William und Joanna - ab 1171 bis 1172

William seufzte theatralisch. "Ja ja, das Alter ..." erwiderte er spöttisch. "Ja, genau so habe ich es mir immer vorgestellt, wenn ich aus dem Fenster gesehen habe. Ihr seid also zufrieden damit, her kommen zu dürfen?"
Dann zuckte er mit den Achseln. "Ich war in Oxford und bin gerade auf dem Rückweg. Und irgendwie hat es mich her gezogen. Ich weiß selbst nicht genau, was mich dazu verleitet mit Euch altem Starrkopf Zeit verbringen zu wollen, aber ich dachte, ich sehe einmal nach Euch." bemerkte William dann.
Irgendwie war es ihm richtig vorgekommen auf dem Rückweg hier eine Pause einzulegen und zu sehen, wie es dem ehemaligen Earl of Oxford ging seit seinem letzten Besuch hier. William musterte den Mann nachdenklich. Hier draußen schien er ein wenig Energie schöpfen zu können, doch trotz allem macht er keinen guten Eindruck auf William, was hier auch kein Wunder war.
"Oh und außerdem hatte ich etwas Käse und Wildbrett dabei, das ich unmöglich alleine essen konnte." stellte er scheinbar überrascht fest und überreichte seinem Gegenüber das kleine Bündel mit Essen.

:Oxford:
"Was heißt schon zufrieden...Eine Stunde ist nicht wirklch lang, aber es ist wundervoll, überhaupt nach Draußen zu kommen. Aloso muss es mir genügen. Mir und meinen Ansprüchen. Ich bin zufrieden, weil eine Besserung dessen ist, was ich zehn Jahre hatte. Aber sonst..." Aubrey war dennoch überrascht. "Das ist...nett. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet Euch in diesem Leben noch einmal lebend wiederzusehen. Ich dachte, Ihr würdet mich jetzt vergessen. Was natürlich auch Eurer gutes Recht wäre...Wie läuft es in Oxford?"
Im nächsten Moment war er wirklich völlig perplex und nahm den Beutel ausgesprochen gerne an. Mit zittrigen Fingern schlug er das Tuch auseinander und sog den Duft tief ein. Wie himmlisch das allein roch...und wenn er jetzt bedachte, dass er es essen durfte...
"Für mich? Ernsthaft?", fragte er ein wenig skeptisch. Diese Freundlichkeit war ihm immer noch ein bisschen unheimlich.... "Ich...ich danke Euch." Ganz vorsichtig begann er zu lächeln."Gut von Euch zu kommen."

"Nun, ich hatte es auch nicht unbedingt erwartet, aber nun bin ich hier. Ich hielt es für das richtige vorbei zu sehen und persönlich zu sehen, wie es Euch geht." William zuckte beiläufig mit den Schultern. In Oxford läuft es sehr gut, ich bin zufrieden wie sich die Dinge dort entwickeln." erklärte er und ein Lächeln trat auf Williams Lippen als Aubrey de Vere das Essen auspackte. "Es wäre ein sehr grausamer Scherz, wenn es nicht für Euch wäre." stellte er fest. "Nur zu, greif Euch etwas, es ist genügend da, um Euch den Bauch zu füllen."
William fragte sich insgeheim, ob er langsam an seinem Verstand zweifeln sollte. Dass er den Mann einmal besucht hatte und weich geworden war, in Ordnung, aber das hier? Das war nun wirklich sehr untypisch.

:Oxford:
"Das ist...wirklich freundlich von Euch." Es war längst nicht mehr so schlimm zu hören, wie William mit Oxford zurecht kam, schließlich war ihm persönlich mehr als klar, dass er die Grafschaft nie mehr zurück erhalten würde. Und so sah er das Ganze etwas entspannter.
"Ein grausamer Scherz, ja, aber ehrlich gesagt gibt es hier nicht wirklich etwas, dass ich jemanden nicht zutraue. Ich danke Euch."
Aubrey nahm sich ein Stück Käse und genoss es sehr, ließ sich Zeit. Und Wildbret war etwas, was er wirklich schon seit seiner Zeit bei Hof nicht mehr gegessen hatte. Er verpasste wirklich viel da draußen, aber William war derjenige, der ihm immer wieder ein kleines bisschen Normalität brachte.
"Und Ihr seid wirklich hier, weil Ihr nach mir sehen wolltet? Das ist fast zu schön, als dass es wahr sein könnte."

William nickte gedankenverloren. "Ja, man verliert hier drinnen leicht den Glauben in andere Menschen, nicht wahr?" murmelte er und beobachtete, wie langsam und genüsslich Aubrey sich dem Essen widmete.
Es war merkwürdig einen alten Freund so zu sehen, und auch wenn William noch zu genau vor Augen hatte für was Aubrey de Vere damals verantwortlich gewesen war, verspürte er nicht mehr diesen blanken Hass wie früher. Früher hatte er einen arroganten Mann vor sich gehabt, der es ihm leicht gemacht hatte ihn zu verachten, heute jedoch saß ein gebrochener, alter Mann vor ihm, der ihn mehr an die Zeit erinnerte, die sie gemeinsam auf dem Schlachtfeld verbracht hatten als an seinen Verrat.
William seufzte leise. "Ja, das bin ich wohl. Auch wenn man mich deswegen wohl für Verrückt erklären mag und vielleicht nicht einmal zu Unrecht."

:Oxford:
"So ist es. Vor allem da der Einzige außer Euch, der mehr als einen Befehl zum Mitkommen ausspricht, der Priester ist. In der Beichte..." Er seufzte leise. "Den Wachen ist es ziemlich lästig, was Ihr angeordnet habt. Manchmal kann ich hören, was sie so reden...ich bin nicht sicher, wie lange sie noch weiter gefolgt wären, wenn Ihr heute nicht hergekommen wärt."
Er verspeiste etwas mehr und seufzte.
"Nein, nicht zu Unrecht. Verdient habe ich es nicht, dass Ihr her kommt und so freundlich zu mir seid. Nach dem, was ich getan habe."
Wie gern würde er sein Leben noch einmal leben und viele Dinge anders machen.

"Dann ist es ja nur gut, dass mein Weg mich hergeführt hat." erwiderte William. Er konnte sich gut vorstellen, dass es den Wachen recht unbequem war ihren Gefangenen jeden Tag nach draußen zu bringen, doch er würde schon dafür sorgen, dass sie sich an seine Anordnung hielten.
William atmete geräuschvoll aus. "Möglich. Und ich sage Euch, ich werde nie vergessen, was Ihr getan habt. Aber vergeben kann ich Euch." erwiderte er dann langsam. "Wir haben viel zusammen durchgestanden bevor Ihr diesen Fehler begangen habt und auch das kann ich nicht vergessen. In meinen Augen habt Ihr genug für das bezahlt, was geschehen ist. Wenn ich Euch so vor mir sehe, erscheint es mir nur recht und billig Euch zu vergeben."

:Oxford:
"Das ist es in der Tat." Solange William demonstrierte, dass es ihm nicht gänzlich gleichgültig war, was mit ihm passierte, würden die Wachen sich aus Respekt vor ihm an seine Anweisungen halten.
Aubrey blickte William aufmerksam an und für einen  Moment wurden seine Augen ein wenig feucht. "Ihr wisst, dass mir das viel bedeutet, nicht wahr? Und ich danke Euch für diesen Großmut. Wenn Ihr mir vergebt, kann ich wenigstens in Frieden mit mir selber sterben, wenn ich auch nicht die Gelegenheit haben werde mit Henry Frieden zu schließen."
Auch, wenn William wohl einfach nur Mitleid hatte.

William nickte langsam. "Und ich bin froh, wenn ich Euch wenigstens damit helfen kann." entgegnete er. William begann langsam ernsthaft daran zu zweifeln, ob Henrys Entscheidung richtig gewesen war. Wer hatte es verdient bis an sein Lebensende so ein Dasein zu fristen? Dann wohl doch lieber einen kurzen, schnellen Tod ... oder eine Begnadigung, aber so etwas?
"Ich bin froh, wenn ich in diesen unruhigen Zeiten auch etwas tun kann, was das Leben eines anderen erleichtert und mir selbst richtig erscheint. Für solche Dinge scheine ich sonst derzeit ja nur wenig Gelegenheit zu haben." bemerkte William und seufzte. Wenn er an Robert dachte, der die Normandie mittlerweile erreicht hatte, wurde ihm ganz anders. Und ständig zu versuchen diese Kompromisse zwischen Henry und seinem Sohn zu erzielen mit denen letztlich doch niemand zu frieden war ...

:Oxford:
"Das könnt Ihr wirklich. Ich freue mich jeden Tag auf die Stunde hier draußen wie ein kleines Kind, weil es das Einzige ist, was dem hier einen Funken Normalität gibt. Eine Stunde, in der ich Kraft schöpfen kann für die langen Nächte. Egal, ob es regnet oder schneit."
In dieser einen Stunde konnte er alles hinter sich lassen. Danach hatte ihn allerdings nur zu schnell der Alltag des Towers wieder. Er würde nicht zugeben, wie sehr die Einsamkeit wirklich an ihm zehrte und ihn zermürbte, aber wahrscheinlich hatte sein Gegenüber ihn ohnehin schon durchschaut.
Sein Trost war einfach, dass er hier ohnehin schneller alterte als gewöhnlich und darum würde er das nur noch ein paar Jahre aushalten müssen. Dann würde ihn der Tod erlösen und er war wieder frei. Schlimmer konnte es ja nicht werden. Er hatte gebeichtet und gebüßt, vielleicht zeigte ja wenigstens Gott Gnade mit ihm.

William war in nachdenklicher Stimmung seit er den Tower verlassen hatte und war nun auf dem Weg zu Henry. Er hatte lange nachgedacht über das, was er im Tower erlebt hatte und hatte versucht sich darüber klar zu werden, wie er zu Aubrey de Vere stand.
Und als er nun an die Tür von Henrys Gemach klopfte, hatte er eine Entscheidung getroffen. Eine, die Henry sicher nicht allzu spannend finden würde ... von Joanna ganz zu schweigen.
Vielleicht war es auch eine unfassbare Dummheit, die er da tun wollte, aber nun ja, das würde sich zeigen.
"Mein König." begrüßte William seinen Cousin mit einer Verbeugung und einem spöttischen Grinsen, ehe er zu ihm trat und ihn zur Begrüßung kurz in die Arme schloss. "Es tut gut, dich wieder zu sehen." erklärte er dann.

Henry war beinahe ein wenig überrascht, als er William sah, erwiderte aber dessen Grinsen und klopfte ihm dann auf den Rücken.
"Geht mir auch so, Cousin. Aber ich bin verwundert dich zu sehen wolltest du nicht noch ein Weilchen in Cornwall bei deiner Familie bleiben? Oder hast du dich wieder mit deiner sanftmütigen Frau gestritten?", fragte er dann grinsend.
"Außerdem könntest du mir berichten, wie es unserem Enkel geht, da Richard es ja nicht für nötig hält mir mitzuteilen, dass ich überhaupt Großvater geworden bin."

William schnitt eine Grimasse. "In der Tat, aber nein Joanna ist nicht dafür verantwortlich. Ich wollte sehen, wie die Dinge in Oxford laufen und ich brauchte ein wenig Ablenkung ... dein Ältester bereitet mir mit seiner Großzügigkeit ein wenig Kopfschmerzen." erwiderte William.
Dann grinste er breit. "Oh, der kleine Mann macht sich wunderbar. Ich bin gespannt wie viel er bereits gewachsen ist, wenn ich zurück kehre. Auch wenn mir nicht behagt, was für Gerüchte das wieder in Gang bringen wird, so bin ich wirklich stolz auf den Kurzen. Und irgendwann wirst du ihn sicher auch zu Gesicht bekommen, da bin ich sicher. Und wenn ich eigenhändig dafür sorgen muss." bemerkte William lächelnd und klopft Henry auf die Schulter. "Was ist, hast du einen Becher Wein für mich bevor wir uns weiter im neusten Klatsch verlieren?"

"Ausnahmsweise einmal, meinst du?" Henry winkte lachend ab und nickte dann, ehe er William fragend anschaute. "So, tut er das? Inwiefern?"
Was seinen Sohn anging, interessierte ihn das Meiste, denn Henry hatte einen Hang zu großen Dummheiten, wie er fand. Und für seinen Geschmack war der Junge viel zu verschwenderisch.
Neugierig lauschte er dann allerdings dem Bericht über seinen Enkel. "Ach, Gerüchte vergehen auch wieder, keine Sorge. Ich bezweifle allerdings, dass ich den Kleinen je sehen werde, solange Richard in der Nähe ist. Richard hasst mich und das weißt du."
Henry ging zum Tisch hinüber und goss sich selbst und William einen Becher Wein ein, den er seinem Cousin überreichte. "Und, wie läuft es in Oxford."

"Ausnahmsweise einmal." bestätigte William lachend und ließ sich dann auf einem der Stühle nieder. "Ah, er hat das großzügige Angebot gemacht Robert als seinen Knappen in sein Gefolge aufzunehmen." erklärte William und nahm dankend den Wein entgegen. "Du weißt, dass ich das nicht ablehnen konnte, aber als William Marshal als Begrüßungsgeschenk auch noch ein Schlachtross für den Jungen dabei hatte als er ihn abholte ..." William seufzte. "Ich bin mir nicht so sicher, wo das noch hinführen wird. Und vor allem ob der Junge neben höfischem Verhalten und einem verschwenderischen Lebensstil allzu viel lernen wird."
Dann zuckte er mit den Achseln. "Darauf hoffe ich ... und darauf, dass dein Ältester einen Erben bekommt." erklärte er grinsend und prostete Henry mit dem Wein zu. "In Oxford könnte es kaum besser laufen. Ich habe fähige Männer in der Verwaltung eingesetzt, die alles voll und ganz zu meiner Zufriedenheit regeln."

"So, so...und du denkst, er verfolgt damit einen bestimmten Zweck? Möglich, dass du recht hast. Ein Schlachtross schenkt er einem ihm fremden Jungen nicht ohne Grund. Hab ein Auge auf ihn, vielleicht solltest du einfach einmal in die Normandie reisen und nach dem Rechten sehen. Ich bezweifle ehrlich gesagt auch den Nutzen dieser AUsbildung, mein Sohn ist in dieser Hinsicht nicht sehr gewissenhaft. Aber vielleicht wird Marshal sich kümmern. Das siehst du dann."
Henry nickte zufrieden.
"Gut, ich wusste, dass du etwas daraus machst. Du hast dafür ein besseres Händchen als Aubrey de Vere."

"Nun, das Schlachtross wird er ihm geschenkt haben, um sich gleich von Beginn an beliebt bei dem Jungen zu machen. Natürlich hat es seine Wirkung voll erreicht, Robert war hin und weg von dem Tier." William fuhr sich mit der Hand über das Kinn. "Ich weiß es nicht wirklich, Henry. Aber er wird es nicht ohne Grund getan haben. Er ist sich darüber im Klaren, dass ich ihm gegenüber anders handeln werde, wenn er meinen Sohn hat." William zuckte mit den Schultern. "Aber vielleicht sind das auch alles nur Hirngespinste. Wir werden sehen."
William lächelte knapp und nickte. "Wenn Edward alt genug ist, wird er die Verwaltung der Grafschaft übernehmen. Ich denke bis dahin wird sie ausgesprochen gute Erträge abwerfen." William wurde ernster und nippte dann an seinem Wein. "Wo du gerade von Aubrey de Vere sprichst ... ich komme gerade aus dem Tower und habe ein wenig mit ihm gesprochen." berichtete William, wohl wissend, dass er nun einen handfesten Streit herauf beschwor.

Henry pfiff durch die Zähne. "So, er lässt sich wirklich nicht lumpen. Naja, dass dein Sohn so hin und weg ist, wundert mich gar nicht, er ist noch sehr jung. Natürlich weiß er das. Und er weiß auch dass deine Loyalität ansonsten nur mir gelten würde. Aber wir werden sehen. Vielleicht wird er auch nochmal vernünftig."
Er dachte einen Moment nach, hörte William dann aber zu. "Ich denke auch. Oxford ist keine schlechte grafschaft, man muss sie nur richtig führen, dann ist sie auch ertragreich. Du hinterlässt ihm damit ein gutes Erbe." Im nächsten Moment hob er eine Augenbraue. "Du hast mit ihm gesprochen?? Was hat der alte Verräter gesagt?"

William grinste spöttisch. "Nun, er war schon immer gut darin dein Gold auszugeben, um sich bei anderen damit beliebt zu machen." erinnerte William seinen Cousin daran, dass es eigentlich sein Gold war mit dem sein Sohn so freizügig umging.
William nickte nur und lehnte sich dann zurück, um etwas zu trinken. So etwas hatte er erwartet und damit würde nicht leicht werden, was er sich vorgenommen hatte.
"In der Tat, das habe ich." erwiderte William und hob dann kurz die Schultern. "Nicht allzu viel von Belang. Vermutlich habe ich mehr gesprochen als er ... unter anderem darüber, dass ich gegen ihn keinen Groll mehr hege wegen dieser Sache von damals. Immerhin sitzt er seit zehn Jahren in diesem Loch fest, das ist wahrlich mehr als Strafe genug."

Henry seufzte schwer. "Ja, da hast du Recht. Und wenn er so weiter macht, sollte ich darüber nachdenken, ob es nicht besser wäre, ihm seine Finanzierung ein wenig zu kürzen. Wenn er so verschwenderisch damit umgeht, ist er selbst schuld."
Was William ihm dann erzählte, hatte er so nicht erwartet und er schüttelte ungläubig den Kopf. "Du...hegst keinen Groll mehr gegen ihn? Hast du den Verstand verloren? Er hat dafür gesorgt, dass du in Frankreich in Gefangenschaft gesessen hast, dass deine Frau sich und ihr Kind in Gefahr bringt und dafür, dass du fast alles verloren hattest. Wie kannst du diesem Bastarddenn vergeben? Es wird der Strafe erst dann genug sein, wenn er den Tower mit den Füßen voran verlässt. Ganz einfach...ich verstehe dich nicht."

William lächelte säuerlich. "Vielleicht habe ich das." erwiderte er dann. "Aber um die Wahrheit zu sagen ... diesem Mann meinen Hass zuwidmen, ist nur eine unnötige Anstrengung. Wozu auch? Er ist alt, ein gebrochener Mann, der gerade noch die Hand vor den Augen erkennt, von Reue zerfressen sein Dasein in diesem Loch verbringen muss. Und darüber hinaus hat er mir früher mehr als einmal das Leben gerettet als wir zusammen auf dem Schlachtfeld standen." William nahm einen Schluck Wein und betrachtete dann nachdenklich den Becher in seiner Hand. "Nichts von all dem was er sich ausgemalt hatte, ist eingetroffen und auch wenn die Zeit damals eine der schwersten in meinem Leben war, habe ich sie hinter mich gebracht und mir geht es besser denn je." William schnalzte leise mit der Zunge. "Ich denke nicht, dass er seine letzten Tage in diesem verfluchten Loch verbringen sollte, Henry. Ich weiß wie es ist dort zu sitzen ..." William atmete tief durch und sah dann wieder auf, um Henry zu fixieren. "Lass ihn unter Arrest stellen, irgendwo wo er wenigstens vor einem warmen Kamin sitzen kann und wo er an die frische Luft kann, wenn es ihm in den Sinn kommt. Aber lass ihn nicht in diesem Loch versauern, Henry."

Henry schüttelte verständnislos den Kopf. "Das ist nicht dein Ernst! Du bittest mich den Mann aus dem Tower zu holen, der dein Leben fast zerstört hast."
Er konnte es nicht fassen. "Wie stellst du dir das vor? Hast du eine Ahnung, was für einen Aufstand das geben würde? Und außerdem sehe ich das gar nicht so. Überzeug mich davon. Wie stellst du dir das vor? Unter Arrest...es gibt niemanden, der ihn zu sich nehmen und ein Auge auf ihn haben würde. Oder soll er etwa zu dir kommen, wo dir an ihm ja offenbar so viel liegt?", spottete Henry. "Nein? Warum wundert mich das nicht? Schlag dir das aus dem Kopf, William. Das ist absoluter Unsinn, er ist gut aufgehoben dort und er hat es verdient. Und wenn er hundert Mal ein alter Mann ist."

"Die Betonung liegt auf fast. Und dafür hat er es mir auch mehr als einmal gerettet." erwiderte William und wurde bei Henrys nächsten Worten ein wenig blass. Er kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum, ehe er geräuschvoll den Atem ausstieß. "Du hast ihn nicht zum Tode verurteilt, Henry. Es ist nicht unüblich, einen Mann zu begnadigen. Außerdem wirst du ihn ja nicht einfach auf freien Fuß setzen, er würde immer noch bewacht werden und keine Gefahr für irgendjemanden darstellen. Niemand würde Einwände erheben immerhin ist er von hoher Geburt." 
De Vere mit nach Truro nehmen? Nein, das war in der Tat nicht, was William im Sinn gehabt hatte. Aber er konnte so auch nicht einfach aufgeben ... "Nun, ich ... ich würde ihn mitnehmen." hörte er sich einen Moment später selbst sagen und war sichtlich überrascht von seinen eigenen Worten. Offenbar hatte er wirklich völlig den Verstand verloren. "Sollte es sich als nicht praktikabel erweisen, kann er immer noch zurück in den Tower ..."

Henry verschränkte die Arme. "Nein, habe ich nicht. Weil ich der Ansicht bin, dass ein schneller Tod eine zu leichte Strafe für ihn wäre. Mit welchem Grund sollte ich ihn denn bitte begnadigen? Ich glaube nicht, dass er das verdient hat."
Seine Augenbraue wanderte noch ein Stück höher. "So, tatsächlich? Du würdest ihn mitnehmen nach Truro? Du bist wirklich verrückt."
Ein kurzes, mitleidiges Grinsen huschte über seine Lippen. "Gut, dann nimm ihn mit nach Truro. Aber du bist mir für jeden seiner Schritte verantwortlich. Du wirst schon sehen, dass das keine gute Idee ist. Und dann wirst du das bereuen. Ich verstehe dich wirklich nicht. Der Kerl wird schneller wieder im Tower sitzen als du denkst."

William wartete einfach ab bis Henry geendet hatte und wirkte dann eine Spur erleichterter. "Ich danke dir. Und ich schätze, du täuscht dich. Mach dir keine Gedanken, ich werde gut auf ihn Acht geben und so schnell wird er den Tower nicht wieder sehen." versicherte William und leerte seinen Weinbecher mit einem großen Schluck.
Dann stand er auf und legte Henry eine Hand auf die Schulter. "Vielleicht mag ich verrückt sein und es würde mich nicht wundern, wenn meine Frau mich für diese Sache auf die Straße setzt, aber ich denke, es ist die richtige Entscheidung und wir werden es beide nicht bereuen."
Nun, er vielleicht schon ... spätestens, wenn er Joanna mit dieser Sache konfrontierte würde William sich vermutlich noch wünschen, er hätte anders gehandelt.