William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

"Das ist es, aber sie ist meine Schwester und ich will, dass sie glücklich ist. Was sie in letzter Zeit mit dir ganz sicher nicht war. Schon gar nicht, weil du ihr die Kinder vorenthalten hast. Wärst du nicht jetzt gekommen, wäre ich nach Aquitanien gekommen um die Jungen heimzuholen. Beatrice ging es so elend, als sie nicht bei ihnen sein konnte!", fauchte Robert wütend, mühte sich dann aber um ein wenig Fassung.
"Ich habe mit ihr gesprochen, ich war dabei, als dein Brief kam und ich weiß, wie sehr sie das verletzt hat. Du siehst ihn anders? Ach ja? Wie denn?"
Wenn Beatrice es wusste, gut, aber er konnte sich trotzdem nicht vorstellen, dass diese Richard so einfach alles verzieh.

 

Richard biss die Zähne aufeinander und senkte den Blick. "Ich hatte nicht gewollt, dass es soweit kam." murmelte er leise. Dann fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und befeuchtete die etwas trocken gewordene Haut. "Dann solltest du jetzt auch noch einmal mit ihr sprechen, ich habe das zumindest schon getan." Und Beatrice und er waren sich immerhin ein Stück näher gekommen. "Ich begreife nun, dass ich dem Kleinen Unrecht getan habe. Er ist ein aufgewecktes Kerlchen, dass eine Chance auf ein möglichst normales Leben mehr als verdient hat und ich bin fest entschlossen ihm diese Chance zu geben."

Robert nickte langsam. "Das werde ich tun und wenn du mir nicht die Wahrheit gesagt hast, werde ich das schnell herausfinden. Ich hoffe, dass du deine Einstellung dem Kleinen gegenüber wirklich geändert hast. Ich würde es euch wünschen."
Robert trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich warne dich, Richard. Wenn du ihr noch einmal so weh tust, bekommst du gewaltigen Ärger mit mir. Niemand bricht meiner Schwester das Herz."
Schließlich war seine Schwester noch immer für ihn da gewesen, jetzt wollte er das auch einmal erwidern.

 

Richard verengte leicht die Augen. "Weshalb sollte ich dich anlügen?" erwiderte er ein wenig ruppig. Als Robert dann allerdings einen Schritt zurück trat, entspannte Richard sich wieder. Es schien ganz so als wären sie um das Schlimmste noch einmal drum herum gekommen.
"Ich habe nicht vor ihr noch einmal so weh zu tun. Ich habe ja selbst gemerkt, was für ein Fehler es war, das wird mir sicher nicht wieder passieren. Schließlich bin ich froh, dass sie mich überhaupt wieder an sich heran gelassen hat."
Er hatte mit deutlich mehr Ablehnung gerechnet, aber er schätze es über alle Maßen, dass Beatrices Liebe zu ihm dennoch so stark war, dass sie ihm einen solchen Fehler verzeihen konnte.

 

Joanna saß vor dem Kamin und genoss die heimelige Atmosphäre mit ihrem Mann. Doch der war gerade mit einem Brief in der Hand zurückgekehrt, den ihm ein Bote überreicht hatte.
"Von wem ist der Brief? Von Henry?", fragte Joanna neugierig. Wahrscheinlich von Henry, was auch sonst.
"Wenn er von ihm kommt, wirf ihn gleich ins Feuer. Das hat nichts Gutes zu bedeuten." Wahrscheinlich hatte Henry wieder irgendeine fürchterliche Idee.
"Will ich es überhaupt wissen?", seufzte sie und kraulte Filou sanft hinter dem Ohr, der über ihren veränderten Tonfall verwundert den Kopf gehoben hatte.

 

William ließ sich gedankenverloren wieder neben Joanna nieder und las den Brief ein zweites Mal, erst dann ließ er das Pergament sinken und sah seine Gemahlin an. "Er ist von Henry und nein, du möchtest es vermutlich lieber nicht wissen." erwiderte er und seufzte leise.
William legte die Stirn in Falten und dachte nach. Warum tat er das? Warum rief er ihn jetzt nach London? Henry wusste, dass Joanna ein Kind erwartete und er ... Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. Das konnte nicht sein, oder doch? Henry würde ihn doch wohl nicht aus Eifersucht nach London rufen, weil er es William nicht gönnte noch ein Kind zu bekommen, während er Jane verloren hatte? Nein ... das war absurd, auf so eine Idee würde wohl nicht einmal Henry kommen.
"Er ruft mich nach London." erklärte er Joanna schließlich und sah sie wieder an. Das würde ihr ganz und gar nicht gefallen, so viel war sicher.

 

Joannas Augen verengten sich leicht, als sie William ansah und seinen Worten lauschte. "Er tut bitte was? Was soll das denn? Aber du denkst nicht ernsthaft darüber nach dem Folge zu leisten und nach London zu gehen, oder? Das kannst du nicht machen, du kannst mich jetzt nicht allein lassen, William!", protestierte Joanna.
Sie erwartete ein Kind, bald würde es soweit sein und diesmal war es nicht unbedingt risikolos. Es konnte jederzeit zu Komplikationen kommen. Sie wollte William in ihrer Nähe haben, das war sicher.
"Ich brauche dich jetzt!"
Wenn sie Henry in die Finger bekam..

 

William hatte geahnt, dass diese Reaktion folgen würde und zugegebener Maßen war sie berechtigt. Dennoch war er in einer verzwickten Situation gefangen, er konnte Henry nicht einfach so absagen. "Joanna, das hier" er hielt das Pergament in die Höhe. "ist keine Bitte." erwiderte er und begann vorzulesen. "Ich erwarte dich umgehend am Hofe ..."
William ließ den Brief wieder sinken und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Ich würde lieber hier bleiben, aber ich weiß nicht, wie ich das abwenden soll." fasste William dann seine Zweifel zusammen. Ein Befehl war ein Befehl und Henry immerhin noch sein König, Verwandtschaft hin oder her.

 

Joanna schüttelte unwillig den Kopf. "Es ist mir völlig egal, dass das keine Bitte ist! Henry weiß ganz genau, dass ich schwanger bin und dich jetzt brauche. Warum verlangt er sowas? Ich verstehe ihn einfach nicht." Sie biss sich auf die Lippe.
"Lass ihn warten. Wenn er etwas will, kann er genauso gut selbst herkommen. Schreib ihm, dass du unabkömmlich bist. Ich will nicht, dass du gehst."
Joanna verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich habe Angst ohne dich..."

 

William knirschte unwillig mit den Zähnen. "Ich weiß es nicht, aber das spielt auch keine Rolle. Wichtig ist nur, dass er mich an den Hof beordert, nicht warum." entgegnete er und schüttelte dann den Kopf. "Das kann ich nicht. Ich bringe mich damit in Teufels Küche. Joanna, er ist immer noch mein König, vergiss das nicht."
Er wollte noch weiter sprechen als Joannas letzte Worte ihn inne halten ließen. William biss die Zähne aufeinander und senkte den Blick. Er war völlig hin und her gerissen. Sein Pflichtbewusstsein und sein Ehrgefühl drängten ihn nach London zu reisen, aber sein Herz sagte, er solle hier bleiben ...
William seufzte leise und legte dann die Arme um Joanna. "Ich kann ihm ja zunächst einmal schreiben, vielleicht lässt sich die Sache aufschieben." murmelte er dann leise.

 

"Doch, für mich ist es wichtig, weil ich nicht verstehen kann, warum er das tut, obwohl er weiß, dass ich dich auch brauche. Am Hof kann dich sicher jemand vertreten, hier nicht. Das wird wohl unser letztes gemeinsames Kind werden, ich will, dass du dabei bist. Und was ist, wenn etwas passiert?"
Joanna zögerte. "Ich weiß nicht...wenn du ihm schreibst, zieht es sich noch länger hin, falls du doch gehen musst. Wenn du jetzt gehst, bist du vielleicht früher wieder zurück. Aber ich will trotzdem nicht allein sein."
Sie brauchte jetzt seinen Trost, seine Wärme und die Geborgenheit, die er ihr gab. Seine Liebe...
"Meinst du, Henry tut das mit Absicht?", fragte sie schließlich vorsichtig. "Du musst zugeben, ganz abwegig ist es nicht."

 

"Es wird nichts passieren." erklärte William entschieden und zog Joanna auf seinen Schoß. "Alles wird gut gehen, da bin ich mir sicher." murmelte er und strich zärtlich über Joannas Bauch, der mittlerweile auf den ersten Blick erkennen ließ, dass sie ein Kind erwartete.
"Du meinst, ich sollte doch gehen?" fragte William, zugegebener Maßen ein wenig irritiert. "Ich meine, wenn ich mich beeile, könnte ich rasch wieder hier sein. Ich weiß zwar nicht, was Henry von mir will, aber mit wenigen Männern im Gefolge ... ich wäre in drei Wochen wieder hier." überlegte William langsam.
Dann biss er sich auf die Unterlippe und schwieg einen Moment. "Ich weiß es nicht." gestand er schließlich. "Ich hoffe es nicht ..."

 

"Ich wünschte, ich könnte genauso zuversichtlich sein. Aber ich mache mir einfach Sorgen, ich kenne mein Risiko gut. Und gerade dann...hätte ich dich einfach gern bei mir."
Joanna seufzte schwer, aber seine Hand, die sanft über ihren Bauch strich, beruhigte sie ein wenig. "Ich will nach wie vor nicht, dass du gehst, aber wenn es keine andere Möglichkeit gibt, dann besser so früh, dass du zur Niederkunft wieder zurück bist. Wenn es gar keine andere Wahl gibt..."
Sie lehnte sich niedergeschlagen an ihn.
"Was ist, wenn du nicht rechtzeitig zurück bist? Drei Wochen ist so lange...ich will dich nicht gehen lassen."

 

Joannas Worte jagten William einen eiskalten Schauer über den Rücken. Natürlich, er kannte das Risiko auch, aber dennoch wollte er nicht darüber nachdenken. Er war der Meinung, dass man sich damit nur unnötig nervös machte. "Ich kenne das Risiko auch, dennoch bin ich der Meinung, dass alles gut gehen wird." erwiderte William. "Es muss alles gut gehen, denn immerhin brauche ich dich noch lange." Er gab Joanna einen Kuss und fuhr damit fort seine Hand behutsam über ihren Bauch wandern zu lassen.
"Ich werde pünktlich wieder da sein." versicherte er und grinste dann. "Und wenn nicht, wirst du die ersten Tage alleine auf unseren Jüngsten aufpassen müssen. Das wirst du schon schaffen." scherzte William sanft.

 

Joanna nickte langsam. Eigentlich hatte William ja recht, aber der Gedanke ihn nun weg gehen zu lassen, behagte ihr ganz und gar nicht.
"Ja, du bist die Zuversicht in Person. Du brauchst mich, aber ich brauch dich ebenfalls." Tränen schwammen in ihren blauen Augen, als er weitersprach.
"Ich will aber nicht allein aufpassen. Ich will dich bei der Entbindung dabei haben wie bei den anderen Kindern auch. Ich will das nicht ohne dich!", schniefte sie leise.
"Und warum bist du so sicher, dass es ein Sohn wird?"
Das würde sie Henry nie verzeihen.

 

Es zerriss William förmlich das Herz Joanna so zu sehen und er verfluchte Henry in diesem Moment für dessen dämliche Idee ihn nach London holen zu wollen.
"Schh, nicht weinen, ja?" murmelte er leise und strich Joanna über die Wange. "Ich werde zur Entbindung wieder hier sein, das verspreche ich dir." erklärte William dann entschlossen. "Komme was da wollen, selbst wenn ich Henry dafür einfach stehen lassen muss, ich werde hier sein." versicherte er Joanna und küsste sie zärtlich.
"Ich weiß es einfach." erklärte William dann mit einem breiten Grinsen und strich über Joannas runden Bauch. "Ich habe da so ein Gefühl."

 

Joanna sah William traurig an und bemühte sich darum, die aufsteigenden Tränen zurück zu halten. Sie wollte nicht weinen und ihn so unter Druck setzen. Wie gut es sich anfühlte, wie er über ihre Wange strich...
"Bist du sicher, dass du dieses Versprechen halten kannst?", erwiderte sie leise. "Ich werde Henry und dir nie verzeihen, wenn du mich bei der Geburt alleine lässt."
Dann würde sie auf William richtig wütend sein.
"Wenn Henry dich gehen lässt, wenn du gehen willst." Joanna legte den Kopf zur Seite und legte die Hand auf Williams auf ihrem Bauch.
"So ein Gefühl...was für ein Gefühl?"

 

William küsste Joanna sanft auf die Wange. "Ich bin sicher. Nichts wird mich von dir fern halten." versicherte er. Und wenn er sich mit Henry wegen dieser Sache überwarf ... dann war es halt so, aber irgendwo musste er eine Grenze ziehen. Und Joanna war ihm einfach zu wichtig als dass er Henry den Vorzug geben würde.
William lächelte als Joanna ihre Hand auf die Seine legte. "Ja, ein Gefühl. Ich kann dir auch nicht sagen woher es kommt, aber es sagt mir, dass wir noch einen kleinen, süßen Jungen kriegen." Vielleicht war es auch einfach nur die Sorge vor noch einer weiteren Tochter, die ihn zu dieser Überzeugung kommen ließ.

 

Jonna nickte langsam und ergab sich schließlich. Es hatte ja doch keinerlei Sinn diese Diskussion noch weiter zu führen. William würde gehen müsse, es ging nur noch um den Zeitpunkt. Und besser, er ging nun eine Weile, als dass sie allein war, wenn es so weit war.
"Ein Junge also...nun ja, bisher langst du mit solchen Ahnungen immer richtig, also sollte ich dir in diesem Punkt wohl vertrauen. So oder so werden wir das Kind lieben, eigentlich ist es auch egal."
Joanna seufzte und legte den Kopf an Williams Brust, lauschte seinem Herzschlag, Wiw beruhigend das doch war, nachdem sie sich gerade so aufgeregt hatte.

 

William gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Ganz egal was es wird. Ich danke Gott und dir, dass wir überhaupt noch einmal in den Genuss kommen. Ich hätte wahrlich nicht erwartet noch einmal Vater zu werden ... es sorgt dafür, dass ich mich wieder deutlich jünger fühle." scherzte er sanft und strich Joanna über den Rücken als sie sich an ihn lehnte. Es tat gut sie so nah zu wissen. Er liebte diese Frau einfach über alles.

 

"Eigentlich hätten wir es wissen müssen...bei uns kommt es nie so, wie wir es geplant haben. Aber diesmal bin ich froh darüber. Ich hatte schon geglaubt bald nur noch meine Enkel bemuttern zu dürfen." Sie legte die Hand auf ihren gerundeten Bauch und lächelte leicht. "Doch unsere Kinder werden uns noch länger jung halten, da bin ich sicher..."
Joanna schloss die Augen.
"Wann wirst du abreisen?" Es fiel ihr zwar schwer, aber besser jetzt, als dass er in der letzten Zeit ihrer Schwangerschaft nicht bei ihr war.
"Am liebsten würde ich mit dir kommen, aber das geht nicht, ich weiß. Und wehe dir, wenn du zu lange brauchst."

 


"Ja, da hast du recht." erwiderte er. "Es wäre wahrlich merkwürdig gewesen ... aber ich bin nur froh darüber, dass es sich so entwickelt hat." William legte seine Hand auf Joannas und lächelte. "Und ich freue mich so darüber."
Er küsste seine Frau zärtlich und seufzte dann leise. "Wahrscheinlich wäre es am besten, wenn ich so bald wie möglich aufbreche. Dann bin ich eher wieder da." erwiderte er.
Und er würde Henry die Hölle heiß machen, wenn es nicht schnell ging und er rasch wieder zu Hause war!

Drei Wochen war Philippe nun bereits im Kloster und man hatte nicht viel von ihm gehört - eigentlich nichts. Und da sein Vater an den Hof abgereist war, wollte Robert nun nach seinem Bruder sehen. Er hatte sich den Tag frei genommen, nach seiner Mutter und seiner Schwester gesehen, sich von Josie und seinen Kindern liebevoll verabschiedet und dann Châtagnier gesattelt.
Nun war er im Innenhof des Klosters abgestiegen und sah sich neugierig um. Schließlich übergab er seinen Hengst und wurde sogleich vom Abt begrüßt, der ihn zu seinem Bruder führte.
Er war wahrlich gespannt, was ihn nun erwartete.

Philippe

Philippe hob überrascht den Kopf als es an der Tür klopfte. Eigentlich hatte er doch noch etwas Zeit bis zur gemeinsamen Gebetsstunde und erwarten tat er auch niemanden ... Er bat den unerwarteten Besuch herein und stand auf, schob die Hände in die weiten Ärmel seiner Kutte.
Die Tür ging auf und im nächsten Moment sah er sich Robert gegenüber. "Robert! Was machst du denn hier?" fragte er verblüfft, denn mit seinem Bruder hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
Andererseits durfte er eigentlich gar nicht so überrascht sein ... seit drei Wochen war er nun hier und das Robert irgendwann die Geduld verlieren würde, war abzusehen gewesen, immerhin hatte sein Bruder ihn ja auch nur widerwillig hier her kommen lassen.

Roberts Augen weiteten sich ein wenig entsetzt, als er Philippe in seiner Kutte sah. Das konnte doch wohl nicht sein...
Er schüttelte leicht den Kopf und wartete dann, bis der Abt sie allein gelassen hatte. "Was ich hier tue? Nach dir sehen, du Holzkopf. Du bist schon drei Wochen hier ohne einen Ton von dir zu geben, wie es dir geht. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Aber was soll denn dieser Aufzug? Du hast aber nicht vor, Mönch zu werden, oder?"
Robert musterte seinen Bruder lange. "Du bist schon so lange hier, willst du nicht langsam zurückkommen?"