William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

 

"Er wird das schon schaffen. Mittlerweile hat er sich ja wieder gefangen. Natürlich trauert er noch, aber er braucht dich nicht mehr so sehr in seiner Nähe und kümmert sich auch wieder um die Kinder. Er wird zwar vermutlich wieder ins alte Schema zurück fallen, aber wenn ihn das von sonstigen Dummheiten abhält..."
Joanna legte den Kopf zur Seite. "Ja, schon...aber ich wusste nicht, dass Henry den Grund für Lionels Festnahme öffentlich gemacht hat. Die Männer scheinen deshalb ziemlich grausam zu sein...Kein Wunder, dass er da sogar lieber mit uns geht. Manchmal ist Henry wirklich schrecklich. Es muss sehr schlimm dort gewesen sein für Lionel. Irgendwie tut er mir ein bisschen leid."

 

"Ja, ich hoffe, dass es so bleibt. Aber er wird wohl auf gutem Wege sein." erwiderte William und strich Joanna über die Wange. "Nun, er hat es zumindest den Wachen gesagt, die mit Lionel zu tun hatten, zwar unter dem Mantel der Verschwiegenheit, immerhin darf davon sonst niemand erfahren, aber dennoch ... diese haben sich dann reichlich an dem Pfaffen ausgelassen."
William zog überrascht eine Augenbraue in die Höhe. "Merk dir das für später." riet er Joanna schmunzelnd. "Spätestens wenn er sich wieder erholt hat, wird er dir vielleicht nicht mehr so Leid tun. Aber wir werden sehen, wie nachhaltig diese Tage im Tower waren." William gab Joanna einen langen Kuss und sah sich dann im Gemach um. "Wo treiben sich eigentlich unsere Kinder herum?"

 

Joanna nickte langsam. "Das genügt ja offensichtlich schon. Die Wachen sind offenbar ziemlich ungemütliche Zeitgenossen. Dass Henry wirklich zu solchen Mitteln greift um Lionel umzustimmen....jetzt tut er mir wirklich leid."
Sie lächelte leicht. "Ja, du hast recht. Wahrscheinlich verfliegt mein Mitleid nur allzu bald. Ich hoffe ja, dass er sich benimmt und mir keinen Grund gibt mich aufzuregen. Aber vermutlich hält das alles nur, bis seine Verletzungen halbwegs verheilt sind."
Joanna erwiderte Williams Kuss und überlegte dann. "Das ist eine gute Frage. Die Kleinen sind mit Marian zugange und die Größeren wollten schon einmal von ihren hier gefundenen Freunden Abschied nehmen. Hier ist ja immer jemand in der Nähe...Wir werden sie schon wieder finden."

 

William nickte. "Das sind sie. Besonders, wenn sie solche Dinge erfahren." Zugegebener Maßen hatte auch er ein gewisses Mitleid mit dem Pfaffen empfunden, als er ihn vor sich gehabt hatte. Lionels arrogante Art war William immer zu wider gewesen, aber vorhin hatte ihm ein gebrochener Mann gegenüber gestanden ohne auch nur die Spur von Überheblichkeit.
Dann seufzte William und grinste schief. "Natürlich, was auch sonst. Und lass mich raten, Lizzy verabschiedet sich gerade mit Sicherheit von ihrem Verehrer aus Norfolk." Wenngleich William den Beiden klare Grenzen aufgezeigt hatte, hatte Roger in seinen Bemühungen nicht nachgelassen, Lizzy seine Aufmerksamkeit zu schenken, wenngleich er nun deutlich vorsichtiger geworden war, um William ja keinen Anlass zu geben es ganz zu verbieten.

Elizabeth

Elizabeth stand Roger gegenüber und seufzte schwer. Sie hielten sich an den Händen und sahen einander einfach nur an. Wie sollte sie nur die nächste Zeit ohne ihn auskommen?
"Ich werde dich so vermissen...", schniefte sie leise. "Ich verstehe nicht, warum du nicht mitkommen kannst. Das ist wirklich ungerecht."
Wie froh wäre sie gewesen, wenn sie hätte bleiben dürfen. Oder wenn Roger sie begleitet hätte. Aber damit waren ihre Väter nun wirklich nicht einverstanden.
"Wann werden wir uns wieder sehen? Du musst mir ganz oft schreiben..."

Roger Bigod

Roger atmete geräuschvoll aus und warf dann alle Umsicht über Bord und zog Elizabeth in seine Arme. "Ich werde dich auch vermissen." murmelte er und strich ihr sachte über den Rücken. "Ich wünschte, ich könnte dich begleiten, aber mein Vater will, dass ich wieder mit zurück nach Norfolk komme ..." Noch nie war ihm die Heimreise dabei so schwer gefallen. Viel lieber wäre er nach Cornwall geritten, statt nach Norfolk.
"So schnell wie möglich. Ich verspreche dir, dass ich mich darum bemühen werde möglichst bald wieder bei dir zu sein. Ich werde dich besuchen kommen und dann musst du mir ganz Truro zeigen." erwiderte Roger mit sanftem Lächeln. "Und du wirst so viele Briefe von mir bekommen, dass du mit dem Lesen gar nicht mehr hinterher kommst." versprach er mit leisem Lachen und gab Lizzy dann noch einen Kuss.

Elizabeth

Lizzy genoss es sehr so von ihm in den Arm genommen zu werden und schmiegte sich eng an ihn. "Warum nur? Dein Vater könnte dich doch genauso gut mit uns gehen lassen....", bemerkt sie geknickt. Wenn sie daran dachte, dass sie bald gehen musste...
"Ich nehme dich beim Wort. Ich will dir alles zeigen. Du wirst staunen. Truro ist einfach wundervoll."
Sie erwiderte seinen Kuss lange und ausgiebig.
"Ich werde dir genauso schnell antworten.", erklärte sie überzeugt und schloss die Augen, als sie an seiner Brust lehnte.
"Ich will nicht gehen..."

Roger

"Könnte, ja. Will er nur leider nicht." seufzte Roger. "Allerdings denke ich, dass dein Vater auch nicht zu sehr erfreut wäre, wenn ich euch begleiten würde. Dann müsste er mich ja weiterhin im Auge behalten." Roger schnitt eine Grimasse.
Er genoss den Kuss, den sie teilten und zog Elizabeth fester in die Arme als sie sich an ihn lehnte. "Und ich würde dich am liebsten nie wieder los lassen." murmelte er und vergrub die Nase in ihrem weichen Haar. "Ich liebe dich, Elizabeth." erklärte er leise.

Elizabeth

"Ja, er will nicht, weil du gern würdest. Mein Vater hätte dich trotzdem mitgenommen, wenn ich ihn darum gebeten hätte. Aber nicht gegen den Willen deines Vaters. Das ist so ungerecht."
Elizabeth seufzte frustriert.
"Ich dich auch, Roger."
Sie hasste es jetzt schon, ihn nicht mehr jeden Tag sehen zu können. Sie hatte sich daran gewöhnt und sie mochte ihn doch so gern.
Wie sollte sie das nur aushalten?
"Ich muss nun gehen....", sagte sie traurig. "Ich werde jeden Tag beten, dass wir uns bald wiedersehen."

Roger

Roger nickte deprimiert. "Ich wünschte, ich könnte es ändern." murmelte er. Auf gewisse Art und Weise fühlte er sich schuldig daran, obwohl er nicht wirklich etwas dafür konnte.
Roger legte die Hand noch einmal an Elizabeths Wange und lächelte zärtlich. "Vergiss mich nur ja nicht, wenn du mich nicht mehr jeden Tag siehst und dafür all die anderen jungen Kerle dir zu Füßen liegen." neckte er sie sanft und küsste sie noch einmal bevor er sie los ließ.
"Und ich werde alles dafür tun, was in meiner Macht steht, damit deine Gebete schnell erhört werden."

 

Joanna war ausgesprochen froh gewesen, als sie endlich Cornwall wieder erreicht hatten. Zuhause war es eben doch am Schönsten. Sie hatte die Gelegenheit genutzt und gleich nach Mathilda gesehen, um ihr und Owen zu ihrem kleinen Sohn zu gratulieren und diesen angemessen zu bewundern.
Nun aber stand noch etwas auf ihrem Tagesplan.
Sie war auf dem Weg zu Lionel, um gleich ein paar Dinge klar zu stellen. Der Priester sollte sich gar keine falschen Vorstellungen machen.
Sie klopfte und trat dann ein. Offenbar richtete Lionel sich gerade häuslich ein. "Ich muss mit Euch sprechen, Pater."

Lionel

Lionel legte zwei schwere Bücher auf seinem neuen Schreibtisch ab und atmete geräuschvoll aus. In seinem doch noch immer angeschlagenen Zustand machte es ihm sogar Mühe all seine Sachen auszuräumen. Trotzdem gönnte er sich nur eine kleine Pause, ehe er weiter machte, jedoch im nächsten Augenblick vom Klopfen an der Tür unterbrochen wurde. Er bat den Besucher hinein und war sich nicht sicher, ob er überrascht war Lady Cornwall zu sehen oder nicht.
"Aber natürlich, Mylady, setzt Euch doch." bat er sie und deutete auf einen der Stühle im Raum. "Möchtet Ihr etwas trinken? Allerdings kann ich leider nur mit Wasser dienen ..." murmelte er und musterte die Frau vor ihm nachdenklich. Er war sich sicher, dass dieser Besuch nichts Gutes zu bedeuten hatte.

 

Joanna ließ den Blick einen Moment schweifen. Offensichtlich hatte Lionel sich mit seinem Aufenthalt abgefunden. Ob das nun gut war oder nicht, darüber ließ sich streiten.
Sie setzte sich, schüttelte dann aber ablehnend den Kopf. "Nein, danke. Ich werde Euch nicht lange aufhalten. Ich bin hier, um ein paar Dinge klar zu stellen, die Euren Aufenthalt hier betreffen."
Ihre Augen verengten sich leicht.
"Wir wollten das ebenso wenig wie Ihr, aber wir werden uns arrangieren müssen. Das funktioniert allerdings nur, wenn Ihr Euch an gewisse Regeln haltet. Ich möchte, dass Ihr Euch weder in die Erziehung unserer Kinder noch in unsere Ehe einmischt. Ihr werdet uns keinen Ärger machen und den Grund für Euer Dasein hier für Euch behalten. Und Gnade Euch Gott, wenn ich mitbekomme, dass Ihr Eure Finger nicht bei Euch behaltet, Lionel. Wenn Ihr Euch daran haltet, bekommen wir keine Probleme miteinander..."

Lionel

Ein paar Dinge klar stellen ... er hatte mit seiner Vermutung also ganz richtig gelegen.
Lionel ließ sich auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder und wäre um ein Haar zusammen gezuckt als sich ihre Augen verengten und Lady Cornwall keinen Zweifel daran ließ, was sie von ihm hielt.
Er öffnete bereits den Mund und wollte etwas erwidern als ihre nächsten Worte ihn wie einen Schlag in die Magenkuhle trafen. Und Gnade Euch Gott, wenn ich mitbekomme, dass Ihr Eure Finger nicht bei Euch behaltet, Lionel.
Er senkte rasch den Blick und biss die Zähne aufeinander. "Ich ... ich habe nie jemanden gezwungen." murmelte er und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Aus ihrem Munde klangen seine Taten noch verachtungswürdiger ... dabei war Lionel keine Mann der aufdringlichen Sorte und er würde nicht im Traum daran denken jemanden anzufassen, der nicht gewillt war.
"Ich möchte keinen Ärger, Mylady." erklärte er dann langsam und sah wieder auf. "Ihr werdet nichts zu befürchten haben. Ich ... weiß zu schätzen, dass ich die Möglichkeit bekommen habe hier her zu kommen.

 

"Das ändert rein gar nichts. Es ist mir völlig gleich, ob Ihr jemanden gezwungen oder verführt habt. Das macht es wirklich nicht besser. Ich lege keinen Wert darauf, dass das irgendjemand mitbekommt und wir hier das selbe Problem bekommen wie am Hof."
Sie schnalzte missbilligend. "Ich hoffe, dass Ihr das zu schätzen wisst. Wir werden schweigen und Euch hier akzeptieren. Allerdings nur solange Ihr das auch verdient. Und Ihr wisst, was passiert, wenn jemand davon erfährt. Das habt Ihr ja im Tower am eigenen Leib erfahren. Wir brauchen einen Priester, auf den wir uns verlassen können, Lionel. Wir sind bereit Euch ein Zuhause zu geben, solange Ihr es braucht. Aber nur, solange Ihr uns zeigt, dass Ihr in der Lage seid Euch an Regeln zu halten.", erklärte Joanna eindringlich.

Lionel

Lionel wollte gerade protestieren, wollte fragen, wieso es für sie solch einen Unterschied machte, ob er nun mit einem Mann zusammen war oder wie seine Vorgänger hier mit einer Frau, besann sich im letzten Moment jedoch eines besseren und schwieg einfach. Diese Diskussion führte er jetzt besser nicht, sonst würde er sich gleich wieder auf dem Weg zurück nach London befinden.
Lionel hielt den Blick gesenkt und zupfte am Ärmel seiner Kutte, um seine Handgelenke zu bedecken, die noch immer rot waren von den Scheuerstellen, die die Fesseln zurück gelassen hatten. Ja, wie es im Tower für ihn werden würde, hatte er bereits erfahren.
"Ich werde Euch keinen Ärger bereiten, Mylady. Das versichere ich Euch. Ich möchte einfach nur in Ruhe meiner Arbeit nachgehen." erwiderte er schließlich.

 

Joanna beobachtete Lionel skeptisch und nickte schließlich. "Dann sind wir uns ja einig. Wenn ich feststelle, dass ich Euren Worten glauben kann, werden wir wunderbar miteinander aus kommen. Und ich schätze, ihr werdet bald Arbeit bekommen.", bemerkte sie.
"Aubrey de Vere möchte gern seine Liebste heiraten. Ihr kennt ihn doch noch, nicht wahr? Ich denke, dass Ihr sie dann trauen sollt, wenn es soweit ist. Und ich hoffe für Euch, Ihr macht es gut. Das war der Preis für Euren Einzug hier. Für Henry ein hoher Preis."
Joanna lächelte kühl.
"Gut, das war es auch schon, was ich mit Euch besprechen wollte. Wenn Ihr noch etwas braucht, wendet Euch ruhig an Bertha. Sie wird sich darum kümmern."

Lionel

Lionel zog eine Augenbraue in die Höhe. Er bezweifelte, dass Lady Cornwall überhaupt wunderbar mit ihm auskommen wollte. Wohl nicht verwunderlich, immerhin hatten sie bisher auf sehr gegensätzlichen Seiten gestanden, aber im Moment hegte Lionel nicht den Wunsch danach irgendeinen Streit hervor zurufen. Die drei Tage im Tower hatten ihn wahrlich gezeichnet und das nicht nur körperlich.
Er atmete leise aus und nickte. "Ich werde mein Bestes tun." versicherte er und zupfte nachdenklich weiter an seinem Ärmel herum, ehe er schließlich wieder aufsah. "Mylady" begann er ernst. "auch wenn Ihr darin wohl reinen Opportunismus meinerseits seht ... ich weiß wirklich zu schätzen, dass ich hier sein kann."

 

"Gut." Und damit war für Joanna das Thema erledigt. Sie hoffte inständig, dass sich ihre Befürchtungen nicht bestätigten. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe und wenn Lionel begann gegen sie zu arbeiten, war es nicht mehr lange weit her mit der ersehnten Ruhe.
Ihr Blick wurde unwillkürlich ein wenig weicher, als Lionel noch einmal das Wort ergriff. "Ich weiß. Die drei Tage im Tower waren eine sehr eindringliche Erfahrung für Euch, schätze ich. Und ich weiß, wie es jemandem dort schon geht, wenn die Wachen ihn normal behandeln. Hier wird Euch niemand etwas zuleide tun, da könnt Ihr sicher sein."
In gewisser Weise hatte er ihr wirklich leid getan.

Lionel

Lionel lächelte freudlos. "Eindringlich, ja, so könnte man es nennen." murmelte er. Einige der Verletzungen, die er davon getragen hatte, waren bereits verschwunden oder zumindest schon so weit verblasst, dass man sie nur noch erahnen konnte. Andere würden ihn noch eine Weile beschäftigen und ein Teil würde für immer Narben auf seiner Haut zurück lassen. Von seiner Seele ganz zu schweigen.
"Ich kann ..." Lionel brach ab. Er hatte gerade etwas sagen wollen, was seine tiefsten Gefühle offenbart hätte und vor allem seine Selbstzweifel. Seine Zweifel, weshalb Gott zuließ, dass er ein solches Verlangen Männern gegenüber empfand, wenn es doch solch eine unbeschreibliche Sünde war ...
Aber diese Dinge konnte er mit niemandem besprechen und schon gar nicht mit Joanna of Cornwall. Zutief hatte sich die Verachtung in ihrem Blick in sein Gedächtnis gebrannt.
"Ich danke Euch, dass Ihr mir diese Chance ermöglicht." erklärte Lionel deshalb nur und verneigte sich leicht.

Marguerite

Marguerite saß am Fenster uns sah hinaus in die Dunkelheit. Nur der Mond erleuchtete die Gärten dort unten und zeigte dann und wann ein neugieriges Tierchen, das über das Gras huschte. Sie saß beinahe jeden Abend hier und genoss die wenige Zeit, die ihr noch blieb, bevor Henry zurückkehrte.
In den letzten Wochen hatte sie oft gehadert mit ihrer Entscheidung, so sehr vermisste sie Philippe. Es war einfach nicht besser geworden mit Henry, auch wenn sie es versucht hatte. Er versuchte wirklich freundlich zu ihr zu sein, aber sie konnte ihm einfach nicht wirklich trauen. Sie hatte zwar gelernt sich einigermaßen zu verstellen, sodass er nicht merkte, was sie wirklich dachte. Aber gerade in letzter Zeit bemerkte sie, dass er begann die Geduld mit ihr zu verlieren.
Manchmal sah sie dieses Fenster hier an und überlegte, ob es nicht das Beste wäre, einfach hinaus zu springen. Doch letztlich war sie dazu ohnehin zu feige.

Henry

Henry hatte getrunken. Meistens tat er das nicht mehr bevor er zu Marguerite ging und wenn dann nur einen, allerhöchstens zwei Becher. Heute allerdings hatte er am Tisch gesessen und darüber nachgedacht wohin das alles noch führen sollte und darüber einen Becher nach dem anderen geleert.
Nun betrat er das Gemach und schloss die Tür hinter sich und sein Blick fiel direkt auf Marguerite. Wieder saß sie dort am Fenster und wieder verriet ihm ihr Blick, dass sie sich überall hinwünschte, nur nicht hier her zu ihm.
"Willst du mir nicht endlich verraten, wer es ist?" fragte Henry gerade heraus ohne weiter darüber nachzudenken. Er verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte Marguerite mit einem langen Blick. "Und verschon mich mit deinen Ausreden, ich bin doch nicht dumm ... egal wie viel Mühe ich mir gebe, alles was du zur Schau trägst ist die reinste Farce. Also muss es doch irgendeinen anderen geben ..." Sonst würde sie doch allmählich auf ihn eingehen. Aber das tat sie nicht und Henry wurde es langsam leid.

Marguerite

Marguerite roch sofort, dass er getrunken hatte und das versetzte sie in Angst. Meistens war mit Henry dann nicht zu spaßen geschweige denn vernünftig zu reden.
Sie sah ihn mit großen Augen an. "Sein Name ist William.", sagte sie dann langsam. "Und er ist seit Monaten tot."
Natürlich war ihr toter Sohn mit ein Grund, warum sie Angst hatte sich wirklich auf Henry einzulassen. Sie hatte fast ein wenig Angst doch wieder schwanger zu werden, wider besseren Wissens.
"Wen soll es geben? Ich bin doch meistens hier."
Das war noch nicht einmal gelogen. Sie hatte kaum das gemeinsame Gemach verlassen in letzter Zeit. Nur, wenn es wirklich sein musste. Hier konnte sie sich verkriechen, Philippe vermissen und sich in Ruhe selbst bemitleiden.

Henry

Henry zuckte leicht zusammen. William. Der Schmerz über den Tod seines Sohnes steckte auch bei ihm noch tief, wie ein spitzer Stachel, der sich tief in ihn hinein gebohrt hatte. Auf diesen Jungen hatte er all seine Hoffnung gesetzt ... endlich hatte er den lang ersehnten Erben erhalten, nur um ihn nach kürzester Zeit wieder zu verlieren. Und während er kinderlos blieb und damit noch etwas aufzuweisen hatte, worin er versagte, erwartete dieses verfluchte Weib von seinem Bruder bereits das vierte Balg.
Henry verengte die Augen. "Ja, du bist meistens hier. Dennoch hält dich das ja von nichts ab. Oder vielleicht ist er gerade ja auch gar nicht hier? Und du sitzt deshalb immer an diesem vermaledeiten Fenster und starrst hinaus, sehnst dich nach irgend so einem verfluchten Bastard, während dein Gemahl sich hier drinnen vergeblich abmüht deine Gunst zu gewinnen."
Henry trat näher und sah Marguerite fest in die Augen. "Nun sag schon, für wen hast du die Hure gespielt?" fragte er böse.

Marguerite

Marguerite starrte Henry ein wenig fassungslos an und schüttelte den Kopf. "Für niemanden! Ich sitze hier und sehne mich einfach nur ein wenig nach Zuhause. Ist das jetzt verboten?"
Die ganze Zeit hatte er nicht gefragt, ob sie ihn betrog. Und nun, da sie wieder ehrlich war, da warf er ihr solche Dinge vor...
"Ich bin keine Hure, sondern Eure Gemahlin und meine Bemühungen haben sich nur auf Euch gerichtet, Henry. Warum werft Ihr mir so etwas vor? Das ist unverschämt, mir dergleichen zu unterstellen." Sie versuchte ja wenigstens ein bisschen mutiger zu sein. Aber sie hasste ihn einfach....