf einen Schemel vor den Zuber anstatt den Raum zu verlassen.
"Niemand hätte sich eingesetzt. Und warum musst du es dann tun?" Joanna seufzte schwer. "Manchmal ist es wirklich furchtbar mit dir und deinem großem Herz." Aber normalerweise liebte sie ihn ja gerade dafür. "Geht es ihm wirklich so dreckig?"

"Weil ich ihn so nicht sehen kann." erwiderte William. Das Bild das Aubrey de Vere abgab, war wirklich nur noch als jämmerlich zu bezeichnen. Und wenn William daran dachte, was für ein stolzer Mann der ehemalige Earl of Oxford einst gewesen war ... 
William nickte langsam. "Er sieht fürchterlich aus. Wenn man ihn ansieht würde man ihn mindestens zwanzig Jahre älter schätzen als er es eigentlich ist." er seufzte leise. "Ich habe ihm Essen mitgebracht und ... er hat sich mehr darüber gefreut als Robert über sein neues Pferd." murmelte William gedankenverloren. 
Niemand hatte das Recht einen Menschen so bei lebendigem Leibe verrotten zu lassen. Wenn hätte man ihm einen schnellen Tod schenken solle, vor zehn Jahren, aber nicht so etwas.

"Wirklich? Warum hat Henry das zugelassen? Selbst, wenn er ihn langsam sterben lassen will, möchte er doch, dass die Strafe möglichst lange währt und das geht nur, wenn er seinen Gefangenen einigermaßen beisammen hält."
Joanna vergrub das Gesicht in den Händen. "Ich weiß genau, dass ich das irgendwann bereuen werde..", stöhnte sie leise.
Aber sie war ja selber furchtbar mitfühlend und die Vorstellung des alten, einsamen Mannes im Tower weckte ihr Mitgefühl.
"Du weißt ganz genau, wie du mich rumkriegst, was?", fragte sie finster. "Aber beim geringsten Fehltritt bringst du ihn persönlich in den Tower zurück, damit das klar ist. Einen Vorteil hat das Ganze ja: er wird kein anspruchsvoller Gast sein."

"Weil es Henry egal ist, was mit Männern im Tower geschieht. Man ist dort einzig und allein dem Wohl und Wehe seiner Wachen ausgeliefert." erklärte William düster.
Dann seufzte er leise und schloss erleichtert die Augen als Joanna einlenkte. "Natürlich." murmelte er. "In dem Fall wird er schneller im Tower sein als er überhaupt realisieren kann. Aber ich verspreche dir, dass alles gut gehen wird."
William schlug die Augen wieder auf und lehnte sich über den Rand des Zubers hinweg zu Joanna, um ihr einen Kuss zu geben. "Ich liebe dich. Mit Leib und Seele und von ganzem Herzen." flüsterte er gegen ihre Lippen.

:Oxford:
Mit geschlossenen Augen lag Aubrey de Vere auf dem Bett und lauschte dem leisen Prasseln des Regens auf dem Dach. Solche kleinen Dinge waren eine Abwechslung in seinem Alltag, zumal er genau wusste, dass die Wachen ihn heute wohl nicht vor die Tür lassen würden. Das Wetter würde ihnen zu schlecht sein und vielleicht fürchteten sie auch, dass er sich im Regen eine Lungenentzündung holte und früher starb, als er eigentlich sollte. Unrecht hatten sie damit auch wohl nicht, denn in seiner derzeitigen Verfassung hatte er einer Krankheit nichts mehr entgegen zu setzen.
Aber ihm war es egal.  Er wäre trotzdem lieber hinaus in den Regen gegangen. Seine Gedanken wanderten zu William of Cornwall und er fragte sich immer noch, warum der Andere ihm hatte vergeben können. Er hätte das nicht gekonnt. War William wirklich so großzügig?"
Also er vor der Tür die Schlüssel der Wache klappern hörte, rührte er sich zunächst nicht. Wahrscheinlich brachte man ihm ohnehin nur seine Ration Brot mit einem Stückchen Käse und einen neuen Krug Wasser.

William wartete geduldig vor der Tür bis die Wache aufgeschlossen hatte und trat dann ein. "Wenn Ihr die Augen ständig geschlossen habt, könnt Ihr ja auch gar nichts sehen, alter Mann." spottete William und ging zu Aubrey de Vere hinüber, der auf seinem spärlichen Bett lag. "Dabei solltet Ihr Euch lieber anziehen, wir werden heute einen Ausflug machen." erklärte William und wartete bis sein Gegenüber sich aufgesetzt hatte, um ihm den Mantel zu übergeben, den er mitgebracht hatte.
Sie würden zunächst zu Williams Haus hier in London reiten. Dort würde de Vere sich umziehen, ein wenig ausruhen und essen können. Und dann würde morgen oder übermorgen hoffentlich der Regen aufhören, so dass sie aufbrechen konnten.

:Oxford:
Aubrey war mehr als erstaunt, William schon wieder hier zu sehen. Aber das hieß für ihn meistens nur etwas Gutes, also sollte er sich wohl freuen. "Da es hier normalerweise auch nichts mehr Neues zu sehen gibt, ist das auch kein großer Verlust. Zumal ich ohnehin auch mit offenen Augen nur unwesentlich viel mehr sehe."
Er setzte sich langsam auf und runzelte dann die Stirn, als er den Mantel entgegen nahm und die Hand darüber gleiten ließ. "Was für einen Ausflug?", fragte er ein wenig misstrauisch. Er traute der ganzen Sache nicht.
"In den Garten? Ihr wisst doch, dass ich den Tower ansonsten nicht verlassen kann."