William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

 

Henry hörte Ida aufmerksam zu und nutzte die Gelegenheit, um sie eingehend zu mustert. Ja, er hatte sich heute Mittag wahrlich nicht getäuscht, wie war ein bildhübsches Mädchen. Noch etwas jung, aber das machte ja auch einen gewissen Reiz aus.
Wenn er eine alte Schachtel haben wollte, musste er nur seine Gemahlin besuchen ... so jemanden brauchte er hier nicht auch noch.
Henry nickte und lächelte leicht. "Das klingt gut." erwiderte er. "Mir gefällt Eure Ehrlichkeit und das Ihr nicht versucht mehr aus Euren Fähigkeiten zu machen. Ich bin sicher, Ihr werdet hier noch eine Menge lernen können, wenn Ihr nur aufmerksam und fleißig bei der Sache seid."

Ida de Tosny

Ida fühlte sich nicht recht wohl unter seinem forschenden Blick, denn sie wusste nicht, was er über sie dachte und von ihr hielt.
"Es würde ja doch heraus kommen, wenn ich nicht die Wahrheit sagen würde und ich meine angepriesenen Fähigkeiten unter Beweis stellen soll. Das wäre unklug. Aber ich werde mich bemühen noch weiter zu lernen, solange ich hier bin und Eure Güte mir und den Anderen gegenüber nicht enttäuschen."
Schließlich wollte sie ja nicht, dass er ein schlechtes Bild von ihr bekam.
"Gedenkt Ihr, mir in naher Zukunft einen Ehemann zu suchen, mein König?"

 

"Klug gesprochen. Und dennoch gibt es genügend Menschen auf dieser Welt, die versuchen sich als mehr auszugeben als sie sind." erwiderte Henry und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
Er legte nachdenklich die Stirn in Falten und musterte Ida forschend. "Würdet Ihr das denn wollen? Das ich Euch bald verheirate?" fragte er dann.
Der erste Eindruck, den Henry von ihr hatte, ließ die Vermutung in ihm aufkeimen, dass er sie gar nicht so schnell verheiraten wollte ...

Ida de Tosny

"Ja, das ist wahr. Auch, wenn ich das nicht verstehen kann." Ida lächelte leicht, hatte aber mit seiner Gegenfrage nicht gerechnet und musste nun erst einmal über eine Antwort nachdenken.
Wollte sie bald heiraten? Das kam darauf an. Wenn sich eine gute Gelegenheit mit einem netten Mann ergab, warum nicht. Besser als zu lange zu zögern und nur noch einen alten, groben Ehemann abzubekommen. Wenn ein solcher aber nicht in Sicht war...
"Ich weiß es nicht. Einen netten Mann vielleicht, wenn klar ist, dass ich keinen besseren Mann bekommen werde. Ansonsten...genieße ich auch gerne noch etwas meine Freiheit."

 

Henry hätte fast zufrieden gegrinst, riss sich jedoch zusammen und nickte einfach. "Auch das klingt sehr vernünftig. Man sollte genießen, was man vom Leben hat." bemerkte Henry und lächelte leicht. "Nun, wenn jemand geeignetes kommt und ihr einverstanden seid, würde ich Euch natürlich verheiraten, aber da gerade noch niemand in Sicht ist, hat das wohl noch Zeit."
Und erst einmal würde er an der Reihe sein. Er konnte Ida gut leiden und vielleicht würde sie ihm ein wenig die Zeit vertreiben ... würde dafür sorgen, dass seine Abende nicht mehr ganz so einsam waren.

Ida de Tosny

Ida erwiderte Henrys Lächeln nun ein wenig offener und entspannte sich. Der König war nicht so unnahbar, wie sie geglaubt hatte. Im Gegenteil, er war ein ausgesprochen freundlicher Mann, der sich für ihre Bedürfnisse und Wünsche interessierte. Das war wirklich außergewöhnlich.
"Das ist etwas, worauf ich mich einlassen kann. Solange mein Einverständnis noch von Belang ist, kann mir ja nichts Schlimmes passieren."
Ihr Lächeln wurde ein wenig breiter.
"Habt Ihr sonst noch eine Frage an mich, Sire? Der Tag war lang und aufregend. Wenn Ihr wisst, was Ihr wissen wolltet, würde ich mich gern zurückziehen."

 

Henry hätte ihr noch den ganzen Abend über zuhören können. Einfach nur da sitzen, etwas Wein trinken und sie ansehen, das hätte ihm gereicht.
Er lächelte leicht und nickte dann. "Ja, eine hätte ich noch" Ob du dich auch darauf einlassen würdest, meine Mätresse zu werden ...
Die Frage, die ihm eigentlich auf der Zunge lag, schluckte Henry aber natürlich herunter und lächelte freundlich. "Würdet Ihr mir Morgen erneut die Ehre erweisen? Ich habe Verständnis dafür, dass Ihr Euch ausruhen möchtet, dennoch würde ich mich freuen, noch ein wenig mehr über Euch zu erfahren."

Ida de Tosny

Ida hatte erwartet, dass er nicken, ihr eine gute Nacht wünschen und sie dann gehen lassen würde. Doch Henry hatte offenbar doch noch eine Frage.
"Ich werde sie gern beantworten.", sagte sie schließlich. Er wollte sie also wieder sehen? Sie besser kennenlernen, damit er sie einschätzen konnte. Und Ida musste sagen, dass sie sich eigentlich darüber freute. Er war eine angenehme Gesellschaft und bis auf die beiden anderen Mädchen kannte sie hier ja niemanden.
"Sehr gern, Sire. Ich werde Euch morgen gern wieder Gesellschaft leisten, wenn Ihr das wünscht."

 

Henry lächelte zufrieden. "Sehr erfreulich." erwiderte er und stand dann auf, um Ida aufzuhelfen. "Ich wünsche Euch eine gute Nacht und angenehme Träume, Mylady. Und ich freue mich bereits auf Morgen. Ihr seid eine mehr als angenehme Gesellschaft." erklärte Henry und geleitete sie dann zur Tür.
Vielleicht würde sich noch etwas Vielversprechendes hieraus entwickeln. Henry war zumindest guter Dinge, er würde nur noch ein wenig Geduld haben müssen.

 

Beatrice seufzte erleichtert auf, als sie endlich, endlich Truro erreichte. Die Reise hatte sie sehr angestrengt und ihr deutlich bewiesen, dass sie besser daran getan hätte, noch ein wenig länger auszuruhen. Aber sie hatte nicht riskieren wollen, dass Richard doch noch auf dumme Ideen kam.
Nun würde sie hoffentlich gleich ihre Eltern in die Arme schließen und sich ein bisschen trösten lassen können. Das alles belastete sie, zumal die kleine Eleonore ständig nach ihren Geschwistern und ihrem Vater fragte.
Nun stieg sie aus der Kutsche, die sie den Weg vom Schiff hierher gebracht hatte und nahm das kleine Mädchen bei der Hand, ihren kleinen Sohn auf den Arm.
Schon beim Anblick ihres Vaters stiegen die Tränen in ihr auf und mit einem leisen Schluchzen beschleunigte sie ihre Schritte etwas.

 

Seit der Brief von Beatrice eingetroffen war, der berichtet hatte, dass seine Tochter auf dem Weg nach Cornwall war, war William außer sich gewesen. Sie hatte nicht ganz eindeutig geschrieben, weshalb sie so überstürzt diese Reise unternahm, aber eins war klar, sie kam ohne Richard und nur mit ihrer Tochter und dem Neugeborenen. Allein das verursachte in William schon unheimliche Sorge.
Als die Kutsche nun in dem Burghof hielt, ging William zielstrebig auf sie zu und wäre um ein Haar los gelaufen als Beatrice ausstieg. Er beherrschte sich jedoch und ging nur mit großen Schritten auf seine Tochter zu und schloss sie ohne zu zögern in die Arme.
"Mädchen, was ist denn bloß passiert?" murmelte er leise, während er Beatrice vorsichtig an sich drückte, immerhin hielt diese ihr jüngstes Kind noch im Arm und die kleine Eleonore lief neben ihrer Mutter her.

 

Ihre ganze Anspannung brach in sich zusammen, als ihr Vater sie in die Arme schloss. Verzweifelte Tränen rannen über ihre blassen Wangen und für einige Moment, wollte sie einfach nur Trost in den Armen ihres Vaters finden wie sie es als kleines Mädchen immer getan hatte, ohne zu reden.
Sie schluchzte leise, ehe sie in Worte fassen konnte, was er wissen wollte. "Richard will mein Kind ins Kloster stecken! Einfach so! Nur, weil...weil er laut ihm ein Krüppel ist.", brachte sie dann hervor und drückte den kleinen Körper instinktiv näher an sich.
Wie gut, dass Eleonore zu begreifen schien, dass sie noch ein wenig warten musste, um ihren Großvater zu begrüßen.

 

Ihre Worte ließen William die Stirn runzeln, aber er fragte ganz bewusst nicht nach. Dazu war gleich noch Zeit. Erst einmal musste er seiner Tochter Trost spenden. "Ach meine Kleine." murmelte er leise und strich Beatrice über den Rücken.
Eine ganze Weile stand er nur so da und hielt sie fest, damit sie sich ausweinen konnte, dann legte er den Arm um ihre Schultern. "Komm, lass uns hinein gehen. Dort erzählst du mir und deiner Mutter alles und stellst uns unseren Enkel vor, ja?" forderte sie auf und nahm Eleonore kurzer Hand auf dem Arm. "Na meine Kleine, hast du unterwegs gut auf deine Mutter aufgepasst?" fragte er leise und gab dem Kind einen Kuss auf die Stirn, ehe er Beatrice langsam nach drinnen führte.

 

Beatrice war ihrem Vater unglaublich dankbar, als er einfach die Initiative ergriff, nachdem sie sich ein wenig ihren Schmerz von der Seele geweint hatte. Sie nickte schniefend und bemühte sich um Fassung, als er seinen Arm um sie legte und sie hinein führte, Eleonore auf dem Arm.
Die Kleine war wieder völlig in ihrem Element und strahlte ihren Großvater glücklich an. "Ja, das hab ich gemacht!", erklärte diese überzeugt und kuschelte sich an seine starke Brust.
Wenig später saß Beatrice mit ihren Eltern zusammen, während Eleonore sich mit Marian anfreundete, die auf sie aufpassen sollte. Für den Moment konnte sie sich noch nicht einmal freuen oder wundern, dass ihre Mutter offenbar noch einmal Nachwuchs erwartete. Sie war einfach völlig durch den Wind.
"Das ist Jonathan...", sagte sie dann leise und übergab ihrem Vater seinen Enkel.

 

William hatte Eleonore an Mariam übergeben und der Kleinen versprochen, dass er später ganz lange mit ihr spielen würde, was das Mädchen für den Moment vertröstet hatte. Nun saßen sie beisammen und William nahm Beatrice ihren Sohn ab.
"Jonathan." murmelte er leise und strich dem Jungen über die Wange, der ihn aus wachen, blauen Augen ansah. Vorsichtig schlug er das Tuch ein wenig zurück in das der Junge eingewickelt war. William atmete leise aus und schloss kurz die Augen. Deshalb hatte Richard den Jungen also weggeben wollen ...
William sah seinen Enkel wieder an und lächelte leicht. Er strich dem Kleinen sanft über den Bauch. "Ein feiner junger Mann." erklärte er dann langsam. "Ein wirkliches Gottes Geschenk."
Er schlang das Tuch vorsichtig wieder um den Jungen und gab ihn an Joanna weiter.
"Richard wollte ihn dir weg nehmen und du hast lieber die gefährliche Reise hier her auf dich genommen als dass du das zugelassen hättest." stellte William dann fest. Ja, das entsprach ganz dem Naturell seiner Tochter.

 

Beatrice beobachtete die Reaktion ihres Vaters voller Argwohn, war aber erleichtert, als eine ähnliche Reaktion wie Richards ausblieb. Er akzeptierte das Kind und das bedeutete ihr sehr viel. Auch ihre Mutter lächelte und liebkoste den Kleinen. Sie hatte Recht gehabt auf das Verständnis ihrer Eltern zu bauen.
"Ja...ich kann doch nicht zulassen, dass Richard ihn einfach in ein Kloster bringt. Er ist so klein und ganz allein. Er hat doch dasselbe Recht auf meine Liebe wie seine Geschwister. Nur weil er nicht perfekt ist, ist er doch nicht schlechter als sie. Ich verstehe Richard nicht. Er...er hat gesagt, Jonathan wäre nicht sein Sohn und er müsste ihn eigentlich umbringen. Meine einzige Möglichkeit war zu gehen, aber er hat mir verboten William und Stephan mitzunehmen..."
Nie hätte sie gedacht, einmal so unglücklich mit Richard zu sein.

 

William nickte und seufzte leise. "Das traurige daran ist, dass es sogar sein Recht gewesen wäre, hätte er den Jungen getötet." murmelte William. So sehr ihn das Verhalten seines Schwiegersohnes traf, rechnete er Richard immerhin an, dass dieser nicht in Erwägung gezogen hatte, das Kind zu töten. In dem Fall hätte er alles und jeden sofort in Bewegung versetzt, um seine beiden ältesten Enkel nach Cornwall zu holen und er hätte Beatrice um keinen Preis der Welt zurück gelassen.
William griff nach der Hand seiner Tochter. "Es war die richtige Entscheidung von dir her zu kommen. Hier brauchst du dir keine Sorgen machen." beruhigte er Beatrice. "Und das solltest du ausnutzen und dich hinlegen, du siehst furchtbar blass aus. Wir werden schon auf deinen Kleinen und Eleonore aufpassen, ruh du dich einfach aus." empfahl er seiner Tochter.
Und dann in ein paar Tagen, wenn Beatrice wieder richtig auf den Beinen war, würden sie weiter sehen und überlegen, wie es weiter gehen konnte. Aber nicht jetzt. Jetzt brauchte seine Tochter wirklich Ruhe.

 

Beatrice seufzte schwer. "Das ist so ungerecht..." Warum durfte der Kleine nicht einfach normal leben, soweit es ging? So dramatisch war diese eine fehlende Hand doch nicht.
"Ich bin davon überzeugt, dass er ein normales Leben führen kann. Ein Schwert lässt sich auch mit links führen und Reiten kann er mit dem richtigen Pferd auch irgendwann. Ich verstehe es nicht. Richard hat gesagt, Jonathan wäre vom Teufel gebrandmarkt, aber das glaube ich nicht. Er kann doch nichts dafür.", sagte sie leise, stimmte dann aber erschöpft zu.
"Das...das ist wahrscheinlich eine gute Idee. Es war alles zu viel in den letzten Tagen und ich bin zu früh nach der Entbindung aufgebrochen. Ich werde mich einfach ein paar Stunden hinlegen. Wenn der Kleine Hunger bekommt, wecke mich...."

 

William nickte leicht. "Ich weiß, es ist schwer zu begreifen. Ich kann Richards Haltung auch nicht begreifen, aber ich weiß, woher es kommt. Er hat nun einmal eine ganz andere Erziehung bekommen als du, wenngleich das keine Rechtfertigung ist."
William stand auf und half Beatrice auf die Beine. "Wir haben dein Gemach vorbereiten lassen und etwas zu Essen wirst du dort auch finden. Ruh dich aus, sollte etwas sein, werde ich zu dir kommen." William brachte seine Tochter noch bis zur Tür und gab ihr dann einen Kuss. "Ich bin froh, dass ihr drei wohlbehalten hier angekommen seid." murmelte er leise und wartete bis Beatrice um die Ecke verschwunden war, ehe er die Tür schloss und sich mit einem lauten Seufzen neben Joanna niederließ.
"Nun ... das bringt eine Menge Schwierigkeiten mit sich." stellte er fest und sah auf seinen kleinen Enkel hinab. Ein goldiges Kind, ohne Zweifel. Es war gut, dass Beatrice sich für ihn eingesetzt hatte.

 

Joanna hielt weiterhin ihren Enkel auf dem Arm und wartete, bis Beatrice fort und William zu ihr zurück gekehrt war.
Sie strich dem kleinen Jonathan sanft über die Wange und wiegte ihn ein wenig hin und her, damit er einschlief. "Das tut es in der Tat. Aber ich bin immer wieder froh, dass unsere Tochter einen so starken Willen hat und dass wir sie dazu erzogen haben, ihre eigene Meinung zu haben. Jede Frau hängt an ihrem Kind, das sie so lange ausgetragen hat. Beatrice hätte es sich niemals verziehen, wenn sie den Kleinen Richard gegeben hätte. Allerdings muss ich sagen, dass ich Richard etwas mehr Standhaftigkeit zugetraut hätte. Ich dachte, er wäre ein hingebungsvollerer Vater."
Sie seufzte. "Aber es ist gut, dass du sie ins Bett geschickt hast. Sie sieht furchtbar aus."

 

William nickte. "Ja, ich bin auch nicht gerade begeistert von dem, was der Bursche da angestellt hat. Wenn der sich noch einmal blicken lässt, wird er eine Menge Ärger bekommen." grollte William verärgert. Allein, dass Richard zugelassen hatte, dass Beatrice abgereist war in ihrem Zustand!
"Ja, sie muss sich unbedingt ausruhen. Die Reise hier her ist so schon anstrengend und dann so kurz nach einer Entbindung und mit den psychischen Strapazen durch die sie das alles geschickt hat ... ich denke, sie sollte die nächsten Tage die meiste Zeit in ihrem Bett verbringen und sich erst einmal in Ruhe erholen. Hier ist sie sicher und der Kleine ebenfalls, hier kann Beatrice zur Ruhe kommen."

  

Joanna musst lächeln. "Ich bin froh, dass deine Vaterinstinkte noch nicht erloschen sind. Aber natürlich hast du Recht. Richard sollte sich in Acht nehmen, wenn er seine Frau zurück haben möchte. Du wirst ihm schon deinen Standpunkt klar machen. Und ich schätze, Robert ebenfalls, wenn er davon erfährt. Du weißt, wie sehr er an seiner Schwester hängt."
Sie legte den Kopf nachdenklich zur Seite. "Ich denke, das ist auch der Grund, warum sie zu uns gekommen ist. Sie fühlt sich hier sicher und geborgen, etwas, das sie auch für ihren Sohn wollte. Hier kann sie sich ja erst einmal ausruhen und vielleicht hat John etwas zur Stärkung für sie. Auf die Kinder passen wir schon auf."
Joanna betrachtete liebevoll das kleine Bündel in ihren Armen. "Ich verstehe nicht, wie man etwas so Süßes nicht haben möchte."

 

William grinste kurz. "Aber natürlich nicht. Wie denn auch, jetzt, da ich noch einmal Vater werde?" erwiderte William. "Der Bursche wird sich anstrengen müssen, wenn er denkt, er kann sie einfach irgendwann hier abholen. Ganz so einfach wird es nicht." versprach er und lehnte sich etwas hinüber, um den kleinen Jonathan zu betrachten.
"Und so soll es auch immer sein. Hier soll für alle meine Kinder immer ein Ort sein an den sie jederzeit zurück kehren können und sich sicher fühlen." William strich dem kleinen Jonathan über die Wange, der daraufhin leise quietschte und vergnügt zu glucksen begann. "Und für meine Enkel gilt das selbe."
Er legte die Stirn in Falten und nickte. "Tja, das ist eben doch ein gravierender Unterschied zwischen uns und der Welt." Manches Mal hatte William schon gedacht, dass ihn dieser Unterschied irgendwann noch den Kopf kosten würde, aber dennoch würde er sich nie ändern wollen.

 

"Das ist wahr. Schließlich brauchst du sie noch einmal." Und William war ein wirklich hingebungsvoller Vater. "Ich bin froh, dass du anders bist. Du hättest nie eines unserer Kinder einfach ins Kloster gesteckt, nur weil es der Welt vielleicht nicht gefällt. Du hättest es trotzdem geliebt. Richard wird sich warm anziehen müssen..."
Joanna nickte langsam. "Ja, wir waren schon immer Beide Querköpfe und hatten unsere eigenen Ansichten. Aber niemand wird bestreiten können, wie gut es ist, wenn die Familie einen sicheren Hafen hat, zudem sie zurückkehren kann. Egal, wie alt die Kinder werden.."

 

William legte den Arm um Joanna und lächelte sanft. "Ja, einmal brauche ich sie noch." stimmte er zu. Mittlerweile war der erste Schock überwunden und er freute sich wirklich über Joannas Schwangerschaft. Ohne Frage machte er sich noch immer große Sorgen, aber die Freude war nun ebenfalls groß.
William lehnte sich zu Joanna und gab ihr einen Kuss. "Und dafür liebe ich dich auch so, mein wunderschöner Querkopf."
Dann nahm er Joanna den Jungen ab und hielt ihn einen Moment im Arm. "Die Welt ist schon bizarr ..." murmelte er. Das ein Kind so einfach verdammt werden konnte, wegen so eines kurzen Schicksalsschlages.