William und Joanna ~ 1175

Giovanni d'Arezzo

"Ah, zu viel der Ehre, Contessa." erwiderte Giovanni und legte eine Hand aufs Herz. "Ihr schmeichelt mir, aber ich bin kein Lord. Und so Gott will, wird mein Vater auch noch lange genug leben, dass ich mich vermutlich erst selbst im hohen Alter als solcher bezeichnen kann." erklärte Giovanni und grinste leicht. "Ein einfaches 'Signore' würde mir auch Eurem Munde schon genügen."
Dann funkelten seine Augen ein klein wenig spöttisch und Giovanni legte den Kopf schief. "Wartet ab, Contessa. Niemand wird einer Schönheit wie Italien wieder stehen können. Glaubt mir, würdet Ihr nur einmal einen Fuß auf italienischen Boden setzen, so würdet Ihr auf der Stelle Eure Familie einpacken und dieses regnerische Land verlassen und nach Italia kommen." versprach er ihr mit verschmitztem Grinsen, ehe er durch die Tür nach draußen trat, um diesem Peter zu folgen.

 

Joanna hatte den italienischen Gast für den Abend zum gemeinsamen Abendessen mit ihr, Robert und Josephine eingeladen. Es wurde Zeit, dass Josephine begann an der Seite ihres Mannes Cornwall zu repräsentieren. Glücklicherweise konnte die junge Frau das Bett wieder für einige Stunden verlassen, auch wenn ihr Fuß noch etwas schmerzte.
Gerade hatten sie sich niedergelassen und Joanna gab den Dienern ein Zeichen, dass sie auftragen konnten. "Habt Ihr Euch schon eingelebt, Signore d'Arezzo?"

Giovanni d'Arezzo

Giovanni war zufrieden als er am Abend Mit der Contessa, ihrem Sohn und dessen Gemahlin am Tisch saß. Der Tag war gut verlaufen, dass Gespräch mit dem jungen Lord Robert vielversprechend gewesen.
Sein Blick wanderte zu Joanna und er nickte und schaffte es gleichzeitig den Kopf zu schütteln. "England ist wahrlich ein famoser Ort. Im Vergleich zu Italien oder auch Frankreich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Es wird wohl ein wenig dauern bis ich mich hier wirklich eingelebt habe, aber um den Kern Eurer Frage zu beantworten, Contessa: ich bin ausgesprochen zufrieden mit der Unterkunft, die Ihr mir habt zuteil werden lassen und ich bin sicher, dass ich mich in meiner Zeit hier sehr wohl fühlen würde." erklärte Giovanni mit einem offenen Lächeln. "Auch, wenn das Wetter hier eher verdrießlich ist, aber dafür ist die Gesellschaft, die ich in diesen Mauern genießen darf, auch umso erhellender."

 

"So ist es wohl. Aber Ihr werdet Englands schöne Seiten noch kennenlernen. Solange Ihr Euch wohl fühlt, ist es ja gut. Schließlich werdet Ihr uns eine Weile erhalten bleiben. Ich gehe davon aus, Ihr habt bereits mit meinem Sohn gesprochen? War die erste Zusammenkunft erfolgreich?"
Sie ließ den Blick zwischen Robert und Giovanni wandern.
"Was das Wetter angeht, Signore, habt Ihr auch nicht gerade die beste Jahreszeit erwischt. Im Frühjahr und Sommer hat auch England sonnige Tage. Es regnet oft, ja, aber deshalb nennt man uns ja auch die grüne Insel. Wir haben sehr fruchtbare Böden. Ihr werdet Euch schon damit anfreunden."
Schließlich würde er ja auch nicht ewig bleiben.

Giovanni d'Arezzo

Giovanni nickte zustimmend und ließ den Blick zu dem jungen Mann wandern, der ihm gegenüber saß. "Wir haben bereits miteinander gesprochen, das ist richtig." bestätigte er. "Ich für meinen Teil bin sehr zufrieden, ich hoffe, Eurem Sohn geht es ebenso."
Der Junge wusste ausgesprochen gut Bescheid und es war ein sehr ausführliches und für Giovanni überaus erhellendes Gespräch gewesen. Er wusste immerhin, dass er nicht umsonst hier her gereist war, im Gegenteil, er versprach sich einiges von seinem Aufenthalt hier.
Giovanni legte nachdenklich den Kopf auf die Seite ehe er zustimmend nickte. "Da habt Ihr wohl recht, Contessa. Diese Jahreszeit ist wohl für die meisten Ländern nicht unbedingt die verlockendste. Aber ich will mich nicht zu sehr beklagen, ich werde hier sicher noch genügend andere reizvolle Dinge finden." erwiderte er und bedachte Joanna mit einem langen Blick.

 

Joanna fing ein Nicken von Robert auf. "Durchaus. Ich glaube, mein Vater wird sehr zufrieden damit sein.", erklärte ihr Sohn ein wenig förmlich, aber sie konnte ihm deutlich ansehen, dass er stolz darauf war, dass sie ihm diese Verantwortung übertragen hatte. Und offenbar hatte er seine Aufgabe gut erfüllt.
"So ist es."
Seine Worte führten allerdings dazu, dass sie ein wenig spöttisch eine Augenbraue hob. Dieser Italiener legte es wohl wirklich darauf an sie ein wenig um den Finger zu wickeln. Aber sie konnte nicht sagen, dass es ihr nicht gefiel.
"Das denke ich auch. Ihr werdet schon genug Gutes an England finden."

Giovanni d'Arezzo

Giovanni bedachte seinen Gegenüber mit einem zufrieden Lächeln. "Mir scheint, als wären wir Beide auf gutem Wege unsere Väter zufrieden zu stellen, Mylord." erwiderte er dann.
Er bemerkte durchaus wie Joanna eine Augenbraue in die Höhe zog und quittierte ihre Reaktion mit einem unschuldigen Lächeln.
"Oh, dessen bin ich mir sicher, Contessa. Ich denke jedes Land hat auch so seine Vorzüge, man muss sie nur erst einmal finden."

 

"Das scheint mir auch so.", erwiderte Robert. Joanna war zufrieden. Offenbar war Robert tatsächlich soweit, dass er Verhandlungen eigenständig führen konnte. Sie würde sich dennoch von ihm bei Gelegenheit erzählen lassen, was der Italiener eigentlich wollte.
"Das ist wohl so. Aber ich denke, Ihr werdet Englands Vorzüge rasch kennenlernen. Allerdings gehört der Wein nicht dazu, das ist wohl eher ein Vorzug Eures Landes. Nur, um Euch vorzuwarnen, sollte Euch jemand englischen Wein anbieten."
Joanna widmete sich wieder ihrem Essen, doch ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Sie wusste nicht so recht, was dieser Signore beabsichtigte. Sie würde auf der Hut sein.

Giovanni d'Arezzo

Giovanni lachte amüsiert auf. "Das habe ich auch bereits gehört und durfte auch schon in den zweifelhaften Genuss englischen Weins kommen. Das ist auch einer der Gründe weshalb ich hier bin. Italien bietet reiche Weinanbaugebiete und wir haben wohl den mit Abstand köstlichsten Wein, den es auf unserer schönen Erde gibt. Da können auch die Franzosen nicht mithalten." erklärte er vergnügt.
"Ich habe ein paar Flaschen mitgebracht, vielleicht möchtet Ihr selbst ja auch einmal probieren, Contessa, und Eurem Gemahl nicht den ganzen Spaß alleine überlassen."

 

"Vielleicht. Ich habe nicht oft italienischen Wein gekostet. Aber wir werden sehen. Vielleicht werde ich bei Gelegenheit probieren.", erklärte Joanna mit einem unverbindlichen Lächeln. Was bezweckte er denn nun damit? "Wollt Ihr mich betrunken machen oder warum wollt Ihr unbedingt, dass ich Euren Wein trinke? Ich trinke nicht sehr viel. Zumeist bevorzuge ich Wasser. Aber ich lasse mich eines Besseren belehren. Außerdem...was lässt Euch glauben, mein Mann bräuchte Wein um Spaß zu haben?", bemerkte sie dann spöttisch.
Joanna legte ihr Besteck zur Seite.
"Ich hoffe, das Essen sagt Euch zu?"

Giovanni d'Arezzo

Giovanni machte ein beinahe schockiertes Gesicht und hob abwehrend die Hände. "Oh, Ihr missversteht mich, Contessa!" erwiderte er entschlossen. "Ich habe keineswegs die Absicht Euch betrunken zu machen, ich würde lediglich gerne Eure Meinung zu meinem Wein haben." Er lächelte ein wenig schuldbewusst. "Und mein Kaufmannsherz hofft darauf, dass er Euch gut genug schmeckt, dass Ihr etwas davon haben möchtet." erklärte er dann offen.
Dann sah er sie einen Moment lang verdutzt an und begann zu lachen. "Oh, verzeiht, so sollte es nicht klingen." erwiderte Giovanni glucksend. "Er braucht den Wein nicht, um Spaß zu haben, sondern der Wein selbst wird ihm Freude bereiten. Ich sage Euch, Contessa, einer der großen Vorzüge Bella Italias ist der fantastische Vino. Solchen Wein trinkt man nicht einfach so nebenbei, man genießt ihn in einem schönen Moment." erklärte Giovanni dann.

 

"So, so...Ihr hofft darauf, dass ich Euren Wein haben möchte. Ich dachte, der geschäftliche Teil wäre heute Nachmittag bereits besprochen worden? Fragt mich morgen noch einmal danach, Abends bin ich solchen Themen nicht so zugetan. Dann werde ich morgen auch Euren Wein probieren, wenn Euer Herz daran hängt." Immer wieder erstaunte die außergewöhnlich offenherzige Art des Italieners sie. Er nahm wirklich kein Blatt vor den Mund, wenn es auch im ersten Moment wunderschön verpackt zu sein schien, was er sagte.
"Das macht es nicht besser, Signore.", merkte Joanna mit einem Lächeln an. "Wenn der Wein ihm Freude bereitet, scheint es, als meintet Ihr, er habe an Freude zu wenig, wenn er dafür einen guten Wein braucht. Außerdem möchte ich meinen Gemahl nicht aus meinen Armen in die Arme des Weines treiben. Aber ich sehe schon, bei Eurer Leidenschaft dafür sind solche Worte vergebliche Mühe."

Giovanni d'Arezzo

Giovanni grinste und nickte leicht. "Oh sicher wurde er das. Doch den geschäftlichen Teil nüchtern zu diskutieren ist eine Sache. Eine andere ist es, einen guten Vino voller Leidenschaft anzupreisen. Außerdem würde ich mich geehrt fühlen, wenn Ihr meinen Wein probiert und sollte er Euch gefallen, ist nichts besser als wenn ich Eure Unterstützung habe, wenn es für mich daran geht mit Eurem Gemahl zu verhandeln. Einer Belladonna wie Euch wird er sicher keinen Wunsch abschlagen." Giovanni lächelte und hob die Schultern. "Verzeiht einem armen Sünder wie mir, dass er Versuch solchen Nutzen aus Euch zu schlagen, Contessa."
Giovanni strich sich über das Kinn und sah Joanna im nächsten Moment mit gespieltem Entsetzen an. "Macché! Aber nein, Contessa. Der Wein soll einen freudigen Moment nur noch abrunden, ihn nicht ersetzen. Ich pflege einen guten Tag mit einem Becher Vino abzuschließen ... macht mich das zu einem Säufer, Contessa? Ich hoffe doch nicht." Giovanni schüttelte den Kopf und lächelte wieder schuldbewusst. "Ihr habt mich durchschaut. Über meine Lippen wird kein schlechtes Wort über meinen Wein kommen ... aber verzeiht meine Unhöflichkeit Eure Frage nicht beantwortet zu haben, das Essen ist köstlich, ich danke Euch vielmals für die Einladung."

 

"In Ordnung, ich gebe mich geschlagen. Und ich danke Euch für das Kompliment. " Joanna musste lachen. Sie musste zugeben, das Gespräch amüsierte zunehmend. Auch, wenn Robert sie ein wenig entgeistert ansah. So kannte er sie offenbar nicht. Da würde sie später etwas zu erklären haben.
"Nein, ich schätze, deswegen seid Ihr kein Säufer. Und wenn Ihr so sehr davon schwärmt, wird er wohl ausgezeichnet sein. Also freue ich mich darauf ihn morgen zu kosten. Es freut mich auch, dass das Essen Euch zusagt. Eure Gesellschaft ist Dank genug, zumal ich immer noch darauf hoffe, dass Ihr mir bei nächster Gelegenheit mehr über Eure Heimat erzählt, die ich noch nie besucht habe."

Giovanni d'Arezzo

"Nichts zu danken, auch wenn ich sicher bin, dass Ihr solche Komplimente bestimmt ständig zu hören bekommt." erwiderte Giovanni amüsiert, ehe ein glückliches Lächeln auf seine Lippen trat.
"In der Tat, ich bin kein Säufer und ich freue mich umso mehr, dass ich Euch überzeugen konnte meinen Wein zu probieren. Ich verspreche Euch, Ihr werdet nicht enttäuscht sein, Contessa!" Giovanni war zusehendst zufriedener damit wie sein Aufenthalt sich hier entwickelte. Und vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass der Earl erst in Kürze zurück erwartet wurde, seine Gemahlin war eine mehr als angenehme Gesellschaft.
Dann nickte Giovanni eifrig. "Nur zu gerne. Aber wenn Ihr etwas von mir erfahren wollt, solltet Ihr Euch Zeit nehmen. Ich neige zur Geschwätzigkeit, wenn ich erst einmal beginne über meine wunderschöne Heimat zu sprechen." warnte er Joanna vor.

 

"Nicht unbedingt.", murmelte Joanna leise und hoffte im nächsten Moment, dass er sie nicht verstanden hatte. Auch Robert wusste nicht, wie sehr sein Vater sie in letzter Zeit sich selbst überlassen hatte.
Schnell kam sie wieder auf das eigentliche Thema zurück, um den kurzen Moment der Verunsicherung zu überspielen.
"Das hoffe ich, kann es aber auch nicht glauben, wenn Ihr so überzeugt von der Qualität seid. Es macht allerdings gar nichts, wenn wir etwas Zeit benötigen. Dann werdet Ihr mir vielleicht die Zeit ein wenig verkürzen, die ich auf meinen Ehemann warten muss."
Denn obwohl er noch nicht lange fort war, vermisste sie ihn jetzt schon sehr. Obwohl die Stimmung zwischen ihnen angespannt gewesen war, als er abgereist war.

Giovanni d'Arezzo

Giovanni brauchte nicht einmal hinzu sehen, um Joannas Verunsicherung zu bemerken. Normalerweise hätte er ein kurzes Auflachen erwartet, eine Geste, um seine Worte abzutun oder ein paar Worte mit denen sie ihn als unsinnigen Schmeichler bezeichnete, aber all das blieb aus. Stattdessen entdeckte er in Joannas Augen etwas, das ihm deutlich mehr verriet, als ihr sicher lieb war.
Ganz bewusst ging er jedoch nicht darauf ein, sondern überbrückte den kurzen Moment mit einer angedeuteten Verbeugung. "Ich werde Euch nur zu gerne die Zeit verkürzen, Contessa." erwiderte er lächelnd. "Ich werde Euch die wundersamsten Gesichten Italias erzählen, das verspreche ich Euch."
Dann erhob Giovanni sich langsam. "Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet ... das Essen war hervorragend und die Gesellschaft wahrhaft erhellend. Aber dennoch war meine Reise lang und allmählich werde selbst ich müde. Aber ich hoffe doch sehr, dass wir unser Gespräch morgen fortsetzen können." Giovanni verneigte sich zunächst vor Robert. "Und Euch, Mylord, danke ich für den spannenden Nachmittag. Ich hoffe sehr, dass wir auch in den nächsten Tagen noch einmal Gelegenheit bekommen zu reden." Dann ergriff er die Hand von Roberts Gemahlin und hauchte einen flüchtigen Kuss darauf. "Euch wünsche ich weiterhin eine gute Genesung, Signora. Auf das Ihr bald wieder in voller Schönheit und ohne lästige Schmerzen erblühen könnt."
Abschließend wandte Giovanni sich an Joanna. Einen Moment lang, sah er sie schweigend an, ehe er sich verneigte und auch nach ihrer Hand zu greifen, um sie zu küssen. "Ich freue mich auf Morgen, Contessa." erklärte er mit leiser Stimme und neigte den Kopf, ehe er sie los ließ und zurück trat.

 

Joanna rang sich ein Lächeln ab. "Ich werde Euch beim Wort nehmen, Signore." Sie beobachtete, wie er sich zunächst von Robert und Josephine herzlich verabschiedete und sich dann ihr zu wandte.
Sie ließ ihn gewähren und schenkte ihm ein weiteres Lächeln.
"Ich mich auch, Signore."
Ein wenig Ablenkung würde ihr wirklich gut tun, das brauchte sie, damit die düsteren Gedanken der letzten Zeit sie einmal in Ruhe ließen.
"Eine angenehme Nacht, Signore."

 

Robert wartete bis der Italiener verschwunden war und warf Josephine dann einen Blick zu. "Ich denke, wir sollten uns auch auf den Weg machen. Die Kleine wird bestimmt bald noch einmal wach werden, weil sie Hunger hat." Josephine nickte ihm lächelnd zu, mittlerweile wusste Robert in solchen Dingen wirklich schon gut Bescheid und achtete vor allem mit Argusaugen darauf, dass es seiner kleinen Familie an nichts mangelte.
Als Josephine aufstand, half er ihr in die Höhe und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Geh schon einmal vor, ich komme gleich nach, in Ordnung?" "In Ordnung. Bis gleich." Josephine verabschiedete sich herzlich von Joanna und verschwand dann nach draußen.
"Mutter, auf ein Wort bitte." bat Robert seine Mutter dann und trat neben sie, um ihr einen nachdenklichen Blick zu zuwerfen. "Denkst du nicht, dass er ein wenig zu ... aufdringlich ist?" fragte er dann gerade heraus, wenn gleich mit sichtlichem Unbehagen.

 

Auch Joanna musste über ihren Sohn lächeln. Er hatte sich so gut in seine Rolle als Ehemann und Familienvater eingefunden, dass ihr jedes Mal das Herz aufging, wenn sie ihn dabei sah.
Dann aber hielt Robert sie auf und sie hatte schon so eine Ahnung, was nun kommen würde. Sie sollte recht behalten.
Joanna versuchte sich an einem beruhigenden Lächeln und legte ihm die Hand auf den Arm. "Wie meinst du aufdringlich? Wegen seinem großen Mundwerk? Vielleicht ein bisschen. Die Italiener scheinen alle recht offenherzig zu sein. Aber mach dir keine Sorgen, ich weiß das schon zu händeln. Ich bin schließlich keine zwanzig Jahr mehr alt."

 

Robert fuhr sich unbehaglich durch die dunklen Haare. "Nicht nur, was er sagt, auch wie er dich ansieht ... versteh mich nicht falsch, er ist nett und die Verhandlungen heute Nachmittag mit ihm liefen gut, aber wenn er dir gegenübersteht ..." Robert hob unsicher die Schultern und warf seiner Mutter einen skeptischen Blick zu, ehe er zögerlich nickte. "In Ordnung. Aber wenn irgendetwas ist, sagst du mir Bescheid, ja?" Immerhin war er für alles verantwortlich solange sein Vater nicht da war und Robert nahm seine Pflichten ausgesprochen ernst.

 

"Ich werde nächstes Jahr vierzig Jahre alt, Robert. Ich glaube nicht, dass er einen Grund hat mich irgendwie ungewöhnlich anzusehen. Mach dir keine Sorgen, ich passe schon auf mich auf. Aber es ist lieb, dass du dir Gedanken um mich machst. Ich werde dir Bescheid sagen, wenn etwas sein sollte. Versprochen."
Sie strich ihm durch den Schopf, wie sie es oft getan hatte, als er noch klein gewesen war. "Ich bin froh, dass du so glücklich bist.", sagte sie leise. "Bewahre es dir, solange du nur kannst."
Sie war viel allein gewesen während ihrer Ehe, aber immer hatte sie gewusst, dass William sie noch liebte wie am ersten Tag. Doch diesmal...

 

Robert zog eine Augenbraue in die Höhe. "Er tut es aber dennoch." erwiderte er so als wolle er seine Mutter belehren.
Robert rümpfte ein wenig die Nase und wollte erst protestieren als Joanna ihm durch die Haare strich, stockte dann jedoch und sah sie nachdenklich an. "Ist ... alles in Ordnung?" fragte er dann etwas besorgt. "Ich meine zwischen dir und Vater ..." Ihre Worte gerade ... sie hatten so ganz anders geklungen als sonst.

 

"Und wenn schon...solange ich nicht darauf eingehe, kann er damit doch ohnehin nichts erreichen. Er wird damit aufhören, da bin ich mir sicher."
Joanna sah Robert einen Moment schweigend an und bemühte sich dann um einen unbefangenen Tonfall. "Natürlich ist es das. Keine Sorge. Dein Vater hatte nur in den letzten Wochen...sehr wenig Zeit für mich. Das ist alles. Außerdem vermisse ich ihn."
Sie wollte ihren Sohn nur ungern in diese Dinge mit hineinziehen. Robert sollte in seiner heilen Welt leben, solange es ging.

 

Robert sah seine Mutter zweifelnd an, sagte aber nichts weiter dazu. Wenn sie darüber hätte reden wollen, hätte sie etwas gesagt. Da sie es aber nicht tat, schloss Robert seine Mutter einfach noch einmal in die Arme.
"Ich hab dich lieb, Mama." murmelte er leise und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Ich muss jetzt gehen und nach Josie und den Kindern sehen. Aber mach dir nicht mehr zu viele düstere Gedanken, ja?" bat er sie und drückte noch einmal ihre Hand, ehe er sich abwandte.
So heile war die Welt keineswegs mehr, wie seine Mutter es ihm weiß machen wollte. Immerhin war Robert ja nicht blind ... er würde ein Auge auf sie haben, immerhin wollte er nicht, dass es ihr schlecht ging.