William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

Philippe

Philippe schlang sich das Handtuch um die Hüften und nahm ein zweites, deutlich kleineres um sich die Haare abzutrocknen. Er hatte gerade ein anstrengendes, aber ausgesprochen gutes Training mit Robert hinter sich gebracht und freute sich nun darauf den restlichen Nachmittag mit seiner Gemahlin zu verbringen, die nebenan nur darauf wartete, dass er mit seinem Bad fertig war.
Er rieb sich noch einmal mit dem Tuch durch die Haare, dann warf er es neben dem Waschzuber auf einen Hocker und ging nach nebenan, um sich anzuziehen.
"Ah, so geht es doch gleich viel besser." verkündete er zufrieden als er den Wohnraum ihres kleinen Hauses betrat, dass Amélie und er nun seit einer Weile zusammen bewohnten. Er ging zu Amélie hinüber, die dabei war eines seiner Hemden mit einer schönen Stickerei zu versehen, und gab ihr einen Kuss. Andächtig betrachtete er ihr Werk und lächelte dann leicht. "Das sieht bereits wunderschön aus." erklärte er und strich ihr über die Wange. Dann wandte er sich ab, um das Handtuch gegen eine frische Hose zu tauschen. Mittlerweile hatte er kein Problem mehr damit sich vor Amélie ohne Hemd zu zeigen und so ließ er sich deutlich Zeit beim Umziehen.
"Wie war Euer Tag?" erkundigte er sich über die Schulter hinweg. "Ich war vor dem Training noch kurz bei Josephine und habe Diana besucht, unglaublich wie schnell die Kleine groß wird." erzählte Philippe, während er in seine Hose schlüpfte und sich dann zu Amélie umdrehte. "Sie ist wirklich niedlich."

Amélie

Amélie war mit ihren Gedanken nicht bei der Sache, als sie im Wohnraum ihres Hauses saß und eines von Philippes Hemden bestickte. Sie wartete darauf, dass er sein Bad beendete, schließlich wollte sie mit ihm reden. Aber trotzdem musste sie lächeln, als er mit diesem Handtuch um die Hüften zu ihr kam. Er hatte keine Scheu mehr sich vor ihr zu zeigen und darüber freute sie sich. Es war ganz normal geworden, eine ganz normale Ehe.
"Danke. Es freut mich, dass es Euch gefällt.", erwiderte sie und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. "Oh, ganz beschaulich. Ich bin Lady Joanna ein wenig zur Hand gegangen und habe im Dorf einige Dinge besorgt, die wir noch brauchten. Ich war gestern bei Josephine...Diana ist wirklich ein Goldstück. Sie sieht aus wie ein kleiner Engel." Einen Moment zögerte sie und bemerkte dann beiläufig: "Vielleicht haben wir auch bald so einen kleinen Engel."

Philippe

"Und wie, Ihr habt wirklich ein Händchen für solche Dinge." bemerkte Philippe lächelnd und nickte dann. "Sehr gut, wenn noch irgendetwas fehlt, sagt nur Bescheid, ich helfe Euch gerne." Immerhin war es ja ihr gemeinsames Heim, da konnte er ruhig ein wenig mit anfassen, wenngleich er es wohl doch eher Amélie überließ zu entscheiden was sie brauchten und was nicht.
"Nicht wahr?" fragte Philippe dann grinsend. Er war wirklich stolz auf sein Patenkind und die kleine erfreute ihn jedes Mal aufs Neue. Er drehte sich gerade um und wollte nach seinem Hemd greifen als Amélies nächste Worte ihn inne halten ließen.
Vielleicht haben wir auch bald so einen kleinen Engel
Mit einem Mal war Philippe als würde sich alles in ihm zusammen ziehen und ihm die Luft langsam abdrücken. Unglaublich langsam drehte er sich wieder herum und sah Amélie an. "Ihr meint ... Ihr seid schwanger?" fragte er dann heiser und mit einem Mal stieg ein nagendes Gefühl der Angst in ihm auf. Er erinnerte sich noch zu gut an das letzte Mal ... als Marguerite schwanger gewesen war und er sich so gefreut hatte, nur damit er wenige Tage nach der Geburt seines Sohnes sämtlicher Freude entrissen wurde.

Amélie

"Ich hatte ja auch lange genug Zeit mich darin zu üben. Nur waren meine Brüder nie so dankbar dafür wie Ihr.", erwiderte Amélie mit einem leisen Lachen. "Aber ich werde Euch Bescheid sagen, wenn ich noch etwas benötige. Aber ich denke, langsam dürfte unser Hausstand halbwegs vollständig sein und es fehlen nur noch Kleinigkeiten.
Sie hob den Kopf und beobachtete seine Reaktion auf ihre Worte ganz genau. Sie fürchtete, dass Josephine wirklich Recht behielt und er womöglich abweisend reagieren würde. Zunächst aber wirkte ihr Ehemann einfach nur schockiert.
"Ich schätze schon...", sagte sie leise. "Auch Josephine sagt es." Und inzwischen war sie ziemlich sicher, ihre Blutung hatte ausgesetzt und immer noch kämpfte sie dann und wann mit Übelkeit.
"Was...sagt Ihr?"

Philippe

Philippe spürte, dass er zu zittern begann. Nur ganz leicht, aber dennoch fiel es ihm auf. Solche Panik hatte er lange nicht verspürt und sie überwältigte ihn im ersten Moment so heftig, dass er nichts zu Stande brachte außer Amélie anzustarren.
Es dauerte etwas bis er schließlich schluckte und sich zu einer Antwort zwang. "Das ... kam schnell." murmelte Philippe und griff nun doch eilig nach seinem Hemd, um sich anzuziehen. Wenn sie jetzt schon sicher war bedeutete das, dass Amélie das Kind kurz nach ihrer Hochzeitsnacht, wenn nicht sogar direkt in dieser empfangen hatte. Etwas, womit Philippe im Leben nicht gerechnet hatte.
"Ich ... schätze, dass sind gute Neuigkeiten." brachte er endlich schleppend hervor, klang dabei aber eher als hätte man ihm gerade eine Folter angedroht.
Nervös strich er sich die feuchten Haare aus der Stirn. "Verzeiht" murmelte er dann. "Ich brauche etwas frische Luft." eilig griff er nach seinen Stiefeln, um diese auch anzuziehen, damit er hier heraus konnte.
Was sollte er denn machen? Amélie erwartete von ihm, dass er sich freute, aber das konnte er nicht. Er konnte sich über diese Neuigkeiten einfach nicht freuen, viel zu groß war seine Angst davor, dass das Kind wieder sterben würde.

Amélie

Amélie spürte, wie Philippe sich verspannte und die Panik in seinen Augen flackerte. Das hier war mehr als nur Abweisung, das war etwas Anderes. Aber natürlich konnte sie es nicht nachvollziehen, seine ganze Geschichte kannte sie immer noch nicht.
"Ja, ich war auch sehr überrascht. Es muss recht bald nach unserer Hochzeit passiert sein. Und es sind gute Neuigkeiten, aber Ihr klingt mehr so, als würde ich Euch erzählen, dass ich krank bin. Oder als würde ich Euch etwas Schlimmes erzählen."
Sie seufzte. "Dann geht und schnappt etwas frische Luft. Aber Ihr werdet mir wohl immer ein Rätsel bleiben, Philippe. Ich verstehe Euch manchmal einfach nicht. Wovor habt Ihr nur solche Angst?" Sie war eine junge gesunde Frau, sie war sicher, dass er sich freuen würde, wenn das Kind erst einmal da war.

Philippe

Philippe sah Amélie schweigend an und hatte dabei eher etwas von einem wilden Tier, das man in die Enge trieb als von einem Mann, der gerade erfahren hatte, dass er bald Vater werden würde.
Er schluckte schwer. "Ich ... ich werde es Euch irgendwann erklären." Irgendwann, aber nicht jetzt. Jetzt schnappte er seinen Mantel und machte auf dem Absatz kehrt, um nach draußen zu gehen - nein, zu fliehen. Das hier war eine Flucht vor dem, was Philippe noch immer umtrieb, wovor er noch immer Angst hatte.
Er hatte sich mit seiner Ehe arrangiert und begonnen sie zu genießen, aber ein Kind ... soweit hatte er seine Gedanken noch nicht vorgelassen und nun traf ihn diese Neuigkeit völlig unvorbereitet.

Amélie

Amélie sah ihrem Ehemann ein wenig betrübt hinterher. "Irgendwann...irgendwann ist es zu spät dafür." Sie seufzte leise. Natürlich hatte sie nach Josephines Warnung gewusst, dass es nicht leicht werden würde, dass er abweisend sein würde. Aber das hier war härter als alles, was sie befürchtet hatte. Er hatte sich nicht einmal Mühe gegeben sich zu freuen.
Nachdenklich ließ sie sich auf den Stuhl zurück sinken und nahm ihre Stickarbeit an Philippes Hemd wieder auf. Das würde sie vielleicht etwas ablenken. Ob sie zu Josephine gehen sollte? Doch einen anderen Rat als vor einigen Tagen konnte er wohl nicht erwarten.

Philippe

Philippe war ein Stück durch die Gärten gelaufen und streifte nun durch die Gänge der Burg, unsicher, was er tun sollte. Er wusste, dass sein Verhalten furchtbar gewesen war, aber er konnte nicht anders, die Panik hatte ihn einfach übermannt. Aber er musste auch irgendwo hin damit, wenn er sich schon seiner Frau nicht anvertrauen konnte ...
Wenig später blieb er vor Roberts und Josephines Gemach stehen und klopfte nach kurzem Zögern an. Er wusste nicht, ob sein Bruder überhaupt da war, aber er hoffte inständig, dass Robert ihm die Tür öffnen würde und nicht Josephine. Diese würde ihn so leicht sicher nicht davon kommen lassen.

Robert saß vor dem Kamin und genoss die behagliche Wärme, nachdem er mit Philippe im strömenden Regen trainiert hatte. Artus döste zusammen gekringelt vor seinen Füßen. Es war regelrecht idyllisch. Robert knurrte unwillig, als es klopfte und sie so beruhigende Stille durchbrach.
Doch trotzdem stand er auf und ging zur Tür, öffnete.
Er war sofort hellwach, als er Philippes Gesicht sah und bat ihn hinein.
"Was ist denn passiert? Ist alles in Ordnung, Phil? Ist es Amélie?" Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen., was seinen Halbbruder so aus der Bahn brachte.
"Setz dich, trink einen Schluck und erzähle dann..."

Philippe

Philippe dankte Gott inständig als Robert die Tür öffnete. Er war mit den Nerven am Ende, er hätte eine Diskussion mit Josephine jetzt nicht durchgestanden.
Er ließ sich schwer auf den Stuhl fallen und nahm Roberts Angebot direkt an und trank zwei große Schlucke Wein, ehe er überhaupt ein Wort hervor brachte. "Robert sie ... sie sagte, sie sei schwanger." berichtete Philippe und sah seinen Halbbruder gequält an. "Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich meine ... was, wenn das Kind wieder stirbt? Und Amélie etwas passiert? Ich ..." Philippe fuhr sich zitternd über das Gesicht. Er war wahrlich nicht mehr weit von einem Nervenzusammenbruch entfernt, wusste er doch, wie grausam er sich Amélie gegenüber verhalten hatte, doch seine Angst ließ einfach nicht zu, dass er anders reagierte.

Robert wartete, bis Philippe sich soweit gefasst hatte, bis er antworten konnte. Doch er musste feststellen, dass die Antwort ihn nicht wirklich überraschte. Er hatte gewusst, es würde schwer werden, wenn Amélie erst einmal ein Kind trug, aber irgendwie würde Philippe schon die Nerven behalten.
"Dann ist es eben etwas früher passiert, als wir dachten. Aber es war doch klar, dass es so kommen würde, Phil. Mach dich nicht verrückt sondern freu dich ein bisschen. Amélie ist eine junge, gesunde Frau, Bruder, ihr wird nichts passieren und dem Kind auch nicht. So viele Frauen haben schon gesunde Kinder zur Welt gebracht, schau dir meine Mutter an. Nur, weil es einmal schief gegangen ist, heißt das nicht, dass es wieder passiert. Hör zu, Amélie ist noch sehr jung, sie brauchte jetzt deine Unterstützung. Die ganze Zeit hat sie versucht dir eine Stütze zu sein, so gut sie konnte. Jetzt kannst du es ihr vergelten....also reiß dich gefälligst ein bisschen zusammen."

Philippe

"Und wenn doch?" erwiderte Philippe kläglich und strich sich fahrig einige Strähnen aus der Stirn. "Robert, das steh ich nicht durch, nicht noch einmal." Besonders nicht jetzt, da er Amélie in gewisser Weise liebgewonnen hatte. Allein der Gedanke daran ein weiteres Kind zu verlieren oder gar seine Gemahlin selbst, zermürbte ihn völlig.
Philippe lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er hatte sich fürchterlich benommen, hatte Amélie unsäglich vor den Kopf gestoßen, aber er hatte es keine Sekunde länger noch dort ausgehalten.

Robert seufzte leise, lehnte sich vor und legte Philippe die Hand auf die Schulter. "Es wird nicht passieren. Vertrau mir und hab ein bisschen Vertrauen in Gott. Warum sollte er dir eine solche Frau geben, wenn du dann nie Kinder haben sollst? Glaube mir, du machst dir unnötig Sorgen. Es kann immer etwas passieren, aber die Wahrscheinlichkeit ist recht gering. Und hier kannst du sie Johns Fürsorge unterstellen, unser Arzt weiß schon, was er tut. Besser als irgendeine alte Schachtel mit veralteten Methoden von vor hundert Jahren."
Er schaute seinen Halbbruder ernst an. "Und selbst wenn...Phil, du bist diesmal nicht allein. Du hast hier uns alle und wir lassen dich nicht allein. Wir haben schon so viel mit dir durchgestanden, es wird diesmal nicht anders sein."

Philippe

Philippe sah Robert wieder an als dieser ihm die Hand auf die Schulter legte. "Ja ... ja, vermutlich hast du Recht." murmelte er schließlich und leerte seinen Becher mit wenigen schnellen Zügen. "Himmel, Amélie wird überhaupt nicht verstehen was in mich gefahren ist."
Er musste es ihr erklären, aber Philippe war sich nicht sicher, ob er die Kraft dazu haben würde. Was hatte Robert gesagt gehabt? Vertrauen in Gott? Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, wenn Philippe auf dem Rückweg in der Kapelle halt machte, um ein wenig zu beten. Schon als er im Kloster gewesen war, hatte es ihm geholfen zumindest etwas zur Ruhe zu kommen und vielleicht würde er so klarer denken können.
Er musste mit Amélie sprechen und zwar so schnell wie möglich, musste ihr seine Reaktion erklären, aber dafür brauchte er einen klaren Kopf.

Robert nickte. "Natürlich habe ich Recht. Du solltest dich wieder fassen und beruhigen, deine Frau wartet auf dich. Sie braucht dich jetzt."
Er lächelte leicht. "Weißt du, ich glaube, Josephine hat sie vorgewarnt, dass du etwas abweisend reagieren könntest. Sei ihr nicht gram, sie mag Amélie gern und sie hat ihr nicht gesagt, warum. Aber es wird deine Gemahlin etwas langmütiger stimmen."
Robert schüttelte leicht den Kopf. "Komm schon, sei ein Mann und stell dich deiner Angst. Schick deine Frau zu John und du wirst sehen, sie könnte in keinen besseren Händen sein. Josephine ist auch immer dankbar für seinen Beistand."

Philippe

Philippe nickte nur, rührte sich aber nicht von der Stelle. Er fühlte sich noch immer wie betäubt und musste sich erst einmal wieder sammeln. All das hier war so absurd. Er hatte geheiratet und nun schon sollte Amélie wirklich schwanger sein? Bei Marguerite hatte es so viel länger gedauert. Aber vielleicht war ja genau das das Zeichen dafür, dass es dieses Mal anders laufen würde.
"Ich muss mit ihr sprechen." murmelte Philippe und erhob sich dann langsam, beinahe etwas schwerfällig. "Sie wird nicht verstehen was los ist und dabei sollte ich mich doch eigentlich freuen."
Philippe legte Robert kurz die Hand auf den Arm. "Ich danke dir für deine Hilfe ... wieder einmal." Er lächelte schief. Zuerst würde er nun in die Kapelle gehen und etwas beten, darauf kam es nun auch nicht mehr an, Hauptsache er kehrte noch heute Abend zu Amélie zurück.

Robert stand ebenfalls auf und nickte, klopfte seinem Bruder leicht auf den Rücken. "Du wirst sehen, es wird alles halb so schlimm, wenn du dich einmal mit dem Gedanken angefreundet hast. Du hast dafür immerhin Zeit. Bei mir stand mein Sohn plötzlich einfach vor mir und hat mich aus meinen Augen angesehen. Das war ein Schock, sage ich dir."
Er lachte leise.
"Erklär es ihr, Phil. Sie wird es verstehen, sie ist ja nicht auf den Kopf gefallen. Gib ihr vielleicht ein wenig Zeit, dann wird alles gut."
Er legte den Kopf schief. "Keine Ursache, Brüderchen. Irgendjemand muss ja auf dich aufpassen bei dem Schlamassel, in den du dich immer bringst."

Philippe

Philippe hatte einige Zeit in der Kapelle verbracht, hatte gebetet und versucht ein wenig zu sich zu finden, um sich über die neue Situation klar zu werden. Da sich nun zumindest seine Nerven fürs erste beruhigt hatten, kehrte er nun nach Hause zurück und betrat, wenngleich etwas zögerlich, ihr kleines Haus.
"Amélie ..." begann er langsam und trat auf seine Gemahlin zu. "Habt Ihr ... einen Augenblick für mich?" fragte Philippe verunsichert. "Ich habe mich fürchterlich benommen und bin Euch wohl einer Erklärung schuldig." Wenngleich er noch nicht wusste, ob er das durchstehen würde, aber er musste es wenigstens versuchen.

Amélie

Amélie hatte sich in Geduld geübt und abgewartet, bis ihr Mann wieder nach Hause kam. Es war ihr nicht leicht gefallen, aber letztlich war ihr nichts Anderes übrig geblieben.
Umso erleichterter war sie nun, da sie hörte, dass er zurückkam. Kurz darauf betrat er den Wohnraum, wo sie immer noch saß und stickte. Sie sah auf und nickte.
"Natürlich habe ich das. Ich sollte mich mittlerweile daran gewöhnt haben, einen sehr seltsamen Mann mit vielen Rätseln geheiratet zu haben. Aber irgendwie habe ich das noch nicht vollbracht. Ich wäre sehr dankbar für eine Erklärung, wenn Ihr sie mir geben könnt."
Sie zögerte kurz. "Ich dachte, Ihr liebt Kinder. Darum konnte ich nicht verstehen, wieso Ihr keine eigenen möchtet. Und setzt Euch endlich zu mir statt da zu stehen wie ein Bittsteller."

Philippe

Philippe biss sich auf die Lippe und senkte den Blick. "Es tut mir so Leid, dass ich ohne Weiteres verschwunden bin." murmelte er leise und folgte dann Amélies Aufforderung sich zu setzen. "Es ... ist nicht so, dass ich sie nicht mag, es ist viel eher so, dass ich ..." Philippe zögerte und hielt den Blick fest gesenkt. "Dass ich bereits einmal eines verloren habe und das nach nur drei Tagen." erklärte Philippe dann heiser. Allein der Gedanke an den kleinen Jungen, schnürte ihm die Kehle zu.
"Es ist schon eine Weile her, aber ich erinnere mich daran wie er in meinen Armen gestorben ist, als wäre es gestern gewesen." flüsterte Philippe.

Amélie

Amélie seufzte. "Es ist schon in Ordnung. Es war ja nicht für lange. Immerhin seid Ihr nicht über Nacht fort geblieben." Dann hätte sie sich wirklich Sorgen um ihn gemacht.
Sie lauschte ihm aufmerksam, als er neben ihr saß und ihre Miene wurde betrübt. Plötzlich konnte sie verstehen, warum Philippe solche Angst hatte. Und es berührte sie, dass er Angst um sie und das gemeinsame Kind hatte. Offensichtlich hatte auch sie inzwischen einen festen Platz in seinem Leben, das war ein schönes Gefühl.
Vorsichtig legte sie die Arme um ihn und zog ihn zu sich heran. "Oh Philippe...Das ist schrecklich...", flüsterte sie betroffen. "Es tut mir leid, ich wusste es nicht. Vielleicht hätte ich etwas behutsamer mit meiner Neuigkeit umgehen können. So etwas vergisst man wohl niemals... Aber diesmal wird es anders werden, Ihr werdet sehen."

Philippe

Als Amélie so verständnisvoll reagierte und ihn an sich zog, war es bei Philippe endgültig vorbei. Er schlang ebenfalls die Arme um sie, zog sie kurzer Hand auf seinen Schoß, um ihr nahe sein zu können und vergrub das Gesicht an ihrer Schulter. "Es braucht Euch nicht Leid zu tun, Ihr wusstet es ja nicht. Wie auch, wenn ich nicht mit Euch spreche." flüsterte er heiser und hielt Amélie fest in seinen Armen.
Es tat so gut seine Trauer vor ihr nicht verbergen zu müssen, dass Philippe nur wenige Augenblicke später bereits ruhiger wurde und begann sich zu entspannen.
"Ich betet zu Gott, dass es dieses Mal anders wird." murmelte er leise. "Ich kann nicht noch ein Kind verlieren. Und ich will gar nicht daran denken, dass Euch etwas zu stoßen könnte ..." Davor fürchtete er sich tatsächlich mehr als er erwartet hätte.

Amélie

Amélie war ein wenig überrascht, ließ sich dann aber von ihm auf den Schoß ziehen und strich tröstend mit den Fingern durch seine dunklen Locken. Dieser Mann hatte so ein gutes Herz, es war so schade, dass es ihm schon einmal so gebrochen worden war. Das hatte er wirklich nicht verdient.
Amélie küsste seine Schläfe und empfand mit einem Mal wirkliche Zärtlichkeit für ihn. "Redet mir mir, wenn Euch etwas bedrückt. Ich bin Eure Frau und das würde ich gerne in allen Bereichen sein. Ich möchte Euch eine Stütze sein.", flüsterte sie.
Sie spürte, dass er begann sich zu entspannen und lächelte sanft. "Das werdet Ihr auch nicht. Es wird diesmal gut gehen und mir wird auch nichts passieren. Ihr werdet sehen..."
Bald würden sie hoffentlich quicklebendigen Nachwuchs bekommen. Sie war zwar selbst unsicherer, als sie sich gab, weil es ihre erste Schwangerschaft war, aber das war nicht der Moment es zuzugeben.

Philippe

"Das werde ich." erklärte Philippe leise. Immerhin bewies sie ihm wieder einmal, wie sehr er sich auf sie verlassen konnte, sie verdiente es wirklich, dass er ihr vertraute. "Ihr solltet nicht nur meine Stütze sein, sondern ich auch die Eure. Gerade jetzt." murmelte er und strich Amélie über die Wange.
"Ihr seid so gut zu mir." bemerkte Philippe und küsste sie dann liebevoll.
Eins stand fest, er hatte Amélie mittlerweile wirklich in sein Herz geschlossen. Ein Umstand mit dem Philippe nicht gerechnet hatte und vor allem nicht damit, dass es so schnell gehen würde.
"Ich werde für Euch tun, was ich kann." versprach Philippe endlich. "Und Ihr solltet mit John sprechen, er ist wahrlich der beste Arzt weit und breit, er wird Euch helfen können."